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Russisches Test-Roulette | Das ungeliebte Großprojekt | Barbara Green
Guten Tag,
ist das jetzt schon der Silvester-Effekt? Die Infektionszahlen in Münster haben übers Wochenende einen Sprung gemacht. Eigentlich fallen sie montags etwas niedriger aus, weil die Meldungen erst nach dem Wochenende eingehen. Doch in dieser Woche war das anders. Die Inzidenz schoss von 341 am Freitag auf 461 (Neuinfektionen pro 100.000 Menschen in einer Woche) am Montag. Heute ging sie leicht wieder zurück, auf 445, aber wie Sie wissen: Das kann sich morgen schon wieder ändern.
Solche Zahlen hatten wir noch nie, seit die Stadt am 1. März 2020 den ersten Corona-Fall meldete, und doch ist die Stimmung erstaunlich gelassen. Die Menschen gehen in Cafés, Restaurants und Kneipen. Wenn alle sitzen, fällt kaum auf, dass irgendetwas anders ist. Wer einen Tisch möchte, braucht eine doppelte Impfung, mittlerweile auch einen Booster oder einen Schnelltest. Das sollte ja eigentlich genügend Sicherheit geben, oder doch nicht?
Bei den Schnelltests vertrauen wir darauf, dass die Ergebnisse schon stimmen werden. Sobald das Wort „negativ“ auf dem Smartphone zu sehen ist, stellt sich das Gefühl der Erleichterung ein. Und tatsächlich, eine aktuelle Untersuchung des Paul-Ehrlich-Instituts zeigt, dass 80 Prozent der mittlerweile knapp 250 Antigen-Tests (Schnelltests und Selbsttests) im Handel die Omikron-Variante erkennen. Aber man kann auch Pech haben, denn mit den Tests ist es ein bisschen wie mit den Pilzen im Wald: Von einigen ist eher abzuraten. Welche das sind, ist auf den ersten Blick oft nicht zu erkennen.
Große Qualitätsunterschiede
Ein RUMS-Leser schrieb uns, er habe im November bei Rossmann an der Salzstraße einen Test der Marke „Beright“ der Firma Hangzhou Alltest Biotech gekauft. Kurz darauf sei er auf einen Vergleichstest in einem Wissenschaftsmagazin gestoßen, der sich auf Zahlen des Paul-Ehrlich-Instituts stützte. Nach diesem Test sah es erst so aus, als sei die Zuverlässigkeit seines Kaufs verheerend. Bei sehr hoher Viruslast erkennt der Test 17 Prozent der Infektionen, bei hoher Viruslast 0 Prozent. Da kann man im Prinzip auch eine Münze werfen.
Ein Blick in die Original-Auswertung des Paul-Ehrlich-Instituts (cq steht für die Viruslast, links ist sie sehr hoch, in der Mitte hoch, rechts normal) zeigte allerdings: Es gibt mehrere Tests, die ähnlich heißen, aber unterschiedlich genaue Ergebnisse liefern. Das verheerende Ergebnis war das der Variante mit Rachenabstrich. Auf dem Foto, das der RUMS-Leser beigefügt hatte, sah man das Modell Nasenabstrich. Das war bei hoher Viruslast zu 20 Prozent zuverlässig, bei sehr hoher zu 90 Prozent. Auch nicht gerade berauschend. Aber dieses Produkt hatte den Test immerhin bestanden. Das andere nicht.
Der RUMS-Leser schrieb Rossmann Ende November eine E-Mail und bekam die Antwort, man werde den Test nicht mehr nachbestellen. Wir haben der Rossmann-Pressestelle in der vergangenen Woche geschrieben und gefragt, wie es mit dem Test nun aussieht, aber keine Antwort erhalten. Online bietet die Drogerie das Produkt noch immer an, aktuell ist es nicht mehr verfügbar, aber gekennzeichnet ist es weiter mit dem Vermerk „Neu“.
Und was verkauft Rossmann in seinem Laden? Wir haben gestern nachgesehen. Genau dieses Produkt gibt es dort nicht mehr. Aber unser Ergebnis belegt, dass es nicht egal ist, für welchen Selbsttest man sich entscheidet. Rossmann verkauft an der Salzstraße drei verschiedene Produkte. Auf einem steht Joinstar, auf einem anderen New Gene Bioengineering, auf einem dritten VivaChek Biotech (VerinoPro SARS-CoV-2 Ag Rapid Test).
Wie zuverlässig sind die Tests?
Der VivaChek-Test ist auf der Liste nicht zu finden. Zwei Produkte derselben Firma allerdings schon. Sie sind durchgefallen, einer der beiden Tests hat einen ähnlichen Namen (VivaDiag SARS-CoV-2 Ag Rapid Test). Das muss noch nichts heißen, aber weil sich die Zuverlässigkeit nicht überprüfen lässt, empfehlen wir, diesen Test nicht zu kaufen. Eine ordentliche Qualität hat laut Paul-Ehrlich-Institut der Test von Joinstar, auf das beste Ergebnis kommt der von New Gene. Er hat eine Sensitivität von 87 Prozent.
Moment. Was ist das jetzt schon wieder für ein Wort? Sensitivität meint das, was wir hier als Zuverlässigkeit bezeichnet haben. Der Wert gibt an, wie oft ein Test eine Infektion erkennt.
Wie gut der Test ist, hängt aber auch davon ab, wie zuverlässig er gesunde Menschen identifiziert. Das Fachwort hier heißt Spezifität. Um das zu verdeutlichen: Ein Test, der immer ein positives Ergebnis ausgibt, erkennt 100 Prozent aller Infektionen, ist aber trotzdem nicht zu gebrauchen.
Zur Spezifität macht das Paul-Ehrlich-Institut keine Angaben. Wie sehr man sich darauf verlassen kann, dass man tatsächlich gesund ist, wenn der Test negativ ausfällt, sagt die Übersicht also nicht.
Aber wie zuverlässig sind die Antigen-Tests denn nun wirklich? Also wie gut können sie infizierte von gesunden Menschen unterscheiden?
Für eine Zulassung brauchen Selbsttests eine Spezifität von über 97 Prozent. Sie müssen also bei 100 Tests von gesunden Menschen 97 Mal das richtige Ergebnis anzeigen. Diesen Wert müssten also eigentlich alle Produkt erreichen, die im Handel erhältlich sind. Eigentlich. Dass das in Wirklichkeit nicht so ist, liegt auch daran, dass Unternehmen selbst die Angaben zur Zuverlässigkeit ihrer Produkte vorlegen. So bekommen sie eine europaweite Zulassung (CE-Zertifizierung), wie das ZDF es hier beschreibt. Die ernüchternde Erklärung: Das Vorgehen ist üblich, anders wäre es teurer, und bis zur Zulassung würde viel mehr Zeit vergehen.
Unabhängige Prüfung ab Mai
Die Diskrepanz zeigt sich bei der Sensitivität. Die Mindestanforderung liegt bei 80 Prozent. Die Auswertung des Paul-Ehrlich-Instituts belegt: Bei jedem fünften Test machen die Unternehmen falsche Angaben. Sogar ein Test, der bei einer hohen Viruslast keine einzige Infektion erkennt, kann die Mindestanforderung erfüllen, wenn er bei einer sehr hohen Viruslast sehr gut ist, also 80-Prozent-Marke erreicht.
Ab Mai wird das alles etwas anders. Dann werden die Tests unabhängig geprüft. Im Moment dürfen auch die durchgefallenen Tests von der Liste des Paul-Ehrlich-Instituts weiter verkauft werden. Daher lohnt vor dem Kauf immer ein Blick auf die Liste. Und es ist sicher kein Fehler, auch an Schnelltest-Stationen zu fragen, welchen Test sie dort verwenden.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat gestern angekündigt, eine Liste mit Antigen-Tests zu veröffentlichen, die Omikron-Infektionen gut erkennen. Auch damit wird es leichter, wirksame Schnell- oder Selbsttests zu finden. Wer sich wirklich auf das Ergebnis verlassen möchte, macht aber trotzdem besser einen PCR-Test, auch wenn das teuer ist.
Korrekturhinweis:
In einer früheren Version des Textes schrieben wir, der Test der Firma VivaChek Biotech (VerinoPro SARS-CoV-2 Ag Rapid Test) stehe auf der Liste der Produkte, die durchgefallen sind. Dort sind zwei andere Produkte der Firma zu finden, eines davon hat einen ähnlichen Namen (VivaDiag SARS-CoV-2 Ag Rapid Test). Für den VerinoPro-Test ist kein Ergebnis verfügbar. Daher empfehlen wir, diesen Test nicht zu kaufen. Das Paul-Ehrlich-Institut hat heute, am 12. Januar 2022, eine aktualisierte Liste mit Antigen-Tests veröffentlicht. Auf dieser Seite finden Sie jeweils die aktuelle Liste. Dort bietet das Institut auch Informationen zu den Antigen-Tests an, die für den Nachweis von Omikron geeignet sind.
Das ungeliebte Großprojekt
Am vergangenen Mittwoch hat die Stadtverwaltung vier Dokumente veröffentlicht, die ein viele Millionen Euro teures Bauprojekt vorbereiten, für das in der Stadt keine große Begeisterung aufkommen will. Das Projekt heißt nicht Musik-Campus, sondern Zentrale Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete, kurz ZUE.
Die Einrichtung soll auf einem Gelände an der Warendorfer Straße etwa 200 Meter hinter dem Kanal gebaut werden, das an einem Weg mit dem Namen „Am Pulverschuppen“ liegt. Seinen Platz in der Stadtgeschichte hat dieser Ort bekommen, weil sich hier früher ein Munitionslager befand, das im Dezember 1915 mit einem so lauten Knall explodierte, dass noch am Prinzipalmarkt Scheiben zu Bruch gingen. In der Unterkunft, die hier entstehen soll, werden den Plänen nach 500 Menschen leben können.
Die Grünen hoffen, dass es so weit nicht kommen wird. Die CDU findet, dass es schon so weit, wie es jetzt ist, nicht hätte kommen müssen. Denn das hat mit einer Entscheidung aus dem Jahr 2018 zu tun. Damals wollte das Land die Zentrale Ausländerbehörde, kurz ZAB, in Münster ansiedeln. Der Rat lehnte das mit einer knappen Mehrheit ab. Die Grünen stimmten zusammen mit der SPD und der Linken gegen ihre Koalitionspartnerin CDU. Danach sah es kurz so aus, als könnte das Bündnis genauso enden wie der Pulverschuppen. Doch man fand wieder zusammen.
Aber wie sollte es weitergehen? Der zuständige Landesminister Joachim Stamp von der FDP sagte damals: „Die Stadt steht in der Verantwortung, ihre regionale Funktion im Asylbereich zu übernehmen und zu erfüllen.“ Damit kündigte er an, womit der Rat sich nun beschäftigen muss. Münster muss dafür sorgen, dass es statt der Zentralen Ausländerbehörde eine Zentrale Unterbringungseinrichtung gibt.
Dabei hat die Stadt eigentlich schon eine. Sie befindet sich in der ehemaligen York-Kaserne in Gremmendorf. Wir haben im Dezember über die Zustände dort berichtet. In der Kaserne kann die Einrichtung aber nicht bleiben. Die Stadt will dort Wohnungen bauen. Also braucht sie einen neuen Standort, den hat sie am Pulverschuppen.
Eine Quote gibt es nicht
Die AfD-Landtagsabgeordnete Gabriele Walger-Demolsky hat die Landesregierung im Sommer 2018 in einer Kleinen Anfrage gefragt, ob es richtig sei, dass Münster die neue Unterbringungseinrichtung nicht hätte bauen müssen, wenn es für die Ausländerbehörde gestimmt hätte. Das hatten die Westfälischen Nachrichten berichtet.
Die Landesregierung antwortete mit dem gleichen Mantra wie schon vorher Joachim Stamp: „Die Stadt Münster steht in der Verantwortung, ihre regionale Funktion im Asylbereich zu übernehmen und zu erfüllen.“
Nun könnte man sagen: Münster hatte bislang so eine Einrichtung. Und nur, weil die Stadt mit diesem Ort etwas anderes machen möchte, soll jetzt eine andere Kommune einspringen? Ist das denn gerecht?
Man könnte allerdings auch sagen: In Nordrhein-Westfalen gibt es 53 Kreise und kreisfreie Städte, aber nur 29 Zentrale Unterbringungseinrichtungen. Münster hatte bislang eine. Warum kann diese Aufgabe jetzt nicht mal eine andere Kommune übernehmen? Eine Quotenregelung innerhalb der Länder gibt es nicht.
Wir haben das für Geflüchtete zuständige Ministerium von Joachim Stamp gefragt, nach welchen Kriterien es die Standorte auswählt. In der Antwort heißt es, für die Akquise seien die Bezirksregierungen zuständig. Die Liegenschaften müssten die „hohen Betreuungs- und Sicherheitsstandards“ erfüllen können. Und: „Bei der Akquise ist der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit zu beachten.“
Günstig wird der Neubau am Pulverschuppen allerdings nicht. Auch für das Land nicht. Die Westfälischen Nachrichten berichteten Mitte Dezember, das Grundstück koste knapp fünf Millionen Euro. Hinzu kommen laut der Zeitung etwa 800.000 Euro für den Abriss der Gebäude auf dem Gelände. Und: ein zweistelliger Millionenbetrag für den Bau.
Der Bau wird wohl teurer
Um welche Größenordnung es bei den Baukosten geht und wie viel die Stadt davon übernehmen muss, steht in der Antwort auf die Kleine Anfrage der AfD. Vor vier Jahren rechnete das Land mit Baukosten von etwa 25 Millionen Euro, inklusive 2,5 Millionen Euro für die Kampfmittelräumung. Die Landesregierung schreibt, sie beteilige sich „hälftig“, jedoch maximal mit zehn Millionen Euro.
Das ist eine elegante Formulierung, die man sich merken sollte („RUMS zahlt den Musik-Campus zur Hälfte, jedoch maximal 100 Euro“). Aber die Prognose dürfte nicht mehr aktuell sein, denn Bauen ist in den vergangenen Jahren sehr viel teurer geworden. Allein zwischen 2020 und 2021 stiegen die Preise für Material und Vorleistungen nach Zahlen des Statistischen Bundesamts um knapp 13 Prozent. So schnell wuchsen sie zuletzt vor über 50 Jahren.
Das bestätigt auch die Stadt. „Angesichts der Baupreissteigerungen ist davon auszugehen, dass es nicht bei den seinerzeit genannten Kosten bleiben wird“, schreibt das Kommunikationsamt. Nach dem Kauf des Grundstücks beginne nun die Planung. Dabei werde man auch die Kosten konkretisieren.
Bei der Zusage des Landes bleibt es allerdings. Das hat das Ministerium uns bestätigt. Maximal zehn Millionen Euro. Den Rest muss die Stadt zahlen.
Gilt die Regelung denn überall dort, wo Zentrale Unterbringungseinrichtungen gebaut werden? Zahlt das Land immer die Hälfte, maximal aber zehn Millionen? Und in welcher Höhe hat das Land sich beim Bau der übrigen Einrichtungen beteiligt?
Das könne man so pauschal nicht beantworten, schreibt das Ministerium. „Grundsätzlich trägt das Land die Kosten, die durch Anmietung einer geeigneten Liegenschaft entstehen“, heißt es in der Antwort. Dazu können auch „Instandhaltungs- und Instandsetzungskosten sowie Aufwendungen für die Herrichtung einer Liegenschaft gehören“. Genaue Zahlen nennt das Ministerium nicht.
Damit bleibt allerdings eine entscheidende Frage offen: Ist es wirklich wirtschaftlich und sparsam, wenn die Stadt Münster hier für mindestens 25 Millionen Euro eine neue Einrichtung baut, die das Land sehr wahrscheinlich zehn Millionen Euro kosten wird? Oder hätte man das anderswo nicht auch günstiger haben können? Wollte man die Stadt vielleicht spüren lassen, dass eine Entscheidung wie die gegen die Ausländerbehörde nicht ohne Folgen bleibt?
Weg von großen Einrichtungen
Das Ministerium verweist auf die Kleine Anfrage. Dort steht, Stadt und Land hätten gemeinsam nach einer Lösung gesucht, die „einerseits für beide Seiten wirtschaftlich tragfähig ist und andererseits der Verantwortung der Stadt als Oberzentrum für die Region gerecht wird“.
Münsters Grünen-Fraktionssprecher Christoph Kattentidt hätte vom Oberbürgermeister erwartet, dass er sich gegen diese Verpflichtung wehrt. Doch das passierte nicht. Kattentidt hofft nun, dass es in Nordrhein-Westfalen bald gar keine Zentralen Unterbringungseinrichtungen mehr geben wird – und Münster deshalb auch keine bauen muss. Die Grünen wollen ein anderes System. In ihrem Programm für die Landtagswahl im Mai schreibt die Partei: „Lange Aufenthaltszeiten in Landesunterkünften lehnen wir ab.“ Man müsse „weg von übergroßen und isolierten Einrichtungen hin zu dezentralen und kleineren Wohneinheiten“.
Das aktuelle System besteht aus mehreren Stufen. Die Menschen kommen zunächst in eine sogenannte Erstaufnahmeeinrichtung. Dort werden sie registriert und untersucht. Dann ziehen sie um in eine Zentrale Unterbringungseinrichtung. Diese Station soll höchstens sechs Monate dauern, doch die Länder können den Zeitraum verlängern, mittlerweile auf über zwei Jahre.
Richtig Fuß fassen können die Menschen in dieser Zeit nicht. Und das ist gewollt. Es soll erst im nächsten Schritt passieren, wenn klar ist, ob sie wirklich bleiben dürfen. Aus Perspektive der schwarz-gelben Landesregierung hat das den Vorteil, dass keine falschen Hoffnungen wachsen und die Menschen später aus einer Umgebung gerissen werden, in der sie sich eingelebt haben.
Die Grünen sehen eher das, was die Menschen während ihres Aufenthalts in der Einrichtung erleben: Langeweile, Perspektivlosigkeit, Aggressionen. „Die Menschen sind in dieser Zeit für die Gesellschaft unsichtbar“, sagt Christoph Kattentidt. Seine Partei halte das Konzept für gescheitert. Man müsse die Menschen ohne diesen Zwischenschritt auf die Kommunen verteilen. Natürlich, das sei auch eine Platzfrage, und das könne Schwierigkeiten mit sich bringen. „Aber so, wie es ist, kann es nicht bleiben“, sagt Kattentidt.
CDU-Fraktionschef Stefan Weber geht davon aus, dass die Stadt die Einrichtung so oder so bauen muss. Er sieht in diesem Fall ein „beschämendes Paradebeispiel der Vergeudung von Steuerzahlergeld“. Für Weber ist die Sache klar: „Hätte der Rat der Stadt der Ansiedlung der Ausländerbehörde in Münster zugestimmt, hätte das Land Nordrhein-Westfalen auf die Flüchtlingsunterkunft in Münster verzichtet“, schreibt er in einer Pressemitteilung.
Wie es weitergeht, entscheidet die Landtagswahl im Mai. Bleibt die schwarz-gelbe Regierung im Amt, wird Münster die Einrichtung bauen müssen. Gewinnen SPD und Grüne die Wahl, hängt es von der SPD ab. Wir haben die Partei dazu befragt, aber leider keine Antwort bekommen.
Am 9. Februar wird es im Rat zunächst um die vier Papiere der Stadtverwaltung gehen. Der Flächennutzungsplan muss geändert werden, auch der Bebauungsplan. Das müsste auch dann passieren, wenn hier am Ende keine Unterbringungseinrichtung stehen soll, sondern etwas anders. Auch dann könnte die Stadt das Grundstück gut gebrauchen. Als Baugebiet für neue Wohnungen.
Ungewohnt nach der vergangenen Woche. Heute gar nichts zum Musik-Campus. Aber das wird sich spätestens zum Wochenende ändern. Am Sonntag, 16. Januar, sprechen wir in unserer Reihe „Wir müssen reden“ darüber. Um 19 Uhr geht es los. Wer die Gäste sein werden, verraten wir Ihnen am Freitag. Wenn Sie dabei sein möchten, schreiben Sie sich den Termin am besten schon auf. Alles Weitere zur Veranstaltung finden Sie hier.
+++ Auf dem Domplatz und vor dem Schloss haben gestern wieder einige hundert Menschen gegen die Corona-Maßnahmen protestiert. Antenne Münster berichtet darüber. Wir wollten das nicht verschweigen, aber wir wollen das auch nicht größer machen, als es ist. Und nur ein Gedanke: Wenn in den Nachrichten im Moment wöchentlich darüber berichtet wird, wie viele Menschen in allen möglichen deutschen Städten auf die Straße gehen, wie wäre es dann, auch die Menschen zu erwähnen, die sich haben impfen lassen und weiter Tag für Tag impfen lassen. Nur zur Erinnerung: Die Impfquote in Münster lag Ende des Jahres bei über 84 Prozent. Auf eine Weise ist das ja auch eine Demonstration.
+++ Sie haben ein Kind, das nach den Ferien die Schule wechselt? Dann machen Sie sich am besten mit den Anmeldeterminen für die weiterführenden Schulen vertraut, die stehen nämlich bald an. Die Stadt hat eine Übersicht zusammengestellt. Dort finden Sie auch die städtische Datenbank mit Informationen zu den einzelnen Schulen.
Die aktuelle Inzidenz kennen Sie schon. Die übrigen Zahlen sind wir Ihnen noch schuldig. Seit gestern hat die Stadt 200 Neuinfektionen registriert. Damit gelten in Münster 2.279 Menschen als infiziert. 34 liegen in den Krankenhäusern, 10 davon auf der Intensivstation, 9 werden beatmet. Und falls Sie sich für eine erste, zweite oder dritte Impfung entscheiden sollten: In der Impfstelle am Jovel gibt es viele Termine, auch kurzfristig, meldet die Stadt.
In der Julius-Voos-Gasse 6, zwischen Salzstraße und Altem Steinweg, hat Barbara Rosengarten einen Laden eröffnet, der alles verkauft, was man für die nachhaltige Körperpflege braucht. Nachhaltig sollte Körperpflege ja ohnehin sein, also für den Körper. Aber die Produkte bei Barbara Green gibt es dazu auch noch in nachfüllbaren Gefäßen, mit Mehrweg- oder Pfandsysten oder Verpackungen, die wenig Müll verursachen. Wenn Sie sich das noch nicht vorstellen können, schauen Sie es sich hier einfach an.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
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Was los ist und womit man sich die Zeit vertreiben kann, hat Johanne Burkhardt heute herausgesucht. Das hier sind ihre Empfehlungen.
+++ Zuerst bei RUMS gelesen: Das Theater im Pumpenhaus wechselt den Besitzer. Zugegeben, die „freundliche Übernahme“ endet am 29. Januar. Dafür können Sie ab Freitag das Fringe-Ensemble aus Bonn im Pumpenhaus sehen. Insgesamt werden fünf Stücke gezeigt. Los geht es am Freitag mit der Premiere von „Stürmen“. Es geht, nun ja, um die stürmischen Zeiten, mit denen wir gesellschaftlich und persönlich aktuell zu kämpfen haben. Hier können Sie sich einen Eindruck von den Gästen aus Bonn verschaffen, und hier finden Sie das ganze Programm.
+++ Die Matrix-Trilogie gehört zu einer meiner Lieblingsfilmreihen. Entsprechend skeptisch, aber auch sehr neugierig, war ich, als ich letztes Jahr von einem vierten Teil erfuhr: „Matrix Resurrections“, was sich etwa mit „Auferstehungen“ übersetzen lässt. Spoiler Alert, falls Sie die drei Filme nicht gesehen haben: Die Helden sterben am Ende. Kann das gut werden? Gestern habe ich meine Skepsis überwunden und, lassen Sie es mich so ausdrücken: Es lohnt sich… aber. Wenn Sie genau wissen möchten, was ich damit meine, können Sie hier eine, wie ich finde, treffende Rezension lesen. Wenn Sie einfach nur neugierig sind und Neo und Trinity vermissen: Hier finden Sie einen Trailer und die Vorführzeiten im Cineplex.
Am Freitag schicken wir Ihnen den ersten RUMS-Brief von Alina Köller. Ein spannendes Thema. Freuen Sie sich drauf. Und haben Sie eine gute Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Johanne Burkhardt
PS
Stellen Sie sich eine schlechte Idee vor, und ich erzähle Ihnen eine noch schlechtere. Die hatte nämlich am Sonntagmorgen ein Rechtsanwalt aus Münster gegen kurz nach acht auf dem Weg zur Polizeiwache am Friesenring. Er wollte dort einen Mandanten treffen, der festgenommen worden war. Doch der Mann war schon wieder gegangen. Das war also schon mal schiefgelaufen. Und als wäre das nicht genug, hinterließ der Anwalt auch noch einen schlechten Eindruck, denn er hatte eine Fahne. Als er kurz darauf in sein Auto stieg und davonfuhr, fuhr eine Streife hinterher. Um es kurz zu machen: freiwilliger Alkoholtest. Ergebnis: 0,84 Promille. Seinen Führerschein musste der Mann trotzdem nicht abgeben. Das könnte für den Mann ein Happyend sein, ist es aber leider nicht, denn der Anwalt musste zugeben, dass er gar keinen mehr besitzt. Wie der Tag für den Mann weiterging, wollen wir lieber nicht wissen. Wie das Jahr für ihn weitergehen wird, das schreibt die Polizei, nämlich mit einem Strafverfahren.
PPS
Zum Schluss noch zwei Aufrufe: Die Bahnhofsmission sucht dringend warme Männerkleidung. Und der Katastrophenforscher Henning Goersch sucht für ein Projekt, in dem es um die Vorsorge von Menschen für Katastrophen geht, abgelaufene Lebensmittel, und zwar möglichst lang abgelaufene. Schauen Sie doch mal in den Kühlschrank oder die Tiefkühltruhe. Vielleicht finden Sie dabei ja auch einen sehr guten alten Wein. Dann hätte sich die Suche ja für Sie beide gelohnt. Henning Goersch erreichen Sie per E-Mail.
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