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Homeoffice-Horror | Lockdown bis 14. Februar | Flaschengeist
Guten Tag,
vor einigen Wochen erzählte mir eine Lehrerin aus Münster, wie das mit der subtilen Beeinflussung an ihrer Schule funktioniert. Der Unterricht fand damals (ja, das ist hier das richtige Wort) noch in den Klassenräumen statt. Wer aus dem Kollegium zur Risikogruppe gehörte, Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen, erledigte die Arbeit von zu Hause aus. Die Schulleitung lobte in E-Mails aber vor allem jene, die morgens anwesend waren. Diese Form des unterschwelligen Drucks funktioniert nicht nur in Schulen, sondern auch in Büros. Die Arbeit im Homeoffice mag erlaubt sein. Doch wenn sie nicht erwünscht ist, merken die Leute das schon.
Die Grünen-Politikerin Laura Sophie Dornheim sammelt seit zwei Wochen bei Twitter Geschichten von Menschen, die weiterhin täglich ins Büro kommen müssen, obwohl das eigentlich gar nicht nötig wäre. Über tausend Menschen haben geantwortet. In diesen Geschichten geht es um Seniorchefs, die Sektflaschen als Dankeschön an alle verschenken, die weiter jeden Tag da sind. Es geht um Firmen, die deutlich sagen: „Homeoffice kommt nur dann, wenn es Pflicht wird.“ Vor allem aber geht es um beharrliche Überzeugungen, gegen die mit Argumenten nicht viel zu machen ist. Eine davon lautet: Menschen arbeiten nur dann, wenn man ihnen dabei zusieht.
Erlebnisbericht aus dem Großraumbüro
Am Montagabend habe ich bei Twitter gefragt, ob es auch in Münster Menschen gibt, die diese Erfahrungen machen. Ich habe allerdings nicht nur nach Negativ-Beispielen gefragt, sondern auch nach Unternehmen, in denen die Arbeit von zu Hause aus gut funktioniert. Der Grund ist: Wenn tausend Menschen aus ganz Deutschland sich mit ihren Horrorgeschichten melden, entsteht ein eindeutiges Bild, aber wahrscheinlich keines, das der Wirklichkeit entspricht. In den meisten Antworten auf meinen Aufruf ging es dann auch tatsächlich um positive Erfahrungen. Aber nicht in allen.
Sehr ausführlich schreibt jemand, nennen wir ihn Michael Schmidt, der in Münster weiterhin täglich mit 25 Menschen „eng nebeneinander in einem Großraumbüro“ arbeiten muss. Dabei ginge das auch problemlos von zu Hause, schreibt er. Schon jetzt finde die Abstimmung über seine Arbeit ausschließlich per Chat statt.
„Bereits beim ersten Lockdown weigerte sich die Büroleitung, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Man war der Auffassung, die Phase werde schnell wieder vorübergehen“, schreibt Schmidt. Soweit möglich, sei man im Büro dann auseinandergerückt. Man sei gebeten worden, für Geschäftstermine Videokonferenzen zu nutzen. „Jedoch luden die Chefs seit diesem Zeitpunkt weiterhin Freunde und Bekannte bei Wein zu Businessmeetings in großer Runde ein.“
Als der zweite Lockdown kam, habe man sich darauf geeinigt, im Büro Masken zu tragen. Einige hätten von zu Hause arbeiten müssen, weil es mit den Kindern nicht anders ging. Als es dann Kommunikationsprobleme gab, sei das als Beleg dafür genommen worden, dass das Arbeiten von zu Hause eben nicht funktioniert. „Zudem bräuchten die Mitarbeiter auch die Kontrolle und den Druck, um gute Arbeit abzuliefern“, so habe es geheißen, schreibt Schmidt in seiner Mail.
Inzwischen habe die Situation sich immerhin ein bisschen verbessert, allerdings auch wirklich nur ein bisschen. Die Chefs hätten Maskenspender aufgestellt, „jedoch vergessen sie selbst, welche zu tragen“, so Schmidt. Zuletzt sei verkündet worden: „Wir besorgen Schnelltests für alle.“ Die bieten zwar keinen sicheren Schutz gegen Corona. Aber unter Umständen helfen sie gegen den Wunsch nach einem Arbeitsplatz zu Hause.
Die Zeit hat in der vergangenen Woche 50 Erfahrungsberichte von Menschen dokumentiert, die ins Büro müssen, aber nicht müssten. Und wenn Sie sich fragen, warum wir das Unternehmen hier so beschreiben, dass es nicht zu erkennen ist: zum einen natürlich, um Michael Schmidt zu schützen. Wichtig ist aber auch: Hier geschieht nichts Illegales. Das alles klingt zwar weder rücksichtsvoll noch sympathisch. Aber bislang war es erlaubt. Firmen waren angehalten, aufs Homeoffice umzustellen, wo es möglich ist. Doch sie waren dazu nicht verpflichtet.
Das wird sich nun ändern. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will Unternehmen dazu zwingen, das Homeoffice möglich zu machen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Menschen in einer Woche) bei über 50 liegt.
Bund und Länder haben sich dazu auf eine Formulierung verständigt, schreibt das Handelsblatt in seinem Corona-Ticker. Es werde eine Verordnung geben, nach der Firmen “überall dort, wo es möglich ist, den Beschäftigten das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen müssen, sofern die Tätigkeiten es zulassen”, heißt es.
Wo es nicht möglich ist, wird Unternehmen den Berichten nach noch eine andere Möglichkeit bleiben: Sie müssen an ihre Belegschaft Masken verteilen. Das gilt mindestens bis zum 15. März.
Kinderbetreuung per Video
Viele Unternehmen brauchen keinen Zwang. Als wir im RUMS-Brief vor anderthalb Wochen über das Homeoffice-Problem schrieben, meldete sich Daniel Meyering, der Sprecher der LVM-Versicherung am Kolde-Ring. Dort arbeiten normalerweise 3.400 Menschen. Im Moment seien es an normalen Tagen 600, sagt Meyering. Der Alltag sehe dann so aus: Leere Flure, nur eine Person im Büro, und mittags ruft manchmal jemand aus dem Homeoffice an, um mit Blick auf die Tiefkühlpizza im Ofen zu Hause mitzuteilen, dass er das Kantinenessen vermisse (was anderswo möglicherweise gerade ein Argument fürs Homeoffice ist). Das Essen in der Kantine gibt es im Moment allerdings nur zum Mitnehmen.
Interessant ist vor allem: Die LVM hat nicht erst im vergangenen März damit angefangen, das Homeoffice zu etablieren, sondern Mitte der 90er-Jahre. Und das zahlt sich jetzt aus (Gruß ans Schulministerium). Damit ist gar nicht so sehr die Technik gemeint, eher das Vertrauen in die Menschen und diese Art zu arbeiten. „Wir wissen aus Erfahrung, dass die Produktivität nicht in den Keller geht, wenn die Leute zum Arbeiten nicht ins Büro kommen“, sagt Meyering.
Laut Studien gilt das allerdings nicht uneingeschränkt. Die Zeit zitierte dazu vor knapp zwei Wochen Michael Hüther, den Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft: „Studien von Stanford-Kollegen belegen, dass freiwilliges Homeoffice die Produktivität zwar erhöht, verpflichtendes (und vor allem dauerhaftes) aber nicht. Es wirkt sogar gegenteilig.“ Das spricht gegen eine Pflicht zum Homeoffice, aber für die Möglichkeit.
Bei der LVM gibt es unterschiedliche Arbeitszeitmodelle – je nachdem, wie oft Menschen zu Hause arbeiten möchten. Er selbst gehöre zu denen, die morgens gern mit dem Fahrrad ins Büro fahren, sagt Daniel Meyering, auch um Freizeit und Arbeit zu trennen. Es gäbe noch andere Möglichkeiten. Er könnte ein Sabbatjahr machen und die Ansparphase, die normalerweise zuerst kommt, später nachholen. Das gehe auch mit Minusstunden, also dem Gegenteil von Überstunden. Im Moment experimentiere die LVM auch mit etwas, das zumindest für eine Sekunde nach der perfekten Lösung klingt: Kinderbetreuung per Videokonferenz. Es funktioniert dann allerdings doch etwas anders, als man vielleicht im ersten Moment denkt. Die Kinder bleiben nicht allein zu Hause und müssen via Anleitung kochen. Pädagogische Fachkräfte betreuen die Kinder per Bildschirm, während Eltern zu Hause in einem anderen Raum arbeiten. Der Anbieter heißt Voiio. Ob die Bildschirmbetreuung gut funktioniere, könne er im Moment aber noch nicht sagen. Man probiere das gerade erst aus, sagt Meyering.
Müllabfuhr per Homeoffice?
Das sind zwei Beispiele aus Münster. Wie aber sieht das Gesamtbild aus? Wir haben die Gewerkschaft Verdi gefragt, ob im Moment viele Beschwerden eingehen. Dort sagte man uns, die Rückmeldungen seien „weder positiv noch negativ“. Es sei alles relativ ruhig zurzeit. Und das liege wahrscheinlich auch daran – da haben wir doch schon die Antwort –, dass viele Mitglieder im Homeoffice seien.
Auch die Bezirksregierung schreibt: aktuell keine Beschwerden.
Ein Ergebnis von Laura-Sophie Dornheims Twitter-Befragung war: Die öffentlichen Verwaltungen hinken beim Thema Homeoffice ein bisschen hinterher. Daher haben wir auch die Stadt Münster gefragt, wie es dort im Moment aussieht. Eine Sprecherin schreibt: „Aktuell werden 1.300 Heimarbeitsplätze genutzt.“ Die Zahl sei deutlich gestiegen. Ob das bei knapp 5.000 Menschen in der Stadtverwaltung viel oder wenig ist, kann ich leider nicht sagen (wenn Sie es können, schreiben Sie uns). Es hängt davon ab, wie viele Menschen zu Hause arbeiten könnten. Eine allzu große Homeoffice-Quote bei der Müllabfuhr oder der Feuerwehr zum Beispiel würden wir uns wahrscheinlich nicht wünschen.
Die Stadtverwaltung sieht sich in einem Dilemma. Auf der einen Seite trügen viele Ämter „maßgebliche Verantwortung bei der Pandemiebekämpfung“, schreibt die Sprecherin. Gleichzeitig müsse man die Gesundheit des eigenen Personals schützen. Das passiere unter anderem, indem Besprechungen zu großen Teilen digital stattfänden, Arbeitsplätze auf mehrere Räume verteilt würden. Und was Sie selbst vielleicht schon bemerkt haben: Wenn Sie etwas beim Bürgeramt erledigen möchten, geht das nur noch mit Termin.
Wir haben die Stadt auch gefragt, ob sich dort schon viele Menschen wegen ihrer Arbeitsbedingungen beschwert haben. In der vergangenen Woche hieß es, vor allem Firmen hätten sich gemeldet – um zu erfragen, wie sie die Corona-Konzepte richtig umsetzen können. Später kam noch ein Nachtrag: Beim Ordnungsamt sei eine Beschwerde eingegangen, aber tatsächlich nur eine. Eine Kassiererin aus einem Supermarkt habe sich gemeldet, weil sie der Meinung war, ihr Arbeitsplatz sei nicht ausreichend abgesichert. Das Ordnungsamt hat das überprüft, kam aber zu einem anderen Schluss.
Es geht nicht nur um Sicherheit im Büro
Ein Grund dafür, dass Menschen sich nicht bei der Gewerkschaft, der Stadt oder der Bezirksregierung melden, könnte sein, dass sie nicht wissen, wer zuständig ist. Laura-Sophie Dornheim schreibt noch heute Morgen bei Twitter, es gebe weiter keine Stelle, an die Menschen sich wenden können, wenn sie gern mehr Sicherheit bei der Arbeit hätten, aber in ihrem Unternehmen dafür niemand Verständnis hat.
In anderen Ländern ist das Homeoffice schon Pflicht, in der Schweiz zum Beispiel seit dieser Woche, in Belgien seit Herbst. Das klingt nach einer einfachen Lösung, doch so leicht ist es dann wieder doch nicht. Wer entscheidet zum Beispiel darüber, welche Arbeitsplätze sich nach Hause verlagern lassen? In welchen Fällen ist es möglich? Wann lässt die Tätigkeit es zu? Am Ende ist es auch ein enormer bürokratischer Aufwand, bei dem sich die Frage stellt: Lohnt sich das überhaupt? Wenn die Menschen sich im Büro an bestimmte Regeln halten, geht es doch vielleicht auch so.
Doch das ist ein Denkfehler, denn wie so oft ist das Problem, dass alles irgendwie miteinander zusammenhängt. Es geht nicht nur darum, die Menschen in den Büros zu schützen. Ein wichtiges Ziel ist, die öffentlichen Verkehrsmittel zu entlasten, damit Menschen, die auf sie angewiesen sind, sie möglichst gefahrlos nutzen können. Die Physikerin Viola Priesemann erklärt das bei Twitter. Sie wurde übrigens beim letzten Treffen der Kanzlerin mit den Landesregierungen als Expertin gehört, dieses Mal aber nicht mehr eingeladen – weil sie zu forsch gewesen sei, hat Lorenz Maroldt vom Tagesspiegel erfahren.
Homeoffice-Pflicht: Studien belegen die Wirkung
Unter dem Strich trägt eine Homeoffice-Pflicht dazu bei, die Infektionszahlen zu senken. Das belegen Studien recht eindeutig. Die Zeit schreibt in ihrer aktuellen Ausgabe: Ein Prozent mehr Homeoffice senkt die Infektionszahlen um vier bis acht Prozent. Das ist das Ergebnis einer Studie des Mannheimer Ökonomen Harald Fadinger. Und weil dessen Zahlen so unwahrscheinlich hoch klingen, hat eine andere Forschungsgruppe um den Ökonomen Hans-Martin von Gaudecker sie noch einmal überprüft – mit dem gleichen Ergebnis.
Die Verhandlungen über die Corona-Regeln endeten nach elf Stunden am Abend. Hier ein Überblick über die wichtigsten übrigen Beschlüsse:
- Der Lockdown wird bis zum 14. Februar verlängert.
- Schulen bleiben bis dahin geschlossen. Oder es gibt keine Präsenzpflicht.
- Kitas bleiben ebenfalls bis zum 14. Februar geschlossen.
- Bei Treffen zu Hause gilt: Es darf weiter eine Person dazukommen.
- In öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften sind FFP2-Masken oder vergleichbare Modelle Pflicht.
- Bei Gottesdiensten gelten strengere Regeln. Masken sind Pflicht. Veranstaltungen mit mehr als zehn Personen müssen zwei Tage vorher beim Ordnungsamt gemeldet werden. Außerdem gilt ein Mindestabstand. Singen ist verboten.
Das klingt alles nicht so gut. Gegen 22.20 Uhr sagte Angela Merkel dann aber doch etwas Hoffnungsvolles. Es sei nun zu erkennen, dass Weihnachten und Silvester uns nicht zurückgeworfen hätten. Wir seien auf einem guten Weg.
+++ Münsters Stadtkämmerin Christine Zeller (Grüne) wäre offenbar gern Stadtdirektorin geworden und damit Nachfolgerin von Thomas Paal (CDU). Aber daraus wird nun wohl nichts, berichten die Westfälischen Nachrichten. Über den Posten des Stadtdirektors entscheidet der Rat. In den Koalitionsverhandlungen fand sich für den Vorschlag offenbar keine Mehrheit. Die Grünen hätten mit diesem Schritt ihren Einfluss auf die Stadtspitze vergrößert. Wenn die Koalition der Grünen mit SPD und Volt zustande kommt, wonach es im Moment aussieht (voraussichtlich Ende des Monats), haben diese Parteien im Rat zwar zusammen das Sagen. Aber an der Spitze der Stadtverwaltung stehen mit Oberbürgermeister Markus Lewe und seinem Stellvertreter Thomas Paal zwei CDU-Männer – aus Perspektive der Grünen müsste man vielleicht sagen: im Weg.
+++ Preußen-Stadion-Neubau, Folge 438. Offenbar soll jetzt doch ein schon existierendes städtisches Unternehmen das neue Stadion bauen, nämlich die Parkhaus-Gesellschaft WBI, an deren Spitze der Ex-Grünen-Oberbürgermeister-Kandidat Peter Todeskino steht. Das ist der Inhalt einer Vorlage, über die der Rat in seiner Sitzung am 10. Februar abstimmen soll. Der Vorschlag kommt etwas überraschend. Bei der letzten Ratssitzung hatte es noch geheißen, die städtischen Gesellschaften seien ausgelastet. Außerdem fehle dort das Know-how für so ein Spezialprojekt. Wie es zu der Fehlinformation kam, ist nicht bekannt. Wie es gewesen sein könnte: Als es um die Frage ging, wer den Stadionbau übernehmen könnte, hob Peter Todeskino nicht rechtzeitig die Hand. Er war aus Langeweile an seinem Arbeitsplatz eingenickt.
+++ Münster bekommt mal wieder kein neues Hochhaus, berichten die Westfälischen Nachrichten. Diesmal wirft die Stadt dem Investor gerade noch rechtzeitig ein neues Bebauungsrecht zwischen die Beine, so dass aus dem 60 Meter und 17 Etagen hohen Gebäude am Bahnhof nichts werden kann. Es hätte gegenüber vom Metropolis-Hochhaus stehen sollen, wo im Moment noch eine Postbankfiliale bei laufendem Betrieb verwittert. Nach neuem Recht werden hier nur noch Gebäude stehen dürfen, die maximal 27 Meter hoch sind. Zum Vergleich: Das Metropolis-Hochhaus misst 40 Meter.
+++ Im Missbrauchskomplex Münster gibt es eine weitere Anklage. Ein 35-jähriger Mann aus Heiligenhaus im Kreis Mettmann soll den heute elfjährigen Stiefsohn des Hauptangeklagten in drei Fällen schwer missbraucht haben, meldet die Staatsanwaltschaft. Auf die Hinweise stießen die Ermittelnden offenbar bei der Auswertung von Chatverläufen. Der Mann sitzt in Untersuchungshaft.
Die neue Initiative „Zero Covid“ fordert einen radikalen Strategiewechsel in der Corona-Bekämpfung. Das würde bedeuten: sehr viel striktere Maßnahmen mit dem Ziel, das Virus komplett zu erledigen. „Das Ziel sind nicht 200, 50 oder 25 Neuinfektionen, sondern Null“, schreibt die Initiative auf ihrer Website. An dem Aufruf beteiligt sind Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Politiker:innen. Der Vorschlag ist nicht ganz neu: Schon im Dezember hatten mehr als 300 Wissenschaftler:innen in einer gemeinsamen Stellungnahme einen sehr viel strengeren Lockdown gefordert, unter anderem der Virologe Christian Drosten und Lothar Wieler, der Chef des Robert-Koch-Instituts. Einige Wissenschaftler:innen halten das Ziel jedoch nicht für realistisch. Würde man nur auf Münster schauen, wäre es wohl nicht in so weiter Ferne: Die Stadt meldet seit gestern 14 Neuinfektionen. Aktuell gelten 505 Menschen als infiziert. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt damit auf einen Wert von 51,4 und liegt nur noch knapp über der Grenze von 50, ab der eine Kommune als Hotspot gilt. Auch mit dem Impfen geht es nach Angaben der Stadt gut voran. Über 5.000 Menschen hätten bereits eine Spritze bekommen. Die ersten Menschen, bei denen das schon vor drei Wochen passiert war, bekamen heute schon ihre zweite.
Kochen ist ja zurzeit sozusagen das Spazierengehen für zuhause: Die meisten Menschen haben es irgendwie immer schon gemacht, aber seit einem knappen Jahr ist es bei erstaunlich vielen zum Hobby geworden. Wenn Sie dazugehören, ist unser Tipp heute perfekt für Sie. Keine Sorge: wenn nicht, auch. Sie sollten nur gerne essen oder trinken. Bei Flaschengeist bekommen Sie nämlich nicht nur ausgefallene Öle und Essig-Sorten, mit denen Sie in Ihrer Küche tolle Sachen machen können. Es gibt auch fertig gemixte Dressings und Gewürzmischungen für großen Erfolg bei wenig Aufwand. Dazu Weine, Schaumweine, Whisky, Liköre und mehr Hochprozentiges. All das können Sie online bestellen und sich direkt nach Hause liefern lassen.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
+++ Normalerweise ist ein Museumsbesuch ja eine etwas einseitige Angelegenheit: Man geht hin und schaut sich an, was sehr begabte Menschen so auf die Leinwand gebracht haben. So etwas können Sie auch beim digitalen Besuch des Picasso-Museums erleben, es gibt Bilder aus der aktuellen Ausstellung „Picasso/Miró – Eine Künstlerfreundschaft“ zu sehen. Danach geht es aber noch weiter, Sie können die frisch gewonnene Inspiration gleich für ein eigenes Werk nutzen. Das Museum schickt Ihnen nach Anmeldung Material zum Kreativwerden zu, und Sie bekommen während des Workshops natürlich fachkundige Unterstützung. Der nächste Termin ist am 31. Januar, hier finden Sie alle Infos und können sich anmelden. Für Kinder gibt es übrigens auch ein tolles Programm, die nächsten Themen heißen „Krickelkrack und Kritzelei“ (Donnerstag, 21. Januar) und „Picassos Tiere“ (Donnerstag, 28. Januar).
+++ Sich künstlerisch auszuprobieren, kann ja auch gegen den Corona-Blues helfen. So machen es auch Matthias und Dennis Forthaus aus Münster: Sie bauen Modelleisenbahn-Landschaften auf und werkeln mit viel Leidenschaft an neuen Details. Vater und Sohn stellen nämlich nicht irgendwelche Bäume und Häuser neben die Schienen. Sie haben sich darauf spezialisiert, kleine Städte im Stil der 1950er- und 1960er-Jahre nachzubauen. Wie die besonderen Modelllandschaften aussehen, können Sie sich in der 15-minütigen ZDF-Doku „Glücklich in der Krise?“ anschauen. In dem Film erzählen außerdem eine auftragslose Stadtführerin, eine Musikerin und ein Glücksforscher, wie man gut durch diese Zeit kommt.
+++ Wenn Sie sich für Musik interessieren, dann können Sie sich in den nächsten Tagen auf die Konzertreihe „Ultraschall Berlin. Festival für neue Musik“ der Radiosender Deutschlandfunk Kultur und rbbKultur freuen. Von Mittwoch bis Sonntag gibt es Live-Radiokonzerte und Studioproduktionen, hier finden Sie das gesamte Programm.
Am Freitag schreibt Ihnen wieder Constanze Busch. Haben Sie bis dahin eine gute Woche. Und bleiben Sie gesund.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Johanne Burkhardt, Constanze Busch
PS
Wenn morgen Joe Biden als neuer US-Präsident vereidigt wird, dann wird ein Absolvent der Uni Münster die Ansprache halten. Leo O’Donovan hat im Jahr 1971 in Münster bei Karl Rahner promoviert. Er lebte drei Jahre lang im Pfarrhaus von St. Antonius (Ecke Weseler Straße/Moltkestraße). Später wurde er Rektor der Georgetown-Universität in Washington und Mitglied des Aufsichtsrats von Walt Disney. Leo O’Donovan ist ein Vertrauter von Joe Biden. Als vor fünf Jahren Bidens Sohn Beau im Alter von 46 Jahren starb, hielt O’Donovan die Trauerfeier. Im Jahr darauf kam er noch einmal nach Münster. In einem Interview für die Uni-Zeitung “wissen|leben” sprach er damals über seinen Eindruck von Münster. In ihren Grundzügen habe die Stadt sich nicht verändert, sagte er. Das neue Landesmuseum nannte Leo O’Donovan „ein architektonisches Glanzstück“. Und er erzählte, damals habe man gesagt, Münster habe für jeden der 365 Tage im Jahr eine eigene Kneipe. „Unser nicht ganz ernst gemeinter Ehrgeiz bestand seinerzeit darin, all diese Kneipen kennenzulernen“, sagte er. Eines Abends hätten sie mit mehreren Studierenden so lange über Karl Rahner und Bernard Lonergan diskutiert, „bis wir am Ende nur noch von Lahner und Ronergan sprachen“. Wo das passiere, sagte er nicht. Aber er verriet eine seiner Lieblingskneipen. Sie liegt direkt am Rosenplatz, auch heute. An diesem Abend vor über 50 Jahren hätten sie wahrscheinlich gesagt: „Auf ein letztes Bier noch bei Minkus Püller.“
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