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Das Bündnis ist sich einig | Finales Koalitionspapier | Soundtrack für Babys
Guten Tag,
am Montagabend um kurz nach zehn twitterte Münsters SPD-Chef Robert von Olberg nach einer längeren Sitzung, dass die SPD-Ratsfraktion den Koalitionsvertrag mit Grünen und Volt einstimmig beschlossen hat. Elf zu null Stimmen, so hörte man später.
Kann die neue Koalition also viereinhalb Monate nach der Kommunalwahl endlich mit der Arbeit beginnen? Noch nicht ganz.
Am Donnerstag lassen die drei an den Verhandlungen beteiligten Parteien ihre Mitglieder über das Papier abstimmen. Dass dabei noch etwas schiefgehen kann, gilt allerdings als nicht sehr wahrscheinlich. Am Freitag will die neue Koalition dann alles der Öffentlichkeit vorstellen.
Aber was ist denn eigentlich nachverhandelt worden?
Vor allem in drei Punkten waren Teile der SPD nicht zufrieden mit den Ergebnissen der ersten Runde. Es ging um die Zukunft des Flughafens Münster/Osnabrück, die Hauruck-Pläne zur Innenstadt ohne Autos und um den Finanzdeckel beim Neubau des Preußen-Stadions.
Hier ein Überblick:
I. Autofreie Innenstadt
Die größte Debatte der vergangenen Wochen hat der Plan ausgelöst, dass die Autos aus der Innenstadt verschwinden sollen. In den Nachverhandlungen haben die Parteien sich nun offenbar darauf geeinigt, etwas anders vorzugehen als ursprünglich geplant.
Um den Autoverkehr geht es im Abschnitt „Mobilität und Verkehr“ nun nicht mehr ganz zu Beginn, sondern ganz am Ende. Was zuerst passieren soll, steht in einer neuen Passage am Anfang: „Wir schaffen die Voraussetzungen, die enormen Pendlerströme in Münster zum Umstieg auf nachhaltige, sichere und klimaschonende Verkehrsmittel zu bewegen.“ Die Autos sollen verschwinden, später. Aber erst einmal soll es Alternativen geben. Das Bündnis will die Geschwindigkeit wohl etwas drosseln.
Neu im Papier ist der Satz: „Auf dem Weg zur weitgehend autofreien Altstadt werden wir schrittweise vorgehen, aus den Erfahrungen erster Maßnahmen für den weiteren Prozess lernen und Beteiligung ermöglichen.“ Das bedeutet: All jene, die um ihre Kundschaft fürchten, die Gastronomie und der Einzelhandel, sollen in die Planungen einbezogen werden. Was passiert, wenn dieser Schritt fehlt, wissen wir schon von den Fahrradstraßen.
Im Groben bleibt es bei dem ursprünglichen Plan. Das hier sind die Eckpunkte:
- Der Öffentliche Personennahverkehr soll wichtiger werden. Busse sollen in kürzeren Abständen fahren, am besten über eigene Busspuren, und es soll neue Metrobusse geben, die ähnlich wie Straßenbahnen auf eigenen Spuren verkehren.
- Die Stadt will es Menschen, die zur Arbeit pendeln, leichter machen. Sie sollen am Stadtrand an sogenannten Mobilitätsstationen vom Auto auf andere Verkehrsmittel umsteigen können.
- Die Parteien wollen das Projekt S-Bahn fürs Münsterland beschleunigen. In der Präambel steht die S-Bahn in der finalen Version nicht mehr, später im Text schon. Bis sie kommt, falls sie kommt, wird allerdings wohl noch etwas Schmutzwasser durch die Aa fließen. Daher sollen kurzfristig Schnellbusse fahren. Und man will mit der Deutschen Bahn sprechen, damit Münster besser an den Regional- und Fernverkehr angebunden wird.
- Das Auto soll an Bedeutung verlieren, der Rad- und Fußverkehr wichtiger werden. Wer mit dem Rad unterwegs ist, soll diese Veränderung schon in diesem Jahr spüren. Eine Pflicht, die Radwege zu nutzen, soll es nur noch da geben, wo es besonders gefährlich ist.
- Der Radverkehr soll an Ampeln und Kreuzungen Vorrang bekommen, später dann auch an den Kreuzungen auf der Promenade.
- Mittelfristig soll der Radverkehr auf möglichst vielen Strecken eine grüne Welle haben. Es soll einen zweiten Promenadenring geben und ein zusammenhängendes Radwegenetz.
- Für Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, will man in der Stadt ein sogenanntes Verkehrsleitsystem schaffen. Schilder sollen nicht nur die Richtung angeben, sondern auch die Gehminuten bis zum Ziel.
Und schließlich zum Autoverkehr:
- Domplatz, Pferdegasse und Königsstraße sollen „weitgehend autofrei“ werden. Im Parkhaus in den Arkaden sollen die Autos von Menschen stehen, die dort wohnen – vielleicht auch Paletten voller Ware, oder was auch immer mit „andere Nutzungen“ gemeint sein könnte. Nur ein öffentliches Parkhaus soll man hier nicht mehr finden.
- Die Aegidiistraße soll zur Fahrradstraße werden. Parken mit dem Auto soll überall in der Altstadt Geld kosten. Neu im aktellen Entwurf ist: Außerhalb des Promenadenrings sollen die Parkgebühren gestaffelt sinken.
- Aus den Parkplätzen in der Innenstadt sollen Grünflächen und Aufenthaltsorte werden. Für die Georgskommende und den Hörsterplatz gibt es noch keine Pläne. Fest steht laut Koalitionspapier nur: Es sollen keine Parkplätze bleiben.
- Am Bült soll der Autoverkehr keine Rolle mehr spielen. Busse oder Taxis dürfen weiter durch, private Autos nicht. Enden soll der Autoverkehr auf der einen Seite am Parkhaus Alter Steinweg, auf der anderen Seite am Parkhaus Tibusstift/Theater. In einem zweiten Schritt sollen auch diese Parkhäuser anders genutzt werden. Aber bevor das passiert, soll die Innenstadt laut Koalitionspapier besser auf anderem Wege erreichbar sein als mit dem Auto. Einen Zeitrahmen nennen die Parteien nicht.
- Bei Neubauten und in neuen Stadtvierteln sollen Quartiersgaragen gebaut werden, damit im öffentlichen Raum nicht mehr überall parkende Autos herumstehen.
- Falschparken soll in der Innenstadt stärker kontrolliert und bestraft werden.
- Der Fahrrad- und Fußverkehr soll an der Wolbecker Straße mehr Raum bekommen.
- Tempo 30 soll in der Stadt „möglichst flächendeckend“ eingeführt werden.
- Einbahnstraßen und Durchfahrtssperren sollen die Zahl der Autos vermindern, die durch die Viertel kurven, um Parkplätze oder Abkürzungen zu finden.
- Die Ortszentren in Wolbeck, Handorf und Roxel sollen neu für den Verkehr gestaltet werden, damit auch dort der Durchgangsverkehr abnimmt.
Und damit kommen wir nun zum Luftverkehr.
II. Flughafen Münster/Osnabrück
Ein strittiger Punkt im Koalitionspapier waren die Finanzspritzen für den Flughafen Münster/Osnabrück. Grüne, SPD und Volt haben sich nun darauf geeinigt, dass die Stadt Münster nach 2023 keine Subventionen mehr zahlen wird. Sie ist über die Stadtwerke mit 35 Prozent an dem Flughafen beteiligt und hält damit den größten Anteil. In einer früheren Version des Vertrags hieß es, man werde den Flughafen bereits nach 2022 nicht mehr bezuschussen. Die FMO-Geschäftsführung soll noch in diesem Jahr ein Konzept vorlegen, in dem sie beschreibt, wie der Flughafen auch ohne Unterstützung auskommen kann.
Ab 2024 sind solche Hilfen für Regionalflughäfen ohnehin nicht mehr erlaubt. Die Europäische Union hat sie verboten. Der Grund: Viele Länder oder Landkreise halten ihre Airports auf diese Weise am Leben, auch um anderen Regionen gegenüber einen Vorteil zu haben. Mit der neuen Regelung will die EU erreichen, dass nur Flughäfen durchhalten, die auch wirtschaftlich sind. Die Bundesregierung wirkt zurzeit darauf hin, die Frist wegen der Corona-Krise zu verlängern.
Ob der Flughafen in Greven unter diesen Voraussetzungen eine Zukunft hat, ist nicht klar. Im Moment käme er ohne Stützen nicht aus. Es starten nur wenige Flugzeuge. Die Verluste wachsen täglich. Am kommenden Mittwoch (10. Februar) wird der Rat über ein Finanzpaket in Höhe von 10 Millionen Euro abstimmen, das den Flughafen in diesem Jahr durch die Krise bringen soll. Die Stadt Münster trägt davon gemäß ihrem Anteil 3,5 Millionen. Über diese Hilfe gibt es keine Diskussion. Allerdings wollen Grüne, SPD und Volt Fachleute der Stadt damit beauftragen, zu schauen, ob weitere Hilfen notwendig sein werden. Außerdem soll eine wissenschaftliche Studie zeigen, welche Zukunftsszenarien es für den Flughafen gibt. Das alles soll recht schnell gehen. Die Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen.
Vor allem die Grünen sehen den Flugverkehr kritisch, insbesondere Inlands- und Kurzstreckenflüge. Der letzte Punkt in diesem Abschnitt des Koalitionspapiers hebt diese Skepsis hervor. Dort steht, man wolle die Alternativen stärken. Das wären zum Beispiel bessere Bahnverbindungen. Und dort steht auch, was das konkret bedeutet: Mit dem Zug von Münster nach München müsse man schneller kommen als in sechs Stunden. Der schnellste Zug zurzeit braucht sechs Stunden und acht Minuten.
III. Preußen-Stadion
In der Debatte um das geplante neue Preußen-Stadion war der Streitpunkt ein Deckel. Dieser Deckel sollte verhindern, dass das Stadion sehr viel teurer wird als ursprünglich geplant, wie es bei Bauprojekten eben häufig passiert. Die Grenze sollte in diesem Fall bei 40 Millionen Euro liegen. Kostet das Stadion mehr, müssten Verein und geldgebende Firmen einspringen – oder die Pläne müssten abgespeckt werden. Darauf hatte man sich ursprünglich geeinigt.
Im neuen Kompromiss ist das grundsätzlich noch immer so. Aber der Deckel ist nicht mehr luftdicht. Er heißt jetzt „Orientierungsrahmen“. Und es gibt Ausnahmen.
Steigen die Kosten, weil es teurer wird, die ökologischen Standards einzuhalten, will man nicht an der Ökologie sparen. Dann zahlt die Stadt die Rechnung auch dann, wenn am Ende mehr als 40 Millionen Euro draufstehen. Gleiches gilt, wenn Bauen generell teurer wird (laut Baukostenindex) – oder wenn sich herausstellt, dass Altlasten für viel Geld entsorgt werden müssen. Das ist zum Beispiel in Karlsruhe passiert. Dort stellte sich irgendwann heraus: Weil Wälle entsorgt werden müssen, kostet das Stadion zehn Millionen Euro mehr.
Die Parteien wollen nun zunächst prüfen lassen, in welcher Variante ein neues Stadion sinnvoll und bezahlbar ist. Darüber entscheiden wird der Rat. Teil der Pläne ist laut dem Papier auch ein Konzept dazu, wie das neue Stadion erreichbar sein wird. Das Geld für dieses „integrierte Verkehrskonzept mit Bahnhaltepunkt“ wollen die Parteien im Haushalt schon zur Verfügung stellen.
Und dann steht im Vertrag noch ein Bekenntnis: Man wolle ein Nachwuchsleistungszentrum schaffen. Und die Politik fordert den Verein auf, auch Fußball für Mädchen und Frauen anzubieten, unter Umständen auch über Kooperationen mit anderen Vereinen. Einen konkreten Plan gibt es anscheinend noch nicht.
In einem anderen Punkt haben Grüne, SPD und Volt nun nachträglich noch einen sehr konkreten Satz in ihren Vertrag eingefügt. Er lautet: „Im ersten Schritt werden wir den Abriss der Westtribüne unverzüglich in die Wege leiten.“
IV. Musik-Campus
Im Abschnitt zum geplanten Musik-Campus ist nun nicht mehr die Rede davon, dass der Campus „im Westen der Stadt“ gebaut werden soll. Eingefügt haben die Verhandlungsparteien zudem die Formulierung „konzeptionelle Offenheit“. Und am Ende steht der Satz: „Uns ist wichtig, dass der Musik-Campus nicht zu Lasten der freien Kulturszene finanziert wird.“ Auch er ist neu.
Der aktuelle Plan ist: Die Stadt lässt zwei Varianten prüfen. In der ersten entwickeln Universität und Stadt das Projekt zusammen. In der zweiten bauen Universität und Land (Bau- und Liegenschaftsbetrieb) zusammen, und die Stadt zieht als Mieterin ein.
V. Weitere Änderungen
Das Thema Corona kam auch im ersten Verhandlungsergebnis schon vor. Am Wochenende haben die Parteien nun noch mal eine ganze Seite eingefügt, in der sie vor allem betonen, dass die im vergangenen Jahr beschlossenen Hilfen weiterlaufen müssen.
Hier und da sind im neuen Koalitionspapier auch ein paar Wörter verschwunden oder aufgetaucht. In der Präambel stand etwa ursprünglich, man werde die Gewerbesteuer bis 2022 nicht erhöhen. Die Jahreszahl ist nun nicht mehr zu finden. Und abhängig davon, ob man Münsters Stadtkämmerin ist oder ob man ein Gewerbe betreibt, ist das eine schlechte Nachricht oder eben eine gute.
Kurz vor dem Ende ist auch noch die Volkshochschule in den Koalitionsvertrag gerutscht. Sie soll laut dem Papier gestärkt und zu einem „eigenständigen Amt im Bildungsdezernat werden“. Außerdem will man die chronischen Raumsorgen lösen – oder wie es im Koalitionspapier heißt: eine „weitere Verbesserung der städtischen Unterbringungssituation“.
Unter dem Punkt „Schulen“ steht noch ein sehr schöner Satz: „Wir sehen die Aufgabenfelder der Pädagog*innen ausschließlich im Lehren und Erziehen – und nicht in der Wartung technischer Geräte“. Dieser Satz ist nicht neu. Ein anderer schon, und er ist noch etwas zentraler: „Wir brauchen endlich eine Strategie für die digitale Ausstattung an Schulen.“ Hier halten die Parteien fest, dass es nicht Aufgabe der Eltern sei, digitale Geräte zu kaufen, sondern die der Schulträgerin, also der Stadt. Das Ziel sei, „alle Schüler*innen in Münster bis 2025 mit einem einheitlichen digitalen Endgerät zu versorgen“.
Bei den Schwimmbad-Plänen für Gievenbeck haben Grüne, SPD und Volt sich am Wochenende noch dazu durchringen können, eine 50-Meter-Bahn in den Vertrag zu schreiben.
Und zum Schluss noch ein interessantes Detail aus der Präambel. Hier hatten die Parteien in einer ersten Version den Anspruch formuliert, mit allen Gruppen, Parteien, der Verwaltung und den Menschen in Münster „offen, transparent und fair“ zu agieren. Sie hatten die demokratischen Fraktionen und Gruppen aufgerufen an den Zielen mitzuarbeiten – „wobei wir die AfD hierbei explizit ausschließen“, schrieben sie. In der abschließenden Fassung fehlt dieser Teil. Eine eventuelle Zusammenarbeit wird dadurch allerdings wohl nicht sehr viel wahrscheinlicher.
+++ Münsters CDU-Chef Hendrik Grau hat für das sich formierende Bündnis im Rat einen Namen gefunden, allerdings einen, mit dem eine andere Partei nicht ganz so glücklich sein dürfte. In einer Pressemitteilung schreibt Grau zum „Einlenken der Linksparteien“: Die Frage, wie man in Münster zu weniger Autoverkehr kommen könne, sei zu wichtig, „als dass sie von einigen hinter verschlossenen Türen ausbaldowert” werden sollte. Der öffentliche und interne Druck habe anscheinend zu einem Sinneswandel geführt und die „radikalen Kräfte ein wenig eingebremst“, so Grau. Mit solchen Formulierungen sollte man allerdings sparsam umgehen, sonst wird man früher oder später in eine Ecke mit denen gestellt, die laut „radical left“ rufen – und schließlich selbst für radikal gehalten. Einen Vorschlag macht Grau auch, er schlägt einen Runden Tisch zum Thema Innenstadtverkehr vor. Hier gehe es um eine „Generationenentscheidung“, schreibt er, der nur mit einem möglichst breiten gesellschaftlichen Konsens und der Berücksichtigung vieler Interessen legitimiert werden könne.
+++ Münsters erster Platz in der ADAC-Studie Ende vergangener Woche hat nicht so richtig überraschend zu ganz unterschiedlichen Reaktionen geführt. Den CDU-Verkehrspolitiker Walter von Göwels hat das Ergebnis nicht überrascht. Er kommentiert: „Münster ist top beim Thema Innenstadtmobilität.“ Für Carsten Peters und Jule Heinz-Fischer von den Grünen ist der erste Platz „kein Anlass, groß zu jubeln.“ Wesentliche Probleme blieben ungelöst: Viele Unfälle, viele Emissionen und erhebliche Konflikte zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern seien Alltag in Münster. Ihr Vorschlag: das, was im Koalitionsvertrag steht. Simon Chrobak vom Netzwerk Fahrradstadt.ms kritisiert ganz grundsätzlich, es hätten 0,05 Prozent der Menschen in Münster die Mobilität in der Stadt bewertet, und dann werde die Stadt überregional gefeiert. „Wann kommt irgendjemand auf die Idee, sowas zu hinterfragen?“, hinterfragt er. Den Versuch einer Deutung macht @ameisenmensch: Er denke, es sei wichtig, herauszustellen, um was es sich hier handle. „Es ist in eine vermeintlich objektive Umfrage verpackter Autolobbyismus“, schreibt er.
+++ Die Stadt bietet Menschen mit Impftermin an, zu einem günstigen Preis ein Taxi zu bestellen, wenn sie keine Möglichkeit haben, zum Impfzentrum zu kommen. Das Impftaxi kostet fünf Euro, meldet die Stadt. Wer es bestellen möchte, wählt entweder die Nummer der Taxi-Zentrale (0251 60011) oder die des Taxirufs Münster (0251 25500).
Der stundenlange Impfgipfel am Montag hat nichts daran geändert: Mindestens bis Ende März wird es mit dem Impfen wohl weiterhin nur langsam vorangehen. Und auch wenn im zweiten Quartal deutlich mehr Impfstoff zur Verfügung stehen wird, bleibt weiter eine wichtige Frage offen. Nämlich die, ob eine Impfung nur vor der Erkrankung Covid-19 schützt oder auch davor, dass man sich überhaupt mit dem Coronavirus infiziert. Im zweiten Fall würde man nicht nur selbst nicht krank, sondern könnte auch niemanden anstecken. Wie diese sogenannte sterile Immunität im Körper erreicht wird und warum eines Tages ein Nasenspray helfen könnte, erklärt das Wissenschaftsmagazin Spektrum ausführlich und gut verständlich in diesem Beitrag.
In Münster werden weiterhin vergleichsweise wenig Neuinfektionen registriert, die Sieben-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Menschen in einer Woche) liegt heute bei 32,4. Insgesamt gelten 415 Menschen als infiziert, 64 von ihnen werden im Krankenhaus behandelt. 15 der Patient:innen liegen auf der Intensivstation, elf werden beatmet. Am Wochenende hat die Stadt einen weiteren Todesfall gemeldet, eine 99-jährige Frau ist an oder nach einer Covid-19-Infektion gestorben. Insgesamt sind damit seit Ende März 91 Menschen aus Münster gestorben, die mit dem Coronavirus infiziert waren.
Wenn in Ihrem Familien- oder Bekanntenkreis Nachwuchs unterwegs ist und Sie mal keinen Strampler oder Spielzeug schenken möchten, hätten wir heute eine schöne Alternative: Der Komponist und Pianist Philipp Hermann, der in Münster lebt, schreibt Klavierstücke für Neugeborene, die Menschen zur Geburt verschenken können. Dieses Stück, so erklärt der Musiker es auf seiner Website, soll für das Kind zu einer Art persönlichem Soundtrack werden. Wir finden, das ist eine sehr schöne Idee. Nur ein kleiner Hinweis: Wenn dieser Song das Kind dann tatsächlich die nächsten Wochen, Monate oder womöglich das ganze Leben begleitet, sagen Sie am besten schon gleich bei der Bestellung dazu: Ein Lied in Moll wäre nicht so gut.
Johanne Burkhardt hat für den RUMS-Brief heute ein paar Tipps zusammengestellt, und zwar folgende:
+++ Auf die digitalen Angebote zur Ausstellung „Passion Leidenschaft. Die Kunst der großen Gefühle“ des LWL-Museums für Kunst und Kultur hatten wir zwar schon einmal hingewiesen. Wir machen es heute aber noch einmal, denn die Ausstellung endet am nächsten Sonntag (14. Februar). Wenn Sie noch eine digitale Führung erleben möchten, sollten Sie sich also beeilen. Hier finden Sie alle Angebote und Termine. Am Donnerstag steht außerdem eine Veranstaltung im Programm, die thematisch an die Ausstellung anknüpft: Der Historiker und Antisemitismusforscher Uffa Jensen von der Technischen Universität Berlin spricht ab 18:30 Uhr über „Die Rückkehr der Zorn-Politik“. Es geht um politischen Hass und Ausgrenzung und darum, wie die Gesellschaft ihnen begegnen sollte.
+++ Wenn das Thema Sie interessiert, müssen Sie am Donnerstagabend eine schwierige Entscheidung treffen. Ab 19:15 Uhr spricht nämlich die Journalistin Alice Hasters über Rassismus und ihren Bestseller „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“. Für solche Veranstaltungen braucht es zwar eigentlich keinen Anlass, in diesem Fall gibt es aber einen, nämlich den Anfang des Black History Month: Im Februar wird in den USA – und inzwischen auch in vielen anderen Ländern – an die Geschichte, die Leistungen und Leidenswege von schwarzen Menschen erinnert. Hier finden Sie noch mehr Informationen zur Veranstaltung und am Donnerstagabend auch den Link zur Videokonferenz-Software Zoom, die Teilnahme ist kostenlos.
+++ Zum Schluss noch ein Filmtipp: Seit letzter Woche läuft „Die Ausgrabung“ auf Netflix. Der Titel verrät schon halb, worum es geht, nämlich um die Entdeckung (und Ausgrabung) eines angelsächsischen Bootsgrabes. Also um ein Schiff, in dem vor etlichen Jahrhunderten ein Herrscher samt Rüstung und Grabbeigaben beerdigt wurde; die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten. Darum geht es aber wie gesagt nur zur Hälfte, Sie sollten auch Lust haben auf große Gefühle: „Ein klassisches Melodrama mit vielen Emotionen“, sagt meine Kollegin. Achja, und falls das für Sie auch ein Kriterium ist, die Hauptrollen spielen Carey Mulligan und Ralph Fiennes.
Am Freitag schreibt Ihnen wieder Constanze Busch. Kommen bis dahin gut durch die Woche. Und bleiben Sie gesund.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Johanne Burkhardt, Constanze Busch
PS
Wenn Sie den Samstagabend nicht vor dem Fernseher oder irgendeinem Display verbracht und unsere Ankündigung vom Freitag schon wieder vergessen haben, dann hätte ich hier einen Link für Sie: Die WDR-Kultursendung Westart hat einen Beitrag über RUMS gemacht, den Sie sich hier ansehen können. Falls Sie das längst getan haben, dann hätte ich hier noch einen anderen Tipp für Sie: die Facebook-Seite „Verschwundenes Münster“, auf der ich Dinge sammle, die – Sie ahnen es – aus Münster verschwunden sind (wenn Sie da etwas haben, schicken Sie es mir gern). Hier finden Sie eine kleine Fotoserie, die der Fotograf Rainer Wunderlich gemacht hat. Er ist durch die Osmo-Hallen gelaufen, bevor der Abriss begonnen hat, und jetzt verschwindet auch der Rest.
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