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Effizient wohnen | Streit um neue Baustandards | Feinkost Nassim
Guten Tag,
wer in Münster ein neues Haus bauen möchte, muss es seit Anfang Oktober besonders gut dämmen, meistens dreifachverglaste Fenster einsetzen und eine energiesparende Heizungsanlage anschaffen. Jedenfalls dann, wenn man auf einem Grundstück baut, das man von der Stadt gekauft hat oder das noch der Stadt gehört. Der Rat hatte das Ende September beschlossen: Neue Gebäude sollen besonders energieeffizient sein.
Wohn- und auch andere Häuser sollen den sogenannten KfW-40-Standard erfüllen, und das bedeutet: Sie sollen nur 40 Prozent der Energie für Heizung und warmes Wasser benötigen, die ein normales Haus bräuchte (das einfach nur den gesetzlichen Normen entspricht). KfW steht für Kreditanstalt für Wiederaufbau. Und hinter diesem etwas abschreckenden Namen (der tatsächlich aus der Nachkriegszeit stammt, als die KfW gegründet wurde, hier können Sie die interessante Geschichte nachlesen) steckt einfach eine Förderbank, die unter anderem für solche energiesparenden Neubau-Projekte Zuschüsse und bezuschusste Kredite vergibt.
Erst der Streit, dann die Abstimmung
Wie meistens in der Politik wurde über den neuen Standard aber nicht einfach abgestimmt, sondern erst einmal gestritten. Ziemlich heftig sogar, die CDU hatte etliche Einwände und stimmte schließlich gegen die Gebäuderichtlinien. Die Christdemokrat:innen, allen voran Babette Lichtenstein van Lengerich und Ulrich Möllenhoff, betonten, sie seien eigentlich gar nicht gegen den KfW-40-Standard. Aber es gebe noch viele offene Fragen und außerdem viel Kritik an diesen Bauvorgaben.
Um die Fragen zu klären, wollte die CDU einen Aufschub durchsetzen und vor der Abstimmung noch einmal Expert:innen in den Rat einladen. Die Mehrheit der Politiker:innen sah das anders, zumal die KfW-40-Vorgabe zum ersten Klimaschutzpaket der Stadt gehört. Der Standard wurde beschlossen.
Was die CDU kritisiert
So weit, so gut, aber für uns Journalist:innen fängt die Arbeit an diesem Punkt erst an. Denn offene Fragen mögen wir nicht so gerne. Wir – und sicher auch Sie – wollen wissen: Welche Kritikpunkte gibt es, und sind sie berechtigt? Hat der Rat eine gute Entscheidung getroffen?
Ich habe bei Babette Lichtenstein van Lengerich nachgefragt, was aus Sicht der CDU-Fraktion noch unklar ist. Und das sind ihre Kritikpunkte:
- Die Förderbedingungen hätten sich kürzlich „komplett geändert“.
- Laut dem Bund Deutscher Architekten sei der Standard besonders beim Bau von Mehrfamilienhäusern problematisch.
- Die Förderbedingungen könnten dazu führen, dass kleinere Wohnungen gebaut werden – statt größere, die für Familien gebraucht würden.
- Auch klimafreundliche Städte wie Freiburg und Heidelberg hätten (nach Auskunft der Wohn- und Stadtbau) inzwischen vom KfW-40-Standard Abstand genommen, „weil er teuer ist und nur theoretisch viel CO2 spart, praktisch aber nicht.“
- Der finanzielle Aufwand stehe in keinem Verhältnis zur eingesparten Energie.
Wir haben uns Zeit genommen, die Aussagen und Argumente zu prüfen, und liefern Ihnen heute das Ergebnis.
Ein Faktencheck:
„Die Förderbedingungen haben sich kürzlich ‚komplett geändert‘“.
Jein, mit Tendenz zu Nein. Anfang Juli sind zwar Änderungen in Kraft getreten. Aber sie stellen das Förderprogramm nicht komplett auf den Kopf. Und soweit wir recherchieren konnten, sind die Neuerungen auch kein Nachteil für Menschen, die bauen möchten.
Eine Änderung betrifft das Antragsverfahren. Das Bundeswirtschaftsministerium hat mehrere Förderprogramme zusammengefasst, sodass nun ein Antrag gestellt werden kann statt mehrere. Das Ganze nennt sich nun Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).
So richtig einfach ist der neue Sammelantrag wahrscheinlich immer noch nicht. Ein Hinweis darauf ist zumindest dieser sehr umfangreiche (und nicht gerade übersichtliche) Katalog häufig gestellter Fragen. Deshalb ein Tipp: Es gibt bei der Stadt eine Expertin, die Sie dazu beraten und auch bei den Anträgen helfen kann, nämlich Umweltberaterin Beate Böckenholt.
Die zweite wichtige Änderung: Wer den KfW-40-Standard nicht nur erfüllen, sondern noch mehr tun möchte, kann mehr Geld beantragen. Dafür gibt es zwei neue Förderklassen. Für die Klasse Erneuerbare Energien (EE) muss etwa eine neue Heizungsanlage zu mindestens 55 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Und für die Klasse Nachhaltigkeit (NH) müssten Sie zum Beispiel auf nachhaltiges Material achten.
Wer sich für den „klassischen“ KfW-40-Standard entscheidet, bekommt dieselbe finanzielle Unterstützung wie vor diesen Neuerungen.
„Laut dem Bund Deutscher Architekten (BDA) ist der Standard besonders beim Bau von Mehrfamilienhäusern problematisch.“
Die CDU-Fraktion hatte den BDA Münster-Münsterland im Juni um ein Statement zu dem neuen Energiestandard gebeten. Und der BDA wiederum hatte ein Büro in Wuppertal um dessen Einschätzung gebeten. Beide Stellungnahmen liegen uns vor.
Das Wuppertaler Büro erwähnt einige neue Gebäudenormen, die seiner Einschätzung nach zu höheren Kosten führen, etwa für Bauteile. Das sei in der Beschlussvorlage für den Rat in Münster nicht berücksichtigt. Und die Wuppertaler sehen Schwierigkeiten beim Bau von Mehrfamilienhäusern mit Keller oder Tiefgarage, denn dort sei ein hoher Zusatzaufwand nötig, um den Dämmstandard zu erfüllen.
Das Büro und der BDA Münster empfahlen dem Rat, eine Ausnahmeregelung zu beschließen: Falls aus technischer oder wirtschaftlicher Sicht der Effizienzhaus-40-Standard nicht ganz zu erreichen ist (in diesem Fall hätte man höhere Ausgaben, bekäme aber keine Fördergelder), solle stattdessen der etwas weniger anspruchsvolle Effizienzhaus-55-Standard erlaubt sein.
Solch eine Auffangklausel steht nun auch im Ratsbeschluss. Allerdings nur für den sozialen Wohnungsbau. Andere Bauprojekte sind an den KfW-40-Standard gebunden.
„Die Förderbedingungen können dazu führen, dass kleinere Wohnungen gebaut werden – statt größerer, die für Familien gebraucht würden.“
Zur Erklärung: Fördermittel werden pro Wohneinheit ausgezahlt. Wer drei Wohnungen baut, kann die Fördersumme also dreimal beantragen, für zwei Wohnungen gibt es nur zweimal Unterstützung – unabhängig davon, wie groß die Wohnungen sind. Babette Lichtenstein van Lengerich schrieb mir, sie befürchte, dass das Programm kleinere Wohnungen für Bauleute attraktiver mache und die Wohnungssuche dadurch für Familien noch schwerer werde.
Hier konnten wir keine Fakten checken, denn das ist ja nur eine Vermutung. Aber meine Kollegin Alina Köller hat Kirsten Neumann von der Verbraucherzentrale NRW um eine Einschätzung gebeten. Neumann ist Architektin und arbeitet bei der Verbraucherzentrale im Bereich Energieeffizienz und Gebäudesanierung. Sie sagte, ihr seien solche Nachteile oder entsprechende Beschwerden nicht bekannt. Theoretisch sei es zwar möglich, mit kleineren Wohnungen von dem Förderprogramm zu profitieren. Sie bezweifle aber, dass das für Investor:innen ausschlaggebend sei. Da spiele eher die Nachfrage eine Rolle.
Das mit der Nachfrage muss nicht unbedingt stimmen, ich möchte noch dieses Fundstück hinzufügen: Kleinere Wohnungen sind für Investor:innen offenbar grundsätzlich lukrativer. Und sie können auch mehr Miete einnehmen, wenn sie die Zimmer einer größeren Wohnung einzeln an WG-Bewohner:innen vermieten, anstatt die ganze Wohnung einer Familie zu geben.
„Auch klimafreundliche Städte wie Freiburg und Heidelberg haben inzwischen vom KfW-40-Standard Abstand genommen, weil er teuer ist und nur theoretisch viel CO2 spart, praktisch aber nicht.“
Soweit wir recherchieren konnten, stimmt diese Aussage nicht. Um sicherzugehen, haben wir die Pressestellen der beiden Städte angeschrieben und nachgefragt.
- Die Pressestelle in Freiburg hat unsere Anfrage an den Leiter des Umweltamtes weitergegeben, der uns Folgendes antwortete: „Der sogenannte Freiburger Effizienzhausstandard setzt sich aus KfW 55 plus Wärmerückgewinnung zusammen (KfW 70 plus WRG bei Bürobauten) und wird hier seit vielen Jahren konsequent über städtebauliche Verträge und Kaufverträge durchgesetzt.
Vor vier Jahren gab es vorübergehend einen Gemeinderatsbeschluss, dass der Standard im geförderten Wohnungsbau auf den gesetzlichen Standard abgesenkt werden solle. Daraufhin wurde eine Studie zur ‚Kostenrelevanz energetischer Standards im Wohnungsbau‘ in Auftrag gegeben. Im Ergebnis zeigte diese auf, dass höhere Standards höhere Kosten mit sich bringen, diese aber durch die Förderprogramme des Bundes (die jeder Marktteilnehmer in Anspruch nehmen darf) mindestens ausgeglichen werden. Von daher führen höhere Standards auch heute noch zu keinen Mehrkosten im Wohnungsbau, wenn man die Förderungen in die Berechnungen mit einbezieht (was die Studien der Bauwirtschaft nie machen – daher die unterschiedliche Berichterstattung darüber in den Leitmedien). Dies gilt auch für den geförderten Wohnungsbau.
Der Standard hätte damit fachlich eigentlich auf KfW 40 erhöht werden können, was aber aus politischen Gründen nicht erfolgte (man hatte ja eigentlich die Reduktion gefordert). Von daher gilt der Freiburger Effizienzhausstandard heute noch.“
Hier finden Sie eine ausführliche Pressemitteilung zum Freiburger Standard und der erwähnten Studie. - Die Stadt Heidelberg schickte uns folgendes Statement: „Die Stadt Heidelberg hat in der Energiekonzeption den Passivhaus-Standard festgelegt, der vergleichbare Kriterien wie der KfW-40-Standard beinhaltet. Wesentlicher Unterschied ist das Nachweisverfahren. Das Argument, dass hohe Energiestandards den Baupreis in die Höhe treiben, können wir nicht teilen. Die Kosten für einen guten Energiestandard sind nur ein kleiner Anteil an der Gesamtsumme eines Neubaus und aus unserer Sicht eher ein Alibiargument, aus Angst vor Neuem bzw. innovativen Bauformen. Die Stadt Heidelberg versucht, insbesondere in der Bahnstadt – einem Passivhaus-Stadtteil – diesem Argument mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit zu begegnen.“
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„Der finanzielle Aufwand steht in keinem Verhältnis zur eingesparten Energie.“
Hier stößt unser Faktencheck an Grenzen. Denn es gibt sehr, sehr viele Studien, die sich mit der Energieeffizienz von Gebäuden beschäftigen. So viele, dass das Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau im Auftrag des Vereins Bauherren-Schutzbund 2018 sogar eine Metastudie erstellt hat – also eine Studie über die Energieeffizienz-Studien.
Im Literaturverzeichnis der Metastudie werden allein unter der Überschrift „Ausgewählte Publikationen“ knapp 20 Papiere erwähnt. Ich musste also auswählen, denn solch ein Umfang sprengt sogar RUMS-Verhältnisse. Und ich werde Ihnen keine abschließende Antwort geben können, aber einige Informationen und Hinweise, um das Ganze trotzdem besser einordnen zu können.
Wir schauen uns dazu das Gutachten an, auf das sich die Stadtverwaltung und die Rathauskoalition stützen. Und eine Studie, auf die sich die CDU bezieht.
- Das Planungsbüro Bauraum aus Münster hat im Auftrag der Stadtverwaltung ein Gutachten über die Wirtschaftlichkeit von Energiestandards erstellt (dieses finden Sie hier). Die Autorin hat für das Gutachten Modellgebäude durchgerechnet, unter anderem ein öffentlich gefördertes Mehrfamilienhaus mit elf Wohnungen, angelehnt an ein tatsächlich geplantes Gebäude am Gescherweg. Außerdem ein Bürogebäude, aber das lasse ich mal außen vor, weil es in diesem Text ja vor allem um Wohnhäuser geht – außerdem wurde dabei mit dem Zusatzstandard Erneuerbare Energien gerechnet. Nur so viel: Die Rechnung fällt zugunsten des höheren Standards aus.
Für das Mehrfamilienhaus hat die Autorin des Gutachtens berechnet, welche finanziellen Auswirkungen der höhere Energiestandard KfW 40 im Vergleich zum bisher gültigen KfW-55-Standard hat. Und sie kommt zu dem Ergebnis, der höhere Standard sei für Investor:innen kostenneutral: 70.000 Euro Mehrkosten werden durch 69.000 Euro Fördermittel in dem Rechenbeispiel beinahe komplett ausgeglichen. Und im Laufe der nächsten 30 Jahre könnten gut 24.000 Euro Energiekosten gespart werden, wenn die heutigen Energiepreise zugrunde gelegt werden. Bei höheren Energiepreisen könnten laut der Autorin innerhalb von 30 Jahren knapp 39.000 Euro gespart werden.
Die komplette Beispielrechnung finden Sie auch hier in der Ratsvorlage. - Die Kritik der CDU lautet nun: Die Rechnung geht nur auf dem Papier auf. In der Realität sparen KfW-40-Gebäude deutlich weniger Energie ein, als vorher berechnet wird. Das hätten nach Auskunft der Wohn- und Stadtbau Messungen in vielen Tausend Gebäuden ergeben.
Stefan Wismann von der Wohn- und Stadtbau nannte uns auf Anfrage die Studie „Auswirkungen energetischer Standards auf die Bauwerkskosten und die Energieeffizienz im Geschosswohnungsneubau in Deutschland“ des Vereins Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (Arge) als Quelle (die Studie kann hier bestellt werden). Diese Arbeitsgemeinschaft ist von der Bundesregierung als Bauforschungseinrichtung anerkannt. Sie berät die Landesregierung von Schleswig-Holstein, und ihr Geschäftsführer ist Mitglied in der Baukostensenkungskommission des Bundes.
Für die erwähnte Studie hat die Arge ihr Datenarchiv ausgewertet, in dem unter anderem Angaben zu Kosten und Energieverbrauch von 35.000 Wohnungen hinterlegt sind. Diesen Daten zufolge kostet es im Vergleich zu einem Standardgebäude im Mittel 147 Euro pro Wohn-Quadratmeter mehr, um den Energiestandard KfW 55 zu erreichen. Für den KfW-40-Standard werden die Mehrkosten mit 260 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche angegeben – also 113 Euro mehr als für den etwas niedrigeren Standard (Fördermittel sind hier nicht einkalkuliert).
Und nun kommt der Hauptkritikpunkt der Wohn- und Stadtbau und auch der CDU: In den ausgewerteten KfW-55-Häusern konnten gegenüber dem Standardgebäude laut der Studie 14 Kilowattstunden Energie pro Quadratmeter und Jahr eingespart werden. Beim KfW-40-Standard seien es im Mittel 18 Kilowattstunden gewesen.
Viel Aufwand und 113 Euro Mehrkosten pro Quadratmeter, um auf dieser Fläche 4 Kilowattstunden pro Jahr einzusparen, das ist aus Sicht der CDU unverhältnismäßig.
Zum Vergleich: In der Studie, die Stadtverwaltung und Rat zugrunde gelegt haben, soll das KfW-40-Haus 10 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr mehr sparen als ein KfW-55-Gebäude. Woher könnte eine so große Differenz zwischen Theorie und Praxis kommen?
Ich habe Sibylle Braungardt von der Forschungseinrichtung Öko-Institut gefragt, ob nach ihrer Kenntnis durch den KfW-40-Standard in der Praxis weniger Energie gespart wird, als in der Theorie berechnet wurde. Sie schrieb mir, das lasse sich leider nicht pauschal beantworten, denn es hänge von der Art des Gebäudes und vom Nutzer:innenverhalten ab. Ich spitze es mal zu: Die beste Dämmung nutzt nichts, wenn man bei Kälte ständig die Fenster öffnet.
Eine Frage der Prioritäten
Eine einfache oder zumindest eindeutige Antwort gibt es also nicht, die Politik muss abwägen.
Und ich möchte das Schlusswort heute Sibylle Braungardt überlassen. Ich hatte sie auch um eine grundsätzliche Einschätzung gebeten. Sie schrieb mir: „Unsere Einschätzung ist folgende: Um die Klimaziele zu erreichen, sollte zumindest im Neubau KfW-40 als Leitstandard angestrebt werden. Die zusätzlichen Kosten werden in der Regel durch die günstigeren Förderbedingungen sowie die Energieeinsparungen ausgeglichen.“
+++ Wie stehen Sie eigentlich zum Thema Klimaschutz in Münster? Das interessiert uns natürlich immer, und jetzt gerade interessiert es ganz besonders auch einige junge Menschen, die an der Uni Münster Strategische Kommunikation studieren. Sie beschäftigen sich damit, wie ambitioniert das Ziel ist, Münster bis 2030 klimaneutral zu machen. Und dazu haben sie einige Fragen vorbereitet, die Sie unter diesem Link anonym beantworten können. Wenn Sie zehn Minuten Zeit haben, machen Sie doch mit und unterstützen Sie die Forschung.
+++ Im Mai hatten wir Ihnen geschrieben, wie ein Team von investigativen Journalist:innen einen offenbar systematischen Betrug in Corona-Schnelltestzentren aufgedeckt hat, unter anderem in Münster. Dabei soll ein Schaden von 25 Millionen Euro entstanden sein. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Bochum Anklage gegen zwei Männer erhoben, die dafür verantwortlich sein sollen. In diesem Spiegel-Artikel können Sie das nochmal genau nachlesen.
Vor ziemlich genau einem Jahr stand in meinem RUMS-Brief die Frage: Hatten wir das alles nicht schon mal? Und dieses Gefühl kehrt gerade zurück, jedenfalls ein bisschen. Das Robert-Koch-Institut meldet steigende Zahlen und sieht darin den Anfang der vierten Infektionswelle.
Aber es gibt ja jetzt auch viel Positives zu berichten, wer hätte zum Beispiel vor einem Jahr gedacht, dass wir in diesem Oktober schon über Drittimpfungen sprechen würden. Alle, die mindestens 70 Jahre alt sind, bekommen dazu demnächst per Post eine Einladung.
Noch eine ermutigende Nachricht: Die Impfstoffhersteller Biontech und Pfizer haben in den USA und auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA die Zulassung eines Corona-Impfstoffs für Kinder zwischen fünf und elf Jahren beantragt. Es wird zwar noch nicht direkt im großen Stil mit den Impfungen losgehen, wie hier erklärt ist. Aber es ist ein Lichtblick. Und vielleicht ja auch ein neuer Motivationsschub, um die neue Welle noch etwas in Schach zu halten und die Kinder bis zur Impfung so gut wie möglich zu schützen.
In Münster geht es gerade leider in die falsche Richtung, heute wird eine Wocheninzidenz von 46,8 gemeldet. Vor zwei Wochen lag der Wert noch bei 25. Insgesamt gelten aktuell 237 Münsteraner:innen als infiziert. Zwölf Covid-Patient:innen werden im Krankenhaus behandelt, vier von ihnen auf der Intensivstation. Zwei Menschen werden beatmet.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber meine Kolleg:innen und ich gehen nicht nur auf den Markt, um leckere Sachen zu kaufen, sondern auch, weil dort besonders freundliche Menschen arbeiten. Bei Feinkost Nassim ergänzt sich beides perfekt. Mit Mohamed Naili, dessen Stand Sie schräg gegenüber vom Marktcafé gleich neben der Tirolerin finden, kann man sich immer nett unterhalten. Und das ist gut, denn wenn man einmal da war, kommt man wieder. Um sich durch die riesige Auswahl an selbstgemachten Dips zu probieren, reicht ein Besuch einfach nicht. Zum Glück darf man aber fast immer auch etwas zum Probieren mitnehmen. Besonders empfehlen können wir Ihnen den Dip mit Aubergine.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
+++ Hier starten wir mit einem Tipp, für den Sie einen kleinen Ausflug unternehmen müssten: Im Kloster Bentlage in Rheine gibt es am Sonntag ab 17 Uhr die Tanzperformance „Anatomie der Sehnsucht | Anatomie der Peinlichkeit“ zu sehen. Die Tänzerinnen Lena Schattenberg und Charlotte Petersen vom MNEME kollektiv, die aus Münster kommen, widmen sie sich mit ihrer Choreografie ganz gegensätzlichen Emotionen. Dazu gibt es Musik von der iranisch-österreichischen Komponistin und Klarinettistin Mona Mathbou Riahi. Karten bekommen Sie hier. Und falls Sie am Sonntag keine Zeit haben oder nicht nach Rheine fahren möchten, schauen Sie doch mal in den Kalender des Tanzkollektivs. Dort finden Sie weitere Termine, auch für das Kinderstück Turbogigamanipoweristisch. Mit diesem sind die Tänzerinnen ab Januar auch einige Zeit hier in Münster.
+++ Bestimmt haben Sie mindestens das Riesenrad schon von Weitem gesehen. Auf dem Schlossplatz stehen außerdem Karussells, Geister- und Achterbahnen und jede Menge Imbissbuden. Morgen um 15 Uhr gehts los mit dem Rummel, Infos zur 3G-Regel und Sonderaktionen auf dem Herbstsend hat die Stadt hier zusammengetragen.
+++ Wenn Sie ab Montag durch die Stadt laufen, halten Sie mal Ausschau nach Notizzetteln. Besonders nach solchen, auf denen Anweisungen mit Ausrufezeichen stehen, zum Beispiel: Beten Sie für schnelles Internet! Alle Zettel zusammen sind nämlich eine Kunstaktion eines Münsteraners namens Müller, Leiter des ganz neuen Amtes für Zettelwirtschaftsförderung. Für Müller sind die Zettelchen ein „Medium des Erinnerns, Vergessens, Motivierens, Mit- und Weiterdenkens“. Und das mit dem Erinnern und Vergessen finden wir Redakteur:innen sehr schön, denn wir kritzeln oft Gedanken auf Notizzettel, wissen aber später nicht mehr so genau, was wir uns selbst eigentlich damit sagen wollten. Vielleicht hilft uns die Verzettelungsaktion in der Stadt ja beim Entschlüsseln.
Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Constanze Busch
Mitarbeit: Alina Köller, Eva Strehlke
PS
Schauen Sie auch am Sonntag unbedingt in Ihr Postfach. Wir haben eine Überraschung für Sie: eine neue RUMS-Kolumnistin. An diesem Wochenende schreibt sie Ihnen zum ersten Mal. Ich möchte noch nicht zu viel verraten. Aber was ich Ihnen schon erzählen kann: Sie verwendet ein Pseudonym. Denn sie schreibt über die unangenehmen Seiten ihres Berufs – die uns früher oder später alle betreffen.
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