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Kreative Mehrheitsfindung | Lockerungen und Modelle | Tapas ohne Grenzen

Guten Tag,
das grün-rot-violette Ratsbündnis hat am Mittwochabend im Hauptausschuss die erste Prüfung im neuen Fach „Kreative Mehrheitsfindung“ bestanden. Um beim Tagesordnungspunkt „Flyover Aegidiitor“ eine Mehrheit zu bekommen, zerlegte das Bündnis die große Entscheidung in mehrere Einzelentscheidungen. So konnten sieben Parteien mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen Ja sagen, ohne sich zu verbiegen.
Zusammen mit der FDP schickte die Koalition das Brückenprojekt in eine neue Prüfrunde. Die Verwaltung soll ein Gesamtkonzept für die Kreuzung Weseler Straße/Bismarckallee/Promenade/Adenauerallee entwerfen, und sie soll Vorschläge mit und ohne Fahrradbrücke machen. Außerdem soll die Stadt auch für eine Lösung ohne Brücke Fördermittel auftreiben.
Gemeinsam mit der Ratsgruppe Die Partei/ÖDP und der Linken-Fraktion ergänzten Grüne, SPD und Volt den Verwaltungsvorschlag für die Aegidiistraße. Sie soll eine Fahrradstraße „mit hoher Fußverkehrsqualität“ und in die Veloroute nach Senden integriert werden.
Diese Mehrheiten sind für das Bündnis eine Art Sicherheitsnetz. Am Montag hatte die Koalition durch den Parteiwechsel von Ex-SPD- und Bald-CDU-Ratsherr Mathias Kersting ihre Ein-Stimmen-Mehrheit eingebüßt (RUMS-Brief von Dienstag). Etliche Politiker:innen und Bürger:innen monieren, dass Kersting sein Ratsmandat behält und mit zur CDU nimmt. Die Kritik: Er wurde nicht direkt in den Rat gewählt, sondern bekam sein Mandat über einen Listenplatz der SPD. Er solle seinen Platz im Rat deshalb an die SPD zurückgeben, damit ein:e Sozialdemokrat:in nachrücken könne. Das ist aber eine ausschließlich moralische Forderung, rechtlich ist Kerstings Vorgehen erlaubt.
Ratsbündnis will mit anderen Parteien Zusammenarbeit vereinbaren
Sein Wechsel hatte am Mittwoch im Hauptausschuss, der pandemiebedingt anstelle des großen Rates tagte, zwar noch keine Folgen für das Stimmenverhältnis. Kersting wurde von der stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Lia Kirsch vertreten, sodass das Bündnis in dieser Sitzung noch eine eigene Mehrheit hatte und nicht auf Stimmen anderer Fraktionen angewiesen war. Aber Grüne, SPD und Volt wollten wohl nicht riskieren, dass die Flyover-Beschlüsse demnächst womöglich angezweifelt werden, wenn Kersting für die CDU im Ratssaal sitzt und eine Stimme zur Mehrheit fehlt.
In dieser Woche war es offensichtlich ein Kraftakt, dieses Sicherheitsnetz aufzuspannen und vor der Sitzung die Mehrheiten zu verhandeln. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Weber kritisierte das Bündnis zum wiederholten Male dafür, dass es sehr kurzfristig sehr umfangreiche Änderungswünsche zu den Verwaltungsvorschlägen vorgelegt hatte. Für die anderen Ratsmitglieder sei es unmöglich, jetzt „23 bedruckte Seiten Änderungsanträge“ zu lesen. „Entweder Sie können keinen guten Stil oder Sie haben solche Schwierigkeiten, sich untereinander zu verständigen, dass es tatsächlich nicht anders möglich ist“, so Weber. Grünen-Fraktionssprecher Christoph Kattentidt verwies auf die neue Situation. Eigentlich hätte das Bündnis die Anträge schon Anfang der Woche verschicken können, sagte er. Aber nachdem sich am Montag die Stimmenverhältnisse geändert hätten, habe die Koalition schauen müssen, wie sie damit umgehe. Sie habe von Montag- bis Dienstagabend an den Änderungsanträgen gearbeitet und die nötigen Mehrheiten beschafft.
In Zukunft wollen die Koalitionsparteien sich das offenbar einfacher machen. Christoph Kattentidt und Co-Fraktionssprecherin Sylvia Rietenberg schrieben gestern in einem Brief an die Mitglieder der Grünen in Münster, dass die Fraktion sich um eine konstante Zusammenarbeit mit anderen Parteien bemühen werde. Kattentidt und Rietenberg geben sich zwar gelassen. Möglich sei „eine Mehrheit gegen uns“ nur, „wenn alle anderen – von AfD bis Linkspartei – gegen uns stimmen. Das ist seit der Kommunalwahl noch nicht vorgekommen, und wir halten es auch in Zukunft für unwahrscheinlich“, schreiben sie in dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt.
Um die politischen Ziele umzusetzen, wolle die Grünen-Fraktion aber in den kommenden Tagen mit der Linken-Fraktion und der Ratsgruppe Die Partei/ÖDP sprechen, auch mit der FDP sei „eine Zusammenarbeit stellenweise möglich“. Die Fraktion wolle versuchen, „mit diesen genannten Gruppen eine Art Vereinbarung über die künftige Zusammenarbeit im Stadtrat zu erlangen“, schreiben Kattentidt und Rietenberg. „Klar ist, dass diese völlig eigenständigen politischen Kräfte keine reinen Mehrheitsbeschaffer für uns sind. Wir werden offen und auf Augenhöhe versuchen, sie mitzunehmen und auf ihre Belange Rücksicht nehmen.“ Das ist eine nette Formulierung für: „Wir wollen etwas von denen, also werden wir ihnen umgekehrt auch etwas geben müssen.“
Auf dem Flyover über den Atlantik
Eine Zusammenarbeit mit der CDU kommt dem Schreiben zufolge nicht in Frage. Zumindest in Sachen Flyover erschien dies am Mittwoch auch undenkbar. Für den zu erwartenden Schlagabtausch über das Streitthema genehmigten die Mitglieder des Hauptausschusses sich klugerweise schon im Vorfeld eine Stunde Zeit, normalerweise sind maximal 30 Minuten pro Tagesordnungspunkt vorgesehen.
Die ganze Debatte wirkte, als wollten CDU und Bündnis den jeweiligen politischen Gegner mit dessen eigenen Waffen schlagen. Die CDU warf der Koalition vor, ihr fehle eine Vision. „Wie soll die Verkehrswende gelingen, wenn solche kleinkarierten Debatten geführt werden?“, fragte Stefan Weber. Er unterstellte den Grünen, in Wirklichkeit wollten sie den Autoverkehr an der B 219 (Weseler Straße) verbieten. Damit das gelinge, hätte der Koldering vierspurig ausgebaut werden müssen. Dieses Projekt hatte das Ratsbündnis im Verkehrsausschuss Ende Februar aber gestrichen. Oder vielleicht, vermutete Weber weiter, wollten die Grünen auch gar keine andere Radfahr-Politik („Ich kann Ihnen sagen: Wir als CDU bleiben da dran“). Schließlich würden die Grünen-Wähler:innen laut einer Umfrage besonders gerne SUV fahren. (An der Berichterstattung über diese Umfrage gab es übrigens Kritik, zum Beispiel hier.)
In eine ähnliche Kerbe hieb der Oberbürgermeister, der für sein Pro-Flyover-Plädoyer sogar aufstand. „Der Flyover ist viel mehr als ein Bauwerk“, sagte Markus Lewe. „Er ist ein Symbol für die generelle Frage, wie wir in Zukunft mit dem hochemotionalen, aber auch strukturell wichtigen Thema Mobilität in Stadt und Umland umgehen.“ Alle seien sich einig, dass die Verkehrswende kommen müsse. „Und wir brauchen Projekte, bei denen man erkennen kann: Wir meinen das ernst“, so Lewe.
Maß und Mitte, bitte
Auch Bund und Land, die den Flyover zu 94 Prozent finanzieren würden, hätten keine Lust mehr, immer nur nach Kopenhagen oder Utrecht zu schauen. Zur Erklärung: In diesen Städten wurden in den vergangenen Jahren sehr schicke Fahrradbrücken gebaut, die als Leuchtturmprojekte gelten. Hier können Sie sich die Brücke in Kopenhagen anschauen, die den schönen Namen Cykelslangen (Fahrradschlange) trägt und über das innere Hafenbecken führt. In Utrecht können Radfahrer:innen und Fußgänger:innen auf der neuen Brücke neben dem Bahnhof quer über die Gleise von einem Stadtteil in den anderen fahren oder laufen. So etwas möchte Markus Lewe auch in Münster haben, er warb um „Mut, um große Anreize zu schaffen.“
Stefan Weber nahm diesen Faden dankbar auf. Für die Verkehrswende brauche es Mut, sagte der CDU-Politiker. Stattdessen zerredeten die Grünen das Projekt. Weber selbst sieht den Flyover in der Tradition großer Pionierleistungen: Mit der ablehnenden Haltung des Ratsbündnisses hätte man wohl nie eine Atlantiküberquerung schaffen können, sagte er.
Das Ratsbündnis reagierte recht nüchtern auf diese emotionalen Reden. Grüne und SPD forderten mehrfach „Sachlichkeit“ ein. SPD-Fraktionschef Marius Herwig erinnerte an den CDU-Slogan „Maß und Mitte“. „Die Frage muss doch sein: Ist das Projekt sinnvoll?“, sagte er. Es brauche eine Gesamtplanung für den Knotenpunkt.
Wozu eigentlich Verkehrsversuche?
In der Debatte über drei Verkehrsversuche, die im August starten sollen, gaben sich die Bündnisparteien tatsächlich wenig visionär. Stattdessen schossen die Grünen sich ein rhetorisches Eigentor, das wieder einmal auf das Konto „Verbotspartei“ einzahlte.
Bevor wir in die Diskussion einsteigen, kurz die Beschlüsse im Überblick:
- Die Hörsterstraße wird acht Wochen lang für Autos und Busse gesperrt, Radfahrer:innen dürfen dafür in beiden Richtungen fahren. Die Buslinien 6 und 8 halten während des Versuchszeitraums nicht mehr am Bült. Wer dorthin möchte, muss schon an der Eisenbahnstraße aussteigen. (Das könnte sich aber auch noch ändern.)
- Ebenfalls acht Wochen lang wird auf der Strecke vom Ludgerikreisel am Hauptbahnhof vorbei zum Landeshaus eine durchgehende Busspur eingerichtet, die für Autos gesperrt ist.
- Am Neubrückentor (Kanalstraße) sollen Radfahrer:innen, die auf der Promenade unterwegs sind, während des achtwöchigen Versuchszeitraums Vorfahrt haben.
Die drei Versuche hängen zusammen, sie sind als „Reallabor“ für verschiedene Aspekte der Verkehrswende gedacht. So soll an der Hörsterstraße ausprobiert werden, wie die Menschen eine autofreie Straße nutzen könnten. Die Busse, die nicht mehr durch die enge Altstadtstraße fahren, kommen auf der Ausweichstrecke Gartenstraße und auf der eigenen Spur an der Eisenbahnstraße schneller voran – so könnten die Außenstadtteile schneller an die Innenstadt angebunden werden.
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FDP-Ratsherr Jörg Berens sagte zur Hörsterstraße, seine Partei unterstütze diesen Versuch ausdrücklich, er sei aber auch skeptisch. Wenn die Straße nach dem achtwöchigen Experiment dauerhaft gesperrt bleiben solle, müsse man noch einmal über die Buslinien 6 und 8 sprechen. Vielleicht brauche es langfristig eine zweite Haltestelle in der Nähe der Altstadt, es müsse ja nicht immer der Bült sein.
Ulrich Thoden (Die Linke) brachte noch einen anderen Kritikpunkt vor. Eigentlich gehe es hier gar nicht um die Verkehrswende, sondern um ganz andere Ziele. Nämlich um erste Schritte hin zu einer Gentrifizierung des innenstadtnahen Martiniviertels. Das Viertel solle Tourist:innen anziehen, „andere Personenkreise“ (gemeint sind wahrscheinlich weniger wohlhabende Anwohner:innen) sollten möglicherweise verdrängt werden – zumindest werde das billigend in Kauf genommen.
Andrea Blome von den Grünen griff beide Einwände auf. Sie wisse, dass Menschen mit Gehbehinderung sich Sorgen machten, sie kämen nicht mehr so gut in die Stadt. „Ein Versuch, der zeigt, dass eine Straße schöner wird, wenn es dort weniger motorisierten Verkehr gibt – das ist ja nicht das Ergebnis, das wir brauchen“, sagte sie. Es gehe darum, wie die Stadt auch mit weniger PKW-Verkehr für alle erreichbar bleibt.
Den Grünen hat Blome damit keinen großen Gefallen getan. Nicht zum ersten Mal entstand das Bild: Es sollen weniger Autos fahren, und mindestens eine Straße wird sogar für Busse gesperrt. Für manche Menschen entsteht dadurch ein Problem, aber es wird schon irgendwie gehen. Die positive Aussicht – eine Straße ohne Autos mit Platz für spielende Kinder und kaffeetrinkende Nachbar:innen – fehlte. Und davon, dass das natürlich die Anwohner:innen genießen sollten, war auch nicht die Rede.
Doch nur eine „kleine Fahrradbrücke“?
Apropos Eigentor. Auch die CDU schoss eines, genauer gesagt Ratsfrau Babette Lichtenstein van Lengerich. Wobei das Bild etwas hinkt – sagen wir, die CDU-Politikerin warf einen Bumerang. Der traf wie beabsichtigt das Ratsbündnis, auf dem Rückweg aber versehentlich auch noch ihre Parteikollegen und deren Flyover-Vision.
Das Ganze passierte beim Tagesordnungspunkt „Klärschlammverwertung“. Münster soll zusammen mit anderen Städten in Wuppertal eine Anlage bauen, in der dieser Schlamm verbrannt wird. Das Ratsbündnis beantragte, die Verwaltung möge sich informieren, ob der Klärschlamm nicht auch weiterverwertet werden könnte – als Alternative zur Verbrennung. Die CDU beantragte, die Verwaltung möge prüfen, ob aus dem Klärschlamm nicht auch grüner Wasserstoff gewonnen werden könnte. Beide Anträge wurden einstimmig angenommen.
Das sei doch bezeichnend, befand Babette Lichtenstein van Lengerich: Ein so bedeutendes Projekt mit Auswirkungen für die nächsten 30 Jahre werde überhaupt nicht öffentlich diskutiert. Es gehe ja um eine Investition von 80 Millionen Euro plus 10 Millionen Euro jährliche Kosten. „Aber über so eine kleine Fahrradbrücke müssen wir seit Wochen alles Mögliche lesen und uns heute noch ein Stündchen damit beschäftigen“, sagte sie. Wie, was, „kleine Fahrradbrücke“? Doch kein Pionierprojekt?
Markus Lewe nahm es gelassen. Er hakte den Tagesordnungspunkt ab und stellte fest: „Beim Klärschlamm herrscht Einigkeit.“
Heute schicke ich Ihnen hier schon mal eine Einladung für den kommenden Freitag, und zwar für unsere nächste RUMS-Veranstaltung. Vor drei Wochen hatten wir ja über den Einzelhandel gesprochen und darüber, wie die Kaufleute in Münster mit der Coronakrise fertigwerden. Nächsten Freitag möchten wir einen Blick in die Zukunft werfen: Wie wird sich die Innenstadt in den nächsten Jahren verändern? Sie soll mehr sein als eine Einkaufsmeile, heißt es immer wieder – aber was denn? Welche Rolle wird der Handel in Zukunft spielen? Und wer entscheidet eigentlich darüber, was in der Stadt passiert?
Über diese Fragen möchte ich mit drei spannenden Gästen sprechen: Karin Eksen vom Handelsverband NRW, Bernadette Spinnen vom Münster Marketing und dem Stadtforscher Christian Krajewski vom Institut für Geographie der Uni Münster. Und natürlich mit Ihnen, wenn Sie mögen. Sie können wie immer im Chat Fragen stellen, oder Sie schicken sie uns vorab per E-Mail.
Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr am Freitag, 28. Mai. Alle Informationen und die Einwahldaten finden Sie auf dieser Seite.
+++ Münster macht sich ab heute locker: Weil die Sieben-Tage-Inzidenz (Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Menschen und Woche) schon länger unter 50 liegt, sind jetzt zum Beispiel Kulturveranstaltungen, Hallensport und Restaurantbesuche drinnen möglich. Sie dürfen sich außerdem wieder mit bis zu zehn Personen aus maximal drei Haushalten treffen. Und das ist nur ein kleiner Auszug. Die Stadt hat hier eine Liste zusammengestellt mit allem, was ab jetzt wieder erlaubt ist.
+++ Auch die Corona-Modellprojekte sind gestartet. Zum Beispiel einige Sportangebote und der „digitale Biergarten“ am Lindenhof. Nicht erschrecken, Sie müssen nicht am Computer mit ihren Freund:innen anstoßen. Sie können tatsächlich in einen richtigen Biergarten gehen, checken dort aber digital ein. Das Cinema ist ebenfalls Modellprojekt, es öffnet ab dem 29. Mai. Die Übersicht über alle Projekte finden Sie hier. Zu allen müssen Sie ein aktuelles negatives Testergebnis mitbringen oder nachweisen, dass Sie geimpft oder genesen sind.
+++ Münster bekommt bessere Zugverbindungen. Wie die Stadt meldet, fahren bald alle zwei Stunden ICE-Züge zum Frankfurter Flughafen, nach Mannheim, Stuttgart und München, und zwar direkt, man muss also nicht umsteigen. Die erste Schnellverbindung kommt ab dem 14. Juni dazu, die anderen mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember. Dann wird es täglich neun Verbindungen in den Südwesten geben, statt bislang drei. Nach Berlin wird ebenfalls eine neue Direktverbindung eingerichtet, und zwar ab dem 13. Juni. Das wird die dritte sein.
+++ Vom Fern- nochmal zum Nahverkehr: Der Hauptausschuss hat am Mittwoch beschlossen, dass Bustickets in Münster nicht teurer werden sollen.
Wir haben Post bekommen. Diesmal von Stefan Tigges, der uns zum RUMS-Brief vom Dienstag über den Parteiwechsel von Mathias Kersting von der SPD zur CDU schreibt. Er vermisst einen Aspekt, und zwar „das völlige Fehlen von Kerstings Wertschätzung und Respekt gegenüber den Personen, die ihn als SPD-Mitglied gewählt haben, und – vermutlich noch schlimmer – gegenüber allen, die bisher mit ihm in der Kommunalpolitik zusammengearbeitet haben“. Und er mag nicht so recht glauben, dass niemand etwas Negatives über ihn gesagt hat, so ähnlich stand es in unserem Text. Wobei, um das noch einmal zu präzisieren: Negatives haben wir am Montag und Dienstag aus der SPD über Kersting schon gehört, aber das hing mit seiner Entscheidung zusammen, es war keine grundsätzliche Kritik an seinem Charakter. Hier der komplette Brief.
Und dann schreibt uns noch Jochen Schweitzer. Er engagiert sich für die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen im Stadtteil Coerde. Wir hatten darüber berichtet. Schweitzer schreibt über Münster: „In kaum einer anderen Stadt in Deutschland ist die Schulstruktur so einseitig auf die Gymnasien orientiert.“ Das habe fatale Folgen für die Hauptschule. Es brauche „endlich eine Schulpolitik, die sich an gerechten und fairen Chancen für alle Kinder orientiert und die diese ungerechte Bildungsarmut in Coerde abschafft”. Seinen Leserbrief finden Sie hier.
Im RUMS-Brief vom Dienstag haben wir noch einige Angaben präzisiert und hinzugefügt. In den Angaben zu Mathias Kerstings Ämtern haben wir ergänzt, dass es sich nicht in allen Fällen um ordentliche Mitgliedschaften handelt, sondern teilweise um stellvertretende. Eine Übersicht finden Sie hier. Die Angaben zu den Sozialwohnungen haben wir um aktuelle Zahlen der Stadt Münster ergänzt. Wie sich der Bestand an Sozialwohnungen in den vergangenen fünf Jahren entwickelt hat, ist in dieser Übersicht zu sehen. Und eine wichtige Information noch, damit kein falscher Eindruck entsteht: Mathias Kersting ist Prokurist des für den Hafenmarkt zuständigen Architekturbüros, hat sich aber bei allen Abstimmungen zum Hafenmarkt enthalten.
Mit dem Impfen geht es anscheinend ganz gut voran. 217.000 Menschen in Münster haben mittlerweile auch die zweite Spritze bekommen, schreibt die Stadt. Wichtig ist: Wenn Sie sich impfen lassen, bringen Sie Ihren Impfpass mit. Das machen offenbar viele nicht. Im Moment gibt es noch keinen digitalen Impfnachweis, aber der wird später wohl noch kommen, und dann wird es schwer, nachträglich nachzuweisen, dass man geimpft ist. Mit dem Testen geht es anscheinend auch gut voran. Die Stadt meldet: In den vergangenen zehn Wochen haben sich 640.000 Menschen testen lassen. Seit dem 8. März seien 933 Tests positiv gewesen. In die Statistik fließen diese Werte aber erst ein, nachdem dann ein sicherer PCR-Test stattgefunden hat. Und zu den aktuellen Zahlen: Die sehen ebenfalls gut aus. Die Inzidenz, also die Zahl der Infektionen pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche, bewegt sich laut Stadt weiter bei unter 20, aktuell genau bei 17,8. Als infiziert gelten im Stadtgebiet 160 Menschen. 22 Menschen sind in stationärer Behandlung.
Am Dienstag haben wir Ihnen schon eine kleine Entscheidungshilfe angeboten, in welchem der vielen wieder geöffneten Restaurants Sie mit dem Genießen anfangen könnten. Hier kommt gleich die nächste: Im La Tapia in der alten Germania-Brauerei können Sie viele unterschiedliche kleine (und große) Gerichte bestellen und probieren – und das klingt nach der langen Zeit des Verzichts doch ziemlich verlockend, oder? Auf der Karte stehen zum Beispiel spanische „Albóndigas“ (Fleischbällchen), Datteln im Speckmantel und balearische „Cocas“ (herzhafte Blechkuchen). Und wenn jemand aus Ihrer Abendgesellschaft doch lieber einen Burger, Spargel oder ein Schnitzel essen möchte – gibt es alles. Am besten, Sie überzeugen sich hier [Link nicht mehr aktuell] selbst. Einen Tisch auf der Terrasse oder im wunderbar rustikalen Innenbereich der alten Brauerei können Sie hier reservieren.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
+++ Das Wolfgang-Borchert-Theater feierte gestern mit dem Stück Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran die erste Premiere dieses Jahres – mit echtem Publikum. Die Sehnsucht auf Live-Theater war offenbar groß: Die nächsten Vorstellungen sind schon ausverkauft, für die Termine ab dem 15. Juni gibt es noch ein paar Karten. Wenn Sie nicht so lange warten möchten, dann schauen Sie doch im Stream der Städtischen Bühnen vorbei. Ab heute Abend können Sie dort „Die Möwe“ sehen. In der Komödie von Anton Tschechow geht es um eine Gruppe von Menschen, die alle nicht so richtig glücklich sind. Bei einem Ausflug eskaliert das Ganze und kostet auch noch das Titeltier das Leben. Sie können sich das Stück noch bis morgen Abend auf der Website des Theaters Münster ansehen.
+++ Einen eigenen Ausflug können Sie ab morgen wieder ins Freilichtmuseum Mühlenhof machen. Für das Drama müssten Sie dort selbst sorgen. Oder Sie spazieren einfach durch die historischen Häuschen und Werkstätten. Das Freilichtmuseum öffnet am Samstag um 10 Uhr. Aber schauen Sie vor Ihrem Besuch am besten nochmal auf der Website vorbei, da sich die Öffnungszeiten kurzfristig ändern könnten. Dort können Sie dann auch einen Termin buchen. Oder Sie machen es ganz klassisch vor Ort an der Kasse. Einen negativen Coronatest brauchen Sie für den Besuch nicht.
+++ Wenn Sie es sich am Pfingstwochenende lieber zu Hause gemütlich machen wollen, empfehlen wir Ihnen das Spiel „Der Kartograph“. Das Besondere: Sie können es allein oder mit bis zu 100 Menschen spielen. Übersichtlicher (und zurzeit ja auch ungefährlicher) ist es natürlich mit einer kleineren Gruppe. Dieses sogenannte Flip & Write-Spiel vereint Tetris mit Rollenspielelementen. Sie müssen im Auftrag der Königin neue Gegenden erkunden und diese – richtig geraten – kartographieren. Durch Knobeln und Kombinieren können Sie Punkte sammeln und das Spiel für sich entscheiden. Meine Kollegin Johanne Burkhardt hat das Ganze ausprobiert und ist begeistert. Sie verspricht einen spannenden Spieleabend, an dem Sie strategisch denken müssen und auch ein bisschen Glück brauchen. Hier können Sie sich den „Kartographen“ anschauen und bestellen, oder Sie wenden sich an einen gut sortierten Spieleladen Ihres Vertrauens.
Am Dienstag schreiben wir Ihnen wieder. Ein kleiner Hinweis noch: Am Sonntag würde Ihnen eigentlich Marina Weisband schreiben. Sie ist leider krank, daher fällt ihre Kolumne aus. Von uns gute Besserung. Und Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Constanze Busch
Mitarbeit: Johanne Burkhardt, Ralf Heimann
PS
Man kennt das aus Filmen. Jemand flüchtet nach einem Bankraub, schubst Menschen auf dem Bürgersteig beiseite, läuft immer schneller, stolpert, fängt sich aber dann doch wieder, die Flucht geht weiter. Dann wirft sich ihm jemand in den Weg – oder jemand, der nicht ganz so mutig ist, stellt vielleicht auch nur sein Bein in den Weg. Im Action-Thriller gelingt die Flucht natürlich trotzdem, in der Komödie landet der flüchtende Mensch auf einem Anhänger mit Pferdemist. Aber wie endet so eine Flucht in Münster? Na ja, die flüchtende Person ist erst mal natürlich nicht zu Fuß unterwegs, sondern mit dem Fahrrad. Und dann stellt sich auch niemand in den Weg. Es fahren ja alle so. Woher soll man wissen, wer von denen flüchtet? Aber wie endet die Flucht dann, sagen wir in einem Münster-Krimi? Denkbar wäre: Es beginnt plötzlich zu regnen, dann läuten auch noch die Glocken, der flüchtende Mensch ist so irritiert, dass er in einer Kurve vom Rad fliegt. Oder eben: Kommissar Zufall. Die Kette springt ab. Klingt aber doch etwas zu ausgedacht, sagen Sie? Na, Sie haben schon recht. Ist aber am Donnerstagmittag auf der Wolbecker Straße ungefähr genau so passiert.
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