Der Lärmkurveneffekt | Das Arbeiterwohnhaus: berufstätig und wohnungslos | Flips-Eis-Leeze

Porträt von Sebastian Fobbe
Mit Sebastian Fobbe

Guten Tag,

ich hoffe, Sie konnten am langen Wochenende endlich mal wieder ausschlafen. Falls Sie in der Innenstadt wohnen, hatten Sie zumindest am Sonntag wahrscheinlich weniger Ruhe als sonst. Nur lag das diesmal nicht an den Glocken der Lamberti-Kirche oder des Doms.

Gegen 12:30 Uhr bretterten unzählige Motorradfahrer:innen über den Prinzipalmarkt, um den Abschluss der 39. Münsteraner Motorradtage zu feiern. Einige Menschen aus der Stadt fanden das gar nicht lustig. Maximilian Kemler von der FDP zum Beispiel. Er fand das „respektlos“. Andere wiederum waren begeistert. Maria Winkel von der SPD zum Beispiel. „Wie Sie alle hier vorbeigefahren sind, das war zum Niederknien“, soll sie der Menge zugerufen haben, schreiben die Westfälischen Nachrichten. Applaus, Motorengeheul und „die weltbeste Erbsensuppe aus Münster“ gab’s auch noch. Was für ein Fest!

Heute lärmte es wieder in Münster, sogar zur selben Uhrzeit am selben Ort. Gegen 12:30 Uhr erreichten mehrere hundert Demonstrant:innen den Prinzipalmarkt. Sie arbeiten an den Unikliniken in Nordrhein-Westfalen und streiken seit sieben Wochen, um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal durchzusetzen. Partystimmung? Eher nicht. Die laute Musik, die den Demonstrationszug begleitete, sollte wohl eher auf die Krise im Gesundheitswesen aufmerksam machen. (sfo)

Kurz und Klein

+++ Vom 13. bis 19. Juni konnten Betroffene sexuellen Missbrauchs und Menschen, die Informationen über solche Taten im Bistum Münster haben, eine Hotline des Bistums anrufen und Taten oder Hinweise melden. Es habe viele Anrufe gegeben, schreibt uns das Bistum auf Nachfrage. Allerdings hätten viele Anrufer:innen gleich wieder aufgelegt. 31 Anrufe seien „auswertbar“ und vier davon hätten Hinweise enthalten, denen nachgegangen werden müsse. „Es sind aber nach unserem Eindruck keine neuen Meldungen“, teilt die Pressestelle des Bistums mit. Zwölf Menschen hätten darum gebeten, dass eine Ansprechperson des Bistums Kontakt mit ihnen aufnimmt. (ast)

+++ Das Gutachten zum Missbrauch im Bistum Münster wirkt weiter nach. Katholische Laien fordern zum Beispiel einen Kulturwandel, auch in den Pfarreien, berichtet das Magazin Kirche + Leben. Auch Leitungsverantwortliche, Ordensfrauen oder Pfarrhaushälterinnen seien in die Taten verstrickt gewesen. Die Rheinische Post schreibt, Bischof Genn habe nur unzureichende Antworten gegeben. Seine Vorschläge seien das, „was möglich ist, aber nicht, was zur Ursachenbekämpfung nötig ist“. Ein Problem sei außerdem, dass die Bistümer in ihren Gutachten eigene Schwerpunkte setzten und eigene Methoden anwendeten. „Das erweitert nicht den Blick, sondern liefert ein völlig diffuses Bild“, schreibt die Rheinische Post. Die Gesellschaft Katholischer Publizisten fordert mehr Transparenz in der kirchlichen Rechtsprechung. Unter anderem brauche es öffentliche mündliche Verhandlungen, öffentliche Urteile sowie ein Informations- und Auskunftsrecht für Medien. (rhe)

+++ Im Missbrauchskomplex Münster steht seit heute ein 39-jähriger Mann aus Duisburg vor Gericht. Er soll drei Kinder schwer missbraucht haben, unter anderem den Ziehsohn des verurteilten Haupttäters, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Der Mann war schon im Juni 2020 zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Jetzt geht es um 15 weitere Taten – in Billerbeck, Duisburg, Schöppingen und Winterberg. (rhe)

+++ Wer im Studium hin und wieder im Hörsaal 1 am Schlossplatz saß, hat wahrscheinlich auch schon im kleinen Bäcker an der Bäckergasse gestanden. Bald wird es dort etwas anders aussehen. Am 15. Juli schließt die Bäckerei, ab Oktober steht dort „Café Bölling“ über der Tür; drinnen wird dann alles renoviert sein. Bölling ist der Name der Mutter von Annette Söltenfuß. Sie hat die Bäckerei seit 1995 geführt und geht jetzt in den Ruhestand. Jedenfalls ein bisschen. Stundenweise werde sie auch im neuen Café noch arbeiten, schreibt ihr Mann Josef Söltenfuß in einer E-Mail. (rhe)

Zahlen, bitte.
Infografik zu Wohnungslosen in Münster

Ihnen fehlen ein Rückzugsort, Privatheit und die Sicherheit der eigenen vier Wände. 1.218 Menschen in Münster galten 2020 als wohnungslos, neuere Zahlen gibt es noch nicht. Sie übernachten in Notunterkünften wie dem Haus der Wohnungslosenhilfe oder dem Gertrudenhaus, einer Einrichtung für wohnungslose Frauen. Die Dunkelziffer dürfte aber höher liegen. Denn Obdachlose, die auf der Straße leben und nicht mit Hilfseinrichtungen in Kontakt stehen, tauchen in der Statistik nicht auf. Pro 10.000 Einwohner:innen sind 39 Menschen in Münster wohnungslos. In Nordrhein-Westfalen liegt der Schnitt bei 28 Wohnungslosen auf 10.000 Einwohner:innen.

(Quelle: Sozialberichterstattung NRW)

Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!

Das Arbeiterwohnhaus

Ein Sommertag in Münster. Norbert Hacker hat frei, so wie die meisten Menschen an diesem Feiertag. Vor seinem neuen Zuhause hat er es sich gemütlich gemacht. Als ich ihn mittags treffe, sitzt Hacker, 66 Jahre, kinnlanges graues Haar und wacher Blick, im Schatten auf einer Bank, die Beine hat er übereinandergeschlagen. Wir begrüßen uns, ein fester Händedruck, dann öffnet Norbert Hacker die Haustür. Er will mir zeigen, wo er seit kurzem wohnt.

Hinter dem Eingang erstreckt sich ein langer Flur, rechts und links gehen je zwei Schlafzimmer ab. Am Ende des Gangs liegt auf der linken Seite ein kleines Wohnzimmer mit Couch, Sesseln und Fernseher, gegenüber davon ist die Gemeinschaftsküche. Alles wirkt recht steril, wie es in frisch bezogenen Wohnungen oft ist. Und vieles erinnert an ein Studierendenwohnheim.

Ganz falsch ist dieser Eindruck nicht. Nur leben hier keine Erstsemester, sondern erwachsene Männer, die alle einer geregelten Arbeit nachgehen. Eine eigene Wohnung haben sie trotzdem nicht. Norbert Hacker und seine drei Mitbewohner sind wohnungslos. Sie leben im sogenannten Arbeiterwohnhaus, einer neuen Unterkunft der Bischof-Hermann-Stiftung. Anfang Juni startete das Projekt.

Wohnraum knapp wie nie

Berufstätig und trotzdem wohnungslos. So wie Norbert Hacker geht es immer mehr Menschen. Das zeigt eine Auswertung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W). Laut der Studie hat sich der Anteil derjenigen, die trotz Arbeit kein Zuhause haben, in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Inzwischen gehen 15 Prozent aller Wohnungslosen in Deutschland einer geregelten Arbeit nach. Das Fazit der BAG W: Bezahlbarer Wohnraum sei so knapp wie nie und die Wohnungslosigkeit habe den sogenannten ersten Arbeitsmarkt erreicht.

Dabei sind die niedrigen Löhne nicht einmal das größte Problem, zumindest nicht in Münster. Thomas Mühlbauer, Leiter des Hauses der Wohnungslosenhilfe (HdW), sagt, dass arbeitende Wohnungslose hier vor rund zehn Jahren noch kein Thema waren. Einige Bewohner des HdW bezögen ein auskömmliches Einkommen, mit dem sie sich eine bescheidene Wohnung in Münster leisten könnten. Eigentlich. Wäre da nicht ein viel größeres Problem: In der Stadt gibt es schlicht nicht genug bezahlbaren Wohnraum mit wenig Quadratmetern.

Als 2019 die Idee zum Arbeiterwohnhaus entstand, gingen 21 der insgesamt 80 Männer, die im HdW leben, einer Arbeit nach. Darunter waren nicht nur Minijobber auf 450-Euro-Basis oder Leiharbeiter, sondern auch Teil- und Vollzeitkräfte. Das HdW sei für Berufstätige aber nicht ausgerichtet, sagt Mühlbauer. Einen Job könnten die Bewohner des HdW meist finden, vor allem über Zeitarbeitsfirmen. Schwieriger sei es, den Job zu halten, sagt er. Dafür müsse der Rahmen stimmen; der passe aber in einer Notunterkunft wie dem HdW nie. Die Berufstätigen leben dort in Drei- oder Vierbettzimmern, die sie sich mit alkoholabhängigen oder psychisch kranken Bewohnern teilen. Wie sollen sie da zur Ruhe kommen und am nächsten Tag erholt zur Arbeit gehen?

Dieses Problem hatte auch Norbert Hacker, als er wohnungslos wurde. Er spricht erstaunlich offen über dieses Kapitel in seinem Leben, seinen Ellenbogen stützt er dabei auf dem Küchentisch ab. Hacker erzählt, dass er 1980 nach Gievenbeck gezogen war, um in Münster Jura zu studieren. Davor hatte er vier Semester in Göttingen verbracht. Neben dem Studium engagierte er sich politisch, war Mitglied im Sozialliberalen Hochschulverband.

Dann kam die Räumungsklage

Sein Engagement für den FDP-nahen Verband verschlang aber viel Zeit. „Irgendwann war ich nur noch auf dem Papier eingeschrieben, weil ich im Hochschulverband voll eingebunden war“, sagt er. Während seine Kommiliton:innen vormittags Seminare und Vorlesungen besuchten, musste sich Hacker vom Ehrenamt ausruhen oder Geld verdienen. Das Studium brach er schließlich ab. Statt als Anwalt oder Richter Karriere zu machen, trug er zehn Jahre lang Zeitungen aus. Nach den Agenda-Reformen stand er Schlange vorm Jobcenter und erledigte als Tagelöhner das, was gerade jobmäßig anfiel.

Trotzdem: Mit seinen Gelegenheitsjobs konnte sich Norbert Hacker ein bescheidenes Einzelapartment an der Wolbecker Straße leisten. Bis die Pandemie kam, die für ihn alles veränderte. Hacker arbeitete bis Anfang 2020 im F24 als „Mädchen für alles“, wie er sagt. Früh morgens putzen, danach Lieferungen annehmen und Kisten schleppen. Als durch den Lockdown die Kneipen schließen mussten, verlor er mit Mitte 60 seinen Aushilfsjob im F24, er bekam Hartz-IV. Und es ging ihm gesundheitlich schlechter. Krampfadern in den Beinen bereiteten ihm Schmerzen, und um sich um die Post zu kümmern, fehlte ihm die Kraft.

Zunächst übernahm das Amt die Miete für seine Ein-Zimmer-Wohnung, aber das „lief irgendwann aus“, sagt Hacker. Die Mietrückstände häuften sich und dann kam der Brief, mit dem es ernst wurde: die Räumungsklage. Hacker landete unfreiwillig im HdW. Mit dieser Geschichte ist er kein Einzelfall. Einige Bewohner im HdW landeten nach der Zwangsräumung dort, sagt Thomas Mühlbauer. Andere Bewohner kämen in die Notunterkunft, weil sie beispielsweise aufgrund einer Krankheit keine Miete zahlen könnten, aus der Haft entlassen oder von ihren Ex-Partnerinnen vor die Tür gesetzt würden.

Für Menschen in extremen Problemlagen ist das HdW als Notunterkunft die richtige Anlaufstelle. Dort kann ihnen gezielt geholfen werden. Männer, die hingegen einen Job haben und damit ein zum Teil geregeltes Leben führen, haben dort eher das Nachsehen. Sie möchte man mit dem Arbeiterwohnhaus besser unterstützen. Aber wie genau kann das funktionieren?

Hilfe bei der Finanzbürokratie

Trägerin des Arbeiterwohnhauses ist die Bischof-Hermann-Stiftung, sie steht auch hinter dem HdW. Benno Oberröhrmann, Mitarbeiter der Stiftung, betreut die Wohngruppe im Arbeiterwohnhaus. Er unterstützt die Bewohner beispielsweise bei Behördengängen oder wenn sie gesundheitliche Probleme haben. Für den polnischen und den rumänischen Bewohner vermittelt er außerdem Sprach- und Integrationskurse.

Und er helfe den Bewohnern bei einem ganzen Stück Finanzbürokratie, sagt Oberröhrmann: Krankenkassenbeiträge zahlen, Mietrückstände ausgleichen oder Schulden tilgen. Was darüber hinaus an Arbeit noch anfallen werde, könne er kurz nach Beginn des Projekts noch nicht sagen. Zurzeit sortiere er noch, wo die Bewohner Hilfe benötigten.

Diese Betreuungsleistungen zahlt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Auch die Stadt Münster ist in die Organisation des Arbeiterwohnhauses eingebunden. Sie weist die Bewohner in die Unterkunft ein. Das hört sich härter an, als es ist: Jede Kommune in Deutschland ist dazu verpflichtet, Menschen eine Unterkunft zu vermitteln, wenn sie unfreiwillig obdachlos geworden sind. „Ordnungsrechtliche Unterbringung“ heißt dieser Vorgang offiziell.

Wegen dieser ordnungsrechtlichen Einweisung unterschreiben die Bewohner des Arbeiterwohnhauses auch keinen Mietvertrag. Einen symbolischen Betrag müssen sie dennoch für ihr Zimmer und die Nebenkosten zahlen. Diese „Miete“ falle jedoch „sehr günstig“ aus, sagt Thomas Mühlbauer. Und einen „Vermieter“ haben die Bewohner des Arbeiterwohnhauses auch. Sie wohnen im Priesterseminar Borromaeum. Der Regens des Borromaeum, Hartmut Niehues, hatte sich bei der Bischof-Hermann-Stiftung gemeldet, als sie das Konzept zum Arbeiterwohnhaus erarbeitete, erzählt Mühlbauer. Im Borromaeum stand ein Trakt mit einer Wohnung leer, in der zuvor Mitarbeitende des Priesterseminars lebten. Damit war der Standort für das Arbeiterwohnhaus gefunden.

Wichtigste Aufgabe: Suche nach einer Wohnung

Die Frage nach dem richtigen Standort thematisiert auch der Ratsantrag, auf dessen Grundlage das Arbeiterwohnhaus entstanden ist. Dort heißt es mehrfach, dass Unterbringungsmöglichkeiten in der Nähe des Bahnhofs fehlen. Die Sozialverwaltung sehe dort „ausdrücklich einen großen und dringenden Bedarf, Angebote in diesem Umfeld auszubauen.“ Dem stehe aber „der städtebauliche Wandel im gesamten Bahnhofsgebiet“ im Weg. Soll heißen: Je mehr neue und teurere Wohnungen dort entstehen, desto mehr Raum verschwindet für wohnungslose und arme Menschen. Je höher gleichzeitig die Mieten steigen, desto mehr Menschen sind auf die derzeit fehlenden Hilfsangebote angewiesen.

Thomas Mühlbauer sagt, theoretisch tauge jede Immobilie für das Konzept eines Arbeiterwohnhauses. Vorausgesetzt, die Wohnungslosen könnten dezentral in der Nähe der Innenstadt untergebracht werden. Er würde sich ein Bestandsmanagement wünschen, das fixe Kontingente für Wohnungslose vorsieht und den Wohnraum an sie verteilt.

Eine Wohnung im Borromaeum, am Domplatz 8, zwischen Marktcafé und LWL-Museum – Norbert Hacker und seine Mitbewohner leben für münstersche Verhältnisse in bester Lage. Das soll den Bewohnern auch die wichtigste Aufgabe erleichtern: die Suche nach einer neuen Wohnung. Wer sich bei Besichtigungsterminen mit der Adresse des HdW vorstelle, sei praktisch chancenlos, meint Thomas Mühlbauer. Ob berufstätig oder nicht, seine Klienten hätten es maximal schwer, denn das Stigma, das an der Bahnhofstraße 62 hafte, sei einfach zu groß. Jetzt hofft er, dass sich ihre Erfolgsaussichten mit der neuen Adresse verbessern werden.

Auch Norbert Hacker ist verhalten optimistisch. Mit seinen Einkünften könne er sich kein Einzelapartment leisten, glaubt er. Neben seinem 450-Euro-Job im F24 bekommt er eine schmale Rente, die das Sozialamt auf Grundsicherungsniveau aufstockt. Als Rentner darf er aber unbegrenzt dazuverdienen. Einen Nebenjob, zum Beispiel in einem Call-Center, könne er sich gut vorstellen, sagt Hacker. Und statt in eine Singlewohnung zu ziehen, wäre er auch mit einem Zimmer in einer WG zufrieden, egal in welchem Stadtteil.

Im Moment ist Norbert Hacker aber froh darüber, dass er im Arbeiterwohnhaus untergekommen ist. Eine Woche hatte er Zeit, sich auf den Umzug vorzubereiten. Im Borromaeum genießt er die Ruhe, die er braucht, um neben seinem Job die Suche nach einer neuen Wohnung in Angriff zu nehmen. Das F24 erreicht er zu Fuß, und auch die Stadtbücherei ist nicht weit weg. Dort liest er morgens Zeitung und leiht Bücher aus. Literatur sei sein Hobby, sagt er. An dem Schreibtisch, der in seinem Zimmer steht, schreibt er auf, was er gelesen hat, und führt Tagebuch. Vielleicht steht darin ja bald: „Ich habe endlich eine eigene Wohnung gefunden.“ (sfo)

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Corona-Update

+++ Die Stadt meldet heute 794 Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den letzten 24 Stunden. Laut Robert-Koch-Institut liegt die offizielle Wocheninzidenz in Münster bei 642 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner:innen in den letzten sieben Tagen. 3.353 Personen gelten als nachweislich infiziert. Drei Menschen liegen auf der Intensivstation, eine:r davon muss beatmet werden. (ast)

+++ Im Sommer letzten Jahres berichtete der WDR, dass die Uniklinik Münster im September 2021 eine Long-Covid-Ambulanz eröffnen will. Dort sollten Menschen behandelt werden, die auch lange nach einer Corona-Infektion noch unter Beschwerden leiden. Wir haben nachgefragt: In der „Post-COVID-Sprechstunde“ seien in den letzten zwei Jahren bisher um die 50 Patient:innen behandelt worden, so die Uniklinik. Dabei gebe es mehr Anfragen als verfügbare Plätze. Die Beschwerden seien erfahrungsgemäß ein Jahr nach der Infektion deutlich geringer. (ast)

Nach der Flucht

Ende März hatte Johanne Burkhardt für RUMS mit dem Münsteraner Andre Groten gesprochen. Er hat zusammen mit seiner Frau in Kyjiw gelebt und musste zu Beginn des Kriegs flüchten. Hier erzählen wir, wie es für die beiden nach ihrer Flucht weiterging.

Andre und Mariia Groten haben sich nach ihrem Umzug im Mai in Albachten eingelebt, doch so ganz entkommen sie dem Krieg nicht. Sie hängen zwischen zwei Welten. In den Telefonaten mit der ukrainischen Heimat spürt Mariia, dass das Wir mit einigen Leuten zu Hause schwächer wird – in Deutschland sei ja alles in Ordnung, so denken ukrainische Bekannte. Aber auch hier fehlt Verständnis für Menschen, die aus dem Krieg fliehen und Familie zurücklassen mussten. Das ist Andres Eindruck. Er selbst lernt Russisch, via Skype bei einer Frau in Odessa. Am vergangenen Donnerstag hörte er während des Unterrichts den Luftalarm. Er sagte: „Lass uns aufhören.“ Doch die Lehrerin blieb ruhig, sie machten weiter. Gestern schlugen in Odessa zwei Raketen ein, heute Morgen war wieder Unterricht. In Münster machen sie Radtouren, treffen Freund:innen, in dieser Woche haben sie sich an der Werse ein Kanu gemietet. Aber die Koffer aus der alten Wohnung stehen immer noch in Kyjiw. Andre könnte sie holen, bald hat er Zeit. Sie haben schon darüber nachgedacht, werden es aber wohl doch nicht machen. Sie wären nicht die Einzigen, die zurück möchten. Es kann sein, dass man in Polen drei Tage lang an der Grenze wartet. Dazu gibt es ein ganz banales Problem: Mariia bekommt nur eine Woche Urlaub. (rhe)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Marius Herwig tritt bei der nächsten Wahl in zwei Monaten nicht mehr als Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion in Münster an. (Westfälische Nachrichten)

+++ Der Fachkräftemangel trifft Münster besonders hart. (Antenne Münster)

+++ Der Rektor der Uni Münster Johannes Wessels wird neuer Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Universitäten in Nordrhein-Westfalen. (Landesrektorenkonferenz)

+++ Das Teddybärenkrankenhaus auf dem Schlossplatz soll Kindern die Angst vor Arztbesuchen nehmen. (Fachschaft Medizin)

+++ Uni-Münster-Prorektorin Regina Jucks verzichtet auf eine zweite Amtszeit. (Uni Münster)

+++ Oberbürgermeister Lewe hat fünf Schulleitungen verabschiedet und elf neue nachträglich im Amt begrüßt. (Stadt Münster)

+++ Studierende der Uni Münster können sich bis zum 14. Juli online für das Stipendienprogramm ProTalent bewerben. (Uni Münster)

+++ Im ehemaligen Hauptzollamt an der Sonnenstraße entsteht eine Kita mit 170 Plätzen. (Stadt Münster)

+++ Studierende der FH Münster untersuchen soziales Unternehmertum in der Region. (FH Münster)

+++ Susanne Schulze-Bockeloh vom Landwirtschaftsverband in Münster wird als erste Frau Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes. (Landwirtschaftliches Wochenblatt)

+++ Ende 2021 lebten gut 4.000 Menschen mehr in Westfalen als Ende 2020. (Westfalenspiegel)

+++ Das Planetarium im LWL-Naturkundemuseum ist rundum modernisiert und wieder geöffnet. (Landschaftsverband Westfalen-Lippe)

Unbezahlte Werbung

Im Straßenverkehr die Augen aufzumachen, ist wichtig, na klar. Besonders, wenn die Eis-Leeze von der Manufaktur Flips an einem vorbeiradelt. Halten Sie diesen Sommer doch mal Ausschau. Dort gibt es knallig buntes Eis am Stiel, das nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch fantastisch schmeckt. Die Palette der Geschmacksrichtungen reicht von Schokolade bis Gurke-Limette, es ist also für alle Eisliebhaber:innen etwas dabei. Das Eis wird in Münster hergestellt, und zwar ohne künstliche Aromen, Farbstoffe und Konservierungsmittel. Falls Sie die Leeze verpassen: Flips Eis bekommen Sie auch in Cafés und Geschäften in der ganzen Stadt.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

+++ Wie geht es weiter mit der Wolbecker Straße? Um diese Frage zu beantworten, hat die Stadt im vergangenen Herbst die Straße zu einem sogenannten Reallabor erklärt. Und morgen werden die Ergebnisse vorgestellt. Ab 14 Uhr sind Planer:innen vor Ort und offen für Gespräche mit allen Interessierten, ab 17 Uhr beginnt dann eine öffentliche Werkstatt. Treffpunkt ist der Marktwagen an der Ecke Wolbecker Straße/Dortmunder Straße.

+++ Das Kompost-Festival hatten wir Ihnen letzte Woche schon empfohlen. Bis einschließlich Samstag stehen noch eine Reihe spannender Unternehmungen auf dem Programm: Wie wäre es zum Beispiel mit einer Fahrrad-Exkursion zur Biogärtnerei Ra.Baba und zum Haus Coerde? Los geht’s am Freitag um 15 Uhr. Treffpunkt ist das GeoUrbanum in der Heisenbergstraße 2.

+++ Sommer-Kino bei warmem Wetter: Beim Kamp-Flimmern zeigen Cinema & Kurbelkiste immer donnerstags Filme im Open-Air-Kino am Hawerkamp. Ab 20 Uhr kann dort gegrillt werden, der Film beginnt, sobald es dunkel ist. Karten und Programm gibt es online oder direkt im Cinema.

+++ Sommer-Kino bei jedem Wetter: Ebenfalls am Donnerstag lädt das Cinema um 18 Uhr zur Saalvorstellung von „Endlich unendlich“ und zum anschließenden Gespräch mit der Technikanthropologin Anna Puzio ein. Einen Vorgeschmack auf den Film bekommen Sie hier.

+++ Ab morgen findet im Mehrgenerationenhaus und Mütterzentrum immer mittwochs in Gievenbeck das Angebot „Papazeit“ der Caritas Münster statt. Väter mit Kindern im Alter von null bis drei Jahren können sich zwischen 9:15 Uhr und 10:45 Uhr begegnen und austauschen.

Am Freitag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Kommen Sie gut durch die Woche.

Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe

Mitarbeit: Constanze Busch, Ralf Heimann, Edina Hojas, Viktoria Pehlke, Antonia Strotmann
Lektorat: Melanie Kelter

PS

Morgen ist ein aufregender Tag für RUMS. Dann entscheidet sich nämlich, ob unsere Gastautorin Sigrid März den begehrten Theodor-Wolff-Preis bekommt. Sie ist nominiert in der Kategorie Bestes lokales Stück 2022 für ihre Reportage Kidane und Herr Schweizer, das ein Jugendprojekt in Coerde vorstellt. Wir würden uns freuen, wenn Sie für Sigrid März und RUMS die Daumen drücken. Und wenn Sie schon auch etwas von der Aufregung abbekommen möchten, schauen Sie doch einmal hier vorbei. Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger, der den Preis vergibt, hat Sigrid März besucht und mit ihr über ihre Reportage gesprochen.

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