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Geld: Was in Münster alles teurer wird | Verkehr: Wann geht’s denn bitteschön weiter? | Unbezahlte Werbung: Die kleinen Dinge

Guten Tag,
heute schauen wir der Inflation live bei der Arbeit zu. Im neuen Jahr wird vieles teurer. Wie man so etwas geschickt und unauffällig mitteilt, hat Münsters Zoo Ende November vorgeführt.
Über der Meldung auf der Website mit der unangenehmen Information steht die Überschrift: „Neues im Allwetterzoo Münster“. Hier in der RUMS-Redaktion nennen wir so etwas einen Euphemismus.
Aber die Überschrift stimmt, denn darum geht es in der Meldung, zumindest am Anfang: um das Neue im Zoo, um die neue Tropenhalle, das sanierte Bärenhaus und den Artenschutz-Campus.
Aber im drittletzten Absatz, wenn man schon angefangen hat, sich auf all das zu freuen, dämpft Zoo-Direktorin Simone Schehka die Freude dann doch mit dem Satz: „Insgesamt führt dies zu einer notwendigen Steigerung der Eintrittspreise.“
Ab Januar kostet das Tagesticket 23,90 Euro, das sind zwei Euro mehr als vorher. Der Preis für eine Familienjahreskarte steigt um 10 Euro. Für sie verlangt der Zoo dann 219 Euro. Ein kleiner Trost: Die Münster-Information verkauft für 139 Euro eine Karte, mit der Erwachsene 10 Mal in den Zoo kommen, Kinder 20 Mal (Quizfrage: Wie oft können Erwachsene und Kinder mit einer Karte zusammen in den Zoo?).
Aber Moment, wir sind ja noch gar nicht bei der Unbezahlten Werbung, daher bleiben wir noch kurz bei den schlechten Neuigkeiten.
Auch die Stadt Münster hängt neue Preisschilder an das, was sie anbietet. Morgen entscheidet der Rat über eine lange Liste an Leistungen, die bald mehr kosten werden. Hier ein unvollständiger Überblick. Schauen wir zuerst auf die Schwimmbäder.
- Die Preise für eine Tageskarte steigen ab Januar um 50 Cent auf 4,50 Euro, wie die Verwaltung es Anfang November angekündigt hatte. Die Jahreskarte verschwindet dann allerdings nicht aus dem Angebot, wie es zunächst geplant war. Sie wird teurer und kostet für Erwachsene im neuen Jahr 240 Euro. Im Vergleich zu vorher sind das 30 Euro mehr. Hier ein Überblick über alle Preise.
Was haben wir noch? Zwischendurch eine gute Nachricht: Die Abfallgebühren und die Straßenreinigungsgebühren bleiben unverändert. Die Abfallwirtschafttsbetriebe haben nach eigenen Angaben zwar auch höhere Kosten, aber sie haben in den vergangenen Jahren etwas Geld zurückgelegt.
Und eine noch bessere Nachricht: Die Gewässergebühren werden sogar günstiger. Das betrifft Sie allerdings nur, wenn Sie ein Grundstück haben, von dem aus Wasser in einen öffentlichen See oder Fluss fließt. Dann zahlen Sie im Stadtgebiet ungefähr ein Viertel weniger.
Dazu gibt es die Abwassergebühren. Kommen Sie noch mit? Das ist das Geld, das die Stadt dafür verlangt, dass sie Schmutz- und Regenwasser reinigt und Klärschlamm entsorgt. Ein Beispiel:
- Ein Haushalt mit vier Personen und einem Jahresverbrauch von 200 Kubikmetern Frischwasser (200.000 Literflaschen) zahlt für die Abwasserbeseitigung in Münster in diesem Jahr 559 Euro pro Jahr. Nach der Änderung der Gebühren wäre es 642 Euro pro Jahr. Das sind 83 Euro mehr.
Auch Busfahren wird teurer, allerdings erst in der zweiten Jahreshälfte.
- Die Stadtwerke wollen die Ticketpreise laut den Westfälischen Nachrichten im August um sieben Prozent erhöhen. Das 90-Minuten-Ticket würde dann 2,35 Euro kosten – statt wie bisher 2,20 Euro.
Immerhin verlängert die Stadt das Deutschlandticket alias 49-Euro-Ticket, allerdings auch hier gleich ein Dämpfer: nur bis Ende April.
Warum das? Bund und Land zahlen das Ticket bis dahin vollständig. Danach müsste Münster wohl einen Anteil übernehmen. Genaueres steht noch nicht fest. Ob es mit dem Ticket dann überhaupt weitergeht, auch nicht. Der erste Landkreis ist in dieser Woche schon ausgestiegen, schreibt der Tagesspiegel heute. Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmen, sagt in dem Beitrag: „Es war zwar der erste Landkreis, aber es wird nicht der letzte gewesen sein.“ (rhe)
Korrekturhinweis:
In einer früheren Version hatten wir in den Angaben zu städtischen Verwaltungsgebühren aus einer falschen Übersicht zitiert. Die Passage haben wir entfernt, da die genannten Preise sich nicht ändern. Richtig ist es wie folgt: Sich in Münster an- und abzumelden ist kostenlos, ein Auszug aus dem Melderegister kostet 9 Euro, eine Baugenehmigung mindestens 50 Euro (Tarifstelle 3, Punkt 3.1.4). Einen Grundbuchauszug bekommt man beim Grundbuchamt (über das Amtsgericht). Kosten: 10 Euro, für einen amtlichen Ausdruck 20 Euro. (rhe)
Heute lesen Sie im Brief:
- Die Ratssitzung: Ein Überblick
- Beachvolleyballhalle: Finanzierung unklar
- Münster: Einkommen hängt von Adresse ab
- Wie es weiterging: Bürger:innenbeteiligung
- Verkehrspolitik: Wann geht’s denn weiter?
- Klima-Update: 1.200 Stellungnahmen zum Regionalplan
- Ein-Satz-Zentrale: Gericht zieht zum Domplatz
- Unbezahlte Werbung: Die kleinen Dinge
- Drinnen und Draußen: Gitarrengipfel im Pumpenhaus
+++ Oben ging es schon um Geld. Aber was steht sonst noch im Rat auf der Tagesordnung? Zu Beginn zum Beispiel eine Aktuelle Stunde zur Bäder-Misere, so eine Stunde ist im Rat laut Geschäftsordnung allerdings nur 30 Minuten lang. Etwas mehr Zeit wird der städtische Haushalt in Anspruch nehmen, allein wegen der vielen Haushaltsreden. Und: Die Internationale Fraktion möchte mit einem Antrag zur sofortigen Beschlussfassung ein Moratorium für den Gasometer erwirken. Fände der Antrag eine Mehrheit, bliebe bis Juni 2025 alles so, wie es ist, und der Investor könnte sein Bauprojekt erst mal vergessen. Dann stehen noch einige soziale Themen auf der Tagesordnung: Der Rat entscheidet über den Pflegebedarfsplan bis 2026 (RUMS-Brief über den Plan bis 2025), die Unterkunft für wohnungslose Familien an der Nieberdingstaße soll ausgebaut werden, Schüler:innen sollen ein Ticket für Kulturangebote in Münster bekommen. Das Ratsbündnis stellt außerdem einen Antrag für ein Forum über die soziale Ungleichheit in Münster (RUMS-Beitrag). Die Linke möchte mit sofortigem Beschluss erreichen, dass Fahren ohne gültigen Fahrschein entkriminalisiert wird (RUMS-Brief). Die CDU hat außerdem einen Antrag gestellt mit Ideen, um die Kita-Misere in Münster in den Griff zu bekommen (RUMS-Brief), und noch einen zweiten zu den Stadtfinanzen. Die Ratssitzung beginnt um 16:15 Uhr im Stadtweinhaus. Wenn Sie lieber erkältungsvirentechnischen Sicherheitsabstand wahren wollen, können Sie den Rat auch per Livestream verfolgen. (sfo)
+++ Und dann ist da noch ein Errichtungsbeschluss: An der Grevener Straße soll eine Beachvolleyballhalle entstehen, den die Vereine in Münster, Ostbevern und Lüdinghausen nutzen können sollen. Damit möchte die Stadt zum Stützpunkt werden für Profi-Beachvolleyballerinnen in Westdeutschland werden. Die Vorlage wird der Rat sehr wahrscheinlich durchwinken, auch der Sportausschuss hat den Bau der Halle ohne Knurren abgesegnet. Bloß: Die Finanzierung ist noch nicht ganz eingetütet. In der Vorlage steht die famose Formulierung: „Derzeit gehen [wir] von einer Förderung seitens des Landes von 55% bezogen auf die förderfähigen Kosten aus.“ Die Schwammigkeit lädt zu Spekulationen ein, denn eine spezifische Förderung für Beachvolleyballprojekte hat das Land NRW eigentlich nicht. Schauen wir mal, wie viel es gibt. (sfo)
+++ Jede:r Dritte:r in Münster hat einen Hochschulabschluss, weit mehr als der Bundesdurchschnitt. Und mehr noch: Dort, wo die Akademiker:innen zu Hause sind, sind die Löhne auch deutlich höher. Einkommen, Arbeit und Bildung sind in Münster eine Frage der Adresse. Das zeigt eine neue Recherche von „Zeit online“, die sich angeschaut hat, wo Arbeitslose, Gutverdienende mit mehr als 57.600 Euro Jahreseinkommen und Menschen mit Hochschulabschluss in den deutschen Städten leben. In Münster zeigt sich einmal mehr: je dichter dran am Zentrum, desto höher die Bildung und das Einkommen. (sfo)

Genießen Sie eine Extraportion Weihnachtsstimmung beim Weihnachtskonzert des Sinfonieorchester Münster: Weihnachtliche und winterliche Musik, die Weihnachtsgeschichte von Dickens und Weihnachtslieder zum Mitsingen erwarten Sie.
Termine: 22.12., 11:30 Uhr| 23.12., 15:00 Uhr | 23.12., 17:30 Uhr | 26.12., 15:00 Uhr
Ort: Großer Saal im Theater Münster
Wir haben vor ein paar Briefen über den Arbeitskreis zum Bürger:innenrat berichtet (RUMS-Brief). Daraus ging hervor, dass ein weiterer Arbeitskreis nun Leitlinien zur Bürger:innenbeteiligung entwickeln soll. Eine Leserin hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass die Stadt schon einmal etwas mit einem ähnlichen Namen veröffentlicht hat: Die Leitorientierungen für gute Öffentlichkeitsbeteiligung. Dass das zwei verschiedene Dinge sind, geht aus dem Ratsbeschlusshervor. Aber: Wo genau liegt der Unterschied?
Ein Sprecher der Stadt schreibt uns: Zu den Leitlinien für Bürger:innenbeteiligung sollte es eigentlich schon ein Stadtforum im März 2020 geben. Es sei schließlich üblich, dass Verwaltung, Politik und Bürger:innen gemeinsam an so etwas arbeiten. Das nennt man dann „trialogische Arbeitsgruppe“. Das Stadtforum musste wegen Corona aber abgesagt werden. Nachholen war dann längere Zeit nicht möglich.
Allerdings gab es eben schon die sogenannten Leitorientierungen. Ende 2021 hatte sich die Verwaltung dann dazu entschlossen, diese „Qualitätsstandards“ dem Rat vorzulegen – zunächst, ohne dass sich eine trialogische Arbeitsgruppe damit beschäftigt hatte.
Das soll sich nun ändern. Inhaltlich gebe es zwei Aspekte, in denen die Leitlinien über die Leitorientierungen hinausgehen: Die Öffentlichkeit soll sich besser informieren können, etwa mit Beteiligungsportalen und Vorhabelisten. Und sie umfassen weitere Möglichkeiten, teilzuhaben. Zum Beispiel sollen weitere Gremien eingeführt werden, damit sich Bürger:innen einbringen können.
Antworten zum aktuellen Stand könnte die Verwaltung am Mittwoch im Rat liefern. Andreas Schiel vom „Demokratie-Update Münster“ stellt dann eine Einwohnerfrage zum Bürger:innenrat. (sst)
Was die Verkehrspolitik aufhält
In New York wollen sie jetzt Geld von Menschen nehmen, die mit dem Auto in die Stadt fahren möchten. Die „New York Times“ berichtete vor anderthalb Wochen über den Plan. Die Debatte dort ist aus mehreren Gründen auch für Münster interessant.
Zum einen ist auch hier die Frage: Wie bekommt man die ganzen Autos aus der Stadt? Und vielleicht ist eine City-Maut für deutsche Städte ein Ausblick auf eine Zukunft, über die man jetzt noch nicht sprechen möchte.
Noch probiert man die Mobilitätswende in Münster in kleinen und zaghaften Schritten, und das schon sehr lange. Vor genau 30 Jahren veröffentlichte das Stadtplanungsamt den „Verkehrsbericht Münster 1993“, eine fast zeitungsgroße Broschüre, auf deren Titelseite steht: „Fünf Schritte, ein Ziel – umweltfreundliche Wege in die Stadt“.
Gleich auf der ersten Seite schreibt das Stadtplanungsamt: „(…) Erreichbarkeit sichern, heißt Mobilität ermöglichen. Doch die darf die Attraktivität der Stadt nicht ersticken – weder durch Autoabgase noch durch Blechlawinen.“
Auf Seite 6 geht es um den Pendelverkehr. Dort heißt es: „Münster will das Problem bei der Wurzel packen. Möglichst viele Pendler sollen die Bahn oder den Bus nutzen. Doch dafür muss das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln ‚vor der Haustür der Pendler‘ verbessert werden.“
In der Ratssitzung morgen wird das Rathausbündnis aus Grünen, SPD und Volt zusammen mit der Internationalen Fraktion einen Antrag stellen, in dem die Parteien den Wunsch formulieren, dass nun endlich das passiert, was die Stadt vor 30 Jahren angekündigt hat – dass sie das Problem an der Wurzel packt. Oder dass sie es zumindest anfängt, etwas systematischer vorzugehen. Es geht um die Busbeschleunigung.
Deadlines eher als Vorschlag
Das Rathausbündnis hat vor zwei Jahren Geld im Haushalt für zwei Stellen im Tiefbauamt bereitgestellt, damit es dort endlich Menschen gibt, die Zeit für diese Aufgaben haben und zuständig sind. Zwei wichtige Voraussetzungen, wenn man ein Problem lösen will.
Allerdings sind diese Personen nach unseren Informationen noch immer nicht eingestellt. Jetzt soll die Stadtverwaltung, so steht es im Antrag, spätestens bis zum zweiten Quartal ein „Maßnahmenpaket zur Busbeschleunigung“ vorlegen.
Die Stadt soll Dinge ausprobieren, auch provisorische. Die zusätzliche Busspur auf der Weseler Straße soll dauerhaft bleiben, auf der Steinfurter Straße, der Grevener Straße, dem Albersloher Weg und in Richtung Uniklinik soll irgendetwas passieren, das die Busse etwas schneller macht.
Bis Ende nächsten Jahres soll die Stadt einen Bericht dazu vorlegen, was sie unternommen hat. So eine Frist klingt entschlossen, aber in der Vergangenheit hat sich mehrfach gezeigt, dass die Stadtverwaltung in Deadlines eher einen Vorschlag sieht.
Vor knapp vier Jahren gab der Rat der Stadt den Auftrag, eine Übersicht der Maßnahmen zu erstellen, mit der sie bis 2030 ihr Klimaziel erreichen will. Diese Übersicht gibt es bis heute nicht. Die vom Rat geforderten jährlichen Berichte zu den Klimaschutzmaßnahmen sind nie erschienen.
Im Frühjahr wies der Rat die Stadtverwaltung an, bis zur Sommerpause einen Vorschlag zum Klimabudget zu erarbeiten. Inzwischen ist es Mitte Dezember. Den Vorschlag gibt es noch immer nicht.
Vor knapp zwei Jahren legte die Stadtverwaltung acht Vorschläge dazu vor, wie man das Verkehrsproblem am Aegidiitor lösen könnte. Das Rathausbündnis war mit keinem davon zufrieden und gab der Stadtverwaltung den Auftrag, einen der Vorschläge umzuarbeiten. Seitdem hat man auch davon nichts mehr gehört.
Was hat die größte Priorität?
In der Ratssitzung morgen stellen das Ratsbündnis und die Internationale Fraktion auch zum Aegidiitor einen Antrag. Im ersten Punkt heißt es: „Der Rat stellt fest, dass die notwendigen Planungen zur Umgestaltung des Knotenpunktes Aegidiitor seit Beschluss der Vorlage V/0062/2022in geänderter Fassung nicht erkennbar vorangeschritten sind.“
Auch hier möchte der Rat im ersten Halbjahr 2024 von der Stadtverwaltung einen Bericht dazu haben, wie es jetzt weitergeht. Das steht unter Punkt fünf des Antrags. Na ja. Mehr als nicht klappen kann es ja nicht.
Es gibt mehrere mögliche Gründe dafür, dass es in Münster in der Verkehrspolitik nicht vorangeht. Einer könnte sein: Das jeweils zu lösende Problem ist zu kompliziert. Ein anderer ist: Es mangelt an Ressourcen.
Beides könnte die Stadt erklären. Dass Aufgaben zunächst einfacher aussehen, als sie tatsächlich sind, können viele sich vorstellen. Das könnte man auch so erklären, dass die Menschen es verstehen.
Im zweiten Fall könnte der Rat helfen – entweder, indem er neue Stellen schafft (die dann bestenfalls auch besetzt werden), oder indem er bei der Beantwortung der Frage hilft: Was hat die größte Priorität?
Stellt die Verwaltung allerdings keine Transparenz darüber her, welche Gründe es für die Verzögerungen gibt, entsteht schnell der Verdacht, dass es noch einen anderen Grund geben könnte, nämlich: Die Verwaltung will nicht, dass es mit der Verkehrspolitik so vorangeht, wie der Rat es sich vorstellt.
Rettet die Stadtverwaltung ihre alten Vorschläge herüber bis zum rettenden Ufer der Kommunalwahl im übernächsten Jahr, und hat danach wieder die CDU das Sagen, könnte es schließlich doch noch was werden mit einem der acht alten Vorschläge fürs Aegidiitor und vielleicht sogar mit dem Flyover.
Das sind Gründe und mögliche Erklärungen dafür, dass die Verkehrspolitik im Stau steht.
Wenn es wirken soll, muss es teuer sein
In New York könnten sich die Dinge mit der Citymaut sehr schnell verbessern. Das haben laut dem Zeitungsbericht die Beispiele anderer Städte gezeigt. London, Stockholm und Singapur verlangen schon länger fürs Autofahren in der Innenstadt Geld.
Auch hier gelang das alles nicht reibungslos. In Stockholm habe es einen großen Aufschrei gegeben, die Widerstände gegen die hohen Gebühren seien auch nach Jahren geblieben, schreibt die „New York Times“. Doch in allen drei Fällen habe die Politik sich als wirksam erwiesen. Um den Verkehr zu reduzieren, um Staus zu verkürzen, um Emissionen zu verringern und – das ist der interessanteste Teil –, um sehr viel Geld einzusammeln, das die Städte in den Ausbau der Alternativen zum Auto verwendet haben.
Diese Umverteilung ist also nicht nur das Prinzip, nach dem linke Parteien in der westfälischen Provinz versuchen, aus ideologischer Abneigung Menschen mit Auto zu gängeln. Es ist auch das Prinzip, nach dem Weltmetropolen versuchen, ihre Verkehrsprobleme zu lösen.
Trotzdem kann man nicht sagen: Genauso muss es gemacht werden, denn die Erfahrungen in London, Singapur und Stockholm zeigen ebenfalls, was alles schiefgehen kann. In London etwa sank der Verkehr vor 20 Jahren in der Innenstadt im ersten Jahr nach Einführung der Maut um ein knappes Fünftel. Das machte die Innenstadt wieder attraktiver für Autos, die Menschen gewöhnten sich an die hohen Preise, und am Ende waren die Straßen wieder voll.
Der Londoner Verkehrswissenschaftler David Metz sagt in dem Artikel, um den Verkehr dauerhaft zu reduzieren, müsse man sehr hohe Gebühren verlangen.
Was das in einer konservativ geprägten Stadt wie Münster bedeuten würde, lässt die Debatte über die Anwohnerparkausweise erahnen. Auch um sie geht es morgen im Rat. Die neue Gebührenordnung steht auf der Tagesordnung. Und das Ratsbündnis will die Ausweise in zwei weiteren Vierteln einführen: im Kreuzviertel und in Pluggendorf.
Die Stadt im Blick?
Die CDU hält die neuen Preise von 260 Euro pro Ausweis für viel zu hoch. Sie verweist auf die Gebühren in Heidelberg (120 Euro), Mannheim (96 Euro) oder Tübingen (120). Die Greenpeace-Ortsgruppe Münster kritisiert in einer Pressemitteilung, ein Preis von 260 Euro sei zu ambitionslos.
Was in New York passiert, ist aus einem weiteren Grund für Münster interessant, denn bemerkenswert ist: In der Acht-Millionen-Metropole orientiert man sich unter anderem an Stockholm, einer Stadt, die kaum drei Mal so groß wie Münster ist. Und das ist ein Effekt, mit dem die CDU sonst gerne argumentiert, auch ganz aktuell im Zusammenhang mit den Zuschüssen aus dem Haushalt. Es ist die Außenwirkung.
Dass Grüne, SPD und Volt das jährliche Reitturnier vor dem Schloss nicht mit 50.000 Euro unterstützen wollen, kommentiert CDU-Ratsherr Hendrik Grau in einer Pressemitteilung mit dem Satz: „Das Bündnis um die Grünen bedient parteipolitische Lieblingsprojekte, hat aber nicht die ganze Stadt im Blick.“
Städte, die in der Verkehrs- oder Klimapolitik vorangehen und etwas wagen, können dafür auch mit einer Belohnung rechnen – jedenfalls, wenn sie zu den Ersten gehören. Ihr Image gewinnt, und sie bekommen viel Aufmerksamkeit. Andere Städte schauen dorthin, wo sie sich etwas abgucken können. So verbreiten sich gute Konzepte und Ideen.
Die erste deutsche Stadt, der es gelingt, klimaneutral zu werden, wird profitieren, weil Menschen dorthin reisen oder sogar dort leben möchten. Aber man kann es natürlich auch anders sehen. Man kann auch parteipolitische Lieblingsprojekte bedienen wie zum Beispiel, das Autofahren möglichst günstig zu halten. Aber dann hat man nicht die ganze Stadt im Blick. (rhe)
+++ Regionalplaner Ralf Weidmann hat gestern den Stand der Dinge zum Regionalplanentwurf (RUMS-Brief) mitgeteilt. Darin ist festgelegt, wie Flächen im Münsterland potenziell genutzt werden dürfen. Dazu habe es etwa 1.200 Stellungnahmen gegeben, sagte er in der Regionalratssitzung. Er rechnet damit, dass es eine zweite Offenlegung des Planentwurfs geben wird. Welche Konsequenzen das für den Zeitplan haben wird, steht noch nicht fest. Eigentlich soll das Verfahren Ende 2024abgeschlossen werden. (sst)
+++ Kaum ein Thema hat in diesem Jahr für so viele Diskussionen gesorgt wie das Heizungsgesetz, denn die damit verbundene Wärmewende ist beschlossene Sache (RUMS-Brief). Die Stadt bietet jetzt eine kostenlose Beratung an, mit der Sie sich über Heiztechnik und Förderungen informieren können. Einen Termin können Sie hier vereinbaren. (sfo)
Bei der Korrektur von Michael Jungs RUMS-Kolumne zum Gasometer gab es ein Missverständnis. Daher haben wir den Text nach Rücksprache mit dem Autor noch einmal korrigiert. Wir greifen in Meinungsäußerungen unserer Kolumnistinnen und Kolumnisten nicht ein, wenn sie zulässig sind. In diesem Fall hatten wir den Text ohne Absprache verändert. Daher haben wir die ursprünglichen Formulierungen angepasst.

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+++ Am vergangenen Freitag fand die erste Veranstaltung zum Aktionsplan „Istanbul-Konvention“ (RUMS-Brief) statt, deren Ziel es ist, die bestehende Infrastruktur für den Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt zu überprüfen. (Stadt Münster)
+++ Das höchste Gericht des Landes Nordrhein-Westfalen soll an den Domplatz ins Freiherr-von-Vincke-Haus ziehen. (Bezirksregierung Münster)
+++ Wenn alles glatt läuft, ist das neue Gefängnis in Wolbeck im Jahr 2026 fertig. (Antenne Münster)
+++ Stefan Weber ist einstimmig als Fraktionschef der CDU-Fraktion wiedergewählt worden. (CDU-Fraktion)
+++ Die AfD hält nächstes Jahr ihren sogenannten Neujahrsempfang am 16. Februar im historischen Rathaus ab. (Alles Münster)
+++ Die Staatsanwaltschaft Münster ermittelt nicht mehr gegen den ehemaligen Dompropst Kurt Schulte, die Kirche schon. (Bistum Münster)

Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
Es sind ja bekanntlich die kleinen Dinge, die das Leben schöner machen. Das haben sich auch die Schwestern Sofie und Katharina Pieper aus Münster gedacht, als die ihren Onlineshop gegründet haben. Bei „Die kleinen Dinge“ gibt es folgerichtig die kleinen Dinge: Ketten, Armbänder, Ringe oder Ohrringe aus Perlen, Gold und Silber. Jedes Schmuckstück ist wassertauglich und damit alltagsgeeignet. Bis morgen findet auch noch bei Instagram ein Gewinnspiel statt. Mit ein bisschen Glück können Sie ein goldenes oder silbernes Schmuckset gewinnen.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Antonia Strotmann hat heute in den Terminkalender geschaut und das hier gefunden:
+++ Am Mittwoch um 17 Uhr bietet die Volkshochschule Münster eine kostenfreie Infoveranstaltung zum Thema selbstständige Kindertagespflege an. Interessierte, die mit dem Gedanken spielen, auf Kinder im Alter von ein bis drei Jahren aufzupassen, können sich hier anmelden.
+++ Am Mittwoch findet ab 20 Uhr auch noch der 8. Münsteraner Gitarrengipfel im Pumpenhaus statt. Das ist eine Sonderveranstaltung, bei der es – Überraschung! – um Gitarrenmusik geht. Der Singer-Songwriter Ernie Rissmann spielt zusammen mit den Akustik-Künstlern Vladi und Dave Goodman ein vorweihnachtliches Konzert. Tickets gibt’s hier.
+++ Im Hot Jazz Club findet ebenfalls am Mittwoch ab 21 Uhr eine Salsa-Party statt: Die Band Grupo Vacila spielt Latin Jazz und Salsa, in den Pausen und danach legt DJ Juan Pa die dazu passende Latino-Musik auf. Vorab um 20 Uhr können Interessierte kostenlos an einem Salsa-Schnupperkurs teilnehmen.
+++ Das Mozart-Orchester Münster spielt am Donnerstag um 20 Uhr sein zweites Adventskonzert. Auf dem Programm stehen Stücke von Händel, Bach, Mozart, Debussy, Dvořák, Mahler und Whitacre. Tickets können Sie hier kaufen.
+++ Zum Schluss noch ein etwas anderes Weihnachtskonzert: Der Mundharmonika-Musiker Konstantin Reinfeld tritt am Freitag zusammen mit dem Pianisten Benyamin Nuss in der Friedenskapelle auf. Ihr Weihnachtsprogramm „Merry Mundharmonika Christmas“ vereint verschiedene Musikstile, von Klassik über Jazz bis hin zu Pop und Filmmusik. Einlass ist um 19:30 Uhr, los geht’s um 20 Uhr. Tickets gibt es hier.
Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Jan Große Nobis (jgn), Sebastian Fobbe (sfo), Antonia Strotmann (ast), Svenja Stühmeier (sst)
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Der Deutschlandfunk hat Erhard und Christiane Holze besucht, deren Sohn Tilman mit 24 Jahren an einer Drogen-Überdosis starb. Katrin Grote von der Reportageschule Reutlingen hatte die Familie für RUMS porträtiert, vielleicht erinnern Sie sich. Der Radiobeitrag ist sehr schön geworden. Wenn Sie ihn hören möchten, finden Sie ihn hier. (rhe)
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