Kruzifix im Friedenssaal: Wo war das Kreuz 1648? | Probleme bei der Post: 140-mal Ärger | Loop-Reportage: Der Zwischen-den-Linien-Bus

Porträt von Sebastian Fobbe
Mit Sebastian Fobbe

Guten Tag,

heute ist ein famoser Tag mit einem noch famoseren Datum, dem 11.11.22. Neben dem Martinstag und dem Beginn der Karnevalssession, zu dem Oberbürgermeister Markus Lewe Prinz Mario I. höchstselbst empfangen durfte, haben wir dank dieses Schnapszahlen-Trios einen weiteren Grund zum Anstoßen.

Aber wie das bei jeder guten Party nun einmal so ist, gehört das Aufräumen danach dazu. Die Stadt Münster geht mit gutem Beispiel voran: Kaum sind die Gäste aus dem G7-Ausland abgereist, ist es an der Zeit, den Friedenssaal mal ordentlich zu putzen. Wie das Kommunikationsamt in einer Pressemitteilung schreibt, richtet ein Restaurierungsteam „das historische Gestühl, den Baldachin, die Gemälde, den Kronleuchter und den Kamin“ wieder hübsch her, vielleicht mit einem nächsten Großevent im Hinterkopf.

Und damit sind wir wieder bei dem Aufregerthema der vergangenen Woche, denn wie beim G7-Treffen fehlt auch in der Pressemitteilung der Stadt jede Spur von dem Kruzifix, das für eine reichweitenstarke Posse herhalten musste. Mitarbeiter:innen aus dem Auswärtigen Amt ließen das Kreuz aus dem Jahr 1540 beim G7-Treffen bekanntlich entfernen, offiziell aus organisatorischen Gründen.

Das Abhängen ärgerte einige, zum Beispiel die aus Münster stammende CDU-Politikerin Monika Grütters. Sie sagte in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“, sie nehme die Sache mit dem Kreuz als gläubige Christin persönlich. Im Friedenssaal in Münster sei ein „Religionskrieg“ zu Ende gegangen, der „fast die halbe Bevölkerung Europas dahinraffte“. Das Kruzifix sei allein deshalb ein „großartiges Zeichen der Versöhnung“ und ein „Symbol des Friedensschlusses“. Diese „Ignoranz gegenüber unserer Geschichte“ rege Grütters auf. „Wer das nicht versteht, der hätte auch auf den Saal verzichten und in einem Hotelzimmer tagen können“, sagte sie.

Wo war das Kreuz 1648?

Wenn es danach geht (Friedenssaal ja, aber dann bitte nur mit Kreuz), dann sähe ein historisches Gemälde, das von 1648 überliefert ist, ganz anders aus. Der niederländische Künstler Gerard ter Borch schuf damals ein Werk, das den Frieden zwischen Spanien und den Niederlanden festhält und heute noch im Rijksmuseum Amsterdam hängt. Auf der linken Seite ist die niederländische Delegation im Friedenssaal zu sehen, rechts die spanische. Dargestellt sind auch eine Maria im Kronleuchter, ein Kreuz auf einer Bibel und die Nordwand des Friedenssaals, an der das Kruzifix angebracht ist. Nur ist das Kreuz im Gemälde nirgends zu sehen. Auf dieses Detail hatte uns diese Woche eine Leserin aufmerksam gemacht.

Wie kann das sein? Ein Anruf bei Mechthild Beilmann-Schöner. Die Kunsthistorikerin ist Expertin für niederländische Malerei. Sie gibt zu, ihr sei bis zu unserer Anfrage noch gar nicht aufgefallen, dass auf dem Gemälde das Ratskreuz fehlt, blicke aber jetzt „mit anderen Augen“ auf das Bild. Und mit der Frage, warum das so ist, habe sich die Kunstgeschichte vermutlich auch nicht beschäftigt, sagt sie.

Beilmann-Schöner sagt, im 17. Jahrhundert hätten die Maler zuerst Skizzen angefertigt und diese später im Atelier zusammengesetzt. Die Szene und den Friedenssaal hat ter Borch detailgenau wiedergegeben, er selbst war zu der Zeit auch in Münster anwesend – was er selbst damit dokumentiert, dass er sich selbst einfach mit ins Bild gemalt hat.

Aber wo ist das Kreuz geblieben, wenn ter Borch doch Wert auf jedes Detail gelegt hat? Das kann Kunsthistorikerin Beilmann-Schöner nicht sagen. Sie vermutet, es könnte daran liegen, dass an dem Kreuz eine Jesusfigur hängt. In der damaligen Zeit war das für die Katholik:innen in Spanien und Münster kein Problem – wohl aber für die calvinistischen Unterhändler aus den Niederlanden. Dass ter Borch den gekreuzigten Jesus unterschlagen hat, könnte schlicht „eine Neutralitätsgeschichte gewesen sein, wie beim Außenministerium“, mutmaßt Mechthild Beilmann-Schöner. Nach dem Motto: Kein Kreuz im Bild, keinen Ärger.

Der Grund könnte aber auch viel simpler sein: Vielleicht hat Gerard ter Borch das Kreuz nie gesehen, schließlich stehen auf dem Gemälde vor der Nordwand unzählige Männer. Es könnte aber auch sein, dass sie das Kreuz für die Friedensverhandlung kurz abgehängt haben. Wer weiß das schon so genau? (sfo)

Kurz und Klein

+++ Wenn Sie am Mittwoch durchs Fernsehprogramm gezappt haben, ist Ihnen vielleicht beim WDR ein Warnhinweis oben rechts im Bildschirm aufgefallen. Dort stand: „Der WDR wird bestreikt. Sie sehen ein Ersatzprogramm.“ Was war los? Bundesweit hatten die Beschäftigten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihre Arbeit niedergelegt. Mit den Warnstreiks, zu denen die Gewerkschaften Verdi und DJV aufgerufen hatten, soll Bewegung in die „festgefahrenen Tarifverhandlungen in der ARD“ kommen. Die Rundfunkanstalten hatten ihren Beschäftigten bisher maximal 2,8 Prozent mehr Gehalt und Einmalzahlungen in Höhe von 3.000 Euro angeboten. Das ist den Gewerkschaften aber aufgrund der hohen Inflation zu wenig: Sie wollen ein Lohnplus von 5 Prozent, einen Inflationsausgleich und eine dauerhafte Verbesserung der Tarifverträge durchsetzen. Ob das gelingt, wird sich zeigen. Am Montag wird beim WDR wieder verhandelt. (sfo)

+++ Am 14. Dezember soll der Rat der Stadt Münster den Investorenwettbewerb für den Gasometer auf den Weg bringen. Der soll endlich Gewissheit darüber bringen, wie es mit dem ehemaligen Gasspeicher am Albersloher Weg weitergehen soll. Fest steht schon, wer aus der Stadtverwaltung über die Entwürfe der Investor:innen urteilen soll: In der Jury sitzen der Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Gäfgen, Stadtbaurat Robin Denstorff, Stadtwerke-Aufsichtsrat und CDU-Ratsherr Walter von Göwels sowie der Leiter des Stadtplanungsamt Christopher Festersen. Aus der Politik ist bislang nur Bezirksbürgermeister Peter Bensmann als Jurymitglied nominiert. (sfo)

+++ Hat Markus Lewe seinen Amtseid als Oberbürgermeister verletzt? Martin Grewer von Volt sieht dafür Anzeichen. Bei der Frage geht es um eine Anregung einiger Anwohnenden, Anwohnerparkzonen auszuweisen, um für Ordnung auf den Straßen und Gehwegen im Kreuzviertel zu sorgen. Das lehnte Lewe aber ab mit der Begründung, dass bei der Umsetzung „nur noch legale Parkmöglichkeiten ausgewiesen werden“. Zahlreiche Parkplätze im Kreuzviertel entsprächen außerdem „nicht den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung“, was dort praktiziert werde, sei „im Grunde ordnungswidriges Parkverhalten“, schrieb Lewe in einer Antwort. Volt weist diese Argumentation „aufs Schärfste“ zurück. Laut Eid sei die Kommunalpolitik und damit auch der Oberbürgermeister dazu verpflichtet, „Gesetze zu befolgen und zu verteidigen“. (vpe)

+++ Schon im Juni wies Stephan Baumers von der Interventionsstelle des Bistums Münster darauf hin, dass die Entschädigungen an die Opfer des sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche sehr unterschiedlich ausfallen. Wie der WDR berichtet, sind inzwischen 4,3 Millionen Euro geflossen. Allerdings sei kaum nachzuvollziehen, wer aus welchen Gründen wie viel Geld bekommt, kritisieren die Betroffenen. Das Missbrauchsopfer Martin Schmitz erwägt deshalb, das Bistum Münster wegen dieses intransparenten Verfahrens zu verklagen. (sfo)

+++ Kaum hat sich die Wirtschaft halbwegs von der Coronapandemie erholt, kommt auch schon die nächste Krise. Der Sachverständigenrat der Bundesregierung (auch bekannt als „die fünf Wirtschaftsweisen“) prophezeit in seinem aktuellen Gutachten ein diesjähriges Wachstum von 1,7 Prozent. 2023 rechnet das Gremium aber dann mit einem Abschwung, der aber recht mild ausfallen dürfte. Die Gründe für die Wirtschaftsflaute sieht der Sachverständigenrat in der hohen Inflation und der Energiekrise. Wie wirkt sich das in Münster aus? Laut einem Bericht des Jobcenters sieht hier alles noch ganz gut aus. Im Ländervergleich ist die Arbeitslosigkeit in Münster niedrig. Der Gaspreisdeckel und der steigende Mindestlohn dürften außerdem dafür sorgen, dass weniger Menschen Hilfe brauchen. Das ist die eine Seite. Andererseits könnte es auch so kommen: Wenn der Krieg in der Ukraine eskaliert, könnten die Energiepreise weiter steigen, weshalb wiederum mehr Menschen Sozialleistungen beanspruchen könnten. Und es könnten wieder mehr Geflüchtete nach Münster kommen. Schon jetzt zeigt der Bericht des Jobcenters, dass immer mehr Frauen und Ausländer:innen Hartz IV bekommen. Die Stadt führt diesen Anstieg darauf zurück, dass der Großteil der geflüchteten Ukrainer:innen weiblich ist. (sfo)

In eigener Sache

… schon gehört? Interview mit RUMS über Lokaljournalismus

Infobox-Grafik zum Interview mit Marc-Stefan Andres bei "Auf allen Kanälen"

Was macht echten Lokaljournalismus aus und warum ist er so wichtig? Was unterscheidet RUMS von anderen Lokalredaktionen und wie genau funktioniert eigentlich die redaktionelle Zusammenarbeit bei RUMS? Erfahren Sie mehr über RUMS und die Zukunft von innovativem Lokaljournalismus in der neuen Podcast-Folge von Auf allen Kanälen mit Charlotte Möller und RUMS-Mitgründer Marc-Stefan Andres.

Viel Spaß beim Reinhören!

Wie es weiterging – mit Preußen Münster

Im RUMS-Brief am Dienstag haben über zwei Investoren berichtet, die bei Preußen Münster eingestiegen sind. Die Nachricht löste eine große Diskussion aus. Die Bild-Zeitung titelte am Mittwoch: „Münster schmeißt zwei Sponsoren raus!“ Klingt spektakulär. Einziges Problem, wie so oft bei der Bild-Zeitung: Es ist falsch. So leicht ist das nämlich gar nicht. Irgendwer müsste die Anteile übernehmen, und das geht auch nicht von heute auf morgen.

Richtig ist, was Carsten Schulte im Online-Fanmagazin „100 Prozent Mein SCP“ schreibt: „Waffenhändler investieren in den SC Preußen Münster – und der Klub will das korrigieren“. Das Magazin „Reviersport“ hat sich für die Variante „Waffenhandel? – Preußen Münster Investoren“ entschieden. Man merkt schon, das ist kein Boulevard. Bei den Westfälischen Nachrichten klingt es so: „Preußen im Investoren-Dilemma: ‚Wir müssen zu bestimmten Dingen auch Nein sagen.“ Das sagt Preußen-Geschäftsführer Ole Kittner, mit dem Ansgar Griebel gesprochen hat.

Kritik kam hier auch an, eine lautete, das Ganze sei eine „billige und reißerische Schmutzkampagne“ und „tendenziöser und billiger Boulevard-Stil auf unterstem Niveau“. Das sah auch der Verein anders, der schrieb, die Berichterstattung sei „fair“ gewesen. Twitternutzer @stadelhuber schreibt, es sei „eine wichtige und starke Recherche“. @Luwinenseeger merkt an, RUMS habe auf eine Paywall verzichtet, also darauf, Geld zu nehmen, die Bild-Zeitung und Westfälische Nachrichten hätten für die Zusammenfassung Geld verlangt. Sie profitierten damit von unserer Recherche. „Toll“, schreibt @Luwinenseeger.

Hier müssen wir die beiden Medien allerdings in Schutz nehmen, zumindest ein bisschen. Inhalte zu produzieren, kostet Geld, und wir sehen auch darin eine Leistung, einen Überblick darüber zu geben, was andere berichten. Auch wir verlangen für unsere Inhalte Geld. Und auch wir schreiben über das, was andere berichten. Aber wenn wir auf Inhalte verweisen, setzen wir Links. Das ist nützlich für Menschen, die sich selbst ein Bild machen möchten. Und das ist auch für andere Medien nützlich, wenn Menschen auf diese Links klicken.

Viele Medien verzichten trotzdem darauf, Inhalte anderer Medien zu verlinken, denn es ist nicht in ihrem Sinne. Wer auf einen Link klickt, verlässt das eigene Angebot, schaut sich dort keine Werbung mehr an, und das ist natürlich schlecht.

Bis die Preußen sich überlegt haben, ob sie die beiden Investoren aus der Waffenbranche abschießen, geht’s jetzt erst mal wieder um etwas anderes – um Sport, also unter anderem um die Torjägerkanone. Morgen Nachmittag kommt der Tabellenfünfte aus Wuppertal an die Hammer Straße. Die Preußen wollen die Tabellenführung mit ein paar Treffern verteidigen. 14 Uhr ist Anpfiff. Alle Angaben wie immer ohne Gewehr. (rhe)

Wie es weiterging – mit der Solidaritätspartnerschaft

Vergangene Woche haben wir berichtet, dass Münster eine Solidaritätspartnerschaft mit der Stadt Winnyzja in der Ukraine eingehen möchte (RUMS-Brief vom 4. November 2022). Mit dieser Partnerschaft will Münster einen Beitrag zum Wiederaufbau in der Ukraine leisten. Wir hatten der Stadt dazu Fragen gestellt, aber bisher noch keine Auskunft bekommen.

Heute Nachmittag hat die Stadt eine Pressemitteilung verschickt, die immerhin einen Teil der Antworten liefert. Wie das Presseamt schreibt, soll Münster mit der polnischen Partnerschaft Lublin zusammenarbeiten, um Winnyzja zu unterstützen. Eine Vereinbarung über diese Dreieckspartnerschaft soll „in Kürze“ unterzeichnet werden.

Außerdem steht schon eine erste Hilfsaktion fest. Münster will Modulküchen, Lebensmittel und Geschirr im Wert von 100.000 Euro über Lublin nach Winnyzja liefern. Für den Transport hat die Stadt Drittmittel bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit eingeworben. Sie stellt Städten und Gemeinden 3,5 Millionen Euro für solche Hilfsgütertransporte zur Verfügung. (sfo)

Zahlen, bitte.
Infografik zu Beschwerden über die Post

Dass die Post manchmal zu spät kommt, ärgert viele. Im vergangenen Jahr gingen deshalb 42 Beschwerden über die Post aus Münster bei der Bundesnetzagentur ein, weil Briefe, Päckchen und Pakete zu spät zugestellt wurden oder gleich ganz verschollen sind. Dieses Jahr sind die Probleme bei der Post aber extrem: Bis Ende September 2022 kommen schon 140 Beschwerden aus Münster. Und da ist das Chaos in der Adventszeit natürlich noch gar nicht eingerechnet.

(Quelle: RUMS-Anfrage bei der Bundesnetzagentur)

Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!

Probleme bei der Post: 140-mal Ärger

Im Advent wird es bei der Post immer stressig. Dieses Jahr ganz besonders: Weil Personal fehlt, müssen die Bürokräfte bei der Deutschen Post im Weihnachtsgeschäft aushelfen. Allerdings auf freiwilliger Basis, laut Vorstandsmitglied Nikola Hagleitner werde niemand dazu verpflichtet, in den Verteilzentren oder bei der Zustellung mitzuarbeiten, berichtet die Rheinische Post. Zwar sei es in den vergangenen Jahren üblich gewesen, dass die Büromitarbeiter:innen ein oder zwei Tage lang aushelfen, in diesem Jahr müssen sie aber eine ganze Woche mit anpacken.

Das fehlende Personal macht sich allerdings schon länger bei der Zustellung bemerkbar: Dieses Jahr gingen allein im dritten Quartal 11.500 Beschwerden über die Deutsche Post bei der Bundesnetzagentur ein, weil Briefe auf dem Weg zum Ziel verschollen sind oder Pakete nicht zugestellt wurden. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2021 waren es 15.100 Beschwerden.

Wir haben bei der Bundesnetzagentur nachgefragt, wie es in Münster aussieht. Bis Ende September wurde sich 140 Mal über die Post beschwert. Vergangenes Jahr waren es noch 42 Beschwerden. Vor allem im Postleitzahlbereich 48163 – also in Mecklenbeck, Amelsbüren und Albachten – gehen im Moment viele Briefe und Pakete verloren.

Aber was ist in diesem Jahr anders?

In bestimmten Beschwerde-Hotspots fehlt fast jede:r dritte Zusteller:in, sagte Vorstandsmitglied Nikola Hagleitner der deutschen Presseagentur (hier: Süddeutsche Zeitung). Und das liegt unter anderem an Corona. Während es im Juli 2021 noch 100 Corona-Krankmeldungen gab, sind es im Juli 2022 schon 6.800 gewesen. Im Schnitt fehlten zwei Prozent der Zusteller:innen, sodass in 100 von rund 50.000 Bezirken keine Post zugestellt werden konnte. Vorständin Hagleitner sagt, dass es aber auch schwieriger sei als früher, Fachkräfte zu finden. Und dass generell mehr Briefe und Päckchen verschickt werden müssten, weshalb die Netzbelastung steige.

Thomas Großstück von der Gewerkschaft Verdi sieht das Personalproblem bei der Deutschen Post allerdings in der „Praxis der Befristungen“. Die Post lasse die Verträge der meisten befristet Beschäftigten auslaufen, teilt er uns auf Anfrage mit. Das kritisiert Verdi schon lange, weil es die Betroffenen stark belastet. Außerdem suchten sich die Zusteller:innen andere Jobs, weil die Arbeit der Post immer anstrengender wird. Um die Situation zu entschärfen, müsse die Deutsche Post laut Großstück jetzt neues Personal einstellen, am besten unbefristet, und alle anderen Arbeitsverträge entfristen. (ast)

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Der Zwischen-den-Linien-Bus

Busfahren ist für viele Menschen nur dann interessant, wenn eine Haltestelle in der Nähe ist. In ländlichen Gebieten ist das oft nicht der Fall. Im Süden von Münster sollen Taxis zu Bustarifen die Lücken zwischen den Haltestellen schließen. Sie heißen Loop-Taxis, und man kann sie per App bestellen. Aber wie gut funktioniert das? Martin Hogger von der Reportageschule Reutlingen hat es für RUMS ausprobiert. Hier ist seine Reportage.

Loop-Auto-Pappschild vor Steinen
Korrekturen

Im letzten RUMS-Brief haben wir die Abfallgebühren 2023 gemeldet und dabei eine Änderung angekündigt, die gar keine ist. Die Biomülltonne ist nämlich schon viel länger billiger als andere Tonnen. (ast)

Corona-Update

+++ Das Medikament Paxlovid könnte neue Fälle von Long Covid verhindern. Eine neue Studie aus den USA zeigt, dass Patient:innen, die Paxlovid während einer Infektion einnehmen, seltener unter typischen Long-Covid-Symptomen leiden. Der Paxlovid-Wirkstoff wird vor allem zur Prävention von schweren Corona-Verläufen eingesetzt. Die Studie wurde bisher nur vorläufig veröffentlicht und noch nicht begutachtet. Fachleute, darunter Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, äußern sich jedoch positiv. (vpe)

+++ Die Impfstelle im Jovel am Albersloher Weg wird zum Jahresende geschlossen. Das teilte die Stadt am Mittwoch in einer Pressemitteilung mit. Als Grund nennt die Stadt die auslaufende Finanzierung des Bundes. Impfungen werden weiterhin durch niedergelassene Ärzt:innen, durch Betriebsärzt:innen und in einigen Apotheken durchgeführt. Auch mobile Impfaktionen könnten weiterhin stattfinden. (vpe)

+++ Neben Covid-19 gibt es auch noch andere Infektionskrankheiten, die fast in Vergessenheit geraten sind. Die Grippe zum Beispiel. Die diesjährige Grippewelle beginnt früher als sonst. Normalerweise geht die Saison erst im Januar los, aber schon in diesem Monat stecken sich viele Menschen mit der Grippe an. Woran das liegen könnte? Möglicherweise ist die frühe Grippewelle ein Nachholeffekt. Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen hat sich praktisch niemand in den letzten beiden Jahren mit Influenzaviren angesteckt. Möglich ist es deshalb, dass viele Menschen anfälliger sind. Eine Grippeimpfung wird für Menschen ab 60, Schwangere und vulnerable Gruppen empfohlen. (vpe)

+++ Und zum Schluss ein Blick auf die aktuellen Coronazahlen aus Münster: Seit gestern wurden der Stadt 175 positive PCR-Tests gemeldet. Insgesamt sind in Münster 1.724 Menschen infiziert. Die Inzidenz liegt laut Robert-Koch-Institut bei 330 positiven PCR-Tests pro 100.000 Menschen in den vergangenen sieben Tagen. Drei Covid-Erkrankte liegen auf der Intensivstation. Eine Person wird beatmet. (vpe)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Schon wieder ist ein Blindgänger aufgetaucht, diesmal an der Friedrich-Ebert-Straße. (Stadt Münster)

+++ Einige Teilnehmende der Klimademo, die während des G7-Außenministertreffens stattfand, werfen der Polizei Münster unverhältnismäßige Gewalt vor. (Alles Münster)

+++ Die Stadtwerke verschicken die angekündigten Gaspreiserhöhungen zum 1. Januar 2023 raus. (Westfälische Nachrichten)

+++ Viele Menschen pendeln aus dem Münsterland zur Arbeit nach Münster, umgekehrt pendeln aber kaum Menschen aus Münster zur Arbeit ins Münsterland. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Industrie- und Handelskammer fordert mehr Schnellbusse und Bahnen aus dem Umland in die Stadt, weil in Münster die Zahl der Arbeitsplätze schneller steigt als das Angebot an Wohnungen. (IHK Nord Westfalen)

+++ Ab Montag wird der Dahlweg auf Höhe des Skaters Palace voraussichtlich bis Februar wegen Leitungsarbeiten für das Telekom-Quartier für Autos gesperrt. (Westfälische Nachrichten)

+++ Ein neues Quartierszentrum im Berg Fidel wartet auf den Mietvertrag von der LEG. (Westfälischen Nachrichten)

+++ In Zukunft soll man Bahnhof aus dem Hamburger Tunnel hoch zu den Gleisen fahren können. (Stadt Münster)

+++ Der frühere LVM-Chef Gerd Kettler ist im Alter von 80 Jahren gestorben. (LVM)

+++ Die Stadt Münster sucht nach Konzepten für gemeinschaftliches Wohnen in Rumphorst. (Stadt Münster)

+++ Der Rhenus-Kran am Hafen ist frisch angemalt worden. (Stadt Münster)

+++ Die CDU-Fraktion will den Fachkräftemangel in den Kindertagesstätten und den offenen Ganztagsschulen anpacken. (CDU-Fraktion)

+++ Die Caritas möchte morgen Nachmittag ab 16 Uhr auf dem Lambertikirchplatz Tausende Lichter zum Leuchten bringen und dabei Geld für Kinder und Jugendliche in Südamerika sammeln. (Caritas Münster)

+++ Am Samstag werden Busse umgeleitet, weil in der Innenstadt Karneval gefeiert wird. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Cinema und das Schloßtheater haben den Kinoprogrammpreis Nordrhein-Westfalen erhalten. (Film- und Medienstiftung NRW)

+++ Trotz steigenden Kosten für Energie, Lebensmittel und Benzin möchte sich die Mehrheit der Menschen in Münster in diesem Jahr zu Weihnachten nicht weniger schenken. (Antenne Münster)

+++ Viele Restaurants in Münster servieren dieses Jahr keinen Gänsebraten, weil das Fleisch teuer und knapp geworden ist. (Westfälische Nachrichten)

+++ Roland Kaiser tritt künftig nicht mehr beim Stadtfest auf. (Antenne Münster)

Unbezahlte Werbung

Der kleine Bäcker am H1 war lange Zeit eine Institution in Münster. Jetzt hat er nach längerer Renovierungspause mit neuem Inhaber und neuem Namen wiedereröffnet. Das Café Bölling erstrahlt zwar im neuen, modernen Look, aber bietet – keine Sorge – weiterhin Klassiker wie die legendären Franzbrötchen an.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute hat Eva Strehlke ein paar schöne Tipps für Sie herausgesucht:

+++ Den Langen Freitag im LWL-Museum für Kunst und Kultur kennen Sie vermutlich schon. Heute ist es wieder soweit – und es darf gespielt werden. Die heutige Junge Nacht steht ganz im Zeichen des Mittelalters und der damit verbundenen Spielkultur. Nähere Infos finden Sie online, der Eintritt ist ab 18 Uhr frei.

+++ Heute startet die Karnevalssession. Der offizielle Auftakt des Bürgerauschusses Münsterscher Karneval wird morgen auf dem Prinzipalmarkt gefeiert – ohne Prinzenproklamation, denn der amtierende Prinz Mario hatte seinen Auftakt schon 2021. Gefeiert wird trotzdem, zum Beispiel morgen ab 16:11 Uhr im Kölschlokal Früh bis spät am Alten Steinweg oder heute Abend schon bei der Karnevalsparty im Cuba.

+++ Beim Woody Guthrie Festival treffen sich seit 2007 Musiker:innen, die sich der politischen Linken, den Gewerkschaften und dem Antifaschismus zugehörig fühlen. Das diesjährige Festival findet dieses Wochenende in der Trafostation statt, das Programm finden Sie hier.

+++ Das Interview von Theo van Gogh ist ein reduziertes Schauspiel: zwei Darsteller:innen, ein Dialog. Die Begegnung zwischen Soap-Star und Journalist seziert die Widersprüche unserer medienhungrigen Gesellschaft mit gekonnten Mitteln. Ein letztes Mal wird das Stück am Sonntag um 18 Uhr im Kleinen Bühnenboden gezeigt. Tickets bekommen Sie hier.

+++ Einen Workshop für Marx-Einsteiger:innen bietet der Sozialistisch-Demokratische Studierendenverband (der Linken) morgen von 11 bis 16 Uhr in der Achtermannstraße 19 an. Die Infos finden Sie auf ihrem Instagramprofil.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Haben Sie ein schönes Wochenende.

Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe

Mitarbeit: Jan Große Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Viktoria Pehlke (vpe), Eva Strehlke (est), Antonia Strotmann (ast)
Lektorat: Antonia Strotmann

PS

Journalismus lebt von vielfältigen Sichtweisen, aber in den Redaktionen kommen die Perspektiven von einigen Gruppen immer noch zu kurz. Das Magazin „andererseits“ aus Österreich ist angetreten, um das zu ändern. Für die Redaktion arbeiten, schreiben und recherchieren Journalist:innen mit und ohne Behinderung, um auf vielfältige Weise über Inklusion zu berichten. Heute hat „andererseits“ seinen ersten Newsletter veröffentlicht: Ab jetzt können die Abonnent:innen jeden Freitag eine kleine Geschichte, einen Fakt über Behinderung oder Neuigkeiten aus der Redaktion lesen. Falls Sie das interessiert, können Sie den Freitagmorgen mit „andererseits“ abonnieren. Bei der Erstellung des Newsletters hat unser Mitgründer und Produktmanager Marc-Stefan Andres die „andererseits“-Redaktion beraten.

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