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Warum der Messi aus Kinderhaus weiter frei ist | Die China-Verbindungen der Uni Münster | Mietverträge mit Haken immer beliebter
Guten Tag,
der Mann, der in diesem Jahr zwei Mal einen Kran an der Hammer Straße besetzt hat, hat jetzt offenbar zugeschlagen. Das sagt seine Nachbarin. Dem WDR hat die Frau ihre geschwollene Unterlippe gezeigt. Und sie hat erzählt, der Mann habe gedroht, er werde entscheiden, wann ihr Leben endet. Dann werde die Polizei nicht dabei sein.
Die Polizei hat mit dem Mann gesprochen und ist wieder gefahren. Den Westfälischen Nachrichten haben Polizei und Staatsanwaltschaft gesagt, rechtlich gebe es keinen Grund, den Mann festzunehmen.
Er bleibt also in seinem Haus. Vielleicht wird er die Frau wieder bedrohen. Vielleicht wird er sie wieder schlagen. Und wenn es stimmt, was die Frau über seine Drohungen sagt, warum sollte er das nicht auch in die Tat umsetzen? Die Behörden unternehmen nichts. Kann das richtig sein?
Das lässt sich nicht so leicht sagen: Wenn bis zum Gerichtsverfahren nichts passiert, war es das. Wenn der Mann die Frau bis dahin wieder schlägt oder noch weitergeht, war es falsch. Einschätzen müssen das Polizei und Staatsanwaltschaft. Auch die können sich irren. Aber bevor man über deren Einschätzung den Kopf schüttelt, sollte man vielleicht daran denken, dass Ferndiagnosen ihre Schwächen haben.
Das ist alles leicht gesagt. Der zweite Fall könnte für die Frau ja fatal enden. Sollte man den Mann da nicht doch besser einsperren? Kann doch nicht sein, dass sich einer dauerhaft so daneben benimmt. Und na ja, man weiß ja nie.
In diesen emotionalen Gedankenspielen vergisst man schnell eines. Auch diese Entscheidung hätte Folgen. Einem Menschen die Freiheit zu nehmen, ist in Deutschland das Äußerste, was der Staat machen kann. Und wenn der Staat zu diesem Mittel nicht greift, bedeutet das nicht, dass er machtlos ist.
Der Mann wird demnächst wieder vor Gericht stehen, weil er seine Nachbarin bedroht hat. Die Höchststrafe dafür liegt bei zwei Jahren Gefängnis. Auch für den Faustschlag wird er bestraft werden – wie auch für alles andere, was er in den vergangenen Monaten angestellt hat.
Man kann der Justiz vorwerfen, dass das alles mitunter sehr lange dauert. Aber dass Menschen in Deutschland nicht sofort eingesperrt werden, wenn sie fremdes Eigentum in Beschlag nehmen, auf ihrem Grundstück Müll anhäufen oder beschuldigt werden, andere geschlagen zu haben, bevor ein Gericht sich die Sache angesehen hat, das ist unter dem Strich doch ganz gut so. (rhe)
+++ So richtig passt es nicht zusammen, wenn Menschen in ihren Büros frieren, weil die Energie knapp wird, und anderswo in der Stadt alles blinkt, hupt und Karussells im Kreis fahren, einfach weil es Spaß macht. Aber gut, so ist das in diesen ambivalenten Zeiten. Spaß ist ja auch wichtig. Daher haben die Stadt und die Kirmesleute sich jetzt überlegt, wie man den Widerspruch etwas auflösen kann. Ihre Lösung: Der Send öffnet kürzer als in anderen Jahren. So will die Stadt acht Stunden Send einsparen und damit die Energie fast eines ganzen Tages, an dem die Buden und Fahrgeschäfte sonst geöffnet sind. Ähnlich will man später auch bei den Weihnachtsmärkten vorgehen, schreibt der WDR. Sie sollen später öffnen. Die Bezirksregierung hat sogar ein ganzes Gebäude dichtgemacht, um Energie zu sparen. Ab dem 20. November dürfen Sie nur nicht den Fehler machen, zur falschen Zeit ARD oder ZDF einzuschalten. Da sehen Sie dann, wie ein Staat in der Wüste hemmungslos Energie verpulvert, damit ein Fußballturnier stattfinden kann. Ja ja, so ist das in diesen ambivalenten Zeiten. Und denken Sie dran: Immer schön das Licht im Badezimmer ausschalten. (rhe)
+++ Die Städte kommen kaum nach mit dem Wohnungsbau, weil es an Baumaterial fehlt und an Menschen, die das Baumaterial verbauen könnten (dazu mehr am Dienstag). Gleichzeitig fehlt es den Menschen an Geld, um die wie wahnsinnig steigenden Preise zu bezahlen. Die Süddeutsche Zeitung schrieb in dieser Woche, die Wohnungsnot komme jetzt in der Mittelschicht an. Bei den Studierenden ist das längst passiert. Wohnungsnot ist ein ganz reales Problem von vielen Menschen, die in der Mittelschicht aufgewachsen sind. Der WDR berichtet heute über Studierende, die auf den Campingplatz gezogen sind, weil sie keine Wohnung gefunden haben. Auf eine Pointe müssen wir hier leider verzichten. (rhe)
Im vergangenen Jahr sind 19.732 Menschen nach Münster gezogen, 18.853 haben die Stadt verlassen. Unterm Strich ist Münster 2021 also um 879 Menschen gewachsen. Heruntergerechnet auf 1.000 Einwohner:innen sind das 2,8 Zuzügler:innen. Das liegt leicht über dem Landesdurchschnitt: In ganz NRW kommen 2,6 Zuzügler:innen auf 1.000 Einwohner:innen.
(Quelle: IT NRW)
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Münsters Draht nach China
Als der frühere Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust und der China-Korrespondent Adrian Geiges vor einem Jahr ihr neues Buch über Chinas Staatschef Xi Jinping in einer Online-Lesung an den Universitäten in Hannover und Duisburg-Essen vorstellen wollten, kam kurz darauf eine Absage. Erst war nicht ganz klar, warum. Dann teilte der Verlag mit, es habe Druck aus China gegeben.
Veranstalter waren die Konfuzius-Institute an beiden Universitäten, deren offizielle Aufgabe es ist, im Ausland Wissen über die chinesische Sprache und Kultur zu vermitteln. Politische Ziele verfolgen die Einrichtungen offiziell nicht. Aber wenn es um die eigenen Interessen geht, können Chinas Diplomaten sehr direkt sein. Im Falle der Buchvorstellung schaltete sich der chinesische Generalkonsul persönlich ein, um die Veranstaltung zu verhindern.
Später fand sie doch statt, aber die Botschaft war klar: Die Meinungsfreiheit ist relativ, und der lange Arm Pekings reicht bis nach Europa.
Viele deutsche Universitäten arbeiten mit chinesischen Forschungseinrichtungen zusammen, auch die in Münster. Doch die Kooperationen sind nicht unproblematisch. China braucht nicht nur für seine wirtschaftlichen Ambitionen Knowhow, sondern auch für seine militärischen Ziele.
In den vergangenen drei Jahrzehnten hat das Land einen rasanten Aufstieg hingelegt – vom Entwicklungsland zur zweitgrößten Industrienation der Welt. China will eine Weltmacht sein, nicht nur wirtschaftlich.
Zweifelhafte Methoden
Im Nordwesten des Landes unterdrückt es die muslimische Minderheit der Uiguren. Dort verschwinden Menschen in Umerziehungslagern. In der früheren britischen Kolonie Hongkong entfernt Peking Stück für Stück das, was noch von der Demokratie übrig ist. Ein Land, zwei Systeme. Das war gestern.
Die „große Wiedergeburt der chinesischen Nation“ soll bis zum Jahr 2049 vollendet sein. Zum einhundertsten Geburtstag der Volksrepublik will das Land zurück zur alten Größe. Doch das erfordert Anstrengungen und Ressourcen, über die China heute noch nicht verfügt.
Und dort, wo das Land technologisch noch nicht so mithalten kann, wie es gern würde, setzt es mitunter auf Methoden, die zweifelhaft sind.
„Wir müssen davon ausgehen, dass jegliche Forschung, insbesondere in Wissenschaft und Technologie, die die Partei in ihr Militär oder andere spezifische Bereiche ihrer Wirtschaft einfließen lassen will, auch dort landet“, sagte Didi Kirsten Tatlow dem Handelsblatt. Sie forscht zum Einfluss des chinesischen Systems in Europa und ist Mitautorin eines Buches über Chinas Bestrebungen, an ausländische Technologien zu gelangen.
In Deutschland ist die Freiheit der Forschung ein Gut von Verfassungsrang. In China muss die Wissenschaft sich politischen Zielen unterordnen. Das Konzept nennt sich „Zivil-militärische Fusion“. Das bedeutet: Chinesische Hochschulen arbeiten eng mit dem Militär zusammen. Dazu später mehr.
Das deutsche Recherchekollektiv Correctiv, das niederländische Investigativteam des Projekts Follow the Money und weitere europäische Medien haben sich mit dem Problem beschäftigt. Ihre im vergangenen Mai veröffentlichte Untersuchung China Science Investigation verdeutlicht die Dimensionen.
Die Untersuchung wertet mehr als 350.000 wissenschaftliche Studien aus, die zwischen Januar 2000 und Februar 2022 erschienen sind. Dabei haben sie mindestens 349 wissenschaftliche Beiträge entdeckt, für die sich Forschende von deutschen Hochschulen mit Kolleg:innen von chinesischen Militäreinrichtungen zusammengetan haben. In ganz Europa finden sich mindestens 2.994 Fälle.
Ein Projekt wirft Fragen auf
Die Uni Münster unterhält Kooperationen mit mehreren chinesischen Partnern. Wir haben eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz gestellt, das es erleichtert, an interne Informationen zu gelangen, die öffentlich sein sollten.
Die Uni hat uns eine Liste mit Projekten zukommen lassen. Darunter sind augenscheinlich unproblematische Projekte wie „Integrierte empirische Analyse von Klimaschutzmaßnahmen und lokaler Luftverschmutzung“.
Ein anderes Projekt wirft Fragen auf. Dabei arbeitet die Uni Münster mit mehreren Partnern zusammen, nicht nur aus China, auch aus Europa. Die Europäische Union fördert das Projekt.
In der Kooperation geht es, vereinfacht formuliert, um die Entwicklung von alternativen Technologien zur Steuerung von autonom agierenden Fahrzeugen. Bislang nutzten diese Fahrzeuge unter anderem die GPS-Technologie oder Radar, um zu erkennen, wo sich andere Fahrzeuge oder Hindernisse befinden. Die Technologie sowohl zivil als auch militärisch zu nutzen, ein sogenannter „Dual Use“, ist zumindest theoretisch nicht ausgeschlossen.
Die Pressestelle der Uni verweist auf eine Anfrage zu den Forschungsinhalten auf die Website des Projekts. Auf die Frage, ob es möglich sei, mit dem beteiligten Informatiker aus Münster zu sprechen, geht die Uni nicht ein. Genaueres lässt sich damit nicht sagen.
Uni-Sprecher Norbert Robers sagt, man beschäftige sich schon seit Langem mit diesem Thema. Das sei ein Grund dafür, dass es die sogenannte Zivlklausel gebe. Sie steht in der Präambel der Hochschulverfassung. Dort heißt es: „Forschung, Lehre und Studium an der Universität Münster sind auf zivile und friedliche Zwecke ausgerichtet.“
Es geht hier allerdings nicht um militärische Forschung, die vielleicht auch noch offen als solche deklariert ist. Es geht eher um versteckte Möglichkeiten.
Wachsendes Risiko des Missbrauchs
Vier der Kooperationspartner in dem Projekt unterhalten enge Verbindungen zur chinesischen Armee. Einer davon ist die Northwestern Polytechnical University in Xi’an. Sie gehört zu den sogenannten Seven Sons of National Defence, einer Gruppierung von chinesischen Hochschulen, die besonders eng mit dem Militär verdrahtet sind.
Vier von zehn Absolvent:innen aus dem 2018er-Abschlussjahrgang der Hochschule kamen im Verteidigungssektor unter, schreibt das Australian Strategic Policy Institute (ASPI), ein Thinktank, der sich der Thematik widmet. Die „Seven Sons“ geben etwa die Hälfte ihres Budgets für militärische Forschung aus.
Weitere, an dem Projekt beteiligte und mit dem Militär verbandelte Kooperationspartner sind die Huazhong-Universität in Wuhan, die Tsinghua-Universität in Peking und die Jiaotong-Universität in Xi’an. Das ASPI hat ein Werkzeug entwickelt, das angibt, wie wahrscheinlich es ist, dass Forschungsergebnisse für militärische Zwecke verwendet werden, den sogenannten „China Defence Universities Tracker“. Im Falle der drei letztgenannten Universitäten benennt er das Risiko als hoch beziehungsweise sehr hoch.
Es bestehe ein wachsendes Risiko, dass die Zusammenarbeit mit chinesischen Universitäten von der Volksbefreiungsarmee (PLA) oder den Sicherheitsbehörden für Überwachung, Menschenrechtsverletzungen oder militärische Zwecke missbraucht wird, schreibt das Institut.
Aber wenn sich die Uni Münster der Risiken bewusst ist – wie geht es sie dann mit ihnen um? Gibt es Gremien oder Verfahren, um Projekte im Vorfeld auf mögliche Probleme abzuklopfen? Auch hier verweist die Uni auf ihre Zivilklausel.
Nach Ansicht der China-Expertin Didi Kirsten Tatlow ist so etwas zu wenig. „Ich finde es zutiefst beunruhigend, dass Deutschland seine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus China nicht viel sorgfältiger prüft und sagt: Nein, das ist zu riskant für uns“, sagte sie dem Recherchenetzwerk Correctiv.
Eine Grenze zu ziehen, ist nicht einfach
Der Bundesverfassungsschutz zieht eigene Schlüsse. Auf der Website heißt es, Universitäten „seien sich zu großen Teilen auch heute noch schlicht nicht der Gefahren bewusst. Oder sie ignorierten und ignorieren das Problem vorsätzlich“.
Am Ende scheint die Abgrenzung zwischen möglicherweise problematischen Projekten und solchen, die bedenkenlos sind, nicht immer einfach. Das inzwischen abgeschlossene WWU-Kooperationsprojekt „Gesellschaftliche und rechtliche Auswirkungen künstlichen Entscheidens“ an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften in Peking ist sicherlich als bedenkenlos einzustufen.
Zusammen mit der Nationalen Stiftung für Naturwissenschaften (Peking) und der New-York-Universität (Shanghai) erforscht die Uni Münster Gebiete, deren Inhalt sich einem nicht auf den ersten Blick erschließt. Ein psychologisches Forschungsthema lautet: „Eigenbewegungswahrnehmung während unabhängiger Objektbewegung und Objektbewegungswahrnehmung während Eigenbewegung: Experimente, Untersuchung und Modellbildung visueller und nicht-visueller Informationen“.
Das von außen zu bewerten, ist kaum möglich. Das ist ein wichtiger Punkt. Die Universitäten müssen hier eigenverantwortlich handeln, denn nur sie können eine fundierte Einschätzung zu etwaigen Risiken vornehmen.
Die Max-Planck-Gesellschaft schätzt das Ganze gelassen ein. Sie schreibt: „Letztlich lässt sich (…) bei kaum einer Forschung ein Dual-Use-Potenzial ausschließen.“ (ndi)
Korrekturhinweis:
In einer früheren Version hatten wir geschrieben, China sei die drittgrößte Industrienation der Welt. Das stimmte nicht. China nach den USA die zweitgrößte Industrienation der Welt. Wir haben das korrigiert.
Mietverträge mit Haken immer beliebter
Es gab Zeiten, da war die Inflation noch kein Problem. Jahrelang stiegen die Preise in Deutschland nur um ein Prozent, vielleicht um anderthalb. Sogar in den Jahren der Finanzkrise 2007 und 2008 waren es nur knapp über zwei Prozent.
Seit Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat, ist es damit vorbei. Die Energie wird immer teurer, das treibt das allgemeine Preisniveau in die Höhe. Zuletzt meldete das Statistische Bundesamt für September 2022 ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. So hoch war die Teuerungsrate zuletzt in den 1950er-Jahren.
Als wären die wachsenden Preise für Strom und Gas nicht schon Problem genug, kommt nun bald auch noch Post von der Wohnungsverwaltung. Wer einen Indexmietvertrag hat, wird die Inflation besonders empfindlich zu spüren bekommen. Denn Indexmieten orientieren sich anders als gewöhnliche Mietverträge nicht an den Marktschwankungen, sondern an der allgemeinen Entwicklung der Verbraucherpreise.
Wie viele Haushalte in Münster Indexmieten zahlen, kann Mietervereins-Geschäftsführer Volker Jaks nicht sagen. Doch er sieht eine klare Tendenz hin zu solchen Verträgen.
Früher seien Indexmieten eher etwas Exotisches gewesen. Vor einigen Jahren habe er vielleicht einmal im Quartal dazu Menschen beraten. Inzwischen gehe es mehrmals im Monat darum.
Umwandlung rechtlich nicht möglich
Für Vermieter:innen haben Indexmieten eindeutige Vorteile: Die Miete erhöht sich einmal im Jahr entsprechend der Inflation automatisch. Staatliche Regulierungen wie die Mietpreisbremse gelten bei Indexmieten nicht. Und man kann die sogenannte Kappungsgrenze umgehen. Sie legt fest, dass die Miete innerhalb von drei Jahren nicht um mehr als 15 Prozent steigen darf.
Einige Vermieter:innen wittern deshalb eine Chance: Sie versuchen, Verträge in Indexmietverträge umzuwandeln. Das ist rechtlich nicht möglich, weil eine Partei nicht einseitig Verträge ändern darf, sagt Volker Jaks.
Der Markt in Münster sei aber „derart heiß“, dass sich einige Mieter:innen darauf einließen. Für sie hat die Änderung kaum Vorteile. Einer ist: Die Kosten für Modernisierungen dürfen zwar nicht auf sie abgewälzt werden. Doch wirklich profitieren könnten sie nur, wenn die vereinbarte Ausgangsmiete günstig sei, sagt Jaks.
Was aber könnte eine Stadt wie Münster gegen die steigenden Indexmieten ausrichten? Nicht viel, sagt Volker Jaks. Die Stadt könne einen Hilfsfonds für Menschen auflegen, die durch die Mietsteigerungen in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Aber das sei schon fast alles. Mietenpolitik ist Bundessache. Das war auch der Grund dafür, dass das Bundesverfassungsgericht den Berliner Mietendeckel einkassiert hat.
In der Ampel bewegt sich was
Nach Meinung von Volker Jaks macht die Bundespolitik zu wenig, um die Folgen der Inflation abzufedern. Der weitreichendste Vorschlag kommt aus der Opposition: Die Linke will den Anstieg von Indexmieten einfrieren und solche Verträge perspektivisch verbieten.
Aber auch innerhalb der Ampelkoalition bewegt sich etwas. Wie die Tagesschau berichtet, fordern erste SPD-Abgeordnete „rasche Maßnahmen gegen die stark steigenden Indexmieten“. Bundesbauministerin Klara Geywitz prüfe außerdem, wie Mieter:innen mit Indexmietverträgen geschützt werden können. (sfo)
Im RUMS-Brief am Dienstag hatten wir an einer Stelle die Angabe unterschlagen, dass sich eine Information auf die Melchersstraße bezieht. Wir haben das korrigiert.
+++ Seit gestern sind in der Stadt Münster 289 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Die Inzidenz liegt damit bei 723 (erfassten Neuinfektionen pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche). Aktuell gelten 3.639 Menschen im Stadtgebiet als infiziert.
+++ Die Herbstwelle macht sich bemerkbar. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat bei einer Regierungsbefragung an die Länder appelliert, zusätzliche Schutzmaßnahmen wie eine Maskenpflicht in Innenräumen wieder einzuführen. Es gehe vor allem darum, zu verhindern, dass das Gesundheitssystem überlastet wird, sagte er.
+++ Das NRW-Gesundheitsministerium plant offenbar zunächst keine Maskenpflicht, berichtet der WDR. Die Lage sei angespannt, aber beherrschbar, heißt es.
+++ Die Stiftung Patientenschutz möchte, dass die kostenlosen Corona-Bürgertests wieder eingeführt werden. Sonst schalte man einen aussagekräftigen Corona-Radar ab, sagt Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung. Er fordert auch vereinfachte Zugänge zum PCR-Test.
+++ Acht Menschen mit Covid-19 liegen in Münster auf der Intensivstation, meldet das Intensivregister. Eine Person muss derzeit beatmet werden. (vpe)
+++ Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert 10,5 Prozent mehr Lohn und mindestens 500 Euro mehr Gehalt für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. (GEW Münster)
+++ Die Wilhelmstraße soll ab Frühjahr 2023 umgebaut und zu einem Teil der geplanten Veloroute Richtung Altenberge werden. (Westfälische Nachrichten)
+++ Nachdem der Verkehrsversuch an der Weseler Straße (beschleunigter Busverkehr durch intelligente Ampelschaltungen) wegen Personalmangel verschoben worden war, beginnt er nun ab Montag. (Westfälische Nachrichten)
+++ Zum achten Mal befragt die Stadtverwaltung fast 13.000 zufällig ausgewählte Haushalte, um herauszufinden, wie nachhaltig das Verkehrssystem ist und wie man es verbessern kann. (Stadt Münster)
+++ In einer Untersuchung zur Digitalisierung der Stadtverwaltung hat Münster ganz gut abgeschnitten, aber den Ergebnissen nach lässt sich noch vieles verbessern. (Westfälische Nachrichten)
+++ CDU-Ratsherr Jan Gebker fänd’s ganz gut, wenn die Stadt bei der Digitalisierung der Verwaltung mehr Einsatz zeigen würde. (CDU-Fraktion)
+++ Das Verfahren gegen den Linkspolitiker Joshua Samuel Strack, der in einem WDR-Interview eine Kappe mit den Buchstaben „ACAB“ getragen hat, was in der linken Sphäre für „All cops are bastards“ verstanden wird (wahlweise auch „All cats are beautiful“ oder „Annalena Charlotte Alma Baerbock“), ist eingestellt worden – die Satzlänge erreicht hier gerade FAZ-Ausmaße –, weil die Äußerung sich nicht auf eine überschaubare und abgrenzbare Personengruppe beziehe. (Westfälische Nachrichten)
+++ Das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ warnt nach einem Übergriff auf einen Demonstranten durch eine Teilnehmerin der immer montags stattfindenden und auch bei Rechtsradikalen beliebten staatskritischen Kundgebungen vor einer weiteren Radikalisierung. (MünsterTube)
+++ Die freie Kulturszene in Münster hat eine neue Sprecherin, Soetkin Stiegemeier-Oehlen, die – Transparenzhinweis – auch schon für RUMS gearbeitet hat. (Initiative moNOkultur)
+++ Queere Vereine präsentieren zum 50. Jahrestag der ersten Homosexuellen-Demonstration in Münster einen selbst produzierten Dokumentarfilm. (MünsterTube)
+++ In einem Podcast des Bennohauses geht es darum, wie das Stadtbild, die Geschlechterrollen und die Gesellschaft aussehen würden, wenn die Täufer damals gewonnen hätten. (Ostviertel-Magazin)
Am Mittwochenden die Betriebsferien, dann ist das Restaurant Kleine Welt am Kappenberger Damm wieder geöffnet. Auf der überschaubaren Speisekarte gibt es – das maritime Ambiente lässt es schon erahnen – einen klaren Schwerpunkt: Fisch. Trotzdem ist auch für „Landratten“ und „Tierfreunde“ (so steht es auf der Website) etwas dabei. Sehr empfehlenswert. Einen Tisch reservieren können Sie per Mail.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Eva Strehlke für Sie in den Veranstaltungskalender geschaut. Das hier sind ihre Empfehlungen.
+++ Nicht immer geht es bei kulinarischen Fragen so harmonisch zu wie in unserer Werbung oben. Das erleben die Mitglieder eines Tennisclubs im aktuellen Stück Extrawurst im Wolfgang-Borchert-Theater ganz nah. Doch dabei geht es nicht nur um koschere Wurst, sondern um die ganz großen gesellschaftlichen Fragen. Tickets für die Vorstellungen am Wochenende bekommen Sie hier.
+++ Die Sputnikhalle feiert morgen ihren 30. Geburtstag – mit Livemusik und „Freibier-Aktionen“, so steht es in der Ankündigung, was aber offenbar nicht bedeutet: mit Freibier. Das Programm steht hier.
+++ Auf dem Hof Helmig zwischen Greven und Ladbergen findet am Sonntag das Apfelfest statt. Hier können Sie Äpfel und andere regionale Produkte kaufen, Kaffee trinken und Kuchen essen (wir haben eine Idee, welche Sorte es geben könnte), und Sie können selbst Äpfel zu Saft verarbeiten, und zwar von 9 bis 17 Uhr.
+++ Auch auf dem Mühlenhof geht es am Sonntag um Äpfel. Der Naturschutzbund zeigt eine Apfelausstellung. Was sonst noch auf dem Programm steht, finden Sie hier.
+++ Und zum Schluss noch eine Empfehlung für heute Abend: Im LWL-Museum für Kunst und Kultur am Domplatz ist heute wieder Langer Freitag. Das Museum ist bis Mitternacht geöffnet. Mehr zum Programm hier.
Am Dienstag schreibe ich Ihnen schon wieder. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Nils Dietrich (ndi), Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn), Viktoria Pehlke (vpe), Eva Strehlke (est)
Lektorat: Antonia Strotmann (ast)
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PS
Ende Oktober bekommen wir Besuch von der Reportageschule Reutlingen. Das wissen Sie bereits. Und hier schon mal ganz herzlichen Dank an alle, die sich gemeldet haben und in dieser Zeit ein Zimmer oder ein Fahrrad zur Verfügung stellen. Das ist ganz großartig. Nur eine Kleinigkeit: Zwei Fahrräder fehlen noch. Es wäre wunderbar, wenn wir die auch noch zusammenbekommen würden. Daher die direkte Frage: Steht in Ihrem Schuppen zufällig noch ein verkehrstüchtiges Fahrrad, das Sie ab dem 24. Oktober (Montag) ein paar Tage lang entbehren könnten. Falls ja, freuen wir uns über eine E-Mail.
PPS
Wenn Sie den Münster-Tatort mögen, könnten Sie es sich schon mal in den Kalender schreiben: Am 22. Oktober um 20:15 Uhr wiederholt der WDR den ersten Fall von Thiel und Boerne aus dem Jahr 2002.
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