ME/CFS-Demo | Das neue Parkkonzept: Umparken im Kopf? | Kino zum Nachlesen

Porträt von Sebastian Fobbe
Mit Sebastian Fobbe

Guten Tag,

vom historischen Rathaus bis zum Stubengassenplatz läuft man laut „Google Maps“ keine fünf Minuten. Für einige Menschen ist dieser Weg aber schon eine Herausforderung. Zum Beispiel für Menschen, die an ME/CFS erkrankt sind.

ME/CFS ist eine chronische neurologische Erkrankung, die den Alltag der Betroffenen massiv einschränkt. Schätzungsweise eine Viertelmillion Menschen in Deutschland leben mit ME/CFS. Das bekannteste Symptom ist eine schwere Form der Fatigue. So nennt man eine krankhafte Erschöpfung, die sich nicht einfach durch Schlaf, Ruhe oder Sport beseitigen lässt.

Für die Betroffenen hat das weitreichende Folgen. Sechs von zehn können keiner Arbeit nachgehen, viele von ihnen sind pflegebedürftig. Das Risiko, in Armut zu leben, ist bei ME/CFS-Erkrankten deutlich höher als beim Rest der Bevölkerung. Die meisten Betroffenen sind Frauen.

Wie genau ME/CFS entsteht oder wie sich die Erkrankung am besten therapieren lässt, ist noch nicht bekannt. Denn bisher gibt es nur wenig Forschung dazu. Was man aber bisher weiß: Häufig tritt ME/CFS nach einer fieberhaften Virusinfektion wie Covid-19 auf. Auch eine Impfung kann die Krankheit auslösen. Expert:innen schätzen, dass sich die Zahl der Erkrankten seit der Coronapandemie verdoppelt haben könnte.

Im März diskutierte der Bundestag zuletzt über die Krankheit. Die CDU-Fraktion hatte eine bessere Förderung für die Forschung an ME/CFS, Long-Covid und dem sogenannten Post-Vac-Syndrom gefordert. Die Bundesregierung versprach daraufhin mehr Fördergeld.

Heute haben in Münster einige Menschen für eine bessere Versorgung von ME/CFS-Patient:innen und mehr Forschung demonstriert. Sie haben einen „Trauergang“ organisiert, vom historischen Rathaus bis zum Stubengassenplatz, fünf Minuten Fußweg, weniger als 500 Meter, die für Betroffene ein Kraftakt sein können. (sfo)

Kurz und Klein

+++ Im Rat geht es in der nächsten Woche an vielen Stellen wieder mal um ein sehr knappes Gut: Geld. Die freien Kita-Träger wollen vier Millionen Euro von der Stadt haben. Sie haben gedroht, sonst einzelne Einrichtungen zurück an die Stadt zu geben (RUMS-Brief). Im zuständigen Ausschuss zeichnete sich gestern Abend ab, dass die Stadt zahlen wird (mehr dazu im RUMS-Brief am Dienstag). Die FDP kritisiert an dem Vorschlag der Verwaltung, dass Eltern mit einem Jahreseinkommen von über 62.000 Euro unter anderem fünf Prozent mehr Kitagebühren zahlen sollen, berichten die Westfälischen Nachrichten. Die Entscheidung fällt am Mittwoch im Rat. (rhe)

+++ Münsters Kämmerin Christine Zeller hat gleichzeitig angekündigt, in der Ratssitzung zu erklären, wie die Stadt sparen wird, um weiterhin selbst darüber entscheiden zu können, wofür sie ihr Geld ausgibt (also der Pleite zu entgehen). Nach mehreren gescheiterten Versuchen, die dauerhafte Schieflage zu beseitigen, will die Stadt es jetzt mit einem neuen zweistufigen Verfahren probieren. In einem ersten Schritt will die Stadt durch „Sofortmaßnahmen“ 20 Millionen Euro sparen. Im zweiten Schritt will sie Ausgaben so kürzen, dass sie bis 2028 insgesamt 40 Millionen Euro spart. Das soll unter anderem durch den Umbau der Verwaltung gelingen – oder wie man heute sagt: die Transformation. In der Überschrift der Pressemitteilung steht, Zeller „legt den Fokus auf das Leistbare“. Und ja, was soll man sagen: Anders wär’s ja auch schwierig. (rhe)

+++ Sparen kann die Stadt vor allem an freiwilligen Leistungen. Bei den übrigen wird es schwer. Um den Bau und die Sanierung von Schulen und Kitas wird die Stadt zum Beispiel kaum drumrum kommen. Allein für dieses Jahr hat sie angekündigt, 172 Millionen Euro in städtische Gebäude zu investieren, 12 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Allein knapp hundert Millionen (genauer: 96) gibt die Stadt für den Bau von Schulen aus. Weil das Abitur bald wieder neun Jahre dauert, brauchen die Schulen mehr Platz. Das Hittorf-Gymnasium zum Beispiel wird für knapp 14 Millionen Euro ausgebaut. Für den Ausbau von Kitas hat die Stadt 17 Millionen Euro eingeplant. (rhe)

+++ Wir bleiben beim Sparen: Die Sparkasse Münsterland Ost und die Sparkasse Beckum Wadersloh schließen sich, wie im vergangenen Jahr beschlossen, zum 1. August zusammen. Neuer Name: Sparkasse Münsterland Ost. Mit der Fusion gehören die Banken laut einer gemeinsamen Pressemitteilung künftig zu den 20 größten der 350 Sparkassen in Deutschland. Parallel verhandeln die Sparkasse Westmünsterland (Ahaus, Dülmen) und die aus dem Kreis Steinfurt (Ibbenbüren) darüber, ob sie sich ebenfalls zusammentun. So ganz konflikt- und reibungslos, wie es in Sparkassen-Pressemitteilungen üblicherweise klingt, verläuft das alles aber in diesem Fall offenbar nicht. Die Westfälischen Nachrichten schreiben von „atmosphärischen Störungen“ zwischen Münster und Steinfurt. In Steinfurt hatte man sich „öffentlich und bislang unwidersprochen“ gegen eine Zusammenarbeit mit Münster ausgesprochen, so heißt es. Münster hätte laut dem Bericht dagegen weiterhin Interesse. (rhe)

+++ Die Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister der Länder haben am Mittwoch und Donnerstag in Münster getagt, abends eine Radtour gemacht und sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) war selbst nicht dabei, er schickte eine Vertretung. Die Konferenz brachte einige auf die Palme und ungefähr zehn Personen auf die Bäume an der Engelenschanze, berichten die Westfälischen Nachrichten. Das Verkehrsministerium in Berlin hatte kurz vorher mit der Androhung von Fahrverboten erreicht, dass der Verkehrssektor weiterhin so gut wie nichts beitragen muss, um die Klimaziele zu erreichen. Bei der zweitägigen Konferenz in Münster ging es unter anderem um die Frage, wie es mit dem 49-Euro-Deutschlandticket weitergeht (wenn es bleibt, wird es teurer). Vor allem aber sprach man darüber, wie es mit der Sanierung von Straßen, Schienen und Wasserwegen weitergeht. Volker Wissing hatte einen „Infrastrukturfonds“ vorgeschlagen, um diese Projekte zu finanzieren. Auch der grüne NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer unterstützt diesen Vorschlag, wie unter anderem der WDR berichtet. An einer Demo für eine andere Verkehrspolitik am Mittwoch nahmen ungefähr 230 Menschen teil, melden die Westfälischen Nachrichten. (rhe)

Anonymer Briefkasten

Anonymer Briefkasten

Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.

zum anonymen Briefkasten

+++ Das Bistum Münster hat eine unabhängige Kommission eingesetzt, die den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche weiter aufarbeiten soll. Besonders ist laut einer Pressemitteilung: Die Mitglieder müssen sich vom Bistum nichts sagen lassen, sie seien nur den Betroffenen gegenüber rechenschaftspflichtig. Das Bistum stellt für die dreieinhalb Jahre dauernde Untersuchung 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. In der Kommission sitzen unter anderem der Historiker Thomas Großbölting, der das Missbrauchsgutachten verfasst hat, sowie der Kirchenrechtler Thomas Schüller und Melanie Hach, Sprecherin einer Selbsthilfegruppe, die als Kind im Kinderheim Handorf missbraucht worden ist. Die WDR-Lokalzeit berichtete am Dienstag über ihren Fall. (rhe)

+++ Es soll bloß noch eine:r sagen, das Ordnungsamt greift nicht durch, wenn jemand im Kreuzviertel gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt. Am Dienstag hatten wir darüber berichtet, dass eine Verkehrswende-Initiative an drei Straßen Blumenkübel aufgestellt hat, damit Autos vom Gehweg verschwinden (RUMS-Brief). Das verstößt nämlich gegen die Straßenverkehrsordnung, wird aber vom Ordnungsamt Münster geduldet. Jetzt hat die Stadt durchgegriffen: Sie schreibt, das Ordnungsamt werde die Blumenkübel entfernen lassen, die neuerdings auf dem Parkpl…, äh Gehweg stehen. Die stünden da „weder verkehrssicher noch genehmigt“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Ob das Ordnungsamt jetzt auch härter gegen Gehwegparker:innen vorgeht, die ihre Autos „weder verkehrssicher noch genehmigt“ abstellen, steht in der Meldung nicht. (sfo)

Das neue Parkraumkonzept: Umparken im Kopf?

Ein neues Gutachten soll Münsters Parkplatzproblem lösen. Aber die große Wende scheint es nicht zu sein. Ist das Problem vielleicht: Man will es mal wieder allen recht machen? Wir haben uns das integrierte Parkraumkonzept angesehen. 

Am 22. September 2017 setzte sich Norbert Krause aus Köln-Ehrenfeld ans Steuer seines silbernen Volkswagens, fuhr einmal um den Block, rangierte sein Auto in eine Parklücke an der Venloer Straße und blieb danach 22 Stunden und 48 Minuten hinter dem Lenkrad sitzen.

Wer wollte, konnte die Beifahrertür öffnen, sich neben Krause setzen und sich mit ihm über Mobilität unterhalten. Oder vielmehr über das Gegenteil von Mobilität. Denn rein statistisch gesehen stehen Autos die meiste Zeit irgendwo herum – um genau zu sein: 22 Stunden und 48 Minuten. Dass sich Autos im Schnitt nur eine knappe Stunde am Tag bewegen, wird oft außer Acht gelassen, wenn es um die Verkehrswende geht. Dabei hat diese Tatsache einen großen Einfluss darauf, wie wir Flächen verteilen und wie unsere Städte aussehen.

Was das konkret bedeutet, hat die Journalistin Kerstin E. Finkelstein in ihrem Buch „Straßenkampf“ aufgeschrieben. Zwar habe noch keine einzige Stadt genau ausgerechnet, wie viel öffentlicher Raum nur von Autos genutzt wird. Um eine Antwort zu finden, reicht aber schon eine Alltagsbeobachtung: „Wie viel Raum Autos zur Alleinnutzung zugesprochen wird, kann jeder beim Blick aus dem städtischen Fenster erahnen“, schreibt Finkelstein. Es sei eine Selbstverständlichkeit, dass Autos überall fahren und parken dürfen – „und Aufgabe der Kommune ist es lediglich, ihnen dafür Platz zu schaffen“.

Die Straßen neu ordnen

Der Stadtrat von Münster hat 2020, vier Jahre nach der Parkaktion an der Venloer Straße in Köln, einen Grundsatzbeschluss gefasst, der genau das ändern soll: Die aktuellen Parkregeln sollen auf den Prüfstand, damit nicht mehr der Autoverkehr im Mittelpunkt der Raumplanung steht. Ein Planungsbüro aus Hannover sollte ein „integriertes Parkraumkonzept“ erstellen, das sich aus der Vogelperspektive anschaut, wie und wo in Münster geparkt wird, um darauf aufbauend Vorschläge zu machen, wie der Straßenraum neu verteilt werden könnte.

Im vergangenen Jahr erschien der Zwischenbericht (RUMS-Brief). Jetzt ist das Konzept fertig: Auf mehr als 180 Seiten untersucht es nicht nur das Parken von Autos, sondern auch von Fahrrädern (für E-Scooter gibt es ein separates Konzept). Außerdem findet sich eine ganze Reihe an Vorschlägen für die Stadtverwaltung.

Das klingt nach einem großen Wurf, nach einem konkreten Plan für die Parkwende in Münster. So kann man etwa die Pressemitteilung verstehen, die die Stadt zum „Zukunftskonzept“ veröffentlicht hat. Demnach ist es das Ziel, „den öffentlichen Straßenraum zugunsten der Nahmobilität – also vor allem des Fuß- und Radverkehrs – neu zu gestalten sowie Aufenthalts-, Begegnungs- und Grünflächen zu schaffen“. Auf diese Weise sollen „lebenswerte Straßenräume entstehen“, die möglichst verkehrssicher und barrierearm sind.

Enttäuschung im Rat

Hört man sich jedoch bei den Ratsfraktionen um, bekommt man wenig Euphorie mit. Die Verkehrspolitiker:innen, mit denen ich gesprochen habe, sagten mir grob zusammengefasst: Das „integrierte Parkraumkonzept“ sei nicht schlecht, man könne damit arbeiten und es verhindere nichts – aber eine wirkliche Trendwende beim Parken, eine Neuvergabe von Straßenraum, das biete das Konzept nicht, sagte man mir mehrfach am Telefon.

Und das ist auch mein Eindruck: Gegen die einzelnen Vorschläge gibt es kaum etwas einzuwenden. Nur dass viele davon schon vorher in der Ratspolitik Thema gewesen sind. Ob es dafür extra ein bezahltes Gutachten gebraucht hätte, das in vier Jahren erstellt wurde, erscheint mir ein berechtigter Einwand, den auch viele Verkehrspolitiker:innen ansprechen.

Aber machen wir es mal konkret. Aus dem Maßnahmenkatalog des Parkkonzepts hat sich die Verwaltung elf Maßnahmen herausgepickt, die zuerst umgesetzt werden sollen. Der Einfachheit halber habe ich einige zusammengefasst, wenn es inhaltlich Sinn ergibt.

#1 Parkraum schaffen

Dieser Punkt überrascht: In Münster gibt es schon 23.010 Autoparkplätze, aber die Verwaltung schlägt vor, das Angebot noch auszuweiten, obwohl die Stadt einen nachhaltigeren Straßenverkehr anstrebt. Genau diesen Widerspruch kritisiert etwa die ÖDP in einem Kommentar zum Parkraumkonzept. Wie passt das zusammen?

In der Vorlage schreibt die Verwaltung, immer mehr Menschen ziehen nach Münster und damit kommen auch mehr und vor allem größere Fahrzeuge in die Stadt. Gerade in dicht besiedelten Wohnquartieren wie dem Kreuz-, Erpho- und Hansaviertel sorge dieser Trend für hohen Parkdruck.

Um die Situation gerade in den Abend- und Nachtstunden zu entspannen, möchte die Verwaltung mit Supermarktbetreiber:innen sprechen, ob sie die Kundenstellplätze in den Schließungszeiten für Anwohner:innen zur Verfügung stellen. Neue Parkplätze will die Stadt nicht bauen. Genauso wenig wie Quartiersgaragen. Der Bau solcher Parkhäuser für bestimmte Wohngebiete sei laut Vorlage in den Problemstadtteilen mit vielen Autos „bis jetzt nicht realisierbar“.

Auch an anderer Stelle soll mehr Parkraum her. Die Stadt verhandelt mit der Uni Münster und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb darüber, samstags das Parkhaus am Coesfelder Kreuz zu öffnen. Die 869 Stellplätze ergänzen seit einigen Jahren das Parkplatzangebot zur Adventszeit. Die Stadt erhofft sich, mehr Autos aus der Innenstadt zu holen, denn vom Coesfelder Kreuz ist die Innenstadt mit dem Bus gut erreichbar.

#2 Mehr Carsharing

Ein weiteres Ziel der Verkehrswende in Münster ist es, den Autobesitz zu reduzieren. Dazu sollen mehr Carsharing-Stellplätze entstehen, vor allem im Süd-, Kreuz- und Hansaviertel sowie in Pluggendorf. Insgesamt gehe es um 60 neue Carsharing-Plätze, die im Idealfall mit Fahrradstellplätzen kombiniert werden, um das Angebot attraktiver zu machen. Je nachdem, wie gut das Carsharing ankomme, möchte die Stadt mehr Punkte einrichten.

Was das bringen soll, hat die Verwaltung ausgerechnet. Sie schreibt in der Vorlage, dass pro Carsharing-Parkplatz zehn bis fünfzehn Privatautos aus Münster verschwinden könnten, größtenteils selten genutzte Zweitwagen. Damit könnten auch mehr Parkplätze wegfallen. Von 600 bis 900 Stück ist die Rede.

#3 Lade- und Lieferzonen

In Straßen mit vielen Geschäften stören Liefer- und Ladevorgänge den Verkehr. Wenn die Lieferdienste ihre Ware auf dem Geh- oder Radweg entladen, kann es sogar ziemlich gefährlich werden. Die Stadt hat deshalb an der Wolbecker und an der Königsstraße Ladezonen eingerichtet. Die sollen jetzt auch an der Hammer und an der Warendorfer Straße entstehen. Zwischen 17 und 7 Uhr sollen Autofahrende ihre Fahrzeuge in den Zonen parken dürfen.

#4 Schrotträder entsorgen

Radfahrende können ihre Fahrräder an 24.450 offiziellen Plätzen abstellen. In Zukunft soll sich das Angebot verbessern. Zum Beispiel in Fahrradabstellanlagen, die die Stadt jetzt entrümpeln will. Dort stehen oft Schrotträder herum, die offensichtlich niemandem mehr gehören und oft nicht mehr fahrtauglich sind.

Diese Aufräumaktion hört sich nach einer einfachen Aufgabe an, hat aber zwei Haken: „Die Rechtssicherheit für ein Entfernen ist unklar“, heißt es in der Beschlussvorlage. Und: Das Ganze verbraucht viel Arbeitskraft. Das Ordnungsamt muss unbedingt mehr Personal einstellen, damit Schrotträder verstärkt entsorgt werden.

#5 Weniger Gratisparken

In der Innenstadt gibt es Autoparkplätze, die nicht bewirtschaftet werden – genau genommen sind etwas mehr als die Hälfte kostenfrei. Der Nulltarif erhöht die Zahl an Autos, die am Straßenrand parken. Ist ja auch logisch: Wenn öffentliche Parkplätze günstig oder sogar kostenfrei sind, stehen die meist teureren Parkhäuser größtenteils leer. In Zahlen ausgedrückt sind unter der Woche 40 Prozent der Parkhausstellplätze frei, samstags immer noch 10 Prozent.

Die Stadt möchte den Leerstand besser nutzen. Deshalb soll es künftig teurer sein, sein Auto am Straßenrand abzustellen als im Parkhaus. Dass die Preise fürs Parkhaus erhöht werden könnten, schließt die Verwaltung dennoch nicht aus. Generell sollen aber alle Parkplätze innerhalb der Promenade etwas kosten. Sollte das aus welchen Gründen auch immer nicht möglich sein, müssen die Flächen anderweitig genutzt werden, etwa als Stellplatz für Fahrräder.

#6 Zufahrt zum Arkaden-Parkhaus einschränken

Die Ratskoalition aus Grünen, SPD und Volt hatte eigentlich beschlossen, das Arkaden-Parkhaus umzuwidmen. Ein Jahr vor der Kommunalwahl ist das Parkhaus immer noch für den Kundenverkehr geöffnet, inklusive Stau an der Königsstraße. Die Verwaltung möchte dort mehr Platz für Fußgänger:innen und Radfahrende schaffen, indem sie die Zufahrt zum Arkaden-Parkhaus erschwert. Umgesetzt werden soll das mit einem Schild, das anzeigt, dass die Königsstraße nur in Ausnahmefällen befahren werden darf (etwa von Anwohner:innen oder Rettungskräften), und mit einer Ampel. Sobald das Parkhaus voll ist, soll der Parksuchverkehr in andere Parkhäuser umgeleitet werden.

#7 Mehr Bewohnerparken

Wenn man auf 14 Prozent der Parkplätze in Münster parken möchte, braucht man einen Bewohnerparkausweis. Eine Garantie für einen Stellplatz ist das dennoch nicht. In neun Zonen in Münster gilt dieses System. Zu wenig, findet die Verwaltung. Sie möchte mehr Bewohnerparkzonen ausweisen und das mit stadtweit einheitlichen Schildern. Als erstes soll das Kreuzviertel dran sein. Im Herbst soll die Einführung starten. Ab dann entsteht ein Gutachten, das das Bewohnerparken im Kreuzviertel prüft.

#8 Parkversuch an der Kreuzkirche

Das Bewohnerparken ist aber nicht das Einzige, was sich im Kreuzviertel ändern soll: Rund um die Kreuzkirche soll ein Parkversuch starten, der den Straßenraum umverteilt. Dort parken besonders viele Autos auf dem Gehweg oder einfach sonst irgendwo, wo gerade Platz ist. Mit dem Pilotprojekt sollen Flächen entsiegelt und begrünt werden. Kinder sollen mehr Spielgeräte bekommen, Eltern und Anwohnende Sitzbänke. Für Radfahrende sollen an der Kreuzkirche mehr Anlehnbügel aufgestellt werden.

#9 Freie Gehwege

Laut Straßenverkehrsordnung ist das Parken auf dem Gehweg verboten (RUMS-Brief). Trotzdem verstoßen viele Autofahrende gegen diese Regel. Die Fahrzeuge auf dem Bürgersteig schränken die Mobilität von Menschen mit Behinderung ein und stellen ein Sicherheitsrisiko für Fußgänger:innen dar, vor allem für Kinder, die von Autofahrenden auf der Straße leicht übersehen werden können. Die Stadt möchte geltendes Recht auf dem Gehweg durchsetzen und Falschparker:innen stärker kontrollieren. Nur: Mit ein paar Knöllchen ist das Problem nicht gelöst. Das ist eine Daueraufgabe, heißt es in der Vorlage.

Wie geht’s jetzt weiter?

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: erstmal gar nicht. Der Ordnungsausschuss hat diese Woche beschlossen, das „integrierte Parkraumkonzept“ in die nächste Ratskette zu schieben. Beantragt hatte das die FDP. Fraktionschef Jörg Berens sagte in einem Telefonat, der Rat würde in der nächsten Sitzung über sehr viele umfangreiche Vorlagen entscheiden. Daher wolle man sich noch die nötige Zeit nehmen, um das Parkkonzept durchzuarbeiten. Verständlich.

Das mit der Arbeitsbelastung ist die eine Sache. Es stellen sich aber noch andere Fragen, die die Debatte ums Parken in Münster anregen dürften. Denn die Verkehrspolitiker:innen, mit denen ich gesprochen habe, sind sich in vielen Punkten noch uneins. Hat die Verwaltung die richtigen Maßnahmen priorisiert? Fehlt Tempo bei der Einführung des Bewohnerparkens oder geht es zu schnell? Und überhaupt, was kommt zuerst: Parkplätze wegnehmen oder Alternativen schaffen?

Das sind nur einige Fragen, die mit Sicherheit noch diskutiert werden. Wie es mit dem Parken in Münster weitergeht, werden Sie in den nächsten RUMS-Briefen lesen. Eine Sache ist aber unstrittig: Die Stoßrichtung des Parkraumkonzepts ist richtig. „Waren Straßen früher auch Orte der Begegnung, wo man kurz für einen Plausch mit dem Nachbarn stehen blieb, ist heute menschliches Leben weiträumig zu Gunsten des Autoverkehrs verschwunden“, schreibt Kerstin E. Finkelstein in ihrem Buch.

Diese Entwicklung haben auch alle Verkehrspolitiker:innen in Münster mitbekommen – und niemand heißt sie gut. Und das ist in einer strittigen Debatte ja schon mal was. (sfo)

Sie möchten dieses Thema mit anderen Leser:innen diskutieren oder uns Hinweise geben

Nutzen Sie einfach unsere Kommentarfunktion unterhalb dieses Textes. Wenn Sie diesen Brief gerade als E-Mail lesen, klicken Sie auf den folgenden Link, um den Text auf unserer Website aufzurufen:

diesen Brief kommentieren

Klima-Update

+++ Die Stadt Münster veranstaltet am Donnerstag einen Online-Themenabend, bei dem es um die Frage geht, wie man Räume kühl hält. Titel der Veranstaltung: „Kühl durch den Sommer“. Zu Gast ist Markus Wohlgemuth, Energieberater der Gesellschaft „Innovation City Management“. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Klimafreundliche Wohngebäude“. Los geht es um 18 Uhr via Zoom (Dauer: etwa zwei Stunden). Anmeldungen hier. (rhe)

+++ Mehrere Unternehmen und Einrichtungen haben am Mittwoch die freiwillige Selbstverpflichtung mit dem Namen Klimastadtvertrag unterzeichnet, meldet die Stadt. Damit verpflichten sie sich zu Schritten, die dem Klimaschutz dienen. Es hat allerdings, wie bei Selbstverpflichtungen üblich, keine Konsequenzen, wenn sie der Ankündigung nicht nachkommen. Das ist die Kritik an den unverbindlichen Absichtserklärungen. (rhe)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Die Stadt Münster und das Gefängnis wollen enger zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass Strafgefangene nach der Haft wohnungslos werden. (Stadt Münster)

+++ Nach einer langen Odyssee öffnet das Südbad ab Montag mehrfach die Woche für einige Stunden. (Stadt Münster)

+++ Dass einige Gymnasien in Münster so viele Lehrkräfte haben, dass sie einige davon vorübergehend an Grundschulen abgeben können, liegt am bevorstehenden Übergang vom Abi in acht Jahren (G8) aufs Abi in neun Jahren (G9). (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Region Westfalen-Lippe hat in den vergangenen 15 Jahren ein Viertel ihrer Apotheken verloren, seit Jahresbeginn allein 14, wobei die Apothekerkammer sagt, das habe Folgen für die Notdienste, während einige Fachleute kritisieren, dass es zu viele Apotheken gibt. (Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Deutsche Apotheker-Zeitung)

+++ Die Stadt hat jetzt auch auf der Ludgeristraße, Höhe Marienkirche, versenkbare Poller installiert, die verhindern sollen, dass jemand im Auto in Menschenmengen fährt. (Stadt Münster)

+++ Münsters FDP möchte, dass die Schulen der Stadt häufiger zu Gedenkstätten fahren. (FDP-Pressemitteilung)

+++ In Nordrhein-Westfalen sind in den ersten drei Monaten des Jahres 139 Windenergieanlagen mit insgesamt 825 Megawatt Leistung genehmigt worden – 40 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie in keinem anderen Bundesland. (NRW-Wirtschaftsministerium)

+++ Der Lambertibrunnen ist wieder kaputt. (Westfälische Nachrichten)

+++ In Münsters israelischer Partnerstadt Rishon LeZion stehen jetzt hunderte kleine Bunker an den Straßen, die bei Bombenangriffen Schutz bieten sollen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Der Soziologe Andreas Kemper aus Münster hat gestern beim MDR den Prozess gegen den faschistischen AfD-Politiker Björn Höcke kommentiert, der in Halle an der Saale vor Gericht steht, weil er eine verbotene SA-Parole in seinen Reden verwendet haben soll. (MDR)

+++ Jürgen Dekker ist neuer stellvertretender Polizeipräsident in Münster. (Polizei)

+++ Der städtische Umweltausschuss hat in dieser Woche ein deutliches Zeichen für den Energiepark mit Windrad am Autobahnkreuz Süd gesetzt und der Stadt den Auftrag gegeben, zu prüfen, ob eine Baugenehmigung drin ist. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Stadt ordnet die Straße auf dem Albersloher Weg neu und macht den rechten Fahrstreifen zu einer reinen Abbiegespur. (Stadt Münster)

+++ Auf der Kronprinzenstraße an der Josefskirche im Südviertel verschwindet das schöne Kopfsteinpflaster (außer in den Parkbuchten) und wird durch nicht ganz so schönen, aber besser befahrbaren Asphalt ersetzt. (Stadt Münster)

+++ Die Stadt Münster hat schon 430 von 675 Buswartehäuschen erneuert. (Stadt Münster)

+++ Trotz Kritik von CDU und FDP und der Aufforderung, wegen der hohen Kosten nach Alternativen zu suchen, haben zwei Ausschüsse für den Bau eines vierten Stadthauses gestimmt, womit der Bau immer wahrscheinlicher wird. (Westfälische Nachrichten)

+++ In Wolbeck ist der Grundstein für das neue Gefängnis gelegt worden. (Antenne Münster)

+++ Ein Büro aus Köln hat den städtebaulichen Wettbewerb für das neue Stadtquartier auf dem Gelände des ehemaligen NRW-Landeszentrums für Gesundheit an der Von-Stauffenberg-Straße gewonnen. (Stadt Münster)

+++ Weil die Stadt knapp bei Kasse ist, wird sie wohl bald auch wieder Fenster aus Kunststoff einbauen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Ärztekammer fordert 5.000 neue Medizin-Studienplätze (Titel der Pressemitteilung: Wenn nicht jetzt, wann dann?), um die Versorgung von Patienten sicherzustellen. (Titelvorschlag bei Vollzug dann vielleicht: Wunder gibt es immer wieder) (Ärztekammer Westfalen-Lippe)

+++ Das Landesarchiv wird die über tausend Jahre alte einzige erhaltene Papsturkunde auf Papyrus nördlich der Alpen neu konservieren und digitalisieren. (WDR)

+++ Die Feuerwehrfrau Sabrina König (34) ist Münsters erste Löschzugführerin, ihre Schwester Julia (28) neue Vorsitzende des Stadtfeuerwehrverbandes. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die „Letzte Generation“ plant für Samstag um 12 Uhr eine Versammlung an der Von-Vincke-Straße, um auf die Gefahren der Klimakrise für die Demokratie hinzuweisen. (Westfälische Nachrichten)

Unbezahlte Werbung

Das Magazin „Films“ präsentiert monatlich sämtliche Filme, die in Münster im Kino laufen – nicht nur die bekannten Blockbuster, auch Wiederaufnahmen, Reihen und besondere Aufführungen. Der Schwerpunkt liegt auf den Neustarts, aber es gibt auch Hintergrundinformationen und Themenschwerpunkte, zum Beispiel zum Familienkino. Das Magazin für Kinokultur in Münster, so der Untertitel, liegt kostenlos in allen Kinos aus. Darüber hinaus findet man es aber auch an weiteren Orten. Wo genau, erfahren Sie auf dieser Karte.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Katja Angenent hat zum Wochenende wieder nach Veranstaltungen in der Stadt gesucht. Das sind ihre Empfehlungen:

+++ Am Samstag öffnen von 12 bis 20 Uhr verschiedene Ateliers und (Klein-)Künstler:innen ihre Türen. Beim Flanieren 2024 zeigen sie ihre Arbeiten: Gesang, Kunst, Design, Schmuck, Malerei, Theater, Feinkost, Mode und mehr. Die Ateliers befinden sich zum großen Teil in der City, im Kuhviertel und auf der Warendorfer Straße. Einen Überblick gibt diese Karte.

+++ Am Samstagabend steht der gemischte Chor Primavera im Begegnungszentrum Meerwiese um 19 Uhr auf der Bühne. Unter der Leitung von Chris Mews sind A-Cappella-Songs, Balladen und schnelle Arrangements zu hören. Das Konzert ist kostenlos, Sie brauchen aber eine Eintrittskarte, die Sie hier buchen können.

+++ Seit heute lädt die partizipative Klanginstallation „Everyday Sounds“ bis zum 12. Mai im Haus der Niederlande dazu ein, Münster akustisch auf sich wirken zu lassen. Zusammen mit Klangkünstlerin Anja Kreysing haben Studierende aus Alltagsaufnahmen und Werken von Autor:innen des Lyriktreffens Hörbilder erschaffen. Geöffnet ist die Installation unter der Woche von 12 bis 18 Uhr, an Wochenenden von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

+++ Die Buchreihe des britischen Kinderbuchautors Andy Stanton um Hauptfigur, den fiesen Mr. Gum, ist in England ein moderner Klassiker. Der Kleine Bühnenboden zeigt jetzt „Mr Gum und der schauerliche Hund von Bad Lamonisch“. Die Familienshow mit Musik für Kinder ab sechs Jahren feiert am Sonntag um 15 Uhr Premiere. Karten für diese und folgende Aufführungen gibt es hier.

+++ In diesem Jahr waren die Niederlande und Flandern die Gastländer bei der Leipziger Buchmesse. Das ist auch der Grund, warum im Moment so viel übersetzte Literatur aus dem Niederländischen erscheint. Das Haus der Niederlande veranstaltet am Dienstagabend ab 19:30 Uhr eine Lesung mit den Autor:innen Gaea Schroeters und Jaap Robben, die ihre Romane „Trophäe“ und „Kontur eines Lebens“ vorstellen werden. Moderiert wird der Abend von der Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin Lisa Mensing, die auch schon für RUMS als Lektorin gearbeitet hat.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und viel Erholung. 

Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe

Mitarbeit: Katja Angenent (kan), Jan Große Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth

PS

Das digitale Lokalmedium „Karla“ aus Konstanz hat eine ähnliche Philosophie wie RUMS verfolgt: weniger Veröffentlichungen, sorgfältige Recherche, mehr Hintergrundberichterstattung. Ende 2023 ist das Projekt mangels Finanzierung geendet (RUMS-Brief). Zumindest vorerst. Denn gestern ist „Karla“ wieder an den Start gegangen, dank einer neuen Förderung. Die Redaktion hat die viermonatige Pause außerdem dazu genutzt, um sich neu zu erfinden. „Karla“ möchte jetzt partizipativen Journalismus anbieten. Was das bedeutet, erklärt „Karla“ hier. Zum Neustart hat auch die Deutschlandfunk-Sendung „Mediares“ einen Beitrag über das Journalismusprojekt in Konstanz gemacht.

Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Wir haben Ihnen diesen Artikel kostenlos freigeschaltet. Doch das ist nur eine Ausnahme. Denn RUMS ist normalerweise kostenpflichtig (warum, lesen Sie hier).

Mit einem Abo bekommen Sie:

  • 2x pro Woche unsere Briefe per E-Mail, dazu sonntags eine Kolumne von wechselnden Autor:innen
  • vollen Zugriff auf alle Beiträge, Reportagen und Briefe auf der Website
  • Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen: Die ersten 6 Monate zahlen Sie nur einen Euro.

Wir freuen uns sehr, wenn wir Sie ab heute in der RUMS-Community begrüßen dürfen!

Bitte melden Sie sich an, um zu kommentieren.
Anmelden oder registrieren