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Heute RUMS-Veranstaltung | Debatte über die Verkehrsversuche | Keramik-Kunst
Guten Tag,
gibt es ein Thema, über das Sie gerne mal einen RUMS-Brief lesen würden? Oder ist Ihnen in Münster etwas aufgefallen, über das Sie gerne mehr wüssten? Wenn Sie Ideen oder Fragen haben oder über die Vorschläge anderer Leser:innen diskutieren möchten, schalten Sie sich doch heute Abend zu unserer virtuellen Redaktionskonferenz dazu. Ralf Heimann und ich sprechen ab 19 Uhr mit Ihnen über Themenvorschläge. Und wenn Sie möchten, erzählen wir auch ein bisschen über unsere Arbeit. Wir erklären zum Beispiel, wie wir die Themen für unsere Briefe aussuchen, was wir bei RUMS ganz bewusst weglassen und warum es manchmal ganz schön schwierig sein kann, eine eigentlich einfache Frage zu beantworten. Über diesen Link kommen Sie gleich direkt zu uns, Sie finden die Einwahldaten und alle Infos aber auch auf unserer Veranstaltungsseite.
Aufreger der Woche: Stau am Bahnhof
Jetzt aber erstmal zu dem Thema, das in dieser Woche viele Menschen in Münster bewegt oder auch ausgebremst hat: die Verkehrsversuche. Kurz zur Erinnerung: Die Hörsterstraße ist seit Montag für Autos und Busse gesperrt, am Neubrückentor haben Fahrradfahrer:innen auf der Promenade Vorfahrt und zwischen Ludgerikreisel und Landeshaus ist eine Fahrspur ausschließlich für Busse reserviert.
Eigentlich ist es ja noch viel zu früh, um etwas über den Erfolg dieser Versuche zu sagen. Sie sollen mindestens acht Wochen dauern. Schon nach der ersten davon zu beurteilen, ob es läuft oder nicht, das geht gar nicht. Aber es gibt natürlich trotzdem schon eine intensive Debatte, vor allem über die Busspur an der Bahnhofstraße, die der Autoverkehr mindestens bis Ende September nicht mehr nutzen darf.
Massiv befeuert wird diese Diskussion, wir hatten es letzte Woche schon mal erwähnt, von den Westfälischen Nachrichten. Die Zeitung hatte die neue Busspur sogar schon während der Markierungsarbeiten quasi für gescheitert erklärt, bevor der Verkehrsversuch offiziell begonnen hatte. Es war die Rede von Stau von morgens bis abends, und am Samstag (also zwei Tage vor dem offiziellen Start) fragten die WN schon, ob der Versuch nicht gestoppt werden solle. Die Zeitung veröffentlichte dazu immerhin ein Pro und Contra, in dem zwei Redakteure Position beziehen, aber die Verteidigung des Versuchs ist eher ein Jein als ein Ja.
Insgesamt kommen in der Debatte ziemlich viel Wut und Ärger, aber ziemlich wenig Fakten vor. Und das ist etwas ungünstig, weil ja Verkehrsmodelle für die Zukunft ausprobiert und möglichst sachlich und von allen Seiten beurteilt werden sollen.
Wir schauen uns die Diskussion deshalb heute einmal genauer an, vor allem natürlich die Argumente der Gegner:innen. Was ist dran? Welche Schwierigkeiten gibt es – und könnten die Versuche deshalb tatsächlich abgebrochen werden? Wie soll es nach dem Versuchszeitraum weitergehen, falls es insgesamt doch gut läuft? Und wer entscheidet am Ende eigentlich nach welchen Kriterien, ob es gut gelaufen ist oder nicht? Wir klären das.
Den Versuch sofort stoppen, geht das überhaupt?
Ja, das wäre möglich. In der Beschlussvorlage für den Versuch ist eine Exit-Strategie vorgesehen für den Fall, dass wirklich gar nichts mehr geht. Aus Sicht mancher Autofahrer:innen ist ein solcher Worst Case in dieser Woche schon eingetreten, in den Kommentaren auf der Facebook-Seite der Westfälischen Nachrichten schreiben zum Beispiel einige Berufspendler:innen, sie seien aufs Auto angewiesen und stünden nun noch länger im Stau.
Das ist nicht nur ein subjektiver Eindruck, es geht für die Autos dort tatsächlich langsamer voran als bisher. Logischerweise, muss man wohl sagen – zumindest Anfang der Woche dürften genauso viele Menschen mit ihrem Auto die Strecke gefahren sein wie sonst, mussten sich aber von bisher zwei Spuren in eine einfädeln.
Wie viel länger das dauert, untersucht seit Montag das Büro LK Argus im Auftrag der Stadt, sagte mir Michael Grimm, der Leiter des Amts für Mobilität und Tiefbau, in einem Gespräch über die Verkehrsversuche und ihre Evaluation. Mindestens dreimal pro Tag fahren die Mitarbeiter:innen des Büros die Strecke ab und stoppen die Zeit, die sie vom Kreisverkehr bis zum Landeshaus brauchen. Bisher bewegt sich das zwischen 6 und 15 Minuten, so Grimm. Zum Vergleich: Unter Idealbedingungen (kein Stau, alle Ampeln grün, freie Fahrt) habe man die Strecke vor dem Versuchszeitraum in drei Minuten schaffen können. Zu den üblichen Stoßzeiten dürfte das allerdings eher selten vorgekommen sein.
Der Stau war einkalkuliert
Die verlängerten Fahrzeiten für Autos sind jetzt aber kein Grund für einen Stopp. Michael Grimm sagte, einen Dauerstau und wirklich schwierige Situationen habe sein Team noch nicht beobachtet, die Situation sei nicht dramatisch. Man werde die Lage aber weiter genau beobachten, besonders wenn in knapp zwei Wochen die Schulferien enden und wieder mehr Menschen unterwegs sind.
Dass es Staus geben würde, hatten Politik und Verwaltung übrigens von vornherein einkalkuliert. Der Versuch soll „das Potenzial zur Beschleunigung des ÖPNV“ untersuchen, so steht es in der Beschlussvorlage. Zwei Zeilen weiter wird auf Verwaltungsdeutsch darauf hingewiesen, „dass es durch den Verkehrsversuch zu Rückstauungen kommen kann, die Auswirkungen auf die Leichtigkeit des motorisierten Verkehrs haben werden“, dass also die Autos wohl langsamer vorankommen werden. Die Exit-Strategie soll laut dem Papier aber erst greifen, wenn es nach einem Eingewöhnungszeitraum von rund einer Woche zu „erheblichen Beeinflussungen des Verkehrsflusses“ kommt, „die ebenfalls Auswirkungen auf die Leichtigkeit des ÖPNV und/oder die Verkehrssicherheit haben“. Zwischenzeitliche Staus auf der Autospur reichen also nicht für einen Abbruch.
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Die Sache mit dem richtigen Zeitpunkt
Ein anderer Kritikpunkt ist der vermeintlich falsch gewählte Zeitraum. WN-Autor Klaus Baumeister schrieb am vergangenen Donnerstag in einem Kommentar, es sei der richtige Versuch zum falschen Zeitpunkt, denn die Rahmenbedingungen seien „denkbar schlecht“. Schließlich fielen die Bremer Straße und die Wolbecker Straße wegen Baustellen und Sperrungen als Ausweichrouten weg, deshalb werde der Versuch keine belastbaren Ergebnisse bringen. Auch in vielen Facebook-Kommentaren ist von den gesperrten Strecken die Rede, allerdings weniger mit Blick auf die Versuchsergebnisse als schlicht auf eine möglichst bequeme und schnelle Ausweichstrecke. Und am Mittwoch verschickte auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) eine Pressemitteilung, in der sie unter anderem den Versuchszeitraum kritisiert (die WN haben die Mitteilung wortgleich und nur am Ende leicht gekürzt veröffentlicht).
Michael Grimm sieht das genau andersherum. In den nächsten fünf Jahren werde es immer wieder Baustellen (also auch Verkehrsbehinderungen) auf dem Ring geben, weil die Stadtwerke die Fernwärmeleitungen erneuern, dazu kämen weitere Baustellen im Stadtgebiet. Deshalb bilde der Verkehrsversuch jetzt eher die Realität ab, als wenn man ihn in einen baustellenfreien Zeitraum gelegt hätte (der ja sowieso nicht in Sicht ist). Außerdem werde nach den Schulferien die Vollsperrung an der Kreuzung Wolbecker Straße/Ring wieder aufgehoben, dann werde zumindest die Verbindung von Süden nach Norden wieder frei.
Für die Busse geht es offenbar schneller
Man muss dazu auch sagen: Der Versuch soll, so ist es politisch gewollt, die Mobilitätswende vorbereiten. Und diese Wende soll nicht darin bestehen, dass Autos einfach woanders entlang fahren. Sondern unter anderem darin, dass langfristig weniger Autos unterwegs sind und mehr Menschen auf den ÖPNV umsteigen. Den Platz dafür müssen die Verantwortlichen nun mal den Autos wegnehmen, anders wird das nicht gehen. Und irgendwann müssen sie damit eben anfangen.
So etwas sagen Politiker:innen natürlich nicht so gerne, sondern zeichnen lieber ein Bild von der sanften Verkehrswende. Jede:r soll das Gefühl haben, dass sich für sie oder ihn persönlich nicht so viel ändern wird, und vor allem: dass es nicht unbequemer wird. Markus Lewe sprach im Juni bei einer Podiumsdiskussion der Deutschen Bundesstiftung Umwelt über Mobilitätskonzepte der Zukunft (hier geht’s zum Mitschnitt). Er sagte, viele Menschen seien es gewohnt, mit dem Auto zu fahren. Und man müsse ihnen zeigen, dass sie im Stau Lebenszeit verlieren und mit öffentlichen Verkehrsmitteln Zeit gewinnen könnten. „Wenn die Bedingungen stimmen, dann steigen die Leute auch um“, sagte Lewe.
Das stimmt, wie hier gut erklärt ist und wie es zum Beispiel Erfahrungen mit dem 365-Euro-Jahresticket für den öffentlichen Nahverkehr zeigen. In Wien nutzen viele Menschen das Ticket, weil dort auch das Haltestellennetz und der ÖPNV ausgebaut wurden. In Bonn gab es in einem Modellversuch zwar ein günstiges Ticket, aber der Fahrplan (auch ins Umland) blieb unverändert – das Projekt scheiterte.
In dieser Hinsicht ist der Busspur-Versuch zumindest ein Anfang. Denn offenbar kommen die Busse jetzt schneller voran als bisher, wie Stadtwerke-Sprecher Florian Adler den Westfälischen Nachrichten sagte und wie auch die Stadt meldet. Ob sich der Trend fortsetzt und wie viel Zeit Fahrgäste sparen können, fragen wir in ein paar Wochen nochmal nach.
Eher politisches Abwägen als wissenschaftliche Evaluation
Dieses Ergebnis wird am Ende in die Bewertung der Versuche einfließen. Das beauftragte Verkehrsbüro wird außerdem an allen drei Versuchsorten mit Anlieger:innen und Passant:innen, Rad- und Autofahrer:innen sprechen, Verkehrszählungen durchführen und an der Hörsterstraße messen, wie stark Lärm- und Schadstoffbelastung zurückgehen, sagte mir Michael Grimm. Zum Busspur-Versuch sollen außerdem Interessenverbände der Kaufleute und Hoteliers angehört werden. Diese befürchten Umsatzeinbrüche und hatten bereits eine mangelnde Kommunikation vonseiten der Stadt beklagt, zum Beispiel in diesem WN-Artikel und in der Stellungnahme der IHK. Tatsächlich seien sie nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen, wohl aber informiert worden, sagte Michael Grimm. Zu den Verkehrsversuchen gehöre ein Kommunikationskonzept: Die Stadt habe die Menschen über die Medien und mit Flyern informiert, und er selbst habe die Versuche bei einem Treffen der ISG Bahnhofsviertel vorgestellt. Ab nächster Woche soll außerdem ein mehrteiliger Podcast erscheinen.
Nach dem Versuchszeitraum sollen die Erfahrungen der Geschäftsleute abgefragt und in die Evaluation einbezogen werden. Die Bewertung der Verkehrsversuche dürfte allerdings eher ein politisches Abwägen als eine wissenschaftliche Evaluation werden. Es gibt laut Michael Grimm keinen klar definierten Kriterienkatalog. Aus den oben genannten Aspekten werde sich ein Gesamtbild ergeben, und das zähle.
Wie es ab Oktober weitergehen könnte
Das Büro LK Argus wird dieses Gesamtbild nach den Versuchen in ein Gutachten gießen. Dafür sind rund sechs Wochen eingeplant, etwa Mitte November dürfte der Bericht also vorliegen. Dann kommt die politische Auseinandersetzung, möglicherweise schon in den Ausschuss- und Ratssitzungen Ende des Jahres.
Egal, ob das Gesamtbild positiv ausfällt oder nicht: Der Versuch an der Hörsterstraße wird Ende September in jedem Fall beendet. Und zwar auch dann, wenn die Anlieger:innen, Fußgänger:innen und Radfahrer:innen sich an die autofreie Straße gewöhnen und sie direkt so behalten möchten. Sollte sich der Rat dafür entscheiden, die Hörsterstraße dauerhaft umzugestalten, müsste es ein ausführliches Planungsverfahren geben und eine komplette Umplanung der Buslinien, die ja jetzt nur provisorisch eine andere Strecke fahren und durch Shuttles ersetzt werden. Grimm schätzt, ab 2023 könnte die Hörsterstraße autofrei werden, sofern das gewollt ist.
Bei den beiden anderen Versuchen sieht das anders aus. Der Rat müsste natürlich auch hier darüber entscheiden, ob die Veränderungen dort dauerhaft umgesetzt werden sollen. Es liegt aber im Ermessen der Stadtverwaltung, ob die Experimente Promenadenvorfahrt und Busspur bis zum politischen Beschluss erstmal weiterlaufen. Denn es wäre ja sehr aufwendig, teuer und für alle Verkehrsteilnehmer:innen verwirrend, Ende September alles zurückzubauen, um zwei oder drei Monate später womöglich doch die jetzt geltenden Verkehrsführungen und Vorfahrtsregeln wieder einzurichten.
Noch ist aber Anfang August und die neuen Verkehrskonzepte werden noch ein paar Wochen lang ausprobiert. Vielleicht ja ab jetzt mit etwas mehr Ruhe.
Wir haben Post bekommen. Patrik Werner hat uns zur Kolumne von Ruprecht Polenz geschrieben, in der es um ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen ging. Werner wundert sich, dass für Lastwagen seit Jahren ein Tempolimit gilt, nur für Autos nicht. Und er wundert sich über das Argument, eine Autobahn ohne Tempolimit sei ein Wettbewerbsvorteil für deutsche Autobauunternehmen. Die schnellsten Autos der Welt kämen schließlich aus Ländern mit Tempolimit. Werner schlägt vor, eine Verfassungsklage zu prüfen – oder das Tempolimit für zwei Jahre zu testen. Hier der vollständige Beitrag.
Nicola Siller vom Verein BerufsWege schreibt uns zum RUMS-Brief vom Dienstag. Das Thema waren Geschlechterklischees im Jura-Studium. Sillers Verein berät auf dem Weg zu Geschlechtergerechtigkeit und macht der Uni ein Angebot: Man könne gemeinsam einen Leitfaden erarbeiten. Hier der vollständige Beitrag.
Und wir haben Post zu den Verkehrsversuchen bekommen. Thorsten Knölke vom Fachverband Fuss stellt in Frage, ob mit der Mobilitätswende wirklich die Autos verdrängt werden. „Die Stadt erstickt in Automobilität“, schreibt er. Es sei dringend ein Zurück zur Normalität nötig. Hier der vollständige Beitrag.
Wolfgang Wiemers vom Mobilitätsverband VCD erinnert daran, dass die Maxime seit Jahren sei: Der Verkehr muss fließen, und zwar vor allem der Autoverkehr. Er findet, jetzt sei die Gelegenheit, auf Rad oder Bus umzusteigen. „Der Stau gibt dazu noch einen zusätzlichen Kick“, schreibt er. Es gehe jetzt vielleicht doch schneller als mit dem Auto. Hier der vollständige Beitrag.
Und Johannes Koch schreibt uns, ebenfalls zur Verkehrswende. Ihm kann es mit den Verkehrsversuchen nicht weit genug gehen. Aus seiner Sicht kommen sie eher zu spät und sind zu unverbindlich. Und er weist darauf hin, dass man nicht, wie angekündigt, von der Salzstraße ohne Halt bis zum Kreuztor fahren könne. Das gehe nur, wenn die Ampel an der Hörsterstraße grün sei, und das sei selten der Fall. Hier der vollständige Beitrag.
+++ In dieser Woche hat der Prozess gegen die Mutter des heute 11-jährigen Hauptopfers im Missbrauchskomplex von Münster begonnen. Die Frau wusste nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft spätestens seit Oktober 2018, dass ihr damaliger Lebensgefährte, der Haupttäter, ihren Sohn schwer missbraucht hat, wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung berichtet. Danach soll sie nicht nur nichts unternommen haben, sondern auch in Anwesenheit ihres Sohnes mit ihrem Partner Sex gehabt und dabei sexuelle Handlungen an ihrem Kind vorgenommen haben. Sie selbst bestreitet die Vorwürfe laut einer Gerichtssprecherin „umfassend“. Der erste Prozesstag am Donnerstag fand wie auch schon der Prozess gegen den inzwischen verurteilten Haupttäter weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, um den Jungen zu schützen, aber auch die Angeklagte selbst. Das Gericht hat für den Prozess acht Verhandlungstage angesetzt. Wenn alles so läuft wie geplant, könnte das Gericht das Urteil am 29. September verkünden.
+++ An der Kreuzschanze liegt möglicherweise ein Blindgänger, und zwar genau dort, wo im Moment der Brunnen von Nicole Eisenman wieder aufgebaut wird, der dort während der Skulptur-Projekte schon einmal stand. Am nächsten Mittwoch will die Stadt überprüfen, ob es sich tatsächlich um einen Blindgänger handelt, schreibt das Kommunikationsamt in einer Pressemitteilung. Im schlechtesten Fall müsste das Viertel im Umkreis von mehreren hundert Metern evakuiert werden. Falls Sie dort wohnen, auf dieser Abbildung können Sie sehen, ob das auch Sie betreffen würde. Der Brunnen soll Ende September fertig sein. Und den Eröffnungstermin können Sie sich schon mal aufschreiben, falls Sie Interesse haben. Das wäre der 2. Oktober, ein Samstag, um 15 Uhr. Und um transparent zu sein: Soetkin Stiegemeier-Oehlen, die sich mit der Brunnen-Initiative für die Rückkehr der Skulptur eingesetzt hat, ist auch Teil unseres Teams. Und wenn Sie noch mehr über die Initiative und den Brunnen wissen möchten, das finden Sie hier.
In Deutschland hat sich die Zahl der Neuinfektionen innerhalb eines Monats vervierfacht, schreibt heute die deutsche Presseagentur. Laut Robert-Koch-Institut liegt sie bei 20,4. Ungefähr so hoch ist sie auch in Münster. Die Stadt meldet heute einen Wert von 20,3. Laut der dpa wird es auch damit in den Gesundheitsämtern wieder zum Problem, die Infektionsketten nachzuverfolgen. Die Zahl der Corona-Infizierten, die im Krankenhaus liegen, bewege sich allerdings weiter auf einem geringen Niveau. In Münster liegen im Moment fünf Covid-Patient:innen im Krankenhaus.
Besonders viele Infektionen gebe es in der Altersgruppe der 10- bis 34-Jährigen, heißt es bei der dpa. Dass die Zahlen steigen, liege vor allem daran, dass die Delta-Variante sich leicht überträgt. Im Vergleich der übrigen Städte und Kreise im Regierungsbezirk liegt Münster im Mittelfeld. In Gelsenkirchen zählten die Behörden in der vergangenen Woche doppelt so viele Neuinfektionen. Dort liegt die Inzidenz bei 40,8, im Kreis Coesfeld dagegen noch immer bei 8,6. Was die Zahlen aber auch zeigen: Dass die Inzidenzwerte in Münster zeitweise sehr viel niedriger waren als anderswo, hat höchstwahrscheinlich nichts damit zu tun, dass die Menschen sich besonders diszipliniert verhalten. Die wahrscheinlichere Erklärung ist: Es ist Zufall.
Ist das noch Geschirr oder doch schon Kunst? Die Frage hat sich meine liebe Kollegin Eva Strehlke bei den Bechern, Tassen, Schüsseln und Vasen der Reckenfelderin Eva Micke gestellt. Und sie hat sie mit einem klaren „Beides!“ beantwortet. Hier können Sie sich selbst einen Eindruck von den Werken des kleinen Keramikstudios im nördlichen Münsterland machen. Der Onlineshop des kleinen Labels EFFI ceramics wird am Sonntag um 20 Uhr frisch befüllt. Wer dann etwas von den liebevoll handgefertigten Kunstwerken bestellen möchte, sollte schnell sein. Meine Kollegin hatte bei der ersten Shop-Eröffnung im Mai nach einer knappen Viertelstunde noch das Glück, einen wundervollen blau lasierten Becher zu ergattern. Seitdem schmeckt ihr der Kaffee noch besser. Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern!
Auch die Tipps kommen heute wieder von Eva Strehlke, los gehts:
+++ Es ist ja noch Ferienzeit, und vielleicht haben Sie Zeit und Lust auf einen kleinen Ausflug. Dann packen Sie einfach Ihr Smartphone und ein kleines Picknick ein und fahren nach Hiltrup. Dort haben sich die Stadtteil Offensive Hiltrup e. V., der TuS Hiltrup e. V. und die Pfadfinder:innen vom VCP Münster-Hiltrup eine Quiz-Radtour ausgedacht, an der Sie noch bis zum Ende der Sommerferien teilnehmen können. Die Strecke ist ungefähr 15 Kilometer lang und führt auf Asphalt, Schotter- und Waldwegen durch die Hiltruper Umgebung. Sie sollten sich vorab die App „ActionBound“ und darin das Quizpaket herunterladen. Die Anleitung dafür gibt es online. Wenn Ihnen die ganze Strecke zu lang ist, können Sie übrigens jederzeit unterbrechen und an einem anderen Tag weitermachen. Aber vergessen Sie nicht, Ihre Ergebnisse am Ende abzuschicken. Nur dann können Sie nämlich etwas gewinnen.
+++ Nächsten Montag heißt es an der Sputnikhalle mal wieder: Bühne frei für Wortakrobatinnen und Hobby-Poeten. Beim TatWort Poetry Slam treten zwischen sechs und zehn Dichter:innen an, um in sieben Minuten das Publikum mit ihren Texten zu begeistern. Und dann sind Sie gefragt: Wer hat Sie am meisten überzeugt, wer war witziger und wortgewandter als die anderen und darf als Sieger:in Ruhm, Ehre und die traditionelle Flasche Schnaps mit nach Hause nehmen? Wenn Sie mitentscheiden möchten, sollten Sie sich möglichst bald online eine Karte für 5,73 Euro sichern. Organisiert und moderiert wird das Ganze von Lesebühnenautor Andreas Weber mit Unterstützung von DJ At (trust in wax).
+++ Ebenfalls schon jetzt können Sie sich ein Zeitfenster-Ticket für die Lange Nacht der Museen am kommenden Freitag sichern. Dann öffnet das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster seine Türen wieder von 10 bis 24 Uhr. Ab 18 Uhr ist der Eintritt sogar frei. Wer nicht allein durch die Ausstellung „August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“ wandern möchte, kann für 2 Euro von 18 bis 19 Uhr an einer Führung der Kuratorin Anna Luisa Walter teilnehmen. Ebenfalls um 18 Uhr findet die Tour „Gegenüber – Frauen mit Statur“ im St.-Paulus-Dom und dem Museum in Zusammenarbeit mit der Frauenseelsorge des Bistums Münster statt. Diese Führung ist kostenlos, eine Buchung ist ab heute beim Besucher:innenservice des Museums möglich.
Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Und ich freue mich, wenn wir uns gleich bei unserer Redaktionskonferenz sehen. Kommen Sie dazu, es wird eine nette, lockere Runde.
Herzliche Grüße
Constanze Busch
Mitarbeit: Ralf Heimann, Eva Strehlke
PS
Wenn Journalist:innen über etwas berichten wollen, müssen sie notwendigerweise vorher mit Menschen sprechen. Das machen jedenfalls die meisten in dieser Branche so. Aber in den vergangenen Monaten beschränkte sich das auf Telefonate und Videokonferenzen. Daher freute mein Kollege sich dann auch sehr, dass eines dieser Treffen in dieser Woche mal wieder ganz ohne Bildschirm vor einer Kneipe im Südviertel stattfinden konnte, am späten Nachmittag im Sonnenschein. Und das ist ja doch etwas anders, als nur den blechernen Klang einer Stimme aus dem Handy zu hören. Man sitzt sich gegenüber, es entsteht gleich eine andere Atmosphäre. Und seien Sie ehrlich, haben Sie schon mal erlebt, dass sich mitten in einer Videokonferenz eine Taube mit großer Wucht mitten auf Ihren Schreibtisch entleert? Sehen Sie, so etwas geht nur bei einem realen Treffen. Zum Glück war der Tisch nebenan noch frei. Verletzt wurde niemand.
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