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Razzia im Missbrauchsfall | Uniklinik mit Rekordminus | Polizist sieht keine Fehler
Guten Tag,
am frühen Dienstagmorgen haben 180 Polizistinnen und Polizisten in Nordrhein-Westfalen und drei weiteren Bundesländern Wohnungen durchsucht, um Beweise für weitere Missbrauchsfälle zu finden. Das Ergebnis ist: Es gibt drei neue Tatverdächtige aus Aachen und Hannover, und es gibt Hinweise auf ein siebtes Opfer. Die Zahl der mutmaßlichen Täter steigt damit auf 21, zehn davon sind in Haft. Die Festnahme war die gute Nachricht, die NRW-Innenminister Herbert Reul(CDU) am Dienstagmorgen zur gemeinsamen Sondersitzung von drei Ausschüssen des NRW-Landtages mitbrachte, in der es um offene Fragen zum Missbrauchsfall in Münster gehen sollte. Nach der guten Nachricht kam aber auch gleich schon wieder die Ernüchterung. Es gebe jeden Tag eine neue Lage. „Es geht immer nur Stück für Stück voran“, sagte Reul.
Wie viel Geduld man brauchen wird, hatte NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) erst am Montag mit einer Zahl deutlich gemacht, die man sich kaum vorstellen kann und auch gar nicht möchte. Inzwischen haben die Behörden aus Ermittlungen in einem anderen Fall in Bergisch GladbachHinweise auf über 30.000 Tatverdächtige. Biesenbach sagte, das sei eine „neue Dimension des Tatgeschehens“. Im sei „speiübel geworden“. Auch Biesenbach nahm an der Sondersitzung am Dienstagmorgen teil, die im Internet übertragen wurde. Familienminister Joachim Stamp (FDP) war ebenfalls dabei. Ein Ziel der Sondersitzung sollte sein, den Informationsfluss zwischen den Behörden zu verbessern, denn das war auch schon bei den Fällen vor Münster ein Problem gewesen.
Die Dimension macht auch deutlich, warum nicht alles, was hinterher zweifelsfrei als Hinweis erscheint, vorher als Hinweis erkannt wurde – und warum nicht alles so schnell ging, wie man es sich gewünscht hätte. Als das Tablet und das Smartphone von Adrian V. etwa im Sommer 2019 beim Landeskriminalamt lagen, sei man dort weiterhin davon ausgegangen, dass es hier nicht um Missbrauch gehe, sondern um den Verdacht, dass jemand Kinderpornografie verbreitet hatte. „Deswegen wurden die Geräte dann in die Reihe gelegt“, sagte Reul. Im Landeskriminalamt habe man „zu dem Zeitpunkt 300 bis 500 gleichgelagerte Fälle“ zu klären gehabt.
Anfangs sah es offenbar auch nicht danach aus, dass es schnell gelingen könnte, das Passwort zum Rechner von Adrian V. zu knacken. Ein Computer hätte dafür ungefähr 30 Jahre gebraucht, sagte Reul. Dass es dann doch schneller ging, lag daran, dass Adrian V. einen Fehler gemacht hatte. Er hatte sein iPad nur nachlässig geschützt. Eine Polizistin wendete das Passwort in verschiedenen Variationen auf den Computer an. „Irgendwann hatte sie Glück“, sagte Reul. Das Schloss öffnete sich.
Das war am 12. Mai 2020. In der Nacht zum 14. Mai nahm die Polizei Adrian V. fest. Keine 48 Stunden später. Auf dem Rechner hatte man Hinweise darauf gefunden, dass es hier nicht allein um Kinderpornografie ging, sondern auch um Missbrauch – vor allem um den Missbrauch des zehnjährigen Sohnes der Lebensgefährtin von Adrian V.
115 Menschen arbeiten an dem Fall
In der über vier Stunden langen Sondersitzung am Dienstag ging es um viele kleine Details und viele Zahlen. „Die Crux ist: Mehr Fälle gleich mehr Täter gleich mehr Opfer gleich mehr Daten gleich mehr Arbeit“, sagte Reul. So sei die Zahl der entdeckten Missbrauchsfälle im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent gestiegen, im Zusammenhang mit Kinderpornografie liege der Zuwachs in NRW bei über 67 Prozent. Kinderpornografische Abbildungen gäben oft erste Hinweise auf Missbrauchsfälle. So sei es auch in Münster gewesen.
Später kam dann die Frage, wieso denn die Bewährung von Adrian V. nicht ausgesetzt worden sei, nachdem man nach zwei Verurteilungen wieder Kinderpornografie bei ihm entdeckt hatte. Die Antwort aus dem Justizministerium: Die rechtlichen Voraussetzungen seien nicht erfülltgewesen. Ein Verdacht auf eine Straftat reichte danach in diesem Fall nicht aus, um die Bewährung aufzuheben. Adrian V. hätte entweder erneut verurteilt werden oder die Tat zugeben müssen, so hieß es. Doch keine der beiden Voraussetzungen war erfüllt. In Münster arbeiten laut Reul zurzeit 115 Menschen an diesem Fall. In ganz Nordrhein-Westfalen gibt es bei den Kreispolizeibehörden inzwischen 263 Stellen zur Aufklärung von Straftaten auf diesem Gebiet. Und noch bevor heute eine neue Arbeitsgruppe („Taskforce“) zur Cyberkriminalität ihre Arbeit aufnimmt, wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung berichtet, kamen am Dienstagmittag weitere neue Details ans Licht.
Drei weitere neue Verdächtige
Die Polizei und die Staatsanwaltschaft meldeten gemeinsam: Der festgenommene Mann aus Aachen ist 26 Jahre alt. Er soll Anfang Mai mit in der Gartenlaube in Münster gewesen sein, als dort mehrere Männer drei Kinder missbrauchten, unter anderem den zehnjährigen Sohn der Lebensgefährtin von Adrian V. Der Mann aus Aachen soll den Jungen auch bei anderen Gelegenheiten missbraucht haben, in Winterberg, Münster und Dresden.
Die beiden Männer aus Hannover sind 29 und 49 Jahre alt. Der 49-Jährige soll sich öfter mit Adrian V. und dem zehnjährigen Jungen getroffen haben. Der 29-Jährige war laut der Mitteilung mit Adrian V. und dem Jungen im Urlaub. Auch dort sollen sie den Jungen missbraucht haben. Die Polizei stellte das Handy und den Laptopdes 29-Jährigen sicher. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie darauf Hinweise auf weitere Taten finden.
Und es gibt drei weitere Tatverdächtige, aus Heiligenhaus, Langenhagen und Norderstedt, 34, 36 und 52 Jahre alt. Der Mann aus Langenhagen soll mit Adrian V. und dem zehnjährigen Jungen zusammen auf einem Campingplatz gewesen sein. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass er sich entweder an Missbrauchstaten beteiligt hat oder von ihnen wusste. Der Mann aus Norderstedt hat ein Wohnmobil. Er soll Adrian V. und den Jungen ebenfalls auf dem Campingplatz getroffen haben. Das Wohnmobil hat die Polizei sichergestellt.
Der Tatverdächtige aus Heiligenhaus soll noch Ende Mai Kontakt zu Adrian V. und dem Jungen gehabt haben. Gegen ihn hat das Landeskriminalamt auch in der Vergangenheit schon ermittelt, weil er Kinderpornografie besessen hatte, mindestens zwei Mal. In seiner Wohnung fand die Polizei einen Laptop, Kinderspielzeug und ein aufblasbares Bett. Die Staatsanwaltschaft fügt die Puzzleteile jetzt langsam zusammen. Das wird wohl noch etwas dauern. Es ist so, wie Herbert Reul sagt: „Es geht immer nur Stück für Stück voran.”
Uniklinik macht Rekordminus
Die Uniklinik Münster hat im vergangenen Jahr ein Rekordminus von knapp 40 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Westfälischen Nachrichten meldeten das am Montag zuerst. Sie hatten auch schon im Juli 2018 berichtet, als der Geschäftsbericht der Klinik ein Minus von knapp 30 Millionen Euroauswies. Der Artikel damals trug die Überschrift „Sparprogramm auf allen Ebenen“. Drei Jahre lang werde man sich mit Investitionen in die eigene Infrastruktur zurückhalten und die Personalkostensenken, so hieß es damals. Zwei Wochen später führte die Zeitung ein Interview mit Robert Nitsch und Christoph Hoppenheit, dem damaligen Ärztlichen und dem aktuellen Kaufmännischen Direktor. Über dem Artikel stand: „Wende schon wieder in Sicht.“ Im Jahr darauf wurde das Defizit tatsächlich um sieben Millionen kleiner. Doch eine Wende war es nicht. Inzwischen ist das Finanzloch so groß wie nie. Aber woran liegt das?
Die Uniklinik nennt dafür vor allem zwei Gründe: Hohe Investitionskosten, für die es keine Zuschüsse vom Land gibt, und die Unterfinanzierung der Pflege. 17 Millionen Euro des Defizits seien „Gelder, die wir eingesetzt haben, um das Klinikum betriebsfähig zu halten“, sagt Christoph Hoppenheit. Das sind laut Hugo van Aken, seit einem halben Jahr neuer Ärztlicher Direktor der Klinik, zum Beispiel Kosten für Software-Lizenzen. Allein die Windows-10-Lizenzen zu erneuern, koste zwei bis vier Millionen Euro, sagt er. Verzichte man auf die neuen Lizenzen, müsse man mit Bußgeldern zwischen 10 und 20 Millionen Euro rechnen.
Von solchen Posten gibt es viele. Die Uniklinik zählt auf Nachfrage einige auf: Die SAP-Lizenzen kosten 1,2 Millionen Euro. Die Labordiagnostik ist für 2,7 Millionen Euro automatisiert worden. Zwei neueMagnetresonanztomographie-Geräte, kurz MRT, haben 3 Millionen Euro gekostet. Auch viele weitere kleine Geräte müsse die Klinik selbst bezahlen.
Dass die Personalkosten in den vergangenen Jahren trotz Sparprogramm weiter gewachsen sind, begründet van Aken vor allem mit den Tarifverträgen. Allein durch neue Regelungen für Bereitschaftsdienste entstünden der Uniklinik Kosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro.
Pflegekräfte sind rar
Das andere große Problem, die Unterfinanzierung der Pflege, kommt dadurch zustande, dass Krankenhäuser für die Pflegeleistungen, etwa bei Operationen, von den Krankenkassen nur wenig Geld bekommen. Das ändert sich noch in diesem Jahr (neue gesetzliche Fallpauschalen).
Hinzu kommt: Pflegekräfte sind rar. Und wenn nicht genügend Intensiv-Pflegepersonal vorhanden ist, kann eine Klinik nicht operieren. Im vergangenen Jahr seien deswegen teilweise fünf bis sechs Operationssäle gesperrt gewesen, sagt van Aken. Der Anteil am Minus, den die Unterfinanzierung der Pflege verursacht, liegt laut Uniklinik bei zehn Millionen Euro. Die Einbußen durch den Pflegemangel machen ebenfalls einen Millionenbetrag aus, den die Uniklinik allerdings nicht beziffert.
Hugo van Aken sagt, inzwischen seien von 39 Universitätskliniken nur noch maximal fünf im Plus. Die Höhe des Defizits in Münster ist allerdings schon außergewöhnlich. Zur finanziellen Entwicklung im laufenden Jahr macht die Klinik keine Angaben. Immerhin eine gute Nachricht gibt es aus der Pflege. „Wir scheinen die Talsohle durchschritten zu haben und haben Stand heute zur Jahresmitte bereits so viele Pflegekräfte eingestellt wie im gesamten Vorjahr“, sagt Pflegedirektor Thomas van den Hooven. Der Aufsichtsrat der Uniklinik hat den Vorstand am Montag entlastet und das Defizit in Höhe von 39,5 Millionen Euro genehmigt. Über der Pressemitteilung steht: „Zuversicht trotz Defizit.“ Ein bisschen erinnert das an 2018. Auch diesmal gibt es einen Drei-Jahres-Plan. Aber diesmal gibt es auch Hinweise darauf, dass das Bewusstsein für das Problem oben angekommen sein könnte.
Die Wissenschaftsministerinnen und Wissenschaftsminister der Länder haben vor ein paar Tagen ein Gespräch mit den Vorstand des Verbands der Universitätskliniken in Deutschland geführt. Es ging um die Folgen der Pandemie und die Finanzierung der Krankenhäuser, vor allem um die strukturellen Probleme. Danach gab die Kultusministerkonferenz eine gemeinsame Pressemeldung heraus. Sie trägt die Überschrift: „Universitätskliniken stabilisieren und Innovationsfähigkeit sichern.“
+++ Die Bundesregierung hat Anfang Juni angekündigt, mögliche rassistische Tendenzen in der Polizei wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Vielleicht wäre das aber gar nicht nötig. Sie hätte auch einfach Alexander Koch fragen können, den stellvertretenden Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei in Münster, der am Wochenende im Interview mit den Westfälischen Nachrichten (€) gesagt hat: „Meines Erachtens haben wir als Polizei kein Fehlverhalten im Umgang mit Migranten.“ Koch wirft anderen, etwa der SPD-Chefin Saskia Esken, „undifferenzierte Aussagen“ vor, sagt aber selbst über die Gemütslage seiner Kolleginnen und Kollegen Sätze wie: „Sie haben die Schnauze voll davon, immer wieder ungerechtfertigt mit dem Vorwurf des Rassismus konfrontiert zu werden und immer öfter Opfer von Gewalt zu werden.“ Das ist zum einen eine Standardsituation im Umgang mit Kritik. Man dreht den Spieß einfach um und macht sich selbst zum Opfer. Zum anderen wirft Koch hier zwei Dinge durcheinander. Das eine ist die Gewalt gegen die Polizei. Das ist ein Problem. Das andere sind Vorwürfe von Menschen, die sagen, sie seien von der Polizei aufgrund ihres Aussehens diskriminiert worden. Das ist ein anderes Problem. Und was man wohl sagen kann: Wer möchte, dass die eigenen Probleme ernst genommen werden, macht sicher nichts falsch, wenn er signalisiert, dass er auch die Probleme von anderen ernst nimmt.
+++ Mitte März haben wir den Begriff „Homeschooling“ gelernt. Eltern haben ihre Kinder zu Hause unterrichtet. Aber jetzt sagt der Homeschooling-Experte Volker Ladenthin von der Uni Münster im Interview mit der Zeitung Die Welt: „Was wir in Deutschland infolge der Schulschließungen erlebt haben, hat mit Homeschooling so viel zu tun wie das Kellnern mit dem Kochen.“ Echtes Homeschooling gebe es, so Ladenthin, in den USA, der Schweiz oder Österreich. Dort sei es staatlich organisiert. Und dort erarbeiteten Eltern zusammen mit den Schulen die Lehrpläne. In Deutschland seien die Eltern „unselbstständige Gehilfen der Schule“. Homeschooling sei für berufstätige Eltern ohnehin keine Option. Für bestimmte Kinder und Jugendliche dagegen schon, so Ladenthin, sofern man es richtig mache. Dann habe das Lernen zu Hause sogar Vorteile. „Schule ist im Verhältnis zum individuellen Lernen langsamer, denn das Lerntempo einer Klasse orientiert sich immer am Schwächsten“, sagt Ladenthin. Und welche Erfahrungen bleiben den Eltern nun nach Corona? Ladenthin: „Viele! Sie wissen jetzt wieder, welch ein Glück es ist, in einem Land mit kostenlosem Schulbesuch zu leben.“ Dass sie das einmal denken würden, hätten viele zu ihrer eigenen Schulzeit wahrscheinlich auch nicht gedacht.
In unserem Brief am Freitag schrieben wir, die Bundesstraße 51, kurz B51, um die es in der Ratssitzung vor einer Woche ging, sei die Straße, die Münster irgendwann einmal mit Bielefeld verbinden sollte. Das stimmt ganz grob, aber dann doch wieder leider nicht so ganz. Richtig ist: Die B51 ist eine 570 Kilometer lange Verbindung zwischen der Gegend um Bremen und dem Saarland. Gleichzeitig ist sie ein Teilstück der Verbindung zwischen Münster und Ostwestfalen-Lippe. Auf dem Stadtgebiet von Münster soll sie den Plänen nach vierspurig ausgebaut werden. Gegen den Ausbau wehrt sich seit Jahren eine Bürgerinitiative. Mit der am vergangenen Mittwoch verabschiedeten Resolution lehnt der Rat den Ausbau in dieser Form ab und fordert Nachbesserungen. Viel zu sagen hat die Stadt dabei aber nicht. Die Entscheidung liegt bei der Landesbehörde Straßen.NRW. Sie ist für den Ausbau zuständig. Die Frage ist nun, was man dort zu der Resolution sagt. (Vielen Dank für den Hinweis an Andreas K. Bittner)
Noch vor zwei Jahren war es schwer, in Münster einen Laden zu finden, der eine gute Bowl verkauft. Heute ist es am Anfang der Wolbecker Straße nicht ganz leicht, einen Laden zu finden, der keine gute Bowl verkauft. Falls Sie gar nicht wissen, worum es geht: Eine Bowl ist eine Schüssel voller frischer Zutaten mit einem Dressing. An der Wolbecker Straße gibt es dieses Gericht bei Glowkitchen, bei Aró, bei Bantu Bowl und bei Umami-Bowl. Sie sind alle sehr gut, aber mir gefällt die Variante von Umami am besten. Und wenn Sie jetzt denken: Wieder so ein unnützer Trend, der dann auch bald wieder Geschichte ist, freuen Sie sich nicht zu früh. Das haben viele damals auch beim Bubble-Tea gedacht. Und den gibt’s an der Wolbecker Straße jetzt auch wieder.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
+++ Wenn Sie etwas Gutes lesen möchten, dann lesen Sie bitte diesen Text von Jonas Jansen. Er ist Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und er hat versucht, herauszufinden, wer das Bild entworfen hat, das auf fast allen Döner-Tüten zu sehen ist. Leider ist es ihm nicht gelungen. Aber das macht überhaupt nichts. DerText ist ganz wunderbar.
+++ Das Wolfgang-Borchert-Theater zeigt am Donnerstag zum Abschluss der Theater-Saison noch einmal das Stück „Extrawurst“. Darin geht es um eine Mitgliederversammlung in einem Tennis-Club und die Frage, ob ein neuer Grill angeschafft werden soll – vielleicht sogar ein zweiter, weil das einzige türkische Mitglied im Verein seine Würstchen als Moslem nicht neben das Schweinefleisch legen darf. Oder reicht für das eine Würstchen des Türken vielleicht auch der alte Grill? Das muss geklärt werden. Eigentlich geht es dabei aber gar nicht um einen Grill oder ein Würstchen, sondern um die Frage, wie viele Rechte eine Mehrheit einer Minderheit einräumen muss. Das Stück beginnt am Donnerstag um 20 Uhr. Adresse: Am Mittelhafen 10. Eine Handvoll Tickets gibt es per Telefon unter 0251 / 400 19.
Am Freitag schreibt Ihnen wieder meine Kollegin Katrin Jäger. Haben Sie bis dahin eine schöne Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
PS
Der Meteorologe Edward N. Lorenz hat vor 50 Jahren den Begriff „Schmetterlingseffekt“ geprägt. Er hielt einen Vortrag mit dem Titel: „Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“ In seinem Vortrag ging es um kleine Ereignisse mit großen Folgen. Und damit sind wir auch schon in Münster. In einer Wohnung an der Warendorfer Straße ist am Montagmorgen nämlich ein Glas Brühe explodiert. Das passierte in der Küche eines Kollegen, den ich aus Höflichkeit hier nicht nennen möchte. Er wollte die kochende Flüssigkeit in ein Ikea-Glas füllen, aber auf dem Glas stand nicht, dass man das besser nicht macht. Der Kollege musste nach dem Vorfall die Küche grundreinigen und eine kleine Wunde verarzten. Deswegen hatte am Montagmorgen in einer Pressestelle jemand weniger zu tun. Dort wollte der Kollege an diesem Morgen nämlich eigentlich anrufen. Ein Glashandel wird wegen des Schadens vielleicht mittelfristig bis zu einen Euro mehr Umsatz machen. Und auch für Sie könnte dieser kleine Unfall Folgen haben. Sie werden sich nämlich vielleicht noch in ein paar Jahren genau in dem Moment, kurz bevor Sie das kochende Wasser in ein einfaches Trinkglas füllen, an diesen kleinen Haushaltstipp erinnern und statt des Glases dann doch eine Tasse verwenden.
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