99 Sozialwohnungen: Stadt verfehlt eigenes Ziel | Die Uni Münster heißt bald Uni Münster | Schutz vor häuslicher Gewalt: Wer hilft den Männern?

Porträt von Sebastian Fobbe
Mit Sebastian Fobbe

Guten Tag,

gestern hat die Stadt Münster eine Pressemitteilung mit dem Titel „Soziale Wohnraumförderung kommt wieder in Schwung“ verschickt. Das lässt hoffen. Wenn man die Pressemeldung aber ganz liest, versteht man erst, was die Überschrift in Wirklichkeit bedeutet. Sie ist ein elegant formuliertes Eingeständnis für: „Im vergangenen Jahr lief’s so richtig schlecht.“

Im Jahr 2014 hat der Rat beschlossen, jedes Jahr den Bau oder die Sanierung von 300 sozial geförderten Wohnungen umzusetzen. Die Stadt selbst baut keine neuen Sozialwohnungen, sie fördert den Bau nur. 2022 hat die Stadt laut Pressemeldung ihr selbstgestecktes Ziel aber eindeutig verfehlt: Im vergangenen Jahr sind 99 Wohnungen und fünf Häuser sozial gefördert worden. Der Großteil davon sind Sanierungen. Nur 47 Wohnungen sind neu gebaut worden.

Das ist weit weniger als die Zahlen an neuen Sozialwohnungen, die uns die Stadt bisher mitgeteilt hat. Bisher war immer die Rede von 200 Sozialwohnungen, die 2022 hätten entstehen sollen. Jetzt schreibt uns das Presseamt, dass so viele Wohnungen nur „in Prüfung“ waren. Den übrigen Teil, der im vergangenen Jahr nicht fertig gebaut wurde, wolle man 2023 anpacken.

In den vergangenen fünf Jahren hat Münster die eigene Quote an neuen Sozialwohnungen immer erfüllt oder übertroffen. Was aber nicht bedeutet, dass sich dadurch jedes Jahr der Bestand an bezahlbarem Wohnraum erhöht hat. Die staatliche Förderung für Sozialwohnungen ist nämlich zeitlich begrenzt; jedes Jahr verlieren einige Wohnungen ihre Sozialbindung. Ein Beispiel: 2020 sind 505 neue Sozialwohnungen in Münster entstanden, trotzdem ist die Zahl der Sozialwohnungen in Münster insgesamt geschrumpft. Wie viele Wohnungen im vergangenen Jahr ihre Sozialbindung verloren haben, steht erst Ende März fest.

Die Stadt schreibt, Schuld am Einbruch der sozialen Wohnraumförderung hätten die steigenden Kosten und Zinsen fürs Bauen sowie die chronische Personal- und Materialknappheit. Laut Pressemeldung habe die Stadt in diesem Jahr zwar „ein größeres Vorhaben mit rund 140 Wohneinheiten“ und Förderanträge für das Baugebiet Moldrickx in Aussicht, allerdings seien unter den derzeitigen Bedingungen „die geplanten Vorhaben nur noch schwer zu kalkulieren“.

Wohnen wie in Wien

Keine guten Aussichten. Aber muss das so sein? Dazu ein Ortswechsel nach Wien. Die Stadt gilt seit Langem als leuchtendes Vorbild für den sozialen Wohnbau. Sechs von zehn Wiener:innen leben in sozial geförderten Wohnungen. Die städtische Immobiliengesellschaft „Wiener Wohnen“ verwaltet allein mehr als 200.000 Wohnungen in Österreichs Hauptstadt. Alle Mieter:innen zahlen dieselbe Miete, das sind schlappe 5,80 Euro pro Quadratmeter.

Weil aber nicht alle von dieser Förderung profitieren sollen, sondern nur diejenigen, die sie brauchen, bekommen Menschen mit einem jährlichen Nettoeinkommen von über 44.000 Euro keine Gemeindewohnung in Wien. Trotz dieser Gehaltsgrenze erfüllen immer noch drei Viertel der Einwohner:innen die Voraussetzungen für eine sozial geförderte Wohnung.

Das Wiener Modell ist allerdings kostspielig: Rund 600 Millionen Euro investiert die Stadt jedes Jahr in den sozialen Wohnraum. Daran müssen sich alle beteiligen: Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen drücken 0,5 Prozent von ihrem Bruttolohn dafür ab.

Eine Mogelpackung?

Das klingt aber himmlisch – wäre das Wiener Mietmodell nicht auch etwas für Münster? Der Volkswirt Harald Simons von der Fachhochschule in Leipzig sähe diese Idee wahrscheinlich kritisch. Er hat die Wohnbaupolitik von Wien vor zwei Jahren in einer von der deutschen Immobilienwirtschaft beauftragten Studie und später in einem „Spiegel“-Interview regelrecht zerrissen. Sein Fazit: Das Ganze sei „teuer, unsicher, streitanfällig, bürokratisch, intransparent und ungerecht“.

Und warum? Unter anderem, weil die „Wiener Wohnen“ sämtliche Betriebs- und Instandshaltungskosten auf die Mieter:innen abwälzen kann. Das ist im österreichischen Mietrecht so vorgesehen. Laut Simons hätten fast 18 Prozent der Gemeindewohnungen keine Heizung und kein eigenes Bad. Er glaubt, viele Mieter:innen würden sich damit nicht abfinden und stattdessen ihre Sozialwohnungen renovieren – finanziert aus eigener Tasche.

Und die „Wiener Wohnen“ habe jahrelang am Bedarf vorbei gebaut, sagt Simons. Verließen Menschen Wien, baute die Gesellschaft neue Wohnungen. Stieg die Einwohnerzahl hingegen, entstanden wenige Neubauten. Im Jahr 2004 hat die „Wiener Wohnen“ den Neubau eingestellt, obwohl seit 2000 mehr Menschen nach Wien ziehen, und saniert stattdessen bestehende Gemeindewohnungen. Dazu komme: Die „Wiener Wohnen“ dürfe keine Gewinne machen. Es fehlen aber Erlöse, um die Gemeindewohnungen „in Schuss zu halten“. Immerhin: Seit 2015 werden wieder neue Gemeindewohnungen gebaut, aber nicht von der „Wiener Wohnen“.

Unterm Strich stünden die Wiener:innen nicht besser oder schlechter als die Menschen da, die in Hamburg oder Berlin eine Wohnung mieten, argumentiert Harald Simons. Halten wir also fest: Irgendwo hakt es beim sozialen Wohnungsbau immer. (sfo)

Korrekturhinweis: In einer frühreren Version sind wir mit dem Bestand und der Förderung von Sozialwohnungen durcheinandergekommen. Deshalb hatten wir Ihnen eine falsche Zahl genannt. Wir haben das korrigiert.

Wie es weiterging – mit Wilhelm II

Die Westfälische Wilhelms-Universität wird in Zukunft keine Debatte mehr über ihren Namen führen müssen, denn der wird bald nur noch „Universität Münster” sein. Der Wilhelm entfällt, das hat der Senat am Mittwoch zunächst in einer Probeabstimmung entschieden. Dass sich das Ergebnis bis zur endgültigen Abstimmung am 5. April noch ändert, ist unwahrscheinlich.

Zeit zum Nachdenken gab es genug. Mehr als zwei Jahre lang hat die Universität sich in Ausstellungen, Diskussionen oder Veranstaltungen mit der Frage beschäftigt, ob der Kaiser als Namenspatron noch eignet. Das Ergebnis am Ende ist deutlich. Viel spricht laut dem zwölfseitigen Abschlussbericht nicht für Wilhelm. Im Laufe der Untersuchungen kam auch einiges heraus, das vorher entweder nicht bekannt oder vielen zumindest nicht präsent war.

Der Kaiser selbst hatte zum Beispiel offenbar gar kein so großes Interesse daran, der Universität seinen Namen zur Verfügung zu stellen. Es war eher ein Wunsch aus Münster, der sich auch deshalb ergab, weil man sich erhoffte, mit dem Kaiser im Namen leichter an Fördergelder zu kommen. Im ersten Versuch scheiterte Münster. Man vertröstete die Stadt auf den nächsten Kaiserbesuch. Als der schließlich anstand, gab Berlin nach.

Doch als dann die Veranstaltung stattfand, in der Wilhelms Name verliehen werden sollte, war der Kaiser in Bielefeld, um ein Denkmal einzuweihen. Bei seinen späteren Reden während des Besuchs erwähnte er die Uni nicht. Auch danach unterhielt er keine besondere Verbindung nach Münster. Nach seinem Tod gab es immer wieder Debatten.

In den 90er-Jahren entschied man sich dafür, den Namen zu behalten. Vor fünf Jahren brachte eine Initiative von Studierenden die Sache wieder ins Gespräch. Dass die Entscheidung nun gegen Wilhelm ausfällt, liegt allerdings nicht allein an neuen Erkenntnissen und Einschätzungen über sein Wirken, sondern auch daran, dass die Sensibilität für solche Fragen inzwischen größer ist.

Mit der historischen Beurteilung der Figur Wilhelm, der Frage, wie andere Universitäten mit ihren Namensgebern umgegangen sind und der Bedeutung der Debatte haben wir uns im Sommer vor zwei Jahren im RUMS-Brief ausführlich beschäftigt. (rhe)

Wie es weiterging – am Bremer Platz

Was ist eigentlich schon wieder los am Bremer Platz? Die Stadt hat auf der Nordseite vor Kurzem die Toilette abbauen lassen, die die sogenannte Szene benutzt. Muss das sein?

Das Presseamt schreibt uns, der Abbau der Toilette lasse sich ganz einfach erklären: Der Umbau des Bremer Platzes soll im März beginnen und als erstes ist der Norden dran. Dort hält sich die Szene auf, zu der viele wohnungslose und suchtkranke Menschen aus Münster und der Umgebung zählen.

Die Baufirma soll sich von Norden nach und nach in Richtung Süden vorarbeiten. Zum Schluss soll der Bremer Platz dann aus drei Teilen bestehen: einem Treffpunkt für die Szene im Norden, einem Außengelände für die Montessorischule und Fahrradabstellplätzen im Süden und dazwischen einer grünen Pufferzone als Aufenthaltsort für die Nachbarschaft (hier finden Sie den Entwurf für den neuen Bremer Platz).

Für die Szene soll ab Februar eine drei- bis viermonatige Übergangsfläche vor der Montessorischule geschaffen werden (ob das so eine gute Idee ist?). „Dazu werden Teilbereiche des Parks optisch abgetrennt und mit Sitzmöglichkeiten und Wetterschutzelementen von der nördlichen Platzfläche ausgestattet“, heißt es aus dem Presseamt.

Kein normales Klo für den Umbau

Eine Ersatztoilette hat die Stadt aber bislang noch nicht auftreiben können. Eine Alternative sei „in Arbeit“, schreibt das Presseamt. Was heißt das konkret? Während des Umbaus soll sich die Szene ein Pissoir teilen, allerdings eines, das nicht „eingehaust“ ist.

Ein derartiges Pissoir sei nämlich in der Vergangenheit nicht immer „für seinen eigentlichen Zweck genutzt“ worden. Worauf die Stadt mit dieser schwammigen Aussage anspielt, bleibt ihr Geheimnis. Fakt ist aber: Weil man der Szene keine Standardtoilette zumuten möchte, ließe die Beschaffung auf sich warten, schreibt das Presseamt. An die Frauen aus der Szene hat, nebenbei bemerkt, wohl auch niemand gedacht.

Für die Szene dürfte der derzeitige Zustand wenig erfreulich sein. Ohnehin soll das Aggressionspotenzial am Bremer Platz zugenommen haben (RUMS-Brief). Die Polizei zeigt dort seitdem häufiger Präsenz. Und ein Teil der Szene hat sich bereits vom Bremer Platz verabschiedet und ist zur Promenade umgezogen. Dort gibt es schon die ersten Konflikte. (sfo)

Kurz und Klein

+++ Seit Neuestem ist es vor der RUMS-Redaktion angenehm ruhig, weil die Bergstraße gesperrt ist. Die Autos müssen bis November die Sperrung umfahren. So lange dauern die Bauarbeiten, bei denen die Stadtwerke die Rohre und Leitungen im Boden erneuern. Die neue Verkehrsführung verärgert und irritiert wohl einige Leute. Besonders zu leiden hat die Nachbarschaft am Breul, wie die Westfälischen Nachrichten berichten. Der Breul ist seit Neuestem eine Einbahnstraße, durch die der Busverkehr umgeleitet wird. Radfahrende dürfen die Straße hingegen noch aus beiden Richtungen befahren. Für Autos gilt Tempo 30 und rechts vor links, die Zonen fürs Bewohnerparken sind gestrichen worden. Laut WN habe die neue Verkehrsführung schon für „Beinaheunfälle und Rückstaus“ gesorgt. Hat die Stadt denn etwas geplant, um die Verkehrssicherheit am Breul wiederherzustellen? Jein, antwortet das Presseamt. Das Ordnungs- und das Tiefbauamt beobachteten den Breul aufmerksam; sollte etwas passieren, könne man sich Änderungen überlegen. Erfahrungsgemäß bräuchten neue Verkehrsführungen ihre Zeit, bis alle sie verinnerlicht haben. Es könnte also noch spannend werden. (sfo)

+++ Apropos Sperrung: Die Bergstraßensperrung wird an diesem Wochenende noch ein bisschen länger, denn am Samstag und Sonntag ist auch die angrenzende Münzstraße dicht. Dort wird ein Gebäude abgerissen. Der Verkehrstipp von der Stadt: mit dem Auto einfach großräumig umfahren. Man kann stattdessen auch über die Promenade laufen oder Rad fahren. (sfo)

+++ Die Sparkasse verkürzt die Öffnungszeiten ihrer Selbstbedienungsfoyers abends um zwei und morgen und morgens um eine Stunde. Die Foyers schließen nicht mehr um 1 Uhr, sondern schon um 23 Uhr. Und sie öffnen nicht um 5 Uhr, sondern erst um 6 Uhr. Grund sei die „Gefahrenlage durch Automatensprengungen“, schreibt die Sparkasse in einer Pressemeldung. Die gute Nachricht für Automatensprengbanden: Sie können morgens eine Stunde länger schlafen. (rhe)

+++ Wer Photovoltaik-Anlagen aufs Hausdach bringen will, muss erstmal ziemlich tief in die Tasche greifen – und vor allem ein Hausdach besitzen. Für diejenigen, die zur Miete wohnen, gibt es allerdings auch eine Möglichkeit, zumindest im kleinen Rahmen Solarenergie in der Wohnung zu nutzen. Vielleicht sind auch Sie in den vergangenen Wochen mal wieder über das Wort „Balkonkraftwerk“ gestolpert: Die Mehrwertsteuer fällt bei der Anschaffung von Photovoltaikanlagen seit Anfang des Jahres nämlich weg. Und das macht die kleinen Anlagen, die meistens aus ein oder zwei Paneelen bestehen, noch etwas erschwinglicher. Je nach Größe müsse man mit einer Investition von 500 bis 1.000 Euro rechnen, sagt Energieberater Thomas Weber von der Verbraucherzentrale in Münster. Für wen sich das lohnt? Laut Weber für alle, die einen Balkon haben, der nach Süden, Osten oder Westen ausgerichtet ist. Er berichtet von einem deutlichen Anstieg der Nachfragen in der letzten Zeit. Zum einen sei die Energiekrise ein Grund für das Interesse, zum anderen hätte sich die Installation deutlich vereinfacht. Beim Netzbetreiber bedarf es einer Anmeldung, die höchstens einen Zählerwechsel zur Folge habe. Zudem seien inzwischen mehr Vermieter:innen den Anlagen gegenüber positiv eingestellt – mit ihnen müssen Mieter:innen ihr Vorhaben schließlich abklären. Manche Länder und Kommunen bieten finanzielle Förderungen für die Mini-Anlagen an; in Braunschweig zum Beispiel wird die Anschaffung mit bis zu 400 Euro unterstützt. In Münster gibt es zwar ein Förderprogramm für Photovoltaik-Anlagen, die Balkonvariante falle laut Pressestelle der Stadt jedoch „in aller Regel” raus. Die Stadt plant nicht, das Programm zu erweitern, da damit insbesondere teure Anlagen mit hohen Einsparungen unterstützt werden sollen. Auch sei es sehr aufwändig, einen Förderantrag zu stellen, weswegen die Bagatellgrenze von 500 Euro bestehen bleibt. (sst)

Zahlen, bitte.
Infografik, die zeigt, dass 10 Prozent der Hilfesuchenden bei häuslicher Gewalt Männer sind

Jedes Jahr wenden sich viele Menschen an die Beratungsstelle des SKF Münster, weil sie häusliche Gewalt erleben. 10 Prozent der Hilfesuchenden sind Männer. Laut bundesweiter Polizeistatistik ist jeder fünfte Gewaltbetroffene männlich. Das Dunkelfeld dürfte weit größer sein, weil sich viele Männer aus Scham oder Angst keine Hilfe suchen.

(Quelle: SKF Münster)

Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!

Schutz vor häuslicher Gewalt in Münster: Wer hilft den Männern?

Statistisch gesehen erlebt jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt. Der Platz in den Frauenhäusern reicht bei Weitem nicht aus, um allen Betroffenen Schutz zu bieten.

Constanze Busch hat Ihnen kurz vor Weihnachten einen RUMS-Brief über Gewalt an Frauen und die Umsetzung der Istanbul-Konvention in Münster geschrieben. Der internationale Vertrag verpflichtet seit 2018 insgesamt 48 Staaten dazu, den geschlechtsspezifischen Schutz vor Gewalt zu verbessern. Weil Frauen in erster Linie häusliche Gewalt erleben, konzentriert sich die Umsetzung der Istanbul-Konvention in Münster auf Frauen.

Erfahren Männer Gewalt, sieht das Bild anders aus. Wie Anfang des Jahres in der Wochenzeitung „Die Zeit“ zu lesen war, hängt es stark vom Wohnort ab, ob und wie gewaltbetroffene Männer Hilfe finden. Dabei ist jede fünfte Person, die häusliche Gewalt erlebt, ein Mann. Was ihnen widerfährt, unterscheidet sich keineswegs von dem, was weibliche Gewaltopfer erleben: Schläge. Beleidigungen. Mobbing. Lügen. Finanzielle Ausbeutung. Terror am Arbeitsplatz. Sexuelle Übergriffe.

Aber wie wird männlichen Gewaltopfern in Münster geholfen? Welche Anlaufstellen gibt es? Wo finden sie Schutz? Fünf Fragen und fünf Antworten.

#1 Wo finden Männer in Münster Hilfe?

Das Amt für Gleichstellung hat auf seiner Website eine Liste mit Beratungsangeboten veröffentlicht, die sich mit Gewalt in der Familie beschäftigen. Darunter auch der Punkt „Beratungs- und Hilfsangebote für Männer“, der zwei Anlaufstellen bei Chance e.V. und bei der Caritas Münster auflistet.

Beide Beratungsangebote legen den Fokus allerdings auf die Arbeit mit Tätern. Die Beratungen sollen also Frauen schützen. Männer, die Gewalt erleben, finden dort keine Hilfe.

Zumindest sieht das auf den ersten Blick so aus. Jonas Lemli vom Caritasverband Münster sagt, die Männerberatung richte sich seit rund fünf Jahren auch an Männer, die Gewalt erfahren. 2022 hat die Caritas knapp einhundert Männer beraten; etwa die Hälfte davon waren Opfer von häuslicher Gewalt. „In Partnerschaften geht die Gewalt aber oft von beiden Seiten aus“, sagt Lemli. Ein Großteil der Opfer war also gleichzeitig auch Täter. Die Qualität der Gewalt, die Männer ausüben, sei „überwiegend extremer als die von Frauen“. Nur in vier Fällen waren die Männer, die zur Beratung der Caritas im vergangenen Jahr gekommen waren, ausschließlich Opfer von häuslicher Gewalt.

Die Kampagne „Echte Männer reden“ mache die meisten hilfesuchenden Männer auf das Beratungsangebot der Caritas in Münster aufmerksam, sagt Lemli. Sie ist eine Initiative des Sozialdienstes katholischer Männer, kurz SKM. Auf der Website der Caritas fehlt bisher der Hinweis auf die Opferberatung. Das wolle der Verband jetzt nachholen, sagt Lemli.

Eine weitere Liste mit Hilfsangeboten für gewaltbetroffene Männer bietet die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz. Die einzige dort aufgeführte Anlaufstelle in Münster ist die Beratung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SKF). Dieses Angebot richtet sich aber erst seit dem vergangenen Jahr auch an gewaltbetroffene Männer, sagt die Sozialpädagogin Sandra Bracht vom SKF Münster. Männer machten im ersten Jahr rund 10 Prozent aus.

Die Liste auf der Website des Gleichstellungsamts führt das Opferberatungsangebot nicht auf. Von alleine werde sich das auch nicht ändern: „Die Öffnung des bisher ausschließlich an Frauen gerichteten Beratungsangebots des SKF zum Thema häusliche Gewalt begrüßen wir sehr, ist uns aber bisher nicht offiziell mitgeteilt worden“, schreibt uns das Amt für Gleichstellung auf Nachfrage. Eine allgemeine Männerberatung gebe es in Münster nicht, nur Angebote zur Krisen- und Gewaltberatung.

#2 Gibt es Schutzräume für Männer in Münster?

Insgesamt gibt es laut Bundesfach- und Koordinierungsstellen Männergewaltschutz 12 Schutzwohnungen mit 43 Plätzen. Diese Zahlen beziehen sich nicht auf Münster – sie bilden das gesamte Angebot in Deutschland ab.

Je nach Bundesland sind die Angebote sehr unterschiedlich. Männliche Opfer finden beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland keine Hilfen, weder eine Beratung noch einen Schutzraum. Rheinland-Pfalz hat immerhin eine Beratungsstelle in Mainz, aber keine Schutzwohnung.

Anders in Nordrhein-Westfalen. Der Psychologe und Buchautor Björn Süfke von der Beratungsstelle Man-o-Mann in Bielefeld sagt, NRW sei zusammen mit Sachsen und Bayern derzeit am besten aufgestellt. Die Landesregierung habe in den vergangenen zwei Jahren in die Beratung und die Schutzräume investiert. Insgesamt gibt es inzwischen fünf Schutzwohnungen in NRW, die Platz für 22 Männer bieten. Das ist die Hälfte aller Plätze, die bundesweit zur Verfügung stehen.

Die ersten Schutzwohnungen sind 2020 in Köln und Düsseldorf entstanden. Man-o-Mann in Bielefeld hat erst im vergangenen Jahr eine Männerschutzwohnung eingerichtet. 2022 sind außerdem Schutzräume in Warendorf und Mönchengladbach dazugekommen. Die Wohnungen werden vom Landesministerium für Kommunales und Gleichstellung gefördert. Björn Süfke ist optimistisch, dass das Land die Wohnprojekte auch über das Jahr 2025 hinaus finanziert.

Münster hat also keine Schutzwohnung – eine Lücke im Hilfesystem? Sandra Bracht vom SKF sagt, die Wohnung in Warendorf sei für das Münsterland bei dem jetzigen Bedarf ausreichend. Bei Gewaltopfern sei es nicht unüblich, sie in Unterkünften in anderen Städten unterzubringen. Der Umzug an einen anderen Ort kann für die Betroffenen ein Vorteil sein. „Manche Männer möchten nicht in die nächstgelegene Schutzwohnung ziehen aus Angst, aufgespürt zu werden“, sagt Björn Süfke.

Ein Umzug kann aber auch bedeuten: Die Schutzsuchenden müssen noch einmal von vorne anfangen, ihren Job kündigen und ihren Kindern einen Schul- oder Kita-Wechsel zumuten. So äußerte sich Ursula Saatz vom Frauenhaus Münster vor knapp drei Jahren im RUMS-Interview über häusliche Gewalt.

#3 Wie sieht die Situation in anderen Städten aus?

Björn Süfke sagt, seit dem Projektbeginn im Juni 2022 zögen immer wieder Männer in die Schutzwohnung von Man-o-Mann ein und aus. Wie lange die Männer dort blieben, sei sehr unterschiedlich: Manche verließen nach wenigen Tagen wieder die Wohnung, andere blieben über Wochen oder gar Monate. „Einen jungen Mann mussten wir über mehrere Monate hinweg stabilisieren“, sagt Süfke.

Der Verbleib in einer Männerschutzwohnung ist auf drei Monate begrenzt. „Zwei Männer sind die vollen drei Monate bei uns geblieben“, sagt der Krisen- und Gewaltberater Marc Brunsmann vom SKM Warendorf. Je nachdem, wie schwer die Gewalt war, die den Männern angetan wurde, können sie länger bleiben. Seit März 2022 betreibt der SKM eine Männerschutzwohnung, im Oktober kam die zweite dazu, sodass nun vier Plätze dort zur Verfügung stehen.

Die Männer kämen zum Großteil aus dem Münsterland nach Warendorf, um dort unterzukommen. In der Wohnung haben aber auch schon Männer aus anderen Teilen Deutschlands Schutz gesucht. Sechs Männer habe der SKM Warendorf im vergangenen Jahr betreut, sagt Brunsmann. Die Auslastung sei bisher moderat, im November und Dezember war kein Platz belegt. „Seit Ende Dezember wohnt aber wieder ein Mann bei uns“, sagt er. Der jüngste Bewohner sei 19 Jahre alt gewesen, der älteste Mitte 60.

Das sieht weiter südlich anders aus. Köln und Düsseldorf waren 2020 die ersten Städte, die Männerschutzwohnungen eingerichtet haben. Seitdem ist die Auslastung hoch. Der SKM Düsseldorf hat vier Plätze zur Verfügung, die 2022 insgesamt 16 Männer beansprucht haben. Zwei Männer haben ihre Kinder mitgenommen. Vor zwei Jahren haben 14 Männer mit sechs Kindern das Angebot wahrgenommen. Auch im Moment sind alle Plätze in Düsseldorf belegt.

Ganz ähnlich in Köln: Dort haben 2022 insgesamt zwölf Männer mit vier Kindern beim dortigen SKM Schutz gefunden. Die Plätze reichten allerdings nicht aus, der SKM müsse immer wieder Männer abweisen oder in andere Schutzwohnungen vermitteln. Ein Problem sei die Suche nach einer Anschlusswohnung, die sich in Köln sehr schwierig gestalte, schreibt uns die Pressestelle. Die vier angebotenen Plätze seien durchgängig besetzt und müssten auf sechs erhöht werden.

#4 Was hält Männer davon ab, sich Hilfe zu suchen?

In einem Punkt waren sich alle Interviewpartner:innen einig: Es dürften mehr Männer Opfer von häuslicher Gewalt sein als bislang bekannt. Die Statistik vom Bundeskriminalamt kommt für das vergangene Jahr auf etwa 20 Prozent männliche Opfer. Laut Ärzteblatt könnte die Dunkelziffer in Deutschland doppelt so hoch liegen. Ein kurzer Vergleich: Im Vereinigten Königreich ist Studien zufolge jedes dritte Opfer ein Mann.

Einen Hinweis auf das verdeckte Ausmaß der Gewalt an Männern bietet das Männerhilfetelefon, das Björn Süfke von Man-o-Mann mitbetreut. Neben einer telefonischen Hilfe bietet das Projekt auch eine Onlineberatung an. 2021 hat das Männerhilfetelefon insgesamt über 3.000 Kontakte registriert; im Jahr zuvor lag die Zahl der Telefon- und Onlineberatung noch bei der Hälfte. Und diese Zahl dürfte sich 2022 noch gesteigert haben, sagt Süfke. Offizielle Zahlen liegen noch nicht vor, allerdings schätzt er die Kontakte auf rund 5.000. Davon dürften allein über 3.000 Beratungen am Telefon stattgefunden haben, sagt Süfke.

Aber warum ist das Dunkelfeld so groß? Um diese Frage zu beantworten, führt das Bundeskriminalamt zusammen mit dem Bundesfamilien- und Bundesinnenministerium jetzt eine Studie durch, die das Ausmaß der Gewalt an Männern erfassen und die Ursachen für die hohe Dunkelziffer herausfinden soll. Die ersten Ergebnisse werden 2025 erwartet. Es wird das erste Mal seit 2005 der Fall sein, dass eine großangelegte Studie Männer als Opfer von häuslicher Gewalt untersucht.

Ein Grund für das große Dunkelfeld könnte laut Marc Brunsmann die männliche Sozialisation sein: „Jungs wachsen mit Sprüchen auf wie ‚Ein Indianerherz kennt keinen Schmerz‘ oder ‚Sei ein Mann!‘“, sagt er. Männern werde es dadurch abtrainiert, Gefühle und Schmerz zuzulassen. Der Soziologe Hans-Joachim Lenz drückt es so aus: „Die Erfahrung des Verletztwerdens gehört zu jedem Männerleben, insbesondere aber in und nach der Pubertät.“

Die Folge: Widerfährt Männern Gewalt, spielen sie möglicherweise ihre Verletzungen herunter – selbst dann, wenn sie behandelt werden müssten. Und es fällt ihnen schwer, sich als Opfer zu identifizieren, obwohl Männer bei allen Delikten (mit Ausnahme von Sexualstraftaten) die Mehrheit der Opfer ausmachen. Trotzdem suchen nur wenige Männer, die Gewalt erleben, Kontakt zu Hilfsorganisationen, denn der Gedanke, Opfer zu sein, passt einfach nicht in ein klassisch männliches Rollenbild.

Die Geschlechterklischees spuken in vielen Köpfen umher: „Als ich mit der Männerberatung begonnen habe, musste ich mir Aussagen anhören, die mich schockiert haben. Zum Beispiel: ‚Warum verlässt er nicht einfach seine Frau?‘ oder ‚Männer als Opfer – sowas gibt’s?‘“, sagt Sandra Bracht. Solche Vorbehalte führen dazu, dass sich Männer aus Scham keine Hilfe holen. Dabei komme Gewalt an Männern in allen Bildungsschichten, Altersklassen und Kulturen vor, sagt sie.

#5 Was muss sich ändern, um den Männergewaltschutz zu verbessern?

Die kurze Antwort: Vieles. Die lange Antwort: Was es braucht, sind mehr Schutzräume, mehr Personal und mehr Aufklärung, denn das Hilfesystem für Männer, die Gewalt erleben, befindet sich noch in der Phase des Aufbaus.

In Münster hat die Caritas im vergangenen Jahr einen Antrag für den Haushalt 2023 gestellt. Bisher wird die Krisenberatung für Männer allein vom Caritasverband finanziert. Einen Zuschuss von der Stadt Münster gibt es nicht. Der wäre aber nötig, damit die Caritas weitere Stellen schaffen kann, um mehr Männer zu unterstützen, sagt Jonas Lemli. Neben ihm beschäftigt die Caritas Münster im Moment einen weiteren Gewalt- und Krisenberater.

Der Antrag der Caritas hat jedoch keine Mehrheit gefunden. Auch im Ratspapier zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Münster kommt die Männerarbeit nicht vor. Warum nicht? „Das Thema haben wir durchaus auf dem Schirm“, sagt Thomas Kollmann, Ratsherr der SPD. Allerdings lagen die Prioritäten in den letzten Haushaltsverhandlungen auf anderen Problemen: Der Rat hat neben der Istanbul-Konvention auch einen Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit beschlossen. Um beide Pläne zu bearbeiten, schafft die Verwaltung jeweils eine halbe Stelle.

Die Träger, die sich in der Männerarbeit engagieren, würden aber weitergefördert, sagt Kollmann. Dabei handelt es sich laut Gleichstellungsamt um Projekte, die das Männerforum und das Männernetzwerk Münster durchführen. Er ist außerdem zuversichtlich, dass das Ratsbündnis aus Grünen, SPD und Volt in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 einen Aktionsplan für den Männergewaltschutz beraten und verabschieden kann. Zur Vorbereitung würde der Bedarf jetzt gemeinsam mit den Sozialträgern analysiert.

Absehbar ist aber schon jetzt: Der Bedarf an Beratung dürfte zunehmen. „Es fällt immer mehr Männern leichter, über Krisen zu sprechen“, sagt Jonas Lemli. Ein Eindruck, den alle Gesprächspartner:innen teilen. Wichtig sei es, dass die spezifischen Probleme für Männer mehr Thema in der Öffentlichkeit sein müssen. Dann würden sich auch mehr Männer trauen, sich Hilfe zu suchen. „Als ich Ende 2022 der Zeit ein Interview gegeben habe, stand danach unser Telefon nicht still“, sagt Björn Süfke dazu. (sfo)

Männer, die von Gewalt betroffen sind, können sich auf unterschiedliche Weise Hilfe holen. Eine zentrale Anlaufstelle ist das Männerhilfetelefon, das unter der Nummer 0800 1239900 zu erreichen ist. Betroffene können auch eine E-Mail (info@maennerhilfetelefon.de) schreiben oder den Chat nutzen.

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Corona-Update

+++ Das Robert-Koch-Institut (RKI) erklärt die Grippewelle in Deutschland für beendet, berichtet die Tagesschau. Während sie in anderen Jahren erst um den Jahreswechsel herum begann, war sie laut RKI etwa eine Woche nach Neujahr vorbei. Zu diesem Zeitpunkt war sie allerdings schon seit elf Wochen im Gang. Bisher sind etwa 260.000 Ansteckungen in dieser Saison gemeldet worden. (sst)

+++ Am 27. Januar 2020 gab es den ersten Corona-Fall in Deutschland. Damals hätten wir wohl nicht damit gerechnet, dass wir uns für Neuinfektionen (heute meldet die Stadt 29), Sieben-Tage-Inzidenzen (sie liegt in Münster bei knapp 96) oder die Anzahl der Intensivbetten interessieren, die von Corona-Patient:innen belegt sind (das sind aktuell 0 in Münster). (sst)

+++ Sie sehen: Corona scheint kein großes Problem mehr zu sein. Die Landesregierung hat deshalb beschlossen, die Coronaschutzverordnung zum 1. Februar auslaufen zu lassen. Heißt konkret: keine Masken mehr in Bus und Bahn, keine verpflichtende Isolation nach einem positiven PCR-Test, kein Testen mehr an Schulen und keine Sonderregeln in den Kitas. Infizierte sollten ab dann eine Maske außerhalb ihrer eigenen Wohnung tragen, müssen es aber nicht. (sfo)

+++ Alle paar Monate hat sich der Corona-Notfallausschuss in den vergangenen drei Jahren getroffen. Heute berät er darüber, ob der internationale Gesundheitsnotstand aufgehoben werden soll. Ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO teilte dem NDR mit, dass das Virus immer noch mit Sorge beobachtet werde. Die Entscheidung, ob der Notstand aufgehoben werden soll, trifft Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Generaldirektor der WHO. (sst)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Die Bezirksvertretung Mitte möchte nicht, dass die Spinne an der Weseler Straße weitere Abbiegespuren für Autos bekommt. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Stadt will an der Wolbecker Straße Bäume aufstellen, Raum für Tische vor Restaurants und Bars schaffen und die Zahl der Unfälle verringern. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Stadt informiert bei einer Veranstaltung am nächsten Donnerstag über den Ausbau der Uniklinik. (Stadt Münster)

+++ Die Wohnungsgesellschaft LEG will ihre maroden Mietwohnungen in Berg Fidel wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage vorerst nicht sanieren. (Westfälische Nachrichten)

+++ CDU-Ratsfrau Carmen Greefrath wünscht sich von der LEG, dass sie wenigstens das Nötigste saniert. (CDU-Fraktion)

+++ Die Bezirksvertretung Münster-Mitte will das Glasverbot am Aasee nicht verlängern, damit die Jugend die entgangene Feierei der beiden Pandemiejahre nachholen kann. (Westfälische Nachrichten)

+++ Stefan Leschniok und Babette Lichtenstein van Lengerich aus der CDU-Ratsfraktion kritisieren das geplante Ende des Glasverbots am Aasee und eine nach Meinung von Lichtenstein van Lengerich zynische Äußerung der SPD. (CDU-Fraktion)

+++ Jörg Albrecht bleibt Künstlerischer Leiter des „Center for Literature”. (LWL-Pressemitteilung, nicht online, aber hier veröffentlicht vom Magazin Westfalium)

+++ Im Priesterseminar Borromaeum wohnen nicht mehr nur Priesteramtskandidaten, sondern neuerdings auch getaufte Studierende aller möglichen Fachrichtungen. (Bistum Münster)

+++ Die Fast-Food-Kette „Gustav Grün“ aus Münster hat eine Filiale auf der indonesischen Urlaubsinsel Bali eröffnet. (Gustav Grün auf Instagram)

+++ Die Ärztekammer fordert mehr Schutz für Ärzt:innen und Rettungskräfte. (Ärztekammer Westfalen-Lippe)

+++ Der Verkehrsforscher Andreas Knie hat beim Neujahrsempfang der Grünen den „allgemeinen Wahn, den kompletten öffentlichen Raum mit Autos zuzustellen“ kritisiert. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Stadtplanungsamt hat nach eigenen Angaben alle 18 gestellten Anträge für Solarmodule innerhalb der Altstadt genehmigt. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Stadt hat 41.500 Luftbilder von Hausdächern an Menschen geschickt, denen in Münster Häuser gehören, um Stellen zu finden, an denen sich Energie sparen lässt. (Stadt Münster)

+++ Die Stadt gibt 32.000 Euro, um das freie Internet in der Stadt zu verbessern. (Stadt Münster)

+++ Die CDU schlägt vor, die Admiral-Scheer-Straße künftig nach Walter Lübcke zu benennen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Der Astrophysiker Tobias Jogler übernimmt die Nachfolge von Björn Voss als Leiter des Planetariums, dessen Stellvertreter Jogler bislang war. (Landschaftsverband Westfalen-Lippe)

+++ Das Theater im Pumpenhaus trauert um seinen Mitgründer und langjährigen Intendanten Ludger Schnieder, der am Wochenende im Alter von 67 Jahren gestorben ist. (Pumpenhaus, Grüne Münster)

+++ Über 500 Pflegekräfte haben auf dem Prinzipalmarkt für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. (Kirche und Leben)

Unbezahlte Werbung

Kennen Sie Bibimbap? Aus dem Koreanischen übersetzt bedeutet es so viel wie „gemischter Reis“, und dahinter versteckt sich eins der populärsten Gerichte aus Korea. Wenn Sie es noch nicht kennen, sollten Sie es bei Hamo in der Neubrückenstraße probieren. Serviert wird Ihnen – Überraschung – Reis in einer Schüssel, zusammen mit gegarten Gemüsen, Ei und Tofu oder Fleisch. Vor dem Verzehr wird alles mit einer Würzpaste gut durchgemischt. Bei Hamo bekommen Sie außerdem noch andere koreanische Getränke und andere Spezialitäten, zum Beispiel Kimbap, das wie Sushi aussieht, aber – darauf legen die Inhaber:innen wert – kein Sushi ist. Sitzplätze gibt es nur ein paar, das Essen kann man aber auch prima mitnehmen. 

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Eva Strehlke hat heute nachgeschaut, was am Wochenende alles in der Stadt los ist. Das sind ihre Tipps:

+++ Das Fahrrad ist wieder kaputt? Wenn Sie nicht immer gleich in die Werkstatt gehen wollen, aber selbst auch nicht weiter wissen, gibt’s am Samstag von 12 Uhr bis 18 Uhr im Innenhof des Cuba Nova einen guten Kompromiss: begleitetes Selbstreparieren. Profis stehen Ihnen dabei mit Rat und Werkzeug zur Seite.

+++ Morgen gibt es eine Premiere im Stadttheater und eine letzte Chance im Wolfgang-Borchert-Theater: Im Stadttheater wird zum ersten Mal ein Stück von Thomas Köck gezeigt, dessen Titel ein wahrer Zungenbrecher ist: „und wenn ich von der zeit spreche spreche ich von der zeit die schon nicht mehr ist (am rande des rollfelds)“. Es geht um eine gar nicht so ferne Zukunft, in der einiges schiefgelaufen ist, um einen Chor auf einer Zeitreise und um die Frage, was die Gegenwart mit so einer Zukunft zu tun hat. Wenn Sie Ihre Tickets hier online bestellen, können Sie gleich ein neues technisches Hilfsmittel auf der Website ausprobieren. Durch ein dynamisches Foto bekommen Sie bei der Platzwahl einen Eindruck von den Sichtverhältnissen während der Vorstellung.

+++ Im Wolfgang-Borchert-Theater haben Sie morgen das letzte Mal die Chance, sich das Stück „Heisenberg“ anzuschauen. Anders als der wissenschaftliche Titel vermuten lässt, geht es hier um eine Beziehung – und um die uralte Frage, ob Gegensätze sich nun wirklich anziehen. Tickets gibt es hier.

+++ Der Stuttgarter Sebastian Fritsch hat den Deutschen Musikwettbewerb gewonnen und ist seit kurzem Stimmführer der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Am Sonntagabend spielt das Nachwuchstalent mit seiner Duopartnerin Naoko Sonoda Werke von Mendelssohn, Schumann und Rachmaninow im Rathausfestsaal. Karten gibt es für 24 Euro hier.

Und hier noch ein paar Tipps von unserer Praktikantin Lara Gelbhardt:

+++ Im Wewerka-Pavillon am Aasee zeigt die Kunststudentin Youn Hee Park ihre Ausstellung „Behind White“. Sie beschäftigt sich mit der Macht von Sprache im Kontext von Rassismus und Imperialismus. Die Ausstellung ist noch bis zum 28. März zu sehen, besonders empfehlenswert ist es in der Dämmerung.

+++ In der Frauenstraße 24 stellt die Künstlerin Diana Garcia ihre Kunst mit dem Namen „Second Life“ aus. Garcia recycelt alte Kaffeesäcke als Leinwände. Die Ausstellung läuft bis zum 3. März. Der Eintritt ist frei.

+++ Suchan Kinoshita zeigt im Westfälischen Kunstverein an der Rothenburgstraße die Ausstellung „Architektonische Psychodramen“. Und um das zu erklären: Der Raum soll sich in ein solches Psychodrama verwandeln. Die Ausstellung läuft bis zum 12. Februar. Eintritt 4 Euro, ermäßigt 2 Euro.

+++ Lust auf Sport am Samstagmorgen? Um 9 Uhr beginnt im Wienburgpark wie an jedem Samstag der Parkrun. Die Teilnahme ist kostenlos. Treffpunkt: neben dem Basketballplatz.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe

Mitarbeit: Lara Gelbhardt (lge), Jan Große Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Eva Strehlke (est), Svenja Stühmeier (sst)
Lektorat: Melanie Kelter


PS

Es gibt Mitmenschen, die so stolz darauf sind, wie vorbildlich Deutschland seine düstere Vergangenheit aufgearbeitet hat, dass sie fordern, man könnte endlich mal aufhören mit diesen ganzen Gedenkstunden und Kranzniederlegungen. Nur würde so ein Schlussstrich auch bedeuten, dass die vielen blinden Flecken in der Aufarbeitung der deutschen Geschichte für alle Zeit blieben. Um einen solchen blinden Fleck ging es heute in der Holocaust-Gedenkstunde im Bundestag, zu der die Aktivist:innen Rozette Kats und Klaus Schirdewahn sowie die Schauspieler:innen Maren Kroymann und Jannik Schümann eingeladen waren. Sie erinnerten in ihren Reden an die Verfolgung von queeren Menschen im Nationalsozialismus. Ein Thema, das leider auch heute noch erschreckend aktuell ist, wie die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hervorhob. Sie sagte: „In den sozialen Netzwerken wird gegen queere Menschen in unerträglicher Weise gehetzt. Schwule, Lesben und trans Personen werden beleidigt, bedrängt und angegriffen, sogar auf den Paraden des Christopher Street Day, wie im vergangenen Jahr der Tod von Malte gezeigt hat. Malte war ein trans Mann. Auch hier sind wir alle gefordert, gegen Diskriminierungen aufzustehen.“

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