Ein Skelett für gutes Essen | Ratssitzung: Die stille Stunde des Stadtdirektors | Unbezahlte Werbung: Millie Backstube

Porträt von Sebastian Fobbe
Mit Sebastian Fobbe

Guten Tag,

die Ratssitzung am Mittwoch war schon außergewöhnlich. Am bisher heißesten Tag des Jahres waren so viele Zuschauer:innen in den Rathausfestsaal gekommen, wie das sonst nur selten der Fall ist.

Das war auch dem trotz der Hitze gut gelaunten Oberbürgermeister aufgefallen, der die Sitzung zum vorletzten Mal in seiner Amtszeit leitete. Zu Beginn begrüßte Markus Lewe die Eltern und Kinder, die zahlreich im Festsaal erschienen waren. Für Familien aus Münster standen diesmal zwei besonders interessante Punkte auf der Tagesordnung: das Mecklenbecker Familienzentrum „Maria Aparecida“ und das Schulbauprogramm.

Was die Ratsleute besprochen und beschlossen haben, schreibe ich Ihnen weiter unten. Jetzt möchte ich aber kurz noch auf das Skelett eingehen, das wenige Momente vor der Sitzung vor dem Rathaus stand. Das hatte auch etwas mit den Schulen und Kitas in Münster zu tun, allerdings ging es da nicht um Gebäude und Betreuungsplätze, sondern um ein anderes Thema.

Nämlich um die Verpflegung. Drei ernährungspolitische Initiativen aus Münster hatten das Skelett aufgebaut, weil sie der Verwaltung vorwerfen, einen Bürgerantrag zu verschleppen. Das Bündnis hatte schon 2022 angeregt, in den Schulen und Kitas eine gesunde und klimaverträgliche Verpflegung anzubieten.

Genauer gesagt: Die Gemeinschaftsverpflegung sollte bestenfalls ausschließlich aus ökologischen, saisonalen und regionalen Produkten bestehen. Importware wie Kakao, Bananen oder Orangensaft sollte vollständig aus Fair Trade stammen. Perspektivisch soll sich der Bio-Anteil der 11.000 Gerichte, die montags bis freitags in den Schulen und Kitas serviert werden, auf 100 Prozent erhöhen (Genaueres lesen Sie hier).

Drei Jahre, nachdem das Ernährungsbündnis seinen Antrag gestellt hat, habe sich der Rat noch nicht ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen können, weil die Verwaltung den Antrag verschleppe, heißt es. Das sei mutlos. Mehr als Marketing betreibe die Stadt mit Labels wie „Biostadt“ oder „Fair Trade Town“ dann wohl doch nicht.

Das Skelett sollte deshalb den stillen Tod verdeutlichen, den der Bürgerantrag in den Verwaltungsmühlen gestorben sei. Wir haben uns heute Morgen bei der Stadt erkundigt, wie der Stand der Dinge ist und wann die Ratspolitik mit einer Vorlage rechnen kann. Eine Antwort haben wir kurz vor dem Wochenende nicht mehr bekommen. Wir reichen sie aber nach, sobald die E-Mail von der Stadt hier ankommt. (sfo)

Wie es weiterging

… mit dem Nachtfahrverbot für Mähroboter

Auch in Dortmund wurde jetzt ein Nachtfahrverbot für Mähroboter beschlossen. Auslöser waren laut WDR-Bericht Fotos von schwerverletzten Igeln, die Mitglieder der Linken in der Dortmunder Ratssitzung zeigten. Das habe die Politiker:innen so schockiert, dass sie für das Nachtfahrverbot stimmten. Auf Landesebene wird ein solches Verbot ebenfalls unterstützt – umsetzen müssen es allerdings die Städte und Kommunen. Genaueres zum Thema lesen Sie im RUMS-Brief von Dienstag. (ani)

Kurz und Klein

+++ Nach über 20 Jahren Streit haben die Gegner des Hafenmarkts im Hansaviertel ihre juristischen Bemühungen aufgegeben. Heute wäre der Stichtag gewesen, also die letzte Gelegenheit, um gegen das Urteil des Oberverwaltungsgerichts vorzugehen – doch angesichts des großen Aufwands und der geringen Erfolgsaussichten habe man darauf verzichtet, sagte Rainer Bode, der Sprecher der Hafenvereine. Die Kritik der Initiative richtete sich vor allem gegen ein Überangebot an Supermärkten im Viertel. Dass die große Sorge, lange Staus auf dem Hansaring, sich nicht bewahrheitete, führt Bode auch darauf zurück, dass am Hafenmarkt oft nicht viel los sei. Zu viele Supermärkte für zu wenige Wohnungen. Das könnte sich ändern, wenn auch auf dem früheren Osmo-Gelände hinter dem Hafenmarkt Häuser stehen. Das wird allerdings noch dauern. Dort ist die Stadt bislang noch mit den Bebauungsplänen beschäftigt. (rhe)

+++ In der Innenstadt finden morgen gleich sechs Demonstrationen statt: ein Aufmarsch der rechtsextremen Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD) ab 14 Uhr vom Hauptbahnhof Richtung Ludgeriplatz sowie vier Gegenkundgebungen des Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“ und eine Versammlung zum Thema Verkehrswende. Die Linke kritisiert es in einer Pressemitteilung als „falsche Toleranz“, dass die Polizei rechte Aufmärsche duldet. Die Polizei schreibt, sie sei gesetzlich verpflichtet, auch solche Versammlungen zu schützen, solange sie friedlich blieben – und bittet darum, auf Gewalt zu verzichten. (rhe)

+++ Die Bezirksvertretung Mitte will ein einheitliches Tempo-30-Konzept und stellt einen Antrag an die Stadt: Die Stadtverwaltung soll nun prüfen, wo man Tempo-30-Strecken innerhalb des Rings sinnvoll zusammenfassen kann – also aus vielen kleinen Abschnitten eine größere, zusammenhängende Zone machen. Dabei soll auch die neue Straßenverkehrsordnung berücksichtigt werden, die mehr Möglichkeiten für Tempo 30 eröffnet als früher. Bisher gibt es innerhalb des Rings viele einzelne Tempo-30-Abschnitte, aber kein einheitliches Konzept. Das sorge für Verwirrung – und sei nicht besonders sicher. (ani)

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Die stille Stunde des Stadtdirektors

Eine Stunde lang stritt der Stadtrat über den Schulbau. Die CDU suchte die Schuld bei den Grünen. Doch die Mehrheit im Rat zeigte auf jemand anderen.

Wenn sich die Ratsleute zu einem Tagesordnungspunkt einig sind, dann rufen Sie normalerweise „Vorlage!“ in den Saal. Das bedeutet: Der Beschluss wird einstimmig und ohne Aussprache durchgewinkt.

Als es am Mittwoch im Rat um die Schulen ging, stimmten am Ende zwar alle Ratsleute für die Beschlüsse – und das auch noch unter viel Applaus. Trotzdem: Insgesamt diskutierten die Mitglieder des Stadtrats eine Stunde lang über die Schulen, doppelt so lange wie üblich.

Aber warum? Anfang Juni war Stadtdirektor Thomas Paal aufgefallen, dass das Geld für das städtische Schulbauprogramm hinten und vorne nicht reicht (RUMS-Brief). In einem Brief schrieb Paal den Ratsmitgliedern, dass sich die Verwaltung die Liste der Bauvorhaben noch einmal anschauen werde, um zu entscheiden, wo das Geld am dringendsten gebraucht werde.

Heißt im Umkehrschluss: Einige Schulen fallen hinten runter. Konkret hat das unter anderem das Schulzentrum in Kinderhaus zu spüren bekommen. Dort, hieß es erst, werde man die geplante Sanierung vertagen.

Das sorgte für Ärger. Ist auch nachvollziehbar: Wenn die Schule „oddelig und alt“ aussieht, wie ein Schüler dem WDR sagte, aber die versprochene Renovierung verschoben wird, dann werden die Leute sauer. Am Mittwochnachmittag waren deshalb so viele Zuschauer:innen in den Rathausfestsaal gekommen wie sonst selten. Eltern und ihre Kinder hielten selbstgemalte Schilder in die Luft, auf denen Parolen zu lesen waren wie: „Versprochen ist versprochen!“ Oder, etwas versöhnlicher: „Heute ein Beschluss und morgen eine starke Schule“.

Kreative Buchführung für die Schulen

Schließlich fand sich aber doch noch eine Lösung. Die Ratskoalition aus Grünen, SPD und Volt schlug zusammen mit der FDP und der Internationalen Fraktion einen Buchhaltungstrick vor: 16 Millionen Euro, die ursprünglich für den Musik-Campus eingeplant waren, sollen jetzt ans Schulzentrum nach Kinderhaus fließen. Da ohnehin immer unklarer wird, ob jemals ein erster Spatenstich für das Prunkprojekt gesetzt wird, könne man das Geld problemlos umwidmen (RUMS-Brief). Michael Krapp von der ÖDP sagte im Rat, damit habe man am Mittwoch den Musik-Campus faktisch beerdigt.

Auch ein anderer Buchhaltungstrick soll dem Schulbau aus der Patsche helfen. In Zukunft plant die Verwaltung nur noch einen halbierten Risikopuffer für Schulbauprojekte ein. Heißt konkret: Statt immer zehn Prozent für den Fall der Fälle einzurechnen, sollen jetzt fünf Prozent ausreichen. Damit hat die Stadt mehr Geld, das sie für andere Schulen einplanen kann. Außerdem soll die Verwaltung künftig regelmäßig Auskunft über die Investitionen in den Schulbau geben, damit der Überblick klar bleibt.

CDU polemisiert gegen die Grünen

Die CDU trug die Beschlüsse am Ende mit. Für sie ist damit das Problem im Schulbau aber noch nicht gelöst. Der Schulausschussvorsitzende Meik Bruns kritisierte, dass andere Einrichtungen wie das Schulzentrum Hiltrup oder die Handorfer Matthias-Claudius-Grundschule noch immer nicht wissen, wie es für sie weitergeht.

Für CDU-Ratsherr Matthias Kersting sind vor allem die Grünen schuld an der Misere im Schulbau, genauer gesagt: die für den Hochbau verantwortlichen grün geführten Dezernate. Zudem leiste sich Münster einen „grünen Goldstandard“, der das Bauen immer nur teurer mache.

„Beispielloses Verwaltungsversagen“

Leandra Praetzel, Grünen-Ratsfrau und Vorsitzende des Umweltausschusses, reagierte auf die Kerstings Kritik irritiert. Sie könne nur mit dem Kopf schütteln, wenn die CDU am bisher heißesten Tag des Jahres die hohen energetischen Standards im Schulbau als Kostentreiber anführe, sagte sie. Außerdem sei sie es leid, wenn die CDU Klimaschutz und Schulbau gegeneinander ausspiele.

Der FDP-Fraktionssprecher Jörg Berens ging noch weiter und warf der CDU „Fundamentalopposition“ vor. Die Christdemokrat:innen würden viel fordern, böten aber keine Lösungen an. Berens sah allerdings einen anderen Schuldigen in der Misere: „Was wir erlebt haben, ist ein beispielloses Verwaltungsversagen.“ Die Verwaltung habe schlichtweg den Überblick über den Schulbau verloren.

Dem stimmte auch die Vorsitzende der SPD-Fraktion, Lia Kirsch, zu. Sie sagte in Richtung von Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU): „Wir haben heute als Politik gezeigt, dass wir führen können, wenn die Verwaltung sich verheddert.“ Kritik an der CDU-geführten Verwaltung war von der CDU-Fraktion übrigens nicht zu hören.

Was sagt eigentlich der Stadtdirektor?

Diesen Seitenhieb wollte Lewe nicht auf sich sitzen lassen. Er sagte, er übernehme zwar die politische Verantwortung für alles, was sich gerade abspiele, der Begriff „Schulbaumisere“ sei allerdings nicht angebracht. Lewe verwies auf die über 690 Millionen Euro, die Münster seit 2020 in den Schulbau investiert habe und nannte das „ein sehr ambitioniertes Schulbauprogramm“.

Während der Oberbürgermeister sich selbstkritisch äußerte, hörte man von dem Mann, der den Schulbau in seinem Dezernat verantwortet, gar nichts. Stadtdirektor Thomas Paal (CDU) schwieg in der einstündigen Aussprache. Dabei hätte es einige Anlässe gegeben, um auf Vorwürfe zu reagieren und vielleicht sogar Fehler einzugestehen. Wenige Wochen vor der Kommunalwahl war das vielleicht das deutlichste Signal an die Öffentlichkeit: Wer schweigt, sagt manchmal mehr als die anderen zusammen. (sfo)

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Grüße aus dem Urlaub

2025-07-01-Urlaubsfoto-Andreas-Bittner

Andreas Bittner hat einen Tagesausflug an den Rhein gemacht. Das Foto ist ungefähr bei Rheinkilometer 654 entstanden. Auf seiner Tour hat er sich auch in Bonn umgesehen. Er schreibt, er finde das Stadtmotto „Freude.Joy.Joie.Bonn.“ trifft es ganz gut. Falls Sie sich gerade auch an einem tollen Fleckchen Erde befinden, senden Sie uns doch ein Foto im Querformat an redaktion@rums.ms zu.

Spielplätze, Katastrophenschutz, NRW-Jubiläum: Was der Rat sonst noch entschieden hat

+++ Zur Ratssitzung am Mittwoch waren nicht nur viele Eltern, Jugendliche und Kinder aus Kinderhaus gekommen, sondern auch aus Mecklenbeck. Der Rat entschied nämlich auch über das Familienzentrum „Maria Aparecida“, das im Stadtteil eine Kita unterhält. Das Familienzentrum sollte übernächstes Jahr eigentlich schließen, weil die katholische Liudger-Gemeinde die Trägerschaft aufgeben möchte und die Sanierung von gut einer Million Euro nicht finanzieren kann (RUMS-Brief). Jetzt ist die Gemeinde doch bereit, die Trägerschaft weiterzuführen, wenn die Stadt die Sanierung im nächsten Jahr bezahlt. So hat es der Rat nun auch mehrheitlich beschlossen – und damit ist das Familienzentrum offiziell gerettet. (sfo)

+++ In Handorf und Albachten sollen zwei neue Geflüchtetenunterkünfte entstehen. Beide Häuser sollen Platz für jeweils 50 Menschen bieten und später in reguläre Wohnungen umgebaut werden können. Gebaut wird von der „Wohn- und Stadtbau“. In Handorf soll ein freier Träger die Betreuung übernehmen, in Albachten städtisches Personal. Damit gibt es insgesamt 1.600 langfristig nutzbare Plätze in Münster, Übergangslösungen könnten dann entfallen. Der Baubeginn in Handorf ist für Dezember 2025 geplant, in Albachten ein halbes Jahr später. Fertig werden die Häuser voraussichtlich 2027 beziehungsweise 2028. (ani)

+++ Die Stadt will in jedem Stadtteil mindestens einen inklusiven Spielplatz schaffen. Heißt: barrierefreie Zugänge, Spielgeräte für alle. Die inklusive Planung soll künftig Standard sein – das war sie bisher nicht. Immer, wenn ein Spielplatz neu gebaut oder grundlegend saniert wird, muss er für alle Kinder nutzbar sein. Auch bei kleineren Sanierungen ist Barrierefreiheit Pflicht. Vorbild soll der inklusive Spielplatz in Hiltrup sein (RUMS-Brief). Weitere Standorte sind in Planung, etwa an der Burgstraße im Südviertel oder am Hansaplatz. Insgesamt prüft die Stadt 17 Orte für neue inklusive Spielflächen – viele davon in neuen Wohngebieten. (ani)

+++ Auch in den kommenden drei Schuljahren soll die Anmeldung an Münsters städtischen Gesamtschulen vorgezogen werden. So hätte es zumindest der Rat gerne. Ein entsprechender Antrag wurde an die Bezirksregierung gestellt. Das Argument der Stadt: Eltern können im Fall einer Absage ohne Nachteil andere Schulformen wählen. (ani)

+++ Der Rat hat ein neues Konzept zur Sportentwicklung beschlossen: Münster soll in den nächsten 20 Jahren mehr Geld in Sportanlagen investieren. Genau genommen sollen am Ende für jede:n Einwohner:in sage und schreibe 2,32 Quadratmeter Freiluft-Sportfläche und 0,25 Quadratmeter Hallenfläche zur Verfügung stehen. Eine Online-Buchungsplattform soll außerdem entstehen, über die freie Hallenzeiten einfacher gefunden und direkt reserviert werden können. (ani)

+++ Münster bekommt eine neue Feuerwache in Hiltrup. Für über 47 Millionen Euro entstehen dort bis Ende 2028 eine Wache für über 100 Mitarbeitende, 22 Fahrzeugstellplätze, ein Übungsturm und ein Katastrophenschutzlager. Der Neubau ersetzt das Provisorium von 2008 und soll vor allem die südliche Innenstadt und die Stadtteile im Süden besser absichern. Die neue Wache ist Teil der städtischen Brandschutzbedarfsplanung und soll auch im Krisenfall einsatzfähig bleiben: mit einer Notstromversorgung für rund 72 Stunden und eigener Tankanlage. Los geht’s mit dem Bau in gut einem Jahr. (ani)

+++ Der Rat hat beschlossen, den Kita-Navigator zur Vergabe von Betreuungsplätzen beizubehalten. Nachdem 2023 alles schief gelaufen ist, was nur schief laufen konnte (RUMS-Brief), sind die Anmelde-Probleme gelöst, teilte die Stadtverwaltung mit. Alternativen konnten nicht überzeugen. (ani)

+++ Nächstes Jahr wird Nordrhein-Westfalen 80 Jahre alt und Münster will die Party schmeißen! Für die Stadt ist die Sache schon geritzt: „Münster richtet den NRW-Tag 2026 aus“, heißt es in der dazugehörigen Pressemitteilung. Und besser noch: Zum ersten Mal würde ein Landesjubiläum außerhalb von Düsseldorf gefeiert werden. Ich vermiese Ihnen nur ungern die Sektlaune, aber blöderweise steht noch gar nicht fest, ob Münster zum Zug kommen wird. Die Westfälischen Nachrichten haben bei der Landesregierung nachgehorcht und erfahren, dass es zum NRW-Tag noch keine Entscheidung gibt. Könnte also sein, dass Münster doch leer ausgeht. Naja. Immerhin hat der Rat beschlossen, wie teuer die Sause sein darf: 1,8 Millionen Euro plant die Stadt schon mal für die große Feier ein. Denn Sie wissen ja: Sicher ist sicher. (sfo)

+++ Vor drei Jahren hat der Rat einen Aktionsplan in Auftrag gegeben, der das Leben von queeren Menschen in Münster sicherer machen soll. Am Mittwoch hat der Rat den Abschlussbericht beschlossen und verkündet. 92 Maßnahmen sieht der Plan vor. Was der Plan genau umfasst und wie es damit jetzt weitergeht, lesen Sie demnächst im RUMS-Brief. (sfo)

+++ Stromausfall, Hochwasser oder Cyberangriff – die Stadt will besser auf solche Notfälle und Krisen vorbereitet sein. Dafür hat sie jetzt einen Katastrophenschutzbedarfsplan beschlossen. Der sieht unter anderem Notfalltreffpunkte, Warnsysteme, Notstrom für relevante Orte und neue Schutzkonzepte für verschiedene Szenarien vor. Außerdem sollen in den nächsten sechs Jahren fast 15 neue Stellen im Katastrophen- und Zivilschutz entstehen. Das Amt für Feuerwehr berichtet künftig jährlich, wie gut Münster für den Ernstfall aufgestellt ist – und heißt ab sofort: Amt für Bevölkerungsschutz, Feuerwehr und Rettungsdienst. (ani)

+++ Am Mittwoch hat der Rat dann noch die Pläne für den Gasometer abgesegnet: Aus dem ehemaligen Gasspeicher am Albersloher Weg soll ein 14-stöckiges Stadtquartier aus Holz und Beton mit rund 12.000 Quadratmeter Fläche werden (RUMS-Brief). Geplant sind geförderte und frei finanzierte Wohnungen, Ateliers, eine Kita, ein Schwimmbad, Räume für Kultur, eine Fahrradwerkstatt mit Café und begrünte Flächen. Zuständig ist das Berliner Unternehmen UTB. Laut Bebauungsplan soll der Gasometer als Denkmal erhalten bleiben. Baustart könnte im kommenden Jahr sein. Jetzt muss erstmal der Bauantrag gestellt werden. (ani)

Satz der Sitzung

„Ich glaube, es ist ein gutes Zeichen, dass diese Vorlage jetzt hier endlich über den Jordan geht, wie man so schön sagt.“

— Stefan Leschniok (CDU)

Gemeint war: Die Entscheidung zum Neubau der Feuer- und Rettungswache 3 in Hiltrup ist endlich gefallen, das Projekt kann starten. Leichte Irritation im Saal – Oberbürgermeister Markus Lewe reagierte mit Ironie: „Er meinte nicht den Jordan, sondern den Dortmund-Ems-Kanal.“

Klima-Update

+++ Die Wälder in der Region leiden stark unter der Hitze und der Trockenheit, berichtet der WDR. Die Baumkronen vertrockneten, alte Buchen und Eichen stürben ab, das Ökosystem könne sich nur dann regenerieren, wenn es ausgiebig regnet. Das oft unterschätzte Totholz helfe dabei sogar, weil es Feuchtigkeit speichere und gute Bedingungen für neue Bäume schaffe. (rhe)

+++ Die Wasserqualität des Aasees ist trotz der aktuellen Sommerhitze laut Stadt Münster stabil; die Algenkonzentration ist niedrig, der Sauerstoffgehalt ausreichend, und vorsorglich wurden Belüftungsanlagen aktiviert, um Fischen bei Bedarf Rückzugsräume zu bieten. Langfristig setzt die Stadt auf gezielte Maßnahmen wie Sauerstoffzufuhr, Förderung von Raubfischen und naturnahe Uferzonen, um das Gewässer widerstandsfähiger gegen Hitzeperioden zu machen. (rhe)

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Der Galerist Claus Steinrötter, Vater unseres RUMS-Kolumnisten Kolja Steinrötter, ist im Alter von 82 Jahren in Münster gestorben. (Westfälische Nachrichten, RUMS-Kolumne, Nachruf Adam Riese)

+++ Die Direktverbindung mit dem Intercity von Münster nach Frankfurt steht auf der Kippe und könnte Ende 2026 eingestellt werden. (Westfälische Nachrichten)

+++ Masematte ist jetzt offiziell bundesweit als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. (Westfälische Nachrichten)

+++ Zwei Firmen aus Ahaus übernehmen das gescheiterte Bauprojekt in Gievenbeck und wollen dort unter dem Namen „Oxford-Höfe“ Wohnungen bauen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das zentrale Element des Siegerentwurfs für ein neues Stadtquartier an der Steinfurter Straße ist ein zentraler Park mit viel Grün. (Stadt Münster)

+++ Zwei soziale Projekte in Münster bekommen über 500.000 Euro aus Spielbank-Gewinnen – unter anderem für einen Duschbus für obdachlose Menschen. (MdL Simone Wendland, CDU)

+++ In den Sommerferien gibt es in Münster über 80 Angebote für Kinder und Jugendliche. (Stadt Münster)

+++ Zum 800. Jubiläum des Paulus-Doms zeigt das Bistum seinen wertvollen Domschatz erstmals komplett – aber nur bis Sonntag. (WDR)

+++ SPD-Ratsfrau Sandra Beer will Bezirksbürgermeisterin in Münsters Südosten werden und tritt damit bei der Kommunalwahl gegen den amtierenden CDU-Mann Peter Bensmann an. (Westfälische Nachrichten)

+++ Der bisherige Pressesprecher Andrés Heinemann wird zum Jahreswechsel Geschäftsführer des Flughafens Münster/Osnabrück. (Flughafen Münster/Osnabrück)

Unbezahlte Werbung

Wer gerne Brot isst, macht wahrscheinlich einen persönlichen Unterschied zwischen „Brot“ und „gutem Brot“. Wir vermuten: Die Brote aus der Backstube Millie am Hansaring fallen für viele in letztere Kategorie. Das Weizensauerteigbrot zum Beispiel wird ohne industrielle Hefe hergestellt und ist dadurch laut Bäckerei besonders aromatisch und bekömmlich. Für den süßen Zahn gibt es ebenfalls eine große Auswahl. Testen Sie doch mal die veganen Zimtschnecken. Und falls es besonders herzhaft sein darf: Frische Focaccia gibt’s auch. Gemütlich ist die Backstube übrigens auch: Drinnen und draußen können Sie mit Frühstücksstulle, Kaffee und Snacks verweilen. Millie Backstube hat dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute hat Svenja Stühmeier in die Veranstaltungskalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:

+++ Heute Abend spielt die deutsche Fußballnationalmannschaft ihr erstes Spiel während der Europameisterschaft der Frauen. Anstoß ist um 21 Uhr. Falls Sie mit anderen zusammen schauen wollen: Übertragen wird zum Beispiel in der Haifischbar (öffnet um 19 Uhr). Und falls Sie weitere Orte kennen, an denen man gemeinsam EM schauen kann, schreiben Sie uns gerne!

+++ Am Begegnungszentrum in der Meerwiese in Coerde steigt Samstag ab 14 Uhr die Coerdinale. Bei dem Kulturfest gibt es neben Live-Musik von unterschiedlichen Acts zum Beispiel einen Graffiti-Workshop und Kinderschminken. Clown Fidelidad ist ebenfalls unterwegs. Die Teilnahme kostet nichts.

+++ Falls Sie eher im Süden der Stadt unterwegs sind: Samstag findet ab 10 Uhr ebenfalls das Hansafest statt – richtig, im Hansaviertel. Stromern Sie einfach mal durch die Straßen und entdecken Sie, was Schönes angeboten wird. Einen ersten Überblick bietet diese Karte.

+++ Samstag um 11 Uhr startet offiziell das Wissenschaftsfestival Schlauraum. Bis zum 11. Juli können Sie in der Stadt Wissensstände entdecken und viel Neues an den unterschiedlichen Thementagen dazulernen. Sicherlich wollten Sie schon immer mal Yoga auf dem Prinzipalmarkt machen, eine Vorlesung in einem Open-Air-Hörsaal verfolgen oder einen 20 Meter langen begehbaren Darm erkunden, oder? Das vollständige Programm finden Sie hier.

+++ Nach zehn Jahren Planung füllt sich das genossenschaftliche Wohnprojekt „Grüner Weiler“ auf dem Gelände der früheren Oxford-Kaserne mit Leben. Zum Start gibt’s eine große Feier: morgen (Samstag) von 10 bis 22 Uhr und übermorgen von 14 bis 17 Uhr – mit Führungen, Musik, Vorträgen, Essen und einem Flohmarkt. Adresse: Gumprichstraße 44.

+++ Am Sonntag lädt das Mühlenhof-Freilichtmuseum zum ersten Mühlenhof-Familienfest ein – mit Spiel, Spaß und Programm für Groß und Klein. Das Fest läuft von 10 bis 18 Uhr. Weitere Infos hier.

+++ Es gibt noch ein paar Plätze beim feministischen Stadtrundgang, den das Frauen:referat des Asta organisiert. Während der Tour werden Sie einiges über kämpferische Münsteranerinnen lernen. Los geht es Sonntag um 11:30 Uhr vor dem Fürstenberghaus. Hier können Sie sich anmelden.

+++ Und heute ist langer Abend im Kreuzviertel. Tipp: Bei unserem RUMS-Kolumnisten Christian Vechtel im Laden (Finkenstraße 52) gibt’s ab 19 Uhr Musik von DJ Bim Bam. Was heute Abend im Kreuzviertel sonst noch los ist, steht hier.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes und erholsames Wochenende!

Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe

Mitarbeit: Anna Niere (ani), Ralf Heimann (rhe), Svenja Stühmeier (sst), Jan Große Nobis (jgn) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth

PS

Eine alte journalistische Weisheit besagt: Kein Sommerloch ohne Sommerlochtier. Das Kalb, das Anfang der Woche durch den Wienburgpark getrabt ist, wird es voraussichtlich leider nicht (RUMS-Brief). Denn gerade treiben aufmüpfige Welse im mittelfränkischen Brombachsee bei Nürnberg ihr Unwesen, die medial doch deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen haben als unser kleines Kälbchen. Ende Juni hat ein zwei Meter großer und 90 Kilo schwerer Wels innerhalb von zwei Stunden fünf Badegäst:innen in den Fuß gebissen. Die Betroffenen erlitten Biss- und Fleischwunden, berichtet die Polizei, die an Ort und Stelle gerufen wurde. Ein Polizist erschoss schließlich den Riesenwels, was im Internet für ordentlich Empörung, aber auch Spott sorgte. Später hat ein Restaurant den bissigen Wels mit Kartoffeln und Sommergemüse serviert. Jetzt, wo sich das Sommerloch kurz geschlossen hat, griff gestern ein weiterer Wels einen Badegast an und biss diesmal in den Arm. Droht uns jetzt die Invasion der Killerwelse? Auf diese Frage des „Spiegels“ sagte der Fischereiprofessor Robert Arlinghaus: Nein. Welse seien ungefährlich, ihre Bisse richteten kaum Schaden an und man müsse schon Pech haben, wenn man gebissen wird. Zudem seien sie nur aggressiv, wenn sie gelaicht haben und ihre Nester verteidigen. Das ist im Moment der Fall. Unser Tipp: Seien Sie in den kommenden Wochen einfach vorsichtig beim Schwimmen. Aber glücklicherweise gibt es in Münster ja eh keinen Badesee. (sfo)

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