Plädoyer zum Preußen-Saisonstart | Chaos zum Schulstart | Le Vina

Porträt von Constanze Busch
Mit Constanze Busch

Guten Tag,

morgen beginnt für Preußen Münster die neue Saison, Alemannia Aachen kommt. Und wenn der Verein Glück hat, ist er am Montag in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals. Dann entscheidet das DFB-Sportgericht über den Ausgang des Spiels.

Sie haben es vielleicht mitbekommen: Die Preußen haben am vergangenen Wochenende gegen den VfL Wolfsburg gespielt. Preußen-Präsident Christoph Strässer hatte sich kurz zuvor für die Aussage entschuldigt, bei dem Verein handle es sich um einen „schweren und dazu unattraktiven Gegner“. Dabei dachte man am vergangenen Sonntag noch kurz vor Schluss: So schwer war es doch gar nicht.

Die Preußen führten bis zur 89. Minute mit 1:0, dann schoss Wolfsburg den Ausgleich. In der Verlängerung konnte Münster dann darauf vertrauen, dass Mark van Bommel, der Wolfsburger Trainer, die Regeln nicht ganz genau kannte. Das stellte sich allerdings erst hinterher heraus. Er hatte sechs Spieler gewechselt, erlaubt gewesen wären fünf. Richtig hätte es also vor dem Spiel heißen müssen, Wolfsburg sei ein „schwerer und uninformierter Gegner“.

Ein unterkühltes Verhältnis

Mit der richtigen Strategie (warten, bis der Gegner einen Fehler macht) haben die Preußen also möglicherweise die erste Pokalrunde gegen einen Champions-League-Teilnehmer überstanden. Morgen werden die Fans vor dem Spiel zudem einen Fair-Play-Award bekommen, weil sie im vergangenen Jahr beim Spiel gegen Würzburg halfen, einen Zuschauer zu finden, der einen Spieler rassistisch beleidigt hatte. Danach waren im Stadion „Nazis-raus“-Sprechchöre zu hören.

Und auch sonst macht der Verein im Moment sehr vieles richtig. Trotzdem hat man das Gefühl, dass Münster ein eher unterkühltes Verhältnis zu seinem traditionsreichsten Fußballverein hat. Aber warum ist das eigentlich so?

Wir haben Thomas Knüwer gefragt. Er ist Unternehmensberater und Blogger, früher war er 14 Jahre lang Wirtschaftsjournalist beim Handelsblatt. Und er muss es wissen. Denn Knüwer wohnt in Düsseldorf, und von dort fährt er seit Jahren zu so gut wie jedem Heimspiel an der Hammer Straße.

Vor einem Jahr hatten wir den Sachbuchautor und Preußen-Kenner Dietrich Schulze-Marmeling gebeten, uns zu erklären, wie es zur Krise des Vereins kam und in der Folge zum Abstieg. Nun erklärt Thomas Knüwer, was Preußen Münster so besonders macht, und warum die Stadt den Verein mehr schätzen sollte. Hier geht es zu seinem Gastbeitrag.

Und wenn Sie jetzt kurzfristig noch Lust bekommen haben, sich das Spiel morgen anzusehen: Um 14 Uhr geht es los. Es gibt noch Tickets für drei Blöcke, und zwar hier.

Luftfilter: Eltern machen Druck

Vom Stadion zurück in den nach wie vor nicht einfachen Corona-Alltag: Die Inzidenz in Münster liegt heute bei 33,9 und damit knapp über dem bundesweiten Wert von 30. Zuletzt haben sich in Deutschland besonders viele junge Menschen zwischen 15 und 34 Jahren, aber auch jüngere Kinder angesteckt, wie das Robert-Koch-Institut heute berichtet. Das sind leider nicht die besten Bedingungen für den Schulstart in der nächsten Woche.

Weiterhin ungelöst ist die Frage, wie viele und welche Räume in Schulen und Kitas mit mobilen Luftfiltergeräten ausgerüstet werden sollen (RUMS-Brief vom 2. Juli). In den sozialen Medien fordern einige Eltern die Stadtverwaltung und die Lokalpolitik seit vielen Wochen sehr offensiv dazu auf, solche Geräte anzuschaffen, oder fragen nach, warum das nicht passiert, zum Beispiel hier. Die Stadt hat darauf jetzt mit einer Pressemitteilung reagiert, darin steht ein Kurzinterview mit Schuldezernent Thomas Paal. Die Überschrift heißt „Filter ersetzen das Lüften nicht“, allerdings hat das auch nie jemand behauptet, die Eltern wollen zusätzliche Sicherheit.

Förderchaos bei Bund und Ländern

Bisher hat Münster für 300 von insgesamt 3.500 Unterrichtsräumen mobile Luftfilter angeschafft, finanziert aus Fördermitteln des Landes. Weitere 100 Geräte seien bestellt, teilt das Kommunikationsamt uns auf Anfrage mit. Noch mehr Bestellungen will die Stadt erstmal nicht aufgeben, weil sie im schlechten Fall allein auf den Kosten sitzen bleiben könnte. Bund und Länder haben im Juli zwar ein weiteres Förderprogramm für schlecht belüftbare Räume aufgelegt, in Nordrhein-Westfalen können rund 90 Millionen Euro abgerufen werden.

Das Problem aber ist: Es gibt noch keine Förderrichtlinie, und ohne die können Kommunen keine Anträge stellen. Wann die Richtlinie kommen soll, habe die Landesregierung noch nicht mitgeteilt, schreibt uns die Stadt. Die Landesregierung wiederum teilt mit, es fehle noch die entsprechende Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern. Und hier verliert sich die Spur. Ob nun das Bundeswirtschaftsministerium oder andere Bundesländer blockieren, wird nicht ganz klar, wie der WDR berichtet.

Keine Klassenquarantäne mehr

Die Schüler:innen in Münster werden also noch etliche Wochen mit Maske und offenem Fenster, aber größtenteils ohne Luftfiltergeräte im Klassenraum sitzen. Denn auch wenn die Stadt irgendwann Geld beantragen kann, muss sie die Lieferung der Geräte ausschreiben. Und da sei mit mehreren Wochen zu rechnen, schreibt das Kommunikationsamt.

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RUMS soll wachsen!

Damit wir unser Angebot so wie bisher fortsetzen und am besten weiter ausbauen können, muss unsere Community größer werden. Die erste Etappe haben wir am 4. Juni 2021 mit Ihrer Hilfe schon erreicht, nachdem wir Sie im März das erste Mal um Ihre Unterstützung gebeten hatten. Für die ersten 1.750 Abonnent:innen schenken wir dem Jugendzentrum Black Bull in Münster-Amelsbüren jetzt einen ganztägigen Medienkompetenz-Workshop.

Bei den nächsten Meilensteinen (2.000, 2.250, 2.500) werden wir als Dankeschön weitere Workshops veranstalten. Genaueres dazu lesen Sie hier. Sie können uns dafür auch gern Organisationen vorschlagen, die Ihnen am Herzen liegen. Schreiben Sie uns dazu einfach an diese Adresse. Wie sich unsere Aktion entwickelt, teilen wir Ihnen ab jetzt regelmäßig in unserem Brief mit. Sobald Corona es zulässt und wir die ersten Workshops umsetzen können, werden wir diese auch dokumentieren.

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Was immerhin schon zum Schulstart da sein soll: CO2-Messgeräte, mit denen die Lehrkräfte prüfen können, wann die Luft in den Klassenräumen verbraucht ist und sie die Fenster wieder öffnen müssen. Die Stadt hat 410 solcher Melder gekauft, sie werden nach einem Verteilschlüssel an die Schulen ausgegeben. Dort werden sie abwechselnd in den Klassenräumen genutzt, in der Zwischenzeit müssen die Lehrer:innen dann wieder auf die Uhr schauen.

Und noch etwas ist neu, nämlich die Quarantäneregeln. Wenn Kinder oder Jugendliche einen positiven Corona-Test haben, müssen ab jetzt nicht mehr ganze Klassen zu Hause bleiben, sondern nur noch die Sitznachbar:innen. Das hat Schulministerin Yvonne Gebauer heute mitgeteilt.

In aller Kürze

+++ Man merkt es manchmal an aufgeregten Diskussionen um Bücher: Es ist Bundestagswahlkampf. Und jetzt steht fest, welchen Direktkandidat:innen Sie in Münster am 26. September Ihre Erststimme geben können, die Stadt hat die 14 Frauen und Männer hier alle aufgeführt. Bei der Zweitstimme haben Sie die Wahl zwischen 47 Parteien, die Tagesschau hat eine Übersicht erstellt. Weitere Infos zur Wahl, zum Beispiel wie und wo Sie Briefwahlunterlagen beantragen können, hat die Stadt auf dieser Seite zusammengefasst.

+++ Sie haben es vielleicht schon gesehen: In Münster hängen einige Großplakate, die auf den ersten, flüchtigen Blick aussehen wie Wahlplakate der Grünen. Auf grünem Hintergrund sind Sonnenblumen abgebildet, die die Köpfe hängen lassen, daneben stehen Schlagworte wie „Wohlstandsvernichtung. Klimasozialismus. Ökoterror.“, unten rechts in der Ecke steht „Grüner Mist“. Es ist eine groß angelegte Schmähkampagne in ganz Deutschland, hinter der offenbar ein Verein steht, der sonst Wahlwerbung für die AfD macht. Wie die Tagesschau berichtet, sollten einige Plakate wohl noch aggressiver sein. Die entsprechenden Motive wurden aber von der Ströer-Gruppe, die die Werbeflächen vermietet, abgelehnt, weil sie nicht rechtskonform gewesen seien. SPD und CDU haben sich inzwischen mit den Grünen solidarisch erklärt.

Das Recherchenetzwerk Correctiv beschäftigt sich mit der Kampagne und ruft bei Twitter dazu auf, Fotos und Standorte der Plakate zu posten. Die Grünen-Politikerin Sylvia Rietenberg hat Münster auf die schon recht lange Liste der Standorte gesetzt. Hier können Sie sich alle anschauen, die schon genannt wurden, und auch selbst noch Fotos und Orte ergänzen.

Corona-Update

Ich hatte es oben schon erwähnt, die Inzidenz liegt in Münster knapp unter dem nächsten Schwellenwert von 35. Falls dieser in den nächsten Tagen überschritten wird, ändert sich aber erst einmal nichts. Erst wenn eine Stadt acht Tage lang über dem Grenzwert liegt, gelten ab dem übernächsten Tag strengere Regeln, insgesamt also erst nach zehn Tagen. Vielleicht kommt aber auch alles wieder anders, die aktuelle Corona-Schutzverordnung des Landes gilt nämlich nur noch bis nächsten Donnerstag.

174 Menschen aus Münster gelten heute als infiziert. Bisher machen sich die zunehmenden Neuinfektionen glücklicherweise noch nicht in den Krankenhäusern bemerkbar, dort werden fünf Covid-Patient:innen behandelt, keine:r von ihnen auf der Intensivstation.

Mehr als 238.600 Münsteraner:innen haben mindestens ihre erste Corona-Impfung bekommen, mehr als 218.700 von ihnen haben schon den vollen Impfschutz. Falls Sie noch nicht dazu gehören, können Sie sich morgen ganz unkompliziert vor oder nach dem Marktbesuch den Piks abholen: Der Impfbus steht von 8 bis 11 Uhr vor dem Fürstenberghaus (Achtung: Zum Preußen-Parkplatz kommt der Bus dafür nicht, weil der Flohmarkt dort kurzfristig abgesagt wurde). Sie haben die Wahl zwischen den Impfstoffen von Biontech/Pfizer (zwei Termine) und Johnson & Johnson (Einmalimpfung).

Die Impfbus-Halte in der kommenden Woche finden Sie hier. Und Sie können weiterhin ohne Termin ins Impfzentrum gehen.

Unbezahlte Werbung

Das Restaurant Le Vina an der Wolbecker Straße sieht recht unscheinbar aus. Aber wer gerne vietnamesische Phosuppe isst oder probieren möchte, sollte sich unbedingt mal dorthin verirren. Falls Sie das tolle Gericht noch nicht kennen: Phosuppe ist eine kräftige Brühe, die mit Reisbandnudeln, frischen Kräutern und je nach Geschmack mit verschiedenen Fleischsorten oder gebackenem Tofu serviert wird. Das Rezept hat sich aus vietnamesischen, chinesischen und französischen Einflüssen entwickelt. Ein Tipp für Vegetarier:innen: Die Basis ist eine Rinderbouillon. Wer auf Fleisch verzichtet, sollte sich also lieber unter den anderen Gerichten auf der Speisekarte etwas aussuchen. Es gibt natürlich alle Gerichte auch zum Mitnehmen. Bezahlen müssen Sie bar.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute empfiehlt Ihnen wieder Eva Strehlke schöne Dinge, die Sie in den nächsten Tagen erleben können:

+++ Haben Sie auch schon mal den Tipp bekommen, Ihre eigene Stadt mal wie ein:e Tourist:in zu besichtigen? Wenn Sie das am Wochenende ausprobieren möchten oder Besuch von außerhalb bekommen, können Sie sich zum Beispiel zur Münster-Klassiker-Leezentour mit dem Münsterradguide anmelden. Die offene Radtour startet am Samstag um 14 Uhr am Picassoplatz. Sie radeln gemütlich zwei Stunden lang durch Münster und machen auch einen kleinen Abstecher ins Grüne, danach haben Sie zehn bis zwölf Kilometer mehr auf dem Tacho. Die Tour führt natürlich zu den bekannten Sehenswürdigkeiten. Aber auch wenn Sie schon lange oder sogar schon immer in Münster leben, erfahren Sie von den ausgebildeten Stadtführer:innen bestimmt noch etwas Neues. Unter info@muensterradguide.de oder 0251 134 37 60 können Sie sich anmelden (das ist zwar nicht unbedingt nötig, wird aber empfohlen). Die Tour kostet 17 Euro für alle ab 16 Jahren, Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre fahren gratis mit.

+++ Wussten Sie, dass der südlichste Punkt Afrikas „Nadelkap“ heißt? Oder dass das magische Wort „Bricklebrit“ in Grimms Märchen „Tischlein deck dich“ dazu führt, dass der Goldesel Gold – nun ja – produziert? Wenn ja, hätten Sie gestern beim traditionellen Pubquiz der Quizliga Münster gute Chancen gehabt. Eine neue Möglichkeit zum Miträtseln haben Sie am Montag beim Open-Air-Quiz im Biergarten vor dem Schloss (weitere Termine der Quizliga finden Sie auf der Homepage). Unter quizliga@gmx.de können Sie einen Tisch für Ihr Team (bis zu acht Menschen) reservieren. Jede:r zahlt ein Startgeld von 3 Euro. Und dann heißt es: Staunen, was man alles wissen könnte!

Am Dienstag schreibt Ihnen Ann-Marlen Hoolt. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Herzliche Grüße

Constanze Busch

PS

Am Dienstag war Faulpelz-Tag, und wir haben ganz vergessen, Ihnen das zu erzählen. Vom Tag der Schlafmütze Ende Juli haben wir Ihnen auch nichts geschrieben, aber das passt ja auch wieder ganz gut. Heute, das wollen wir Ihnen nun wirklich nicht vorenthalten, ist der erste und einzige Freitag, der 13. in diesem Jahr. Und in den USA wird heute der nationale Prosecco-Tag begangen. Den hat sich natürlich ein Winzer ausgedacht, im eigenen Interesse. Aber was soll’s. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.

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