Münster bekommt einen Pop-up-Radweg | Mobilitätswende | Griechische Tapas

Porträt von Constanze Busch
Mit Constanze Busch

Guten Tag,

im ersten Lockdown vor rund einem Jahr waren weniger Menschen als sonst mit Bussen und Bahnen unterwegs, weil sie fürchteten, sich in den engen Waggons mit dem Coronavirus anzustecken. Stattdessen stiegen viele aufs Fahrrad um – und in vielen Städten wurde es auf den Radwegen zu eng, oder Radfahrer:innen mussten auf der Straße fahren, weil es gar keinen Radweg gab. Berlin, München, Stuttgart, Düsseldorf und andere Städte richteten deshalb sogenannte Pop-up-Radwege ein: eigene Spuren für Fahrräder, die durch Warnbaken oder gelbe Markierungsstreifen von der übrigen Fahrbahn abgegrenzt werden. Viele davon sind inzwischen wieder verschwunden, in Berlin dürfen sie erst einmal bleiben.

Münster soll nun auch einen Pop-up-Radweg bekommen, und zwar an der Grevener Straße. Das Ratsbündnis aus Grünen, SPD und Volt wird in der Ratssitzung am nächsten Mittwoch beantragen, dass im Abschnitt zwischen Melchersstraße und Ring vorübergehend eine Spur für Fahrräder eingerichtet wird. Im Januar wurde auf diesem Straßenabschnitt eine Radfahrerin bei einem Unfall schwer verletzt, schreibt das Bündnis im Antrag. Das Radfahren soll so sicherer werden als bisher. Zu diesem Zweck soll die Verwaltung außerdem den Abschnitt zwischen Steinfurter Straße und Ring zur Tempo-30-Zone machen.

Erst der Pop-up-Radweg, dann ein neues Konzept

Der Pop-up-Radweg soll so lange bestehen bleiben, bis demnächst die Kanalbaumaßnahmen an der Grevener Straße beginnen. Danach wünscht sich das Bündnis ein umfassenderes Konzept für den Straßenabschnitt, mit mehr Raum für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen und weniger Straße. Die Verwaltung soll dazu auch Ideen von Bürger:innen sammeln und aufnehmen.

Es geht also los mit der Mobilitätswende, nicht nur an der Grevener Straße. Vor Kurzem hat schon der Verkehrsausschuss einiges beschlossen, das den Verkehr in und um Münster langfristig nachhaltig verändern dürfte. Ann-Marlen Hoolt hat für Sie die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und erklärt.

3.000 neue Fahrradstellplätze pro Jahr

Fahrräder sollen nicht nur auf der Straße, sondern auch am Straßenrand mehr Platz bekommen. Stadtbaurat Robin Denstorff hatte dem Ausschuss ein „1.000-Fahrradstellplätze-Programm“ vorgeschlagen. Die Idee ist einfach: Auto-Parkplätze werden umgewandelt in Stellflächen für Fahrräder. Um Platz für 1.000 Räder zu schaffen, müssten etwa 100 Stellplätze für Autos weichen, heißt es in der Beschlussvorlage. Das Ratsbündnis hat die Zielvorstellung für das Projekt noch einmal aufgestockt: Nicht 1.000, sondern gleich 3.000 neue Fahrradstellplätze sollen in der Innenstadt und in den umliegenden Quartieren entstehen. Das heißt auch, dass dafür gleich dreimal so viele Autostellplätze umgewandelt werden müssen, also 300.

Und zwar pro Jahr: Während in der Verwaltungsvorlage nur von einem „Zielwert von 1.000 neuen Fahrradstellplätzen“ die Rede war, erhöhten die Koalitionsparteien gleich auf einen jährlichen Zuwachs von 3.000 Plätzen (in Form von 1.500 Anlehnbügeln für je zwei Räder). Wo die Fahrradbügel aufgestellt werden sollen, steht noch nicht fest, die Stadtverwaltung sucht geeignete Flächen. Sie können dafür online Vorschläge einreichen, mitsamt einem Foto des vorgeschlagenen Standorts.

Neues Parkraumkonzept

In der Innenstadt einen freien Parkplatz fürs Auto zu finden, wird durch diese Umverteilung nicht einfacher werden (das ist natürlich Teil der Idee). Und schon jetzt ist der sogenannte ruhende Verkehr ein Problem, wie die Stadtverwaltung in dieser Beschlussvorlage schreibt: Parkende Autos seien oft ein Sicherheitsrisiko, etwa weil sie Geh- und Radwege oder Feuerwehrzufahrten blockieren. Darüber hinaus verursachten Autos bei der Parkplatzsuche Lärm und stießen CO2 und andere Schadstoffe aus.

Das aktuelle Parkraumkonzept der Stadt Münster stammt noch aus dem Jahr 2003. Die Verwaltung soll nun ein neues erarbeiten, unter anderem mit dem Ziel, „Nutzungskonflikte zwischen parkenden Kfz und Radfahrer*innen sowie Fußgänger*innen zu reduzieren“, schreibt das Ratsbündnis in seinem Änderungsantrag. Im Herbst soll die Verwaltung dem Verkehrsausschuss ihren Entwurf vorlegen.

Münsterland-S-Bahn nicht vor 2035

Bis es mit der Münsterland-S-Bahn vorangeht, wird es wohl deutlich länger dauern. Vor ein paar Wochen hatten wir das Projekt hier schon ausführlich vorgestellt. Noch einmal kurz zusammengefasst: Die S-Bahn soll die Bahnverbindungen zwischen Münster und den Orten im Münsterland verbessern, es sollen mehr Züge in engerer Taktung fahren. Außerdem sollen einige neue Bahnhaltepunkte entstehen. Und das Beste: Die S-Bahn soll eigentlich schon ab 2030 durch die Region rollen.

Wir hatten vor ein paar Wochen mit Menschen gesprochen, die dieses Ziel für sehr ehrgeizig, wenn nicht sogar unmöglich halten. Und tatsächlich hat sich diese Ahnung jetzt bestätigt. Der Geschäftsführer des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) Joachim Künzel erklärte im Verkehrsausschuss, dass es wohl bis 2035 dauern werde, bis das Projekt in Gänze umgesetzt sei. „Die Zahl hört sich erstmal sehr weit weg an, aber das Projekt findet sich aktuell noch. Wir können noch nicht genau sagen, wie lange alles dauern wird“, sagte uns NWL-Sprecher Knut Germann auf Nachfrage. „Die Kapazitäten der Gleisstrukturen müssen ausgebaut werden, das geht nicht einfach so. Die S-Bahn Münsterland ist ein Großprojekt, da muss man die Perspektive weiter spannen.“ Wir wollen nicht pessimistisch sein, aber das klingt so, als wäre auch 2035 immer noch ein ambitioniertes Ziel.

Langfristig denken muss man auch bei der WLE-Trasse zwischen Münster und Sendenhorst. Der Verkehr auf der Strecke soll bis 2025 reaktiviert werden, ursprünglich hatte das Projekt zwei Jahre eher fertig sein sollen. Der Verkehrsausschuss hat der Planung zur WLE-Reaktivierung zugestimmt. In der kommenden Woche wird der Rat darüber entscheiden.

Bahnhaltepunkt beim Preußen-Stadion: Standort gesucht

Und gleich noch etwas zum Thema Bahn: Im Ausschuss war auch der neue Haltepunkt Thema, der im Bereich des Geistviertels in der Nähe des Preußen-Stadions gebaut werden soll. Die Stadt hatte dazu eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Vier Standorte sind im Gespräch und laut Gutachten möglich: Am Düesbergweg im Geistviertel, an der Schienenstrecke zwischen Münster und Lünen in Berg Fidel, an der Siemensstraße östlich der Hammer Straße und am Gleisdreieck Robert-Bosch-Straße. Die genauen Standorte können Sie sich auf einer Karte in der Beschlussvorlage anschauen. Zu den Standorten werden jeweils verschiedene Untervarianten aufgeschlüsselt, von denen nicht alle mit dem ursprünglichen Plan für die S-Bahn Münsterland kompatibel sind. Sie liegen an verschiedenen Bahnstrecken. Wo ein Haltepunkt am sinnvollsten ist, soll jetzt eine Potenzialanalyse klären, die unter anderem die mögliche Nachfrage ermitteln soll. Der Ausschuss hat dafür 100.000 Euro freigegeben.

Neue Untersuchung zur B51

Der vierspurige Ausbau der B51 zwischen Münster und Telgte ist schon lange ein Streitthema, und auch dazu soll jetzt ein neues Gutachten her. Der sechs Kilometer lange Streckenabschnitt soll sicherer und leistungsfähiger werden, plant der Landesbetrieb Straßen.NRW. Der hatte 2018 ein Gutachten in Auftrag gegeben, um zu untersuchen, wie sich der Verkehr zwischen Münster und Telgte in den kommenden Jahren entwickeln könnte. Das Ergebnis: Bis 2030 seien auf dem Streckenabschnitt bis zu 35.000 Fahrzeuge zu erwarten, davon etwa 2.300 Schwerlastfahrzeuge. Das Gutachten empfiehlt den vierspurigen Ausbau der B51, nur so könne die Stadt dem erwarteten Verkehrsaufkommen gerecht werden.

Inzwischen habe Straßen.NRW seine Prognose leicht nach unten korrigiert, so steht es in der Beschlussvorlage. Aus Sicht der Verwaltung Anlass genug für eine neue Untersuchung, die das mögliche Verkehrsaufkommen auf der Strecke über das Jahr 2035 hinaus einschätzen soll. Dabei sollen auch umweltfreundliche Verkehrsalternativen – die Münsterland-S-Bahn, Velorouten, Schnell- und Regionalbusse – stärker berücksichtigt werden. Auch die Auswirkungen des B51-Ausbaus auf den Münsteraner Stadtverkehr sollen untersucht werden. Kostenpunkt für das neue Gutachten: 50.000 Euro.

In aller Kürze

+++ Im Jahr 2020 waren wegen der Corona-Pandemie weniger Menschen mit dem Auto unterwegs. Deshalb gab es auch deutlich weniger Verkehrsunfälle, wie die Polizei mitteilt: In der Stadt ging die Zahl der Unfälle um mehr als 15 Prozent zurück, auf den Autobahnen rund um Münster sogar um mehr als 21 Prozent. Laut Polizei sind gleichzeitig immer mehr Menschen vom Fahrrad aufs Pedelec umgestiegen. Das hat leider auch zu deutlich mehr Unfällen mit diesem Verkehrsmittel geführt: 138 wurden registriert, 49 mehr als im Jahr 2019.

Korrekturen und Ergänzungen

Im RUMS-Brief am Dienstag haben wir uns mit den kostenlosen Schnelltests beschäftigt, die seit dieser Woche möglich sind. Dazu kamen noch Fragen. Hier einige Ergänzungen, falls Ihnen das alles noch nicht so klar geworden ist. Die Stadt führt eine ständig aktualisierte Liste mit allen Testzentren, Arztpraxen oder Apotheken, bei denen Sie sich kostenlos testen lassen können. Dazu rät sie: Wenn Sie Symptome haben, lassen Sie sich einen Termin in einer Arztpraxis geben. Und nur zur Sicherheit: Dort können Sie sich auch ohne Symptome testen lassen. Was am Dienstag nicht so klar wurde: In den Testzentrum am Hawerkamp und am Hit-Markt können Sie sich laut Stadt kostenlos testen lassen, aber auch weiterhin gegen Geld, wenn Sie mehr als einen Test pro Woche machen lassen möchten. Dazu noch ein Hinweis, der ebenfalls wichtig ist: Es gibt einen Unterschied zwischen kostenlosen Schnelltests und Selbsttests für zu Hause. Bei einem positiven Schnelltest in einem Testzentrum, einer Arztpraxis oder einer Apotheke, folgt anschließend ein PCR-Test, der noch genauer ist. Bei einem positiven Selbsttest zu Hause wird ebenfalls empfohlen, noch einen PCR-Test machen zu lassen. Darum müssten Sie sich dann aber selbst kümmern.

Corona-Update

Wie überall breitet sich auch in Münster die britische Virus-Mutation weiter aus. 123 Infektionen seien aktuell bekannt, meldet die Stadt, insgesamt gelten heute 256 Menschen als infiziert. 23 von ihnen werden im Krankenhaus behandelt, davon vier auf der Intensivstation. Drei Menschen werden beatmet. Die gute Nachricht: Seit zwei Wochen wurde kein Todesfall mehr gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz (gemeldete Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:innen in einer Woche) liegt heute bei 43,8.

Unbezahlte Werbung

Ob und wann wir in diesem Jahr Reisepläne machen können, ist ja leider immer noch kaum abzusehen. Deshalb empfehlen wir heute mal wieder einen kulinarischen Kurzurlaub: Bei Yassas am Niedersachsenring (Ecke Piusallee) bekommen Sie donnerstags bis sonntags jeweils von 18 bis 21 Uhr leckere griechische Tapas. Auf der Speisekarte stehen Klassiker wie gefüllte Weinblätter, Tzatziki und Fetakäse im Teigmantel, dazu können Sie gegrillte Fleischspieße, Gemüse und Salate aussuchen. Wenn Sie viel Hunger haben oder sich zwischen den vielen Kleinigkeiten nicht entscheiden können, bekommen Sie auch einen Grill- oder Fischteller.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

+++ Allmählich erwacht in der Stadt wieder das kulturelle Leben. Kleine Erinnerung, wir hatten es schon geschrieben: Das Picasso-Museum öffnet ab morgen wieder, Sie können dort die Ausstellung „Picasso/Miro eine Künstlerfreundschaft“ besichtigen.Dazu müssen Sie aber vorab Tickets für einen festen Zeitraum buchen, in dem Sie das Museum dann besuchen dürfen. Und zwar hier.

+++ Unter dem Motto „Solidarität.Grenzenlos“ beginnen am nächsten Montag die Anti-Rassismus-Wochen in Münster. Bis zum 28. März laden das Kommunale Integrationszentrum, Vereine, Bildungseinrichtungen und verschiedene Initiativen zu Diskussionsveranstaltungen und Workshops ein. Für einige davon müssten Sie sich ein paar Tage vorher anmelden. Wenn das Thema Sie interessiert, schauen Sie also am besten direkt ins Programmheft. Und wenn Sie sich schon einmal einstimmen und informieren möchten: Meine Kollegin Johanne Burkhardt empfiehlt diese Zeitschrift der Bundeszentrale für politische Bildung. Sie können das Heft kostenlos bestellen oder direkt herunterladen.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ann-Marlen Hoolt. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende, passen Sie weiter gut auf sich auf.

Herzliche Grüße

Constanze Busch

Mitarbeit: Johanne Burkhardt, Ann-Marlen Hoolt

PS

Eine Flagge in Schwarz, Weiß und Rot, woran denken Sie da? Ein Mann aus Bochum hat gestern eine solche in seiner Nachbarschaft erspäht und wurde unruhig, die Farben verheißen ja normalerweise nichts Gutes. Er schickte ein Foto an die Polizei, die aber schnell Entwarnung geben konnte, wie der WDR berichtet: Auf dem Stoff waren keine rechtsradikalen Symbole abgebildet. Star-Trek-Begeisterte hatten die Flagge der Klingonen gehisst, ein weißer Kreis auf rotem Untergrund, in dem Kreis eine Art schwarzes Dreieck. Sie merken schon, ich habe es nicht so mit Star Trek, ich hätte auch die Polizei gerufen. Beim Star-Wars-Quiz schneide ich dafür meistens ziemlich gut ab.

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