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O’zapft is! | Fotoreportage: Schreibmaschinenlyrik | Nächste Woche: Veranstaltung bei RUMS
Guten Tag,
endlich wieder Wiesn! Seit einer Woche schaut ganz Deutschland auf München, wahlweise neidisch ob der Pracht oder kritisch ob des Energieverbrauchs, beides hier sehr schön zu sehen. Aber wer ko, der ko, und nun zieht Münster ja nach. Das Festzelt am Albersloher Weg steht, hier ein paar Eindrücke aus früheren Jahren. Ums Zelt herum stehen zwar weder Toboggan noch Flip Fly, Pitt’s Todeswand oder andere Fahrgeschäfte, aber dafür kostet die Maß auch nur 12,50 Euro und in vier Wochen beginnt ja schon der Herbstsend.
Im Zelt ging’s heute Nachmittag mit dem traditionellen Fassanstich los. „Diesen September werden wir die berühmten drei Worte wieder hören: O’zapft is!“, so schrieben die Organisator:innen schon im Frühjahr auf der Website des münsterschen Festes, und vielleicht hatten sie da schon mal vorgeglüht oder vor lauter Vorfreude großzügig ein drittes Wort gezählt. Mit ein paar Maß Großzügigkeit kann man auch über die anderen Schönheitsfehler in der bayrischen Matrix hinwegsehen, zum Beispiel über den „Blau-weißen Montag“, der natürlich weiß-blau sein müsste, aber oberhalb des Weißwurstäquators sieht man das nicht so eng.
Wenn Sie zu der Mordsgaudi hingehen möchten, bekommen Sie hier noch ein paar Tickets und Brotzeitbrettl (Radieserl, Obazda und Fleischpflanzerl) zum Vorbestellen. Und falls das alles nichts für Sie ist, kommt jetzt meine persönliche Empfehlung für feinstes bayrisches Lebensgefühl: Stellen Sie sich Ihr Brotzeitbrettl selbst zusammen und schauen Sie sich einen der wirklich lustigen Eberhofer-Krimis an (zum Beispiel hier und hier in der ARD-Mediathek). Dazu nur ein Wort: Viel Spaß! (cbu)
+++ Vergangene Woche meldete der WDR: „NRW-Familienministerin fordert Recht auf Stillen in der Öffentlichkeit“. Jetzt werden Sie sich vielleicht fragen: ein Recht auf Stillen in der Öffentlichkeit? Gibt’s das nicht? Ist das verboten? Berechtigte Nachfragen. Im Moment gibt es kein Gesetz, das das Stillen außerhalb der eigenen vier Wände regelt (innerhalb dieser Wände aber natürlich auch nicht). Restaurants, Hallenbäder und Geschäfte können deshalb Mütter auffordern, zu gehen, wenn das Stillen gegen das Hausrecht verstößt. Kein Wunder, dass sich Umfragen zufolge 77 Prozent der Frauen beim Stillen in der Öffentlichkeit unwohl fühlen und Deutschland insgesamt nur als „moderat stillfreundlich“ gilt. Geht es nach NRW-Familienministerin Josefine Paul, soll der Bund jetzt Abhilfe schaffen.
Aber was würde das für Münster bedeuten? Die Stadt teilt uns mit, dass es zwölf stillfreundliche Orte in der Innenstadt gibt. Zum Beispiel das Stadtmuseum, die Stadtbücherei, das Spielwarengeschäft Mukk oder das Modegeschäft Peek und Cloppenburg. Diese Orte sind auf einem Flyer eingezeichnet, den neugeborene Münsteraner:innen in ihrer Willkommensmappe zugeschickt bekommen und der auch im Stadthaus 1 ausliegt. Wenn die Mütter wollen (und das Wetter mitspielt), können sie sich zum Stillen auch einfach auf eine Parkbank setzen. Sollten sich Fußgänger:innen davon belästigt fühlen, würde das Ordnungsamt nicht einschreiten, schreibt die Stadt. Im Gegenteil: „Das Ordnungsamt freut sich über Nachwuchs in Münster.“ (sfo)
+++ Es geht weiter mit Kindern, aber mit einem noch ernsteren Thema. Letzten Freitag hatten wir im RUMS-Brief über das neue Konzept für den Kinderschutz geschrieben. Eine Konsequenz aus dem großen Missbrauchskomplex von Münster und ähnlichen Fällen in Nordrhein-Westfalen, von der wir noch nicht berichtet haben: Die Stadt hat einen „Runden Tisch gegen sexualisierte Gewalt“ geschaffen. Seit letztem Jahr arbeiten in dem Gremium Vertreter:innen verschiedener Einrichtungen und Institutionen, die sich in Münster um Kinderschutz kümmern, an neuen Ideen. Eine hat die zuständige Arbeitsgruppe jetzt vorgestellt: Ein sogenanntes Childhood-Haus, das laut der Stadt „eine möglichst optimale Versorgung für Kinder und Jugendliche mit Missbrauchserfahrungen“ sicherstellen soll. Diese Idee stammt ursprünglich aus Skandinavien. Ob und wie sie in Münster umgesetzt werden kann, ist offenbar noch nicht ganz klar: Die Arbeitsgruppe werde nun Kontakt zu bestehenden Childhood-Häusern aufnehmen und die Erfahrungen in die weitere Planung einbeziehen. (cbu)
Nächste Woche: Veranstaltung bei RUMS
Eine Stadt lebt nur, wenn es Menschen gibt, die mehr machen, als sie müssten – die sich kümmern, organisieren, Menschen zusammenbringen, die Kunst schaffen und Künstlerisches, die Aufgaben übernehmen und Orte gestalten, an denen Menschen zusammenkommen können. In Münster gibt es viele solcher Initiativen: die B-Side, das Hansaforum, den Verein Sozialpalast, das Kollektiv Gazo. Sie alle stellen etwas auf die Beine. Was sie machen, hat auch einen Wert. Doch das bedeutet: Es kostet auch Geld. Die Frage ist: Welche dieser Aufgaben sollte die Stadt finanzieren? Was sind diese Initiativen der Stadt wert? Woher soll das Geld kommen?
Unter anderem darüber wollen wir am nächsten Donnerstag in der Reihe „Was bewegt Münster?“ sprechen. Dabei wird es auch um das Selbstverständnis der Initiativen gehen – und um die Frage: Was machen sie überhaupt? Wer an der Diskussionsrunde teilnehmen wird, verraten wir in der nächsten Woche.
Wenn Sie dabei sein möchten, notieren Sie sich am besten schon mal den Termin: 29. September, 19 Uhr, bei RUMS gegenüber vom Theater. Der Eintritt ist frei.
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Es ist fast zwei Monate her, dass die 79 Industrie- und Handelskammern in Deutschland Opfer einer Cyberattacke wurden (RUMS-Brief vom 5. August 2022). Danach musste die IHK erst einmal alles vom Internet abklemmen. Wie sieht es inzwischen aus?
Ein Anruf bei Pressesprecher Guido Krüdewagen. Seit Anfang des Monats haben die Mitarbeitenden der IHK Nord Westfalen wieder Zugriff auf ihre Postfächer, teilt er mit. Und die „internen Kernprozesse“ hätten auch nach dem Angriff immer funktioniert, die IHK Nord Westfalen sei durchgängig arbeitsfähig gewesen. Doch da das Netzwerk des Industrie- und Handelskammertages, also des Dachverbands, angegriffen wurde, müssten derzeit alle 79 Kammern und deren Tochtergesellschaften durchgescannt werden, um eventuelle Unregelmäßigkeiten zu finden.
Eigentlich sei das zentrale Netzwerk ein Vorteil, sagt Krüdewagen, doch jetzt zeige sich die Kehrseite: Der Wiederaufbau nach dem Hack laufe sehr langsam, weil man sehr vorsichtig vorgehen müsse, um permanent Sicherheitsmaßnahmen aufrechtzuerhalten. Gestern war die Homepage der IHK Nord Westfalen beispielsweise nicht aufrufbar. Inzwischen ist sie wieder online mit dem Hinweis, dass die Mitarbeitenden vor allem telefonisch oder vor Ort zu erreichen sind.
Denn vieles muss im Moment noch analog erledigt werden. Wenn zum Beispiel Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Außenhandelsunterlagen benötigen, müssen sie aus Bottrop, Gelsenkirchen oder Recklinghausen nach Münster kommen. Auch die rund 25.000 Auszubildenden können ihre Betriebshefte zurzeit nicht per App führen. Wie lange das so bleibt, ist noch unklar, aber immerhin wohl eher eine Frage von Wochen als Monaten.
Ermittlungserfolg extrem gering
Wie bei ähnlichen Fällen hat die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) in Köln die Ermittlungen übernommen. Staatsanwalt Christoph Hebbecker teilt auf Anfrage mit, das ZAC ermittle gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Computersabotage. Die bisherigen Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die Hacker:innen einen „professionell durchgeführten und technisch aufwändig vorbereiteten Angriff“ ausgeführt haben. Ob die Täter:innen jemals gefasst werden, lasse sich „kaum seriös prognostizieren“. In vergleichbaren Verfahren sei das bisher „extrem selten“ gelungen, sagt Hebbecker.
Bei der Gelegenheit haben wir uns auch nach dem Ermittlungsstand zum Hackerangriff auf die FH Münster erkundigt. Die ernüchternde Antwort: Seit Beginn der Ermittlungen hat sich nichts getan. Das ZAC ermittle wegen Ausspähens von Daten gegen Unbekannt, sagt Hebbecker. Aber auch hier sind die Erfolgschancen gering. Die FH Münster war am 22. Juni gehackt worden und kam erst einen Monat später wieder online. (sfo)
Seit gestern Morgen, 7 Uhr, findet an der Melchersstraße ein neuer Verkehrsversuch statt: Das Modellprojekt nennt sich Fair Parken und soll dafür sorgen, dass Autos nicht mehr den Gehweg versperren und etwa Menschen mit Kinderwagen oder Rollstuhl behindern. Die Stadt hat dafür am Straßenrand einen Teil der Fahrbahn per Markierung zur Parkfläche umfunktioniert. Die Idee: Die Autos sollen nur noch mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig stehen und dort weniger Platz einnehmen. Wer außerhalb der markierten Flächen parkt, bekommt ab jetzt ein Knöllchen oder wird abgeschleppt.
Das Ganze soll die Verkehrssicherheit auf dem Gehweg erhöhen und die Lebensqualität im Kreuzviertel steigern. Aber das scheint noch nicht ganz zu klappen. Zum einen werden manche Autos eher autofreundlich geparkt, zum Beispiel hier zu sehen. Zum anderen beschwerten sich nach Versuchsbeginn drei Anwohnende in den Westfälischen Nachrichten: Die Suche nach einer Parklücke sei im Feierabendverkehr eine „nervenaufreibende Angelegenheit“, da sei es doch unfair, wenn „rund 30 Parkplätze wegfallen“, zumal „kaum Fußgänger diese schönen, leeren und breiten Gehwege nutzen“.
Auch an der Mecklenbecker Straße soll mit dem Gehwegparken jetzt Schluss sein. Die Überschrift dazu in den Westfälischen Nachrichten lautet: Anwohner sauer: Gehwegparken nicht mehr erlaubt. Bloß: Das stimmt so nicht. Parken auf dem Gehweg ist grundsätzlich verboten. In Münster wurde es bisher nur geduldet, unter anderem weil Personal im Ordnungsamt fehlt. (sfo)
Fotoreportage von Nikolaus Urban und Constanze Busch am 23.09.2022
Tastenkunst
In Marion Lohoff-Börgers Laden an der Wolbecker Straße stehen 25 alte Schreibmaschinen. Darauf tippt sie Gedichte – “Schreibmaschinenlyrik” steht an ihrem Schaufenster. Das Wort hat eine doppelte Bedeutung. Denn es spielt eine Rolle, auf welcher Maschine ein Text geschrieben wird: Jede hat ihren ganz eigenen Stil und vermittelt durch das individuelle Schriftbild eine eigene Atmosphäre. Ein Atelierbesuch.
Beitrag ansehenDie Corona-Inzidenz liegt heute bei 260 positiven PCR-Tests pro 100.000 Einwohner:innen in den vergangenen sieben Tagen. Das ist laut Zahlen der Bezirksregierung der dritthöchste Wert im Münsterland. 1.334 Menschen gelten in Münster im Augenblick als infiziert, von gestern auf heute meldet die Stadt 145 positive Tests. Eine Person muss auf der Intensivstation beatmet werden. Die Zahl der Todesfälle liegt unverändert bei 231 seit Beginn der Pandemie. (sfo)
+++ Die Stadtwerke können das Angebot an Nachtbussen nicht ausbauen, weil Busfahrer:innen fehlen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Sieben Autobahnbrücken in Münster sind marode. (Stadt Münster)
+++ Die Stadt bietet eine kostenlose 30-minütige Energieberatung an. (Stadt Münster)
+++ Gestern sind 800 Fossilien von Höhlenbären, Wollhaarnashörnern und Mammuts aus der Eiszeit im LWL-Naturkundemuseum in Münster angekommen. (Landschaftsverband Westfalen-Lippe)
+++ Die neue Radstation am Hansator bleibt bis Ende Oktober kostenlos. (Antenne Münster)
+++ Viele Pflegekräfte an der Uniklinik Münster kündigen zurzeit. (Westfälische Nachrichten)
+++ Um Energie zu sparen, sollen die Kirchen im Bistum Münster nicht mehr beheizt werden. (Kirche und Leben)
Zum Herbstanfang empfehlen wir Ihnen heute ein gemütliches Restaurant: das Les Cèdres an der Warendorfer Straße. Die orientalische Einrichtung, würzige Speisen und der leckere libanesische Wein wärmen von innen und außen. Am besten nehmen Sie ein paar Freunde mit und bestellen gemeinsam Mäsa. Das sind gemischte kalte und warme Vorspeisen, von denen man eigentlich alle probieren möchte. (est)
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Eva Strehlke hat für Sie wieder vom Guten das Beste herausgesucht, bitteschön:
+++ Am Dienstag war Weltkindertag. Morgen veranstaltet der Kinderschutzbund deswegen ein großes Fest auf dem Gelände zwischen Zoo und LWL-Naturkundemuseum. Laut UN-Kinderrechtskonvention hat jedes Kind das Recht, sich auszuruhen und zu spielen. Um genau das zu tun, können Sie morgen zwischen 14 und 17 Uhr vorbeikommen; es gibt ein buntes Programm mit Bastelaktionen und vergünstigten Eintritten.
+++ Lieben Sie Buchhandlungen auch so sehr? Dann ist das neue Stück des GOP Varietétheaters vielleicht etwas für Sie. Es ist eine Tour durch einen Bookshop, die Figuren aus verschiedenen Klassikern jonglieren, zaubern oder turnen. Karten für die aktuellen Vorstellungen finden Sie online.
+++ Mit der Nacht der Chöre hat gestern das Münster Vocal Festival eröffnet, am Wochenende geht es mit Workshops und Konzerten weiter. Einen Überblick über das Programm finden Sie hier, Tickets gibt es online und teilweise an der Abendkasse.
+++ Land und Genuss ist eine Messe, auf der Sie regionale landwirtschaftliche Produkte aus ganz NRW kennenlernen und probieren können, ohne zu jedem einzelnen Bauernhof zu fahren. Dieses Wochenende findet sie auf dem Mühlenhof statt. Welche Aussteller:innen dabei sind, erfahren Sie hier. Eintrittskarten gibt es online für Samstag und Sonntag für jeweils 11 Euro.
+++ Am Sonntag ist wieder Handorfer Herbst. Zu dem großen Stadtteilfest, das sich auf sämtlichen Hauptverkehrswegen übers ganze Dorf erstreckt, gehören unter anderem zwei Flohmärkte und viele Aktionen für Kinder. Wir sind auch da und freuen uns, wenn Sie uns am RUMS-Pavillon besuchen.
Am Dienstag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Constanze Busch
Mitarbeit: Sebastian Fobbe, Eva Strehlke
Lektorat: Melanie Kelter
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PS
Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen: Wir haben etwas Neues. Viele von Ihnen hatten uns geschrieben, ob wir nicht die Themen in unserem Inhaltsverzeichnis oben im Brief verlinken könnten, sodass man sofort zu den Texten springen kann, die man besonders interessant findet. Es gab ein paar technische Hürden, aber für Sie legen wir uns natürlich immer ins Zeug – oder in diesem Fall unser Programmierer. Wir überspringen mal die technischen Details; das schöne Ergebnis ist: Sie können jetzt im Inhaltsverzeichnis Ihre Lieblingsthemen anklicken und landen direkt bei den jeweiligen Texten. Wir hoffen, das RUMS-Brief-Lesen wird so noch angenehmer für Sie.
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