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58 Tage bis zur Kommunalwahl: Ein Zwischenstand | LSBTIQ*: Ein Aktionsplan für Akzeptanz | Unbezahlte Werbung: Merchcowboy

Guten Tag,
so langsam wird es immer bunter in der Stadt. Mittlerweile hängen an den Laternen in der Innenstadt und an den großen Straßen jede Menge Wahlplakate. Parteien, Wahllisten und die Kandidat:innen für das Oberbürgermeisteramt stellen sich und ihre Themen vor.
Kein Wunder. Schon in 58 Tagen ist Kommunalwahl. Politisch gesehen, ist das quasi morgen. Schon vor ein paar Wochen hat der Wahlkampf begonnen und ich bin mir ziemlich sicher, dass es spätestens nach den Sommerferien richtig spannend wird.
Schließlich stellen wir bei der Kommunalwahl die Weichen für die kommenden fünf Jahre. Wir entscheiden darüber, wie der Rat und die sechs Bezirksvertretungen aussehen werden und wer in das Büro von Noch-Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) einziehen wird, der nach 16 Jahren Amtszeit nicht erneut kandidiert.
Heute im RUMS-Brief:
- Bäume am Schulzentrum Wolbeck bleiben
- Demo 1: Morgen sieben Veranstaltungen an einem Tag
- Demo 2: Gericht verbietet paramilitärischen Quatsch
- Parken: Fußgängerverein wirft Stadt Rechtsbruch vor
- In Münster leben die meisten Singles
- Pfleger soll 91-Jährige getötet haben
- LSBTIQ*: Ein Aktionsplan für Akzeptanz
- Klima-Update: Parks steigern das Wohlbefinden
- Ein-Satz-Zentrale: Gremmendorf wächst am stärksten
- Unbezahlte Werbung: Merchcowboy
- Drinnen und Draußen: Skatenight
Um uns schon mal auf den Superwahltag am 14. September einzustellen, habe ich bei der Stadt nachgehört, wie der Wahlzettel aussehen wird. Und siehe da, wir haben diesmal eine recht große Auswahl. Insgesamt treten zwölf Parteien und Wahllisten an.
Neben den schon im Rat vertretenen Parteien (CDU, Grüne, SPD, Linke, FDP, Volt, AfD, ÖDP und „Die Partei“) kandidieren auch drei Neulinge: die international-demokratische Liste von Ratsherr Georgios Tsakalidis, die Wahlliste „Spektrum“ des ehemaligen CDU-Mitglieds Marc Würfel-Elberg sowie die Partei der Humanisten. Fehlen wird hingegen der Münsteraner Ableger des Bündnisses Sahra Wagenknecht.
Bei der OB-Wahl ist die Auswahl etwas kleiner. Hier ziehen acht Kandidat:innen ins Rennen um das Oberbürgermeisteramt. Was sie versprechen und wie sie sich zu Ihren Herzensthemen positionieren, haben wir die acht schon vor einiger Zeit gefragt. Nächste Woche präsentieren wir Ihnen die Antworten. Vielleicht fällt es Ihnen mit unseren Umfrageergebnissen ein wenig leichter, ein Kreuz zu setzen.
Bevor wir zu den Nachrichten der Woche übergehen, möchte ich noch kurz auf eine weitere Wahl aufmerksam machen, die bisher kaum Thema in der Öffentlichkeit gewesen ist. Am Tag der Kommunalwahl dürfen Münsteraner:innen mit Migrationsgeschichte den Integrationsrat wählen, der sich gegenüber der Politik und Verwaltung für ihre Belange und Interessen einsetzt. Sie sehen also: Im Herbst steht ein wahres Demokratie-Event an. (sfo)
+++ Die 30 Bäume am Schulzentrum Wolbeck, die für eine große Debatte gesorgt haben (hier und hier), können laut den Grünen gerettet werden, ohne dass sich der Zeitplan beim Schulbau verschiebt. Wie die Grünen-Ratsfraktion in einer Pressemitteilung schreibt, habe die Stadtverwaltung das bei einem Vor-Ort-Termin bestätigt. Die Bauarbeiten sollen wie geplant im ersten Quartal 2027 beginnen. (rhe)
+++ Rund um den Hauptbahnhof steht der Verkehr wegen mehrerer Demos morgen wieder zeitweise still. Nach Angaben der Polizei wurden sieben Veranstaltungen gemeldet, darunter eine Demonstration von Rechtsextremen, vier Gegendemos und zwei Kundgebungen zum Thema „Kinder in Gaza“ und „Frieden im Iran“. Die Polizei rechnet laut „Antenne Münster” mit etwa tausend Menschen, die an den Kundgebungen teilnehmen. Es gelten Parkverbote, Straßensperrungen sowie ein Waffen- und Glasflaschenverbot. Busse werden umgeleitet. (rhe)
+++ Das Verwaltungsgericht Münster hat einen Eilantrag der Rechtsextremen zur morgigen Demo abgelehnt, wie die Polizei mitteilt. Darin forderte der Organisator der Demonstration das „paramilitärische Auftreten“ doch zu erlauben – also nicht von der Polizei unterbinden zu lassen. Die Polizei hatte bereits bei einer Demo am 5. Juli den Aufzug gestoppt, weil das Auftreten der Teilnehmer – in Marschformationen und mit vielen Fahnen – an nationalsozialistische Aufmärsche erinnerte und einschüchternd wirkte. Das Gericht bestätigte diese Einschätzung: Das Erscheinungsbild wirkte militant und potenziell gewaltbereit. Die Polizei darf daher auch morgen ein paramilitärisches Auftreten verbieten und die Anzahl gleichartiger Fahnen beschränken. Ob das nötig ist, soll morgen vor Ort geprüft werden. (ani)
+++ Die Fußverkehrlobby „Fuss“ kritisiert, das Ordnungsamt in Münster verstoße gegen Bundesrecht. Der Grund: Das Ordnungsamt toleriere Gehwegparken toleriere und erlasse Anweisungen, die dem Verband willkürlich erscheinen. Eine von „Fuss“ veröffentlichte interne Arbeitsanweisung zeige, dass Ordnungskräfte Fahrzeuge nur dann ahnden oder abschleppen dürften, wenn sie den Verkehr grob behinderten – und selbst dann oft nur nach Freigabe des Einzelfalls. Der Verband spricht von „Parkplatz-Punks“ im Rathaus und wirft der Stadt vor, rechtsstaatliche Prinzipien wie Gleichheit und Verlässlichkeit zu missachten. Die Stadt Münster hat den Vorwurf der systematischen Toleranz gegen Falschparken immer wieder zurückgewiesen und auf verstärkte Kontrollen und hohe Fallzahlen verwiesen. In anderen Worten: Nicht jeder Verstoß könne verfolgt werden. (rhe)
+++ In Münster wohnt ungefähr jede vierte Person allein. Damit haben wir die meisten alleinlebenden Menschen ganz Nordrhein-Westfalens in unserer Stadt – zumindest prozentual gesehen. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Die meisten Alleinlebenden sind demnach auch älter als 65 Jahre. In Münster leben rund 40 Prozent der Ü-65er allein. Deutschlandweit ist die Zahl der Alleinlebenden in den vergangenen 20 Jahren um ein Fünftel gestiegen. Alleinleben klingt erstmal einsam, ist es aber nicht unbedingt immer. Der Psychologe Franz J. Neyer von der Uni Jena sagt dem WDR: Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der Alleinsein auch eine Form von Freiheit ist – viele wählen diesen Lebensstil bewusst. Trotzdem: Nicht jede:r komme gut damit klar. Besonders junge Erwachsene erleben heute häufiger Einsamkeit. Das liegt laut Neyer nicht am Alleinleben selbst, sondern daran, wie gut Menschen sozial eingebunden sind. Was hilft? Rausgehen und sich vernetzen. Ein paar Tipps, wo das in Münster dieses Wochenende gut geht, finden Sie weiter unten. (ani)
+++ Ein ehemaliger Pfleger des Clemenshospitals steht im Verdacht, einen 91-jährigen Patienten mit einer Überdosis Morphin getötet zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung, Urkundenfälschung und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz erhoben. Der 27-jährige Angeklagte soll im Juli 2023 dem schwer krebskranken Patienten deutlich mehr Morphin gegeben haben, als medizinisch vorgesehen war. Er hat sich laut Anklage unerlaubt am Betäubungsmittelschrank bedient. Das Problem: Die Rechtsmedizin konnte nicht nachweisen, ob der 91-Jährige an der Überdosis oder am Krebs starb. Der Pfleger weist die Vorwürfe von sich: Er habe lediglich Schmerzen lindern wollen. Interne Ermittlungen machten auf den Fall aufmerksam. Hinweise auf ähnliche Fälle gibt es laut Staatsanwaltschaft nicht. Ob es zum Prozess kommt, entscheidet jetzt das Landgericht Münster. Bis zur möglichen Verurteilung gilt: Der Pfleger ist erstmal unschuldig. (ani)
Erzählen Sie uns Ihre Wohn-Geschichte
Wie war das bei Ihnen, als Sie eine Wohnung gesucht haben? Hat das Monate gedauert? Und wie ging es weiter? Hatten Sie Ärger mit dem Vermieter oder der Vermieterin?
Wenn es richtig schlecht läuft, kann es so enden, wie das NDR-Magazin „STRG+F“ es in dieser Woche in einem Instagram-Beitrag beschreibt. Ein Vermieter hängt in seinem Wohnheim Überwachungskameras auf, filmt Studentinnen und droht ihnen mit Rauswurf, berichtet das Magazin.
Was haben Sie erlebt? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte. Wir wollen wissen, was auf dem Wohnungsmarkt in Münster wirklich passiert. Dafür brauchen wir Ihre Erfahrungen. Machen Sie jetzt mit bei unserer Umfrage.
Sicher, sichtbar, selbstbestimmt?
Die Stadt hat einen Aktionsplan erarbeitet, der für Toleranz und Akzeptanz gegenüber queeren Menschen in Münster sorgen soll. Die Sorge der Community ist aber: Das Ganze könnte in Zeiten knappen Kassen ein Papiertiger werden.
Als am 27. August 2022 zehntausend Menschen nach Münster gekommen waren, um den Christopher Street Day zu feiern, war nicht abzusehen, dass die Feier bundesweit in die Schlagzeilen geraten würde.
Kurz nach der Parade schlug Nuradi A. dem 25-jährigen trans Mann Malte C. mit der Faust ins Gesicht. Malte hatte sich schützend vor Besucher:innen des CSDs gestellt, die sein Angreifer zuvor als „lesbische Huren“ und „scheiß Transen“ beleidigt hatte. Malte verlor nach dem Schlag das Gleichgewicht, stürzte, schlug mit dem Kopf auf dem Asphalt auf. Eine Woche später starb Malte C. allein im Krankenhaus. Er wurde 25 Jahre alt.
In den Tagen nach der Tat berichteten Medien in ganz Deutschland über den Vorfall vom CSD in Münster. Menschen aus anderen Städten solidarisierten sich mit der queeren Community, hielten Gedenkveranstaltungen ab. Der Innenminister von Nordrhein-Westfalen versprach, Straftaten stärker auf queerfeindliche Motive zu prüfen. Die Stadt Münster senkte die Flagge am Rathaus auf Halbmast.
Vor Maltes Beerdigung meldeten sich die queeren Vereine aus Münster in einem offenen Brief zu Wort. Sie schrieben damals: „Dieser Angriff schockiert uns noch immer. Er hat uns schmerzhaft vor Augen geführt, dass wir uns nirgendwo wirklich sicher fühlen können.“ Wenig später beschloss der Rat, einen Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit in Auftrag zu geben, um diesem Gefühl aus der Community entgegenzuwirken.
Mehr als 700 Fragebögen ausgewertet
Zwei Jahre lang hat die Ausarbeitung im Amt für Gleichstellung gedauert. Herausgekommen ist der Aktionsplan LSBTIQ*, den der Rat vor zwei Wochen angenommen hat und der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans, inter und queeren Menschen in Münster ein selbstbestimmtes und diskriminierungsfreies Leben verspricht.
Grundlage des Plans ist ein umfangreicher Beteiligungsprozess. Mit Workshops, Interviews, einem Stand auf dem CSD und einer Online-Umfrage, an der 707 Personen mitgemacht haben, wollte die Stadt wissen: Wie geht es der queeren Community? Was läuft schon gut, was fehlt noch? Was brauchen und was wünschen sich queere Menschen in Münster?
Das Ergebnis lautet, kurz gesagt: Es gibt einiges zu tun, wenn man Vertrauen und Akzeptanz gewinnen will.
Fast jede dritte befragte Person fühlt sich in Münster auf der Straße nicht sicher. Jede:r Fünfte kann die eigene sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität nicht offen ausleben. Etwa genauso viele wünschen sich mehr Aufklärung über queere Themen an Schulen und Kitas. Ungefähr jede:r Sechste fühlt sich nicht als Teil der Stadtgesellschaft. Ein Zehntel hat im Umgang mit Behörden Diskriminierung erlebt.
Die wohl niederschmetterndste Zahl aus der Befragung ist aber: 65 Prozent fühlen sich von der Politik nicht ernst genommen.
Angsträumen begegnen
Meik Bruns, gleichstellungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Rat, sagt, ihn mache dieses Ergebnis betroffen. Er fragt sich: Geht es bei diesem hohen Wert einzig und allein um Frustration über die Queerpolitik oder steckt nicht vielmehr allgemeine Politikverdrossenheit dahinter?
Bruns ist allerdings zuversichtlich, dass der Aktionsplan Wirkung zeigen werde. Ein Beispiel seien die Angsträume in der Stadt: „Wenn sich queere Menschen nicht trauen, Hand in Hand über die Straße zu gehen, läuft etwas schief“, sagt er. Der Plan habe aufgezeigt, wo sich die Stellen in Münster befinden, an denen sich queere Menschen unsicher fühlen. Jetzt gehe es darum, eine Lösung zu finden, etwa mit Beleuchtung oder Videoüberwachung.
Auch Andrea Blome von der Grünen-Ratsfraktion möchte das Vertrauen der Community in die Politik stärken. Die Gleichstellungspolitikerin sagt, wichtig seien hierzu gute Beziehungen und ein steter Austausch mit der Community. Und, na klar, am Ende muss die Stadt auch die Vereine finanziell fördern, die queeren Menschen einen sicheren Raum und einen Ort für Austausch und Unterstützung bieten.
Fünf Handlungsfelder
Sicherheit und Vereinsförderung sind wichtige Teilaspekte des Aktionsplans LSBTIQ*. Insgesamt besteht der Plan aus 92 Einzelmaßnahmen, die fünf zentrale Lebensbereiche verbessern sollen:
- Familie und Kinder: Die Stadt möchte Regenbogenfamilien sichtbarer machen und Informationsmaterial über vielfältige Familienformen in Kitas und Familienzentren auslegen. Außerdem sollen Kita-Kräfte für queere Themen durch Fortbildungen sensibilisiert werden.
- Jugend, Schule und Freizeit: Auf die Lehrpläne hat die Stadt kaum Einfluss, möchte aber einen „Methodenkoffer Vielfalt“ entwickeln, um das Thema an die Schulen zu bringen. Zudem will die Stadt Projekte, Lesereihen und Workshops an Schulen zur sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität anbieten und queersensible Jugendarbeit aufbauen.
- Ausbildung und Beruf: Auch für dieses Handlungsfeld ist Info-Material vorgesehen. Die Stadtverwaltung will selbst mit gutem Beispiel vorangehen und eine queerfreundliche Arbeitgeberin werden. Mit einer Anlaufstelle soll Diskriminierung am Arbeitsplatz in Münster erfasst und bekämpft werden.
- Sport, Kultur und Vereine: Bestehende queere Sportvereine und Künstler:innen sollen weiter gefördert werden. Für andere Einrichtungen sollen Schulungen angeboten werden, die für die Belange von queeren Menschen sensibilisieren.
- Altwerden und Pflege: Auch hier sollen Schulungen und Infomaterial die Akzeptanz und Sensibilisierung fördern. Eine Idee im Aktionsplan ist auch eine queere Pflege-WG. Künftig sollen bei der Planung des Pflegebedarfs queere Perspektiven eine stärkere Rolle spielen.
Das Ganze ist ein ambitioniertes Programm. Die Kurzformel lautet: mehr Sensibilität, mehr Sichtbarkeit, mehr Akzeptanz und Toleranz, mehr Sicherheit. Aber geht das auch auf?
Im Aktionsplan heißt es dazu, Sichtbarkeit müsse „mit Bedacht abgewogen werden, da sie nicht für alle queeren Menschen gleichermaßen sicher ist“. Gerade trans Personen werden schneller als queer identifiziert als beispielsweise schwule, lesbische oder bisexuelle Menschen. Mehr Sichtbarkeit muss für diese Gruppe nicht unbedingt mehr Sicherheit bedeuten.
Koordinierungsstelle LSBTIQ*
Um Fragen wie diese zu klären, schlägt der Aktionsplan vor, eine Koordinierungsstelle LSBTIQ* im Amt für Gleichstellung zu schaffen. Diese Stelle würde den Plan umsetzen und noch weitere Gruppen mit in den Fokus nehmen, über die man bisher wenig weiß. Das wären zum Beispiel queere Senior:innen, Wohnungslose oder Migrant:innen.
Wäre da nicht ein entscheidender Haken: Die Stadt muss bekanntlich sparen und hat nicht für alle Maßnahmen im Aktionsplan das nötige Geld. Deshalb setzt die Verwaltung erstmal Maßnahmen um die entweder nichts kosten („Formulare gendern“) oder schon jetzt aus den laufenden Amtsbudgets finanziert werden können.
Alle Maßnahmen, die darüber hinausgehen, müssen erst von der Politik beschlossen werden, damit auch das nötige Geld fließt. So einen Beschluss bräuchte auch die Koordinierungsstelle LSBTIQ*.
Weniger Geld für Beratung
Die angespannte finanzielle Situation bereitet der queeren Community schon jetzt Sorgen. Der Verein „Livas“, der sich für Flinta (Frauen, Lesben, inter, trans und agender Personen) in Münster einsetzt, hat in den vergangenen zwei Jahren eine zusätzliche Förderung von der Stadt bekommen, um eine Beratung und eine Coming-out-Gruppe anzubieten. Danach hat „Livas“ eine größere Fördersumme beantragt, um diese Angebote fortzusetzen und auszubauen, aber diesen Zuschuss von der Stadt nicht bekommen.
Die Vorsitzende Susanne Eckhardt sagt, dadurch könne „Livas“ zurzeit nur Begegnungsmöglichkeiten für Flinta organisieren. Durch eine größere Spende ist jetzt auch eine Coming-out-Gruppe geplant. „Wir würden aber gerne immer Beratung anbieten, wenn sich jemand meldet“, sagt Eckhardt.
Mehr Anfragen bei trans und inter
Auch der trans-inter Verein TIMS hat Geldsorgen. Seit dem Umzug in ein neues Büro an der Hammer Straße muss der TIMS mehr für die Miete ausgeben. Gleichzeitig hat die Stadt den Mietzuschuss gekürzt. Um die Kosten zu decken, sei auch TIMS auf Spenden angewiesen, sagt Geschäftsführer Felix Adrian Schäper.
Dazu kommt: In dem Bereich trans und inter ist der Beratungsbedarf hoch und steigt stetig. Das zeigt auch eine zweite Umfrage, die die Stadt bei Eltern und Angehörigen von trans und inter Kindern für den Aktionsplan LSBTIQ* durchgeführt hat. Felix Adrian Schäper sagt, er bekomme fast täglich Anfragen. Im vergangenen Jahr habe TIMS rund 300 Beratungsgespräche geführt.
Gleichstellung für alle Geschlechter
TIMS habe auch immer noch mit Sichtbarkeit zu kämpfen, sagt Schäper. Unter Gleichstellung würden viele immer noch die Gleichstellung von Mann und Frau verstehen. Wie es mit anderen Geschlechtern aussehe, sei da oft noch schwierig.
Vorletzte Woche weihte die Stadt beispielsweise einen „Frauenort“ an der Aapromenade ein, der für Schäper eigentlich ein „Trans-Mann-Ort“ sein sollte. Schließlich erinnert die Gedenktafel an Catharina Linck, die im 18. Jahrhundert unter dem Namen Anastasius Rosenstengel ein Leben als Mann führte und in Münster auch eine Frau heiratete.
Allerdings ist die Sensibilität für trans Menschen an anderer Stelle ausgeprägter, sagt Schäper. Nach dem Tod von Malte C., den Schäper auch in einer Selbsthilfegruppe betreute, habe die Polizei einen runden Tisch eingerichtet, der zweimal jährlich tage. Durch die engere Zusammenarbeit mit der Polizei sei es für trans und inter Personen in Münster jetzt auch möglich, statt bei der Polizei im TIMS-Büro eine Strafanzeige zu stellen.
Für die Vereine ist die Frage beim Aktionsplan also: Wie viel wird am Ende umgesetzt? Welche Projekte und Vereine werden gefördert? Wie kann sich die queere Zivilgesellschaft in Münster weiterentwickeln? Viele Fragen lassen sich mit Geld beantworten. Vieles hängt aber auch am politischen Willen. Und welchen Stellenwert die Queerpolitik in den nächsten Jahren haben wird, das entscheidet sich mit der Kommunalwahl im September. (sfo)
Grüße aus dem Urlaub

Diese süße Szene hat unsere Lektorin Susanne Bauer in der Innenstadt von Dijon festgehalten. Ob der kleine Junge mit dem Beatles-Shirt vielleicht in Zukunft auf der anderen Seite sitzt und selbst musiziert? Falls Sie sich gerade auch an einem tollen Fleckchen Erde befinden und einen schönen Moment mit uns teilen möchten, senden Sie uns gerne ein Foto im Querformat. Wir freuen uns, wenn Sie uns an Ihren Urlaubs-Momenten teilhaben lassen!
+++ Eine neue Studie zeigt, dass Parks in der Stadt großen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit haben, besonders in Krisenzeiten. Das meldet das Wirtschaftsmagazin „Makronom“. Laut der Untersuchung des Psychologen Christian Krekel waren Menschen, die in der Nähe von Grünflächen leben, spürbar zufriedener, weniger ängstlich und seltener einsam. Die Studie zeigt damit, dass Parks nicht nur zur Erholung dienen, sondern auch psychisches Wohlbefinden messbar verbessern und damit volkswirtschaftlich relevant sind. Daher noch ein Hinweis auf einen sehr schönen Park in Münster, den viele gar nicht kennen: Der Garten hinter dem Kapuzinerkloster etwas abseits der Steinfurter Straße ist wirklich sehr schön. (rhe)

Anonymer Briefkasten
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+++ Preußen Münster spielt am 26. Juli seine Generalprobe gegen Viktoria Köln im neuen und schon halb fertigen Stadion. (SC Preußen Münster)
+++ Gremmendorf wächst durch das neue York-Quartier so stark wie kein anderer Stadtteil in Münster. (Westfälische Nachrichten)
+++ In Münster gibt es jetzt drei neue Servicestationen, an denen man kostenlos am Fahrrad schrauben und Luft aufpumpen kann. (Stadt Münster)
+++ Münsters CDU will die Taubenfreunde retten. (CDU-Pressemitteilung)
+++ In Gremmendorf eröffnet Mitte August das griechische Restaurant „Piräus in der Düppe“. (Westfälische Nachrichten)
+++ In Berg Fidel war das Internet weg, weil bei Bauarbeiten am Preußenstadion ein Glasfaserkabel beschädigt wurde. (Westfälische Nachrichten)
+++ In Münster gibt es zur Sorge vieler Kitaträger über 800 freie Kitaplätze. (Westfälische Nachrichten)
+++ In St. Mauritz soll ein neues Wohngebiet mit 280 Wohnungen und zwei Kitas entstehen. (Stadt Münster)
+++ Im Freibad Coburg hat die Badeaufsicht am Donnerstagnachmittag einen bewusstlosen jungen Mann aus dem Wasser gezogen und wiederbelebt. (Stadt Münster)
+++ Im Zoo sind weltweit zum ersten Mal drei Geckos der seltenen Art Bavayia exsuccida geschlüpft. (Allwetterzoo Münster)
Das Merchandise-Unternehmen Merchcowboy aus Münster bringt am Wochenende zwei Produkte heraus, die wir spannend finden: Zum einen die Rock-Version des Musikratespiels Hitster, die das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Radiosender Radio Bob hergestellt hat. Der zweite Tipp ist das dritte „Merchcowboy-Mixtape“. Darauf zu hören sind unter anderem die Bands Deichkind, Deine Cousine, die Ärzte und Juli. Die Platte erscheint am Samstag. Der Gewinn geht an die Organisationen Pro Asyl und Leave No One Behind, die sich für Menschen auf der Flucht und Migrant:innen einsetzen.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Svenja Stühmeier ein paar Veranstaltungstipps für Sie rausgesucht:
+++ Heute Abend ist Skatenight. Die Inline-Skate-Fans fahren ab 20 Uhr gemeinsam in die Dämmerung. Treffpunkt ist heute am Hafenplatz, denn am Schloßplatz ist Send. Es wird eine kleine Snack-Pause am Franziskus-Hospital geben. 5 Euro kostet die Fahrt für Kurzentschlossene an der Abendkasse.
+++ In der Ausstellung „Parcours“ präsentieren FH-Absolvent:innen am Wochenende ihre Design-Abschlussarbeiten. Los geht es mit einer Vernissage am Freitag um 20 Uhr. Samstag und Sonntag ist die Ausstellung jeweils von 11 bis 18 Uhr auf dem Leonardo-Campus 6 geöffnet.
+++ Im Kulturquartier an der Rudolf-Diesel-Straße steigt in den kommenden Wochen das Zeltfestival. Los geht es morgen Abend mit einem kostenfreien Konzert des Trios Schoener. Einlass ist ab 19:30 Uhr. Bis zum 3. August gibt es neben weiteren Konzerten unter anderem Tanzabende, Lesungen und Open-Air-Kino. Das Programm finden Sie hier.
+++ Schauen Sie doch Montagabend im Forum der Volkshochschule vorbei. Dort finden Lesung und Gespräch zum Buch „Das Jahr der Rückkehr“ mit der ghanaischen Autorin Ivana Akotowaa Oforis statt, organisiert vom Verein Afrikanische Perspektiven und Cactus Junges Theater.
+++ Falls Sie tanzen gehen wollen: DJ Eavo legt sowohl Freitag (Indie) als auch Samstag (Achtziger) jeweils ab 23 Uhr im Hot Jazz Club auf. Alternativ gibt’s beim Tanz der Vampire Samstag ab 22 Uhr in der Sputnikhalle Rock, Alternative, Wave, Gothic und ähnliches auf die Ohren.
Die Kolumne am Sonntag fällt wegen eines familiären Trauerfalls leider aus. Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Ralf Heimann (rhe), Anna Niere (ani), Svenja Stühmeier (sst) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Was würden Sie mit 20.000 Euro machen? Hätten Sie da aus dem Bauch heraus eine Idee? Vielleicht würden Sie das Geld für eine Weiterbildung ausgeben oder sich selbständig machen. Vielleicht würden Sie das Geld lieber sparen, anlegen, davon umziehen oder ganz einfach: sich eine Auszeit, einen Urlaub oder ein paar andere schöne Dinge gönnen. Die Stiftung „Ein Erbe für jeden“ hat jetzt ein spannendes Experiment gestartet und verlost einfach so 20.000 Euro in Münster. Das Ganze soll ein Testlauf sein, um zu schauen, was passieren würde, wenn jeder Mensch in Deutschland ein solches Startkapital bekäme, das sich zum Beispiel aus höheren Erbschaftssteuern finanzieren ließe. Wenn Sie spontan Lust hätten, bei der Verlosung mitzumachen, weil Sie 20.000 Euro ganz gut gebrauchen könnten, dann melden Sie sich hier an. Die einzige Voraussetzung zum Mitmachen ist (und ich fürchte, es ist eher eine Hürde): Sie müssen im Jahr 1995 geboren worden sein.
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