Dreifachstecker gesucht | Die gefährlichste Ausfahrt im Kreisel | Pommes und Gemüse

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

beginnen wir mit einer Geschichte vom Weihnachtsmarkt. Kurz nachdem wir den RUMS-Brief am Freitagabend in die digitale Post gegeben hatten, sahen wir mit Schrecken diese Meldung: Einbrüche in Weihnachtsmarktbuden. Eine der Buden, um die es hier ging, war die Ehrenamtshütte auf dem Weihnachtsmarkt am Harsewinkelplatz, direkt gegenüber von unserem RUMS-Giebelhaus. Dort hatten Unbekannte, wie die Polizei in solchen Fällen immer so schön schreibt, die Tür aufgebrochen, um – ja, um was eigentlich? Das war anfangs gar nicht klar. Am Sonntagabend habe ich dann Wolfgang Nietan gefragt, der den Weihnachtsmarkt organisiert hat. Und der sagte mir, die Unbekannten hätten einen Stecker geklaut, einen Dreifachstecker oder noch genauer: einen weißen Dreifachstecker. Sie wissen schon: weiße Dreifachstecker, das Öl des 21. Jahrhunderts. Das Diebesgut deutet eher darauf hin, dass es sich um einen einzelnen Unbekannten oder vielleicht auch um eine Unbekannte handelt. Wenn man nämlich versucht, einen Dreifachstecker zu teilen, kann man ihn nicht mehr gebrauchen. Das Ding ist seitdem jedenfalls verschwunden. Daher eine Bitte: Wenn Sie irgendwo einen weißen Dreifachstecker sehen, informieren Sie bitte umgehend die Polizei.

Wir verkaufen Klopapier

Wir bleiben auf dem Weihnachtsmarkt. Marc-Stefan Andres und ich haben am Sonntagabend zwei Stunden lang am Harsewinkelplatz vor unserer Hütte gestanden, zwei Glühwein getrunken (2G-Pflicht, was will man machen) und interessante Gespräche geführt. Ab 17 Uhr, so hatten wir angekündigt. Ehrlicherweise waren wir fünf Minuten zu spät. Ein RUMS-Leser, für den wir vor Wochen einen Kontakt hergestellt hatten, wartete schon. Er sagte, ein paar Minuten habe er noch, aber dann müsse er gehen. Ich fragte, auf wen er denn warte. Er sagte: „Auf Herrn Heimann.“ Das ist so ein Moment, in den man sich fragt, ob man für das Bild über dem Brief vielleicht doch besser ein aktuelleres Foto genommen hätte. Aber dann fiel mir ein: die Maske. Das Problem ließ sich lösen.

Ein anderer Mann, sagen wir mittleren Alters, kannte RUMS noch nicht, wollte aber gern etwas über uns wissen. Unsere Kollegin in der Hütte erklärte ihm, was wir machen. Er nickte verständig und sagte: „Dann gehören Sie sicher zur Funke-Mediengruppe“. Und falls Sie das auch irgendwo gehört haben: Nein, das stimmt nicht. Einen Schluss, den wir aus unseren Erlebnissen am Weihnachtsmarkt gezogen haben, ist: Wir müssen besser erklären, was wir machen. Also: Wir verkaufen vom Zeichner Stephan Rürup gestaltete Stoffbeutel, RUMS-Tassen, Anti-Stressbälle, Notizblöcke, Klopapierrollen und vor allem: Geschenk-Abonnements. Kommen Sie doch einfach vorbei. Dann schenken wir Ihnen eine der schönen Postkarten, die Stephan Rürup für uns gezeichnet hat. Was Sie sonst noch am Harsewinkelplatz finden, das können Sie hier nachsehen.

Mehr Unfälle durch den Verkehrsversuch

Und nun müssen wir einmal quer durch die Stadt über die Promenade bis zur Kanalstraße. Hier endete nach den Herbstferien relativ abrupt einer der Verkehrsversuche, mit denen die Stadt herausfinden wollte, ob sich etwas verbessern lässt, wenn man hier und da Regeln ändert. Der Radverkehr hatte an dieser Stelle einige Wochen lang Vorfahrt. Doch das führte zu Problemen, so dass die Stadt dann doch früher den Autos die Vorfahrt zurückgab, als sie es zwischenzeitlich geplant hatte. Inzwischen sind die Markierungen und die überdimensionierten Schilder wieder verschwunden. Aber wir sind Ihnen noch einige Zahlen schuldig.

Die offene Frage war: Sind an dieser Stelle in der Zeit des Verkehrsversuchs denn wirklich mehr Unfälle passiert als sonst? Und waren es mehr als an anderen Promenadenkreuzungen?

Die Polizei hat uns dazu Zahlen genannt. Zwischen 2017 und 2020 passierten an dieser Stelle ein bis zwei Unfälle im Jahr, 2017 und 2020 jeweils einer, in den beiden übrigen Jahren zwei. Im Jahr 2021 zählte die Polizei an der Promenadenquerung Kanalstraße sechs Unfälle, vier davon im Zeitraum der Verkehrsversuche. Bei zwei Unfällen verletzten sich Menschen schwer, bei den beiden anderen leicht. Unfälle mit Sachschäden führt die Polizei nicht in dieser Statistik.

Aber hatten die Unfälle zur Zeit des Verkehrsversuchs überhaupt etwas mit den geänderten Regeln zu tun?

„Alle vier Unfälle haben einen Bezug zu dem Verkehrsversuch“, schreibt Polizeisprecherin Angela Lüttmann.

Und wie ist es an anderen Stellen, zum Beispiel ein paar Meter weiter an der Promenadenquerung in Höhe Kreuzschanze?

Dort passierten den Zahlen der Polizei nach von 2017 bis 2020 zwischen null und zwei Unfälle pro Jahr. 2017 null, 2020 zwei Unfälle, in den Jahren dazwischen jeweils einer. In diesem Jahr zählte die Polizei bis Anfang November drei Unfälle. Das kann natürlich daran liegen, dass die Menschen, noch irritiert vom Verkehrsversuch an der vorigen Kreuzung, hier geradewegs ins Verderben fuhren. Es kann aber auch eine andere Erklärung geben: Zufall.

Die gefährlichste Ausfahrt im Kreisel

Nachdem wir im RUMS-Brief angekündigt hatten, dass wir uns mit den Unfallzahlen beschäftigen werden, meldete sich Christian Römer vom Verein Code for Münster. Der Verein ist ein Zusammenschluss aus Menschen, die sich für mehr Transparenz in Politik und Verwaltung einsetzen und Daten der Allgemeinheit zugänglich machen möchten.

Ein Beispiel: Auf der Seite Klimawatch zeigt der Verein in einer grafischen Übersicht, wie weit Münster bei der Umsetzung einzelner Punkte aus dem Klimaschutzkonzept 2020 ist (Stand: 29. Juni 2021). Das Portal Openspending gibt einen Eindruck davon, wie sich der Haushalt der Stadt Münster in den Jahren 2007 bis 2016 zusammengesetzt hat.

Christian Römer schrieb uns, weil der Verein sich auch mit Daten zum Verkehr beschäftigt, die öffentlich zugänglich sind. Und manchmal hilft er auch etwas nach. Vor sechs Jahren erreichte er mit einer Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz, dass die Polizei die Unfalldaten für die Jahre 2007 bis 2014 herausgeben musste. Später lieferte sie auch noch die Werte bis 2019 nach. Code for Münster baute aus diesen Daten eine Karte, die, anders als die Unfallstatistik der Polizei, für die Jahre 2007 bis 2018 sichtbar macht, an welchen Orten sich Unfälle ereignet haben.

Die Karte ist sehr interessant. Sie finden sie hier. Auf ihr können Sie die Unfälle filtern und sortieren. Sie können also zum Beispiel herausfinden, wo sich in Münster im Juli 2012 montags und donnerstags Abbiegeunfälle ereignet haben, an denen Menschen auf Fahrrädern beteiligt waren, die einen Helm trugen – falls mal irgendwer danach fragen sollte.

Die interessanteste Funktion ist eine sogenannte Heatmap, eine Wärmekarte. Sie zeigt auf einen Blick, wo Münsters Straßen am gefährlichsten sind. Der heißeste Ort ist nach dieser Karte Jahr für Jahr der Ludgerikreisel. Die Polizei dokumentiert in ihrer Statistik auch hier nur Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden. Blechschäden sind nicht enthalten. Und einige Unfälle lassen sich nicht zuordnen, weil die Ortsangaben ungenau sind oder fehlen. Möglicherweise sind die Zahlen auch aus anderen Gründen nicht vollständig. An der Kreuzung von Kanalstraße und Promenade etwa sind zwischen 2007 und 2018 nach der Übersicht nur zwei Unfälle mit verletzten Personen vermerkt. Das erscheint unwahrscheinlich.

Für eine exakte Ursachen-Analyse eignen sich die Daten also wohl nicht. Aber die Karte ist trotzdem hilfreich, denn sie zeigt deutlich Tendenzen.

Am Ludgerikreisel zum Beispiel macht Karte sichtbar, welche Stellen besonders gefährlich sind. Insgesamt sind hier für die Jahre 2007 bis 2018 genau 89 Unfälle vermerkt, immerhin knapp zwei Prozent aller hier in diesem Zeitraum dokumentierten Zusammenstöße. Allein 29 passierten an der Ausfahrt zur Hafenstraße, 28 an der Ausfahrt zur Moltkestraße, 16 an der in Richtung Hammer Straße, 10 an der Einmündung zur Ludgeristraße und 6 an der Abzweigung zur Schorlemerstraße.

Falls Sie beim Blick auf die Karte irritiert sind: Die Übersicht fasst die Unfälle an der Hafenstraße und der Schorlemerstraße zusammen. Aber wenn man sich die Fälle einzeln ansieht, sind die genauen Orte zu erkennen.

Man fragt sich nun: Wissen Stadt und Polizei denn davon gar nichts? Doch, natürlich, sie wissen bestens Bescheid. Das Problem ist seit Jahren bekannt, aber man bekommt es nicht unter Kontrolle.

Hier die kurze Geschichte eines bislang vergeblichen Versuchs:

Den Kreisel gibt es seit 1936. Vorher bestand an dieser Stelle allenfalls die Gefahr, von einer Straßenbahn überrollt zu werden, wie dieses alte Foto zeigt. Nach dem Krieg breitete der Verkehr sich aus, in den 1970er-Jahren war er schon zum Problem geworden. Die Stadt plante eine Kreuzung mit Unterführung. Doch, Sie ahnen es, daraus wurde nichts.

Kurz nach der Jahrtausendwende hatte man einen neuen Plan. Vor allem die CDU wollte an dieser Stelle eine Tiefgarage bauen, aber sie rechnete nicht mit dem großen Widerstand, der sich gegen das Projekt formierte und den amtierenden Oberbürgermeister Berthold Tillmann (CDU) beinahe seine Wiederwahl gekostet hätte. Als sich im Jahr 2004 nach der Kommunalwahl herausstellte, dass es auf eine Stichwahl zwischen Tillmann und Christoph Strässer (SPD) hinauslaufen würde, begrub Tillmann das Projekt und gewann die Wahl.

Im gleichen Jahr passierte im Kreisel seit Langem wieder ein tödlicher Unfall. Es ist einer von dreien seit dem Bau des Kreisverkehrs. Die SPD unternahm in der Bezirksvertretung den Versuch, den Verkehr an dieser Stelle sicherer zu machen. Doch dann blieb erst mal wieder alles, wie es war. Im Jahr 2008 baute Stadt den Kreisel um. Seitdem gibt es Schutzstreifen für den Radverkehr, die so beliebt sind, dass auch Autos sie gerne mitnutzen. Außerdem baute man sogenannte Holperflächen, mit denen das Tiefbauamt herzlich die Stoßdämpfer der über sie holpernden Autos grüßt. Und man stellte mehr Stoppschilder auf.

Wie sich die Unfallzahlen in den Jahren darauf entwickelten, zeigt eine Übersicht, die die Stadtverwaltung im Jahr 2009 erstellte, als die CDU einen Bericht über die Entwicklung am Ludgerikreisel sehen wollte. Laut dieser Übersicht passierten im Kreisel zwischen 2000 und 2008 jährlich zwischen 100 und 130 Unfälle mit pro Jahr etwa 10 bis 20 Verletzten. Die häufigsten Unfallarten waren: Fahrrad fährt auf Auto auf (22 Prozent). Auto übersieht Fahrrad bei der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr (16 Prozent). Und: Auto übersieht Fahrrad auf den Fußgängerüberwegen (15 Prozent).

Seitdem hat sich am Kreisel nicht viel verändert. Zwischendurch gab es immer wieder Ideen dazu, wie man die Situation in den Griff bekommen könnte. Ein Vorschlag war: mit einem sogenannten Hovenring, wie man ihn aus den Niederlanden kennt, gewissermaßen ein zweiter Kreisverkehr für Fahrräder, der über dem ebenerdigen Kreisel schwebt. Zuletzt schlug vor zwei Jahren jemand in einem Leserbrief an die Zeitung vor, doch einfach Ampeln aufzustellen. Allerdings ist ein Kreisverkehr ja gerade der Versuch, von den Ampeln wegzukommen. Und so blieb es auch in diesem Fall bei einer Idee.

Und wie geht es jetzt weiter? Fragt man in der Politik oder der Stadtverwaltung herum, hört man: Tja, der Ludgerikreisel, da traut sich keiner so richtig ran. Am Montagmittag haben wir die Stadt auch offiziell gefragt, ob es für den Kreisverkehr zurzeit irgendwelche Pläne gibt. Eine Antwort haben wir noch nicht. Wenn es um den Kreisel geht, scheint alles etwas länger zu dauern. Sobald die Antwort kommt, reichen wir sie natürlich sofort nach.

In eigener Sache

Verschenken Sie doch mal ein RUMS-Abo!

Infobox-Grafik mit Foto mehrerer RUMS-Geschenk-Abos

Suchen Sie noch ein anspruchsvolles Weihnachtsgeschenk für einen lieben Menschen, der in Münster lebt? Wir hätten da eine Idee: ein RUMS-Geschenk-Abo! Das gibt es an unserem Weihnachtsmarkt-Stand jetzt exklusiv auch in schön gestaltet als Papier-Gutschein. Wir bieten drei verschiedene Varianten an: 3 Monate (24 Euro), 6 Monate (48 Euro) oder 12 Monate (96 Euro). Beim Kauf bekommen Sie auch noch ein kleines Geschenk dazu. Und wenn Sie uns nicht physisch besuchen können, finden Sie unser Geschenk-Abo auch als digitale Version online hier zu kaufen.

In aller Kürze

+++ Seit Samstag gilt in der Innenstadt auch in den Geschäften die 2G-Regel. Ich selbst hatte am Samstagmorgen in einem größeren Kaufhaus im Zentrum kurz das Gefühl, die wichtigste Änderung sei, dass die 2G-Schilder jetzt gut sichtbar am Eingang hängen. Aber wir haben das gestern im Laufe des Tages noch einmal überprüft. Mittlerweile kommt man ohne Impfnachweis in so gut wie keinen Laden und auch in kein Café mehr. Wenn Sie andere Erfahrungen machen, schreiben Sie uns.

+++ Vor zwei Tagen ist in der Tageszeitung taz ein Interview mit unserer Kolumnistin Marina Weisband erschienen. Darin spricht sie über ihre Krankheit, deren Name aus fünf Buchstaben besteht: ME/CFS, das chronische Erschöpfungssyndrom oder in voller Länge: Myalgische Enzephalomyelitis/das Chronisches Fatigue Syndrom. Ihre Symptome beschreibt Marina Weisband wie das Gefühl einer ständigen schweren Grippe, nur ohne Husten und Schnupfen. In Deutschland haben etwa eine Viertelmillion Menschen diese Krankheit. In Münster gibt es eine Selbsthilfegruppe, aber noch keine Anlaufstelle für Betroffene. Mit einem offenen Brief an die Uniklinik wollen Ärzte und Betroffene erreichen, dass sich das ändert. Als ersten Schritt schlagen sie einen Runden Tisch vor.

​​+++ Das Dilemma der Verkehrsführung in der Münster ist gut zu erkennen, wenn man von oben auf die Stadt schaut: „Tief im Stadtkern verankerte Parkhäuser“, schrieb der Fahrradaktivist Stefan Blume gestern bei Twitter zu einer Grafik, die das Problem illustriert. Die Windthorststraße diene fast ausschließlich als Zubringerweg für Autos, die ins Parkhaus wollten. Joachim Brendel, Verkehrsexperte der Industrie und Handelskammer in Münster, kommentierte: „Ja, die Lage bereitet Probleme, wenn der Zufluss weiter ungesteuert bleibt.“ Das könne man aber technisch in den Griff bekommen. Ein Problem sei, dass die Straße auch die Zufahrt zur Raphaelsklinik sei. Das mache die Beschränkung nicht leichter. Blume wandte ein, eine Beschränkung werde nicht ausreichen. Man müsse die absolute Zahl an Autos reduzieren. Und an dieser Stelle steckt die Diskussion bislang weiter im Stau.

+++ Die seismischen Messungen im Münsterland, über die wir am vergangenen Dienstag im RUMS-Brief berichtet haben, sind seit dem Wochenende abgeschlossen, meldet der Geologische Dienst Nordrhein-Westfalen in einer Pressemitteilung.

+++ Bei einem Corona-Ausbruch in der Kita muss nur das infizierte Kind in Quarantäne – alle anderen nicht, auch wenn nicht unwahrscheinlich ist, dass andere Menschen sich längst angesteckt haben. In der Kita St. Ursula in Roxel ist das passiert. Mittlerweile gibt es acht bestätigte Infektionen. Die Journalistin Nicole Albers hat ein Kind in der Kita. Doch im Moment sitzt die ganze Familie zu Hause in Quarantäne. Am Montag berichtete sie in einem Beitrag im Deutschlandfunk (ab Minute 12) über die für sie unbefriedigende Situation. Bei der Stadt heißt es, man halte sich lediglich an die Regeln. Bei den Kita-Eltern gehen die letzten Geduldsvorräte langsam zur Neige.

+++ Die scheidende Kulturstaatssekretärin Monika Grütters (CDU) hat in einem Interview mit den Westfälischen Nachrichten das Offensichtliche ausgesprochen und damit in Münster für große Verwunderung gesorgt. Aus Sicht des Bundes sei der Musik-Campus eher ein „regionales Projekt, wie es einige gibt in Deutschland“, sagte sie. Bislang hatte man im Rathaus offenbar noch die kleine Hoffnung, dass ein Kongresssaal, in dem auch Konzerte stattfinden, mit angegliederter Musikschule in Berlin für etwas über die Grenzen hinaus Einmaliges gehalten werden könnte – und damit auch dem Bund einen dicken Förderscheck wert sei. Münsters SPD-Fraktionschef Marius Herwig sagt dazu nun via Pressemitteilung, die Äußerungen läsen sich „wie ein erster Sargnagel“ für das Projekt. Sie ließen Zweifel daran aufkommen, ob die vom Oberbürgermeister in Aussicht gestellten Fördergelder von Bund und Land nicht nur Worthülsen seien. Markus Lewe gebe weiter keine Antwort auf Fragen zum Konzept und zur Finanzierung, die schon seit Jahren im Raum stünden. Die CDU-Landtagsabgeordnete Simone Wendland antwortete, ebenfalls in einer Pressemitteilung, die SPD wolle den Musik-Campus kaputtreden. Die Koalition habe versprochen, das Projekt weiterzuverfolgen. Darauf müssten Uni und Stadt sich jetzt auch verlassen können. Fortsetzung folgt…

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Korrekturen und Ergänzungen

Im RUMS-Brief am Freitag haben wir die Ausstellung zum Film „Alle Jahre wieder“ empfohlen, die bis Ende Februar im Stadtmuseum zeigt, wie die Schauplätze des Films heute aussehen. Bei der Gelegenheit haben wir auch einen Tipp gegeben, wo man den Film heute noch bekommt (LWL-Shop oder Amazon Prime). Was wir danach erst vom RUMS-Leser Klaus Brockmeier erfuhren: Sie können den Film auch von zu Hause schauen, ohne den Film zu kaufen oder Amazon-Kunde zu werden. Dazu brauchen Sie nur einen Stadtbücherei-Ausweis. Der kostet im schlechtesten Fall zwei Euro im Monat. Mit ihren Nutzerdaten können Sie sich kostenlos auf der Plattform Filmfriend anmelden. Das ist sozusagen das Netflix der öffentlichen Bibliotheken.

Heute Morgen kam gleich noch ein Hinweis, und zwar RUMS-Leser David Kluge. Er ist Redakteur des Kinokultur-Magazins Films und weiß daher – das hatten wir ebenfalls unterschlagen –, dass der Film seit 24 Jahren im Dezember im Filmclub im Schlosstheater läuft. Nächster Termin: 22. Dezember. Tickets bekommen Sie hier.

Und weil ja bald Weihnachten ist, wie Sie hoffentlich schon wissen, dazu hier noch eine weitere Empfehlung. Thorsten Hennig-Thurau, Marketing-Professor, Filmexperte und Initiator der Ausstellung im Stadtmuseum, hat vor einem Jahr ein Buch zu Ulrich Schamonis Klassiker veröffentlicht, einen filmischen Stadtrundgang zu den Orten, an denen „Alle Jahre wieder“ entstanden ist – mit vielen Menschen, die Sie aus Münster kennen: mit Götz Alsmann, Steffi Stephan oder mit unserer Kolumnistin Marina Weisband. Sie ist auch auf dem Cover zu sehen.

Corona-Update

Die Virologin Linda Brunotte von der Uni Münster hält die Omikron-Variante der Coronaviren für wahrscheinlich nicht gefährlicher als den Vorgänger Delta. In einem von der Uni selbst veröffentlichten Interview wies sie jedoch gleichzeitig darauf hin, dass vieles über die Variante noch nicht bekannt sei. Der amerikanische Experte Anthony Fauci kommt zu einer ähnlichen Einschätzung. Er ist sich sogar allerdings „nahezu sicher, dass sie (Omikron, Anm. RUMS) nicht schlimmer ist als Delta“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Die Inzidenz in Münster ist wie immer am Dienstag nach dem Meldeloch vom Wochenende leicht gestiegen. Die Stadt meldet heute einen Wert von 144,4 (Neuinfektionen pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche). Gestern waren es 136,9. Seitdem sind 34 Neuinfektionen dazu gekommen. Damit gelten in der Stadt momentan 814 Menschen als infiziert. 32 liegen im Krankenhaus, elf auf der Intensivstation, neun werden beatmet.

Für Auffrischungsimpfungen gibt es seit heute eine neue Frist. Ab sofort können sich auch Menschen einen Booster holen, deren letzte Impfung fünf Monate zurückliegt, beim Impfstoff Johnson & Johnson sind es weiter vier Wochen, schreibt die Stadt. Freie Termine gibt es weiter im Jovel. Terminbuchung hier.

Morgen impft das mobile Team der Stadt Menschen über 30 (Voraussetzung: nicht schwanger) zwischen 13 und 16:30 Uhr im Pfarrzentrum St. Josef an der Kristiansandstraße in Kinderhaus. Am Donnerstag ist das Impfteam von 13 bis 17 Uhr da. Impfstoff: Moderna. Weitere Infos finden Sie hier.

Unbezahlte Werbung

Wir kehren noch einmal zurück zum Weihnachtsmarkt am Harsewinkelplatz. Heute ausnahmsweise mit zwei Empfehlungen, weil der Weg sich ja auch lohnen soll. Wenn Sie aus Richtung Windthorststraße kommen und auf dem Platz an den Kirschen von Thomas Schütte vorbeilaufen, dann haben Sie den Glühweinstand schon im Blick. Rechts davon sehen Sie eine, nun ja, Pommesbude. Es ist aber keine normale Pommesbude, sondern eine, in der zwei Menschen, die aus der Landwirtschaft kommen, Sarah und David, die Kartoffeln am Stand frisch schneiden und dann zweimal frittieren. Das schmeckt man. Heiße Empfehlung von uns.

Wenn Sie danach noch etwas zu essen mit nach Hause nehmen möchten, dann fragen Sie sich durch zur Super-Food-Bude (Hütte 5, Richtung Stubengasse). Dort bekommen Sie Lebensmittel, die frei von Pestiziden, Dünger oder Gentechnik sind, angebaut am Schleebrüggenkamp im Norden von Münster. Falls Sie sich darunter nichts vorstellen können, hier können Sie sich das Sortiment ansehen. Es besteht aus Weizengras, Komatsuna, Mizuna oder auch ganz herkömmlichem Gemüse wie Radieschen, Brokkoli oder Grünkohl. Und falls Sie es nicht schaffen, zum Weihnachtsmarkt zu kommen, hätten wir auch eine Lösung. Auf der Seite mit dem Sortiment können Sie alles auch bestellen.

Drinnen und draußen

In das inzwischen leider wieder immer überschaubarer werdende Veranstaltungsangebot hat Johanne Burkhardt sich eingearbeitet. Das hier sind ihre Empfehlungen.

+++ Wie gut kennen Sie das Münsterland? Egal, wie Ihre Antwort lautet, beim digitalen Zoom-Quiz am Mittwoch können Sie Ihr mehr oder weniger beeindruckendes Münsterland-Wissen unter Beweis stellen. Die Quiz-Kategorien reichen von Schlössern und Burgen über die besten Reitwege, hin zu kuriosem Nischenwissen. Los geht es um 19:30 Uhr. Wenn Sie sich hier anmelden, können Sie kostenlos mitraten.

+++ Und dann noch ein Tipp, den Sie bequem von Zuhause aus genießen können. Die neue 3Sat-Doku „Fictions for Future – von der Apokalypse lernen“, geht dystopischen Kulturklassikern wie „The Walking Dead“, „The Day After Tomorrow“ oder der Matrix-Trilogie auf die Spur: Was fasziniert uns am Untergang? Und was können wir aus den fiktiven Szenarien lernen?

Zum Schluss noch zwei Empfehlungen von mir:

+++ Ein Filmtipp: Am Samstag um 20:15 Uhr läuft im ZDF der neue Wilsberg („Einer von uns“). Zum ersten Mal mit Patricia Meeden als Anwältin Dr. Tessa Tilken, die einsteigt, nachdem Ina Paule Klink ausgestiegen ist. Die Story ist natürlich wie immer eher nebensächlich, aber für die Chronik: Der Journalist Sebastian Nielsen ist verschwunden, es gibt eine Blutspur und eine Drohung. War es Mord? Vielleicht haben Sie schon eine Ahnung. Und warum schreibe ich das schon am Dienstag? Sie können sich den Film auch schon vorher ansehen. Er steht bereits in der ZDF-Mediathek.

+++ Die zweite Empfehlung ist ebenfalls ein Termin am Wochenende, der unter Umständen schon heute relevant ist – jedenfalls, wenn Sie selbst mitmachen möchten. An der Overbergschule im Hansaviertel findet am Samstag von 10 bis 16 Uhr ein Spenden-Flohmarkt statt. Die Einnahmen aus den Standgebühren, den Getränken und dem Waffelverkauf gehen an die Geflüchtetenhilfe Collective Aid. Einen Stand buchen können Sie hier.

Am Freitag holt Constanze Busch für Sie ihren Füller aus der Schublade, der Brief kommt aber natürlich wie immer trotzdem digital. Haben Sie eine schöne Woche.

Herzliche Grüße

Ralf Heimann

Mitarbeit: Johanne Burkhardt

PS

Den Verein Code for Münster, der aus Daten nützliche Anwendungen baut, haben wir oben schon vorgestellt. Eine der Anwendungen habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Es ist ein kleines Spiel, mit dem Sie testen können, wie gut Sie Münster kennen. Schnell erklärt: Auf dem Bildschirm sehen Sie den Namen eines Stadtteils. Auf einer Karte müssen Sie ihn dann zuordnen. Die Zeit läuft. Das Spiel heißt „Click that Hood“. Sie finden es hier. Und falls Sie jetzt denken, das kann doch nicht so schwer sein – ja, das dachte ich auch.

PPS

Der großartige Geschichtenerzähler Henning Stoffers hat ein neues Buch veröffentlicht, und weil ich im Herzen auch Service-Journalist bin, liefere ich Ihnen heute ein mögliches Weihnachtsgeschenk nach dem nächsten. Es ist der zweite Band einer Reihe mit Titel „Münster – Menschen, Geschichten und Erinnerungen“, und es geht zum Beispiel um die Geschichte des Weinhauses Niemer in der Salzstraße, an das heute noch ein unscheinbarer Eingang neben der Drogerie Rossmann erinnert. Dieser Eingang führt über eine Treppe in eine andere Welt, auch heute noch, erzählte Henning Stoffers mir einmal. Über die Geschichte des Weinhauses hat er einen sehr schönen Text mit vielen alten Bildern in seinem Blog geschrieben. Das neue Buch können Sie hier bestellen, den ersten Band finden Sie hier.

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