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Frauenfußball, rund um Münster | Wohnungstausch: Kann das gelingen? | Unbezahlte Werbung: „Tucano“

Guten Tag,
im vergangenen Jahr hieß es, am 17. Mai, dem internationalen Tag gegen Queerfeindlichkeit, werden sich mehrere Profifußballer outen. Die Aktion hatte Marcus Urban organisiert. Er wurde einst als Nachwuchstalent im Fußball gehandelt, schlug einen anderen Karriereweg ein, weil er sich als schwuler Mann in der Männerdomäne Profifußball hätte verstecken müssen.
Heute engagiert sich Urban für mehr Vielfalt und Akzeptanz im Profisport, kann einige Erfolge vorweisen und steht laut eigenen Aussagen mit homosexuellen Berufssportlern im Kontakt. Doch aus dem Gruppen-Coming-out, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Weltnachricht geworden wäre, wurde nichts.
Es ist schon verrückt. Im Jahr 2025 wäre ein queerer Mann auf dem Spielfeld eine Sensation. Dabei gibt es sie, auf allen Ebenen, nur eben nicht öffentlich. Die Angst scheint groß zu sein: vor Anfeindungen und Hass, womöglich auch vor dem Karriere-Aus. Der maskuline Fußball ist eben nicht gerade bekannt für seine Toleranz gegenüber allem, was nicht maskulin wirkt. Aber wie sieht es bei den Frauen aus? Können Frauen, die Fußball spielen, offen queer sein? Oder wäre das auch ein Karrierekiller?
Heute im RUMS-Brief:
- Wohnungslosigkeit steigt weiter: Was der LWL dagegen unternimmt
- Kristiansandstraße: SPD und Grüne fordern Tempo 30
- Deutsche Bahn: Mal wieder super unpünktlich
- Fachkräfte gegen Extremismus an Schulen
- Wohnungstausch in Münster: Kann das gelingen?
- Klima-Update: Ein Plan für Münsters Süden
- Korrekturen: Recht und Ordnung
- Ein-Satz-Zentrale: Drillingsgeburt, Feueralarm und Xodus
- Unbezahlte Werbung: Hängematten von „Tucano“
- Drinnen und Draußen: Stundenlang Zocken im Pumpenhaus
Diese Fragen kamen gestern bei der Veranstaltung „#Equalplay. Frauen, Fußball und Gerechtigkeit“ aus dem Publikum. Um über diese Themen zu sprechen, hatte der Verein „Rund um Münster“ ins SpecOps eingeladen. Auf dem Podium saßen die Landesfamilienministerin Josefine Paul von den Grünen, die Medizinprofessorin Bettina Pfleiderer von der Uni Münster, die Bundesligaschiedsrichterin Sina Diekmann und die Leiterin des Frauenfußballs im Kreis Münster Noemi Hutter.
Die Frage nach der Homosexualität im Frauenfußball sorgte erstmal für ein wenig Zögern auf der Bühne. Darin stecken nun mal viele Annahmen, die weitere Fragen aufwerfen. Zum Beispiel: Werden männliche und weibliche Homosexualität verschieden wahrgenommen? Und gibt es Bereiche im Sport, in denen man offen queer sein kann?
Dann griff Josefine Paul nach dem Mikrofon. Sie sagte, es gebe immer mehr Frauen, die den Sport als Bühne nutzen für mehr Sichtbarkeit: „Im Unterschied zu den Neunziger Jahren sind wir heute sehr viel weiter, was die Akzeptanz von Homosexualität im Frauensport angeht.“ Paul sieht durchaus einen Unterschied zum Männerfußball. Dort sei Homosexualität noch immer ein Tabuthema.
Trotzdem sei die Sache im Frauensport anders. „Oftmals ist es immer noch eine Herausforderung, eine Frau zu sein, um in bestimmte Machtpositionen zu gelangen“, sagte die Ministerin. Beispiel: Im Präsidium des Westdeutschen Fußballverbands sitzt nur eine Frau – neben 15 Männern.
Die Ungerechtigkeit zieht sich weiter durch. Frauen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen, egal ob sie Spiele pfeifen oder Fußball spielen. Frauen sind seltener Funktionärinnen im Fußball als Männer. Der Frauenfußball bekommt weniger Fördermittel von der Politik. Und auch Unternehmen geben weniger Geld für Sponsoring an Frauenfußballvereine aus. Tatsachen, die sich in der Diskussion ständig wiederholten.
Aber was könnte man selbst machen, als Fans? Auch diese Frage stellte gestern jemand aus dem Publikum. Schiedsrichterin Sina Diekmann antwortete darauf, am besten so weiterzumachen wie bisher. Also Fußballspiele schauen, ins Stadion gehen, anders gesagt: die Nachfrage steigern. Das habe in den vergangenen Jahren für eine positive Entwicklung im Frauenfußball gesorgt. Und das ist ja auch schon mal was. (sfo)
+++ Die Bundesregierung hat gestern ihren Wohnungslosenbericht für das vergangene Jahr herausgebracht – mit erschreckenden Ergebnissen. Demnach haben mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland keine eigene Wohnung. Sie leben in Unterkünften, kommen bei Freund:innen, Bekannten und Angehörigen unter oder „machen Platte“. Beim ersten Bericht, der 2022 erschienen ist, lag die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland noch bei 263.000, also bei knapp der Hälfte. Grund für den Sprung nach oben ist der Zuzug ukrainischer Geflüchteter. Fast 140.000 Ukrainer:innen, die in Unterkünften untergebracht sind, fließen mit in die Statistik ein. Wie es in Münster aussieht, geht aus dem neuen Bericht nicht hervor. Im September sprach das Sozialamt der Stadt von 2.097 Betroffenen. Der LWL meldete vergangene Woche zudem, dass das Ausmaß aber weiter zunimmt. Dagegen helfen soll „Housing First“, ein Projekt des LWL, das Wohnungslosen seit 2022 Wohnungen vermittelt. Mit mäßigem Erfolg: In Münster haben sechs Menschen ein Zuhause über „Housing First“ gefunden, schreibt der LWL auf Anfrage. (sfo)
+++ SPD und Grüne fordern eine durchgehende Tempo-30-Zone auf der Kristiansandstraße – vom Schulzentrum Kinderhaus bis zur Grevener Straße. Die Straße wird täglich von vielen Schüler:innen, Eltern und Senior:innen genutzt, aber das sei es laut den Parteien zu unsicher. Schlechte Sicht durch parkende Autos mache das Überqueren besonders gefährlich. Das wollen SPD und Grüne ändern. Ob der Antrag umgesetzt wird, entscheidet die Bezirksvertretung Nord. (ani)
+++ Der Hellweg-Baumarkt an der Loddenheide steht vor der Schließung, und die Stadt Münster plant, das Grundstück anders zu nutzen. Aus dem bisherigen Sondergebiet soll ein Gewerbegebiet werden, wie aus dem Bebauungsplan der Stadtverwaltung hervorgeht. Ziel ist eine nachhaltige Nachnutzung, etwa durch die Verlagerung des Gastronomiecenters „Topraks“. Das Gebäude des Baumarkts soll bestehen bleiben, Photovoltaikanlagen und Dachbegrünung sollen dazu kommen. Der Stadtrat entscheidet am 26. Februar über den Plan, der im beschleunigten Verfahren umgesetzt werden soll. Die Kosten übernimmt demnach der Vorhabenträger – das Architekturbüro, das schon 2009 für die Planung des Gebiets verantwortlich war. (ani)
+++ 2024 hat die Deutsche Bahn sich selbst noch einmal übertroffen: Die Züge sind so unpünktlich gewesen wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Nur 62,5 Prozent aller Bahnen waren laut einer Auswertung des „Spiegels“ pünktlich – also weniger als 6 Minuten zu spät. Münster schneidet noch schlechter ab: Nur etwas mehr als die Hälfte der Fernverkehrszüge waren hier pünktlich. Im Schnitt kamen die Züge 13 Minuten zu spät am Hauptbahnhof an. Noch schlechter sieht die Bilanz nur im Ruhrpott und bei ein, zwei Bahnhöfen in Schleswig-Holstein und Bayern aus. Am längsten mussten Zugfahrende in Wuppertal warten – dort kamen nur 40 Prozent der Züge nach Plan an. (ani)
+++ Gegen antisemitische Sprüche im Klassenraum und Diskriminierung auf dem Pausenhof gibt es an vielen Schulen spezielle Fachkräfte. Sie sind für Extremismus-Prävention und Demokratieförderung zuständig. Seit 2019 sind die sogenannten „SystEx“-Fachkräfte („Systemberatung Extremismus-Prävention“) in der Schulpsychologie angesiedelt – mit Erfolg, denn die Bezirksregierung Münster plant die Stellen ab dem kommenden Sommer zu verdoppeln. Grund sei die steigende Nachfrage nach Unterstützung durch die „SystEx“-Kräfte aufgrund der aktuellen politischen Konflikte. (ani)
Häuschen in Handorf gegen Altstadt-Apartment: Kann Wohnungstausch in Münster gelingen?
Immer mehr Menschen nutzen Tauschportale für die Wohnungssuche. Die CDU Münster würde gern mehr Familien und älteren Menschen den Wohnungstausch ermöglichen. Ist das eine gute Idee?
Stellen Sie sich vor, Sie hätten gerade ihr Studium in Münster beendet, würden mit der Liebe Ihres Lebens zusammenleben und plötzlich würde sich Nachwuchs ankündigen. Was würden Sie wohl fühlen, wenn die erste große Freude abgeflaut ist? Wahrscheinlich Panik. Zumindest, wenn Ihre Wohnung kein Kinderzimmer hat. Dann steht nämlich ein Umzug an – und finden Sie mal eine familientaugliche Wohnung, die halbwegs bezahlbar ist und nicht allzu weit ab vom Schuss liegt.
Münsters Wohnmisere ist nicht erst seit gestern ein Problem. Fast nirgendwo sonst ist das Angebot so knapp wie in Münster. In Zahlen ausgedrückt: Von eintausend Wohnungen in Münster stehen nur zehn bis zwanzig leer (RUMS-Brief). Ein gesunder Wohnungsmarkt braucht in diesem Verhältnis aber 25 freie Wohnungen, damit die Suche nach einer neuen Bleibe reibungslos und ohne hohe Kosten funktioniert. Wer umziehen muss, kann sich also getrost in eine lange Warteschlange beim nächsten Besichtigungstermin einreihen.
Aber Not macht bekanntlich erfinderisch. Schon 2022 kam ein kreativer Vorschlag von der CDU. Die Partei würde gern eine digitale Tauschbörse in Münster etablieren, über die Familien und Senior:innen ihre Wohnungen tauschen können.
Das hört sich in unserem Beispielszenario nach einer eleganten Lösung an: Das junge Paar, das Nachwuchs erwartet und sich vergrößern muss, könnte sein Zwei-Zimmer-Appartment einfach mit dem Mietshäuschen eines berenteten Ehepaars tauschen, dessen Kinder schon lange ausgezogen sind. Wenn die Vermieter:innen zustimmen, steht einem Tausch nichts mehr im Wege. Mitte des Jahres wird die Verwaltung voraussichtlich ein Konzept für eine solche Tauschbörse vorstellen. Das teilt uns die CDU auf Anfrage mit.
Maue Ergebnisse aus anderen Städten
Was theoretisch hervorragend klingt, muss aber in der Praxis nicht die beste Lösung sein. Münster wäre nämlich nicht die erste Stadt, die ein Wohnungstauschmodell anbietet. Der Geograph Robert Kitzmann von der Berliner Humboldt-Universität hat mehrere Tauschprogramme und Modellprojekte ausgewertet, die die Kommunen mit teils erheblichem Aufwand betreiben. Sein Ergebnis: „Kommunaler Wohnungstausch ist keine Erfolgsgeschichte“.
Warum nicht? Oft seien die kleineren Wohnungen nicht altersgerecht und für viele Senior:innen zu teuer, schreibt Kitzmann. Auch Umzugsprämien, die viele Städte zahlen, bieten oft keinen finanziellen Anreiz. Digitale Tauschbörsen seien für ältere Menschen auch eher abschreckend. Ein Wohnungstausch ist außerdem ein logistisches Meisterwerk: Die Umzüge müssen parallel und am selben Tag über die Bühne gebracht werden. Dazu kommt: Viele ältere Menschen hängen an ihren Wohnungen und an ihrem sozialen Umfeld. Alte Bäume verpflanzt man eben nicht so einfach.
Für seine Studie hat Robert Kitzmann Programme in München, Hamburg, Berlin und Potsdam ausgewertet. Auch eine zweite Studie, bei der der Statistikdienstleister „Empirica“ kommunale und private Projekte ausgewertet hat, zeigt: So richtig klappt das mit dem Wohnungstausch offenbar nicht.
Ist der Wohnungstausch für Münster doch keine so gute Idee?
Das Potenzial ist da
Kommt ganz drauf an. Denn die Datenlage gibt der CDU eigentlich Recht. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat vor einigen Jahren ausgerechnet, dass 6 Prozent aller Großstadtbewohner:innen auf viel zu engem Raum leben. Das betrifft in erster Linie Familien und migrantische Haushalte.
Auf der anderen Seite wohnen laut IW 6 Prozent der Alleinlebenden in den Großstädten in Vier-Zimmer-Wohnungen – völlig überdimensioniert. Allein in Münster ist jede zweite Wohnung ein Singlehaushalt. Das Potenzial ist also vorhanden. Der Wohnungstausch könnte diese Schieflage beenden.
Zudem ist das Interesse in Münster offensichtlich riesig. John Weinert, Geschäftsführer des Onlineportals „Tauschwohnung.com“, schreibt uns, dass die Zahl der Angebote in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sei. Als er Anfang Dezember per E-Mail auf unsere Anfrage antwortet, waren allein in Münster mehr als 1.000 Wohnungen auf Weinerts Website inseriert.
Erfolgsquote: mäßig bis okay
Wie erfolgreich „Tauschwohnung.com“ in Münster ist, kann er allerdings nicht genau sagen. Nur so viel: Von den über 6.000 Haushalten, die das Portal seit 2010 deutschlandweit vermitteln konnte, dürften schätzungsweise 100 bis 200 aus Münster dabei gewesen sein.
Um mehr Bewegung in die Sache zu bringen, hat „Tauschwohnung.com“ mit anderen Städten in Deutschland Kooperationen geschlossen, etwa mit Freiburg im Breisgau, Düsseldorf und München. Auch mit der Stadt Münster könnte sich Geschäftsführer John Weinert eine Zusammenarbeit vorstellen.
Bei Null müsste eine Kooperation aber nicht anfangen. Die „Wohn- und Stadtbau“ betreibt seit 2019 eine interne Tauschbörse, bei der sich Mieter:innen unverbindlich registrieren können. Das kommunale Wohnungsunternehmen schreibt uns, der Wohnungstausch gewinne immer mehr an Bedeutung. Seit 2023 hat die „Wohn- und Stadtbau“ 70 Wünsche erfüllen können. Kein schlechter Wert im Vergleich mit den Zahlen von „Tauschwohnung.com“ und anderen Städten, aber auch nicht der große Wurf.
Auch wenn die „Wohn- und Stadtbau“ das Modell grundsätzlich befürwortet, sieht das Unternehmen auch Hemmschwellen beim Wohnungstausch. Zunächst sei es, wie bei der Wohnungssuche üblich, schwierig, etwas Passendes zu finden. Außerdem brauche der Tausch „eine sorgfältige Planung, eine offene Kommunikation mit den Beteiligten und eine gewisse Flexibilität“.
Das Recht, eine Wohnung zu tauschen?
Was den Wohnungstausch zusätzlich erschwere, seien rechtliche Hürden, schreibt die „Wohn- und Stadtbau“. In anderen Ländern ist die Sache deutlich einfacher, vor allem in Österreich und Schweden. Dort existiert ein Recht auf Wohnungstausch: Mieter:innen dürfen demnach auch ohne die Erlaubnis ihrer Vermieter:innen ihre Wohnungen tauschen. Entscheidend ist nur, dass sich die Lebensumstände und damit auch der Wohnbedarf ändern. Das wäre etwa bei Familienzuwachs, Scheidung oder mit einem neuen Job der Fall. Wäre das auch ein Modell für Deutschland?
Eine starke Befürworterin für ein solches Tauschrecht ist die Bundestagsabgeordnete Caren Lay. Die Linken-Politikerin geht davon aus, dass eine ähnliche Gesetzeslage wie in Österreich oder Schweden mehr Schwung bringen könnte. Vor anderthalb Jahren brachte Lay einen Antrag im Bundestag ein, mit dem die Linke – damals noch als Fraktion im Bundestag – ein Recht auf Wohnungstausch für Mieter:innen in Deutschland einführen wollte.
Aber nicht nur das: Die Tauschwilligen sollen nach Vorschlag der Linken auch die laufenden Mietverträge übernehmen können. Das soll den Lock-in-Effekt vermeiden, sagt Caren Lay im Zoom-Call. Gemeint ist die Situation, die entsteht, wenn Menschen eigentlich umziehen wollen, es aber bleiben lassen, weil ein Umzug teuer wäre und einen schlechteren Mietvertrag mit sich brächte.
Und die Vermieter:innen?
Eine Mehrheit konnte die Linke für ihren Vorschlag im Bundestag zwar nicht finden. Aber immerhin ließen SPD und Grüne in der Aussprache Sympathien für ein Recht auf Wohnungstausch durchscheinen. Auch der wissenschaftliche Dienst des Bundestags hält den Vorschlag für umsetzbar. Unter einer Voraussetzung: Es müssen Schutzklauseln für kleine Vermieter:innen gelten.
Das ist nämlich ein beliebtes Argument gegen ein Recht auf Wohnungstausch: Vermieter:innen verlieren ein Stück Mitsprache. Sie könnten Bewohner:innen vorgesetzt bekommen, die sie nicht kennen und womöglich auch nicht auswählen würden. Diese Bedenken äußerten auch Sachverständige der Immobilienwirtschaft in einer Anhörung im Bundestag.
Caren Lay ist aber kompromissbereit. Wie genau man den Mittelweg ausbuchstabiert, das könne man im Gesetzgebungsverfahren aushandeln, sagt sie. Auch hier führt sie wieder das Beispiel Österreich an: Dort können Vermieter:innen in Ausnahmefällen ihr Veto einlegen, zum Beispiel wenn jemand hoch verschuldet ist.
Kein Weg führt am Neubau vorbei
Der Vorschlag der Linken hört sich zunächst plausibel an. Der Bundestag könnte mit dem Recht auf Wohnungstausch den Wohnungsmarkt in einer Stadt wie Münster möglicherweise beruhigen. Aber ist das nicht ein bisschen simpel? Einfach ein paar Gesetze ändern, schon findet jede:r die passende Wohnung?
Ein Allheilmittel gegen die Wohnungsnot sei das Ganze aber nicht, sagt Linken-Politikerin Lay. Sie zitiert im Videoanruf die oben erwähnte IW-Studie mit den 6 Prozent, die in den Städten in zu großen und zu kleinen Wohnungen leben. Das Recht auf Wohnungstausch könnte hier für eine bessere Verteilung sorgen, sagt sie.
Man komme aber am Bauen nicht vorbei. „Wir haben in den vergangenen Jahren zu wenig und das Falsche gebaut“, sagt die Linken-Politikerin. Allein zwischen 2017 und 2023 sind deutschlandweit pro Jahr weniger als 300.000 Wohnungen fertig geworden, darunter viel teurer Neubau, oft mit wenig Platz. Oder um das für Münster zu veranschaulichen: Von eintausend Wohnungen sind nur zwei bezugsfertig. Mit oder ohne Tauschrecht bleibt es hier also eng. (sfo)

Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Münster bekommt den vierten Landschaftsplan – und damit den letzten fürs Stadtgebiet. Im Fokus: mehr Lebensräume für Pflanzen und Tiere und eine bessere Vernetzung der Biotope. Das Gebiet „Davert und Hohe Ward“ umfasst den Süden Münsters, von Hiltrup bis Amelsbüren. Der Plan soll konkret festlegen, wo zum Beispiel neue Tümpel entstehen oder Uferstreifen angelegt werden. Grundlage ist das Landesnaturschutzgesetz. Münsteraner:innen und Anwohnende sollen Mitspracherecht bekommen – der Plan sieht Bürgerbeteiligung vor. (ani)
+++ Im RUMS-Brief am Dienstag haben wir in den Veranstaltungsankündigungen irrtümlich geschrieben, Hendrik Schulte vom WDR werde die Diskussionsrunde moderieren. Wir haben das korrigiert.
+++ In unserer Reportage über das Projekt „Bunte Schule“ haben wir nach einem Hinweis in den Kommentaren zwei rechtliche Details korrigiert. Zum einen schrieben wir, dass einer der Teilnehmer vor Gericht seine Unschuld nicht beweisen konnte. Das muss er auch nicht. Zum anderen schrieben wir, er habe sich keinen Anwalt leisten können. Er hätte aber einen Pflichtverteidiger beantragen können. Wir haben beides korrigiert.
+++ Das Südbad ist ab morgen länger geöffnet – auch samstags und sonntags. (Stadt Münster)
+++ Ein Bündnis von 60 Hochschulen, zu der die Katholische Hochschule gehört, verlässt aufgrund von rechtspopulistischen Inhalten die Plattform X. (Katholische Hochschule)
+++ Nach einem Feueralarm, der sich als Fehlalarm herausstellte, sind die Arkaden in der Innenstadt am Donnerstagnachmittag evakuiert worden. (Westfälische Nachrichten)
+++ Ab Montag steht an der Weseler Straße zwei Jahre lang in beide Richtungen nur noch eine Fahrspur zur Verfügung, weil die Leitungen für Trinkwasser, Fernwärme, Strom und Gas ausgebaut beziehungsweise erneuert werden. (Stadtnetze Münster)
+++ Der Reiseveranstalter „Rucksack Reisen“, seit den 1980er-Jahren bekannt für Kanutouren, ist insolvent, kann aber eventuell weitermachen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Der Zoo hat im vergangenen Jahr über 750.000 Besuche gezählt – so viele wie noch nie. (Alles Münster)
+++ Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat die US-amerikanische Künstlerin Nicole Eisenman porträtiert, die den Brunnen an der Promenade für die Skulptur-Projekte 2017 gestaltet hat. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, RUMS-Beitrag über das Kunstwerk)
+++ Nachdem am Kanal mehrere tonnenschwere Bildstöcke entfernt worden sind, die dem Ausbau im Weg sind, sollen ab nächster Woche 42 Bäume gefällt werden. (WDR)
+++ Bis zum 21. Februar kann man sich zur Müllsammelaktion „Sauberes Münster“ anmelden, die vom 21. bis zum 27. März stattfindet. (Stadt Münster)
+++ Der Flughafen Münster/Osnabrück ist mit einem knappen Drittel mehr Fluggästen innerhalb eines Jahres im Moment der deutsche Flughafen, der am schnellsten wächst. (NDR)
+++ Am 1. Februar macht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Wahlkampf in der Halle Münsterland. (Bündnis 90/Die Grünen)
+++ Am Geburtstag der Großmutter sind in der Uniklinik Drillinge zur Welt gekommen. (Uniklinik Münster)
Seit über 30 Jahren gibt es an der Salzstraße ein Schaufenster mit ganz warmen, leuchtenden Farben, bunten Stoffen und Lichtern; im ersten Stock darüber ist der kleine Laden „Tucano“. Dort gibt es alles, was gemütlich ist – vor allem Hängematten und Hängesitze, die, ebenfalls seit über 30 Jahren, in einem brasilianischen Familienbetrieb hergestellt werden. Man findet Kissen, Decken, Lampen und allerlei Kleinkram. Und wenn Sie eine Hängevorrichtung an Ihrer Wand anbringen möchten, können Sie sich sogar kostenlos eine Schlagbohrmaschine ausleihen. Wer möchte, kann natürlich alles auf der Website bestellen. Besser ist es aber, man kommt vorbei, denn dann sieht man auch das schöne Schaufenster. (aze)
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Annalena Zernott für Sie in den Kalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Vermissen Sie die Weihnachtsmarkt-Atmosphäre? Falls ja: Im Mühlenhof-Freilichtmuseum gibt es an diesem Wochenende einen kleinen Wintermarkt mit Glühwein-, Wurst-, Grünkohlbuden, einem historischen Karussell und glühenden Ballons im Dunkeln. Heute findet das Ganze bis 21 Uhr statt, morgen und am Sonntag jeweils von 13 bis 21 Uhr.
+++ Am Sonntag gibt’s im Stadtmuseum eine Führung für Kinder ab sechs Jahren und ihre Familien. Thema: Wie Kinder in früheren Zeiten gelebt haben. Tickets kosten pro Person 5 Euro, ermäßigt 3. Um 15 Uhr geht’s los.
+++ Bei einer „Gaming-Performance“ spielen Menschen ein Computerspiel, während andere zuschauen. Am Sonntag um 14 Uhr beginnt so eine Performance im Theater im Pumpenhaus. Das Spiel heißt „asses masses“. Es geht um Esel, deren Arbeitskraft überflüssig gemacht wird. Das Publikum muss ihnen helfen, eine Revolution anzuzetteln. Das Ganze dauert siebeneinhalb Stunden, keine Sorge, in vier Pausen gibt es Essen und Trinken (im Eintrittspreis inbegriffen). Tickets gibt es für 25 Euro hier. Und hier finden Sie alles Weitere.
+++ Am Dienstag spricht die Geologie-Professorin Laura Stutenbecker im Geo-Museum darüber, wie ein Sandkorn aus den Schweizer Alpen im Lauf von 20 Millionen Jahren den Weg an den Nordseestrand gefunden haben könnte. Um 19 Uhr geht es los. Anmeldung hier. Der Eintritt ist frei.
Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Haben Sie ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Anna Niere (ani), Ralf Heimann (rhe), Jan Große Nobis (jgn), Annalena Zernott (aze) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Susanne Bauer
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PS
Wir haben es geschafft, die erste richtige Woche des Jahres liegt hinter uns. Vielleicht haben Sie sich ein paar gute Vorsätze für 2025 vorgenommen oder auch schon angefangen, sie umzusetzen. Ich persönlich nehme mir jedes Jahr mehr oder minder dasselbe vor: mehr Zeit mit Freund:innen verbringen und mehr für die Gesundheit tun. Wie ich vor Kurzem gelesen habe, geht das eine sogar mit dem anderen einher: Freundschaften stärken unser Immunsystem, verringern die Wahrscheinlichkeit, an einer Herzerkrankung zu sterben, und können uns dabei helfen, ein langes Leben zu führen. Wenn Sie jetzt auch ein bisschen Schwung in Ihr Sozialleben bringen wollen, können Sie vielleicht etwas austesten, was die BBC vor ein paar Tagen vorgeschlagen hat. Der britische Rundfunk hat einen Vier-Tages-Plan für bessere Freundschaften herausgebracht, der sich ganz einfach zusammenfassen lässt: Schreiben Sie sich zuerst Ihre Wünsche und Erwartungen auf, teilen Sie dann Glücksmomente und gemeinsame Interessen und Unternehmungen mit Ihren Freund:innen und gehen Sie zum Schluss zusammen raus. Ich verabschiede mich damit ins Wochenende und wünsche viel Spaß beim Ausprobieren.
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