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Tag gegen Queerfeindlichkeit | Personalnot in der Gastronomie | Drei Fragen zur Jugendratswahl
Guten Tag,
kennen Sie Anne Henscheid, Rainer Plein und Martin Dannecker? Das sollten sie. Obwohl diese drei Namen in den historischen Standardwerken nicht vorkommen, schrieben sie in Münster bundesdeutsche Geschichte.
Anne Henscheid, Rainer Plein und Martin Dannecker beteiligten sich nämlich an der ersten Homosexuellendemonstration in der Bundesrepublik Deutschland. Zwischen 150 und 200 Menschen zogen am 27. April 1972 durch die Innenstadt von Münster, um für die Rechte queerer Menschen zu demonstrieren.
Anmelder der Demo war Rainer Plein. In seinem kurzen Leben – Plein starb mit 28 Jahren – bekämpfte er die Diskriminierung in der Bundeswehr, die er als schwuler Reservist erfuhr. Außerdem gründete Rainer Plein die Gruppe „Homophile Studenten Münster“ mit, in der sich auch Anne Henscheid kurzzeitig engagierte. Sie war vermutlich die erste Frau Deutschlands, die sich mit einem Artikel in der Frauenzeitschrift „Brigitte“ öffentlich outete. Henscheid starb 2009 in Osnabrück. Heute erinnern zwei Wege in Rumphorst an Rainer Plein und Anne Henscheid.
Skaten mit echten Profis, Titus-Equipment und einer Mini-Rampe? Eine Otterfütterung live erleben? Oder lieber eine kostenlose Führung durch 50 Jahre Zoogeschichte? Das alles gibt es am 19. Mai in und an der Meranti-Halle im Allwetterzoo Münster. Kommt vorbei und schaut, welcher der Programmpunkte euch am besten gefällt!
Martin Dannecker wurde kurz vor der Demo in Münster durch den Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ bekannt, dessen Drehbuch er zusammen mit Rosa von Praunheim schrieb. Später wurde er Professor für Sexualwissenschaft in Frankfurt am Main und engagierte sich unter anderem bei der deutschen Aidshilfe. Noch heute kommentiert Dannecker queere Themen in Deutschland.
Seit der ersten Homosexuellendemonstration hat sich in Deutschland vieles getan. Aber immer noch nicht genug. Queere Menschen erleben nach wie vor Anfeindungen, schlimmstenfalls sogar Gewalt. Auf diesen Missstand will der heutige Tag gegen Queerfeindlichkeit aufmerksam machen.
Damit sich in Münster etwas daran ändert, erstellt die Stadt gerade einen Aktionsplan mit Maßnahmen gegen Queerfeindlichkeit. Dazu hat die Stadt in den vergangenen Wochen eine Umfrage unter queeren Münsteraner:innen durchgeführt. 708-mal wurde der Fragebogen ausgefüllt. Die Zwischenergebnisse zum Aktionsplan erwartet die Stadt voraussichtlich Anfang Juni. (sfo)
Heute lesen Sie im Brief:
- Preußen Münster: Morgen wird’s mit dem Aufstieg ernst
- CDU und Parkhäuser I: Mittelstandsunion will mehr
- CDU und Parkhäuser II: Ideologiekritik zum Arkaden-Parkhaus
- Personalnot in der Gastronomie: „Es fehlen nicht nur Fachkräfte, es fehlen Hände“
- Drei-Fragen-Interview: Sören Werlemann vom Jugendrat
- Klima-Update: Gipfeltreffen im Münsterland
- Korrekturen: Wieder was mit Fußball
- Ein-Satz-Zentrale: Die Kegelbrüder werden verhört
- Unbezahlte Werbung: Aus Sparkasse wird Bar
- Drinnen und Draußen: Promenadenflohmarkt und Pfingsten
+++ Morgen Nachmittag steht die Stadt Kopf oder vielleicht auch nicht. Das hängt davon ab, wie Preußen Münster sich gegen die SpVgg Unterhaching schlägt. Wenn Münster gewinnt, kann nichts mehr passieren. Bei einem Unentschieden darf Regensburg gegen Saarbrücken maximal unentschieden spielen. Bei einer Niederlage der Preußen muss auch Regensburg verlieren. Sonst geht’s in die Relegation. Das wäre die letzte Chance für den Aufstieg. Im Falle eines Sieges hat der Verein offenbar Sorgen, dass die Fans Rasenstücke mit nach Hause nehmen, berichten die Westfälischen Nachrichten. Aber das wäre dann wohl der Preis des Erfolgs. Der Lohn wäre ein Empfang im Rathaus und eine gewaltige Feier. Die Fans treffen sich schon um 9:30 Uhr an den Aaseekugeln. Von dort marschieren sie ab 10:30 Uhr in Richtung Hammer Straße. Falls Sie ein Ticket haben, hat der Verein hier noch mal alle Infos für Sie zusammengestellt. Die Karten sind ausverkauft, aber wenn Sie das Spiel sehen möchten: Der WDR überträgt es ab 13:30 Uhr live. Falls der Aufstieg gelingt und Sie danach feiern möchten, werden Sie rund um den Ludgerikreisel vermutlich keine Probleme haben, Menschen mit einem ähnlichen Anliegen zu finden. (rhe)
+++ Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU und Teile des Einzelhandels sind unzufrieden mit der Verkehrspolitik in der Stadt. „Das Toxische in Münster ist die Lücke zwischen Wirtschaft und Politik“, sagte Benedikt Hüffer, Präsident der Industrie- und Handelskammer und Verleger der Westfälischen Nachrichten, beim „Abend des Handels“ der Wirtschaftsunion. Einzelne Händler kritisierten laut einer Pressemitteilung, dass die Stadt zwar auf die großen Gewerbesteuerzahler höre, nicht aber auf die kleinen Händlerinnen und Händler. Die große Sorge des Handels: die Erreichbarkeit der Stadt. „Was wir brauchen, sind schnell drei Parkhäuser nahe der Innenstadt für die nächsten 20 Jahre“, sagte Peter Börgel, der Vorsitzende der Wirtschaftsunion. (rhe)
+++ Ein Parkhaus, das nach den Plänen der Rathauskoalition eigentlich wegfallen sollte – das in den Arkaden – wird bleiben. Das steht schon länger fest, denn es ist in Privatbesitz, und es wäre sehr teuer, dieses Parkhaus zu schließen. Das vor der Ankündigung nicht in Erfahrung gebracht zu haben, kann man der Koalition vorwerfen. Die Überschrift „Grüne in der Verkehrspolitik auf CDU-Kurs“, die über einer Pressemitteilung der CDU-Ratsfraktion steht, stimmt so allerdings nicht. Im Ergebnis kommt nun zwar das dabei heraus, was die CDU sich wünscht, aber aus anderen Gründen. Amüsant ist, wie es der CDU gelingt, unter einer derart verdrehten Überschrift ihren eigenen Fraktionschef Stefan Weber mit dem Satz zu zitieren: „Sachlichkeit kann sich gegen Ideologie durchsetzen.“ Und jetzt noch die Quizfrage: Wie sachlich ist es, Menschen aus anderen Parteien „Ideologen“ zu nennen? (rhe)
Hier finden Sie alle unsere Cartoons. Sollte Ihnen ein Cartoon besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
„Es fehlen nicht nur Fachkräfte, es fehlen Hände“
Der Sommer beginnt, die Heim-EM im Männerfußball steht bevor – ideale Voraussetzungen für eine umsatzstarke Saison in der Gastronomie. Wäre da nicht der Personalmangel: Vielen Cafés, Kneipen und Restaurants in Münster fehlen Leute. Sebastian Fobbe hat sich umgehört und die Stimmung in den Gaststätten der Stadt eingefangen.
Als ich gestern zu Recherchezwecken eine Runde durch die Innenstadt gedreht habe, lag Münsters Gastronomie noch im Halbschlaf. Viele Cafés und Restaurants hatten noch geschlossen. Hier und da saßen ein paar Leute mit Kaffee und Frühstück auf den Terrassen, mehr war aber noch nicht los. Donnerstagmorgen, 10:30 Uhr, ist nicht gerade die Zeit für Hochkonjunktur in den Gaststätten.
Die Vorbereitungen auf den Sommer laufen aber schon. Vor den Cafés, Kneipen und Restaurants stehen Aufsteller, die neben dem Mittagstisch auch Aperol Spritz und Eisbecher anpreisen. Und dann sind da noch die Plakate, die an den Fensterscheiben hängen. Darauf zu lesen sind Halbsätze wie „Wir suchen dich!“, „Aushilfe auf 520-Euro-Basis gesucht“ oder „Ausbildung zur Köchin/zum Koch“, in Großbuchstaben und fett gedruckt.
Eigentlich sucht die Gastronomie immer Leute, und die zu finden, war noch nie einfach, sagt Michael Grönewäller vom Gaststättenverband Dehoga in Westfalen. Das Geschäft ist saisonabhängig – gerade wenn es auf den Sommer zugeht oder wenn Riesenereignisse wie eine Männerfußball-EM im eigenen Land stattfinden, geht die Personaljagd los.
Also alles halb so wild? Nein, sagt Grönewäller. Er schätzt, dass die Personalnot noch nie so groß war wie jetzt. „Es fehlen nicht nur Fachkräfte“, sagt er. „Es fehlen Hände.“
Der Mangel fällt auf
Das hat Folgen: Wenn Cafés zum Beispiel zu wenig Servicekräfte haben, lassen sie ihre Gäst:innen mitarbeiten. Ist Ihnen das schon mal aufgefallen? Man bestellt oft nicht am Tisch, sondern an der Theke, dort holt man auch die Bestellung ab und zum Schluss räumt man auch noch auf. Andere Gaststätten verabschieden sich vom Veranstaltungsgeschäft, verkleinern die Speisekarte oder führen Ruhetage ein. Schlimmstenfalls geben sie ihren Betrieb auf, auch wenn das Geschäft eigentlich gut läuft.
Was durch die Personalnot passiert, bleibt nicht unbemerkt. Als im vergangenen Jahr die Traditionsgaststätte „Stuhlmacher“ im Juli einen Ruhetag einführte, widmeten die Westfälischen Nachrichten der Entscheidung einen ganzen Zeitungsartikel. Und auch wir meldeten im Herbst, dass die Kneipe „Kasi’s Kling Klang“ außerplanmäßig einen Tag dicht machen musste, weil sich niemand fand, der hinter der Theke stehen könnte (RUMS-Brief).
Die Prioritäten ändern sich
Ein halbes Jahr später hat sich die Lage bei „Kasi’s Kling Klang“ ein wenig geändert. Eigentlich sei es nicht schwierig, Leute zu finden, die Bier zapfen und kellnern wollen, schreibt uns Gastwirt Karsten Franek. Viele Kellner:innen arbeiteten teilweise schon seit Jahren in der Viertelkneipe.
Doch es wird schwieriger, Personal zu finden: „Dass wir hin und wieder trotzdem mal einen Tag geschlossen bleiben, liegt also weniger am Personalmangel, sondern mehr an einer veränderten Prioritätensetzung“, schreibt Franek.
Was er damit meint, erklärt er im nächsten Satz seiner E-Mail: „Um es etwas überspitzt auszudrücken: Als ich vor 30 Jahren in der Gastronomie angefangen habe, haben wir unsere Freizeitbeschäftigungen um den Dienstplan drumherum geplant, heute ist das eher umgekehrt.“ Der Mentalitätswechsel sei vollkommen in Ordnung, schreibt Karsten Franek. Nur schränke die neue Arbeitsmoral die Flexibilität im Kneipenbetrieb ein, „gerade wenn kurzfristig Ersatz nötig ist“.
Schlimmer ist es in der Kneipenküche. Hier laufe die Personalsuche „mehr als schlecht“. Für eine kleine Viertelkneipe sei es nahezu unmöglich, neben dem Küchenchef, der in Teilzeit arbeitet, noch einen zweiten Koch oder eine zweite Köchin einzustellen. Stattdessen sei „Kasi’s Kling Klang“ auf Aushilfen angewiesen. Aber auch hier: mission impossible. Sonn- und montags bleibt deshalb die Küche am Staufenplatz kalt.
Die Gastronomie wächst
So wie „Kasi’s Kling Klang“ im Erphoviertel geht es vielen Gaststätten in Münster. Schaut man sich in Stellenportalen wie „Indeed“ oder „Stepstone“ um, findet man allein für den Suchbegriff „Koch/Köchin“ rund 100 Treffer für Münster. Bei der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster waren im April hingegen 56 offene Stellen in der Gastronomie gemeldet. Die Zahl der Meldungen liegt bei der Arbeitsagentur über die Jahre hinweg auf einem ähnlichen Niveau.
Blickt man etwas genauer auf die Statistik, die uns die Arbeitsagentur auf Anfrage zugeschickt hat, fällt eine Entwicklung direkt ins Auge: Überraschenderweise wächst die Branche trotz Pandemie und Inflation. Waren im September 2019 noch rund 2.900 Menschen in Münsters Gaststätten sozialversicherungspflichtig beschäftigt, sind es vier Jahre später schon mehr als 3.000. Im selben Zeitraum ist auch die Zahl der Minijobs gestiegen: von knapp 4.900 auf mehr als 5.500.
Insgesamt ist die Gastronomie aber eher eine kleine Branche in Münster. Nur 1,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten verdienen ihr Geld in den Restaurants und Cafés der Stadt.
Knappe Küche
Eine Lücke hat die Arbeitsmarktstatistik allerdings: Aus ihr lässt sich nicht ablesen, ob die Gaststätten mehr Servicekräfte oder Küchenpersonal suchen. Aus diesem Grund habe ich verschiedene Gastronom:innen in Münster kontaktiert. Sie bestätigen, was auch Karsten Franek von „Kasi’s Kling Klang“ anmerkt: Köch:innen sind in Münster Mangelware.
Josef Horstmöller vom „Alten Gasthaus Leve“ bekommt beispielsweise zurzeit keine Bewerbungen auf seine Stellenausschreibung. Aber immerhin: Zwei Köch:innen werden dieses Jahr im Gasthaus eine Ausbildung anfangen.
Auch Marcus Geßler, Geschäftsführer der Restaurantgruppe „Art y Vent“, sagt, dass Servicekräfte in einer Stadt wie Münster eigentlich immer zu finden sind. Denn na klar, Kellnern ist ein beliebter Nebenjob für Studierende. Personal für die Restaurantküche lässt sich dagegen schwieriger auftreiben. Ein Grund sieht er im Image des Berufs: „Koch war ja noch nie ein beliebter Job“, sagt Geßler.
Die körperlich harte Arbeit, die Hitze in der Küche, der raue Umgangston, Dienstzeiten dann, wenn andere frei haben: Viele schrecken die negativen Seiten des Kochberufs ab. „Wenn es aber von der Persönlichkeit her passt, kann die Arbeit richtig Spaß machen“, sagt Piet Meyer von der Gaststättengewerkschaft NGG.
Die Gastronomie sei laut Meyer „lebhaft und lebendig“ – aber leider auch schlecht bezahlt. So liegt das Einstiegsgehalt für Köch:innen laut Tarifvertrag nach der dreijährigen Ausbildung bei 14,44 Euro pro Stunde. Zu wenig, findet Gewerkschaftssekretär Piet Meyer. Und dem würde wohl auch ein gewisser SPD-Politiker namens Olaf Scholz zustimmen, der kürzlich einen Mindestlohn von 15 Euro forderte.
Fachkräfte abgewandert
Dazu kommt: Die Gastronomie habe noch immer unter Corona-Nachwehen zu leiden, sagt Piet Meyer. Als der Betrieb in der Pandemie lahmlag, seien viele Mitarbeitende in andere Branchen wie den Lebensmitteleinzelhandel gewechselt. Das zeigt auch eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die zu dem Fazit kommt: Keine andere Branche musste so einen großen Exodus von Arbeitskräften in der Pandemie hinnehmen wie die Gastronomie. Allein im ersten Coronajahr 2020 haben nach IW-Berechnungen 216.000 Menschen der Branche den Rücken gekehrt.
Dieser Engpass ist auch in Münster zu spüren. Immer mehr Gastrobetriebe schreiben Stellen für Aushilfen aus, wie die Zahlen der Agentur für Arbeit zeigen: Lag der Anteil im April 2019 (also vor Corona) noch bei 7 Prozent, ist es inzwischen schon mehr als die Hälfte der Jobanzeigen in der Gastroszene. „Ein Grund dafür könnte sein, dass Fachkräfte in der Gastronomie kaum noch zu finden sind“, schreibt die Arbeitsagentur dazu.
Gegensteuern könnte die Gastronomie damit, mehr Leute auszubilden. Doch immer weniger junge Leute interessieren sich für einen Job in der Gastronomie: Im September 2019 gab es in Münster noch 62 Stellen für Azubis, auf die sich 18 Menschen beworben hatten. Vier Jahre später ist der Einbruch eindeutig zu sehen: 26 gemeldete Ausbildungsstellen, fünf Bewerber:innen.
Sich um die Leute kümmern
Die Gastronomie steht also unter deutlichem Druck: Sie muss Mitarbeiter:innen halten und Nachwuchskräfte finden. In diesem Punkt scheint der „Große Kiepenkerl“ vieles richtig zu machen. Inhaberin Wilma von Westphalen teilt uns am Telefon mit, das Gasthaus am Spiekerhof habe mit 125 Mitarbeitenden zurzeit einen sehr hohen Personalstamm. Auch die vier Ausbildungsstellen konnte das Restaurant in diesem Jahr besetzen.
Was macht der „Große Kiepenkerl“ anders? Wilma von Westphalen verweist zuerst auf die digitale Zeiterfassung, die das Gasthaus schon vor acht Jahren eingeführt habe. Dadurch kann die Restaurantleitung die Wunscharbeitszeiten des Personals besser berücksichtigen. Zudem bekommen die Angestellten die Arbeitsbekleidung gestellt. Für den Fall, dass die körperliche Arbeit Beschwerden verursacht, hat der „Große Kiepenkerl“ eine Kooperation mit einer Physiotherapeutenpraxis ausgemacht.
Auch für das Nachwuchsproblem hat das Gasthaus offenbar eine Lösung gefunden, eine recht naheliegende sogar: Der „Große Kiepenkerl“ kümmert sich besonders stark um die Auszubildenden. So können die Azubis zum Beispiel ihre Arbeitszeiten so legen, dass sie einen Tag vor der Berufsschule frei haben, um sich in aller Ruhe auf den Unterricht vorzubereiten. Auch übernehme das Gasthaus die Kosten für Schulbücher und anderes Lehrmaterial, sagt Wilma von Westphalen. Für Auszubildende aus dem Ausland bezahle der „Große Kiepenkerl“ auch Nachhilfestunden in Deutsch.
Im Betrieb sollen die Auszubildenden auch möglichst viel lernen. Die Größenordnung von vier Azubis pro Jahr, einer im Service und drei in der Küche, habe sich dabei bewährt. Für die Kochazubis schafft der „Große Kiepenkerl“ auch Sets mit Küchenmesser an. Dadurch soll keine Schieflage entstehen zwischen Kolleg:innen, die sich die Ausstattung leisten können, und solchen, die es nicht können, sagt von Westphalen.
Was für alle Auszubildenden dazukommt, sind der interne Unterricht im Restaurant und die Berichtshefte, um die man sich nach Feierabend gemeinsam kümmere. „Und wenn eine Prüfung ansteht, dann bestellen wir auch mal 50 ganze Forellen und bereiten sie zum Üben in der Küche zu“, sagt Wilma von Westphalen.Die Bemühungen des „Großen Kiepenkerls“ sind auch schon untersucht worden. Im vergangenen Jahr nahm das Gasthaus an einer Studie der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht teil, die basierend auf einer Mitarbeiterumfrage über 200.000 Gaststätten in Deutschland bewertet. Der „Große Kiepenkerl“ wurde zum zweiten Mal als attraktiver Arbeitgeber ausgezeichnet. (sfo)
Unsere Umfragen auf Social Media
Wir machen auf Social Media gerade verschiedene Umfragen zu Themen, die Münster betreffen. Falls Sie das sehen, machen Sie gerne mit. Die Ergebnisse werten wir aus und schreiben darüber in unseren Briefen. Wir wollen dabei nicht nur über die Perspektiven unserer Leser:innen etwas erfahren, sondern auch etwas über die von Nicht-Leser:innen, denen wir danach anbieten, RUMS auszuprobieren. Wenn Sie an unseren Umfragen teilnehmen möchten, tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse am Ende der Umfragen ruhig ein. Für Sie ändert sich dadurch mit Blick auf Ihr RUMS-Abo nichts.
Interview mit Sören Werlemann
Drei Fragen zur Jugendratswahl
Sören Werlemann, warum engagierst du dich im Jugendrat?
Ich finde es einfach großartig, dass man als junger Mensch in Münster die Stadt mitgestalten kann. Wir setzen uns für Themen ein, die für Jugendliche wichtig sind. Dazu arbeiten wir in politischen Gremien mit und starten eigene Projekte. So haben wir uns in den letzten Jahren zum Beispiel für bessere Busverbindungen und eine effektivere Digitalisierung an Schulen eingesetzt.
Wie reagiert die Politik auf eure Ideen?
Ehrlich gesagt: Ich bin positiv überrascht. Wir tauschen uns als Jugendrat regelmäßig mit den Parteien und der Stadtverwaltung aus. Ich hatte bisher eigentlich immer das Gefühl, dass man uns zuhört und unsere Vorschläge ernst nimmt.
Und was sind deine Aufgaben im Jugendrat?
Als Jugendrat können wir uns in den Ausschüssen des Stadtrats und in den Bezirksvertretungen einbringen. Ich zum Beispiel sitze im Schul- und im Sportausschuss. Außerdem darf ich seit zwei Jahren auch dem Vorstand des Jugendrats angehören. Der wird für ein Jahr gewählt und besteht aus drei Mitgliedern. Unsere Aufgabe ist es, einmal im Monat die Sitzungen zu leiten, Arbeitsgruppen zu koordinieren und den Jugendrat nach außen zu vertreten. (sfo)
Der Jugendrat besteht aus 30 Mitgliedern. Alle drei Jahre wird der Jugendrat neu gewählt. Die Jugendlichen können ihre Meinung in verschiedenen Ausschüssen und im Rat einbringen. Am 9. Juni können alle Wahlberechtigten ihre Stimmen in den Wahlbüros der Stadt oder per Brief abgeben. Die 16- und 17-Jährigen können an diesem Tag zweimal wählen, denn zeitgleich findet die Europawahl statt, für die sie ebenfalls stimmberechtigt sind.
+++ 65 Städte und Gemeinden aus dem Münsterland haben sich am Mittwoch in Münster zu mehr Klimaschutz verpflichtet, meldet der Regionalverband Münsterland. Bei einem Klimagipfel unterzeichneten sie das Kommuniqué „Münsterland ist Klimaland – Wir sind dabei!“, in dem sie sich zur Zusammenarbeit und zu konkreten Klimaschutzprojekten bekannten. (rhe)
+++ Was Psychologie mit der Klimakrise zu tun hat, erklärt die Psychotherapeutin Rebecca Jacob am Dienstag in einem zweistündigen Online-Workshop der NABU-Naturschutzstation. Titel: „Vom Denken zum Handeln – Warum die Klimakrise auch eine psychologische Krise ist“. Los geht es um 18 Uhr. Anmeldungen hier. (rhe)
+++ Schon wieder eine Preußen-Meldung. Fragen Sie nicht. Im RUMS-Brief am Dienstag schrieben wir im Rückblick auf das Wochenende, Regensburg habe gegen Köln verloren. Tatsächlich ging das Spiel 1:1 aus. Wir haben’s korrigiert. (rhe)
+++ Weiter oben haben Sie es schon gesehen: Es steht wieder ein Rürup im RUMS-Brief. Am Dienstag haben wir nämlich aus Versehen einen verkehrten Cartoon veröffentlicht. (sfo)
+++ Die Kegelbrüder aus Münster, die nach einem Brand auf Mallorca festgenommen wurden, werden inzwischen in Deutschland vernommen, denn es ist immer noch nicht klar, ob es zu einer Anklage kommt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Münsters FDP-Fraktion schlägt vor, sechs Mal in diesem Jahr einen Feierabendmarkt zu veranstalten, wie er auch schon in anderen Städten stattfindet, zum Beispiel in Dortmund. (FDP Münster, Feierabendmarkt Dortmund)
+++ Studierende der Uni Münster veranstalten bis Samstag vor dem Schloss ein Protestcamp, um auf die schwierige Wohnungssituation aufmerksam zu machen. (Antenne Münster)
+++ Eine Umfrage der Handwerkskammer hat ergeben, dass der europäische Binnenmarkt für das heimische Handwerk sehr wichtig ist. (Handwerkskammer Münster)
+++ Die Gruppierungen „Students for Palestine“ und „Palästina Antikolonial“ haben am Dienstag einen Aktionstag auf dem Uni-Gelände am Juridicum veranstaltet und die Uni Münster ließ sie gewähren, obwohl sie die Veranstaltung bei der Polizei und nicht bei der Uni angemeldet hatten. (Westfälische Nachrichten)
+++ Wie die Polizei erst jetzt mitteilt, hat eine 24-jährige Frau zwei fünfjährige Mädchen Mitte April aus dem Dortmund-Ems-Kanal gerettet. (WDR)
+++ Der Soziologe Andreas Kemper aus Münster hat im Interview mit dem WDR gesagt, es wäre seiner Meinung nach verwerflich, den AfD-Politiker Björn Höcke nicht als Faschisten zu bezeichnen. (WDR)
+++ Das Hauptzollamt Münster hat im vergangenen Jahr aus Steuern 2,3 Milliarden Euro eingenommen – acht Prozent mehr als im Vorjahr. (Antenne Münster)
+++ Zwischen Stadthaus 3 und Kanal soll ein neues Quartier namens „Drei Schwestern“ mit einem Hotel, Büros, Einzelhandel und Gastronomie entstehen, für das allerdings noch ein Bebauungsplan fehlt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Nachdem ein 48-jähriger Mann in dieser Woche in seiner Wohnung an der Hafenstraße durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt worden war, hat die Polizei den 20-jährigen mutmaßlichen Täter inzwischen festgenommen. (Polizei Münster hier und hier)
Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
Wer in Münster zwischendurch Großstadtflair genießen möchte, hat dazu seit einigen Monaten am Hansaring Gelegenheit. In der ehemaligen Sparkassenfiliale befindet sich jetzt die „Siwa – Day and Night Bar“. In gediegener Kneipenatmosphäre gibt es Kaffeegetränke, Kuchen, Drinks mit und ohne Alkohol sowie wochentags von zwölf bis 14 Uhr einen Mittagstisch. Geöffnet ist das Siwa wochentags von zwölf bis ein Uhr und am Wochenende von 19 bis drei Uhr. Impressionen gibt es auch bei Instagram.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Katja Angenent in den Veranstaltungskalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Morgen ist auf der Promenade was los: Von 8 bis 16 Uhr findet der erste Trödelmarkt des Jahres statt, und von 15 bis 18 Uhr laden während der „Grünflächenunterhaltung“ die unterschiedlichsten Chöre, Bands und Solist:innen aus Münster und Umgebung zum kostenlosen Freiluft-Konzert im Grünen ein. Obligatorischer Service-Hinweis: mit dem Fahrrad lieber woanders langfahren.
+++ Ebenfalls am Samstag findet im Westfälischen Kunstverein zum Ende der aktuellen Gruppenausstellung „But you, yourself, with your own hand must open this door“ ein kostenloses Symposium statt. Von 16 bis 19 Uhr sind dort Menschen zu Gast, die einen Einblick in die zeitgenössische Kunstszene des Kosovos geben. Es gibt Beiträge in englischer und deutscher Sprache von Co-Kuratorin Cathrin Mayer, den Künstlerinnen Edona Ademi, Blerta Haziraj und Anita Muçolli sowie der Kuratorin Hana Halilaj.
+++ Am Sonntag können Sie das Pfingstkonzert des Kammerensembles Münster unter der Leitung von Marlon Daniel besuchen. Los geht es um 15 Uhr im Konzertsaal der Musikhochschule. Auf dem Programm stehen Antonín Dvořáks Serenaden für Streicher in E-Dur, op. 22 und für Bläser in d-Moll, op. 44. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
+++ In der Meerwiese findet fast zur gleichen Zeit eine Theaterpremiere statt: „Die Tochter des Ganovenkönigs“ ist ein preisgekröntes Stück für alle ab zehn Jahren. Um 15:30 Uhr trifft das Publikum dort auf Erzählende, die sich nicht entscheiden können, ob sie ein schönes Märchen oder eine bittere Geschichte über das Böse in der Welt präsentieren wollen. So entsteht eine genauso lustige wie schwarze Komödie um ein Mädchen namens Julchen. Mehr Informationen und Karten gibt es an dieser Stelle.
+++ Wie erzählt man vom Trauma der Shoah, das die Familie auch in der dritten Generation noch beherrscht? Offer Avnon, israelischer Regisseur, nimmt sich dieser Frage in seinem Dokumentarfilm „Der Rhein fließt ins Mittelmeer“ an, den „Die Linse“ am Pfingstmontag ab 17 Uhr im Cinema zeigt. Der Regisseur wird anwesend sein, das Gespräch findet in deutscher Sprache statt. Karten bekommen Sie hier.
+++ In eigener Sache: RUMS-Mitgründer Marc Stefan Andres (Gitarre) und Michael Göring (Gitarre) spielen am Dienstagabend „andres – goering“ (zu Weihnachten legen wir für einen neuen Bandnamen zusammen) ab 20 Uhr in der Blackbox an der Achtermannstraße – und zwar zusammen mit Tobias Brügge (Saxofon) und Philipp Buck (Schlagzeug), die als Bruūck (geht doch). Alles weitere hier.
Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und schöne Pfingsten.
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Jan Große Nobis (jgn), Katja Angenent (kan), Ralf Heimann (rhe) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Vergangene Woche haben Sturzfluten und Überschwemmungen im Norden Afghanistans eine verheerende Zerstörung angerichtet. Die Vereinten Nationen sprechen von mehr als 300 Todesopfern. Die Flutkatastrophe betrifft vor allem Frauen und Kinder. Tausende Familien haben ihr Dach überm Kopf verloren. Der Afghanische Frauenverein sammelt deshalb gerade Spenden. Es sei dringend, heißt es auf der Website. Denn seit der erneuten Machtübernahme der Taliban haben viele Hilfsorganisationen Afghanistan verlassen.
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