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Zeichen für den Frieden | Die Omikronwelle in den Schulen | Hilfe für die Ukraine
Guten Tag,
ehrlich gesagt, fällt es mir heute schwer, diesen Brief an Sie anzufangen. Ich habe mich seit Anfang der Woche mit einem anderen Thema für diesen Newsletter beschäftigt, es recherchiert und dazu telefoniert. Die Ergebnisse stelle ich Ihnen weiter unten vor. Denn es geht um ein Thema, das gerade den Alltag vieler Menschen in der Stadt prägt.
Aber wahrscheinlich geht es Ihnen auch so: Der Krieg in der Ukraine überschattet heute alles, ich komme in Gedanken ständig darauf zurück. Es fühlt sich so unwirklich an, dass im Donbass, in Kyjiw und Lwiw Schüsse fallen, Panzer fahren und Menschen sterben. Der Krieg wirkt, als sei er weit weg, aber das ist nicht so: Zwischen Münster und Kyjiw liegen rund 1.700 Kilometer. Fast genauso weit entfernt ist Neapel, Spaniens Hauptstadt Madrid liegt sogar noch weiter weg. Es macht traurig, hilflos und wütend.
Einige Menschen in Münster bangen um ihre Familien und Freund:innen in der Ukraine. Da ist zum Beispiel Olga S. Die 84-jährige Ukrainerin war zufällig in Münster, als der Krieg in ihrer Heimat ausbrach. Denn eigentlich wollte sie hier nur ihre Tochter besuchen, wie sie den Westfälischen Nachrichten erzählt hat. Und dann sind da auch Maxim und Maria. Der Ukrainer und die Russin haben dem WDR in der Lokalzeit von ihren Sorgen und Ängsten berichtet. Maxim versucht, den Kontakt zu seiner Familie aufrecht zu halten, um sie hat er pure Angst. Maria hingegen meidet ihre Familie in Russland zurzeit. Ihre Verwandten schauen anders auf den Krieg in der Ukraine, den Maria ablehnt.
Auch unsere Kolumnistin Marina Weisband teilt ihre Sorgen öffentlich. Die gebürtige Ukrainerin schreibt auf Twitter: „Meine Familie ist in Kiew. Mit Kindern. Ich kann im Moment nichts tun, als für die Sicherheit der Menschen zu beten…“
Zu einem Friedensgebet haben sich gestern Abend auch Christ:innen aus Münster getroffen, die katholische und die evangelische Kirche hatten zu dem ökumenischen Abend in die Überwasserkirche eingeladen. Gleichzeitig fanden auch in der Stadt erste Kundgebungen statt. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist:innen (VVN-BdA) organisierte vor dem Rathaus eine spontane Friedensmahnwache. Heute demonstrierten am späten Nachmittag viele Bürger:innen und auch Vertreter:innen von CDU, Grünen, SPD und FDP vor dem Rathaus. Morgen soll ab 11 Uhr an selber Stelle eine weitere Friedenskundgebung stattfinden, die die Deutsche Friedensgesellschaft Münster, die Friedenskooperative und Pax Christi veranstalten.
Am Mittwoch hatten viele Menschen noch gehofft, der Krieg könnte sich im letzten Moment noch abwenden lassen. Oberbürgermeister Markus Lewe und seine Amtskollegin Katharina Pötter (CDU) aus Osnabrück entzündeten im Friedenssaal des Rathauses eine Kerze als Symbol dieser Hoffnung.
Inzwischen haben Bund, Länder und auch die Städte begonnen, Hilfe für die Menschen vorzubereiten, die der Krieg direkt trifft. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk haben sich schon 100.000 Ukrainer:innen auf den Weg gemacht, um in anderen Regionen ihres Heimatlandes Schutz zu suchen. Wie viele Menschen versuchen werden, in andere Länder zu fliehen, weiß noch niemand. Aber laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser laufen längst Vorbereitungen, um die Nachbarländer der Ukraine bei der Aufnahme und Versorgung von Geflüchteten zu unterstützen. Und auch deutsche Städte stellen sich darauf ein, Flüchtende aufzunehmen, so sagte es Markus Lewe in seiner Funktion als Städtetagspräsident. Die münsterschen Grünen und Volt haben dieses Signal in Pressemitteilungen begrüßt und bekräftigt, dass auch Münster helfen müsse.
Wann und wie das passieren könnte, ist noch völlig ungewiss. Aber wir werden Ihnen hier sicher noch einmal davon schreiben.
Wie es den Schüler:innen in Münster geht
Für heute beschließen wir den Ausblick und schauen wieder nach Münster. Ich hatte es oben schon angekündigt: Ich habe mich in dieser Woche mit einem Thema beschäftigt, das viele Menschen betrifft, auf vielschichtige Weise auch ihre Gesundheit. Wir schauen darauf, wie die Omikronwelle den Alltag der Kinder und Jugendlichen beeinflusst und wie es ihnen damit geht.
Fragt man Jugendliche heute, wie gerne sie zur Schule gehen, hört man recht ernste Töne. Lorenzo Peuser, 16 Jahre alt und Schüler des Schillergymnasiums im Kreuzviertel, ging eine Zeit lang mit einem mulmigen Gefühl zur Schule. Seit vielen Monaten heißt es da: Maske tragen, Abstand halten und vor Unterrichtsbeginn erst einmal testen. Das ist jedes Mal aufs Neue ein Moment der Anspannung. „Ich frage mich immer wieder, ob nicht doch plötzlich ein zweiter Strich auf dem Test erscheint“, sagt Lorenzo. Einen unbeschwerten Alltag erleben Jugendliche im dritten Pandemiejahr längst nicht mehr.
Höchste Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen
Schon zweimal musste Lorenzo in Quarantäne, weil er Kontakt zu infizierten Mitschüler:innen und Lehrkräften hatte. Während der Quarantäne konnte er nur bedingt am Unterricht teilnehmen. Seine Freund:innen schalteten ihn per Videoanruf ins Klassenzimmer, einige seiner Lehrer:innen stellten ihm Lernmaterial zur Verfügung. Dabei war aber die vielzitierte Eigenverantwortung gefragt: Organisieren musste Lorenzo einen großen Teil selbst.
Vor dieser Herausforderung standen zuletzt insgesamt 1.457 Schüler:innen in Münster. Sie konnten laut NRW-Schulministerium nicht am Präsenzunterricht teilnehmen, weil sie selbst an Covid-19 erkrankt oder als Kontaktpersonen in Quarantäne waren.
Das Schulministerium fragt diese Zahlen seit Ende August 2021 wöchentlich bei den Schulen ab. Und seit Anfang des Jahres lässt sich an der Übersicht die Ausbreitung der sehr ansteckenden Omikron-Variante auch in den Schulen ablesen. In der letzten Woche vor den Weihnachtsferien fehlten 276 Schüler:innen pandemiebedingt, am 9. Februar konnten über 2.000 Kinder und Jugendliche nicht am Präsenzunterricht teilnehmen.
Die rasante Ausbreitung lässt sich auch an einer anderen Zahl ablesen: der Sieben-Tage-Inzidenz. Sie ist in Münster, aber auch bundesweit, bei Kindern und Jugendlichen am höchsten. So meldeten die Westfälischen Nachrichten gestern, dass in Münster inzwischen zwar weniger Corona-Neuinfektionen in den Altersklassen von 0 bis 11 und von 12 bis 17 Jahren registriert werden. Allerdings ist die Wocheninzidenz in diesen Altersgruppen mit jeweils um die 2.000 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:innen in den vergangenen sieben Tagen immer noch am höchsten. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Sieben-Tage-Inzidenz in Münster lag gleichzeitig bei knapp 1.200.
Die Grenzen der Belastung
Eine schwierige Situation für die Kinder und Jugendlichen, die im Schulalltag ständig einem sehr hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Gegen diese Unsicherheit formiert sich inzwischen Protest. Eine Gruppe von Schülervertreter:innen aus ganz Deutschland hat eine Petition mit dem Titel #WirWerdenLaut ins Leben gerufen. Die Schüler:innen kritisieren, dass sie sich seit Beginn der Pandemie an die Maßnahmen hielten, aber nun in der Omikronwelle nicht ausreichend geschützt würden. „Wir haben unsere Belastungsgrenze erreicht“, heißt es im Petitionstext, mit dem sich die Initiator:innen und über 140.000 Unterzeichner:innen an Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Kultusministerkonferenz-Präsidentin Karin Prien (CDU) und die Ministerpräsident:innen der Länder wenden.
Die beiden größten Kritikpunkte der Schüler:innen: Ihre psychische und körperliche Gesundheit habe unter der Pandemie und der großen Unsicherheit gelitten, und die Schulen böten noch immer keinen ausreichenden Schutz vor Ansteckungen. Der Kauf von Luftfiltern, das Aussetzen der Präsenzpflicht oder die Digitalisierung in den Schulen würden verschleppt oder gar ignoriert, schreibt die Initiative.
Lorenzo Peuser sieht das ähnlich. Er vertritt den Jugendrat Münster im Ausschuss für Schule und Weiterbildung und wundert sich, wie selten die Coronapandemie dort Thema ist. Die Maßnahmen findet er „ausbaufähig“, wie er es diplomatisch formuliert. An Lorenzos Schule gelte zwar überall die Maskenpflicht, aber Luftfilter seien beispielsweise eine „Rarität“. Die Alternative heißt dann: Fenster auf und Winterjacke an. Für manche Entscheidungen zeigt er kein Verständnis: „Eine Zeit lang haben die Schulen den Unterrichtsbeginn um 25 Minuten nach hinten verschoben. Dadurch waren die Schulbusse deutlich leerer. Warum hat man das wieder rückgängig gemacht?“
Neue Maßnahmen – alte Kritik
Das ist aber nicht die einzige Rolle rückwärts. Schulministerin Yvonne Gebauer von der FDP kündigte vor gut einer Woche neue Testregeln für die Schulen an. Diese gelten ab Montag:
- In den Räumen und auf dem Gelände der Schulen soll weiterhin 3G gelten. Anders als bisher besteht für geimpfte und genesene Schüler:innen, Lehrer:innen und andere Schulbedienstete ab Montag keine Testpflicht mehr. Sie können sich freiwillig testen.
- In den Grundschulen werden außerdem die PCR-Pooltestungen abgeschafft (Ausnahme: Förderschulen). Stattdessen kommen Antigen-Schnelltests zum Einsatz. Das soll die Labore in NRW entlasten.
- Die Tests müssen vor Unterrichtsbeginn gemacht werden. Damit überträgt das Ministerium den Eltern der Grundschüler:innen die Verantwortung fürs Testen. Sie müssen schriftlich bestätigen, dass sie dreimal pro Woche einen Test mit ihren Kindern durchgeführt haben. Die Idee dahinter: Sollte ein Test positiv ausfallen, können die Eltern alles Weitere in die Wege leiten und die Infektion wird nicht in die Schule getragen.
- Von diesem Verfahren dürfen die Schulen aber abweichen. Sie dürfen weiterhin in der Schule testen, wenn sie wollen.
- Für die Grundschulen soll außerdem ein Entlastungs- und Unterstützungsprogramm kommen, unter anderem mit Supervision und Coaching, mehr Geld für unterstützendes Personal und mehr Flexibilität für die Vergleichsarbeiten in Klasse 3. Für all das gibt das Schulministerium rund 9,5 Millionen Euro aus.
Die Lehrer:innengewerkschaft GEW in Nordrhein-Westfalen unterstützt diese neuen Maßnahmen im Großen und Ganzen. Das Bildungsministerium habe den Ernst der Lage erkannt und entlaste die Mitarbeiter:innen an den Schulen, indem es die Testverantwortung an die Eltern überträgt. Aber: Der Wegfall der sicheren PCR-Tests verringere den Infektionsschutz, auch Grundschulkinder gehörten aufgrund der niedrigen Impfquote zu den vulnerablen Gruppen, kommentiert die GEW in einem Statement. Hinzu kommt, dass viele Schnelltests die Omikron-Variante schlechter erkennen als die bisher eingesetzten PCR-Lollitests.
Ganz zu schweigen von den praktischen Problemen der neuen Testregeln: Falls nach positiven Schnelltests keine PCR-Tests mehr gemacht werden, dürfte die Inzidenz in diesen Altersgruppen kleiner aussehen, als sie in Wirklichkeit ist. Denn Schnelltests werden in der Statistik bisher nicht berücksichtigt. Und was ist, wenn Eltern schriftlich bestätigen, dass sie ihre Kinder getestet haben, aber es in Wirklichkeit gar nicht getan haben?
Die Sorgen der Eltern
Bedenken, die auch Cornelia Beeking und Lydia Lüttich-Jaspers umtreiben, beide sind Mütter von Grundschulkindern. Und Beeking hat als Kinder- und Jugendtherapeutin auch noch eine andere Perspektive darauf, wie das Infektionsgeschehen das Leben der jungen Menschen beeinflusst. Sie sehe bei ihrer Arbeit, wie sehr die Pandemie Familien belaste und dass psychische Probleme wie Depressionen, Angst- oder Essstörungen bei ihren Patient:innen trotz Präsenzunterricht weiterhin häufig auftreten, sagt sie im Interview. Zusammen mit der Rechtsanwältin Lüttich-Jaspers setzt sie sich für mehr Infektionsschutz an den Schulen in Münster ein, unter anderem in einer Elterninitiative, die sich für den Kauf von Luftfiltern für die Klassenräume starkgemacht hat. Mit Erfolg: Nach Informationen der Stadt sind in den städtischen Schulen 1.188 Luftfilter aufgestellt worden, 778 davon hat die Stadt selbst finanziert.
Darüber hinaus habe Münster auch einiges richtig gemacht: Das Tragen der Maske in den Grundschulen sei früh empfohlen worden und für die gesamte Bevölkerung habe es zahlreiche Impf- und Testangebote gegeben. An anderen Stellen hapere es dennoch, kritisieren Beeking und Lüttich-Jaspers: Zum Beispiel fehlten kostenfreie FFP2-Masken in den meisten Grundschulen und eine Kinderimpfkampagne der Stadt, die die Eltern über die Vorteile einer Coronaimpfung für ihre Kinder aufkläre, sagen sie. Neben guter Aufklärung sei beim Impfen der Kinder aber auch Pragmatismus gefragt: In Hannover würden beispielsweise Kinder im Zoo geimpft.
Doch auch ohne eine solche Strategie ist die Kinderimpfquote in Münster relativ hoch. Wie die Stadt auf Anfrage mitteilt, haben 50,44 Prozent der 5- bis 11-Jährigen die erste Impfung erhalten, 40,89 Prozent sind doppelt geimpft und 0,09 Prozent haben einen Booster erhalten (Stand: 18. Februar 2022). Das ist mehr als doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt. Diese Zahlen beziehen sich zwar auf die in Münster verabreichten Impfungen, auch Nicht-Münsteraner:innen können in diese Statistik einfließen. Die Stadt geht aber davon aus, dass sich das Verhältnis zwischen statistischer und tatsächlicher Impfquote „mehr oder minder die Waage hält.“
Trotz der überdurchschnittlichen Impfquoten kritisieren Cornelia Beeking und Lydia Lüttich-Jaspers die Stadt. Aus ihrer Sicht besteht hier ein Kommunikationsproblem, denn sie wünschen sich mehr Transparenz: „Auf der Website der Stadt sind Informationen zur Inzidenz oder Impfquote bei Kindern nur schwer aufzufinden“, sagt Lüttich-Jaspers. „Diese brauchen die Eltern aber, um ein Bewusstsein für die reale Gefahr von Corona für ihre Kinder zu entwickeln.“
Den Status quo beibehalten
Über allen Bedenken schwebt allerdings ein konkretes Datum: der 20. März 2022. Ab diesem Tag sollen die meisten Coronaschutzmaßnahmen schrittweise fallen, bis nur noch ein Basisschutz gilt. Was das genau bedeutet und wie das konkret die Schulen betreffen wird, ist bisher unklar. Auf Bundes- und Landesebene ist sich die Politik in diesen Fragen noch uneins.
Auch Lorenzo Peuser befindet sich im Zwiespalt. Einerseits sieht er vorsichtige Mitschüler:innen, die befürchten, sich in der Schule mit Corona anzustecken und die Infektion nach Hause zu tragen. Andererseits habe er Mitschüler:innen, die mit der Situation besser zurechtkommen und denen selbst der Distanzunterricht kaum etwas ausmache. Und er kenne viele Lehrer:innen, die sich um ihre Schüler:innen bemühen und versuchen, aus der Ungewissheit das Beste zu machen.
Die aktuellen Regeln mit Maskenpflicht, Sicherheitsabstand und regelmäßigen Tests findet er deshalb gut. Und doch hat er als Jugendratsmitglied einen Wunsch: „Ich würde mir wünschen, dass Corona häufiger Thema im Schulausschuss wäre als Schulerweiterungen oder andere Baumaßnahmen“, sagt er. Er will wieder mehr Sicherheit. Und dass er und seine Mitschüler:innen wieder unbeschwert und sorgenfrei zur Schule gehen können.
+++ Es ist eine Frage, die sich (neben vielen anderen) gerade wohl viele Menschen stellen: Deutschland ist stark abhängig von russischem Gas – was bedeutet das nun für uns? Sitzen wir möglicherweise bald in kalten Wohnungen? Die Stadtwerke Münster gehen davon aus, dass die Versorgung mit Erdgas in der Stadt nicht gefährdet ist. Der hiesige Vorteil sei, dass Münster größtenteils europäisches Gas nutze. Inwieweit sich die Energiepreise verändern werden, sei derzeit aber nicht absehbar.
Vielleicht kommt Ihnen diese Frage angesichts der verheerenden Lage gerade merkwürdig oder sogar etwas zynisch vor. Ich möchte ehrlich sein: Das geht mir nicht anders. Und dem Team der Stadtwerke wohl auch nicht, wie Sie in der Pressemitteilung zum Thema lesen können. Aber es ist eben eine Frage, die sich nun auch stellt. Und es ist die Aufgabe von Journalist:innen, auch darauf Antworten zu geben.
+++ Mit dem E-Scooter durch die Stadt düsen und das Gefährt irgendwo abstellen – das ist jetzt vorbei, wie die Stadt meldet. Der Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen hatte sich beim Verwaltungsgericht über die elektrischen Roller beschwert. Sie würden zu oft achtlos auf dem Gehweg abgestellt, was für sehbehinderte und blinde Menschen gefährlich werden kann. Der Verein wollte per einstweiliger Verfügung ein Verbot der E-Scooter erwirken, doch daraus wurde nichts. Herausgekommen ist stattdessen ein Kompromiss: Den Passant:innen soll es einfacher gemacht werden, sich bei den Verleihfirmen zu beschweren. Auf den Fahrzeugen müssen die Firmen künftig die Nummer ihrer Service-Hotline deutlicher markieren (ob das heißt, dass die Telefonnummer auch in Braille-Schrift gedruckt werden muss, steht nicht in der Pressemitteilung – wir fragen nächste Woche mal nach). Zwölf Stunden haben die Firmen dann Zeit, die Roller aus dem Weg zu räumen. Zudem werden die Kontrollen verschärft, Verleihunternehmen verwarnt und die E-Roller notfalls abgeschleppt. Die Stadtverwaltung prüft, ob Parkverbote für E-Scooter ausgeweitet werden sollen.
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+++ Der vielfach erwartete Impfstoff Novavax ist da – ab Montag können sich Volljährige im Jovel damit impfen lassen. Die Stadt Münster teilte gestern mit, dass sie 2.790 Impfdosen vom Land NRW erhalten hat. Der sogenannte Totimpfstoff Novavax wird zweimal in einem Abstand von drei Wochen geimpft. Ein Booster ist bislang nicht vorgesehen. Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer hofft, mit Novavax „der Impfkampagne in Münster noch einmal einen kräftigen Schub geben zu können.“ Wenn Sie sich an diesem Schub beteiligen wollen, können Sie hier Ihre Erstimpfung mit Novavax (oder anderen Impfstoffen) buchen.
+++ Die Stadt hat einen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet. Ein 80-jähriger Mann, der mit dem Coronavirus infiziert war, ist gestorben. Insgesamt gab es in Münster seit Pandemiebeginn 177 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus.
+++ Seit gestern hat die Stadt 549 Neuinfektionen registriert. Insgesamt gelten 6.614 Münsteraner:innen als infiziert, das Robert-Koch-Institut meldet eine Wocheninzidenz von 1.030. In den Krankenhäusern der Stadt werden 70 Covid-Patient:innen behandelt. Zwölf von ihnen liegen auf der Intensivstation, sieben Menschen werden beatmet.
Normalerweise steht an dieser Stelle Werbung für ein gemütliches Café, ein tolles Restaurant oder ein schönes Geschäft in Münster. Heute wollen wir dem Konsum ausnahmsweise keinen Platz bieten, sondern auf Möglichkeiten aufmerksam machen, wie Sie den Menschen in der Ukraine helfen können, wenn Sie wollen. Der Historiker und Soziologe Mischa Gabowitsch hat eine ganze Liste mit Ideen erstellt: Zum Beispiel können Sie sich an Friedenskundgebungen beteiligen, ein Zimmer für Geflüchtete inserieren oder Desinformation entgegentreten. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland listet mehrere Hilfsorganisationen auf, die in der Ukraine aktiv sind und für die Sie spenden können.
Für dieses Wochenende hat Eva Strehlke vier Tipps für Sie gesammelt:
+++ Manchmal stellen meine Töchter mir Fragen, auf die ich im ersten Moment nur mit einem langen „Äääähm…“ antworten kann. Okay, seien wir ehrlich, das passiert nicht nur manchmal, sondern ziemlich oft. Aber ich habe Glück, denn in solchen Momenten hilft Sophie. Sophie hat leuchtend rote Haare und auf fast jede Frage eine Antwort parat. Das liegt daran, dass hinter Sophie die gesammelten Wissenschaftler:innen der WWU stecken. Über diese Homepage dürfen nicht nur Kinder, sondern auch Sie selbst Fragen an Sophie schicken, auf die Sie nicht so schnell eine Antwort finden. Sie können sich auch anschauen, was andere schon gefragt haben und so zum Beispiel lernen, warum Pferdeäpfel rund sind oder wie Vulkane unter Wasser funktionieren. Letzteres haben die Forscher:innen sogar mit einem spannenden Comic beantwortet.
+++ Nächsten Mittwoch findet von 17 bis 19 Uhr online der Kreativ-Workshop „Wie wollen wir in Zukunft leben?“ statt. Dort dürfen Sie selber mitreden und gemeinsam entwickeln, was aus Ihrer Sicht die drängendsten Fragen unser Gesellschaft sind, sei es in Bezug auf Arbeit und Technik, Bildung und Kultur, Klima und Umwelt, Gesellschaft und Politik oder Gesundes Leben und Medizin. Der Workshop findet über die Plattform Miro statt, Vorerfahrungen oder einen Account brauchen Sie aber nicht. Alle Infos zum Workshop finden Sie hier. Wichtig ist, dass Sie sich anmelden, und zwar bis Sonntag per E-Mail. Schnell sein lohnt sich, denn es können nur 30 Personen dabei sein.
+++ Nach dem stürmischen letzten Wochenende soll es in den kommenden Tagen sonnig werden, vor allem am Sonntag. Ein guter Anlass, die (vermutlich ziemlich leeren) Vitamin-D-Speicher aufzufüllen – zum Beispiel rund ums Schloss. Hinter dem Schloss öffnet täglich von 9 bis 16 Uhr der botanische Garten seine Pforten. Wenn Sie nähbegeistert oder einfach neugierig sind, können Sie am Sonntag auch vor dem Schloss vorbeischauen. Dort finden Sie von 10 bis 17 Uhr den Deutsch-Holländischen Stoffmarkt mit mehr als 100 Ständen. Von Reißverschlüssen über Knöpfe und Schnittmuster bis hin zu – natürlich – Kilometer über Kilometer an Stoffbahnen finden Sie hier alles, was das handarbeitsbegeisterte Herz begehrt.
+++ Wir bleiben beim Thema Handarbeit, wechseln allerdings die Technik. Im Foyer des LWL-Museums für Kunst und Kultur lockt morgen Nachmittag eine ungewöhnliche Performance. Unter dem Motto „Komme was Wolle“ dürfen alle interessierten Besucher:innen an einem gemeinsamen Stück stricken. Anmelden müssen Sie sich nicht, das Material wird gestellt: Sie können einfach zwischen 13 und 16 Uhr vorbeischauen und drauflos stricken.
Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann wieder. Ich wünsche Ihnen ein ruhiges Wochenende, bleiben Sie gesund und passen Sie auf sich auf.
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Eva Strehlke, Constanze Busch
PS
Wir hatten Ihnen am Dienstag schon erzählt, dass wir gerade unsere RUMS-Briefe überarbeiten. Dafür ist uns Ihre Meinung wichtig. Melden Sie sich gerne per E-Mail bei uns und schreiben Sie uns Ihr Feedback mit Lob, Kritik und allen Anregungen auf. Und wenn Ihnen die Tipperei zu umständlich ist, können Sie auch gerne einen kurzes Telefonat mit uns vereinbaren. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
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