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Musik-Campus – Tag der offenen Fragen | Busticketpreise bleiben | Museumscard
Guten Tag,
am Wochenende habe ich in alten Zeitungen geblättert, zum Beispiel in der vom 31. Januar 1772, dem Tag gestern vor genau 250 Jahren. Die Zeitung hieß damals „Münsterisches Intelligenzblatt“, und sie war eher eine Art Newsletter aus gerichtlichen Bekanntmachungen, Stellenanzeigen und ein paar Weltnachrichten, die es auf wundersame Weise bis in die Provinz geschafft hatten.
Unter „Vermischte Nachrichten“ schrieb das Blatt, eine „wohlerfahrene Köchin“, die auch in der Lage sei, alle möglichen anderen Aufgaben im Haushalt zu erledigen („Waschen, Schlachten, Gärtnern“), suche eine Anstellung. Sie könne „sofort bei einer Herrschaft gegen billige Besoldung in Dienst treten“, heißt es in der Meldung. Und dann hatte jemand noch irgendwo in der Stadt etwas gefunden. Auch das reichte damals aus, um zu einer vermischten Nachricht zu werden. „Wenn jemand einen goldenen mit feinen Steinen besetzten Ring vermisst, der kann sich beym hiesigen Herrn Stadt-Richter melden“, schrieb die Zeitung. Hinter den vermischten Neuigkeiten aus Warschau und Paris stand zum Schluss noch ein allerletzter Satz: „Morgen ist auf hiesigem Hofsaal musikalische Akademie.“
Kulturelle Tupperparty
Tja, einen hiesigen Hofsaal müsste man haben, dann könnte man dort eine Akademie unterbringen. Und damit sind wir schon wieder in der Gegenwart, denn genau das ist der Plan von Oberbürgermeister Markus Lewe. Gestern Morgen schickte sein Büro eine 27 Seiten lange Liste mit Antworten auf 65 Fragen der Parteien zum Musik-Campus an die Fraktionen. Abends lud Lewe die Fraktionsspitzen und die politischen Fachleute zu einer kulturellen Tupperparty ein, auf der nur ein Produkt zur Auswahl stand: der Musik-Campus.
Markus Lewe hoffte da noch, dass der Rat am Mittwoch nächster Woche beschließen würde: Münster möchte den Campus haben. Doch das wird nun nicht passieren.
Das Rathausbündnis aus Grünen, SPD und Volt verschickte heute Nachmittag eine Pressemitteilung mit der Überschrift: „Musik-Campus – Thema muss seriöser diskutiert worden.“ Darin steckt schon das Urteil über Markus Lewes Antworten-Katalog. Die Entscheidung müsse „gut durchdacht“ und „in allen Aspekten ausführlich diskutiert worden sein“, schreibt das Bündnis. In dem Papier des Oberbürgermeisters blieben weiter wesentliche Frage offen – zum Betreiberkonzept, zu den finanziellen Rahmenbedingungen und zu den Auswirkungen des Baus auf die Umwelt.
Liest man Markus Lewes Antworten der Reihe nach, verfestigt sich tatsächlich vor allem ein Eindruck: Das Fundament des Projekts ist gegossen aus Optimismus.
Es fängt schon an mit der Zusage der Landesregierung, noch in den wenigen Wochen vor der Wahl eine Entscheidung zu treffen. Hat die Landesregierung das tatsächlich versprochen? Das NRW-Kulturministerium biete es an, schreibt Markus Lewe. Interessant wäre, in welcher Form das Land dieses Angebot unterbreitet hat. Hat irgendwer aus dem Ministerium, im besten Fall die Ministerin, bei irgendeiner Gelegenheit gesagt: „Wir könnten vor der Wahl eine Kabinettsvorlage machen?“ Oder hat die Stadt eine Zusage, vielleicht sogar eine schriftliche? Wie verbindlich das Angebot des Ministeriums ist, geht aus Lewes Antwort nicht hervor.
Und wie verbindlich wäre so ein Beschluss, falls es nach der Wahl eine neue Landesregierung gibt? „Die Stadt geht davon aus, dass ein solcher Kabinettsbeschluss auch nach der Landtagswahl NRW im Mai dieses Jahres weiter Bestand hat und Kontinuität für das Projekt bedeutet“, schreibt Lewe. Die Stadt geht davon aus. Gut, aber auf welcher Grundlage? Ist das eine Hoffnung des Oberbürgermeisters? Oder hat die Stadt schon Gespräche mit den Parteien geführt, die nach der Wahl die Regierung stellen könnten? So viele kommen ja nicht in Frage.
Nicht so viele Luftschlösser
Warum braucht es den Beschluss des Rates überhaupt noch vor der Wahl? Die Planungen laufen seit über fünf Jahren. Der Rat hat schon im Oktober 2019 „seinen ausdrücklichen Willen zur Errichtung eines Musik-Campus“ erklärt. Im Haushalt stehen seitdem 45 Millionen Euro.
Die Bezirksregierung hat gerade gestern in einer Pressemitteilung zu Münsters Haushalt angemahnt, die Stadt solle – das sind meine Worte – nicht so viele Luftschlösser bauen. Die Behörde formuliert es so: „Die Bezirksregierung weist darauf hin, dass sich die Investitionsplanung zukünftiger Haushalte verstärkt auf realistisch von der Verwaltung zu bewältigende Maßnahmenpakete ausrichten sollte.“ Das ist eine deutliche Ansage.
Die Stadt würde sich darüber nun wieder hinwegsetzen, wenn sie es so machen würde, wie Markus Lewe es vorschlägt. Dann würde sie in den Haushaltsentwurf für das nächste Jahr weitere 25 Millionen Euro schreiben, die im Prinzip nur ein finanzieller To-do-Zettel wären. Das Geld würde man in den nächsten Jahren gar nicht brauchen.
Reichen also die 45 Millionen Euro im Haushalt nicht aus, um deutlich zu machen, dass die Stadt es ernst meint? Und könnte nicht erst einmal das Land eine verbindliche Zusage geben, bevor die Stadt dann den nächsten Schritt macht?
Lewe antwortet auf diese Frage. Aber so richtig antwortet er doch nicht. Er schreibt, mit dem Beschluss der Landesregierung wolle man möglich machen, dass der Bau- und Liegenschaftsbetrieb, also das Immobilienunternehmen des Landes, ausnahmsweise auch für die Stadt Münster bauen dürfe. Das sehen die Planungen vor. Aber: „Diese Sonderregelung kann nur greifen, wenn das Projekt Musik-Campus ein Vorhaben von Landesinteresse ist und beide Partner hinter diesem stehen“, schreibt Lewe. Die Reihenfolge der Beschlüsse zu ändern – also erst entscheidet das Land, dann die Stadt – sei „insofern nicht möglich”. Vielleicht erkennen Sie irgendwo in diesem Absatz eine Begründung, die das Wörtchen „insofern” rechtfertigt. Ich sehe sie nicht.
Das größte Fragezeichen
Das Land braucht ein neues Gebäude für seine Musikhochschule, die Universität soll einen Kongress-Saal bekommen. Das alles soll zu großen Teilen auf ein Grundstück gebaut werden, das dem Land gehört. Ist das für das Land nicht von ausreichendem Interesse? Zu dem Beschluss aus dem Jahr 2019 steht auch noch im Koalitionsvertrag des Rathausbündnisses, dass man den Musik-Campus möchte, wenn er denn finanzierbar ist.
Nur ist er das überhaupt? Hier steht das wohl größte Fragezeichen. Die bisherigen Angaben in der Beschlussvorlage, über die am nächsten Mittwoch entschieden werden sollte, sind vage. 70 Millionen Euro will die Stadt danach selbst aufbringen. Knapp 32 Millionen sollen durch Förderprogramme und private Spenden zusammenkommen. Die Stadt hatte in ihrem Papier einige Förderprogramme genannt, die in Frage kommen könnten. Ob das tatsächlich der Fall ist, lässt sich vor der Bewilligung allerdings schwer abschätzen.
Blieben noch die Privatspenden. Um Zusagen hätte man sich bemühen können. Hat man das getan? Lewe schreibt: „Es ist davon auszugehen, dass Idee und Projekt des Musik-Campus private finanzielle Zusagen verzeichnen wird, wenn die Planung konkreter wird und sich der Rat für das Projekt und seinen Standort ausgesprochen hat.“ Das klingt wie: Noch haben wir keine.
Markus Lewe wirbt seit über fünf Jahren für das Projekt. Es gibt eine flammende Website, die den Musik-Campus so gefühlsbetont anpreist, dass man denken könnte, er steht längst an der Hittorfstraße. Es sind dutzende, überwiegend begeisterte Zeitungsartikel erschienen. Und es existiert ein Gutachten, das auf 175 Seiten sogar schon die Belegungszeiten der Proberäume durchdekliniert.
Warum gibt es keine Zusage?
Unternehmen oder Privatpersonen mit Geld und einer gewissen Affinität zur Kultur müssten eigentlich schon mitbekommen haben, dass die Stadt so ein Projekt plant. Und sie müssten wissen, dass alles an der Finanzierung scheitern könnte. Hat sich von diesen Menschen noch niemand gemeldet?
Warum gibt es nicht Zusagen für wenigstens ein paar Millionen, die belegen könnten: Das alles ist nicht vollkommen aus der Luft gegriffen? Man kann Zusagen auch unter dem Vorbehalt geben, dass der Musik-Campus tatsächlich an der Hittorfstraße gebaut wird. Und man kann sagen: „Unseren Namen bitte noch nicht nennen.“ Dann müsste sich niemand aus der Deckung wagen. Warum gibt es so etwas noch nicht?
Vielleicht hat Markus Lewe eine gute Antwort auf diese Frage, aber in seinem Papier nennt er sie nicht. Er verrät allerdings, was passieren wird, wenn die Stadt das Geld nicht zusammenbekommt. Dann ergebe sich „eine neue Sachlage, auf deren Grundlage die Verwaltung eine entsprechende Berichts- und Beschlussvorlage erstellen würde“.
Was bedeutet das? Wäre das Projekt dann gescheitert? Gäbe es noch eine letzte andere Chance, die 32 Millionen Euro zusammenzubekommen?
Auf Seite 15 des Fragenkatalogs schreibt Lewe in einer Antwort: „Es wird definitiv kein Konzept erarbeitet werden, was dazu führen würde, Münster in die Haushaltssicherung zu bringen.“ In anderen Worten: in den finanziellen Ruin.
Aber was würde passieren, wenn der Rat dieses große und prestigeträchtige Projekt auf den Weg bringen würde, und dann ergäben sich die finanziellen Probleme erst später? Würde die Stadt ihr „Jahrhundertpropjekt“ tatsächlich schulterzuckend verwerfen und sagen: „Wir haben’s versucht, aber es hat nicht sollen sein“?
Oder hieße es dann: „Jetzt sind wir schon so weit gekommen. Soll es wirklich an den paar Milliönchen scheitern, die es nun mehr kostet?“ Je weiter das Projekt voranschreitet, desto schwerer wird die Entscheidung, es doch noch zu stoppen.
Optimistische Rechnungen
Dass die Kosten im Verlauf der nächsten Jahre einen Sprung machen werden, ist nicht unwahrscheinlich. Bauen soll den Campus zwar der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes, der mit Projekten dieser Größenordnung Erfahrung hat – so steht es in Lewes Katalog. Das würde das Risiko senken, dass die Stadt sich übernehmen und ein ähnliches Debakel erleben könnte wie beim Bau der Mathilde-Anneke-Gesamtschule.
Andererseits steckt auch in der Prognose der Baukosten viel Optimismus. Eine Frage lautet, ob der Bau- und Liegenschaftsbetrieb nicht davon ausgehen müsse, dass die Preise in der vierjährigen Bauzeit zwischen 2027 und 2030 deutlich schneller steigen werden als um die 16 Prozent, die der Landesbetrieb seinen Berechnungen für den gesamten Zeitraum zugrunde legt (Zeile 8).
Die Entwicklung der Baupreise in den vergangenen vier Jahren hat durchaus Ähnlichkeit mit einer beginnenden Coronawelle. Allein zwischen November 2020 und November 2021 ist der Bau eines Wohnhauses laut dem Statistischen Bundesamt um 14,4 Prozent teurer geworden. So etwas gab es zuletzt vor 50 Jahren. Markus Lewe schreibt: „Wie sich der Baupreisindex in den kommenden Jahren entwickelt, lässt sich nicht sicher prognostizieren, dass er nicht dauerhaft auf dem exorbitanten Niveau der letzten 2 Jahre verbleibt, wird hier unterstellt.“
Fachleute gehen zwar tatsächlich davon aus, dass die Entwicklung nicht mehr lange anhalten wird. Aber bei momentan zweistelligen Wachstumsraten im Jahr anzunehmen, dass am Ende schon alles gut werden wird, ist vielleicht doch etwas wenig. Schon in den optimistischen Berechnungen des Landes machen die Preissteigerungen über 33 Millionen Euro aus, also mehr als zehn Prozent der 286 Millionen Euro Gesamtkosten. Hätte man mehrere Szenarien zeigen müssen?
Das hätte zur Folge gehabt, dass man darüber sprechen müsste, was der Campus im schlechtesten Fall kosten könnte. Und dann würde das Fundament aus Optimismus bröckeln. Offenbar soll das nicht passieren. Bis zum Bau werde noch viel Zeit vergehen, aus Sicht der Verwaltung sei kein „Pessimismus i.S. des Planungsfortgangs für ein für Münster sehr bedeutendes und wichtiges Kultur- und Stadtentwicklungsprojekt angezeigt“, schreibt Lewe.
Der Satz bezieht sich auf die Situation des städtischen Haushalts, der sich in einer so eklatanten Schieflage befindet, dass die Stadt ihn schon seit Jahren mit Mühe, Not und den Rücklagen aus guten Zeiten ausgleichen muss. Doch lange wird das nicht mehr gehen. Im Oktober rechnete die Kämmerin vor, dass die Rücklagen Ende 2025 aufgebraucht sein werden. Und ab da werden auch noch die Corona-Belastungen die Schieflage verschlimmern. Bislang sind sie im Haushalt durch einen Buchungstrick unsichtbar.
„Nein – nicht per se“
Wie aber schätzt Markus Lewe die Situation ein? Im aktuellen Haushalt wären die zusätzlichen laufenden Kosten für den Musik-Campus „nicht abbildbar“, schreibt er. Aber: „Es ist zu erwarten, dass sich die wirtschaftliche Situation in den nächsten Jahren wieder verbessern wird.“ Worauf sich diese Erwartung stützt, verrät er nicht.
Es bleiben weitere Unbekannte. „Die langfristigen Kosten, die durch den Betrieb des Musik-Campus (…) letztlich entstehen werden, werden unter anderem vom gewählten Betriebsmodell abhängen“, schreibt Lewe. Dabei geht es um die Frage, ob der Campus eine Intendanz bekommen soll, ein Kuratorium oder einfach eine Geschäftsführung. Die Kosten ließen sich noch nicht seriös abschätzen, so Lewe. Aber wenn das Betriebsmodell sie so sehr beeinflusst, dann hängt an ihm auch die Entscheidung für oder gegen den Musik-Campus.
Sollten die Parteien im Rat vor der Abstimmung nicht wenigstens eine grobe Vorstellung davon bekommen, welche Folgen diese Entscheidung haben könnte?
Mit anderen Fragen ist es ähnlich, zum Beispiel mit denen zu den Auswirkungen des Baus auf die Umwelt. Was wird zum Beispiel aus dem Arzneipflanzengarten, der auf dem Baugrundstück liegt? Eine „Beeinträchtigung und Inanspruchnahme des Apothekergartens kann zum jetzigen Zeitpunkt (…) nicht ausgeschlossen werden“, schreibt Lewe. An anderer Stelle heißt es: „Ein Eingriff in diese gestaltete Freiraumkonzeptionierung ist zum jetzigen Zeitpunkt gleichwohl als wahrscheinlich einzuschätzen.“ Und ist es sicher, dass die Baufahrzeuge den Garten nicht vorab schon beschädigen? „Nein – nicht per se“, schreibt Lewe.
Wird das Problem sich lösen lassen? Oder kann der Musik-Campus auch daran scheitern? Es bleiben viele offene Fragen, die sich in einer Woche nicht beantworten lassen werden. In der Pressemitteilung kündigt das Ratsbündnis an, das Thema Musik-Campus am nächsten Mittwoch im Rat von der Tagesordnung zu nehmen. Den Zeitraum bis zu einer späteren Entscheidung wolle man für die Klärung der offenen Fragen nutzen und für eine breite Diskussion. Auch die zentrale Frage bleibt damit weiterhin offen. Im letzten Satz heißt es: „Diese Vertagung ist keine Vorentscheidung für oder gegen den Musik-Campus.“
Nachtrag:
Wir haben oben nachträglich einen Link zur Liste der Antworten von Markus Lewe auf die 65 Fragen der Parteien eingefügt. Aber Sie müssen den Link oben im Text nicht suchen. Die Antworten finden Sie hier.
+++ Bustickets werden im Sommer doch nicht teurer, wie die Stadtwerke es sich eigentlich gewünscht hatten, um den Inflationsverlust auszugleichen. Nach unseren Informationen hat das Rathausbündnis aus SPD, Grünen und Volt sich darauf verständigt, die Preise stabil zu halten und den Stadtwerken stattdessen einen Zuschuss aus dem städtischen Haushalt zu gewähren, um die Einnahmeausfälle zu kompensieren. Mittelfristig will das Bündnis die Parktickets auf den städtischen Parkplätzen teurer machen. Die Finanzierung soll den Einstieg in das 365-Euro-Ticket ebnen, das dann im nächsten Jahr kommen könnte. Die Stadtwerke wollten die Preise ursprünglich ab dem 1. August um durchschnittlich 2,66 Prozent anheben. In der Ratssitzung im Dezember hatte das Bündnis sich nicht einigen könnten. Morgen Nachmittag plant das Bündnis dazu eine Pressekonferenz.
Korrektur: In einer früheren Version schrieben wir, das Rathausbündnis plane, die Parktickets in Münsters Parkhäusern teurer zu machen. Es geht hier aber um Parkplätze. Parken dort soll genauso teuer werden wie in den Parkhäusern.
+++ Die Stadtverwaltung darf jetzt Gender-Sternchen verwenden. Das Kommunikationsamt macht das in seiner Pressemitteilung dazu auch gleich, möglicherweise zum ersten Mal, allerdings auch nur einmal. In der nächsten Veröffentlichung geht’s mit dem generischen Maskulinum weiter, dann heute mit „Münsteranern und Münsteranerinnen“. Damit kommt das Kommunikationsamt genau dem Beschluss nach, den der Gleichstellungsausschuss der Stadt in der vergangenen Woche getroffen hat. Es geht nämlich um eine sogenannte Kann-Bestimmung. Alles kann, nichts muss sozusagen. Die Westfälischen Nachrichten dagegen müssen das Wort „Münsteraner*innen“ weiterhin in Anführungsstriche setzen. Ich leider auch, denn sonst wird mir der Stern rausredigiert und durch einen Doppelpunkt ersetzt. Die Zeitung zitiert den CDU-Ratsherrn Meik Bruns mit dem Satz: „Eine gefühlte Mehrheit in der Stadt lehnt den Genderstern ab.“ Eine gefühlte Mehrheit hat im Gleichstellungsausschuss auch dagegen gestimmt. Aber am Ende hat’s leider doch nicht gereicht, denn die gezählte Mehrheit war drei Stimmen größer.
Engagement in Münster: Unsere Interviews aus der RUMS-Hütte zum Nachlesen
Im Rahmen unserer Marketingaktionen auf dem X-MS-Markt in Münster haben wir Menschen vorgestellt, die sich in der Stadt engagieren. Leider konnten wir diese Gespräche wegen der Corona-Beschränkungen nicht vor Publikum führen. Aber wir haben sie für Sie aufgenommen und veröffentlichen sie nun nach und nach in gekürzter Version als schriftliche Interviews.
Vier dieser Interviews (#1 Haus der Wohnungslosenhilfe, #2 Münster-Tafel, #3 Anti Rost Münster und #4 Haus Thomas) finden Sie auf dieser Seite. Heute schalten wir das fünfte für Sie frei. Unsere Mitarbeiterin Eva Strehlke hat mit Timo Blaszczyk von „Ein Rucksack voll Hoffnung“ darüber gesprochen, wie der Verein bedürftige Menschen mit Dingen des täglichen Lebens versorgt. Und darüber, warum er findet, dass Zeit und Offenheit noch wichtiger als Geldspenden sind. Das Interview finden Sie hier. Das sechste Interview aus unserer Reihe bekommen Sie nächste Woche von uns. Wir verlinken es dann wieder an dieser Stelle für Sie.
+++ Mindestens 1.578 Kinder und Jugendliche an Münsters Schulen können durch die Pandemie nicht am Unterricht teilnehmen. Bei 822 von ihnen wurde eine Coronainfektion nachgewiesen, 723 sind als Kontaktpersonen in Quarantäne. Wenn Sie nachgerechnet haben, haben Sie gemerkt: Da fehlen noch 33. Warum sie nicht zur Schule gehen können, geht aus der Tabelle des Schulministeriums (Münster steht auf Seite 87) nicht hervor. Es fehlen pandemiebedingt außerdem 86 Lehrkräfte, 37 von ihnen wegen einer bestätigten Infektion. Die Zahlen datieren wegen der verzögerten Meldekette wie immer von Mitte letzter Woche. Tatsächlich dürften es noch einige Fälle mehr sein, denn nicht alle Schulen haben dem Schulministerium ihre Zahlen gemeldet.
+++ Wir haben außerdem noch Rückmeldungen von Kita-Eltern bekommen, am Freitag hatten wir über das Thema schon geschrieben. Aus einer Kita hören wir, die Situation sei in Ordnung. Alle Gruppen seien noch offen, und bislang sei kein Fall offiziell bestätigt. Allerdings sei unter den Eltern mindestens ein bekannter Coronafall. Im Januar konnten die Kinder zudem drei Wochen lang nicht im gewohnten Umfang betreut werden, weil wegen anderer Erkrankungen Personal fehlte. Die Eltern mussten ihre Kinder schon um 14 oder 15 Uhr abholen. Auch in der zweiten Kita sei die Lage „noch ruhig“. Eine Betreuerin, die in mehreren Gruppen gearbeitet habe, sei nun mit dem Coronavirus infiziert. Die Kinder aus den betroffenen Gruppen müssen dreimal pro Woche einen Test machen. Bisher sind bei ihnen offenbar keine Infektionen festgestellt worden.
+++ Zu den Zahlen für die ganze Stadt: Ein 82-jähriger Mann ist nach einer Coronainfektion im Krankenhaus gestorben, meldet die Stadt. Damit erhöht sich die Zahl der an oder mit Covid gestorbenen Menschen in Münster auf 149. Die Wocheninzidenz sinkt wieder leicht auf 1.037 nach 1.199 am Montag. Aktuell gelten 5.740 Menschen in der Stadt als infiziert.
Wenn Sie sich gerne Ausstellungen ansehen, dann kennen Sie sicher die Tricks. Im Museum für Kunst und Kultur am Domplatz zum Beispiel: zweiter Freitag im Monat, von 18 bis 24 Uhr freier Eintritt. Aber es gibt noch einen Trick, der zwar nicht ganz kostenlos ist, aber in 17 Museen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und in den 14 Museen des Landschaftsverbandes Rheinland gültig: Das ist die Museumscard. Für Einzelpersonen kostet sie 30 Euro, für alle, die noch zur Schulen gehen oder studieren, 10 Euro. Auf die Variante „Ich & Du“ können Sie Ihren Namen eintragen und bei jedem Besuch eine zweite Person mitnehmen. Die Karten bekommen Sie an der Museumskasse oder im Onlineshop.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Afrikanische Kunst und ein Horror-Klassiker. Johanne Burkhardt hat in den Veranstaltungskalender geschaut. Hier sind ihre Empfehlungen.
+++ Das Verhältnis von afrikanischer und europäischer Kunst ist kompliziert: Afrikanische Kunst, die in europäischen Museen hängt, ist häufig Raubkunst aus der Kolonialzeit. Und Künstler wie Picasso oder Matisse bedienten sich an der Formensprache afrikanischer Masken und Skulpturen. Die neue Ausstellung im Picasso Museum „Schwarze Moderne – Afrika und die Avantgarde“ reflektiert diese Beziehung und zeigt afrikanische Gegenwartskunst indigener Künstler:innen. Fazit: Moderne Kunst, wie wir sie kennen, wäre ohne afrikanische Kunst nicht denkbar. Sehen können Sie die Werke bis zum ersten Mai.
+++ Haben Sie Lust, sich zu gruseln? Das Theater Münster zeigt ab Freitag den Horror-Klassiker Frankenstein, dessen Entstehungsgeschichte übrigens selbst einen Roman wert ist: Weil ein Vulkanausbruch 1815 den Himmel verdunkelt und das Wetter in Europa daraufhin ziemlich bescheiden ist, verschanzt sich eine Gruppe Intellektueller in einer Villa am Genfersee. Zum Zeitvertreib veranstaltet die Gruppe einen kleinen Schreibwettbewerb. Die Gewinnerin: Mary Shelley mit „Frankenstein oder der moderne Prometheus“. Nicht lesen, aber sehen können Sie die Premiere des Theaterstücks am Freitag um 19:30 Uhr im kleinen Haus. Ein paar Tickets können Sie noch hier ergattern. Aber keine Sorge: Nach der Premiere gibt es noch viele weitere Termine.
Am Freitag kommt wieder Post von Constanze Busch. Haben Sie bis dahin eine gute Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Johanne Burkhardt, Constanze Busch
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PS
Viele Menschen verstehen E-Scooter einfach falsch. Sie sind abends unterwegs, haben etwas zu viel getrunken, und dann denken sie: Ich gehe auf Nummer sicher, lasse das Auto stehen und nehme mir einen Roller. Diese Fahrten enden dann allerdings oft im Krankenhaus, auf der Polizeiwache oder für den Führerschein der jeweiligen Person im Norden Schleswig-Holsteins. Man kann den Menschen das Problem anscheinend nicht so erklären, dass sie es verstehen, deswegen greift der E-Scooter-Anbieter Bolt jetzt zum Äußersten. Wer sich donnerstags bis sonntags zwischen 22 und 5 Uhr über die App einen Roller freischalten möchte, erlebt eine böse Überraschung. Es erscheint ein Videospiel. Und dieses Spiel – das wäre meine Vermutung – hat auf viele eine so abschreckende Wirkung, dass sie das Handy gleich wieder genervt in die Tasche stecken und sich ein Taxi nehmen. Funktionieren soll es allerdings anders. Das Spiel misst die Reaktionszeit und schätzt dann ab, ob es den Roller freischalten kann. Für den Scooter-Anbieter ist das immer dann ärgerlich, wenn die App sich dagegen entscheidet, denn dann geht Umsatz verloren. Aber auch für dieses Problem gibt es eine Lösung. Man bräuchte ein gutes Spiel, ein richtig gutes – ein Spiel, in dem man angetrunken versinken kann, ohne dass man merkt, wie die Zeit vergeht. Das wäre sowohl im Sinne der Scooter-Anbieter als auch der Verkehrssicherheit. Man wäre irgendwann plötzlich wieder nüchtern. Es wäre seltsamerweise wieder hell, und man könnte nüchtern und unbesorgt mit dem Roller nach Hause fahren.
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