Gazo ist immer noch da, aber zu laut | Wie weit ist Münster mit der Wärmewende? | Ganz schön viele Zimmerpflanzen

Porträt von Constanze Busch
Mit Constanze Busch

Guten Tag,

letzte Woche haben wir Ihnen im RUMS-Brief über die Zukunft des Gasometers geschrieben, und heute geht es hier mit der Geschichte gleich weiter. Das Kollektiv Gazo des Vereins Sozialpalast hatte das Industriedenkmal bis letzten Freitag gemietet, um es als Kulturort neu zu beleben. Nun ist der Mietvertrag zwar ausgelaufen, aber der Verein ist vorerst noch da und verhandelt über eine Vertragsverlängerung. Das klingt aus Sicht des Kollektivs zwar ganz hoffnungsfroh, doch richtig gut läuft es nicht.

Der Verein hat gestern einen offenen Brief an die beiden Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Jurczyk und Frank Gäfgen verschickt. Darin schildert er erst einmal recht ausführlich das Projekt und warum er den Gasometer weiterhin dafür brauchen, es weiterzuentwickeln. Das sei auch neben dem laufenden Konzeptvergabeverfahren für das Denkmal möglich, der Verein möchte deshalb seinen Mietvertrag verlängern und sichert „vollständige Kooperationsbereitschaft“ zu.

Ziemlich weit unten steht dann ein Thema, das möglicherweise als Nebensache daherkommen sollte, aber so etwas funktioniert in solchen Auseinandersetzungen meistens nicht. „Wir sind uns darüber bewusst, dass es in Teilen der Nachbarschaft Bedenken aufgrund von Schallemissionen durch unsere Projektarbeit gibt“, schreibt das Kollektiv, was wohl eine hübsche Formulierung dafür ist, dass die Mitglieder im Gasometer mindestens eine zu laute Party gefeiert haben. Im Frühjahr sei das gewesen, aber sie hätten den Fehler erkannt und sich seitdem mehrmals mit der Nachbarschaft über ein gutes Miteinander ausgetauscht.

Die Hoffnung der Gruppe liegt wohl in dem Sprichwort „Ehrlich währt am längsten“. Aber wahrscheinlicher ist: Die Party und die Beschwerden aus der Nachbarschaft bieten sich den Stadtwerken und skeptischen Ratsparteien als Steilvorlage an, um das Projekt zu beenden. (cbu)

Kurz und Klein

+++ Vor einer Woche kam die erleichternde Nachricht aus Berlin: Der Bund fördert den Musik-Campus mit 20 Millionen Euro. Doch so sicher, wie es zunächst schien, ist das Geld wohl noch nicht. „Münster wird sich sehr strecken müssen, um die Förderung zu bekommen“, sagt die grüne Bundestagsabgeordnete Maria Klein-Schmeink auf Nachfrage. Das Geld ist an mehrere Bedingungen geknüpft, und um diese Bedingungen zu erfüllen, sei noch „ordentlich was zu tun“. Drei Bedingungen stehen in Abschnitt 5 der Fördervoraussetzungen. Sie lauten: Die Gesamtfinanzierung muss gesichert sein. Es muss ein „erhebliches Bundesinteresse“ nachgewiesen werden. Und es muss ein „nachvollziehbares sowie tragfähiges“ Betriebs- und Nutzungskonzept vorliegen. Im Moment sind mindestens zwei dieser Bedingungen nicht erfüllt. Ein weiteres Problem könnte durch den begrenzten Förderzeitraum entstehen. Das Geld müsse bis zum Jahr 2025 abgerufen sein, sagt Maria Klein-Schmeink. Nach den bisherigen Planungen soll der Bau allerdings erst zwei Jahre später beginnen. Sie glaube zudem, dass die Kosten für den Musik-Campus mit Blick auf die gegenwärtige Situation am Ende sehr viel höher ausfallen würden als bisher geplant, sagt Klein-Schmeink. Und dazu steht etwas in einem Papier zur Förderung mit immer wieder gestellten Fragen. Dort heißt es: „Sich im Verlauf der Projektentwicklung ergebende Mehrbedarfe z. B. durch Baukostensteigerungen, sind grundsätzlich nicht zuwendungsfähig.“ In anderen Worten: Wenn es teurer wird, muss die Stadt diese Kosten selbst übernehmen oder jemanden finden, der noch etwas mehr Geld dazugibt. Der Bund macht das nicht. (rhe)

+++ Haben sich die Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern durch die Pflegestreiks im Sommer verbessert? „Es haben sich Kleinigkeiten verändert“, sagte Lisa Schlagheck, Pflegerin an der Uniklinik Münster, am Donnerstag dem WDR in der Lokalzeit. Bis der ausgehandelte Tarifvertrag greife, würden noch anderthalb bis zwei Jahre vergehen. Grundsätzlich ist Lisa Schlagheck mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Wir haben einen tollen Tarifvertrag ausgehandelt“, sagt sie. Es gebe viele Verbesserungen für Auszubildende, die Besetzung auf den Pflegestationen werde sich verbessern, auch der Personalstand jenseits der Pflege – in der Kita, in der Küche, im Service. In Münster versuche die Uniklinik zudem, das Personal zu entlasten, indem sie Stationen schließe und Betten nicht belege. Aber dennoch gebe es weiter hohe Krankenstände. Man merke, dass sich die große Veränderung noch nicht eingestellt habe. Und was die Beschäftigten in der Klinik sich für die Zukunft wünschten? Natürlich, mehr Personal. (rhe)

+++ Münsters Bischof Felix Genn hat die „Katholisch Integrierte Gemeinde“ in Münster aufgelöst. Das berichtet unter anderem das Portal katholisch.de der katholischen Kirche. Offiziell löste Genn die Gemeinschaft auf, weil sie keine Mitglieder mehr hatte. Zuvor waren allerdings schon weitere Vereine der Gemeinschaft aufgelöst worden, nachdem die Gruppe in die Kritik geraten war. Ehemalige Mitglieder berichteten von einem „System psychischer und finanzieller Abhängigkeit“. Auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. distanzierte sich vor zwei Jahren von der Gemeinschaft, nachdem er ihr vorher über Jahre eng verbunden gewesen war. (rhe)

+++ Könnte natürlich sein, dass die Stadtverwaltung nicht nur die Büros herunterkühlt, sondern im Winter zum Beispiel die Weihnachtsmärkte ausfallen lässt, um Energie zu sparen. Das wird Münster, wie auch knapp 40 weitere Städte, wohl nicht machen, schreibt die Nachrichtenagentur epd. In Lübeck hieß es: Die wirtschaftlichen Folgen für die Stände und den Tourismus wären „verheerend“. Die Stadt Worms sieht einen „hohen Bedarf an Normalität“. Einige Städte wollen die Märkte allerdings weniger lange beleuchten, unter anderem die Stadt Dortmund. (rhe)

Der Rürup
Cartoon von Stephan Rürup zum Doppelwumms für Studierende

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Wie weit ist Münster mit der Wärmewende?

Gestern hat Klaus Müller von der Bundesnetzagentur wieder gewarnt: Obwohl der Oktober gerade erst angebrochen ist, heizen die Deutschen offenbar schon überdurchschnittlich viel. Unter anderem mit Erdgas, das irgendwann im Winter knapp werden könnte und von dem Deutschland deshalb möglichst schnell möglichst unabhängig werden soll. Bis 2045 soll das Land ohnehin treibhausgasneutral sein; Münster hat sich die Klimaneutralität schon bis 2030 vorgenommen.

Anders zu heizen, ist ein großer Baustein, um diese Ziele zu erreichen. Das politische Schlagwort dafür heißt Wärmewende. Das klingt entschlossen: Einmal umdrehen bitte, und alles wird gut. Aber der Wendekreis ist hier ziemlich groß, bis zum Richtungswechsel dauert es noch. Etwa die Hälfte der deutschen Haushalte heizt noch mit fossilem Erdgas, ein weiteres Viertel mit Heizöl. Wie ist das in Münster bei neuen Gebäuden? Und welche Pläne gibt es in der Stadt, um die Wende zu schaffen? Wir haben uns das in Zusammenarbeit mit dem Recherchenetzwerk Correctiv Lokal angeschaut.

Mehr als die Hälfte der neuen Wohngebäude heizt mit Gas

In den Jahren 2016 bis 2020 wurden in Münster 1.826 Wohngebäude fertiggestellt. In etwas mehr als der Hälfte davon (977 Gebäude) steht eine Gasheizung; das sieht noch nicht so sehr nach Wärmewende aus. Immerhin: Ölheizungen wurden in diesem Zeitraum nur in elf neuen Wohnhäusern verbaut (alle Zahlen können Sie sich hier ausführlich anschauen, wenn Sie die Statistik für Münster abrufen, oder hier in der Zusammenfassung).

Knapp ein Zehntel der neuen Wohngebäude wird mit Luft-Wasser-Wärmepumpen beheizt – wie klimafreundlich das ist, hängt davon ab, ob die Pumpe mit Ökostrom betrieben wird. Gut ein weiteres Zehntel der neuen Häuser (208 Gebäude) bezieht seine Heizenergie aus Geothermie. Damit ist die oberflächennahe Geothermie gemeint, bei der in bis zu 400 Metern Tiefe für ein einzelnes Haus oder eine Siedlung Wärmeenergie aus dem Boden gewonnen wird. Vergleichsweise selten wird bisher die Solarthermie genutzt: Nur 20 neue Wohngebäude haben Solaranlagen, die Wärme erzeugen.

Bei den Nichtwohngebäuden sieht die Bilanz etwas besser aus. Von den 254 neuen Büro-, Gewerbe- und anderen Gebäuden brauchen 98 (also fast 40 Prozent) gar keine Heizung, weil sie sehr gut gedämmt oder sogar richtige Passivhäuser sind. Gut ein Viertel dieser Gebäude hat eine Gasheizung; Ölheizungen, Geothermie und Wärmepumpen kommen sehr selten vor.

Kooperation mit Correctiv Lokal

Diese Recherche ist Teil einer Kooperation von RUMS mit Correctiv Lokal, einem Netzwerk für Lokaljournalismus, das datengetriebene und investigative Recherchen gemeinsam mit Lokalredaktionen umsetzt. Correctiv Lokal ist Teil des gemeinnützigen Recherchezentrums Correctiv, das sich durch Spenden finanziert. Mehr unter correctiv.org/klima.

Eine Wende, viele Veränderungen

In beiden Aufzählungen fehlt noch ein Posten, der aus verschiedenen Gründen interessant ist: die Fernwärme. An dieses Netz wurden jeweils mehr als ein Fünftel der neuen Gebäude angeschlossen. Insgesamt haben inzwischen 3.755 Gebäude in Münster einen solchen Anschluss (Stand 2021), und das Netz wird ständig weiter ausgebaut. Wie viele Haushalte hinter den 3.755 Gebäuden stecken, lässt sich laut Stadtwerke-Sprecherin Lisa Schmees nicht sagen. Neben Mehrfamilienhäusern würden zum Beispiel auch Schulen, Krankenhäuser und ähnliche Einrichtungen über das Netz versorgt.

Bisher stammt die Energie für die Fernwärme fast vollständig aus Erdgas, ein Bruchteil aus Biomethan, also quasi aus Bio-Erdgas. Doch die Stadtwerke wollen das ändern: Schritt für Schritt soll auch grüne Energie ins Fernwärmenetz fließen. Wie lange das dauern wird, ist noch nicht klar (dazu gleich mehr). Aber das Netz hat einen Vorteil: Die Wärmewende-Schritte können sofort viele Haushalte erreichen, anders als in Wohngebieten mit Erdgasversorgung, in denen jedes einzelne Haus auf eine grüne Wärmequelle umgerüstet werden muss.

Außerdem hat der Rat im Juni einen Stufenplan für die Wärmewende beschlossen (RUMS-Brief vom 17. Juni). In neuen Baugebieten sollen keine Erdgasleitungen mehr verlegt werden. Stattdessen sollen die Häuser ans Fernwärmenetz angeschlossen werden, wo das möglich ist. Siedlungen, die von diesem Netz zu weit entfernt liegen, sollen Nahwärmenetze bekommen, die nach Möglichkeit aus sich erneuernden Energiequellen gespeist werden.

Grüne Fernwärme gesucht

Dieser Plan bringt dem Klima aber natürlich nur dann etwas, wenn die Fernwärme auf grüne Quellen umgestellt wird. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die die Stadtwerke parallel verfolgen und später voraussichtlich mixen werden. Für ein erstes Projekt in Richtung grünerer Fernwärme haben die Stadtwerke nach eigener Aussage gerade den Auftrag vergeben: Eine Großwärmepumpe soll am Hafenkraftwerk die Abwärme auffangen, die bei der Strom- und Wärmeerzeugung durch Erdgasverbrennung entsteht, und ins Fernwärmenetz einspeisen. Das ist sicher sinnvoll, weil Energie so noch effizienter genutzt wird, bloß: Dafür muss ja im Kraftwerk immer noch Erdgas verbrannt werden. Die Bauarbeiten für die Pumpe sollen laut Pressemitteilung Ende 2023 beginnen.

Eine zweite Möglichkeit wäre, Fernwärme aus Sonnenenergie zu gewinnen; darum ging es im Februar schon einmal. Die große Herausforderung ist: Solarthermieanlagen brauchen viel Platz, wenn sie viele Haushalte mit Wärme versorgen sollen. Und bisher gibt es noch nicht einmal eine Pilotanlage. Die ist zwar in Planung, aber wie groß sie werden und wo sie ab wann stehen soll, verraten die Stadtwerke noch nicht.

Erdwärme aus der Tiefe

Ein weiterer möglicher Baustein ist gerade einen kleinen Schritt näher gerückt: die Geothermie. In diesem Fall geht es nicht darum, mit Wärme aus den oberen Erdschichten Häuser oder Siedlungen zu heizen, sondern um Energie aus tieferen Lagen für das Fernwärmenetz.

Der Vorteil: Je tiefer man in die Erde bohrt, desto wärmer wird es, etwa 3 Grad pro 100 Meter. Das Wasser müsste also nicht (wie bei der oberflächennahen Geothermie) mit Hilfe einer Wärmepumpe noch weiter erhitzt werden, sondern ist von sich aus warm genug zum Heizen. Der Nachteil: Bevor die Stadtwerke aus heißem Thermalwasser Wärme gewinnen können, müssen sie erst einmal eine Menge Geld investieren. Zum einen, um zu untersuchen, ob und wo es genügend heißes Wasser gibt, damit es sich lohnt, zu bohren. Zum anderen für die geothermische Anlage selbst.

Erste Untersuchung: Münster hat Potenzial

Fangen wir mit dem ersten Teil an. Lohnt sich das in Münster überhaupt? Darauf gibt es jetzt eine Antwort: Vermutlich schon.

Diese Antwort hat Münster praktischerweise geschenkt bekommen. Der Geologische Dienst NRW hat im Auftrag des Landes in der Stadt und einigen Nachbargemeinden das Erdreich untersucht. Dazu hat er fünf sogenannte Vibrotrucks losgeschickt, große Rüttelfahrzeuge, die auf 73 Kilometern Gesamtstrecke mit Schallwellen den Boden bis in sechs Kilometern Tiefe gescannt haben (RUMS-Brief vom 30. November 2021). In den vergangenen Monaten hat der Geologische Dienst die Daten ausgewertet, die die Fahrzeuge an den 1.800 Messpunkten eingesammelt haben.

Geologe Ingo Schäfer hat die Ergebnisse letzten Montag im Regionalrat der Bezirksregierung präsentiert (hier können Sie sich ab Minute 17 seinen Vortrag anschauen). Auf dem zweidimensionalen Bild der Bodenschichten unterhalb von Münster sind drei Kalksteinschichten zu erkennen, in denen es warmes Wasser geben könnte. Sie liegen zwischen 900 und mehr als 6.000 Meter unter der Erdoberfläche, Wasser wäre in dieser Tiefe zwischen 30 und über 160 Grad warm.

Nächster Schritt: Ein 3D-Bild des Bodens

In welcher Tiefe die drei Kalksteinschichten liegen, lässt sich für jeden Ort im Messgebiet anhand der Daten ziemlich genau bestimmen. Was man noch nicht weiß ist, wie viel Wasser es tatsächlich an welcher Stelle gibt, wo sich also eine Anlage lohnen würde. Dazu müssen die Stadtwerke erst noch genauere Bodenuntersuchungen in Auftrag geben, um nicht nur ein zwei-, sondern auch ein dreidimensionales Bild zu bekommen und potenziell ergiebige Wärmequellen weiter einzugrenzen.

Einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht, weil die Stadtwerke ja gerade erst die Ergebnisse der ersten Untersuchungen bekommen haben. In jedem Fall sollen für die 3D-Analyse noch einmal Vibrotrucks ausrücken, diesmal quer zu den Strecken der ersten Messung, um rasterartig ein genaueres Bild zu ermitteln. Das fertige 3D-Bild wird dann später die Grundlage für sogenannte Erkundungsbohrungen sein: An den vielversprechendsten Stellen sollen diese Bohrungen zeigen, ob wirklich genügend heißes Wasser nach oben gepumpt werden kann.

Großes finanzielles Risiko

Für die 3D-Untersuchung haben die Stadtwerke 4 Millionen Euro eingeplant. Eine solche Untersuchung und ein Budget von 4 Millionen Euro hat gerade auch die CDU in einem Ratsantrag und bei einem Pressetermin gefordert. Das ist natürlich ganz praktisch: Man fordert etwas, das sowieso geplant ist. Später kann man dann sagen: Schaut mal, das hatten wir ja so gefordert.

4 Millionen Euro sind schon nicht wenig. Und nun kommt ein Knackpunkt an der ganzen Geschichte: Eine Probebohrung wäre wahrscheinlich noch teurer, und zwar mit ungewissem Ausgang. Auch wenn ein Gebiet auf dem 3D-Bild vielversprechend aussieht, kann es passieren, dass die Stadtwerke dort dennoch nicht genug Wasser finden. Dann müssten sie es an einem anderen Ort noch einmal versuchen, wieder für viel Geld und wieder mit ungewissem Ausgang. Für diesen finanziell riskanten Teil des Vorhabens gibt es bisher auch noch keine Fördermittel. Aber in dem Thema ist Bewegung; gerade hat die Bundesregierung ein Programm aufgelegt, aus dem unter anderem Geothermieanlagen gefördert werden können.

Was ist mit dem Trinkwasser?

Diese Frage wurde im Regionalrat gestellt, und sie taucht häufig auf, wenn es um so tiefe Eingriffe ins Erdreich geht. Tatsächlich scheiden einige Bereiche von Münster für Probebohrungen und Geothermieanlagen aus, weil sie Wasserschutzgebiete sind oder auf dem Münsterländer Kiessandzug (hier zu sehen unter „Grundwasser“) liegen, der wegen des Trinkwasserschutzes nicht perforiert werden darf. Wohnsiedlungen im Bereich des Kiessandzuges können deshalb nicht mit Hilfe von oberflächennaher Geothermie beheizt werden.

Wärme aus tiefen Erdschichten zu nutzen, könnte hier aber trotzdem möglich sein, sagt mir Ingo Schäfer auf Nachfrage. Die Trinkwasserreservoirs liegen 20 bis 30 Meter unter der Erdoberfläche. Sollten ausgerechnet hier in den tieferen Kalksteinschichten größere Thermalwasser-Vorkommen gefunden werden, könnten die Stadtwerke an einer anderen Stelle neben dem Kiessandzug den Boden aufbohren, weit unterhalb der Trinkwasserschicht abknicken und die Warmwasserquelle von der Seite aus anzapfen.

Was möglich ist: Ein Blick nach München

Lohnt sich ein solcher Aufwand denn überhaupt? Dazu schauen wir zum Schluss noch nach München, sozusagen Deutschlands Geothermie-Vorzeigestadt.

München und Orte in der Umgebung nutzen schon 26 Anlagen für die Wärme- und sogar Stromgewinnung; dazu zapfen die Stadtwerke München und ihre Partnerunternehmen Quellen in bis zu 4.200 Metern Tiefe an, in denen das Wasser bis zu 140 Grad heiß ist. Bis 2040 will die bayerische Hauptstadt ihre Fernwärme komplett aus sich erneuernden Energiequellen speisen, unter anderem durch Geothermie. Die soll schon Anfang der 2030er-Jahre ein Viertel des Fernwärmebedarfes abdecken; die Stadtwerke München wollen dafür eine Milliarde Euro in entsprechende Anlagen und die Infrastruktur investieren.

Ob die Bedingungen für solche Vorhaben in Münster genauso gut sind wie in München, müssen die nächsten Bodenuntersuchungen zeigen. Einige Erfahrungen aus dem Süden werden in jedem Fall in die weitere Planung in Münster einfließen: Mitarbeiter:innen der Stadtwerke waren laut Sprecherin Lisa Schmees schon im Juni in München, um sich dort zu informieren, und der Austausch soll weitergehen. (cbu)

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Korrekturen

Im RUMS-Brief am Dienstag haben wir kurz vor Schluss, im PS, aus Versehen in einem Link auf den falschen RUMS-Brief verwiesen. Wir haben das korrigiert.

Corona-Update

+++ Die Zahl der Corona-Fälle in Münster hat sich in anderthalb Wochen fast verdoppelt. Am heutigen Freitag meldete die Stadt 2.763 Fälle, am vergangenen Montag (26. September) waren es noch 1.217. Die Inzidenz wächst damit auf einen Wert von 552 (Neuinfektionen pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche).

+++ Das Intensivregister meldet vier Patient:innen mit Covid-Erkrankung, die auf der Intensivstation liegen. Eine Person muss beatmet werden.

+++ Kita-Kinder sollen künftig über einen Nasenabstrich auf Corona getestet werden, statt wie bisher mit einem Lollitest. Das kündigt das NRW-Familienministerium an. Die Nasenabstriche gelten als zuverlässiger. Aber keine Sorge: Kinder müssen das Teststäbchen nicht wie Erwachsene tief in die Nase stecken. Bei ihnen reicht ein Abstrich im vorderen Bereich. Eltern von Kita-Kindern bekommen pro Monat acht Selbsttests, alle weiteren müssen sie selbst zahlen.

+++ Wer braucht denn nun eine vierte Impfung? Thomas Mertens, der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, rät vor allem Menschen mit einem hohen Risiko einer schweren Erkrankung dazu, sich mit einem angepassten Impfstoff boostern zu lassen – also vor allem Menschen im Alter von über 60 Jahren, das sagte er gestern bei einer Pressekonferenz. Auch für Menschen mit einer Vorerkrankung oder Personal in medizinischen Einrichtungen sei es sinnvoll, sich ein viertes Mal impfen zu lassen. Hier geht es zu Impfterminen in Münster. (vpe)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Über 1.800 Studierende stehen auf der Warteliste des Studierendenwerks und müssen im Schnitt ein halbes Jahr auf eine Wohnung warten. (Antenne Münster)

+++ Die Mieten in Münster sind laut dem Deutschen Mieterbund Münster seit 2019 um etwa zwölf Prozent gestiegen und werden bis zum nächsten Jahr wohl noch einmal um mindestens zehn Prozent wachsen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Weil ihnen die Kohlensäure auszugehen droht, haben einige Brauereien aus Münster und der Region ihre Produktion gedrosselt. (Antenne Münster)

+++ Der neue grüne Schuldschein der Stadt (Green Bond) ist offenbar so begehrt, dass die Stadt statt 100 Millionen Euro jetzt 140 Millionen aufnimmt. (Stadt Münster)

+++ Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Münster fordert Shuttle-Services für Münsters Friedhöfe. (CDU-Faktion)

+++ Die Partnerstädte Münster und Enschede schenken sich gegenseitig jeweils eine Parkbank. (Stadt Münster)

+++ Zum 375. Jahrestag des „Westfälischen Friedens“ im nächsten Jahr will der Verein Bürgernetz dazu eine Enzyklopädie erstellen: ein „Friedenswiki“. (Friedenswiki Münster)

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Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Was am Wochenende los ist, hat Viktoria Pehlke für Sie in Erfahrung gebracht. Das hier sind ihre Empfehlungen.

+++ Bei der „Green World Tour“-Messe am Wochenende in der Mensa am Ring gibt’s nachhaltige Mode, Lebensmittel und Kosmetik zu sehen, außerdem finden Vorträge und eine Kleidertauschbörse statt. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, jeweils von 11 bis 18 Uhr. Eintritt: 3,50 Euro. Tickets und noch mehr Infos gibt es online.

+++ Die 38-jährige Afghanin Nasim Tajik hat vor zwei Jahren im Geflüchtetenlager Moria ein Feuer erlebt, das tausenden Menschen auch das Letzte nahm, was sie hatten. Die Regisseure Ole Jacobs und Arne Büttner haben sie begleitet und die Dokumentation Nasim gedreht. Am Sonntag zeigt das Cinema den Film. Nasim Tajik und die Regisseure werden da sein und im Anschluss Fragen beantworten. Karten gibt es hier.

+++ Morgen ist am alten Güterbahnhof an der Hafenstraße Fietsenbörse, wie immer am ersten Samstag im Monat von 10 bis 15 Uhr. Und falls Ihnen noch ein Argument fehlt, um zu kommen: Sie haben die Auswahl zwischen ungefähr 800 Rädern.

+++ Die Initiative Müllwandern Münster sammelt am Sonntag in der Innenstadt Müll. Das macht sie an jedem zweiten Sonntag im Monat, immer in unterschiedlichen Vierteln. Treffpunkt ist der Parkplatz an der Wasserstraße hinter dem Zwinger. Los gehts um 13 Uhr, das Ganze soll anderthalb Stunden dauern.

+++ Mit einer Finissage und Tanzperformance endet am Sonntag die Ausstellung Bewegte Skulpturen in der Ausstellungshalle am Hawerkamp. Beginn ist um 18 Uhr.

+++ Im Schlosstheater beginnt am Sonntag das 40. Kinderfilmfestival. Eine Woche lang zeigt das Kino Filme für Kinder aller Altersgruppen. Außerdem finden Workshops für Filmbegeisterte ab zehn Jahren statt und die Kinder können in der Kinderfilmfest-Redaktion mitarbeiten. Das Programm gibt es online.

Und zum Schluss noch ein Tipp von Ralf Heimann:

+++ Das Picasso-Museum zeigt seit dieser Woche eine Ausstellung über Fernande Olivier und Françoise Gilot, zwei Lebensgefährtinnen Pablo Picassos. Fernande Olivier wurde vom Künstler auf über 60 Werken abgebildet. Françoise Gilot, die vor einem Jahr ihren hundertsten Geburtstag feierte, ist selbst Künstlerin. Sie war die einzige Frau, die Picasso verließ, was der zum Anlass nahm, allen Galerien in Paris zu untersagen, ihre Werke auszustellen. Der WDR hat die Ausstellung in der Lokalzeit vorgestellt. Wenn Sie gleich hingehen möchten: Bis zum 22. Januar haben Sie noch Zeit, dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen zwischen 10 und 18 Uhr.

Am Dienstag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Herzliche Grüße
Constanze Busch

Mitarbeit: Sebastian Fobbe, Jan Große Nobis, Ralf Heimann, Viktoria Pehlke
Lektorat: Laura Badura

PS

Heute möchte ich Ihnen hier ein schönes neues Projekt verlinken, das auch ein bisschen mit RUMS zu tun hat. Das Magazin Medieninsider hat diese Woche den Lokalradar gestartet: Auf einer interaktiven Karte können Sie neue lokale Medien kennenlernen, die wie RUMS den Lokaljournalismus neu gestalten möchten. Wir freuen uns sehr, dass wir dabei sind. Klicken Sie sich doch mal durch.

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