WLE-Strecke: sehr teuer, aber dafür unpünktlich | Fotoreportage: Segeln auf dem Aasee | Unbezahlte Werbung: Moselwein auf dem Send

Porträt von Sebastian Fobbe
Mit Sebastian Fobbe

Guten Tag,

Bahnstreik. Schon wieder. Die Lokführergewerkschaft GDL hat gestern Morgen einen 35-stündigen Streik begonnen, um Bewegung in die festgefahrenen Tarifauseinandersetzungen mit der Deutschen Bahn zu bringen. Mit der Folge, dass viele Züge im Fern- und Regionalverkehr ausfallen.

Schauen wir mal nach Münster. Wie sieht’s denn auf der Strecke zwischen, sagen wir mal, Münster und Sendenhorst aus? 

Da steht der Verkehr still. Wie soll es auch anders sein? Der letzte Personenzug nach Fahrplan fuhr in den 1970er-Jahren auf der sogenannten WLE-Strecke. Danach wurde der Betrieb für den regulären Verkehr eingestellt. Mittlerweile soll die Verbindung reaktiviert werden. Laut der Projektwebsite läutet die Wiederbelebung „eine neue Mobilitätsepoche ein, und zwar nicht nur für die zwei Städte, sondern für die gesamte Region“.

Das Genehmigungsverfahren läuft seit vier Jahren. Ende 2023 sollte alles fertig sein, so hieß es zunächst. Jetzt haben wir den 8. März 2024. Auf den Gleisen ist immer noch kein Zug zu sehen. Schon im vergangenen Jahr war die Rede vom Start der WLE-Verbindung 2026.

Am Dienstag hat der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) über den neuesten Stand informiert. So viel sei vorerst gesagt: Allein der erste Satz in der Pressemitteilung sollte hellhörig machen. Der lautet: „Der Nutzen der geplanten Bahnverbindung für den Personenverkehr zwischen Münster und Sendenhorst ist größer als die Kosten.“

Der Kostenberg wächst, der Start verzögert sich

Klingt so, als würde alles teurer werden. In der ersten Projektphase ging es um 37 Millionen Euro, die für die Wiederbelebung der Bahnstrecke nötig sind. Viel Geld. Jetzt spricht der NWL von knapp 100 Millionen Euro mehr. Der Verband rechnet vorerst mit 133 Millionen Euro für die Reaktivierung.

Hui, warum das denn? Die Liste der Gründe für die höheren Kosten ist lang. Der NWL schreibt, zum einen sei die Reaktivierung sehr komplex. Es müssten neue Bahnübergänge entstehen und Rechts- sowie Eigentumsfragen geklärt werden. Zum anderen seien die Baukosten gestiegen, vor allem für Schienenprojekte. Auch Beton, Schotter und anderes Material seien inzwischen sehr teuer. Dazu kommt, dass viele Baufirmen gerade ausgebucht sind.

Die neue-alte Zugverbindung wird aber nicht nur teurer, ihr Start lässt auch auf sich warten. Wieder lohnt es sich, den Pressetext genau zu lesen: Der NWL schreibt, „dass bei einem Abschluss des Planfeststellungsverfahrens Ende 2024 die Strecke in der ersten Jahreshälfte 2027 in Betrieb gehen kann.“ Heißt also: Wenn dieses Jahr nicht alle Gutachten fertig sind, dann fahren erst Ende 2027 oder vielleicht 2028 wieder Züge auf der WLE-Strecke.

Die WLE-Reaktivierung scheint eine ganz schön komplizierte Sache zu sein. Der Verkehrsexperte Stefan Tigges schrieb im vergangenen Juli in einem Gastbeitrag für RUMS, dass die Wiederbelebung eigentlich gar nicht so aufwändig sein dürfte: „Die Trasse ist weitgehend vorhanden, die baulichen Bedingungen sind einfach (keine Berge, keine Tunnel und die gesamte Infrastruktur ist ebenerdig; es gibt keinen Fern-, Güter- und sonstigen Nahverkehr auf der Strecke).“

Der NWL versucht trotzdem, die explodierenden Kosten und die Verzögerung auf der WLE-Strecke als Erfolg zu verkaufen. Der Verband überschreibt seine Pressemeldung mit der hübschen Formulierung: „Bahnstrecke Münster-Sendenhorst nimmt weitere wichtige Hürde“.

Na, wenn das so ist, kann ja nichts mehr schief gehen. Und zur Verteidigung muss man auch mal sagen: Zugfahren war schon immer teuer und sowieso gehört Pünktlichkeit nicht zu den Kernkompetenzen der Bahn. (sfo)

Korrekturhinweis: In einer früheren Version schrieben wir, der Betrieb auf der Bahnstrecke nach Sendenhorst sei in den 1970er-Jahren eingestellt worden. Das gilt nur für den regulären Personenverkehr. Vereinzelt fahren dort weiterhin Züge – bis 2021 Güterzüge zum inzwischen abgerissenen Westfalen-Werk in Gremmendorf, heute noch ab und zu bei besonderen Gelegenheiten Dampfloks.

Kurz und Klein

+++ Der nächste Verkehrsversuch könnte sich verzögern, vielleicht sogar um Jahre. Die Stadtverwaltung schlägt in einem neuen Papier vor, die Straße, die über den Bült führt, erst dann zu sperren, wenn an der Weseler Straße nicht mehr gebaut wird. Sonst könnte es im Verkehrsnetz zu Überlastungen kommen, so heißt es – also zu Stau. Nach Ende der Arbeiten wäre es nach Einschätzung der Stadtverwaltung am besten, die Straße in Höhe der Apostelkirche zu sperren (zwischen der Zufahrt zum Tibusparkhaus und dem Theater), dann nach Vorschlag der Stadtverwaltung sogar für ein Jahr oder länger, denn nur so komme man bei Messungen zu verlässlichen Daten. (rhe) 

+++ Die CDU kommentiert in ihrer Pressemitteilung zum Verkehrsversuch den zweiten Teil des städtischen Vorschlags nicht. Sie schreibt, sie sehe sich darin bestätigt, die Sperrung abzulehnen. Das ist interessant, denn die Stadtverwaltung lehnt den Verkehrsversuch gar nicht ab, sie schlägt nur vor, noch etwas zu warten. Wie ist das Missverständnis zu erklären? Wenn jemand den Teil der Fakten unterschlägt, der zur eigenen Forderung nicht passt, dann kann das ein Hinweis darauf sein, dass hier nicht Argumente den Ausschlag geben, sondern eine Überzeugung; man könnte sagen: eine Ideologie. Jetzt wird es allerdings verwirrend, denn das wirft die CDU in ihrer Pressemitteilung auch schon dem Bündnis aus Grünen, SPD und Volt vor. (rhe) 

+++ Ja, und was sagt das Ratsbündnis? Pressestatements sind hier noch nicht angekommen, denn so richtig passt das Papier den drei Parteien wohl nicht in den Kram; das Bündnis würde den Versuch gern ohne größere Verzögerungen starten. Die Westfälischen Nachrichten berichten, dass alle drei Parteien in etwa sagen: „Wir werden das noch mal ganz genau prüfen.“ Wenn die Prüfung dazu führen sollte, dass man den Versuch verschiebt, wäre das immerhin ein Beleg dafür, dass es hier nicht um Ideologie geht, denn die ist üblicherweise nicht so offen für Argumente. Münsters FDP hat das Verwaltungspapier ebenfalls nicht gründlich gelesen oder lässt einen wichtigen Teil aus anderen Gründen weg. Ihre Pressemitteilung trägt den Titel: „Klares Nein zum Verkehrsversuch“. (rhe)

+++ Wenn Sie mich fragen würden, was wohl die leiseste Stadt Deutschlands ist, würde ich spontan „Karlsruhe“ antworten. Sie verstehen schon, Karlsruhe, Karls-RUHE. Die Datenjournalist:innen von „Zeit online“ haben sich diese Frage übrigens auch gestellt und in 54 Städten nachgehört. Karlsruhe gehört leider nicht zur Auswahl, wohl aber Münster. Laut der Recherche leiden hier 18.300 Menschen unter ständigem Straßenlärm, das sind fast 6 Prozent der Stadtbevölkerung. Am schlimmsten ist aber der Verkehrskrach in Düsseldorf. Dort leben 93.900 Lärmbelästigte (etwa 14,5 Prozent der Einwohner:innen). Was den Lärm durch Autos, Motorräder und Lkw angeht, schneidet Münster im Städtevergleich nicht schlecht ab – Platz 48 von 54. Die Stadt möchte aber mehr Ruhe schaffen und sammelt deshalb noch bis zum 7. April Ideen zur Lärmminderung. Wenn Sie einen Vorschlag haben, können Sie sich hier, hier oder hier beim Grünflächenamt melden, das gerade einen Lärmaktionsplan entwickelt. Ach ja, die leiseste Stadt in der „Zeit online“-Recherche ist übrigens Reutlingen. (sfo)

+++ Der Frauenhilfe in Münster geht das Geld aus. Darauf weisen sechs Einrichtungen aus Münster und Umgebung hin. In einer gemeinsamen Pressemitteilung, die RUMS vorliegt, schreiben die Hilfestellen, das Land Nordrhein-Westfalen habe zwar eine Finanzierung bis 2027 beschlossen. Aber das Geld reiche nicht aus, um den stetig steigenden Bedarf an Beratung, Unterbringung und Begleitung von gewaltbetroffenen Frauen zu decken. Die restliche Finanzierung müssten die Einrichtungen selbst einholen, etwa über Projektförderanträge, Spenden oder Verhandlungen mit kommunalen Geldgeber:innen. Erste Stellen würden bereits Beratungsstunden kürzen oder Personal entlassen. (sfo)

+++ Wie unterstützen eigentlich andere Städte Frauen, die sexualisierte Gewalt erleben? Die Stadt München hat vergangenes Jahr zusammen mit Beratungsstellen und Kliniken ein neues Konzept entwickelt. Teil des Ganzen ist unter anderem eine Öffentlichkeitskampagne mit Flyern, Plakaten und Postkarten, die darüber informieren, wo und wie gewaltbetroffene Frauen Hilfe finden können. Dieses Infomaterial vermittelt zum Beispiel Code-Sätze, mit denen Frauen medizinische Soforthilfe bekommen können. Auch das Krankenhauspersonal ist entsprechend geschult worden. Im Oktober hat die Süddeutsche Zeitung ausführlich über das Münchner Konzept berichtet. (sfo)

Räume für Demokratie

Annweiler am Trifels ist ein wunderschönes Städtchen in Rheinland-Pfalz. 7.000 Einwohner:innen, eine Burg, ein Marktplatz mit Fachwerk, drumherum Weinberge und Wälder. Vor ein paar Jahren hat die Stadt das alte Rathaus renoviert. Der historische Festsaal mit Holzdecke, Parkett und Fresken an der Wand ist ein schöner Ort für Hochzeiten und Seminare – und der Raum, den die AfD-Bundestagsfraktion für einen Bürgerdialog Ende März mit Parteisprecher Tino Chrupalla angemietet hat.

Auch Münsters historisches Rathaus wird jedes Jahr von der AfD genutzt. Sie richtet dort ihren Neujahrsempfang aus. Die Stadt antwortet uns in einer Anfrage, solange die AfD nicht verboten ist, habe sie einen Anspruch auf städtische Räume. Das schreibt das Parteiengesetz vor, das allen zugelassenen Parteien Gleichbehandlung garantiert. Die Miete für den Neujahrsempfang im Rathaus beträgt 1.815 Euro.

Die Sternstunde könnte zur Schlappe werden

Anders als in Münster wehrt sich der Rat von Annweiler gegen den Bürgerdialog im Rathaussaal. Er hat mit großer Mehrheit einen Antrag von SPD und Grünen beschlossen, mit dem die Vermietung an die AfD rückgängig gemacht werden soll. Annweilers parteiloser Bürgermeister Benjamin Seyfried nennt die Abstimmung im SWR eine „Sternstunde“ des Stadtrats.

Die Chancen stehen allerdings schlecht, dass die AfD ihren Bürgerdialog in Annweiler kurzfristig absagen muss. Vergleichbare Beschlüsse hatten in der Vergangenheit keinen Erfolg. Erst im Februar musste Nordhausen in Thüringen nach einer Klage eine AfD-Veranstaltung in einer Festhalle zulassen. Die Stadt hatte zuvor den Mietvertrag gekündigt – und vor Gericht verloren.

Im Fall des Bürgerdialogs in Annweiler hat die AfD einen Eilantrag gegen den Ratsbeschluss beim zuständigen Verwaltungsgericht in Neustadt an der Weinstraße eingereicht. Die Kommunalpolitik ist sich der Gefahr bewusst, dass sie verlieren wird. Laut SWR gehe es aber darum, ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.

Nur: Wäre eine Niederlage vor Gericht wirklich ein wirksames Zeichen gegen die AfD?

Demokratie-Event zur selben Zeit im selben Haus

Andernorts finden Städte elegantere Lösungen. In Koblenz findet nächsten Freitag ab 18:30 Uhr das „Karthäuser Forum“ im Jugend- und Bürgerzentrum statt. Titel der kostenfreien Veranstaltung ist: „Der Demokratie Raum geben“. Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollen in Kontakt kommen und spielerisch Diskussionsmethoden für ein demokratisches Miteinander erlernen.

Eine Etage obendrüber beginnt eine halbe Stunde später eine AfD-Veranstaltung zur Europawahl. Der Leiter der Einrichtung, Michael Lüdecke, betont auf Anfrage, das „Karthäuser Forum“ finde immer im März statt. Der AfD könne das Zentrum gemäß eigener Hausordnung die Nutzung der städtischen Räume nicht verbieten. So erkläre es sich, dass die beiden Veranstaltungen zeitgleich im selben Haus stattfinden, schreibt Lüdecke.

Eine klare Positionierung ist das nicht. Die Stadt muss schließlich alle Parteien gleichbehandeln. Es wird aber auch einen offenen Protest geben: Vor dem Jugend- und Bürgerzentrum wird der deutsche Gewerkschaftsbund eine Kundgebung gegen Rechts abhalten. Die Demo wird auch auf das „Karthäuser Forum“ hinweisen, schreibt Michael Lüdecke. (sfo)

Mal sehen

Der erste Morgen auf dem Wasser

Christoph vertäut das Boot sicher am Steg

Seit 75 Jahren beginnt für die Segelschule Overschmidt im Frühjahr die Saison auf dem Aasee. Mit vielen Autofahrten, tausenden Handgriffen und dem belohnenden Anblick am Ende. Yannic Werremeier war für RUMS mit dabei.

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Interview mit Gabriela Exner

Drei Fragen über ein Ehrenamt-Experiment

Bei der ersten „Baddabäm!“-Samstagabendshow hat die Moderation sechs Leute aus dem Publikum gesucht, die sich zu 20 Stunden ehrenamtlicher Arbeit bereit erklären. Gabriela Exner gehört zu denjenigen, die sich gemeldet haben. Sie hat die Zeit für eine Stippvisite in der Kommunalpolitik genutzt. Was sie dabei gelernt hat, erzählt sie im RUMS-Interview.

Frau Exner, ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Sie sich spontan zum Ehrenamt verpflichtet haben. Warum?

Eigentlich ist sowas nicht mein Ding. Ich bin, so aufgefordert, eher zurückhaltend und denke mir: „Macht ihr mal, bitte.“ Aber als die Grünen-Ratsfrau Andrea Blome zum Interview auf der Bühne saß, warf jemand aus dem Publikum einen Kommentar ein. Die Person sagte, es gebe auf der politisch ganz rechten Seite auch demokratische Stimmen. Dagegen kann ich faktisch nichts einwenden, aber ich hatte das Gefühl, da muss jemand intervenieren. Also habe ich die Hand gehoben.

Sie haben mittlerweile mehr als die vereinbarten 20 Stunden bei den Grünen abgeleistet. Was haben Sie gemacht?

Nach der „Baddabäm!“-Vorstellung habe ich bei einem Ehrenamt-Speeddating mit verschiedenen Menschen gesprochen. Mit Andrea Blome habe ich einen Termin für ein Gespräch ausgemacht und ihr die Themen genannt, die mich interessieren: Migration, Kultur, Gesundheit und Pflegeberufe. Daraufhin hat sie mich an ihre Fraktionskollegin Brigitte Hasenjürgen vermittelt. Ich bin aber ehrlich: Ich hatte davor wenig Ahnung von Kommunalpolitik und stand bislang Parteien skeptisch gegenüber – ich bin im Osten sozialisiert. Aber gerade deshalb hatte es seinen Reiz, mal in die Parteiarbeit in Münster zu schnuppern.

Und was hat sich daraus ergeben?

Ich verstehe die Kommunalpolitik sehr viel besser. Ich habe Strukturen erklärt bekommen, die mir vorher nicht so klar waren: Was sind AGs, was machen die Ausschüsse, wie läuft so eine Ratssitzung ab? Dadurch habe ich begriffen, warum manche Abläufe so zäh sind. Ich habe auch die sachkundigen Bürger:innen kennengelernt – ein wunderbares Instrument, sich einzumischen. Ich halte mich keineswegs für unpolitisch, im Gegenteil. Aber diese Erfahrung hat einmal mehr mein Demokratieverständnis gefördert. Ich finde, die 20 Stunden sind eine gute Größenordnung, um sich zu fragen, wie man das Gemeinwohl mitgestalten möchte. (sfo)

Bei der nächsten Folge von „Baddabäm!“ am 13. April geht es übrigens um ein sehr schönes Thema: Liebe. Wenn Sie dabei sein wollen, dann holen Sie sich jetzt schon ein Ticket. Meine Kollegin Svenja Stühmeier wird mit auf der Bühne sein und über eine faszinierende Verhütungsmethode sprechen, über die sie auch einen RUMS-Brief geschrieben hat.


RUMS-Recherche-Aufruf

Wir recherchieren zurzeit zur Situation beim Deutschen Roten Kreuz in Münster. Wir möchten dazu mit möglichst vielen Menschen sprechen, um ein zutreffendes Bild zeigen zu können. Wenn Sie Interesse an einem Gespräch oder Hinweise für uns haben, würden wir uns freuen, wenn Sie sich entweder per E-Mail oder über unseren anonymen Briefkasten bei uns melden. Auch bei einem Gespräch sichern wir Ihnen natürlich Anonymität zu. (rhe)

Anonymer Briefkasten

Anonymer Briefkasten

Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.

zum anonymen Briefkasten

Klima-Update

+++ „Der Münsteraner Westen hat eine mindestens gefühlte Unterversorgung an öffentlichen Toiletten“, schreibt der Volt-Politiker Philip Neumann-Maurice in einem Antrag an die Bezirksvertretung-West. An dieser gefühlten Wahrheit ist sogar etwas dran: In ganz Münster gibt es seit Januar nur noch fünf öffentliche Toiletten – keine davon befindet sich in Münsters Westen. Philip Neumann-Maurice möchte jetzt von der Bezirksverwaltung wissen, an wie vielen Parks und Spielplätzen sich wasserlose Klos anbringen ließen. Wir haben diese Infos erst vor Kurzem für unsere Klo-Recherche abgefragt (RUMS-Brief). Allerdings ohne konkretes Ergebnis: Die Stadt erstelle gerade ein gesamtstädtisches Toilettenkonzept. Die Verwaltung erwäge, darin auch Komposttoiletten zu integrieren, die ohne Wasser und Strom funktionieren. Die Stadt Bonn ist da schon einen Schritt weiter. Sie hat im September mit einem einjährigen Toilettenversuch begonnen, bei dem zwei rollstuhlgerechte Komposttoiletten aufgestellt wurden. Ein Stadtsprecher schreibt uns auf Anfrage, die Öko-WCs werden von den Bonner:innen sehr gut angenommen. Allerdings: Die Anlagen sind teuer. Ein barrierefreies Kompost-Klo kostet 50.000 Euro. (sfo)

+++ Solarenergie selber machen: Phil Eisberg, Geschäftsführer der Gesellschaft Voltark, informiert beim nächsten Online-Themenabend am Donnerstag der städtischen Stabsstelle Klima darüber, wie man Strom mit Photovoltaikanlagen selbst herstellt und möglichst gut nutzt. Beginn ist um 18 Uhr. Anmelden können Sie sich hier oder per E-Mail. (rhe)

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Deutschlands zweitgrößter Schlachthofbetreiber Westfleisch hat seinen Umsatz um 11 Prozent gesteigert. (Westfleisch)

Korrekturhinweis: Vorher stand hier „trotz wachsender Personal- und Energiekosten”. Die spielen allerdings beim Umsatz keine Rolle, eher beim Gewinn.

+++ Weil das Bodenpersonal der Lufthansa streikt, sind am Flughafen Münster-Osnabrück bis morgen 40 Flüge gestrichen worden, so viele wie noch nie – obwohl am FMO selbst gar nicht gestreikt wird. (WDR Lokalzeit Münsterland)

+++ Weil die Legionellen im Ost- und Südbad offenbar nicht so leicht in den Griff zu bekommen sind, öffnet das Ostbad voraussichtlich zwischen April und Juni, das Südbad wohl vorerst gar nicht. (Westfälische Nachrichten, Stadt Münster)

+++ Preußen-Trainer Sascha Hildmann und Co-Trainer Louis Cordes haben ihren Vertrag zum zweiten Mal verlängert. (Preußen Münster)

+++ An der evangelisch-theologischen Fakultät der Uni Münster kann man ab dem Wintersemester erstmals „Spiritual Care“ studieren, um später Mitarbeiter:innen und Patient:innen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen spirituell zu unterstützen. (Uni Münster, Evangelische Zeitung)

+++ Im Bahnhofsviertel von Münster wird es ab Montag noch enger, weil auf der Von-Vincke-Straße wegen einer neuen Baustelle nur noch eine Spur zur Verfügung steht. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Katastrophen-Warnapp Nina hat gestern in Münster und an anderen Orten in Deutschland gemeldet, dass Trümmerteile der Raumstation ISS in die Atmosphäre eintreten und auf die Erde fallen könnten – also keine Panik. (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)

+++ Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind die Exporte von Unternehmen aus dem Münsterland, vor allem nach Russland, um 40 Prozent zurückgegangen, die Importe um etwa 90 Prozent. (WDR Lokalzeit Münsterland)

+++ Sylvia Rietenberg, Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion, bewirbt sich als dritte Person neben Anne Herbermann und Fabian Müller auf das Bundestagsmandat, das frei wird, weil Maria Klein-Schmeink nicht mehr antritt. (Westfälische Nachrichten)

+++ Nach einer Einbruchsserie an Schulen in Münster fragen sich Stadt und Polizei, was man dagegen machen kann, raten den Schulen aber schon mal, kein Geld in der Schule herumliegen zu lassen. (Westfälischen Nachrichten)

+++ In einer neuen interessanten, aber gleichzeitig ernüchternden ARD-Doku über das autoritär geführte Aserbaidschan, das offenbar ziemlich erfolgreich EU-Parlamentarier geschmiert hat, kommt bei Minute zwölf auch der ziemlich desillusionierte frühere Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer, aus Münster vor, der eine anscheinend gekaufte Abstimmung erlebt hat. (ARD Mediathek)

+++ Nachdem Erkan Ular mit seiner Bar „Smells Like“ in den früheren Raphaels-Eisladen am Hansaring gezogen ist („Smells Like Hafen Spirit“), übernimmt Tobias Sudhoff den alten Laden am Theater („Smells Like Wine & Fine Dine Spirit“) will aber nur so ungefähr zehnmal im Monat öffnen („wann ich Zeit habe“) – Smells Like ehrlich gesagt nach nicht ganz so verlässlichem Treffpunkt. (Westfälische Nachrichten)

+++ Münsters Grüne haben eine Vielfaltskommission ins Leben gerufen, die Vorschläge für die interkulturelle Öffnung der Partei entwickeln und die politische Mitbestimmung von Menschen mit internationaler Herkunft stärken soll. (Grüne Münster

+++ Ab sofort ist es verboten, E-Scooter in Bussen mitzunehmen. (Stadtwerke Münster)

+++ Auf der Geiststraße regelt wegen Arbeiten am Fernwärmenetz bis Ende April eine Baustellenampel den Verkehr. (Stadtnetze Münster)

+++ Ab nächsten Donnerstag wird Münsters neues Sirenennetz zum ersten Mal mit einem Probealarm getestet. (Stadt Münster)

Unbezahlte Werbung

Am Wochenende geht der Frühjahrssend zu Ende. Wenn Sie noch einmal über die Kirmes schlendern wollen und nach etwas Besonderem suchen, dann gehen Sie von der Frauenstraße aus in Richtung Schloss und machen Sie Halt am vorletzten Stand. Auf der rechten Seite steht der Wagen von Familie Erz aus Bernkastel-Kues. Sie kommt schon seit über 50 Jahren zum Send und verkauft für eine Kirmes im Münsterland untypische Sachen: Winzerweine von der Mosel. Zwischen Koblenz und Saarburg bauen die Winzer:innen normalerweise trockenen und lieblichen Weißwein an, Riesling, Müller-Thurgau, Grauburgunder, solche Rebsorten. Das Weingut Erz schenkt aber auch Rotwein und Rosé aus wie halbtrockenen Spätburgunder oder feinherben Rotling. Ein Glas auf dem Send bekommen Sie ab 6 Euro. Wenn Sie auf den Geschmack gekommen sind, können Sie nach dem Besuch auch noch ein paar Flaschen nachbestellen.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute hat Raphael Balke in den Veranstaltungskalender geschaut. Das sind seine Empfehlungen:

+++ In der unbezahlten Werbung hatten wir den Frühjahrssend schon genannt. Das traditionelle Feuerwerk darf aber nicht unerwähnt bleiben. Heute Abend geht es gegen 21 Uhr los, hier finden Sie einen Countdown bis zum ersten Knall. Danach hat der Send noch bis Sonntag geöffnet.

+++ Doch mehr Lust auf Kultur? Heute Abend ist der Eintritt ins LWL-Museum für Kunst und Kultur ab 18 Uhr frei. Im Fokus des Langen Freitags steht das Thema „Frauen und Kunst“. Zum einen können Sie mit Kunstvermittler:innen sprechen, zum anderen gibt es Workshops beispielsweise zur Körpersprache oder zum Aktzeichnen. 

+++ Zum Weltfrauentag bietet der Frauensportverein Münster kostenlose Workshops an. Die Teilnehmerinnen lernen am Samstag die Grundlagen der Selbstverteidigung. Außerdem bietet der Sportverein einen Yogakurs für Anfängerinnen und Fortgeschrittene.

+++ „Die Schmiede“ an der Kreuzstraße veranstaltet am Wochenende einen Frühlingsbasar. Im Kuhviertel gibt’s Samstag und Sonntag handwerkliche und künstlerische Werke zu kaufen. Weitere Infos finden Sie hier.

+++ Ab Mittwoch veranstaltet unsere Masematte-Kolumnistin Marion Lohoff-Börger die „Lyrikwerkstatt Multikulti“. Das Projekt bringt Frauen zusammen, die Gedichte schreiben möchten. Im ersten Teil des Programms schreiben die Teilnehmerinnen ein Gedicht in ihrer Muttersprache zum Thema „Abschied – Heimweh – Neuanfang“. Die Werke werden anschließend ins Deutsche und dann erneut in eine andere Muttersprache übersetzt. Zum Abschluss gibt es eine Lesung.

+++ Die AfD wird mit großer Sicherheit bei den ostdeutschen Landtagswahlen siegen, Donald Trump könnte erneut US-Präsident werden und in Deutschland wächst wieder der Hass auf Jüd:innen – wie gefährdet ist unsere Demokratie? Um diese Frage geht es am Donnerstag im Fürstenberghaus. Ab 19 Uhr zeichnet „Die Zeit“ dort eine Folge des Podcasts „Das Politikteil“ mit unserer ehemaligen Kolumnisten Marina Weisband auf. Karten bekommen Sie für 10 Euro hier.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes und erholsames Wochenende.

Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe

Mitarbeit: Raphael Balke (rba), Ralf Heimann (rhe) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth

PS

Gestern war der Satiriker Jan Böhmermann in Hilversum. In der holländischen Stadt ist eigentlich nicht so wahnsinnig viel los. Es gibt dort viele Fernsehstudios, das schon. In einem davon hat Böhmermann Platz genommen. Er war zu Gast bei „De Avondshow“ von Arjen Lubach, dem, äh, niederländischen Jan Böhmermann. In der Sendung ging es natürlich um Klamauk und um ein anderes Ereignis in Hilversum. Vier Parteien beraten dort gerade, ob sie zusammen die neue Regierung der Niederlande gestemmt bekommen. Mit der möglichen Folge, dass ein Mann, den in Deutschland der Verfassungsschutz beobachten würde, zum Ministerpräsidenten gewählt wird. Was hilft dagegen? Galgenhumor vielleicht? Arjen Lubach und Jan Böhmermann versuchen es zumindest. Den Ausschnitt von „De Avondshow“ können Sie hier nachschauen. Gerappt wird am Ende auch noch. Und keine Sorge, dem deutsch-niederländisch-englischen Sprachengemisch kann man auch folgen, wenn man keine der Sprachen beherrscht. (sfo)

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