- Newsletter
- Briefe
- Brief von Sebastian Fobbe
Elterntaxis in Münster | Leerstände sehen lernen | Unbezahlte Werbung: Moro 112
Guten Tag,
jedes fünfte Kind wird in Deutschland mit dem Auto zur Schule gebracht. Durch den erhöhten Verkehr vor und nach dem Unterricht kann es schnell brenzlig werden.
Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) scheint das Problem zu kennen. Er sagte vor zweieinhalb Monaten in seiner Rolle als Städtetagspräsident Folgendes dazu: „Zu viele Eltern wollen leider immer noch ihre Kinder mit dem eigenen Auto bis zur Schultür bringen. Gleichzeitig laufen oder radeln andere Kinder mit ihren Schulranzen und Turnbeuteln dazwischen und müssen sich an ein- und ausparkenden Autos vorbeidrängen.“
Lewe möchte den Städten und Gemeinden bundesweit mehr Handlungsspielraum geben, um mehr gegen Elterntaxis zu unternehmen. Als erstes Bundesland hat Nordrhein-Westfalen Anfang des Jahres per Erlass erlaubt, Straßen vor Schulen zeitweise für den Autoverkehr zu sperren. Lewe möchte erreichen, dass alle Städte individuelle Lösungen für konkrete Verkehrssituationen vor Ort finden können, möglichst ohne viel Aufwand und ohne eine Gefahrenlage belegen zu müssen.
Unser Jubiläumsprogramm geht in die letzte Runde! Am 2. Juni habt ihr zum letzten Mal die Möglichkeit, mit uns zu feiern – dieses Mal mit den Radio-Profis von Antenne Münster, die euch zeigen, wie ein Radiobeitrag für Kinder entsteht. Außerdem nehmen wir euch in einer kostenlosen Führung zur Zoogeschichte mit auf eine Zeitreise!
Über diese Aussagen wundert sich die Initiative „Kidical Mass“, die sich für mehr Sicherheit für Kinder und Jugendliche auf Münsters Straßen einsetzt. Sie wirft Markus Lewe Untätigkeit vor. Seit dem Landeserlass habe die Stadt Münster nichts gegen Elterntaxis unternommen, kritisiert „Kidical Mass“ in einer Pressemitteilung. Bisher haben allerdings nur wenige Städte und Gemeinden in NRW den Landeserlass umgesetzt.
Die Stadt wolle im Einzelfall prüfen, was Schulen gegen Elterntaxis unternehmen können, schreibt das Presseamt auf Anfrage. Zurzeit informiere das Schulamt die Grundschulen über den Landeserlass und sammle deren Rückmeldungen.
Bislang hätten beispielsweise Halteverbote, Querungshilfe oder Geschwindigkeitskontrollen für die nötige Verkehrssicherheit an den Grundschulen ausgereicht, schreibt das Presseamt. Ob Elterntaxis verschwinden, hänge außerdem mit der Bereitschaft der Eltern zusammen, sich an den erforderlichen Veränderungen zu beteiligen.
Ein Beispiel, das die Stadt anführt, ist der sogenannte „Walking Bus“. Das ist eine Gehgemeinschaft, bei der Grundschulkinder in Begleitung von Eltern ihren Schulweg antreten. Die Aktion konnte allerdings nicht umgesetzt werden, schreibt die Stadt. Es hätten sich zu wenige Eltern gefunden, die den „Walking Bus“ organisieren konnten. (sfo)
Heute lesen Sie im Brief:
- Autoarme Innenstadt: Amtsleiter sehen zwei Ausnahmen
- Fanhilfen kritisieren Polizei-Einsätze bei Preußen-Spielen
- Leerstände sehen lernen: Warum stehen Wohnungen leer?
- Klima-Update: Neue Pläne der Stadt
- Korrekturen: Gleich zwei Fehler
- Ein-Satz-Zentrale: Marius Heweig legt Ratsmandat nieder
- Unbezahlte Werbung: Italienisches Essen mit Seeblick
- Drinnen und Draußen: Sonderprogramm im Schlosstheater
+++ Die Stadtverwaltung hält die Pläne der Ratsmehrheit zur „autoarmen Innenstadt“ für schnell umsetzbar – mit zwei Ausnahmen. An der Königstraße und der Aegidiistraße sei die Situation sehr komplex, schreiben Mobilitätsamtsleiter Jeff Marengwa und Ordnungsamtsleiter Norbert Vechtel in einer Stellungnahme. Am Alten Steinweg dagegen könnte Parken schon ab Juli nur noch in Ausnahmefällen erlaubt sein, falls der Rat das im Juni beschließt. An der Hörsterstraße wäre das ebenfalls bald möglich. Dort sei man am weitesten, schreiben die Amtsleiter. An anderen Stellen müsse man noch Ersatz für Bewohnerparkplätze finden. Für die Aegidiistraße will die Stadt im Herbst einen Vorschlag machen. (rhe)
+++ Die Sportschau überträgt morgen Abend ab 18 Uhr die Auslosung der DFB-Hauptrunde. Preußen Münster wird in jedem Fall zu Hause gegen einen Verein aus Liga 1 oder 2 spielen. Der Verein erklärt die Auslosung auf seiner Website. Es gibt einen Profi-Lostopf (alle Erstligisten und die 14 besten Zweitligisten) und einen Amateur-Lostopf (die vier besten Drittligisten, 21 Landespokalsieger und ein paar weitere Vereine). Die Preußen-Loskugel liegt im Amateurtopf. Eine Übersicht aller Vereine steht hier. Die Pokalspiele finden dann zwischen dem 16. und 19. August statt. (rhe)
+++ Preußen Münster taucht auch im Saisonbericht des Dachverbands der Fanhilfen auf, der dort nach Einschätzung des Vereins überzogene Polizeieinsätze und Polizeigewalt gegen Fans dokumentiert. Im vergangenen Jahr ist so etwas laut dem Bericht am 15. Dezember beim Auswärtsspiel gegen Saarbrücken passiert. Die Polizei habe Pfefferspray gegen Preußenfans eingesetzt, die nach dem Spiel auf dem Weg zurück zum Zug waren. Begründet habe die Polizei das damit, dass eine Kollegin beleidigt worden sei. Beim Versuch, die Personalien festzustellen, sei es zu „Rangeleien“ gekommen. Laut Fanhilfe wurden 20 Personen verletzt. (rhe)
Leerstände sehen lernen: Warum stehen Wohnungen leer?
Im Kreuzviertel ist ein Mehrfamilienhaus seit längerer Zeit unbewohnt. Eine RUMS-Leserin meldete den Leerstand bei der Stadt, doch nichts tut sich. Aber warum bleibt Wohnraum ungenutzt, obwohl das in Münster und anderen Städten verboten ist?
Was würde wohl in einem Immobilienexposé über das Haus an der Schulstraße 19 stehen? Vielleicht so etwas: „Traumimmobilie im Kreuzviertel! Mehrfamilienhaus aus der Gründerzeit mit weißer Fassade im Erdgeschoss, rotem Klinker, Fenstern mit Stuck und zwei Balkonen. Acht Altbau-Wohnungen für Singles, Paare und junge Familien. Gemütliches Häuschen im Hinterhof. Alles Wichtige fußläufig erreichbar: Supermärkte, Stellplätze für Auto und Fahrrad, Gastronomie, Schulen und Kindergärten.“
Klingt nach der perfekten Wohnlage. Gerade jetzt, wo Wohnungen in Münster heiß begehrt sind, sollten Mietwillige in der Schulstraße eigentlich Schlange stehen. Aber Fehlanzeige. Niemand kommt zur Besichtigung. Wie auch? Es finden sich weder im Internet noch in der Zeitung Inserate für die Altbauwohnungen.
Darüber ärgert sich eine RUMS-Leserin. Sie hat uns in einer E-Mail auf das Haus an der Schulstraße 19 aufmerksam gemacht. In einem Gespräch sagte sie mir, dass die ersten Mieter:innen schon vor vier Jahren aus dem Haus gezogen seien und sich seitdem einfach nichts tue. Sie habe gehört, dass eine Immobiliengesellschaft den Altbau sanieren und Eigentumswohnungen in dem derzeitigen Leerstand errichten wolle.
Was mir die Leserin erzählte, hat mich zum Nachdenken gebracht. Dabei haben mich die Umbaupläne einer Immobiliengesellschaft weniger gewundert als vielmehr etwas anderes: Obwohl ich in der Nähe wohne und fast täglich in der Schulstraße unterwegs bin, ist mir bis zu dem Hinweis nie aufgefallen, dass seit mehreren Jahren niemand mehr in dem Achtparteienhaus wohnt.
Leerstand sehen lernen
Über ein ähnliches Phänomen hat Marina Weisband vor drei Jahren in einer RUMS-Kolumne geschrieben. Sie schildert, wie sie gelernt hat, Autos zu sehen. „Ich konnte Autos natürlich auch vorher schon sehen“, schreibt sie. „Aber jetzt nehme ich sie anders wahr – als das, was sie sind: zwei Tonnen privater Stahl, die auf öffentlichen Plätzen abgestellt sind.“
In mir hat sich auch ein Schalter umgelegt. Ich kann auf einmal leere Häuser sehen. Das konnte ich natürlich vorher auch schon. Aber jetzt fallen mir plötzlich dauerheruntergelassene Rollos oder haufenweise Sperrmüll vor der Haustür auf. Dunkle Fenster in den Abendstunden oder dicke Moospolster auf dem Balkongeländer. Oder wie an der Schulstraße 19: Farbe, die von der Fassade blättert, eine durchnässte Matratze und zwei Müllsäcke am Eingang, ein demoliertes Gartentor und Unkraut, das bis zu den Knöcheln zwischen den Fliesen hervorwuchert. Alles Indizien, dass hier schon lange niemand mehr lebt.
Meine Leerstandsblindheit ist jetzt verflogen. Ich nehme unbewohnte Häuser mittlerweile als das wahr, was sie sind: eine Verschwendung von Wohnraum mitten in der Wohnkrise.
Auch in München ein Problem
Auch die Linkspartei-Mitglieder Theo Glauch und Agnes Fuchsloch kennen derartige Leerstandsgeschichten. Die beiden wohnen in München, einer Stadt, die wie Münster trotz Leerständen mit einem heißen Wohnungsmarkt zu kämpfen hat. Glauch und Fuchsloch berichten mir von einem Gründerzeitgebäude im Münchner Stadtteil Schwabing. Die Geschichte kommt mir auf unangenehme Weise vertraut vor, denn es scheint fast, als würden die zwei über das Haus im Kreuzviertel sprechen.
Worum geht’s? 2017 habe ein Immobilieninvestor, die „M-Concept“ mit Sitz in der Steueroase Grünwald bei München, das Haus an der Agnesstraße 48 gekauft. Ein Jahr später ist die letzte Mietpartei ausgezogen. Die „M-Concept“ habe vorher mit absurden Mieterhöhungen das Haus Wohnung für Wohnung entmietet (oder „freigezogen“, wie es im beschönigenden Immobilienjargon heißt).
Der Plan, das Gebäude luxuszusanieren, scheiterte, ebenso wie ein Versuch der Stadt München, dem Investor das Wohnhaus abzukaufen. Jetzt steht das Haus an der Agnesstraße unter Denkmalschutz – und leer. Ein Bauzaun drumherum ist der Tarnmantel des Leerstands. Er täuscht vor, dass hier doch irgendwas passiert.
Leute aus dem Kreuzviertel berichten mir Ähnliches. Nachdem eine Immobiliengesellschaft das Gründerzeithaus gekauft habe, seien die Mieter:innen ab Sommer 2020 nach und nach ausgezogen, der letzte Ende vergangenen Jahres. Es habe geheißen, die neue Eigentümerin habe eine Baugenehmigung, um das Wohnhaus an der Schulstraße zu sanieren.
Irgendwann kamen Handwerker, die Holztüren aus den Wohnungen rissen. Mehr sei nicht passiert. Auch seien immer mal wieder Baugerüste und Ytong-Steine am Haus aufgetaucht, ohne dass etwas geschehen sei. Inzwischen hängt ein Baustellenschild an dem denkmalgeschützten Gebäude. Erteilt wurde die Baugenehmigung im vergangenen August.
Vermeidbarer Leerstand ist illegal
Jemand aus der Nachbarschaft hat den Leerstand außerdem der Stadt gemeldet. Laut Wohnraumschutzsatzung ist es in Münster verboten, Wohnungen länger als drei Monate freizuhalten. Für solche Zweckentfremdungen kann die Stadt ein Bußgeld verlangen, das sich auf bis zu einer halben Million Euro belaufen kann. Die Anzeige ging im April 2023 bei der zuständigen Aufsichtsbehörde ein. Auf Nachfrage will sich die Stadt Münster dazu nicht äußern. Das Prüfverfahren laufe noch, heißt es.
Die Stadt Münster schreibt in ihrer Antwort außerdem, sie sei auf die Hinweise aus der Bürgerschaft angewiesen, um Leerstände zu entdecken. Leerstandsfahnder:innen wie in München, die von der Stadt auf die Suche geschickt werden, sind hier nicht im Einsatz. 2023 sind 28 Hinweise bei der Aufsichtsbehörde in Münster eingegangen. Ein Jahr davor wurden 52 Immobilien geprüft.
Aber warum sollten Wohneigentümer:innen ihre Immobilien überhaupt freihalten? Was hätten sie davon?
Noch keine Strafen für Leerstand
Es geht um Spekulation. Die Bodenpreise steigen rasant und damit auch der Wert von Immobilien. 10 Jahre nach dem Erwerb können Immobiliengesellschaften ihre Wohnungen außerdem steuerfrei verkaufen. Könnte also ein lukratives Geschäft werden.
Wären da nicht kommunale Verbote wie die Wohnraumschutzsatzung in Münster. Um diese Vorgaben elegant zu umschiffen, können Immobiliengesellschaften Bauvoranfragen stellen oder Genehmigungen beantragen. Dieses künstliche Hinauszögern von Leerstand nennt sich „Fristensurfen“.
Die Stadt schreibt mir, sie habe jede Leerstandsanzeige geprüft. In keinem Fall sei bislang herausgekommen, dass Wohnungen absichtlich leerstehen. „Die Fälle, die hier überwiegend bekannt werden, wollen meistens in absehbarer Zeit modernisieren oder streben einen Rück- und Neubau an. Anderen ist wiederum nicht bewusst, dass sie den Wohnraum nicht leer stehen lassen dürfen“, schreibt die Stadt. Eine Strafe hat bisher noch kein Eigentümer zahlen müssen.
Schweigen zur Schulstraße 19
Ob auch an der Schulstraße findige Bauherren am Werk sind oder ob dort wirklich Wohnungen saniert werden sollen, lässt sich nicht genau sagen. Um diese Frage zu klären, habe ich die verschiedenen Gesellschaften kontaktiert, die auf dem Baustellenschild eingetragen sind.
Der Architekt, der den Entwurf für die Baustelle verfasst hat, holt am Telefon tief Luft, als ich die Adresse nenne, und sagt, er möchte sich zu dem Bauvorhaben an der Schulstraße 19 nicht äußern. Er sei in dem Projekt nicht mehr involviert.
Die Firma, die die Bauleitung übernehmen soll, reagiert auf Anfragen nicht. Immerhin erreiche ich einen Mitarbeiter des Immobilienmaklers, dessen Name mir immer wieder in meinen Recherchen genannt wird. Der Mann am Telefon sagt, der Umbau verzögere sich, weil Handwerker momentan schwierig zu finden seien. Eine überraschende Auskunft. Viele Handwerksfirmen klagen gerade über eine Auftragsflaute.
Sowohl die Bauleitung als auch der Bauherr scheinen jeweils in größere Unternehmensgeflechte eingewoben zu sein. Das muss nichts Anrüchiges sein. Viele Baufirmen gründen für jedes Vorhaben eine eigene Gesellschaft, um steuerliche Vorteile einzustreichen.
Womöglich ist im Kreuzviertel etwas schiefgelaufen. Vielleicht haben sich die Bauherren verkalkuliert und die Baustelle liegt brach, weil die Sanierung teurer wird als gedacht. Vielleicht haben die Gesellschaften untereinander Krach. Oder vielleicht trifft die Vermutung einiger Anwohner:innen zu, die mir sagten, die Baugerüste seien nur Alibi-Maßnahmen gewesen. Dann könnte die Baugenehmigung nach drei Jahren von alleine auslaufen, ohne dass auch nur ein Loch gebohrt wurde. Das sind Spekulationen. Belegen kann ich sie nicht.
Plakate gegen Leerstandsblindheit
Der Frage, warum Wohnungen leerstehen, geht auch die Münchner Linke nach. Die Partei hat im vergangenen Herbst eine Kampagne gestartet, bei der sie mit Plakaten auf Leerstände aufmerksam machen. Bei der Gebäudeauswahl waren die Genoss:innen noch großzügig. „Wir haben uns auf Häuser beschränkt, in denen mindestens die Hälfte der Wohnungen leerstehen“, sagt Theo Glauch. Also nur das Worst-of.
Allein die Plakate hätten Wirkung gezeigt, sagen Theo Glauch und Agnes Fuchsloch. Schon beim Aufhängen seien Anwohner:innen auf sie zugekommen, die sich darüber wunderten, dass in der Nachbarschaft Wohnungen leerstehen. Ihnen sei das bislang nicht aufgefallen. Ich bin also mit meiner Leerstandsblindheit nicht allein. „Das Sichtbarmachen ist deshalb schon eine wichtige Maßnahme“, sagt Agnes Fuchsloch. Auch im Nachgang zur Aktion habe die Linke viele Zuschriften mit Hinweisen auf Leerstände erhalten.
Auch in Münster nehmen Ehrenamtliche das Leerstandsproblem in die Hand. Die Initiative „MS Quadrat“ betreut den sogenannten „Leerstandsmelder“, eine Onlinekarte, auf der freie Wohnungen und Häuser eingetragen werden.
Die Sache mit der Statistik
Gibt es denn auch offizielle Zahlen? Tatsächlich nicht. Deutschland, das Land der doppelten Buchführung und Grundbuchämter, führt kein bundesweites Wohnungs- und Gebäuderegister, das den Wohnungsbestand auf Leerstände abklopft. Die Leerstandsblindheit zieht sich bis in die Statistik durch.
Stattdessen beziehen sich viele Städte in ihren Darstellungen auf Erhebungen des privaten „Empirica Instituts“. In der aktuellen Auswertung vom Dezember 2023 ist München mit 0,1 Prozent die Stadt mit der geringsten Leerstandsquote. Um diesen Wert einmal plastisch zu machen: In Bayerns Hauptstadt ist nur eine von eintausend Wohnungen frei. Auf Platz 2 in der Analyse liegen Frankfurt am Main – und Münster. Hier liegt die Leerstandsquote bei jeweils 0,2 Prozent.
„Empirica“ hat allerdings nur leere Wohnungen gezählt, die sofort oder innerhalb eines halben Jahres bezogen werden könnten. Eine Aussage zum gesamten Leerstand trifft die Untersuchung nicht. Dennoch bezieht sich die Stadt Münster in der Wohnbaulandentwicklung auf die geringe Leerstandsquote der „Empirica“-Studie, um für den Bau neuer Wohnungen zu argumentieren.
Die Linke München führt hingegen Zahlen aus dem Mikrozensus 2018 an, die den gesamten Leerstand in den Blick nehmen und auf die sich auch die Münchner Stadtverwaltung stützt. Demnach sind in München 47.000 Wohnungen unbewohnt – 6,2 Prozent aller Wohnungen. Legt man die Durchschnittsgröße der Münchner Haushalte zugrunde, entspricht das ungenutztem Wohnraum für rund 100.000 Menschen. Rein statistisch betrachtet können alle Einwohner:innen meiner Heimatstadt Koblenz nach München ziehen, ohne dass dort eine einzige Wohnung gebaut werden müsste.
In den Mikrozensus eingerechnet sind allerdings auch Wohnungen, die kurzfristig leerstehen, zum Beispiel weil die Mietparteien wechseln. Zieht man diese Fluktuation ab, stünden laut den Zensus-Daten immer noch rund 30.000 Wohnungen in München dauerhaft leer.
Vergleichbare Zahlen für Münster können mir weder die Stadt noch die Landesstatistikbehörde „IT NRW“ geben. Beim Mikrozensus 2018 seien keine Daten für Münster erhoben worden, heißt es. Der Grund: zu geringe Fallzahlen. Es gibt beim Leerstand also eine Datenlücke. Wenn Sie uns helfen können, diese Lücke zu schließen, dann melden Sie sich gerne bei uns. (sfo)
Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Mit einiger Verspätung hat die Stadtverwaltung einen Vorschlag dazu gemacht, wie Münster besser im Blick behalten kann, wie weit es mit seinen Klimaschutzbemühungen ist. Laut einem heute veröffentlichten Bericht will die Stadt einen Klimahaushalt führen, den Markus Lewe schon für das vergangene Jahr angekündigt hatte. Außerdem will die Stadt jährlich einen Klimabericht vorlegen. Der Rat hatte dem Oberbürgermeister schon vor vier Jahren den Auftrag geben, jährlich einen Bericht über die Umsetzung der Maßnahmen vorzulegen. Das Problem ist allerdings: Die Stadt hat noch immer keinen Plan vorlegt, in dem sie erklärt, auf welche Weise sie das Klimaziel erreichen will. Das ist auch die Kritik an Instrumenten wie dem Klimahaushalt. Ihr Blick richtet sich in die Vergangenheit und Gegenwart, aber nicht in die Zukunft. (rhe)
+++ Die Stadt Münster stellt in ihrer Kampagne „Münster schenkt aus“ an 60 Orten 1.000-Liter-Wassertanks auf, damit Bäume an der Straße bewässert werden können. Das geht allerdings nur, wenn Menschen beim Gießen helfen. In den vergangenen Jahren habe das gut geklappt, schreibt die Stadt und hofft, dass das auch in diesem Jahr wieder so sein wird. Alles weitere hier. (rhe)
+++ Eine neue Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich zeigt, dass Klimamodelle die Auswirkungen der abnehmenden Luftverschmutzung auf Hitzewellen stark unterschätzt haben, berichtet das Portal „T-Online“. Durch die sinkende Luftverschmutzung erhöhe sich die Intensität der Sonneneinstrahlung, das führe zu heißeren Sommern. Die Modelle haben diese Veränderungen nicht ausreichend berücksichtigt. Daher seien Prognosen fehlerhaft gewesen. (rhe)
+++ Im RUMS-Brief am Dienstag haben wir den Hansa-Konvent angekündigt, aber einen falschen Termin genannt. Richtig ist: Der Konvent ist am 29. Juni.
+++ In der Meldung zum Nachhaltigkeitsbericht der Stadt funktionierte der Link zeitweise nicht, weil die Stadt den Bericht zwischendurch aus dem Netz genommen hat. Jetzt ist er wieder online.
+++ Der Hawerkamp hat mit seinem Festival zum 35-Jährigen am Mittwoch auch darauf hingewiesen, dass der Vertrag mit dem Verein Ende nächsten Jahres ausläuft und man sich möglichst einen lang laufenden neuen wünscht. (WDR Münster und Alles Münster)
+++ Die Sparkasse Münsterland Ost ist im vergangenen Jahr trotz gestiegener Zinsen in einigen Bereichen gewachsen. (Sparkasse Münsterland Ost)
+++ Noah Börnhorst rückt für Marius Herwig in den Rat nach, weil Herwig, der gerade Vater geworden ist, gern mehr Zeit für seine Familie hätte. (Münstersche Volkszeitung)
+++ Höhepunkt der 41. Motorradtage in Coerde, an denen fast tausend Menschen teilnehmen, ist am Sonntag ein Motorradkorso. (Westfälische Nachrichten)
+++ Am Montag um 15:30 Uhr ist Außenministerin Annalena Baerbock auf dem Domplatz. (Grüne Münster)
+++ Nachdem die Stadt Münster für das laufende Jahr ein Vier-Millionen-Euro-Paket zur Unterstützung von unterfinanzierten Kita-Trägern bereitgestellt hat, fordern die Träger mehr Geld und eine langfristige Lösung. (Westfälische Nachrichten)
+++ Der Tapir Theo aus dem Zoo sagt als Orakel während der Fußball-Europameisterschaft die Ergebnisse der Deutschlandspiele voraus. (Alles Münster)
+++ Götz Alsmann nimmt mit einem Chor und einem Orchester eine neue Hymne für Preußen Münster auf, die er am 12. Juli vorstellen will. (Alles Münster)
+++ Rund 30 Forschende aus Münster haben eine Erklärung unterzeichnet, die sich gegen den Boykott akademischer Institutionen in Israel wendet. (Statement Against the Boycott of Israeli Academics)
+++ Die neue Grundschule im Gremmendorfer York-Quartier feiert Richtfest. (Stadt Münster)
Das Moro 112 am Aasee serviert drinnen, draußen oder im beheizten Wintergartenzelt italienische Speisen – zum Beispiel Pizzabrot mit Aioli, Pizzen, Fisch- oder Nudelgerichte. Unter der Woche von 12 bis 15 Uhr gibt es Mittagsgerichte. Was sonst noch auf der Karte steht, erfahren Sie hier. Das Restaurant empfiehlt, Tische per Telefon zu reservieren. Und: Sie können das Essen auch mitnehmen.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Annalena Zernott für Sie in den Kalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Auf dem Hof Spielbrink in Handorf beginnt am Samstag um 11 Uhr ein Hoffest mit Kinderprogramm und Flohmarkt. Ab 20 Uhr ist Party mit Champions-League-Übertragung auf einer Großleinwand.
+++ Beim Vielsicht-Festival vorm Schloss gibt es am Samstag von 16 bis 21 Uhr Musik, Kunst und Workshops. Der Eintritt ist frei.
+++ Der Konzertchor Münster unter der Leitung von Marion Wood und das Sinfonieorchester Münster spielen ebenfalls am Samstag, um 19:30 Uhr ein Konzert in der Überwasserkirche. Das Programm: zwei geistliche Werke aus Frankreich. Genaueres hier, Karten bekommen Sie hier.
+++ Am Sonntag, 2. Juni von 14 bis 16 Uhr können Sie bei einer Lyrikweg-Tour anhand von 20 Stationen Lebens- und Wirkstätten von Annette von Droste-Hülshoff kennenlernen. Treffpunkt ist das Droste-Museum in der Burg Hülshoff, Ziel ist das Haus Rüschhaus sieben Kilometer weiter. Wer mag, lädt sich vorab die App herunter. Karten und weitere Informationen finden Sie hier.
+++ Bei den so genannten Willkommensevents des Münsterland-Vereins lernen Menschen sich kennen, die noch nicht so lange in der Stadt leben. Am 9. Juni ist die nächste Veranstaltung. Dann geht’s zum Kräuterhof Rohlmann. Anmelden kann man sich noch bis Dienstag. Karten bekommen Sie hier.
+++ Und noch ein Tipp: Das Kino „Schloßtheater“ schließt ab dem 10. Juni für zwei Monate, weil es renoviert wird. In der „Abschiedswoche“ zeigt das Kino sieben Klassiker oder besondere Filme, unter anderem „Der bewegte Mann“ (Dienstag), eine Überraschung (Freitag) und zum Finale die „Die Rocky Horror Picture Show“ in der Originalversion (Programmübersicht hier). Während der Renovierung führt das „Schloßtheater“ die Reihen „Best of Cinema“, „Junges Kino“ und „Kult-Sneak“ im Cineplex fort.
Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Jan Große Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Svenja Stühmeier (sst), Annalena Zernott (aze) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
Diesen Brief teilen und RUMS weiterempfehlen
PS
Das Landeshaus am Freiherr-vom-Stein-Platz war einst ein prachtvoller Neorenaissance-Bau. Dann kam der Zweite Weltkrieg und das Gebäude wurde fast komplett zerstört. Beim Wiederaufbau spielte die alte Schönheit des Landeshauses offenbar keine Rolle, denn heute sieht das Gebäude aus wie ein wuchtiger Klotz aus Ziegelsteinen. Diesen städtebaulichen Wandel, den man fast überall in Münster beobachten kann, dokumentiert die Gruppe „Architekturrebellion Münster“ auf Instagram mit Vorher-Nachher-Bildern. Die zeigen, dass auch der Domplatz, die Handwerkskammer oder der Hauptbahnhof früher architektonische Perlen waren. Schauen Sie mal rein. Sie werden überrascht sein, wie viel Schönheit aus Münster verschwunden ist.
Ihnen gefällt dieser Beitrag?
Wir haben Ihnen diesen Artikel kostenlos freigeschaltet. Doch das ist nur eine Ausnahme. Denn RUMS ist normalerweise kostenpflichtig (warum, lesen Sie hier).
Mit einem Abo bekommen Sie:
- 2x pro Woche unsere Briefe per E-Mail, dazu sonntags eine Kolumne von wechselnden Autor:innen
- vollen Zugriff auf alle Beiträge, Reportagen und Briefe auf der Website
- Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen: Die ersten 6 Monate zahlen Sie nur einen Euro.
Wir freuen uns sehr, wenn wir Sie ab heute in der RUMS-Community begrüßen dürfen!
Sie möchten dieses Thema mit anderen Leser:innen diskutieren oder uns Hinweise geben
Nutzen Sie einfach unsere Kommentarfunktion unterhalb dieses Textes. Wenn Sie diesen Brief gerade als E-Mail lesen, klicken Sie auf den folgenden Link, um den Text auf unserer Website aufzurufen:
diesen Brief kommentieren