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RUMS-Party am Sonntag | Münster will Corona-Modellstadt werden | Neues von Maria 2.0
Guten Tag,
wir bei RUMS hatten heute richtig viel zu tun. Wie jeden Tag haben wir recherchiert, telefoniert, nachgehakt und geschrieben. Nebenbei haben wir außerdem unsere Geburtstagsfeier am Sonntagabend vorbereitet, Kuchen gebacken und Getränke kaltgestellt. Leider können wir Sie im Moment ja nicht persönlich treffen und bewirten. Aber wir hoffen, dass Sie bei Zoom mit uns anstoßen und feiern.
Den Link für unsere virtuelle Party schicken wir Ihnen am Sonntag noch einmal zu, damit Sie ihn direkt parat haben. Dann bekommen Sie auch ein paar Informationen zu unserer neuen Umfrage und einer Aktion, mit der Sie uns unterstützen können, wenn Sie mögen und sich – wie wir – noch mehr RUMS für Münster wünschen. Außerdem haben wir zu unserem ersten Geburtstag schon einige tolle Glückwünsche bekommen, die wir natürlich auch mit Ihnen teilen möchten.
Wir sind also gerade in froher Stimmung, Sie hoffentlich auch. Die Corona-Woche war ja leider kein Gute-Laune-Garant, sondern eher wie eine Fahrt mit einem überdrehten Karussell: Vollgas, Vollbremsung, rückwärts, und jetzt ist allen schlecht.
Doch keine Notbremse ab Montag
Heute haben Gesundheitsminister Jens Spahn und Lothar Wieler vom Robert-Koch-Institut die Bürger:innen dazu aufgerufen, über Ostern vorsichtig zu sein, und die Politiker:innen, die vereinbarte „Notbremse“ in Risikogebieten mit mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen (Sieben-Tage-Inzidenz) anzuwenden. In Nordrhein-Westfalen ist die Inzidenz heute auf 121,6 gestiegen. Bei einem Wert von über 100 liegt sie schon seit einigen Tagen. Ab Montag sollten deshalb eigentlich im ganzen Bundesland Öffnungen zurückgenommen werden, so hatte es Armin Laschet angekündigt. Heute teilte die Landesregierung dann mit: Gebremst wird nur in Städten und Landkreisen mit einer Inzidenz von über 100, nicht im ganzen Land. Für Münster wird sich also erst einmal nichts ändern, hier wurden in den vergangenen sieben Tagen 59,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:innen gemeldet.
Alle wollen Modellregion werden
Ob Münster nach Ostern sogar noch weiter öffnen darf, ist noch unklar. Wir hatten es am Dienstag schon kurz erwähnt: Die Stadt hatte sich beim Land um die Teilnahme an einem Modellversuch beworben, sehr viele andere Kommunen aber auch. Die Idee: In ausgewählten Städten und Kreisen sollen Menschen mit einem negativen Schnelltest-Ergebnis wieder einkaufen oder ins Kino gehen dürfen. Vorbild ist die Stadt Tübingen, dort bekommen Einwohner:innen und Gäste nach dem kostenlosen Schnelltest ein digitales Tagesticket, das ihnen Zugang zu Kultureinrichtungen, Einzelhandel und Außengastronomie ermöglicht.
Oberbürgermeister Markus Lewe möchte so etwas auch in Münster umsetzen, damit die Grundrechte der Bürger:innen – oh, Moment. Als „Zeichen für von der Corona-Krise besonders stark betroffene Wirtschaftszweige“, so ist es natürlich richtig. Der Krisenstab Wirtschaft unter dem Vorsitz von Stadtkämmerin Christine Zeller befürwortet die Initiative, schreibt die Stadt in einer zweiten Pressemitteilung zum Thema. Das ist vollkommen verständlich, Einzelhandel und Gastronomie brauchen nach den zermürbenden letzten Monaten Unterstützung und Perspektiven. In der Mitteilung steht aber auch noch der Satz: „Auch die intensivmedizinischen Reserven in den Krankenhäusern der Stadt liegen auf einem hohen Niveau.“ Nach allem, was wir wissen, können mit diesen Reserven höchstens Betten gemeint sein, in denen zurzeit glücklicherweise keine schwerkranken Menschen liegen. Die Reserven des Pflegepersonals sind schon lange aufgebraucht, wie unsere Kolumnistin Marina Weisband vor knapp zwei Wochen für RUMS recherchiert hat. Bei Twitter schrieb sie zu ihrem Text: „Ich habe hiervor noch nie Interviews mit weinenden Menschen geführt“.
Wenn man das Risiko eingehen und so etwas ausprobieren möchte, wäre Münster mit seiner vergleichsweise niedrigen Inzidenz nach logischen Gesichtspunkten ein guter Kandidat für vorsichtige erste Schritte. Aber wir befinden uns ja immer noch im Pandemie-Deutschland 2021. Deshalb meldete heute der Kölner Stadtanzeiger, Köln solle (zusammen mit Aachen, Winterberg und dem Kreis Warendorf) Modell-Stadt werden, mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 128. Laut Landesregierung stimmt diese Meldung nicht. Bisher sei noch alles offen, und die Meldungen zu Köln und anderen Kommunen seien „Quatsch“, so NRW-Gesundheitsminister Laumann.
Wie läuft es denn eigentlich in Tübingen?
Unabhängig davon, welche Orte in Nordrhein-Westfalen mitmachen werden – kann das Ganze denn überhaupt klappen? Wir haben uns angeschaut, wie es in der Vorbild-Stadt Tübingen so läuft. Und sind direkt auf das nächste Problem gestoßen. Denn der Begriff „Tübinger Modell“, der immer wieder auftaucht, suggeriert ja: Die haben es ausprobiert und sind mit dem Konzept erfolgreich. Ob das stimmt, lässt sich jetzt aber noch gar nicht beurteilen. Oberbürgermeister Boris Palmer zeigt sich in Interviews zwar zufrieden. Die Wissenschaftler:innen der Uni Tübingen, die das Projekt begleiten, haben aber gerade erst damit begonnen, erste Daten auszuwerten. Entscheidend ist vor allem, wie viele der durchgeführten Corona-Tests positiv ausfallen und wie sich diese Positivrate im Projektverlauf entwickelt. Und das ist bislang noch nicht bekannt. Der Versuch läuft seit eineinhalb Wochen und ist erst einmal bis zum 4. April geplant.
Impftermine für Menschen mit Vorerkrankungen und Über-70-Jährige
Noch schnell ein Blick ins Impfzentrum. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hatte am Dienstag die Online-Terminbuchung ausgesetzt, weil zu viele Menschen in den Impfzentren der Region abgewiesen werden mussten. Sie hatten auf der Internetseite Termine gebucht, obwohl sie noch nicht an der Reihe waren. Bisher werden Menschen ab 80 Jahren, Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sowie Lehrkräfte und Erzieher:innen geimpft. Offenbar hatten sich aber auch Menschen angemeldet, die nicht aus beruflichen Gründen den Prioritätsgruppen 1 oder 2 zugeordnet werden. Das fiel erst in den Impfzentren auf, das Personal schickte die nicht-berechtigten Impfwilligen wieder nach Hause.
Um so etwas zu verhindern, schaltete die KVWL das Buchungsportal erst einmal ab. Wer einen Impftermin haben möchte, kann ihn zurzeit nur telefonisch (116117) vereinbaren. Laut KVWL gibt es dabei keine Probleme, die Feuerwehr Münster twitterte aber gestern, die Hotline sei überlastet und Impfwillige riefen stattdessen die 112 an.
Ab nächster Woche werden im Impfzentrum auch Menschen mit chronischen Erkrankungen, mit Demenz und mit Trisomie 21 geimpft, hier finden Sie die vollständige Liste. Menschen ab 70 Jahren sollen ab dem 8. April eine Impfung bekommen, Termine können sie ab dem 6. April vereinbaren. Die Senior:innen werden jahrgangsweise angeschrieben, als Erstes kommen die 79-Jährigen an die Reihe.
Die KVWL schrieb uns auf Anfrage: „Sobald die Impfungen für die Ü70 starten, werden auch Online-Buchungen wieder möglich sein.“ Wie dann verhindert werden kann oder soll, dass wieder Nicht-Berechtigte Termine vereinbaren, hat uns die Pressestelle nicht beantwortet.
+++ Vor zwei Jahren haben die Münsteranerinnen Lisa Kötter und Andrea Voß-Frick die Bewegung Maria 2.0 gegründet, um in der katholischen Kirche eine Reform anzustoßen. Jetzt wollen sie aus der Kirche austreten, weil sie für eine solche Reform keine Perspektive mehr sehen, meldet der WDR. Bei Maria 2.0 wollen sie sich dennoch weiter engagieren. RUMS hatte im vergangenen Sommer ein ausführliches Interview mit Lisa Kötter geführt, das Sie hier lesen können.
+++ Am Dienstag hatten wir Ihnen im RUMS-Brief die Initiative von Theologie-Professor:innen vorgestellt, die kritisieren, dass katholische Priester nach wie vor keine gleichgeschlechtlichen Paare segnen sollen. Inzwischen hat sich auch Münsters Bischof Genn zu Wort gemeldet, und zwar durchaus überraschend: Im Bistum Münster werde es keine Sanktionen gegen Priester geben, die homosexuelle Paare segnen. Die kirchliche Lehre müsse weiterentwickelt werden. Im Jahr 2017 hatte Genn einen solchen Segen explizit verboten, weil er die gleichgeschlechtliche Beziehung nicht mit der Ehe verwechselt wissen wollte.
+++ Im Missbrauchsfall von Münster hat die Staatsanwaltschaft einen weiteren Mann angeklagt, berichten die Westfälischen Nachrichten. Ein 34-Jähriger aus dem Kreis Warendorf soll den Ziehsohn des Hauptangeklagten aus Münster sowie ein weiteres Kind missbraucht haben. Er bestreitet die Taten. Die Polizei hat in seiner Wohnung allerdings Datenträger gefunden, auf denen Abbildungen von Missbrauchshandlungen gespeichert sind.
+++ Der Bundestag hat ein neues Gesetz gegen sexuellen Kindesmissbrauch beschlossen, unter anderem als Konsequenz aus dem Missbrauchsfall von Münster. Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass Kindesmissbrauch und der Besitz von Bildern, die Missbrauchshandlungen an Kindern zeigen, als Verbrechen eingestuft und mindestens mit einer Gefängnisstrafe von einem Jahr geahndet werden. Bisher galten solche Taten als Vergehen, diese werden mit geringeren Freiheitsstrafen oder Geldstrafen geahndet.
Man braucht ja immer mal wieder Trost in diesen Zeiten, und manchmal hilft einfach nur Schokolade. Das Café Schoko stellt aus selbstgerösteten Kakaobohnen ausgefallene Sorten her, die Sie im Online-Shop bestellen und in diesen Geschäften kaufen können. Die Auswahl ist groß, in meinen Einkaufskorb sind gewandert: Feige & Ricotta, Erdnuss in Sahnekaramell und weiße Schokolade mit Vanille.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
+++ Die Burg Hülshoff sieht ja sehr hübsch und einladend aus. Wenn man aber ein bisschen Nebel über die Gräfte pustet und dann schnell ein Schwarz-Weiß-Foto macht, wird das Anwesen zur schaurigen Gruselkulisse. Hier können Sie sich das anschauen, und auf dieser Seite sehen Sie auch sofort, warum ich Ihnen das erzähle: Die Wasserburg in Havixbeck wird im Herbst Drehort für einen neuen Edgar-Wallace-Film. Wenn Sie sich schon mal einstimmen möchten, sollten Sie sich den Samstagabend freihalten. Dann laden Studierende der Uni Münster nämlich zum Online-Vortrag „Edgar Wallace – German Grusel: Zwischen Popkultur und Sittengemälde der 60er Jahre. Ein kritischer Blick auf Deutschlands längste Kinofilmreihe“ ein. Um 20:15 Uhr geht es los, den Link zum Vortrag finden Sie auf der Website des Center for Literature.
+++ Kann die Digitalisierung ein Weg zu mehr Nachhaltigkeit sein? Dieser Frage geht die Initiative für Nachhaltigkeit und Ethik aus Münster am Montagabend ab 19 Uhr in einem Online-Vortrag nach. Sie können ihn sich kostenlos anhören, müssen sich aber per E-Mail anmelden.
Am Dienstag schreibe ich Ihnen noch einmal. Und vielleicht sehen wir uns ja schon am Sonntag bei unserer RUMS-Geburtstagsparty, ich würde mich freuen!
Herzliche Grüße
Constanze Busch
Mitarbeit: Johanne Burkhardt
PS
Verfolgen Sie noch im Detail, welche Corona-Maßnahmen gerade gelten? Wenn Sie sich das Ganze etwas lustiger gestalten wollen, können Sie sich mit dem Corona-Generator einfach neue Regeln erstellen lassen. „Großraumbüros nach Rücksprache mit EU-Kommission öffnen“, „Bars so schnell wie möglich mit Klopapier ausstatten“, solche Sachen. Es ist ein Satire-Projekt. Aber irgendwie merkt man das kaum.
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