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Missbrauchsstudie: Bischof Genn nimmt Stellung | Klima, Gesamtschule, Streik: Ratsbeschlüsse im Überblick | Berufsinfotag bei RUMS
Guten Tag,
ich hoffe, Sie haben heute ein kühles Plätzchen gefunden und dort reichlich Eis verzehrt. Und ich hoffe, Sie haben Ihr Handtuch direkt liegen gelassen und noch Eis für morgen übrig, der Sommereinbruch hält ja noch an.
Es ist nicht nur heiß, sondern außerdem auch Brückentag. Trotzdem wird dieser Brief leider keine ganz leicht bekömmliche Lektüre. Denn es geht noch einmal um die Missbrauchsstudie, zu der sich Bischof Genn heute ausführlich geäußert hat. Wir haben für Sie seine Aussagen und die angekündigten Konsequenzen zusammengefasst und ordnen ein, was der Bischof gesagt hat und was nicht. Außerdem haben wir nachgefragt, welche Konsequenzen der Streik an den Unikliniken für die Patient:innen hat. Und wir fassen die wichtigsten Beschlüsse zusammen, die der Rat in dieser Woche gefasst hat.
Wenn Sie mögen, können Sie außerdem ein paar sehr schöne Bilder anschauen, die sieben Schüler:innen beim Berufsinfotag bei und für RUMS gemacht haben. Los gehts. (cbu)
+++ Wie erwartet haben die demokratischen Parteien im Rat einstimmig dafür gestimmt, Münsters dritte Gesamtschule im Schulzentrum Roxel einzurichten. Die Stadt wird das jetzt so bei der Bezirksregierung beantragen, wo das Vorhaben bisher aber auf wenig Begeisterung stieß. Zur Erinnerung: Havixbeck und Billerbeck sind gegen die Gesamtschule in Münsters Westen, weil sie befürchten, dass sich an ihren eigenen Schulstandorten dann zu wenig Schüler:innen anmelden. CDU-Ratsherr Meik Bruns sagte in der Ratsdebatte, die Auseinandersetzungen mit anderen Orten wirkten „manchmal bizarr“. Schließlich sei es kaum zu erklären, „wenn ein guter Schulstandort in Roxel leer steht und irgendwo anders in der Stadt ein Millionen-Neubau für die dritte Gesamtschule errichtet werden müsste.“ Er erwarte von Regierungspräsidentin Dorothee Feller deshalb einen positiven Bescheid. Christoph Kattentidt von den Grünen fand, es könne nicht sein, „dass eine Schule in Havixbeck darauf angewiesen ist, jeden Tag 20 Schüler:innen aus Münster hingekarrt zu bekommen“, um existieren zu können. Ob Dorothee Feller das beeindruckt, sei einmal dahingestellt. Tatsache ist, dass die Auseinandersetzung wohl in jedem Fall weitergehen wird. Entscheidet die Bezirksregierung für die Gesamtschule in Roxel, will die Gemeinde Havixbeck klagen. Entscheidet sie gegen den Standort in Roxel, könnte Münster klagen. Wann die Entscheidung fällt, ist noch nicht absehbar. (cbu)
+++ Neue Wohn- und auch andere Gebäude müssen ab dem 1. August mit Solaranlagen ausgerüstet werden. Die Regeln für Bestandsgebäude grundsätzlich zu ändern, sei nicht umsetzbar, schreibt die Stadt uns auf Nachfrage. Allerdings müssen ab August auch auf schon vorhandenen Häusern Solaranlagen installiert werden, wenn das Dach grundlegend saniert wird. Ich würde Ihnen nun gerne schon verraten, was das genau bedeutet. Aber: „Die konkrete Festlegung, wann eine Dachsanierung als grundlegend anzusehen ist, erfolgt in der Festsetzung (Anm.: Hier ist wohl gemeint: im Bebauungsplan)“, schreibt die Stadt. Wir halten also fest: Es soll mehr Solaranlagen geben. Allerdings ist das in der Praxis wohl nicht immer so einfach, wie der WDR berichtet. Offenbar kommen die Handwerksbetriebe mit Aufträgen kaum nach, und es gibt Lieferschwierigkeiten bei manchem Material.
Und noch ein Blick auf die Finanzierung: Es gibt ein städtisches Förderprogramm, das allerdings übernächste Woche ausläuft. Darüber hinaus vergibt die KfW-Bank Kredite für Solaranlagen. „Diese Kredite lassen sich häufig auch mit tilgungsfreien Jahren zu Beginn gestalten, sodass die Tilgung über die Erträge bzw. Stromeinsparung ohne zusätzliches Eigenkapital erfolgen kann. Dabei refinanziert sich die PV-Anlage selbst“, schreibt die Stadt dazu. Beim Neubau sei der Einbau günstiger als im Bestand, etwa weil sowieso schon ein Gerüst am Haus stehe. (cbu)
+++ Noch ein klimarelevanter Beschluss: In neuen Baugebieten sollen keine Erdgasleitungen mehr verlegt werden. Für die Wärmeversorgung ist ein Stufenplan vorgesehen. Wo es möglich ist, sollen Häuser ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. Die Fernwärme wird bisher zwar auch fast ausschließlich aus Erdgas erzeugt, soll aber nach und nach auf Energie aus sich erneuernden Quellen wie etwa Erdwärme umgestellt werden. Wo sich Fernwärme nicht lohnt, weil ein Wohngebiet zu weit vom bestehenden Netz entfernt liegt, sollen Nahwärmenetze aufgebaut werden. Darin könnten verschiedene Quellen miteinander kombiniert werden, etwa oberflächennahe Geothermie (wir hatten das hier erklärt) und Wärmepumpen am Kanal. Wo auch das nicht funktioniert, greift Stufe 3: Dann sollen einzelne Häuser sich selbst versorgen, etwa über Solarthermie. Babette Lichtenstein van Lengerich legte in der Ratsdebatte Wert darauf, dass dieses von allen Seiten gelobte Konzept auf einen Antrag zurückgeht, den die CDU schon im Frühjahr 2021 eingebracht hatte. Und das war ja tatsächlich eine sehr vorausschauende Idee. (cbu)
+++ Die Linke hatte es beantragt, am Ende stimmten fast alle dafür: Der Rat hat eine Resolution verabschiedet, die symbolisch die Forderungen des Uniklinik-Personals unterstützt. Symbolisch deshalb, weil der Stadtrat natürlich nicht zuständig ist; mit dieser Begründung enthielt sich dann auch die CDU-Fraktion bei der Abstimmung. Was in der Aussprache zu dem Papier etwas irritierte: Alle Redner:innen fanden warme Worte, sprachen allerdings nur vom Pflegenotstand und einer Entlastung für die Pflegekräfte, während ja Beschäftigte aus verschiedensten Arbeitsbereichen und Abteilungen streiken (RUMS-Brief vom 22. April). Aus den Reihen des Publikums gab es für die ersten Redebeiträge trotzdem Applaus, was Markus Lewe aber schnell unterband. Er habe die unangenehme Pflicht, darauf hinzuweisen, dass Beifalls- und Missfallsbekundungen nicht vorgesehen seien, sagte der Oberbürgermeister. Man möge bitte „Freude oder Ärger über die Redebeiträge einfach in sich hineintragen.“ (cbu)
Wir schauen noch einmal auf die Auseinandersetzung zwischen den Unikliniken und ihren Beschäftigten. Zuletzt hatte das Arbeitsgericht in Bonn die Klage der dortigen Uniklinik abgewiesen und die Streiks als verhältnismäßig bezeichnet (RUMS-Brief von Dienstag). Am selben Tag richtete sich die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) mit einem offenen Brief an die Gewerkschaft Verdi; den Brief haben auch Vertreter der unfallchirurgischen Kliniken an den Unikliniken unterschrieben. Darin heißt es, die Handlungsfähigkeit der Notfallversorgung, die die Unikliniken mit Verdi vereinbart hatten, sei „hochgradig beeinträchtigt“, und es drohe „der Kollaps der bestreikten Regionen in NRW“. Zwar stelle die Notfallversorgung lebensrettende Operationen bei Verunfallten sicher, aber dringende Nachfolge-OPs „zum Erhalt der Funktion“ dieser Patient:innen müssten verschoben werden. Auch Studierende seien durch den Streik in ihrer Ausbildung beeinträchtigt. Deshalb fordern die DGOU und die sechs leitenden Ärzte der Unikliniken in NRW ein zeitnahes Ende des Streiks.
Verdi stellt die Situation an den Kliniken anders dar, als die Ärzte es in dem offenen Brief schildern. Die Notfallversorgung schließe eine Patientengefährdung aus, heißt es in einer Pressemitteilung. „Die Notdienste funktionieren“, wird Gabriele Schmidt von Verdi zitiert. Die Streikleitungen vor Ort würden für die Behandlung aller Notfälle sorgen, damit weiter gestreikt werden könne, so Schmidt. Die Tarifkommission sei außerdem bereit, „bis zur Einigung (…) zu verhandeln“, um den Streik schnellstmöglich zu beenden.
Wir haben uns gefragt, in welchem Umfang Patient:innen in anderen medizinischen Bereichen im Rahmen der Notfallversorgung behandelt und operiert werden. Was ist mit Menschen, die eine OP nicht sofort wegen eines lebensbedrohlichen Notfalls, aber in absehbarer Zeit brauchen – etwa wegen einer Herz-Kreislauf- oder einer Krebserkrankung? Jan von Hagen, Intensivpfleger und Gewerkschaftssekretär bei Verdi, sagt: „Ja, auch diese Menschen werden operiert.“ In den sogenannten Clearingstellen koordiniert van Hagen die OPs in der Notfallversorgung. Patient:innen, die keine Notfälle sind, aber trotzdem in absehbarer Zeit eine OP brauchen, würden als Dringlichkeitsfälle behandelt, so von Hagen. Meldet ihm eine Ärzt:in so einen Dringlichkeitsfall, kontaktiere er das streikende Personal und plane es für die OP ein. So passiere es regelmäßig, dass über die Notfallversorgung hinaus OPs durchgeführt würden.
Eine Einschätzung, ob Medizinstudierende in Münster ihre Ausbildung auch selbst als beeinträchtigt wahrnehmen, möchte Tim Hemmer von der Fachschaft für Medizin auf Nachfrage nicht geben. Seine Fachschaft wolle sich keiner der Streikparteien „direkt zuordnen.“ Es werde demnächst eine Stellungnahme der Fachschaften NRW veröffentlicht, auf die sie sich beziehen würden, so Hemmer. (ast)
Zum Katholikentag im Jahr 2018 hat die Stadt erhoben, wie viele Menschen in Münster Mitglieder der römisch-katholischen Kirche sind. Das Ergebnis: knapp die Hälfte der Bevölkerung. Deutschlandweit waren es im Jahr 2020 etwa 27 Prozent. In Münster gab es allerdings große Unterschiede zwischen den Stadtteilen. In Nienberge, Amelsbüren und Sprakel liegt der Anteil der katholischen Bevölkerung zwischen 55 und 58 Prozent. In Gremmendorf-West (39 Prozent), Berg Fidel (37 Prozent) und Coerde (35 Prozent) sind die Zahlen dem bundesweiten Schnitt etwas näher.
(Quellen: Stadt Münster (Stand 2017), Deutsche Bischofskonferenz)
Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!
Die Missbrauchsstudie: Bischof Genn nimmt Stellung
Heute Vormittag hat Bischof Felix Genn sich zu der umfangreichen Missbrauchsstudie geäußert, die fünf Wissenschaftler:innen der Uni Münster am Montag vorgestellt haben (RUMS-Brief von Dienstag). Der Tagungssaal in der Speicherstadt in Coerde, in den er geladen hatte, war zwar höchstens zur Hälfte besetzt. Allerdings hatte der Bischof deutlich mehr Zuschauer:innen. Allein auf Youtube verfolgten zwischenzeitlich fast 700 Menschen, was er zu sagen hatte.
Kurz zur Erinnerung die Kernergebnisse der Studie: Seit 1945 hatten 183 katholische Geistliche Kinder, Jugendliche und Erwachsene sexuell missbraucht. Statt einzugreifen, vertuschte das Bistum die Straftaten. 610 Betroffene konnte das Forschungsteam identifizieren. Es sind aber mit großer Sicherheit weitaus mehr Opfer: Die Dunkelziffer dürfte sich laut Studie im mittleren vierstelligen Bereich bewegen. Und auch viele Täter dürften noch unbekannt sein. Nur 10 Prozent der bekannten Täter sind bisher für den Missbrauch bestraft worden.
Vierzig Minuten lang sprach Bischof Genn beim Pressetermin in der Speicherstadt, er verlas einen elf Seiten langen Text, den Sie hier nachlesen können. Dabei sprach er über die Ergebnisse der Studie und über seine eigene Rolle in einem System, das Missbrauch über Jahrzehnte hinweg ermöglicht und gedeckt hat.
Das sind die wichtigsten Punkte seiner Stellungnahme.
#1 Die Rolle des Bischofs
Genn räumte wie schon in einem Statement am Montag ein, im Umgang mit den bekannten Tätern „zu milde“ gewesen zu sein und nicht „hart genug durchgegriffen“ zu haben. Auch in der Missbrauchsstudie heißt es, Genn habe nicht mit der nötigen Strenge auf die Fälle reagiert. In einem wesentlichen Punkt folgt Genns Stellungnahme aber nicht der Studie. Laut dem Forschungsteam habe er in einem Fall selbst dann auf ein Verfahren gegen einen Beschuldigten verzichtet, als der Vatikan ihm die Möglichkeit dazu gegeben habe. In zwei anderen Fällen habe er Taten gar nicht nach Rom gemeldet.
Genn sagte heute Vormittag: „Die Studie nennt vereinzelte Fälle, in denen es möglicherweise Fehler im Verfahren gab.“ Er wolle diese Fälle noch einmal prüfen lassen und weitere Maßnahmen ergreifen, wo es notwendig sei. „Möglicherweise Fehler im Verfahren“, das klingt sehr harmlos. Wenn der Bischof Taten unter den Tisch fallen ließ, wie es das Forschungsteam schreibt, war er Teil des Vertuschungssystems. Später in seinem Statement sagte Genn: „Soweit ich selbst das überhaupt für mich beurteilen kann, glaube ich nicht, dass ich sexuellen Missbrauch vertuscht habe und die Interessen der Institution über die Sorge um die Betroffenen gestellt habe.“
Was Felix Genn zugibt: Er habe Pfarreien nicht oder nicht rechtzeitig über die Taten versetzter Priester in Kenntnis gesetzt. Das sei ein Fehler gewesen.
Genn problematisiert seine Mehrfachrolle als „Seelsorger und Mitbruder, zugleich aber auch Vorgesetzter und Richter“. Dieser Konflikt habe laut Studie „das Versagen des Systems geradezu vorprogrammiert“, weil sich die Bischöfe dadurch in ihrer Rolle als Wächter blockiert sahen.
Um diesen Rollenkonflikt aufzulösen, will der Bischof nun prüfen lassen, ob im Bistum Münster vorübergehend kirchliche Verwaltungsgerichte eingerichtet werden können. Solche Gerichte könnten das bischöfliche Handeln und im Falle von Missbrauch Verwaltungsakte der Kirche prüfen. Genns sagte, dem wolle er sich stellen. Solche Gerichte wünscht sich die katholische Kirche für ganz Deutschland, und ein Vorschlag der Bischofskonferenz liegt auch in Rom. Ein vorübergehender Alleingang Münsters solle aber auf kirchenrechtlich sicheren Füßen stehen, sagte Genn. Vorschläge dazu erwarte er Ende des Jahres. Er habe über das Thema schon mit dem emeritierten münsterschen Kirchenrechtler Klaus Lüdicke gesprochen, der es nun prüfen soll.
Der Bischof will nach eigener Aussage auch an anderer Stelle Macht abgeben, etwa durch neue Gremienstrukturen, die im Rahmen des Reformprozesses Der Synodale Weg schon diskutiert würden. Und er kündigte an, die „männerbündischen Strukturen“ aufzubrechen, „die mit dazu geführt haben, dass Missbrauchstäter von den früheren Personalverantwortlichen des Bistums Münster immer weiter eingesetzt wurden.“ In der Personalkonferenz säßen bisher ausschließlich Priester, also Männer. Stattdessen sollen jetzt Vorschläge für „mehr Transparenz, mehr Beteiligung und auch mehr Geschlechtergerechtigkeit“ besprochen werden.
Bischof Genn sprach viel von persönlichen Konsequenzen. Die größte könnte ein Rücktritt sein. Danach könnte man fragen, sagte der Bischof. Aber er wolle stattdessen in seiner verbleibenden Amtszeit „auf das (…) hören, was Betroffene und unabhängige Gremien mir für den Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster empfehlen und versuchen, das umzusetzen.“
#2 Der Umgang mit Tätern
Priester oder andere Seelsorger:innen, die Minderjährige oder Erwachsene missbraucht haben, sollten nicht mehr in der Seelsorge eingesetzt werden. Das klingt selbstverständlich, war es aber eben jahrzehntelang nicht. Täter wurden einfach versetzt, auch in andere Gemeinden. Insofern ist das Vorgehen wichtig, um zu verhindern, dass bekannte Täter mehr Menschen Leid zufügen können.
Der Bischof kündigte außerdem an, dass ab dem 1. Januar 2023 ein:e Mitarbeiter:in des Bistums prüfen solle, ob sich Täter und Beschuldigte an ihre Auflagen halten.
Mehr nicht? Welche arbeits- und strafrechtlichen Konsequenzen soll es für Priester und andere Seelsorger:innen geben, die Missbrauchstaten verüben? Auf Nachfrage von RUMS antwortete Genn bei der Pressekonferenz, man könne straffällige Priester durch ein Strafdekret verurteilen, mit dem gewisse Auflagen verbunden sind. Das Kirchenrecht müsse mit Blick auf sexuellen Missbrauch weiterentwickelt werden, weil es bisher nur rudimentär sei.
Tatsächlich ist sexueller Missbrauch im Kirchenrecht erst seit Ende 2021 eine Straftat; davor galt ein solcher Übergriff nur als Verstoß gegen das Zölibat. Seit Dezember 2021 können Priester aus dem Klerikerstand entlassen werden, wenn sie sich schuldig gemacht haben. Das ist die höchste Strafe, die das Kirchenrecht kennt. Felix Genn erwähnte diese Möglichkeit in seiner Antwort auf unsere Frage heute nicht. Er kündigte aber in seiner Stellungnahme an, jede Meldung eines möglichen sexuellen Missbrauchs werde der Staatsanwaltschaft Münster übergeben.
Eine jetzt schon sichtbare Folge der Studie, die Ihnen vielleicht auch schon aufgefallen ist: Die Bischofsgruft im Dom ist zurzeit geschlossen. Drei Bischöfe, die dort beerdigt sind, haben laut der Studie den Missbrauch vertuscht. Genn will „die Toten ruhen lassen“, die Gruft also nicht auflösen. Für die Gräber soll in Absprache mit den Betroffenen des sexuellen Missbrauchs allerdings eine Lösung gefunden werden, sagte Genn. Möglicherweise wird eine Hinweistafel aufgestellt, um an dieser Stelle das Versagen der Verantwortlichen sichtbar zu machen.
#3 Die weitere Aufarbeitung
Nach der Präsentation der Studie am Montag richtete das Bistum eine Hotline ein, bei der sich weitere Betroffene noch bis Sonntag melden können. Der stellvertretende Interventionsbeauftragte Stephan Baumers nannte auf RUMS-Nachfrage keine konkreten Zahlen, wie viele Personen dort bisher angerufen haben. Die Hotline werde aber „gut angenommen“.
Das Bistum hat heute außerdem eine Website online gestellt, über die Betroffene Missbrauch anonym melden können. Und er sagte, das Bistum wolle eine Kommission einrichten, die unabhängig vom Bistum den Missbrauch aufarbeiten soll. Sieben Personen hätten sich bereits als Mitglieder angeboten, darunter Thomas Großbölting, der die Studie der Uni Münster leitete, und zwei Menschen, die selbst sexuellen Missbrauch erfahren haben. Darüber hinaus ist laut Felix Genn geplant, eine Beratungsstelle für Betroffene einzurichten. Wie sie gestaltet sein könnte, soll gemeinsam mit Betroffenen überlegt werden.
#4 Das Geld
Aufarbeitung ist das eine, Entschädigung das andere. Dieses Thema hat Felix Genn in seiner Rede allerdings nicht angesprochen, erst auf Nachfrage eines Journalisten äußerte er sich dazu. Er verwies darauf, dass seit über zehn Jahren eine unabhängige Kommission auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz alle Anträge auf Schmerzensgeld aus allen Bistümern prüfe. Stephan Baumers, der als Mitglied der Interventionsstelle die Entschädigung mitbetreut, sagte, das Bistum Münster habe allein 227 solcher Anträge weitergeleitet. Je nach Entscheidung fielen die Zahlungen unterschiedlich aus, insgesamt hätten die Betroffenen in Münster rund zwei Millionen Euro bekommen.
#5 Die Prävention
Felix Genn sprach in seiner Rede oft von dem System, das die (mindestens) hundertfachen Missbrauchstaten ermöglicht habe. Genügen die Ansätze zur Prävention, um dieses System zu durchbrechen? Zumindest stellt der Bischof einige Projekte vor, die noch vor zehn oder zwanzig Jahren kaum denkbar gewesen wären. Er will zum Beispiel der sexuellen Bildung und Gesprächen mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der Priesterausbildung eine stärkere Rolle zuteilen. Genn spricht von „verheerenden Auswirkungen einer rigiden Sexualmoral“. Die Studie habe gezeigt, „wie problematisch es ist, wenn Sexualität vor allem als sündhaft angesehen wird und wenn über Sexualität nicht gesprochen werden kann“. Das soll nun offenbar anders werden. Schon jetzt arbeiten im Bistum zwei Referentinnen für Sexuelle Bildung und Diversität. Genn sagte, er selbst und andere Verantwortungsträger brauchten „ein neues Verständnis von den vielfältigen sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten“. Das ist noch keine Revolution, aber Bewegung, wenn es ernst gemeint ist. (sfo/cbu)
Im RUMS-Brief am Dienstag hatten wir Ihnen die neuen Gas- und Strompreise der Stadtwerke gemeldet. Und weil wir sehr serviceorientiert denken, haben wir Ihnen zum Vergleich direkt die bisher geltenden Preise mit verlinkt. Blöderweise waren es die falschen. Darauf hat uns Stadtwerke-Sprecherin Lisa Schmees aufmerksam gemacht. Wir haben Ihnen den Rechner für die Festpreise der Mein-Münster-Verträge verlinkt, die für ein oder zwei Jahre geschlossen werden können und für diesen Zeitraum feste Preise garantieren. Die neuen Preise beziehen sich aber auf den Basistarif, die sogenannte Grund- und Ersatzversorgung. Falls Sie sich jetzt fragen, welcher Tarif sich für Sie lohnt: Das lässt sich zurzeit nicht pauschal sagen. Normalerweise sei die Grundversorgung immer teurer gewesen als die Festpreisverträge, sagte mir Lisa Schmees in einem Telefonat. Im Moment sei es umgekehrt. Aber der Vorteil der Festpreise sei eben: Sie bleiben Ihnen für einen gewissen Zeitraum erhalten. (cbu)
Fotoreportage von Nikolaus Urban am 17.06.2022
Das Stadttheater neu sehen
Welchen Informationen kann ich vertrauen? Wie funktioniert journalistische Arbeit? Was ist das Besondere an RUMS? Diese und viele weitere Fragen haben die sieben Jugendlichen gestellt, die am 9. Juni 2022 die RUMS-Redaktion besucht haben. An diesem Berufsinfotag konnten die Schüler:innen nicht nur das Berufsfeld Journalismus kennenlernen, sondern haben auch selbst einen schönen Beitrag für RUMS produziert. Die Jugendlichen haben unser Format „Münster neu sehen“ um eine Bildstrecke erweitert und sich dafür haben das Stadttheater angeschaut. Dabei haben sie ungewöhnliche Perspektiven auf den Bau und sein Umfeld gefunden.
Beitrag ansehen+++ Es ist wenig überraschend, aber das macht es nicht besser: Die Kurve der Infektionszahlen zeigt weiter nach oben. Seit Mittwoch hat die Stadt 712 Neuinfektionen registriert. Insgesamt gelten 3.414 Menschen als infiziert, am Montag waren es noch knapp 1.000 weniger. Laut Intensivregister werden fünf Coronainfizierte auf Münsters Intensivstationen behandelt, eine:r von ihnen wird beatmet.
+++ Die Wocheninzidenz liegt laut Robert-Koch-Institut bei 549 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen, deutlich niedriger als Anfang der Woche. Dahinter steckt wahrscheinlich ein Meldeverzug wegen des Feiertags. (cbu)
+++ Das Rote Kreuz in Münster hat zu wenig Blutkonserven auf Lager. (WDR)
+++ Eine Klimaschützerin aus Münster steht in Bielefeld vor Gericht. (Westfälische Nachrichten)
+++ Der Jugendrat hat einen neuen Vorstand. (Westfälische Nachrichten)
+++ 15 Feuerwehrleute aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden haben bei einem sechstägigen 700-Kilometer-Lauf von Amsterdam über Gronau nach Berlin 4.500 Euro Spenden gesammelt. (WDR)
+++ Peter Driesch löst Heiner Bruns als Leiter des Amtes für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit ab. (Stadt Münster)
Das Café Malik ist eine Institution in der Münsteraner Café-Landschaft. Wirtin Maria Kraft serviert hier – abseits des Bäumchen-wechsel-dich vieler Szenecafés – seit Jahrzehnten fast alles vom reichhaltigen Frühstück über selbstgemachten Kuchen bis zu Goldenen Kartoffeln und Cocktails. Auf der Karte stehen auch viele vegane Spezialitäten. Das Malik, das übrigens nach diesem Roman benannt ist, wurde im Jahr 1983 in der Frauenstraße eröffnet (dort, wo heute das Café Fam ist). Seit 2009 finden Sie es ein paar Meter weiter, an der Ecke Bäckergasse/Schlossplatz. Bis auf den Standort hat sich aber nicht viel verändert: Sie bekommen hier noch immer leckeres Essen in familiärer Atmosphäre auf liebevoll ausgewähltem Geschirr mit Geschichte – und (ganz wichtig!) Eiskonfekt auf der Untertasse.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Eva Strehlke hat für Sie wieder das Beste aus allen Veranstaltungskalendern gefiltert, passend zum Wetter gibt es natürlich vor allem Draußen-Tipps.
+++ Morgen beginnt das Wissenschaftsfestival Schlauraum, das gemeinsam von Münster Marketing, der FH Münster und der Uni Münster organisiert wird. An verschiedenen Orten in der Stadt gibt es dann eine Woche lang kostenlose Aktionen, Vorlesungen, Ausstellungen, Führungen, Expeditionen und Veranstaltungen zum Thema „Grund:Wasser“.
+++ Hören Sie gerne Jazz? Dann auf zur Burg Vischering in Lüdinghausen. Dort findet dieses Wochenende ein Jazz Festival mit internationalen Künstler:innen und regionalen Nachwuchstalenten auf mehreren Bühnen statt. Ein „musikalisches Picknick“ am Sonntag und andere kulinarische Angebote runden das Programm zum 750-jährigen Burgjubiläum ab. Mehr Infos zu den teilnehmenden Künstler:innen und die Möglichkeit, Tickets für einzelne Konzerte oder alle Tage zu kaufen, finden Sie hier online.
+++ Am Sonntag ist übrigens sowieso Schlösser- und Burgentag, hier finden Sie alle Führungen und Veranstaltungen. Parallel finden seit gestern und noch bis Sonntag die Münsterländer Picknicktage statt, mit Alpakas, im Zoo, am See, am Museum und und und.
+++ Und um Ihnen die Entscheidung noch etwas schwerer zu machen: Am Sonntag ab 10 Uhr steigt auch noch das Sommerfest am Bennohaus. Dort werden eine Hüpfburg, Flohmarkt, Essensstände und um 15 Uhr eine Aufführung des Kindertheaterstücks „Was ein Affenzirkus“ aufgeboten. Mehr Infos finden Sie hier.
Am Dienstag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Constanze Busch
Mitarbeit: Sebastian Fobbe, Eva Strehlke, Antonia Strotmann
Lektorat: Laura Badura
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PS
Vielleicht haben Sie es oben herausgelesen: Ich esse wirklich sehr gerne Eis. Und bis heute dachte ich auch, ich esse recht viel davon. Aber dann bin ich über diesen Beitrag über die größte Eisdiele der Welt gestolpert. Sie liegt auf Kuba und ist 16.000 Quadratmeter groß, das sind mehr als zwei Fußballfelder. Das Eis ist dort sagenhaft günstig und wird (unter anderem von Informatikerinnen) in riesigen Portionen serviert, zehn Kugeln pro Person sind offenbar Standard. Und jetzt muss ich los, Eis holen.
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