Keine Konzerte, nirgends | Impf-Anmeldung für 80-Jährige | Spiele bestellen

Porträt von Constanze Busch
Mit Constanze Busch

Guten Tag,

neulich bin ich mit meiner Maske im Gesicht durch die Stadt und den Supermarkt gelaufen, bin den anderen Einkaufenden ausgewichen und wollte bloß schnell wieder nach Hause. Und dann habe ich mich auf einmal an diesen Abend im November 2019 erinnert, an die letzte richtig große Veranstaltung, die ich vor der viralen Heimsuchung erlebt habe. Es war ein Live-Hörspiel der „Drei Fragezeichen“, ein riesengroßer Spaß und eine ausdrückliche Empfehlung an Sie für dieses nebulöse „Später“, wenn solche Dinge wieder möglich sind. Ich hatte einen super Abend. Und die anderen 14.000 Menschen, die mit mir zusammen in der Kölnarena saßen, auch. 14.000. Und man fand das normal.

Heute würde ich für so einen Abend sehr hohe Summen hinblättern. Einfach nur für dieses Gefühl, zwischen anderen Leuten zu stehen, die auch alle auf die Show oder das Konzert warten und sich freuen, reden. Geht Ihnen das auch so? Wie toll wäre das? Es müssten auch nicht 14.000 Leute sein, einfach nur ein paar mehr als man selbst, man wird ja bescheiden.

Edina Hojas hat für RUMS Menschen getroffen, die solche Erlebnisse normalerweise möglich machen. Die Künstler:innen einladen und alles organisieren. Die dafür sorgen, dass die Bühne steht, wo sie stehen soll, dass jedes Kabel richtig verlegt und verbunden ist und überhaupt alles läuft.

Genau wie uns Zuschauer:innen fehlen den Veranstaltungs-, Bühnen-, Licht- und Tontechniker:innen die besondere Stimmung, die Begeisterung, die Spannung, der Jubel. Vor allem aber fehlt ihnen seit gut zehn Monaten ihr Einkommen. Die meisten Menschen, die in dieser Branche arbeiten, sind selbstständig. In der Corona-Krise bekommen sie kaum oder erst sehr spät finanzielle Unterstützung vom Staat, viele versuchen deshalb, anders über die Runden zu kommen. In unserem neuen RUMS-Beitrag erzählen sie, wie sie die Krise überbrücken und welche Hilfen und Lösungen sie sich als Soloselbstständige wünschen.

Viele Pflegekräfte in Münster lassen sich impfen

Sollen Pflegekräfte dazu verpflichtet werden, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen? Markus Söder hatte Anfang der Woche gefordert, eine solche Pflicht zumindest zu prüfen, weil die Impfbereitschaft unter Ärzt:innen und Pfleger:innen zu gering sei. Das Problem ist: Diese Annahme stimmt möglicherweise nicht, es gibt noch gar keine repräsentative Studie. Und auch Pflegekräfte, die sich tatsächlich nicht impfen lassen möchten, sind nicht unbedingt Impfskeptiker:innen, sagte die Pflegewissenschaftlerin Martina Hasseler dem Spiegel: Vielleicht wurden sie einfach noch nicht ausreichend informiert und fühlen sich deshalb unsicher. Oder es fehlt ihnen an Vertrauen, weil sie seit Monaten bis zur völligen Erschöpfung arbeiten müssen.

Wir haben versucht, uns ein Bild von der Situation in Münster zu machen, und drei große Träger von Alten- und Pflegeeinrichtungen gefragt. Die Sprecherin der Alexianer, Carmen Echelmeyer, schreibt uns, bisher seien Bewohner:innen und Personal in den drei stationären Pflegeeinrichtungen geimpft worden. Die Impfquote sei „erfreulich hoch“, in einigen Bereichen liege sie sogar über 90 Prozent. Ein flächendeckendes Stimmungsbild bei den übrigen Mitarbeiter:innen, die in den ambulant betreuten Wohneinrichtungen arbeiten, sei aber noch nicht abzulesen.

So ähnlich sieht es beim Caritasverband für die Diözese Münster aus. Sprecher Harald Westbeld schreibt, in mehr als 100 der insgesamt 205 Altenheimen sei schon geimpft worden. Die Impfquote liege im Durchschnitt bei 80 Prozent, in einzelnen Regionen sogar bei 85 bis 95 Prozent. Ende Januar will der Verband die Zahlen im Detail auswerten.

Bei der Diakonie Münster haben sich je nach Einrichtung bisher 70 bis 80 Prozent der Beschäftigten impfen lassen, so Sprecherin Andrea Lameck. „Einige Mitarbeitende lehnten die Impfung zunächst ab, weil sie abwarten wollten. Junge Frauen befürchteten, dass sie dadurch unfruchtbar werden könnten. Die Falschinformationen, die im Netz kursierten, wurden von sogenannten Corona-Leugner:innen und Kritiker:innen verbreitet. Dank der guten Aufklärung seitens der Ärzt:innen konnten wir bei vielen Mitarbeiterinnen die Bedenken ausräumen“, schreibt sie.

Dafür, dass die Impfung unfruchtbar machen könnte, gibt es übrigens keinerlei medizinische Belege oder Hinweise. Informationen dazu hat das Recherchenetzwerk Correctiv in diesem Faktencheck zusammengetragen.

In aller Kürze

+++ Noch eine Diskussion, nochmal Markus Söder, nochmal Pflicht: Ab Montag müssen in Bayern alle Menschen ab 15 Jahren, die einkaufen oder mit Bus und Bahn unterwegs sind, eine FFP2-Maske tragen. Diese schützen besser vor Infektionen als OP- oder Alltagsmasken. Es könnten allerdings ein paar Probleme auftauchen, zum Beispiel muss es überhaupt genug von diesen Masken geben und jede:r muss sie sich leisten können. Wer wenig Geld hat, soll fünf Exemplare gratis bekommen, doch damit kommt man ja nicht so lang aus.
Bisher sieht es nicht danach aus, dass Nordrhein-Westfalen mit der FFP2-Pflicht nachzieht. Die Stadt Münster schreibt in einer Pressemitteilung sogar, diese Masken sollten medizinischem Fachpersonal vorbehalten sein, für Bus, Bahn und Einkauf genügten Alltagsmasken. Falls Sie aber doch eine FFP2-Maske tragen möchten: Die FH Münster stellt in dieser Anleitung mehrere Möglichkeiten vor, wie Sie sie sicher mehrmals benutzen und dadurch Material (und Kosten) sparen können.

+++ Je länger der Lockdown, desto länger die Haare. Jedenfalls bei uns Menschen. Hunde dürfen schon bald wieder schnieke frisiert herumlaufen: Wie der WDR berichtet, hat das Verwaltungsgericht Münster im Eilverfahren einer Hundefriseurin aus Emsdetten Recht gegeben. Die Scherenkünstlerin hatte gegen die Schließung ihres Salons geklagt. Jetzt darf sie wieder öffnen, weil bei der Hunde-Übergabe 1,5 Meter Mindestabstand eingehalten werden können, so das Gericht. Ihr Honorar bekommt sie über eine Bank. Nicht per Überweisung, aber auch kontaktlos: Sie hat eine Dose auf eine Bank vor ihrem Salon gestellt, in die die Kund:innen das Geld werfen.

+++ Weil Schüler:innen im Moment nicht zur Schule fahren und weniger Pendler:innen unterwegs sind, stellen die Stadtwerke ab heute auf den Ferienfahrplan um. Die Schul- und Verstärkerbusse fahren bis auf Weiteres nicht mehr, die Linien 1 bis 34 aber im gewohnten 20-Minuten-Takt.

+++ Am Hit-Markt an der Geringhoffstraße 44 gibt es jetzt ein Drive-In-Corona-Schnelltestzentrum, berichtet Antenne Münster. Der Test kostet 35 bis 40 Euro, nach einer Stunde bekommen Sie das Ergebnis.

Korrekturen und Ergänzungen

+++ In meinem Brief am letzten Freitag hatte ich erwähnt, dass Eltern zusätzliche Kinderkrankentage bekommen, damit sie im verlängerten Lockdown ihre Kinder zuhause betreuen können. Jemand schrieb uns daraufhin in einer E-Mail, dass nur gesetzlich Versicherte das Kinderkrankengeld beantragen können, Privatversicherte jedoch nicht. Das ist richtig. Privatversicherte können aber für ihren Verdienstausfall eine Entschädigung beantragen, wenn – so wie jetzt – Schulen geschlossen werden und niemand anders ihre Kinder betreuen kann. Je Elternteil werden bis zu zehn Wochen lang 67 Prozent des Verdienstausfalls erstattet, maximal aber 2.016 Euro monatlich.

Bei der Betreuung von Kita-Kindern könnten Privatversicherte aber ein Problem bekommen. Wer gesetzlich versichert ist, kann die zusätzlichen Kinderkrankentage nämlich ausdrücklich auch dann in Anspruch nehmen, wenn die Kita zwar geöffnet ist, Eltern aber von staatlicher Seite dazu aufgefordert werden, ihre Kinder zuhause zu betreuen. Laut Pressestelle des Verbands der Privaten Krankenversicherung ist das bei Privatversicherten anders. Wenn Kinder grundsätzlich in der Kita betreut werden könnten, bestehe kein Anspruch auf eine Entschädigung, auch wenn das Kind zuhause bleibt.

Beamt:innen (also zum Beispiel Lehrer:innen), die beihilfeberechtigt sind, haben grundsätzlich keinen Anspruch auf die Entschädigung. Sie können stattdessen bezahlten Sonderurlaub beantragen, und zwar für bis zu 34 Arbeitstage pro Jahr.

+++ Und noch eine Ergänzung zum RUMS-Brief vom Dienstag: Darin hatten wir über die Unwörter des Jahres berichtet, dabei aber gar nicht erwähnt, warum eines dieser beiden Wörter zum Unwort wurde. Das wollen wir schnell nachholen. Es geht um die „Rückführungspatenschaften“. Das ist ein Begriff, den die EU-Kommission sich überlegt hat. Er bezeichnet eine von zwei Möglichkeiten, zwischen denen EU-Länder wählen können, um andere Länder zu entlasten, in denen die Flüchtlinge ankommen. Die übrigen Länder sollen selbst Flüchtlinge aufnehmen. Das ist die eine Möglichkeit. Länder wie Polen und Ungarn wollen das aber nicht. Sie sollen anders helfen können – indem sie bei der Abschiebung helfen. Hier von Patenschaften zu sprechen, verkehrt die eigentliche, positive Wortbedeutung allerdings ins Gegenteil. Vielen Dank an Florian Tenk für den Hinweis.

Corona-Update

Die Stadt hat seit Dienstag sechs neue Todesfälle gemeldet. Zwei Frauen (92, 73) und drei Männer (89, 83, 83 Jahre alt) sind an Covid gestorben, zur sechsten verstorbenen Person hat die Stadt keine Angaben gemacht. Aktuell gelten 588 Menschen aus Münster als infiziert. 86 von ihnen liegen im Krankenhaus, davon 17 auf der Intensivstation. Zwölf Menschen werden beatmet.

Etwa 16.000 Münsteraner:innen, die mindestens 80 Jahre alt und noch nicht geimpft sind, bekommen jetzt Post und können sich ab dem 25. Januar online oder telefonisch für einen Termin im Impfzentrum anmelden. Und schon ab dem 18. Januar sollen auch die Krankenhäuser in Münster Impfstoff bekommen. Als erstes werden die Mitarbeiter:innen geimpft, die auf den Intensivstationen und in der Notaufnahme arbeiten oder besonders gefährdete Patient:innen versorgen.

Unbezahlte Werbung

Man muss ja nicht immer nur Essen bestellen. Warum nicht zwischendurch auch mal ein Brettspiel? Das geht nicht nur bei großen Online-Versandhändlern, sondern auch bei einigen kleineren Läden, zum Beispiel beim Geschäft Spielkultur an der Frauenstraße. Man muss es allerdings abholen. Aber das ist ja ein ganz guter Grund, zwischendurch das Haus zu verlassen. Das Ganze funktioniert so: Spiel bestellen, zum Beispiel per E-Mail, in der Woche zwischen 12 und 18 Uhr abholen, samstags zwischen 10 und 16 Uhr, an der Tür mit Karte zahlen, Spiel mitnehmen. Gar nicht so schwer.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

+++ Ein Hinweis auf einen Online-Vortrag am Montag, falls Sie sich für Religion und Philosophie interessieren: Matthias Schleiff, Philosoph und promovierter Theologe, hat sich in seiner von der Uni Münster prämierten Dissertation mit der Frage beschäftigt, ob sich die Existenz eines Schöpfers beweisen lässt. In seinem Vortrag erklärt er, warum Gott seiner Meinung nach keineswegs tot ist, sondern mit der modernen Physik erst wieder ins Spiel kommt. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr. Teilnehmen können Sie über die Videokonferenz-Software Zoom (Meeting-ID: 976 3820 4654, Passwort: 906743).

+++ Wenn Sie die Netflix-Serie „The Crown“ mögen, dann schauen Sie sich doch auch mal diese Arte-Doku über die französische Königin Marie Antoinette (richtig: die, die das mit dem Kuchen nicht gesagt hat) und das Schloss Versailles an. In Schauspiel-Szenen und Interviews mit Wissenschaftler:innen erzählt der eineinhalbstündige Film Spannendes über den Alltag am Hof, zum Beispiel über Ankleide-Rituale und öffentliche Geburten. Und Sie können sich anschauen, wie der „Hameau de la Reine“ („Der Weiler der Königin“) wieder aufgebaut wird: ein kleines bäuerliches Dorf auf dem Schlossgelände, das Marie Antoinette entworfen und in das sie sich zwischendurch zurückgezogen hat. Und hier schon ein Tipp für die Zeit nach Corona: Man kann das Dörfchen auch besichtigen.

+++ Reise-Inspiration gibt es auch in diesem ganz aktuellen ZDF-Film über Schottland. Das Beste daran: Es geht nicht um Kilts oder Loch Ness. Stattdessen lernen Sie eine junge Frau kennen, die in den Highlands als Jägerin arbeitet, und einen ehemaligen Air Force-Piloten, der auf den Shetland-Inseln einen Weltraumbahnhof bauen will. Um den Brexit geht es auch, der in dem wunderbaren Land viele Menschen umtreibt.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann wieder. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende, passen Sie auf sich auf.

Herzliche Grüße

Constanze Busch

PS

Wir hatten es vor einiger Zeit schon einmal erwähnt: Die Bundesregierung plant, Zeitungs- und Zeitschriftenverlage mit insgesamt 220 Millionen Euro auf dem Weg zu digitalen Geschäftsmodellen zu unterstützen. RUMS hat zusammen mit anderen digitalen Medienunternehmen einen Verband gegründet, der sich dafür einsetzt, dass ein Teil der Fördersumme auch an Online-Medien ausgezahlt wird. In diesem Beitrag des Deutschlandfunks erklärt unser Gesellschafter Christian Humborg, warum er die Pläne der Bundesregierung für Wettbewerbsverzerrung hält.

Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Wir haben Ihnen diesen Artikel kostenlos freigeschaltet. Doch das ist nur eine Ausnahme. Denn RUMS ist normalerweise kostenpflichtig (warum, lesen Sie hier).

Mit einem Abo bekommen Sie:

  • 2x pro Woche unsere Briefe per E-Mail, dazu sonntags eine Kolumne von wechselnden Autor:innen
  • vollen Zugriff auf alle Beiträge, Reportagen und Briefe auf der Website
  • Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen: Die ersten 6 Monate zahlen Sie nur einen Euro.

Wir freuen uns sehr, wenn wir Sie ab heute in der RUMS-Community begrüßen dürfen!

Mehr zum Thema lesen:

Bitte melden Sie sich an, um zu kommentieren.
Anmelden oder registrieren