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Wer hat in Münster das Sagen? | Lewe empfängt Signale | Heimat Heroes
Guten Tag,
fangen wir heute an, etwas ungewöhnlich, mit einer Wahlnachlese. Wie, Wahlnachlese? Es hat doch gar keine Wahl stattgefunden. Nein, nein. Aber nach der Kommunalwahl im vergangenen Jahr ist immer noch eine wichtige Frage offen. Sie beschäftigt seit Monaten die Politik, im Verborgenen, hier und da auch öffentlich. Nur ist das nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Die offene Frage lautet: Wer hat in Münster denn nun das Sagen?
Die Antwort sollte eigentlich klar sein. Grüne, SPD und Volt haben sich nach der Wahl zu einer Koalition zusammengeschlossen. Ihre Mehrheit haben sie durch den Wechsel von Mathias Kersting von der SPD zur CDU zwischenzeitlich zwar verloren. Doch für viele ihrer Pläne finden sie Unterstützung bei der Internationalen Fraktion, bei den Linken oder bei der FDP. Außen vor bleibt meistens die CDU. Dabei hatte sie bei der Wahl das beste Ergebnis. Ihr Kandidat Markus Lewe wurde Oberbürgermeister, auch in den Kreisen rund um Münster regiert weiter die CDU.
Auf den ersten Blick spielt das für die Stadtpolitik keine Rolle. Wenn Grüne, SPD und Volt mit der Unterstützung einer anderen Partei etwas beschließen, dann ist das beschlossen. Mehrheit ist Mehrheit. Doch meistens gibt der Rat vorher der von der CDU geführten Verwaltung den Auftrag, sich mit der Sache zu beschäftigen. In der Verwaltung sitzen die Fachleute. Sie arbeiten Ideen aus, beurteilen, was sinnvoll und möglich ist, sie machen Vorschläge. Das gibt der Verwaltung eine gewisse Macht. Die Fachleute haben den ehrenamtlichen Ratsmitgliedern gegenüber oft einen Wissensvorsprung. Und sie können steuern, wann im Rat über welche Themen gesprochen wird.
Auf diese Weise können sie Entscheidungen beschleunigen oder hinauszögern, sie können Debatten auch ersticken.
Als die Verwaltung im Frühjahr ein Papier zur Idee veröffentlichte, die Promenade und die Bismarckallee mit einer Fahrradbrücke zu verbinden, einem sogenannten Flyover, hatten die übrigen Debatten erst einmal Pause.
Die Verwaltung kann durch gutes Timing auch direkt Einfluss auf Projekte nehmen. Wenn sie die neuen Bebauungspläne zum Hafenmarkt genau dann veröffentlicht, wenn der Bauherr Stroetmann alles vorbereitet hat und gleich loslegen kann, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass alles fertig ist, bevor ein Gericht den Bau wieder stoppen kann.
Wenn die Verwaltung selbst einen Vorschlag macht, kann der Oberbürgermeister sagen: Das unterschreibe ich nicht. Im Zweifel erfährt die Öffentlichkeit dann von diesem Vorschlag nie etwas.
Das sind einige Hebel, die zur Verfügung stehen, um Politik zu machen. Von außen lässt sich oft nicht sagen, ob etwas lange dauert, weil es so aufwändig ist, oder weil es noch nicht fertig werden soll.
Somit kann man bei Verzögerungen kaum bewerten, ob die Rathaus-Koalition getrödelt hat, oder ob die Verwaltung auf der Bremse steht. Man darf aber davon ausgehen, dass die Verwaltung diese Hebel bewusst einsetzt. Hier regiert die CDU mit.
Populismus in Reinform
Das alles findet im Hintergrund statt, aber auch jenseits der Verwaltung und des Stadtparlaments wird Politik gemacht. Über die Öffentlichkeit, über die Medien, über politischen Druck.
Besonders gut lässt sich das in der Verkehrspolitik beobachten. Im November veröffentlichte der Oberbürgermeister bei Instagram ein Video (man muss sich leider einloggen), in dem er nach der Ratssitzung die Entscheidung des Ratsbündnisses gegen ein Wohngebiet und die Verkehrspolitik kritisierte (hier der RUMS-Brief dazu). Er sprach in seiner Funktion als Stadtoberhaupt, aber er gab die Position seiner Partei wieder.
In der vergangenen Woche haben Markus Lewe und die vier Landräte der Kreise Coesfeld (CDU), Warendorf (CDU), Borken (CDU) und Steinfurt (parteilos, aber früher CDU) zusammen eine Erklärung verfasst, die Münsters Verkehrspolitik scharf verurteilt (die Grünen haben sie hier veröffentlicht).
Sie nennen die Politik „engstirnig“ und „rücksichtslos“. Die beiden Wörter haben es dann so auch in die größte Überschrift auf die Titelseite der Westfälischen Nachrichten geschafft („Engstirnig und rücksichtslos“). Die CDU-Politiker bauen ein Szenario auf, das das Schlimmste befürchten lässt. Sie fragen:
„Will Münster die Berufspendler aus der Region vertreiben? Will Münster, dass sich die Kunden andere Ziele suchen zu Lasten seines Einzelhandels in Münster und tausender Beschäftigter? Will Münster seine oberzentralen Einrichtungen des Handels, der Kultur oder der Bildung und Wissenschaft aus der Stadt dezentralisieren?“
Markus Lewe und die Landräte schüren Angst. Aber warum machen sie das? Eine naheliegende Erklärung ist: Im Mai sind Landtagswahlen. Die von der CDU geführte Landesregierung hat sich die drei Wahlkreise schon im vergangenen Jahr so zurechtgeschnitten, dass sie gute Chancen hat, dort zu gewinnen. Und das Thema Mobilität betrifft und berührt alle Menschen. Hier lässt sich gut Politik mit Emotionen machen.
In seinem Video im November forderte Markus Lewe die Menschen auf, zur „Sachlichkeit und Fachlichkeit“ zurückzukehren. Daran scheint er sich nun nicht mehr zu erinnern. Schon die Fragen in dem Schreiben sind Populismus in Reinform. Sachlich wäre es, sie alle noch in der Erklärung mit Nein zu beantworten.
Wie wenig sachlich die Fragen sind, wird deutlich, wenn man sie mit dem abgleicht, was in Münster geplant ist. Nehmen wir die erste Frage: Will Münster die pendelnden Menschen aus der Region vertreiben?
Das Ratsbündnis möchte, das kann man im Koalitionsvertrag nachlesen, den Domplatz, die Pferdegasse und die Königsstraße vom Durchgangsverkehr befreien, später will das Bündnis Parkhäuser umwandeln, unter anderem zu Quartiersgaragen. Den Bült wollen die Parteien für den Durchgangsverkehr schließen, zunächst testweise. Und es sollen neue Busspuren entstehen. Das sind die größten Eingriffe.
Münsters größte Arbeitgeber sind die Uniklinik, die Universität, die Stadtverwaltung, die LVM-Versicherung, die Deutsche Rentenversicherung, Brillux und BASF Coatings. Die meisten der Menschen, die dort arbeiten und vielleicht auch dorthin pendeln, werden von den Maßnahmen kaum betroffen sein. Für Menschen, die mitten in der Stadt arbeiten, bietet es sich sogar an, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen. Vom Bahnhof aus erreicht man die gesamte Innenstadt innerhalb weniger Minuten. Wichtig ist das Auto für die Arbeitsplätze, die in den Außenbezirken liegen.
Acht Parkhäuser voller Neuzulassungen
Aber natürlich, die Pläne des Ratsbündnisses werden auch zu Problemen führen. Schaut man auf die absoluten Zahlen der in die Stadt pendelnden Menschen, zeigt sich: Diese Menschen können nicht alle sofort auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. 105.000 Menschen fahren täglich aus dem Umland nach Münster, 123.000 pendeln innerhalb der Stadt, die meisten fahren mit dem Auto.
Und es werden immer mehr. Allein die Zahl der Fahrzeuge in Münster ist im vergangenen Jahr um knapp 4.000 gestiegen. Das sind in etwa so viele Autos, wie in den acht Parkhäusern der städtischen Parkhausgesellschaft Platz finden. Im Umland verläuft die Entwicklung ähnlich. Jahr für Jahr kommen tausende neue Autos hinzu. Die drängendste Frage ist zunächst nicht: Wie bekommen wir die Autos aus der Stadt? Sondern: Wie verhindern wir, dass es mehr werden?
Dazu schreiben Markus Lewe und die Landräte nichts. Ihr Vorschlag ist: Öffentliche Verkehrsmittel ausbauen. Attraktive Alternativen zum Auto schaffen. Sie schreiben: „Wir sind davon überzeugt, dass die angestrebte Verringerung der Autofahrten nicht durch Verbote oder moralische Vorhaltungen erreicht werden kann, sondern nur durch ein besseres, zuverlässiges und angenehmes Alternativangebot.“
Das Schreiben ist ein Signal an die autofahrenden Menschen. Ihnen möchte man die Angst vor dem Mobilitäts-Gruselkabinett nehmen, das man selbst aufgestellt hat. Sie sollen sich nicht vor Veränderungen fürchten müssen.
Aber auch nach Münster geht durch die Unterschrift von Markus Lewe unter der Erklärung eine Botschaft. Sie lautet: Die CDU mag im Rat keine Mehrheit mehr haben, aber wenn wir den Radius etwas größer ziehen, bestimmt sie immer noch, wo es langgeht.
Es ist ein Machtkampf. Und dieser Machtkampf lässt sich auf zwei Fragen herunterbrechen. Die eine lautet: Wie wichtig ist uns der Klimaschutz? Ist dieses Ziel so wichtig, dass wir dafür auch Nachteile in Kauf nehmen? Oder haben andere Dinge erst einmal Priorität?
Die Landräte und Münsters Oberbürgermeister geben mit ihrem Schreiben eine auf den ersten Blick eindeutige Antwort. Das Wort Klima kommt in ihrem Text nicht vor. Es scheint in ihren Erwägungen keine Rolle zu spielen.
Und auch, wenn viele sich das anders wünschen würden, muss man feststellen: Das entspricht dem, was ein großer Teil der Menschen denkt, vor allem im Umland, wo Klimaschutz etwa durch den Verzicht auf ein Auto für einzelne Menschen mehr Nachteile mit sich bringt als in der Stadt. Das Bewusstsein mag da sein. Aber morgens auf dem Weg zur Arbeit drei Mal umsteigen und dann auch noch länger unterwegs sein? Da zieht das Klima in vielen Fällen den Kürzeren.
Ein Dilemma, keine Lösung
In der Ökonomie spricht man von der Gegenwartspräferenz. 100 Euro heute sind einem Menschen mehr wert als 100 Euro plus Zinsen in 30 Jahren. Deswegen zwingt der Staat Menschen zu einer Rentenversicherung. Klimaschutz auf der Straße ist freiwillig. Aber funktioniert das?
In der Verkehrsforschung hält man Anreize allein für keine erfolgversprechende Strategie. Die Wissenschaft sieht den besten Weg in einer Kombination aus sogenannten Push- und Pull-Maßnahmen. Ziehen und Drücken. Pull-Maßnahmen sind Anreize, die Menschen zu Verhaltensänderungen bewegen. Günstigere Tickets, bessere Busverbindungen, höhere Taktzeiten. Push-Maßnahmen drängen Autos aus der Stadt. Durch Zufahrtsbeschränkungen, höhere Gebühren oder dadurch, dass Parkplätze verschwinden.
Die Parteien haben hier unterschiedliche Präferenzen. Die CDU-Position ist: Erst mal keine Verbote, keine Erschwernisse und keine höheren Kosten, bis es gute Alternativen zum Auto gibt, so heißt es immer. Darauf, wann die Alternativen gut genug sein werden, mag sich niemand so recht festlegen.
Das Rathausbündnis möchte es dem Auto schon heute schwerer machen, hat aber auf der Seite der Anreize wenig zu bieten. Für große Schritte im Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs fehlt das Geld. Das zeigt der Haushalt, der morgen verabschiedet wird. Und im Moment würde der Ausbau schon daran scheitern, dass kaum Personal zu finden ist, das die zusätzlichen Busse fahren könnte. In der Region gibt es noch ein weiteres Problem. Wer soll für den Ausbau zahlen? Die Landräte zeigen auf den Oberbürgermeister, der wiederum zeigt auf die Landräte.
Eine Lösung für das Dilemma gibt es nicht. Wenn es laufen würde, wie die CDU es sich vorstellt, würde das vermutlich bedeuten: In den nächsten Jahren passiert zunächst gar nichts, bis Alternativen da sind. Nur das wiederum würde heißen: Das Verkehrsproblem bleibt nicht, wie es ist. Es würde sich wahrscheinlich verschärfen. Und das mitten im Klimanotstand.
Im anderen Fall ist die Frage, ob aus dem Gefühl heraus, dass jetzt endlich schnell etwas passieren muss, nicht anderes aus dem Blick gerät.
Ein Gedankenexperiment
Um sich das zu vergegenwärtigen, hilft es, den Klimaaspekt aus der Debatte herauszulösen. Damit wären wir bei der zweiten Frage, um die es in diesem Machtkampf geht. Sie lautet: Wem gehört der öffentliche Raum?
Dazu ein Gedankenexperiment. Angenommen, es würde gelingen innerhalb von 15 Jahren den gesamten Straßenverkehr auf Elektro-Autos umzustellen. Und diese Autos würden mit Strom fahren, der klimaneutral produziert wird. Gäbe es nur das Klimaproblem, könnte man sagen: Dann haben wir das doch gelöst. Die Autos sind leise, sie stinken nicht mehr. Können sie dann nicht in der Stadt bleiben?
Auch bei den Grünen gibt Menschen, die sagen würden: Ja, im Prinzip schon. Aber es gibt auch die anderen. In der Debatte geht es nämlich nicht nur um das Klima, sondern vor allem um eine Verteilungsfrage. Der Autoverkehr, auf den in den Städten jahrelang alles zugeschnitten wurde, soll abgeben, damit auch andere mehr Raum bekommen: der Radverkehr und Menschen, die zu Fuß gehen.
Damit verläuft eine Konfliktlinie zwischen denen, die in der Stadt wohnen und nicht länger einsehen, warum sie die Abgase und das ganze Blech vor ihrer Tür ertragen sollen – und denen, die abgeben sollen und dadurch etwas verlieren, von dem sie denken, dass es ihnen zusteht. Das sind oft Menschen, die etwas außerhalb wohnen oder im Umland.
Aus Perspektive der einen besteht hier ein Ungleichgewicht, das korrigiert werden muss, indem man den Autos Raum nimmt. Aus der Perspektive der anderen droht hier ein Gleichgewicht in Schieflage zu geraten, indem die Autos nicht mehr den Platz bekommen, den sie immer genutzt haben.
Mit der Kommunalwahl vor einem Jahr hat sich in Münster die Macht derer verschoben, die darüber entscheiden. Jetzt befinden wir uns mitten in den Verhandlungen. So etwas gelingt selten ohne Konflikte, Widerstände und Reibungen. Wer akzeptiert schon einfach so Gebietsverluste?
Wie es ausgeht, ist nicht klar. Möglich ist, dass die Menschen das Rathausbündnis im Jahr 2025 wieder abwählen, weil ihnen die Veränderungen zu weit gehen. Möglich ist auch, dass sie sich langsam an sie gewöhnen, dass konservative Kräfte hier einfach das machen, was konservative Kräfte üblicherweise tun: Veränderungen entschleunigen. Aber möglich ist auch, dass alles viel länger dauern wird, als viele sich wünschen üurden – und im schlechten Fall, als Zeit ist.
In jedem Fall ist hier etwas in Bewegung geraten. Das zeigt die Erklärung von Münsters Oberbürgermeister und den Landräten. Und wo sich etwas bewegt, da lässt sich auch etwas verändern. Wenn den Landräten etwas daran gelegen ist, dass die Menschen aus ihren Städten weiter gut nach Münster kommen, und darauf deutet das Schreiben hin, dann wäre das ein guter Einstieg in eine Verhandlung, zum Beispiel darüber, wie man zusammen einen besseren Busverkehr zwischen Münster und der Umgebung finanzieren könnte. Vielleicht lässt sich auch da ja etwas bewegen.
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+++ Endlich Neuigkeiten zum Musik-Campus, aber dann leider auch wieder nur so halb. Eine Neuigkeit ist immerhin: Zwei Ministerien haben Markus Lewe offenbar „Signale“ gegeben, dass sie bereit seien, den Musik-Campus zu fördern, schreibt die CDU-Fraktion in einer Pressemitteilung. Darin bestätigt Lewe auch erstmals, dass der Campus 300 Millionen Euro kosten werde, wie die Westfälischen Nachrichten Ende August berichtet hatten. Jetzt fehlt noch eine Verwaltungsvorlage, in der alles Weitere steht. Dann könnte der Rat beschließen, dass der Campus tatsächlich gebaut wird. Die Vorlage sei auch schon fertig, schreibt die CDU-Fraktion. Aber weil die Grünen heute einen ganzen Schwung Fragen zu dem Projekt an den Oberbürgermeister geschickt haben, liege das Papier zur Ratssitzung morgen jetzt noch nicht auf dem Tisch, so heißt es (grob zitiert). Die Grünen wollen etwa wissen, wie sich die Kosten zwischen Stadt und Land aufteilen, wer die Betriebskosten in welcher Höhe trägt, und welche Vorteile sich denn überhaupt aus der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land ergeben. Die Liste der Fragen haben die Grünen hier zusammen mit ihrer Pressemitteilung veröffentlicht.
+++ Auf dem Domplatz haben gestern Abend 1.200 Menschen gegen die Coronamaßnahmen, die Impfkampagne und noch irgendwas anderes demonstriert. Eine Gegendemo war auch vor Ort. Der WDR hat einen kleinen Beitrag gedreht. Peter Balint, notorischer Schwurbler und einer der Initiatoren des Aufmarschs, hat den Westfälischen Nachrichten vorab ein paar Zitate durchgegeben. Zum Beispiel: „Ich gehe davon aus, dass die Impfung nichts bringt.“ Und: „Wir glauben, dass Masken nichts bringen.“ Vielleicht hat er ja noch weitere Dinge gesagt, die dann aber aus Platzgründen nicht verwendet wurden. Zum Beispiel: „Wir sind fest davon überzeugt, dass es in Münster im kommenden Jahr nicht regnen.“ Oder: „Wir denken, dass Arminia Bielefeld im nächsten Jahr die Champions League gewinnt.“ Aber das sind jetzt wirklich nur Vermutungen.
+++ Die Stadtwerke wollen den Gasometer verkaufen. Deswegen läuft zum Ende des Jahres der Mietvertrag mit dem Verein Sozialpalast aus, der dort seit diesem Jahr Workshops, Konzerte, Kunstperformances und Kneipenabende veranstaltet. Die Internationale Fraktion beantragt morgen Abend im Rat, den Mietvertrag zu verlängern. Doch das ist unwahrscheinlich. Sollte es den Stadtwerken gelingen, das Gebäude zu verkaufen, könnte das dem Unternehmen finanziell etwas Luft verschaffen. Mit der Energiesparte verdienen die Stadtwerke Geld, beim Busverkehr zahlt das Unternehmen drauf, in der Coronazeit sind die Busse leerer als sonst. Und dazu muss man noch pro Jahr 6,5 Millionen Euro an die Stadt abdrücken. Das aus etwa 30 Menschen bestehende Kulturkollektiv hat noch ein bisschen, dass die Stadt den Gasometer übernimmt. Wahrscheinlicher aber ist, dass das Kollektiv erst mal bleiben darf, bis die Stadtwerke mit ihrer Ausschreibung so weit sind. Morgen Abend entscheidet der Rat. Den Livestream finden Sie hier.
+++ Der Verkehrsclub Deutschland möchte, dass die Stadt die durchgehende Busspur vom Ludgeriplatz bis zum Mauritztor beibehält, optimiert und auch an anderen Stellen probiert, wie sich die Busse beschleunigen lassen, zum Beispiel am Ludgeriplatz und an der Weseler Straße. Am Freitag um 14 Uhr will der Club dafür demonstrieren. Los geht es um 14 Uhr vor dem Hauptbahnhof.
+++ Die Stadt Münster zahlt Eltern ab nächstem Jahr einen Zuschuss, wenn sie Stoffwindeln verwenden, und zwar 60 Prozent der Kosten, maximal 120 Euro im Jahr. Die Förderung ist auf zwei Jahre begrenzt, im Topf liegen 20.000 Euro. Kinderwindeln machen in Münster laut Moana Frommberger vom Stoffwindeltreff knapp sechs Prozent des Restmülls aus. Die Stadtverwaltung hatte zunächst empfohlen, die Förderung nicht zu zahlen. Sie begründete das unter anderem mit der schlechten Ökobilanz der Windeln und zusätzlichen Personalkosten. Der Verein Zero Waste Münster kritisierte die Empfehlung, schreibt der Verein in einer Mitteilung. Die zugrunde liegenden Daten seien 20 Jahre alt und die Verwaltung des Fördertopfs könne der Verein auch selbst übernehmen. So wird es nun gemacht. Das hat der Finanzausschuss vor einer Woche beschlossen.
Wir haben Post bekommen. Zum einen von Stephan Nonhoff, dem grünen Bürgermeister für den Bezirk Mitte. Er hat sich über die Kolumne von Michael Jung am Sonntag geärgert, in der Jung zwei grünen Bezirksbürgermeistern nach Nonhoffs Worten „dilettantische Brechstangenpolitik“ vorgeworfen hatte. Das Thema „Umgang mit der Vergangenheit“ tauge nicht für solche parteipolitischen Spielchen, schreibt Nonhoff. Den kompletten Text finden Sie hier.
Und dazu gleich noch ein Hinweis: Unter der Kolumne von Michael Jung finden Sie noch weitere Kommentare, unter anderen einen der CDU-Ratsfrau Babette Lichtenstein van Lengerich, die dort auf die Kritik von Michael Jung reagiert.
Christian Ladleif vom Bündnis Klimaentscheid Münster hat anscheinend schon vorab erraten, worum es heute im RUMS-Brief gehen wird. Er kommentiert in seiner Zuschrift die Erklärung der Oberbürgermeister und Landräte zur Verkehrspolitik in Münster. Ladleif schreibt: „Statt sich massiv für den Ausbau des ÖPNV stark zu machen und sich an der Finanzierung von Buslinien und Zubringern zu den Bahnhöfen im Umland zu beteiligen, fällt den Landräten nichts Besseres als eine Verkehrspolitik von Gestern ein.“ Hier Ladleifs kompletter Kommentar.
Die Ständige Impfkommission hat sich am Montag zu einer Entscheidung durchgerungen: Seit dieser Woche können auch Kinder zwischen fünf und elf Jahren gegen Corona geimpft werden. Die Stadt Münster vergibt seit heute über das Impfportal www.impfen.ms neue Termine. Insgesamt stehen bis Anfang Januar laut Stadt 3.000 Impfdosen zur Verfügung.
Eine nicht so gute Nachricht kam gestern noch rein. Bei einem Paartanz-Festival in einer Tanzschule in Münster und in den Sporthallen Horstmarer Landweg Anfang Dezember haben sich trotz der Regel G2+ (geimpft oder genesen plus Test) bislang 14 Menschen mit Corona infiziert, drei von ihnen mit der Omikron-Variante, meldet die Stadt. An dem Festival hatten etwa 130 Menschen teilgenommen, viele kamen von außerhalb, einige aus dem Ausland. Möglicherweise kommen noch einige Infektionen dazu.
Und zu den aktuellen Zahlen: Die Inzidenz in Münster liegt nach Angaben der Stadt aktuell bei 139,1 (Neuinfektionen pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche). Seit gestern sind 26 Neuinfektionen gemeldet worden. Damit gelten aktuell 759 Menschen im Stadtgebiet als infiziert. 32 liegen in den Krankenhäusern, 14 auf Intensivstationen, sieben davon werden beatmet.
Haben Sie schon alle Weihnachtsgeschenke zusammen? Falls nicht, schauen Sie doch mal in dem kleinen sympathischen Schnapsladen Heimat Heroes an der Wolbecker Straße vorbei. Dort finden Sie regionale Spirituosen und Liköre, wie den Leeze-Gin oder Nussecken-Likör. Wenn Alkohol nichts für Sie ist: Es gibt auch andere leckere Dinge, zum Beispiel Kaffee und Schokolade. Oder eine Geschenkbox, da ist von allem etwas dabei. Und wenn Sie den Schnaps vor dem Kauf probieren möchten: Termine für Tastings, also Verkostungen, finden Sie hier. Freie Termine gibt es wieder ab Januar.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Die nächsten beiden Kläppchen aus unserem Veranstaltungs-Adventskalender hat heute Johanne Burkhardt für Sie bestückt. Hier entlang.
+++ Am Freitag ab 14 Uhr zeigt das Haus der Niederlande die neue Stipendienausstellung „zwei mal zehn Meter“. Zu sehen sind unter anderem Druckwerke der Künstlerin Gintare Skroblyte aus Münster. Hier ein kleiner Vorgeschmack. Und wenn Sie persönlich mit der Künstlerin über Interpretationen sprechen möchten: bis 19 Uhr ist sie vor Ort und führt auch durch die Ausstellung. Falls Sie am Freitag schon andere Pläne haben: Die Ausstellung läuft noch bis zum 5. Februar.
+++ Für die Schriftstellerin Daniela Dröscher war ihr Vater ein Sinnbild gesellschaftlicher Macht. Was sie damit meint, erklärt sie in ihrem halbstündigen Kurzfilm „Lügen über unsere Väter“, der noch bis morgen Abend um 23:58 Uhr auf der Seite „Digitale Burg“ des Centre for Literature zu sehen ist. Den Film finden Sie hier.
Am Freitag kümmern wir uns für Sie um den Haushalt, allerdings nur um den städtischen. Constanze Busch schreibt Ihnen dann. Haben Sie bis dahin eine gute Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Johanne Burkhardt
PS
Paul Varnhagen vom SV Mauritz hat sich mit einen ästhetisch wertlosen Treffer im Spiel gegen BSV Roxel II den Titel „Kacktor des Monats“ gesichert, den Arnd Zeigler in seiner Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ einmal im Monat vergibt. Schauen Sie es sich an (ab 1:13 min). Ach was, schauen Sie sich am besten gleich alle Nominierungen an, die anderen sind fast genauso erbärmlich. Herzlichen Glückwunsch von uns!
PPS
Eigentlich wollten wir noch unsere wunderbaren RUMS-Geschenkgutscheine erwähnen, die Sie an unserem Weihnachtsmarktstand am Harsewinkelplatz oder auf unserer Website kaufen können. Aber es war schon so viel heute, das lassen wir dann doch mal lieber.
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