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Tschüss, Fernsprechkiosk | Fotoreportage: Münsters letzte Telefonzellen | Kulturcafé Yolk
Guten Tag,
noch zwei Wochen lang kann man in Deutschland von einer Telefonzelle aus Menschen anrufen. Dann baut die Telekom die verbliebenen Häuschen nach und nach ab. In Münster stehen noch ein paar Dutzend öffentliche Telefone. Wo überall, das ist auf einer öffentlichen Karte zu sehen, die jemand ins Netz gestellt hat.
Telefonzellen sind schon seit vielen Jahren im Grunde nur noch Denkmäler, die an eine Zeit erinnern, in der man nicht schnell eine Nachricht schicken konnte, wenn absehbar war, dass man sich verspätet. In dieser Zeit musste man eine Telefonzelle finden, man brauchte eine Münze, später eine Telefonkarte. Und dann musste man den Gestank aushalten oder das Glück haben, sich an die Nummer zu erinnern, denn das Telefonbuch in der Klappe unter dem Gerät war ja meistens zerrissen.
In Deutschland gibt es seit 142 Jahren Telefonzellen. Der erste Fernsprechkiosk, so nannte man die Häuschen damals, wurde im Jahr 1881 in Berlin aufgestellt. Wann Münster sein erstes öffentliches Telefon bekam, habe ich nicht herausfinden können (Wissen Sie es? Dann schreiben Sie mir). Aber ich habe nachgeschaut, wann das Wort „Telefonzelle“ zum ersten Mal in der Zeitung zu finden war. Dort stand es wahrscheinlich auch vorher schon einige Male, denn die Telefonzelle damals schon über 30 Jahre alt, doch die erste Erwähnung im digitalen Archiv des Münsterischen Anzeigers ist vom 1. Februar 1914.
Die Westfälische Telefongesellschaft versuchte damals mit einer Anzeige, eine „nicht lange in Gebrauch gewesene schallsichere Telefonzelle mit hygienischer Polsterung“ zu verkaufen. Ihren Sitz hatte die Gesellschaft damals an der Augustastraße 69. Diese Adresse kenne ich – was für ein Zufall – sehr gut. Dort habe ich bis vor ein paar Jahren gewohnt. Falls Sie sich für die Adresse interessieren, auf dieser Postkarte ist zu sehen, wie Straße und Haus damals aussahen (es müsste das etwas dunklere Gebäude auf der rechten Seite sein).
Wenn Telefonzellen damals in der Zeitung standen, dann hatte meistens irgendwer etwas verloren – zum Beispiel am 27. Dezember 1925, da hatte jemand, der in der Bremerstraße wohnte, in der Telefonzelle am Servatiiplatz ein Portemonnaie vergessen, „mit Inhalt“, so steht es in der Anzeige.
Zwölf Jahre später passierte in dieser Telefonzelle etwas eigentlich ziemlich Gewöhnliches. Eine Frau machte sich ihre Haare zurecht. Einem Zeitungsredakteur erschien das überhaupt nicht gewöhnlich. Er schrieb daraus eine giftige Glosse:
„Es gehört schon zu den alltäglichen und bekannten Unsitten, wenn man bisweilen Volksgenossen in der Telefonzelle sieht, die die nach der Vorschrift: „Fasse dich kurz“ ihre Gespräche führen können. Das sind immer diejenigen, die bei jeder Gelegenheit aus einem innerlichen Bedürfnis heraus viel fragen müssen und dabei an Rücksicht anderen Volksgenossen gegenüber nicht denken. Darauf ist auch schon des öfteren hingewiesen worden. Was aber vor wenigen Tagen einige Herren an der Telefonzelle am Servatiiplatz beobachten konnten, das spottet doch jeder Beschreibung. Da stand eine junge Dame in der Telefonzelle und – frisierte sich mit größter Ruhe und Selbstverständlichkeit. Lag hier eine Begriffsverwechslung vor oder war es Dickfälligkeit (sic!)? Vor der Tür warteten ungeduldig mehrere Interessenten, bis das „gnädige Fräulein“ das Gespräch beendet hatte. Bei ihrer Tätigkeit fühlte sie sich aber keineswegs beobachtet und ließ sich nicht im Geringsten stören. Sie hatte anscheinend damit nicht gerechnet, dass die Fußgänger von außen her ihre Tätigkeit durch die Glasscheiben genau verfolgen konnten und sie allen Vorübergehenden durch ihre Haltung ein lächerliches und unwürdiges Bild bot.“
Ganz interessant ist: Lächerlich und unwürdig erscheint heute vor allem die herablassende Attitüde des Autors.
Über hundert Jahre lang gehörten Telefonzellen in Münster zum Stadtbild. Ihr Rückzug begann in den Neunzigerjahren, als die Menschen anfingen, elektronische Knochen mit sich herumzutragen.
Am 10. Februar 2018 schrieben die Westfälischen Nachrichten über die letzte Telefonzelle in Amelsbüren. Und bevor auch aus der Innenstadt die letzten öffentlichen Telefone verschwinden, hat unsere Fotografin Paula Götz sich in der Stadt auf die Suche gemacht. Svenja Stühmeier hat mit einem Mann gesprochen, der früher regelmäßig in Telefonzellen gearbeitet hat. Dazu weiter unten mehr. Aber jetzt erst mal zu den Meldungen. (rhe)
+++ Die Stadt Köln darf Verleihfirmen von E-Scootern Gebühren von 85 bis 130 Euro pro Jahr und Fahrzeug aufs Auge drücken. Das hat das Verwaltungsgericht Köln vergangene Woche für rechtmäßig erklärt und wies damit eine Klage der Tretroller-Verleihfirmen ab. Auch die Stadt Münster hat ihre Sondernutzungssatzung im April 2022 angepasst. Die hier aktiven Anbieter Voi, Tier, Bolt und Lime müssen 12,50 Euro pro Fahrzeug und Quartal zahlen – das ist mit 50 Euro pro Jahr also deutlich günstiger als in Köln. Die Gebühren sollen erst einmal nicht erhöht werden, teilt die Pressestelle der Stadt mit. Aufgegangen ist der Plan, die Anzahl der Roller aufgrund der Kosten zu reduzieren, übrigens nicht: Im Januar 2022 kommunizierte die Stadt, dass sie mit einem Rückgang von 4.000 auf 3.000 Tretroller infolge der Gebührenerhebung rechnet. Nun schätzt die Stadt, dass etwa 7.000 Roller im Stadtgebiet rumstehen. Inzwischen gibt es allerdings auch einen Anbieter mehr und die Verleihbezirke wurden auf die Vororte ausgeweitet. (sst)
+++ Die Anreise zur Demonstration nach Lützerath hatte sich die Münsteraner Ortsgruppe von Fridays for Future anders vorgestellt: Sie hatte eine gemeinsame Anfahrt am Samstagmorgen vom Hauptbahnhof ins Braunkohlerevier organisiert, an der sich schätzungsweise 250 bis 300 Menschen beteiligt haben. Die Bahn blieb allerdings auf der Strecke in Mönchengladbach stehen, sagt Carla Bardehle von Fridays for Future, die die Fahrt nach Lützerath mitorganisiert hat. Der Zugführer soll den Stopp damit begründet haben, dass es zu voll gewesen sei, das sei ein Sicherheitsrisiko. Die Polizei habe einen Teil der Reisenden dazu aufgefordert, auszusteigen, damit die Fahrt weitergehen kann. Wir haben bei mehreren Polizeistellen in Nordrhein-Westfalen nachgefragt, allerdings konnte sich niemand zu dem Zwischenfall in Mönchengladbach äußern. Die Polizei bestätigt jedoch, dass überfüllte Züge aus Sicherheitsgründen zum Teil geräumt werden. Auf Twitter kritisiert Fridays for Future, die Bahn sei in Zeiten des 9-Euro-Tickets voller gewesen, in den Abteilen sei noch „sehr viel Platz“ gewesen. Die Polizei habe die Demonstrant:innen daran „gehindert, zu einer legalen Demo zu reisen“. Im Nachhinein vielleicht ein Tacken zu viel des Guten. Den Tweet habe Fridays for Future Münster in dem Moment abgesetzt, als der Zug stillstand, sagt Carla Bardehle. Zum Schluss sei ein Großteil der Reisenden in Lützerath angekommen. (sfo)
+++ 2022 gab es in Deutschland mit 869 Organtransplantationen, die nach dem Hirntod durchgeführt wurden, knapp sieben Prozent weniger als noch 2021. Die Uniklinik Münster schreibt in ihrer Pressemitteilung, auch sie bekomme diese Entwicklung zu spüren. Mit zehn Organspenden im Jahr 2021 ist der Transplantationsbeauftragte Jan Englbrecht noch sehr zufrieden, die fünf Transplantationen im vergangenen Jahr bewertete er dagegen als „deutlichen Rückgang“. Zum einen nennt der Mediziner die andauernde Pandemie als Grund für weniger Organspenden. Als Organspender:in kommen nur Personen infrage, bei denen auf der Intensivstation der Hirntod festgestellt wird. 2022 habe sich aber die Anzahl der zur Verfügung stehenden Intensivbetten weiter reduziert und somit auch die Zahl der potenziellen Spender:innen. Außerdem bräuchten Organspenden viel Zeit und Personal. Und die haben die Kliniken zu Pandemiezeiten nicht. Zum anderen müssten häufig Angehörige die Entscheidung treffen, weil die potenziellen Spender:innen ihre Zustimmung nirgends schriftlich festgehalten haben. In Zahlen sieht das so aus: Während sich in einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gut 70 Prozent der 2.605 Befragten, die ihre Entscheidung bereits getroffen haben, für eine Organspende aussprechen, gab es an der Uniklinik bis November 41 potenzielle Spender:innen, aber nur 14 Zustimmungen und fünf durchgeführte Transplantationen. Von den 41 Personen hatten unter 20 Prozent ihren Willen selbst festgelegt. Helfen könnte laut Englbrecht ein Onlineregister oder die Einführung der Widerspruchslösung. Falls Sie sich für den genauen Vorgang bis zur Organspende interessieren, hier ein Text des Online-Magazins „Perspective Daily” zum Thema. (sst)
+++ Seit gestern Morgen ist die Bergstraße gesperrt, und ganz so dramatisch waren die Folgen an den ersten beiden Tagen nicht. Warten wir ab, wie es weitergeht. Nicht, dass sich am Ende noch herausstellt: Es ist überhaupt kein Problem, wenn Autos nicht mehr durch diese Durchgangsstraße durch die Innenstadt fahren. Übrigens, wenn Sie wissen möchten, wie die Verkehrslage im Moment an der Bergstraße ist, dann rufen Sie am besten Google-Maps auf und aktivieren die Ebene „Verkehr“. Dann sehen Sie es. (rhe)
+++ Wenn vor der Tür plötzlich Parkplätze verschwinden, dann kann das schon mal Ärger geben. An der Hittorfstraße ist das vor zwei Jahren passiert, an der Schillerstraße will die Stadt es jetzt besser machen. Sie hat Leitlinien zur Kommunikation entwickelt, oder anders gesagt: Sie hat sich überlegt, wie man den Menschen das mit den Parkplätzen etwas schonender beibringen kann als durch Zettelchen, die ein paar Tage vorher an der Windschutzscheibe kleben. An der Schillerstraße geht es laut Stadt um 80 bis 90 Parkplätze. Die Stadt hat einige andere Ideen, wie man den Menschen im Viertel die Pläne schmackhaft man kann: Hauswurfsendungen, Präsenzveranstaltungen, Vor-Ort-Begehungen, Info-Stände im Straßenzug, digitale Beteiligung, in Klammern steht dahinter: „Internet“. Im Frühjahr soll das alles passieren. So steht es im städtischen Verwaltungspapier. Denkbar wäre vielleicht auch noch eine andere Kommunikationsstrategie, denn im Grunde verschwinden die Parkplätze ja gar nicht. Man darf dort nur keine Autos mehr abstellen. (rhe)
Die Entscheidung von Galeria Karstadt Kaufhof lässt noch immer auf sich warten. Die Warenhauskette ist pleite und wird mehrere Filialen in Deutschland schließen. Ende Januar dürfte es Klarheit geben. Spätestens dann wissen wir auch, wie es mit den Kaufhäusern an der Ludgeri- und an der Salzstraße in Münster weitergeht (RUMS-Brief).
Andernorts bereitet man sich aber schon auf den Leerstand vor. Die Neue Westfälische berichtete vergangene Woche, dass die Wiederbelebung des Karstadt-Gebäudes zum Innenstadtkonzept der Stadt Bielefeld gehört. Die Stadt will den Leerstand für eine Marketingkampagne nutzen, bei der sich Kunstschaffende, Handwerksbetriebe, Start-ups und soziale Einrichtungen in den ungenutzten Geschäften präsentieren können. Das Bielefelder Stadtmarketing möchte außerdem eine Kulturwoche mit Begleitveranstaltungen organisieren.
Und wie sieht’s in Münster aus? Gibt es hier ein Zwischennutzungskonzept für Leerstand? Dazu ein Anruf bei Bernadette Spinnen vom Stadtmarketing. Sie sagt, die Stadt verfolge die Galeria-Insolvenz und arbeite mit verschiedenen Szenarien. Ein Leerstandskonzept könne die Stadt allerdings nicht aus der Schublade ziehen.
Das sei aber auch nicht notwendig, sagt Spinnen. Man müsse jede leere Immobilie individuell betrachten. Nicht immer passe die Nutzung ins Gebäude. Und nicht immer erfüllten mögliche Nutzer:innen die Mieterwartung der Eigentümer:innen.
Die Stadt verfolge eine andere Strategie, um auf Leerstand zu reagieren: Sie vernetze sich mit allen Akteur:innen in der Innenstadt, um Lösungen zu finden. Ein Beispiel hierfür sei das Knipperdollinghaus am Prinzipalmarkt 41, sagt Spinnen. In dem leeren Geschäft habe etwa die Fachhochschule im vergangenen Jahr eine einwöchige Plattform für Wissenschaftskommunikation bekommen und eine Veranstaltung des Vortragsformats „TEDxMünster” habe dort stattgefunden.
Bernadette Spinnen sagt, die Stadt habe mit dem integrierten Innenstadtkonzept und dem Zentrenmanagement eine Grundlage geschaffen, die die Entwicklungsziele festhält. Der Kampf gegen Leerstand ist darin allerdings kein zentrales Thema. (sfo)
Mal sehen
Nach Hause telefonieren
Bald wird es in Münster keine Telefonzellen mehr geben. Paula Götz hat sich die letzten Exemplare für RUMS angesehen – und sie hat sie fotografiert.
Interview mit Carlos Ribeiro Zina
Mit dem linken Fuß aufhalten, mit der rechten Hand putzen
Herr Ribeiro Zina, wie sah eine typische Tour für Sie aus?
Ich bin mit dem Bus nach Roxel zu einer Tankstelle gefahren. Um sechs Uhr morgens habe ich dort einen Renault Twingo abgeholt. Damit bin ich über die A43 in Richtung Ruhrgebiet. Meistens habe ich eine Tour über Recklinghausen, Datteln und Haltern gemacht, manchmal war ich auch in Dortmund oder Düsseldorf. An einem guten Tag kam ich um 15 Uhr zurück, bei schlechtem Wetter oder extrem schmutzigen Telefonzellen hat es aber auch mal bis 21 Uhr gedauert. Ich schätze, dass ich pro Tour etwa 300 Kilometer gefahren bin und um die 70 Telefonzellen sauber gemacht habe. Ich hatte dabei übrigens eine bestimmte Technik, weil es in diesen Zellen immer unangenehm gerochen hat: Mit dem linken Fuß habe ich die Tür aufgehalten und mit der rechten Hand geputzt.
Was hatten Sie immer dabei?
Ein Kehrblech, einen Besen, einen Wassereimer, Reinigungsmittel und ein Buch für Wartezeiten. Manchmal habe ich eineinhalb Stunden an einer Telefonzelle gewartet, bis die Leute wieder rausgekommen sind. Die war damals echt lebensnotwendig. Für viele war das zum Beispiel die einzige Möglichkeit, mit ihren Familien zu sprechen, die in einem anderen Land lebten.
Haben Sie selbst häufig in Telefonzellen telefoniert?
Auf jeden Fall. Ich habe bei der Arbeit viele Telefonkarten gefunden, auf denen noch Guthaben war. Wenn die verschmutzt waren, konnte man damit aber nicht mehr telefonieren. Die habe ich gereinigt und benutzt, teilweise waren da noch 50 Mark drauf. In meiner Mittagspause habe ich dann oft Leute angerufen. Ich habe auch überlegt, mir eine gelbe Telefonzelle in den Garten zu stellen, aus nostalgischen Gründen. Habe ich aber doch nicht gemacht. Dann müsste ich die ja saubermachen.
Ende März hatte Johanne Burkhardt für RUMS mit dem Münsteraner Andre Groten gesprochen. Er hat zusammen mit seiner Frau in Kyjiw gelebt und musste zu Beginn des Krieges flüchten. Hier erzählen wir, wie es für die beiden nach ihrer Flucht weiterging.
Als am Samstagnachmittag in Dnipro eine Rakete in einem Plattenbau einschlug, 950 Kilogramm Sprengstoff explodierten und mindestens 40 Menschen starben, waren die Tante und der Onkel von Mariia Groten nur wenige Kilometer entfernt. So nah war der Krieg noch nie gekommen. „Jeder hat irgendeine Verbindung zu Menschen, die verschüttet oder gestorben sind“, sagt Mariias Ehemann Andre. Er war gleich nach Ausbruch des Kriegs zusammen mit seiner Frau geflohen, inzwischen leben sie in Münster im Stadtteil Albachten, zwischen zwei Welten. Sie telefonieren mit den Eltern, der Schwester oder mit der Russisch-Lehrerin in Odessa. Sie alle leben in Angst. Mariia hat gerade die theoretische Führerscheinprüfung geschafft. Am Samstag folgt die Praxis. Mariia und Andre treffen sich mit Freunden im Kuhviertel in der Kneipe, um über den Krieg zu sprechen, aus sicherer Distanz, aber emotional sehr großer Nähe. Das hat sich auch nach zehn Monaten nicht geändert. Solange Reisen nicht möglich sind, schickt man sich gegenseitig Pakete, und das ist jedes Mal ein Abenteuer. Beim letzten Mal trafen sie den Kurier mitten in der Nacht auf einem Parkplatz an der Hafenstraße. Ein polnischer Lieferwagen fuhr vor, ein Mann stieg aus. Er stellte eine Frage: „Sind Sie Mariia Groten?“ Dann übergab er das Paket und verschwand mit seinem Lieferwagen in der Dunkelheit. Die Reise zu den Eltern, die für Februar geplant war, ist vorerst verschoben, auf den Sommer. Es hängt alles auch davon ab, wie es mit dem Krieg weitergeht. Aber wie wird es weitergehen? „Im schlechtesten Fall zieht es sich noch sehr lange hin“, sagt Andre Groten. Und was, wenn es besser läuft? „Im besten Fall sehen wir zum Herbst gravierende Fortschritte.“ Vielleicht gehöre die Krim dann wieder zur Ukraine. Aber das habe nicht der Zufall in der Hand, sagt Groten. Wichtig sei vor allem, dass die richtigen Waffen kommen. (rhe)
Am Freitag haben wir uns in unserem RUMS-Brief empört, und zwar über Reiche und ihre klimaschädlichen Kurzstreckenflüge. In der vergangenen Woche musste das Presseteam des Flughafens Münster Osnabrück (FMO) nach eigenen Aussagen viele lustige Anfragen beantworten und auf wilde Spekulationen wie unsere eingehen. Der Grund: Die Süddeutsche hat veröffentlicht, dass auf der Strecke Essen-Münster häufig Kurzstreckenflüge stattfinden. Stimmt. Tatsächlich ist es aber so, dass die 2.000 Starts und Landungen in 2022 zwischen Münster und Mülheim auf das Konto von Flugschüler:innen gehen. In Essen-Mülheim befindet sich schließlich eine Flugschule, und der ruhigere Flughafen in Münster eigne sich nun einmal besser für Trainings als etwa der Flughafen in Düsseldorf. Auf der Strecke sind für das Jahr 2022 25 Fluggäste verzeichnet, was laut Pressesprecher des Flughafens noch einmal verdeutlicht: Hier sind größtenteils Pilotinnen, Piloten und Crew geflogen. Die gehen nämlich nicht in die Fluggaststatistik ein. (sst)
Außerdem haben wir gezeigt, dass wir manchmal nicht das machen, was wir uns von Ihnen wünschen: genau lesen. In unserem PS vergangenen Freitag haben wir geschrieben, dass Radfahrende an dieser Stelle wegen des Aufstellers nun auf den Gehweg ausweichen müssen. Das ist falsch, denn hier handelt es sich um einen gemeinsamen Bestands-Geh-Radweg. Das hatte die Pressestelle der Stadt auch so mitgeteilt. Wir haben es korrigiert. (sst)
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Heute meldet die Stadt 39 positive PCR-Tests. Insgesamt sind momentan 460 infizierte Personen registriert, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt knapp unter 100 bestätigten Infektionen pro 100.000 Einwohner:innen. Vier Covid-19-Patient:innen liegen auf der Intensivstation, eine Person wird invasiv beatmet.
+++ Der Automobilclub Münster ist gewissermaßen rasend vor Wut, weil die Stadt mehr Verkehrskontrollen angekündigt hat. (Westfälische Nachrichten)
+++ Irgendwer hat in der Innenstadt Wände beschmiert und ein Kreuz aufgestellt. (Polizei Münster)
+++ Auf dem Prinzipalmarkt gilt am Freitagnachmittag ausnahmsweise die Regel: Links vor Rechts. (Polizei Münster)
+++ Der Gievenbecker Ortskern soll in drei Jahren anders aussehen. (Stadt Münster)
+++ Die CDU-Fraktion im Rat verbreitet eine Falschmeldung, nach die Höchstpreise von Anwohnerparkausweisen in Münster mit der Preiserhöhung so teuer würden wie in keiner anderen deutschen Stadt. (CDU-Fraktion, Berliner Zeitung)
+++ Die Stadtwerke befürchten, dass sich eine große Lücke in der Bilanz auftun wird, wenn das Rathausbündnis die Fahrpreise nicht anhebt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Der neue Domkapitular am St.-Paulus-Dom heißt Stefan Dördelmann, ist 61 und war vorher Pfarrer in Ibbenbüren. (Bistum Münster)
+++ Tim Pasch, der Sprecher der Ratsgruppe von Volt, verlässt Münster berufsbedingt und legt sein Ratsmandat nieder. (Westfälische Nachrichten)
+++ Weil es kaum noch Coronaregeln gibt, finden die Proteste dagegen nur noch einmal im Monat statt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Eine Initiative will mit einer Petition erreichen, dass das Kunstprojekt Himmelsleiter an der Lambertikirche auch über den März hinaus bleibt. (Kirche und Leben)
+++ Die Industrie- und Handelskammer und die Polizei veranstalten Münsters ersten Cybercrime-Kongress. (Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen)
+++ Zum Jahrestag der russischen Invasion in die Ukraine soll am 24. Februar eine Menschenkette Münster und Osnabrück verbinden. (Alles Münster)
Direkt am Kanal in der Dachetage des Bennohauses befindet sich das Yolk Kulturcafé. Die Einrichtung und Speisekarte erinnern an ein amerikanisches Diner. Zum Frühstück gibt es hier Buttermilch-Pancakes, Baked Beans und Maisbrot. Mittags wechseln sich je nach Jahreszeit Salate, Sandwiches und Eintöpfe ab. Außerdem hat das Yolk ein volles Kulturprogramm mit Livemusik und Theaterstücken. Und im Sommer lässt sich auch die sonnige Terrasse wieder genießen, mit Blick auf den Kanal.
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Heute hat Viktoria Pehlke für Sie in den Terminkalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Das Rudelsingen kennen Sie vielleicht aus der Vorweihnachtszeit, wenn Münster sich zum gemeinsamen Singen auf dem Domplatz trifft. Am Donnerstag findet das Rudelsingen erneut statt, diesmal im Foyer des LWL-Museums für Kunst und Kultur. Gesangstalent oder Chorerfahrung sind dafür nicht nötig, Hauptsache ist der Spaß am Singen. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr.
+++ Die Fotoausstellung 75 Jahre Frieden ist noch bis zum 26. Januar in der Bürgerhalle des LWL-Landeshauses zu sehen. Die Schwarz-Weiß-Bilder thematisieren das staatliche Erinnern an das Kriegsende 1945 und zeigen Mahn- und Gedenkstätten in ganz NRW. Der Eintritt für die Ausstellung ist frei.
+++ Deutschsprachige Literatur Schwarzer Menschen findet in Medien und Institutionen noch wenig Platz. In einem Vortrag widmet sich die Germanistin Jeanette Oholi am Donnerstag diesem Thema. Sie zeigt, wie vielfältig und bedeutsam die Literatur Schwarzer Menschen für die deutschsprachige Literatur ist. Beginn ist um 19 Uhr im Hörsaal JO1 in der Johannisstraße 4. Der Eintritt ist kostenlos.
+++ Der Filmemacher Marcel Kolvenbach wandelt auf den Spuren von Fritz Kann, dem ersten Mann seiner Großmutter. Er war Jude und wurde 1942 von den Nazis deportiert und ermordet. Seine Familiengeschichte hat der Regisseur zum Dokumentarfilm Auf der Suche nach Fritz Kann gemacht. Am Donnerstag zeigt das Cinema den Film und lädt im Anschluss zum Gespräch mit Marcel Kolvenbach ein. Beginn ist um 18:30 Uhr. Tickets gibt es online.
Und noch ein Tipp von mir selbst:
+++ Das Stadtensemble veranstaltet am Samstag im Kreativ-Haus ein Barcamp, das in diesem Fall Zukunftscamp heißt. Und falls Sie schon mit dem Begriff Barcamp nichts anfangen können, das ist eine Konferenz, an deren Beginn Menschen aus dem Publikum Themenvorschlägen, und was den anderen im Publikum am besten gefällt, darüber wird dann in kleinen Gruppen gesprochen. Das große Thema lautet: Wie wollen wir leben? Karten bekommen Sie hier.
Morgen wird es wieder etwas kälter. Am Freitag schickt Sebastian Fobbe Ihnen wärmende Worte. Kommen Sie gut durch die Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn), Viktoria Pehlke (vpe), Svenja Stühmeier (sst)
Lektorat: Antonia Strotmann
PS
Vielleicht kennen Sie Duolingo oder andere Apps, mit denen man Sprachen lernen kann, um sich in der Fremde besser zurechtzufinden. An so etwas arbeitet die Uni Münster jetzt, wie die Deutsche Presseagentur berichtet. Die Fremde ist in diesem Fall das Münsterland, denn es geht um das Münsterländer Platt. Nur muss in dem Fall niemand die Sorge haben, sich ohne die Sprachkenntnisse aus der App nicht mehr zurechtzufinden. Jüngere Menschen machen vielleicht noch Wortspiele, die etwas platt sind (sehen Sie), aber haben für den Dialekt nicht mehr so viel übrig. Das soll die Software im besten Fall ändern. Sie heißt „PlattinO“, und damit wäre die Vorliebe für platte Wortspiele schon mal bewiesen. Jetzt müsste nur noch das mit der Begeisterung für die Sprache gelingen. Aber das gelingt vielleicht auch ganz ohne App, zum Beispiel mit diesem wunderbaren Gedicht (das erste), das ich selbst in der Grundschule gelernt habe. (rhe)
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PPS
Wenn die Geschichte etwas anders verlaufen wäre, dann würden wir Drensteinfurt heute vielleicht in einem Atemzug mit Paris und London nennen, denn im Jahr 1970 beschloss der damalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD), dass sein Bundesland neben Düsseldorf und Köln/Bonn einen weiteren internationalen Flughafen bekommen sollte, irgendwo zwischen Rinkerode, Albersloh, Everswinkel, Hoetmar, Sendenhorst und eben der Airport-Metropole Drensteinfurt. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Die Pläne scheiterten. Heute vor genau 50 Jahren gab der Landtag das Ende dieses Fiebertraums bekannt. Daran erinnert Jörg Friedrich bei Facebook. Und wenn Sie das alles nicht glauben, dann gehen Sie mal auf die Seite des Heimatvereins Sendenhorst. Dort finden Sie ein Archiv mit Plänen, Studien, Chroniken und Zeitungsartikeln, das gefühlt ungefähr so groß ist wie ein Flughafen. (rhe)
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