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Einfamilienhaus in Bedrängnis | Fakten zum Flughafen | Mr. Falafel
Guten Tag,
wenn man von der Ruine des Restaurants Maikotten in St. Mauritz die Straße herabschaut, sieht man Felder, Wiesen und Bäume. Was man von hier aus nicht erkennen kann, ist, dass dieses Stückchen Landschaft einer der ersten Orte in Münster ist, an dem sich Fragen stellen, die in den vergangenen Wochen in ganz Deutschland verhandelt worden sind. Vordergründig geht es vor allem um eine Frage: Wie werden Menschen in Zukunft wohnen?
Die Anwort könnte ganz nüchtern ausfallen. Dazu müsste man sich den gegenwärtigen Zustand anschauen, die Probleme identifizieren und sie lösen. Das Ergebnis wären neue Wohnformen, aus denen sich weniger Probleme ergeben. Unglücklicherweise ist da aber auch noch der Mensch, der sich zwar für ein rational denkendes Wesen hält, es aber sehr oft nicht ist. Zum Beispiel, wenn es um seine Vorstellung von Wohnen geht.
Am Maikottenweg sollten 75 Wohnungen gebaut werden. So stand es vor sechs Jahren in den Plänen. Doch der Wohnraum in Münster ist knapp. Die Stadt wächst wie kaum eine andere im Land. Nach einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft aus dem vergangenen Jahr sind Wohnungen nirgendwo in Nordrhein-Westfalen so knapp wie in Münster. Allein zwischen 2016 und 2018 hätten über 2.400 neue Wohnungen gebaut werden müssen, um mit der Nachfrage Schritt zu halten. Tatsächlich entstanden nur knapp 1.500. Auch deshalb wurde das Baugebiet am Maikottenweg in den Plänen nach und nach größer. Aus den 75 Wohneinheiten wurden 140, mittlerweile sollen es 280 sein. Auch eine Kita kam noch hinzu.
79 Fußballfelder neues Bauland pro Tag
Eine Bürgerinitiative möchte verhindern, dass das Baugebiet diese Dimensionen annehmen wird. Diese Menschen haben die Befürchtung, dass Verkehrsprobleme entstehen oder die Kapazität der Kanalisation nicht ausreicht. Es sind praktische Fragen, auf die es praktische Antworten geben kann. Die Bürgerinitiative fordert auf ihrer Website zum Beispiel ein Verkehrsgutachten. Das kann man in Auftrag geben.
Auf der Ebene darüber geht es zu einem gewissen Teil ebenfalls um praktische Probleme, nur in einer anderen Größenordnung. Schaut man von oben auf Deutschland, sieht man außen die Grenzen des Landes und innen große Städte, deren Grenzen nicht linienförmig verlaufen, sondern nach außen zerfransen. Immer mehr Pixel in der grünen Landschaft werden grau. Das nennt man Zersiedlung, das Wachstum Flächenverbrauch.
Nach Zahlen des Bundesumweltministeriums weisen die Kommunen in Deutschland jeden Tag eine Fläche von 79 Fußballfeldern zum Bau von Häusern, Fabrikhallen oder Straßen aus. Diese Flächen stehen der Landwirtschaft nicht mehr zur Verfügung, sie gehen der Natur verloren, die Artenvielfalt nimmt ab, Menschen haben weniger Erholungsraum. Das kann nicht ewig so weitergehen.
Die Bundesregierung hat daher schon im November 2016 in ihrem Klimaschutzplan beschlossen, den Flächenverbrauch bis 2030 zu halbieren. Bislang relativ erfolglos, denn eine schwer zu beantwortende Frage ist: Wer soll anfangen? Darüber, wo Wohnungen gebaut werden, entscheidet nicht die Bundesregierung, das beschließen die Kommunen selbst. Und wenn eine Stadt wächst, wie es in Münster passiert, und neue Menschen oder Firmen sich ansiedeln, hat das erst einmal vor allem Vorteile. Eine andere Frage wäre: Wo soll es losgehen? Am Maikottenweg?
Es ist ein Dilemma. Einerseits braucht die Stadt tausende neue Wohnungen, um die Nachfrage auch nur einigermaßen bedienen zu können. Andererseits steht nur begrenzt Platz zur Verfügung. Eine naheliegende Lösung ist, mehrere Wohnungen auf weniger Raum zu bauen. Und darum geht es nun in der Diskussion.
Gefühle, Wünsche und Vorstellungen
Die Rathaus-Koalition aus Grünen, SPD und Volt hat in der Hauptausschuss-Sitzung am 10. Februar in Frage gestellt, ob die verschiedenen Wohnformen hier in einem wünschenswerten Verhältnis zueinander stehen. Am Maikottenweg sind 110 Einfamilienhäuser geplant, dazu 170 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Die Koalition hat der Stadtverwaltung den Auftrag gegeben, zu prüfen, ob das nicht auch platzsparender geht.
Ab hier geht es nicht mehr nur um praktische Fragen, denn das Einfamilienhaus ist in Deutschland nicht einfach nur eine Wohnform – es ist eine Einstellung, ein Lebensgefühl. Es ist für viele ein elementarer Bestandteil ihres Lebensplans. Und damit ist es eine empfindliche Stelle.
Was das bedeutet, haben wir in den vergangenen Wochen beobachtet. In Hamburg-Nord entzündete sich eine heftige Debatte an einer Entscheidung des grünen Bezirksamtsleiters Michael Werner-Boelz. Er hatte dafür gesorgt, dass Einfamilienhäuser in den Bebauungsplänen nicht mehr möglich sein sollen. Und als Anton Hofreiter, der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, ihm vor zwei Wochen in einem Interview mit dem Spiegel beiseite sprang und darauf hinwies, dass es ja auch andere Wohnformen gebe, kochten die Verfechter:innen der Einfamilienhäuser die Diskussion noch weiter hoch.
Wie genau das passierte, erklärte Michael Werner-Boelz im Interview mit der taz. Anfang des Jahres sei ein „seriöser Bericht“ in der Welt am Sonntag erschienen. Daran habe sich niemand gestört. „Nach drei Wochen wurde der Text mit einem anderen, zugespitzten Teaser online gestellt. Davon haben dann alle abgeschrieben, und es wurde manchmal noch falscher“, sagt Werner-Boelz. Am Ende sei er wüst beschimpft worden, Menschen hätten im Bezirksamt angerufen und gefragt, ob sie nun enteignet werden.
Träume von jungen Familien
Eine Grundregel von öffentlichen Debatten ist: Je weiter sich alles von den sachlichen Fragen löst, und je mehr es nur noch um Emotionen geht, desto mehr verschwimmt alles, desto mehr geht es nur noch um zwei Dimensionen. Dafür oder dagegen.
In Münster sagte FDP-Fraktionschef Jörg Berens im Hauptausschuss im Februar den Satz: „Hier an dieser Stelle sollen dann also Träume von jungen Familien weiter kaputt gemacht werden.“
So eine Aussage geht über das Herz in den Kopf, und das soll sie auch. Sie ruft bei den Menschen, die diesen Traum haben, Ängste hervor, aber sie ignoriert das eigentliche Problem. Es ist, als würde die Mutter dem Vater sagen: „Wir haben überhaupt kein Geld mehr. Ein Urlaub ist in diesem Jahr wohl nicht drin.“ Und der Vater antwortet: „Aber die Kinder wünschen es sich doch so sehr.“
Im Fall der Einfamilienhäuser kann man wie Jörg Berens argumentieren, allerdings nur, wenn man das knappe Bauland und den Flächenverbrauch entweder für kein drängendes Problem hält oder eine andere Lösung hat.
Ich habe Jörg Berens gefragt, wie er das Problem einschätzt, und wie er es lösen würde. Auf den Flächenverbrauch geht er in seiner Antwort nicht ein. (Hier stand zunächst, Jörg Berens habe nicht geantwortet. Er schrieb später, er habe die Mail übersehen. Sein Antwort haben wir unten dokumentiert, Anm. d. Red.)
Ich habe auch CDU-Fraktionschef Stefan Weber gefragt. Er schreibt: „Das von den Grünen diskutierte Verbot von Einfamilienhäusern lehnen wir ab, auch im Baugebiet am Maikottenweg. Politik ist nicht dazu da, den Menschen Hoffnungen und Träume zu zerstören.“
Man könnte einwenden, dass Hoffnungen und Träume auch zerstört werden, weil Wohnraum immer knapper und das Land von oben immer grauer wird. Aber Stefan Weber hat noch ein anderes Argument: „Wer die Nachfrage in Münster ignoriert, zwingt junge Familien ins Umland und erzeugt noch mehr Pendlerverkehr“, sagt er. Und diese Frage stellt sich tatsächlich: Lassen Menschen sich wirklich von ihrem Traum vom eigenen Haus abbringen, wenn sie in Stadtnähe kein Grundstück finden? Entstehen nicht neue Probleme, wenn diese Menschen dann täglich von ihrem Haus im Grünen mit dem Auto in die Stadt fahren? Und nimmt die Zersiedelung dann nicht weiter zu? Wird der graue Flickenteppich nicht noch größer? Über dieses Problem wird man sprechen müssen, aber das ist nicht leicht in einer Debatte, in der es um Gefühle und Träume geht.
Worum geht es denn eigentlich?
Es beginnt schon beim Wort Verbot. Das kann bedeuten: Einfamilienhäuser dürfen nicht mehr an bestimmten Stellen gebaut werden. Es kann aber auch heißen: Es wird generell verboten, Einfamilienhäuser zu bauen. Oder: Menschen dürfen keine Einfamilienhäuser mehr besitzen.
Diese Unschärfe ließe sich allein durch den Begriff „Neubau-Verbot“ beseitigen. Aber sie ist möglicherweise gewollt. Vielleicht soll gar nicht so klar werden, was geplant ist, weil dann vielleicht auch Menschen sagen werden: So schlimm ist es doch gar nicht.
Aber um was geht es denn eigentlich? Fragt man Robin Korte, den umweltpolitischen Sprecher von Münsters Grünen-Fraktion, zu den Plänen seiner Partei, sagt er: „Wir wollen das Verhältnis verändern, aber das heißt nicht, dass wir keine Einfamilienhäuser wollen.“ An einigen Stellen in der Stadt sei diese Wohnform sicher weiter sinnvoll, am Stadtrand zum Beispiel, wo Siedlungen in Natur übergehen.
Der grüne Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz hat in einem Interview mit der taz gesagt, wo nach bestehenden Bebauungsplänen Einfamilienhäuser möglich seien, könne man sie auch weiterhin bauen. Und wer in einem Einfamilienhaus lebe, könne das auch weiterhin tun. „Ich bin kein Einfamilienhaus-Hasser“, sagte er. Aber der Wohnraum sei eben knapp. „Ich muss also mit begrenzten Ressourcen für bezahlbaren Wohnraum sorgen”, sagte er.
Robin Korte sagt: „Wenn man bestimmte Fragen gegeneinander abwägt, dann kommen wir zu dem Schluss, dass wir begrenzte Ressourcen haben und damit möglichst sparsam umgehen müssen.”
Einig sind sich die Politiker:innen in Münster nicht. Stefan Weber hält das Problem anscheinend für nicht so akut. Münster sei eine flächensparende Kommune, schreibt er. Priorität hätten hier Baugebiete innerhalb der Stadt, zum Beispiel auf den Konversionsflächen in Gremmendorf und Gievenbeck, auf dem alten Winkhaus-Gelände am Bohlweg oder am Dahlweg. Dort bemühe man sich um eine „moderate Nachverdichtung“.
Aber wie knapp ist denn die Ressource Boden in Münster?
Auf den ersten Blick nicht so knapp. Nach Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft steht in Münster im Vergleich zu einer Stadt wie Köln viel Bauland zur Verfügung. In Köln sind es 31 Hektar pro 1.000 Wohneinheiten, in Münster 81 Hektar. Zur Einordnung: Ein Hektar ist in etwa so groß wie ein Fußballfeld. Man könnte nun sagen: Da ist durchaus noch Luft nach oben. Man kann aber auch sagen: Wenn der Flächenverbrauch gebremst werden soll, muss irgendwer mit dem Sparen beginnen.
Es fehlen vor allem Mietwohnungen
Von allein wird das nicht passieren. Nach einer Prognose des Pestel-Instituts werden in den kommenden Jahren in Münster jährlich gut 300 neue Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen – wenn alles so weitergeht wie bisher. In den vergangenen Jahren schwankte die Zahl zwischen knapp 700 und knapp 300.
In der Studie heißt es, letztlich habe „eine unzureichende Wohnungspolitik“ dazu geführt, dass Ende 2019 in Münster gut 2.400 Wohnungen fehlten. Zwischen 2012 und 2017 hätten pro Jahr etwa 500 Wohnungen gebaut werden müssen, heißt es in einer anderen Veröffentlichung des Instituts.
Interessant ist, welche Art von Wohnungen fehlen. Hier macht das Pestel-Institut eine eindeutige Aussage. Im Fazit steht: Es fehlen barrierearme Wohnungen und Mietwohnungen im unteren Preissegment.
Wenn in Zukunft weniger Einfamilienhäuser gebaut würden, dann kann es also tatsächlich sein, dass einige junge Familien ihren Traum vom Einfamilienhaus mit Garten in Stadtnähe begraben müssen. Aber es bedeutet auch: Für andere junge Familien und für ältere Menschen, für Menschen mit Behinderung, mit weniger Finanzkraft wird der Traum von den eigenen vier Wänden vielleicht dadurch erst möglich. Die Zahlen des Pestel-Instituts sprechen dafür, dass man diese Wohnungen in Münster dringender braucht.
Nachtrag, 3. März:
Jörg Berens hatte auf eine Anfrage zunächst nicht geantwortet. Am Mittwoch schrieb er, es kämen in den Haushaltsberatungen gerade so viele Mails, er habe die Anfrage übersehen. In seiner Antwort schreibt er nun, seine Partei setze sich für einen neuen Stadtteil ein. Dabei gehe es auch um Einfamilienhäuser, aber nicht ausschließlich. Man achte in Baugebieten schon heute auf eine gute Durchmischung. Doch sein Eindruck sei, “dass junge Familien zu wenig im Fokus stehen“. Die FDP setze sich „in Summe dafür ein, dass wir eine Wohnraumpolitik für alle Bevölkerungsschichten machen“. Junge Familien, die ihren Traum vom Eigenheim in Münster nicht verwirklichen könnten, suchten sich aber keine kleinere Wohnung „am ohnehin überhitzten Wohnungsmarkt“, sie wanderten ins Umland. Die Folgen seien Mobilitätsprobleme. Die Koalition negiere die Konsequenzen – bei den Mobilitätsthemen noch stärker als bei der Wohnungspolitik. Ein weiterer Aspekt sei: Eine eigene Immobilie sei auch eine sehr gute Altersversorgung. Das sei in einer Zeit mit anhaltender Niedrigzins-Politik durchaus von Bedeutung.
Am Sonntagabend haben wir uns zum ersten Mal in unseren neuen Räumen am Pressehaus an der Neubrückenstraße getroffen, allerdings etwas anders, als wir uns das vorgestellt hätten: zu zweit. Alle übrigen Gäste haben via Zoom an der zweiten Folge unserer Gesprächsreihe „Wir müssen reden“ teilgenommen. Und das waren zeitweise 90, am Ende immerhin noch knapp 80 Menschen. Wenn so viele Menschen sich später auch vor Ort für die Diskussion interessieren würden, hätten wir eine sehr schöne Atmosphäre. Die hatten wir so ebenfalls, wenn auch nur im Internet.
Christian Lüer und Carsten Schürmann, die beiden Autoren der Studie zum Flugverkehr in der Euregio-Region, die wir für RUMS interviewt hatten, haben ihre Ergebnisse vorgestellt und Fragen beantwortet.
Wussten Sie’s zum Beispiel?
- Fast die Hälfte aller Flüge am FMO sind Kurzstreckenflüge. Die vier wichtigsten Ziele sind München, Frankfurt, Antalya und Palma de Mallorca.
- Nur jedes dritte Unternehmen aus der Region nutzt den Flughafen oft oder manchmal.
- Im Umkreis von hundert Kilometern des Flughafen Münster/Osnabrück leben 12,9 Millionen Menschen, im Umkreis vom Flughafen Amsterdam-Schiphol sind es nur 10,5 Millionen.
- Auch wenn die Flughäfen jenseits der Grenze nicht so weit entfernt sind, haben die Menschen offenbar eine große Präferenz für Flughäfen im eigenen Land.
- In den Kreisen des Münsterlands hat der Flughafen Münster/Osnabrück keine so große Bedeutung, wie man vielleicht denken würde. Besonders deutlich wird das im Kreis Borken. Hier nutzen über 80 Prozent der Menschen vor allem den Flughafen Düsseldorf, nur sieben Prozent fahren zum FMO.
Wenn Sie sich für die Details interessieren, können Sie sich die Studien und Teilstudien ansehen.
Und wie versprochen haben Carsten Schürmann und Christian Lüer alle Fragen, die offen geblieben sind, nachträglich beantwortet. Die Antworten finden Sie hier.
+++ Möglicherweise eine überraschende Nachricht für einige Eltern in Münster: Wenn Kinder nicht ganz so gute Noten in der Schule haben, gäbe es auch die Möglichkeit, sie auf zwei im Stadtgebiet weitgehend unbekannte Schulformen wechseln zu lassen: die Haupt- oder die Realschule. Vielleicht muss es sich erst noch herumsprechen. An den Realschulen haben für den Sommer 511 Eltern ihre Kinder angemeldet, ungefähr so viele wie im Jahr 2020, allerdings – das muss man schon sagen – die Erich-Klausener-Realschule hatte mehr Anmeldungen als Kapazitäten. Die vier Hauptschulen erreichen mit 77 Anmeldungen nur noch zwei Drittel der Zahlen aus dem vergangenen Jahr (112). „1194 Kinder möchten auf ein Gymnasium wechseln“, schreibt die Stadt in ihrer Pressemitteilung. Angaben dazu, in wie vielen Fällen das vor allem die Eltern wollten, gibt es nicht. Aber was man sagen kann: Die zwei städtischen Gesamtschulen können sich vor Anmeldungen mal wieder kaum retten. Um die 270 Plätze haben sich 554 Kinder beworben.
+++ Der 62-jährige Mann, der im vergangenen Mai einen 33-jährigen Mann vor seinem Haus in Roxel erstochen hatte, weil der zu laut telefonierte, wie es hieß, muss wegen Mord lebenslang ins Gefängnis, nachzulesen unter anderem beim Spiegel.
+++ Im Wettbewerb um die meisten Führungswechsel in der laufenden Spielzeit hat Münsters SPD-Fraktion gegenüber dem FC Schalke 04 nun erneut nachgelegt. Marius Herwig ist seit Montagabend neuer Fraktionschef, wie die Westfälischen Nachrichten melden. Er wird Nachfolger von Mathias Kersting, der das Amt erst im September von Michael Jung übernommen hatte. In diesem Wettbewerb liegt Schalke ausnahmsweise weiterhin in Führung und wird diese vermutlich bald weiter ausbauen. Der Verein ist momentan trainerlos. Bei der SPD stünde Ludger Steinmann schon in den Startlöchern, um den nächsten Punkt zu machen, falls Marius Herwig ausfallen sollte. Steinmann wurde nun zunächst zum Fraktionsvize gewählt.
Nachdem die Infektionszahlen in Münster nun schon länger auf einem recht niedrigen Niveau dümpeln (aktueller Inzidenzwert: 32,7), hat Münsters Oberbürgermeister einen gemeinsamen Appell mit seinen Amtskollegen aus Tübingen und Rostock unterzeichnet. Sie wollen erreichen, dass Städte, in denen die Zahlen sich gut entwickeln, die Regeln lockern dürfen. Stattdessen wollen sie auf Schnelltests, eine bessere Kontaktverfolgung und eine sogenannte lokale Corona-Ampel setzen, die noch etwas exakter Auskunft über die aktuelle Situation in einer Stadt gibt. Die Stimmung in Berlin scheint zurzeit eher in eine andere Richtung zu gehen. Es ist durchgesickert, dass im Gespräch ist, den Lockdown bis zum 28. März abgemildert zu verlängern. Dazu muss man allerdings sagen: Darüber wird erst morgen gesprochen. Und in der Regel stechen das die Menschen durch, die ein Interesse daran haben, dass es so kommen wird. Ebenfalls nicht so gut: Die weltweiten Infektionszahlen steigen wieder. Und wenn Ihnen jemand eine Liste zeigt, auf der verschiedene Orte stehen, an denen die Infektionsgefahr sehr gering ist, zum Beispiel Hotels: Es geht nicht um die Gefahr, dass Menschen sich in Hotels anstecken. Das Ziel ist, Menschen davon abzuhalten, sich zu bewegen. Hier noch schnell die aktuellen Zahlen aus Münster: In Münster gibt es aktuell zwar nur elf Neuinfektionen, aber bislang 59 Fälle der hoch ansteckenden britischen Mutation. Zum Ende dann aber noch eine gute Nachricht: Die Stadt erweitert die Gruppe der Menschen, die sich impfen lassen dürfen.
Münster hat vielleicht keine ausgewachsene Street-Food-Szene, aber am Josef-Kirchplatz an der Hammer Straße doch etwas, was in diese Richtung geht. Immer dienstags und mittwochs steht dort ein kleiner Imbisswagen mit dem Schriftzug „Mr. Falafel“. Sie werden schon erraten haben, was dort auf der Karte steht. Ein Tipp wäre aber der Falafelteller mit eingelegten Steckrüben – oder die Falafelbox für zu Hause. Bevor Sie sich auf den Weg machen, schauen Sie am besten noch schnell auf Mr. Falafels Facebook-Seite. Dort veröffentlicht Mr. Falafel immer zuverlässig, wo er sich gerade befindet.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
+++ Anna Mayr ist als Kind zweier Langzeitarbeitsloser aufgewachsen. In ihrem Buch „Die Elenden“ solidarisiert sie sich mit Arbeitslosen und rechnet mit den Vorurteilen ab, mit denen sie zu kämpfen haben. Und sie erklärt, warum eine kapitalistische Gesellschaft Arbeitslose „braucht”. Für ihre Lesung am Freitag müssten Sie eigentlich nach Stuttgart fahren, aber – Corona macht’s möglich – Sie können sich den Abend auch von zu Hause aus ansehen. Tickets gibt’s für fünf Euro hier.
+++ Corona hat die Kultur verschwinden lassen, aber diese seltsame Zeit hat auch neue Formate hervorgebracht. Das Stadtensemble lädt zum Beispiel zu Spaziergängen zu zweit ein, in denen es im Groben um Kunst geht, aber im Detail um sehr viele unterschiedliche Themen. Der Termin zum Thema „Ja ja ja Ne ne ne“ ist leider schon weg. Hier finden Sie einen Überblick, und dort können Sie auch gleich buchen.
+++ In der neuesten Folge des Podcasts „Was uns betrifft“ geht es um Menschen ohne Wohnungen und um Möglichkeiten, der Wohnungslosigkeit zu entkommen. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat sich dieses sehr schöne Format überlegt, um Wissen aus ganz unterschiedlichen Gebieten zu vermitteln. Themen einiger Folgen, die seit dem Start im Herbst erschienen sind, wären zum Beispiel Mobilität oder Kolonialgeschichte. Und bei der Gelegenheit abonnieren Sie am besten auch noch einen der Newsletter der Bundeszentrale. Ich selbst kann zum Beispiel den mit den Neuigkeiten empfehlen.
+++ Nicht-Wissen ist dem Wort nach Wissen, das nicht vorhanden ist – weil man sich damit noch nicht beschäftigt hat, oder weil es dieses Wissen noch gar nicht gibt. Es gibt aber auch Nicht-Wissen, das absichtlich produziert wird, weil bestimmte Wahrheiten sich nicht verbreiten sollen. Darum geht es in der Arte-Doku „Forschung, Fake und faule Tricks“. Die Zigarettenindustrie hat auf diese Weise versucht, die Gefahren des Rauchens zu verschleiern, und mit dem Klimawandel läuft es offenbar nicht viel anders. Sehr empfehlenswert.
Am Freitag schreibe ich Ihnen noch einmal. Machen Sie’s gut bis dahin. Und bleiben Sie gesund.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Johanne Burkhardt
PS
Wenn Sie sich für Münster interessieren, wovon ich ausgehe, haben Sie das Stadtgeflüster-Interview-Magazin sicher schon mal in den Händen gehabt. Falls nicht: Eigentlich liegt es in Bars oder Cafés herum, aber Sie sehen schon das Problem. Und wenn Sie das Magazin vermissen, habe ich eine gute Nachricht für Sie. Es gibt die Interviews jetzt auch online, und zwar hier. Viel Spaß!
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