Ein Musik-Campus oder kein Musik-Campus | Impfbus unterwegs | Pumpenhaus

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

die Uni Münster hat in der vergangenen Woche ein zweieinhalb Minuten langes Image-Video veröffentlicht. Es trägt den Titel „Der Musik-Campus Münster – neue Räume für Musik, Kultur und Wissenschaft“. Der kleine Film zeigt, wie die Universität sich den Musik-Campus vorstellt. Es sind trommelnde Kinder zu sehen, Szenen aus einer Musikschule, ein probendes Orchester, eine Jazz-Band auf der Bühne, ein Kirchenmusiker an einer Orgel, ein Chor, ein solierender Schlagzeuger, eine Pop-Band, ein Orchester-Musiker auf dem Fahrrad, viele Menschen auf dem Prinzipalmarkt, eine Frau, die an einem Flipchart einen Vortrag hält, und ein Modell des fertigen Campus-Gebäudes.

Damit niemand übersieht, dass es hier um etwas wirklich Großes geht, sind zwischendurch Titel wie „Eine Chance“ oder „Eine Vision“ über die Bilder gelegt. Das alles wird verstärkt durch emotionale Musik, wie man sie aus der Werbung kennt. Der Film mündet in einer Aufforderung. Auf einem schwarzen Bildschirm steht: „Eine Jahrhundertchance – spielen Sie mit!“

Viel größer geht es nicht.

Keine der Szenen ist zufällig in diesen Film geraten. Jede einzelne hat eine Aussage. Das Gebäudemodell signalisiert: Es ist alles geklärt, die Architektur, der Standort. Im Prinzip muss es nur noch gebaut werden. Der Orchester-Musiker auf dem Fahrrad zeigt, dass der Standort gar nicht so weit vom Zentrum entfernt ist, wie immer behauptet wird. Und der Schlagzeuger steht für eine Gruppe aus der Kulturszene, die anfangs eher außen vor war.

Gehört die freie Szene dazu?

Es lohnt auch ein Blick auf die Details. Nach etwas mehr als einer Minute fügen sich die vier Elemente des Projekts grafisch zu einem Ganzen zusammen. Die Musikschule, die Hochschule für Musik, das Sinfonieorchester und unten rechts die „freien Musik-Akteure“. Der Kreis unten rechts ist allerdings etwas weiter vom Zentrum entfernt als die anderen. So richtig scheint er nicht dazuzugehören.

Und wenn man sich in der freien Musik-Szene umhört, zum Beispiel im Umfeld der Initiative Monokultur, einem Zusammenschluss aus vielen Kulturschaffenden in Münster, dann verfestigt sich der Eindruck, dass man das dort ebenso wahrnimmt. Von dem Video wusste man nichts. Und als sich Anfang Juli eine sogenannte Geber-Konferenz traf, um über den Musik-Campus zu sprechen, da waren auf dem Foto 14 Personen zu sehen, unter anderem Friedrun Vollmer und Golo Berg, die Leiterin der Musikschule und der Generalmusikdirektor des Theaters. Doch die freie Kulturszene fehlte. Das könnte man erklären, denn es war eben eine Geber-Konferenz. Die freie Szene hat zwar durchaus etwas zu geben, man hätte sie gern dabei. Aber hier ging es um Geld. Es hatte allerdings auch niemand mit den Kulturschaffenden über den Termin gesprochen, wie man es bei einem gemeinsamen Projekt vielleicht erwarten würde.

Und da ist auch noch die Sache mit dem Standort. Der Rat der Stadt Münster hat im Oktober 2019 eine vage Willensbekundung abgegeben, dass man einen Musik-Campus bauen will. Auf mehr konnte man sich nicht einigen. Im Februar dieses Jahres gab der Hauptausschuss ein sogenanntes Realisierungskonzept in Auftrag. Im Kern geht es um die Frage: Kann dieses Projekt Wirklichkeit werden? Und wenn ja, wie?

Teil des Konzepts ist eine Standortanalyse. Theoretisch kommen noch zwei Orte in Frage: der Parkplatz Hörster Platz und die Hittorfstraße. Offiziell ist die Frage offen. Aber als Stadtbaurat Robin Denstorff im Juni im Marketing-Ausschuss über die Pläne fürs Martiniviertel sprach, kam der Musik-Campus schon gar nicht mehr vor. Grünen-Fraktionssprecher Christoph Kattentidt sagte bereits im Februar, die Uni habe sich auf den Standort an der Hittorfstraße festgelegt, damit sei er gesetzt.

Simulierte demokratische Prozesse

Wenn man die Entstehung des Projekts von der ersten Zeitungsmeldung im September 2016 bis heute verfolgt, kann man den Eindruck gewinnen, dass dies von Anfang an der Fall war – dass es nie darum ging, ernsthaft über alternative Konzepte oder Standorte nachzudenken, sondern es lediglich so aussehen sollte, als wäre man offen für Ideen, als würde es hier um einen demokratischen Prozess gehen.

Dieser Eindruck entstand immer wieder. Wir haben das im vergangenen Jahr in einem Beitrag ausführlich beschrieben. Mal interpretierte die Stadt das Ergebnis eines Gutachtens zu Gunsten des vom Oberbürgermeister favorisierten Vorschlags. Mal plante man bei einem Diskussionsabend für die Variante Hittorfstraße drei Stunden ein, für die übrigen jeweils zehn Minuten. Auch der Umgang mit der freien Szene passt in dieses Muster. Nachdem die Stadt im September 2019 mit den Kulturschaffenden über ihr Vorhaben gesprochen hatte, schrieben die in einem Positionspapier, es sei offenbar nur darum gegangen, „im Nachhinein öffentlich eine Form der Bürgerbeteiligung zu suggerieren“. Man habe also nur einen demokratischen Prozess simulieren wollen.

Und dieses Gefühl eines simulierten demokratischen Prozesses ist auch bei den Menschen zurückgeblieben, die den Musik-Campus an der Hittorfstraße weiter verhindern möchten. Zu dieser Gruppe gehören der ehemalige Uni-Kanzler Klaus Anderbrügge, die frühere SPD-Bürgermeisterin Beate Vilhjalmsson, der frühere Volkshochschul-Chef Hans Gummersbach und Hery Klas, der ehemalige Grünen-Fraktionschef. Sie haben Ende Juni einen Appell veröffentlicht, Gummersbach und Klas als Mitunterzeichner, in dem sie unter anderem schreiben: „Partizipation gibt es bei diesem Projekt nur auf dem Papier. Statt ein Musikhaus für alle und mit allen zu konzipieren, geht es wohl eher um den Traum einiger weniger von einem ‚Jahrhundertprojekt‘.“

Sie sehen Parallelen zu dem vor 13 Jahren gescheiterten Plan, vor dem Schloss ein Konzerthaus zu bauen, das „Musikhalle“ heißen sollte. Damals hatte erst ein Bürgerentscheid ans Licht gebracht, dass die Mehrheit der Menschen in Münster diese Halle gar nicht haben wollte. 70 Prozent stimmten dagegen. Die Frage ist: Wäre das nun wieder der Fall?

Was fehlt, ist die Einigkeit

Das lässt sich ohne Bürgerentscheid schwer sagen. Aber eines kann man schon sagen: Ein neuer Bürgerentscheid zum Musik-Campus würde wieder nur die Frage beantworten, was die Menschen nicht wollen. Ein Votum gegen den Musik-Campus wäre nicht automatisch eine Entscheidung für eine andere Idee. Und das führt gleich zu den nächsten Problemen. Die Gruppe hat zwar viele Kritikpunkte und macht Gegenvorschläge – zum Beispiel eine Musikhochschule am Leonardo-Campus, ein neues Gebäude für die städtische Musikschule an der Himmelreichallee und ein Konzertsaal am Parkplatz Hörster Platz. Aber darüber, wie diese Lösungen im Einzelnen aussehen könnten, ist man sich auch innerhalb der Gruppe nicht ganz einig. Was stattdessen kommen soll, das sollen – so die Vorstellung – die Menschen in Münster in einem demokratischen Prozess entscheiden.

Welche Probleme das mit sich bringen würde, das wissen alle, die schon mal daran beteiligt waren, sich auf einen Ort und einen Termin für ein Klassenfest zu einigen. Die einen können unter der Woche nur abends, die anderen ausschließlich am Wochenende, eine Familie kann leider nur am 12. Juni, eine andere nur in der Woche drauf. Und dann würden einige es mittlerweile besser finden, wenn das Fest draußen stattfinden würde, dabei hatte man sich beim letzten Mal eigentlich schon auf das Pfarrheim neben der Schule geeinigt. Ach ja, und dann wäre noch die Frage: Was wollen wir denn essen?

Je mehr Menschen an einer Entscheidung beteiligt sind, desto unwahrscheinlicher wird es, dass sich am Ende alle auf einen Vorschlag einigen können, und desto größer wird die Wahrscheinlichkeit von Kompromissen.

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Von Ideen bleibt oft nicht viel übrig

Wenn man eine politische Idee durchsetzen möchte, ist es daher ratsam, sie erst zur Diskussion zu stellen, wenn sie möglichst ausgereift ist. Denn wenn viele Menschen versuchen, ihre eigenen Vorstellungen irgendwie unterzubringen, macht dies das Ergebnis nicht unbedingt besser. Von der ursprünglichen Idee bleibt am Ende oft nicht viel übrig.

Außerdem muss man einkalkulieren, dass sich in vielen Fällen nicht der beste Vorschlag durchsetzen wird, sondern der, auf den sich die meisten Menschen einigen können. Daher geht es in so einer Debatte nicht unbedingt darum, die Argumente der Gegenseite mit noch besseren Argumenten zu schlagen, sondern eher darum, mit den eigenen Argumenten die meisten Menschen zu überzeugen.

Das alles dürfte ein Grund dafür sein, dass Markus Lewe nicht von Beginn an eine offene Debatte gesucht hat, in der sich die Stadtgesellschaft auf die überzeugendste Idee einigt. Er hat stattdessen versucht, das von ihm favorisierte Projekt politisch ans Ziel zu bringen. Auf welche Weise er das gemacht hat, das mag man kritisieren, aber grundsätzlich ist diese Vorgehensweise legitim.

Welche Überzeugung dahintersteht, das hat Markus Lewe im Mai in einem anderen Zusammenhang in einer Ratssitzung erklärt. Es ging um die Fahrradbrücke am Aasee, den sogenannten Flyover. Irgendwann in der Debatte ergriff er das Wort. Und das, was er sagte, das ließe sich genau so auch auf die Musik-Campus-Debatte übertragen.

„Wie gehen wir mit dem öffentlichen Raum um?“

Lewe sagte, der Flyover sei nicht nur ein Bauwerk, er sei ein Symbol für eine generelle Frage. Solche Debatten über Symbole, hinter denen eigentlich generelle Fragen stehen, seien in den vergangenen Jahrzehnten in Münster immer wieder geführt worden. Im Prinzip gehe es dabei auch immer wieder um dieselben Fragen: „Wie gehen wir mit dem öffentlichen Raum um? Wem gehört der eigentlich? Wer darf bestimmen, wie er aussieht?“

Das habe schon in den Siebzigerjahren angefangen, sagte Lewe. Damals habe man über Kunst im öffentlichen Raum diskutiert, über die inzwischen renommierte Kunstschau Skulptur-Projekte – die man in Münster anfangs nicht haben wollte –, später dann über den Neubau der Aasee-Terrassen.

Und natürlich, man müsse Kritik ernst nehmen, aber wenn man immer nur auf die Menschen gehört hätte, die protestiert und Leserbriefe geschrieben haben, „dann gäbe es keine neuen Aasee-Terrassen, es gäbe auch keine Skulptur-Projekte“, sagte Lewe.

Hier muss man sagen: Er hat recht, aber die anderen haben auch recht. Es hängt davon ab, wie man die Sache sehen möchte. Einerseits kann man sagen: Menschen werden ja gerade in politische Ämter gewählt, damit sie stellvertretend für andere politische Entscheidungen treffen. Und das ist auch gut, denn man weiß ja wie das ausgeht, wenn zu viele Menschen in der Suppe herumrühren. Andererseits kann man sagen: Bei großen strittigen Entscheidungen muss man die Menschen schon fragen. Vielleicht auch aus ganz praktischen Erwägungen, denn wenn der Widerstand in der Stadtgesellschaft groß ist, kippen die Menschen das Projekt unter Umständen später ein einem Bürgerentscheid. Und das ist die teuerste und schlechteste Variante.

Menschen überzeugt man nicht nur mit Fakten

Dahinter stehen unterschiedliche Vorstellungen von Politik. Vertritt man Lewes Position, die weit verbreitet ist, dann ist die übliche Vorgehensweise, einen Vorschlag zu erarbeiten, der im besten Fall so entschieden und umgesetzt werden kann, wie er auf dem Tisch liegt. Und dann setzt man alles daran, Menschen von diesem Vorschlag zu überzeugen.

Damit wären wir wieder bei dem Image-Film vom Anfang. Denn auch wenn viele sich das wünschen würden: Menschen überzeugt man nicht ausschließlich mit Fakten und Inhalten. Stimmungen spielen eine Rolle, wie Wahlumfragen immer wieder zeigen. Menschen brauchen Vorstellungen, Bilder, kurz: ein gutes Gefühl. Und wenn das Gefühl stimmt, dann nimmt man es unter Umständen auch hin, wenn das ein oder andere Argument dagegen spricht.

Beim Musik-Campus gibt es viele offene Fragen. Die größte ist die, wer das alles bezahlen soll. Aber während die Gegnerschaft immer wieder auf die Nachteile der Campus-Idee, den Charme und die Vorteile der Alternativen hingewiesen hat, haben Stadt und Uni ihre eine Idee immer weiter konkretisiert und nach allen Regeln des Marketings zu einem Produkt geformt, das nun politisch verkauft werden soll.

Auch das Werben um die freie Kulturszene ist Teil dieser politischen Bemühungen. Hat man die Kulturschaffenden im Boot, werden die auch bei ihren Leuten um Unterstützung werben. Und auch wenn die Kulturschaffenden so richtig zufrieden mit ihrer Rolle noch nicht sind, hört man doch, dass sich etwas bewegt. Wie viel Mitspracherecht der Stadt und der Uni die Unterstützung der freien Kulturszene letztlich wert ist, das wird das Ergebnis von Verhandlungen sein. Es ist ein demokratischer Prozess.

Es kommt einem allerdings ein wenig so vor, als würde hier eine Debatte geführt, die in Wirklichkeit aus mindestens zwei Debatten besteht, die so gut wie keine Berührungspunkte haben.

Vielleicht gibt es auch hier Parallelen zum Flyover, wo die eine Seite ein Verkehrsproblem lösen möchte, während die andere sich ein Wahrzeichen wünscht. Die Gegnerschaft der Musik-Campus-Idee greift das Projekt inhaltlich an und präsentiert inhaltliche Alternativen. Aber an dieser Debatte beteiligen sich Stadt und Uni gar nicht.

Blick auf das politisch Machbare

Es scheint, als sei es ihnen von Anfang nicht darum gegangen, die Wünsche der Menschen in Münster möglichst demokratisch in einem Bauprojekt zu verwirklichen. Es sieht eher danach aus, als sei es vor allem darum gegangen, die eigene Idee durchzudrücken, oder – das wäre die positive Formulierung – ein politisches Problem zu lösen, das sich seit über 80 Jahren stellt. Der Blick richtete sich auf das politisch Machbare.

Das zeigte sich schon daran, dass das neue Projekt, der Musik-Campus, im Prinzip die Antwort auf die Kritik an der vor 13 Jahren gescheiterten alten Idee einer Musikhalle war. Die Hauptkritik damals lautete: Die Musikhalle wäre ein teures Geschenk an die Bildungselite. Der Musik-Campus ist für eine deutlich größere Gruppe gedacht – für Studierende, für Kinder, die ein Instrument lernen, damit auch für deren Eltern und für Menschen, die gern nicht ganz so akademische Musik hören.

Auch im Rat der Stadt ist die Unterstützung für das Projekt gewachsen. Die SPD hatte einen Musik-Campus an der Hittorfstraße vor der Kommunalwahl abgelehnt. Im Februar sagte SPD-Fraktionschef Marius Herwig im Hauptausschuss, seine Partei hätte den Parkplatz Hörster Platz für einen besseren Standort gehalten. „Zur Politik gehört aber auch, dass man zur Kenntnis nimmt, wie die Fakten sind. Für unser Konzept finden wir keine Mehrheit.“

In anderen Worten: Die SPD unterstützt ein Projekt, das sie für nicht ganz so gut hält, weil die Alternative nicht ein anderes Projekt wäre, sondern erst einmal gar nichts. Die politische Diskussion würde noch einmal ganz von vorne beginnen. Das eigentliche Problem bliebe auf Jahre hin ungelöst.

Auch das ist eine legitime Position. Aber das muss man offen so sagen. Die Gegnerschaft vereint nicht unbedingt die Begeisterung für eine bestimmte Alternative, sondern eher die Ablehnung der Musik-Campus-Idee. Was im Falle der Ablehnung kommen würde, wäre ungewiss.

Und das ist die Entscheidung, um die es hier eigentlich geht: ein Musik-Campus oder kein Musik-Campus.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Gegnerschaft sich am Ende durchsetzt. Dass der Musik-Campus gebaut wird, ist längst nicht sicher. Die größte Partei in der Rathauskoalition, die Grünen, ist in der Frage gespalten. Die Arbeitsgemeinschaft Kultur der Partei hat nahezu einstimmig gegen das Projekt votiert. Die Fraktion entschied sich anders. Fraktionssprecher Christoph Kattentidt sagte im Februar: „Eine endgültige Entscheidung wird erst möglich sein, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen.“

Die wichtigste Frage ist die des Geldes. Möglich ist weiterhin, dass sich am Ende herausstellt: Es wird alles zu teuer. Wahrscheinlicher ist, dass dieses Projekt irgendwie möglich gemacht wird.

Ein symbolhaftes Detail

Eine Möglichkeit, um die Kosten für die Stadt zu begrenzen, wäre: Das Land baut den Campus, die Stadt zieht als Mieterin ein. Diese Variante wird gerade geprüft. Aber es stellen sich auch andere Fragen. Gelingt es, sich mit der freien Kulturszene zu einigen? Grundsätzlich wären viele aus dieser Gruppe dazu bereit – allerdings nicht nur als Feigenblatt. Sie wollen auch mitreden.

Auch die inhaltlichen Fragen sind nicht alle gelöst. Einige stehen in dem Ende Juni veröffentlichten Appell. Und auch, wenn es gelingen sollte, sich hier einig zu werden, wäre das Projekt noch nicht am Ziel. Dann wäre die Frage: Geht man das Risiko ein, dass die Gegnerschaft mit der Annahme recht hat, dass die Menschen in Münster den Musik-Campus nicht wollen? Dann gäb es womöglich wieder einen Bürgerentscheid.

Oder ist der Rat mutig genug, selbst in die Offensive zu gehen und die Menschen in einem sogenannten Ratsbürgerentscheid zu befragen, wie der frühere Ratsherr Rüdiger Sagel ihn vorgeschlagen hat. Der Unterschied zu einem Bürgerentscheid wäre: Hier gibt der Rat den Auftrag, die Menschen zu befragen.

Das wäre ein Risiko, denn das könnte das Projekt auch zum Scheitern bringen. Der Vorteil wäre, dass man sich auch für den Fall abgesichert hätte, dass am Ende alles teurer wird, wie es bei Bauprojekten ja nicht so selten passiert. Und es gäbe noch einen weiteren Unterschied, der im Grunde nur ein Detail ist, aber doch ein sehr Symbolhaftes:

Würde das Projekt einen Bürgerentscheid überstehen, hätten die Menschen lediglich die Verhinderung abgelehnt. Bei einem Ratsbürgerentscheid würde die Frage anders gestellt. In diesem Fall hätten sie zugestimmt.

Korrekturhinweis:
In einer früheren Version hatten wir geschrieben, ein möglicher Standort für den Musik-Campus wäre der Hörster Platz. Tatsächlich ist es der Parkplatz Hörster Platz. Das haben wir korrigiert. Und wir haben ergänzt, dass Hans Gummersbach und Hery Klas den Appell, um den es im Text geht, nur mitunterzeichnet haben.

In aller Kürze

+++ Münster und die Region sind beim Unwetter in den letzten Tagen vergleichsweise glimpflich davongekommen. Aber auch hier war die Feuerwehr in der Nacht auf Donnerstag durchgehend im Einsatz. Mehr als 70 Mal mussten die Rettungskräfte ausrücken und Keller oder Untergeschosse leerpumpen, in die Wasser eingedrungen war. Gleichzeitig fuhren 22 Wehrleute am Mittwochabend nach Aachen, um dort zu helfen. Auch Helfer:innen des Technischen Hilfswerks und der DLRG Münster waren in überschwemmten Gebieten im Einsatz.

Wie die Westfälischen Nachrichten melden, werden sich nun weitere Rettungskräfte aus der Region auf den Weg machen, um die Menschen in den Katastrophengebieten im Regierungsbezirk Köln zu unterstützen. Darunter werden ebenfalls Männer und Frauen aus Münster sein.

Korrekturen und Ergänzungen

Am Dienstag hatten wir Ihnen in unserer Unbezahlten Werbung die 481 Pizzamanufaktur empfohlen. Einige von Ihnen haben es gemerkt und uns darauf hingewiesen: Wir haben Ihnen die falsche Adresse genannt. Die Pizzamanufaktur liegt nicht an der Von-Vincke-Straße, sondern an der Von-Kluck-Straße 13.

Zwei Leser haben uns außerdem geschrieben, dass es auch bei Il Pizzaiolo echte neapolitanische Pizza gibt. Die Kette hat in Münster Filialen an der Neubrückenstraße, am Hansaring und im Heaven. Wir wünschen guten Appetit und danken für die Hinweise!

Corona-Update

Die Stadt Münster meldet heute keine Corona-Neuinfektion. Aber die Sieben-Tage-Inzidenz ist weiter gestiegen. Das Robert-Koch-Institut gibt heute einen Wert von 15,2 an. In Münster gelten aktuell 70 Menschen als infiziert. Zwei von ihnen werden im Krankenhaus behandelt. Beide liegen auf der Intensivstation, müssen aber nicht beatmet werden.

Um die Impfkampagne noch weiter voranzubringen, hat die Stadt sich jetzt noch etwas einfallen lassen. Seit Dienstag können Sie auch ohne Termin jederzeit ins Impfzentrum gehen, wenn Sie noch nicht geimpft sind. Ab morgen ist außerdem ein Impfbus unterwegs, unter anderem steht er an den beiden Flohmärkten (unverkäuflich): am Samstag von 8 bis 13 Uhr am Preußen-Stadion (Am Berg Fidel/Ecke Hammer Straße), am Sonntag zwischen 11 und 17 Uhr beim Trödel auf dem Parkplatz von Möbel Höffner (Haus Uhlenkotten). Von Dienstag bis Freitag fährt der Impfbus nach Coerde, Berg Fidel, Kinderhaus und Hiltrup. Die Standorte und Impfzeiten können Sie hier nachlesen. Wenn Sie sich mit Biontech impfen lassen möchten, müssen Sie Ihren Ausweis mitbringen. Und wenn Sie einen Impfpass haben, auch den. Den Termin für die Zweitimpfung bekommen Sie direkt am Bus.

Unbezahlte Werbung

Wenn Sie gerne ins Theater gehen, können Sie sich die Zeit bis zur nächsten Spielzeit hiermit versüßen: Das Pumpenhaus verkauft in seinem Online-Shop Flagship Store Bücher und CDs mit Theaterbezug, Filzpantoffeln, Pumpenhaus-Fan-Bekleidung und Stücke aus dem Requisiten- und Kostümfundus. Und falls es nichts Materielles sein soll: Sie können auch Erlebnisse erwerben, zum Beispiel eine Lesung mit dem Autor Burkhard Spinnen und eine Führung durch eine Gitarrenwerkstatt. Schauen Sie sich am besten um, es sind viele gute Sachen dabei. Und diesen Laden gibt es nicht nur zum Spaß, die Erlöse gehen an Menschen aus der Kulturszene. Also: Gönnen Sie sich und ihnen was Schönes.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Paul Oppermann hat heute für uns ein paar Termine zusammengestellt, und zwar diese hier:

+++ Picknick und Musik gibt es am Samstagabend im Garten des Kulturquartiers an der Rudolf-Diesel-Straße. Ab 19:30 Uhr können Sie Perkussion, Gitarre und Gesang hören, während Sie im Gras sitzen oder liegen. Ihre Picknickdecke oder einen Klappstuhl müssen Sie selbst mitbringen, und Sie brauchen eine Karte. Die bekommen Sie hier, zusammen mit allen weiteren Infos zur Veranstaltung.

+++ Wenn Sie in den nächsten Wochen einen Ausflug ins Grüne machen oder im Park spazieren gehen, können Sie etwas für die Wissenschaft tun. Das LWL-Museum für Naturkunde möchte möglichst viele Daten und Informationen darüber sammeln, welche und wie viele Insekten und Spinnen noch in der Region leben. Halten Sie unterwegs einfach nach den kleinen Tieren Ausschau und machen Sie Fotos. Über eine App können Sie später herausfinden, welche Exemplare Ihnen vor die Linse gekrabbelt sind, und die Tiere melden. Das Projekt heißt Arten-Olympiade, und Sie können dabei etwas gewinnen: Wer bis zum 31. August die meisten Arten gemeldet hat, bekommt eine dreitägige Erkundungsreise zum Forschungszentrum Heiliges Meer spendiert. Alle Informationen finden Sie auf der Webseite des LWL.

+++ Und nochmal Musik, diesmal am Hafen: Am Samstagabend lädt der Hot Jazz Club zum Open-Air-DJ-Set ein, am Sonntagnachmittag zum After Church Club. Der Eintritt ist jeweils frei.

Am Dienstag schreibe ich Ihnen wieder. Haben Sie ein schönes Wochenende.

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Constanze Busch, Paul Oppermann

PS

Es war eine fürchterliche Woche. Bei dem Hochwasser in verschiedenen Teilen Deutschlands sind über hundert Menschen gestorben. Daher hier heute nur ein Hinweis: Wenn Sie helfen möchten, die Stadt Münster empfiehlt, die Aktion Deutschland Hilft zu unterstützen. Der WDR hat hier noch einige weitere Spendenmöglichkeiten zusammengetragen.

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