Anti-AfD-Demos: Vom Versuch, über den eigenen Schatten zu springen | Reiterverein: Wie man anständig streitet | Unbezahlte Werbung: Bildband über Corona

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

auf einem Foto, das Münsters Grüne bei Facebook veröffentlicht haben, ist ein Plakat der Partei zu sehen, auf dem steht: „Gegen Rechts. Für Demokratie & Diversität. Hass ist keine Alternative.“ Ein anderes Bild aus der Galerie zeigt ein Pappschild mit der Aufschrift: „Ganz Münster hasst die AfD.“ 

Susanne Weißheimer und Artur Funk schreiben in einer E-Mail an Grünen-Ratsmitglied und Demo-Organisator Carstens Peters, die sie auch an RUMS geschickt haben: „Toll, wie du immer die Demos organisierst. Dafür danken wir dir sehr.“ Mit der Wortwahl, dass ganz Münster die AfD hasse, seien sie allerdings nicht einverstanden. 

„Wir greifen die AfD an, weil sie Hass sät“, schreiben sie. „Dann sollten wir nicht genau dieses Vokabular gegen die AfD anwenden.“ Hass habe in der Politik nichts zu suchen. Stattdessen schlagen Weißheimer und Funk einen anderen Satz vor: „Ganz Münster liebt die Demokratie!“

Dieser Satz beschreibt in etwa das, was der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick dem Deutschlandfunk gesagt hat. In der Gesellschaft formiere sich jetzt eine neue Allianz um die Frage, wie man Demokratie positiver gestalten könnte. Wichtig dabei sei, dass verschiedene Gruppen mitmachen. 

Zick meint gesellschaftliche Gruppen wie die Kirche, Sportvereine oder Unternehmen. Aber es geht auch um politische Parteien. Ein Bild vom Freitag (das neunte in dieser Bildergalerie) zeigt die Spitzen von Münsters Ratsfraktion zusammen bei der Demo auf dem Prinzipalmarkt. Es fehlt die Linke, die allerdings nicht im Verdacht steht, aufgrund von Sympathien mit der AfD nicht dabei zu sein. 

Eine große Bühne

Wenn sich viele Gruppen an einem Protest beteiligen sollen, ist es wichtig, dass sie es auch können, ohne das Gefühl zu haben, hier irgendwie falsch zu sein. Es fängt an mit der Formulierung „Gegen Rechts“, die auch auf dem Grünen-Plakat steht. 

Die Zweideutigkeit gefällt möglicherweise denen, die gegen Rechtsextreme sind, aber im Grunde generell gegen rechte Politik. Nur wenn man von der CDU fordert, sich sauber von den Rechtsextremen abzugrenzen, dann wäre es fair, diese Abgrenzung umgekehrt auch selbst vorzunehmen. 

Die Proteste sind für Parteien und politische Gruppen eine große Bühne. In der Politik ist so etwas immer sehr nützlich. Das Schwierige in diesem Fall ist interessanterweise die Aufgabe: Damit der gemeinsame Protest gelingt, müssen die Parteien beweisen, dass sie verstanden haben, worum es in der Demokratie geht. 

Zum einen braucht Demokratie die Fähigkeit und Bereitschaft, andere Meinungen zu ertragen. Menschen müssen dazu bereit sein, miteinander zu reden, auch wenn sie die jeweils andere Meinung aus tiefstem Herzen ablehnen. 

Der FDP-Kreisvorsitzende Paavo Czwikla sagte am Montag, seine Partei hätte bei der Demo am Freitag gern eine Rede gehalten. Aber man habe ihm gesagt, einige der beteiligten Gruppen hätten das nicht gewollt. Stimmt das?

Demo-Organisator Carsten Peters sagt, die FDP sei eben nicht Teil des Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“, das die Demonstration angemeldet hatte. Es sei auch alles etwas kurzfristig gewesen. Aber es kämen ja weitere Demos, am 16. Februar zum Beispiel. Dann veranstaltet die AfD im Rathaus ihren Neujahrsempfang. 

Es wäre gut, wenn es gelingen würde, die FDP und die CDU bei Demonstrationen gegen die AfD mit auf die Bühne zu bekommen, denn die Botschaft soll ja nicht sein: Linke Gruppen gehen gegen Nazis auf die Straße. Sondern: Alle Menschen, die ein demokratisches Land wollen, zeigen, dass sie auf einem gemeinsamen Boden stehen. 

Damit das möglich wird, ist auch noch etwas anderes wichtig: die Bereitschaft, nach Gemeinsamkeiten zu suchen, um das zu finden, worum es in der Politik meistens geht: einen Kompromiss, vielleicht auch die Bereitschaft, sich selbst und die eigenen Interessen für die gemeinsame Sache etwas zurückzunehmen.

Berufungsverfahren im Februar

Nicht demokratisch denkenden Gruppen gelingt so etwas nicht. Die Gruppe „Palästina antikolonial“ hat das am Freitag eindrucksvoll vorgeführt. Sie hat das Recht, das die Demokratie ihnen gewährt, ausgenutzt, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Sie hat mit Fahnen und Sprechchören Aufmerksamkeit auf sich gezogen und das „Jugendbündnis gegen Antisemitismus“ an einem Vortrag gehindert – beziehungsweise: Das Bündnis entschied sich letztlich dagegen, eine Rede zu halten. Die Gruppe „Palästina antikolonial“ hat im Grunde genau das getan, wogegen die Leute auf dem Domplatz demonstrierten. 

Es wird bald weitere Gelegenheiten geben, um zu zeigen, wie man es besser macht. Am 16. Februar beim AfD-Neujahrsempfang. Und kurz darauf gegen Ende des Monats mindestens ein weiteres Mal.  

Nach zwei Verhandlungsterminen am 27. und 28. Februar entscheidet das Oberverwaltungsgericht Münster im Berufungsverfahren der AfD gegen das Bundesamt für Verfassungsschutz. Die Partei wehrt sich juristisch dagegen, vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall geführt zu werden. Urteilen Sie selbst, wie gut es der AfD in den vergangenen Wochen gelungen ist, diesen Verdacht zu zerstreuen. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Was Sie sonst noch über die Demo wissen müssen: Etwa 20.000 Menschen waren da. Falls Sie es noch nicht gesehen haben: So sah es von oben aus. Gedreht hat das Video Simon Jöcker. Am Montagabend schrieb er, inzwischen hätten 1,4 Millionen Menschen den Clip angeklickt. Dann noch einmal kurz zu dem Vorfall mit der Gruppe „Palästina antikolonial”. Deren Unterstützer:innen sollen sich übergriffig und israelfeindlich geäußert und verhalten haben. Carsten Peters vom Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ schreibt uns, die Gruppe sei „lautstark“ und „aggressiv“ gewesen. Sie habe viele eigene Fahnen und ein Megafon dabei gehabt, im Lauf der Demo sei sie nah an die Bühne herangetreten. Aufforderungen der Organisator:innen, die Fahnen runterzunehmen und keine Parolen mehr zu skandieren, sei sie nicht gefolgt, schreibt das Jugendbündnis. „Palästina Antikolonial“ kritisiert, im Vorfeld von der Demo ausgeladen worden zu sein. Das hatte „Keinen Meter den Nazis“ gemacht mit der Erklärung: „Wir stehen als Bündnis konsequent gegen Antisemitismus ein, egal, von wem dieser geäußert wird. Unsere Kundgebung soll ein Ort sein, wo sich alle sicher fühlen können. Das muss in Deutschland und in diesen Zeiten insbesondere für die Mitglieder der jüdischen Gemeinden gelten.“ Laut Peters war die Polizei vor Ort, habe aber keine Möglichkeit gesehen, die Gruppe von der Versammlung auszuschließen. (sst, rhe)

+++ Falls Sie mal bei einem ausverkauften Konzert auf dem Domplatz waren, waren Sie eine:r von 10.000. Das ist für die Polizei Referenzwert, um einzuschätzen, wie viele Leute bei einer Veranstaltung sind. Am Wochenende waren noch alle Zuwege voll, so kam man auf die Schätzung von 20.000 Menschen. Bei kleineren Veranstaltungen zählen Beamt:innen vor Ort. Grundsätzliche Methoden hat „Funk“ in einem Beitrag zusammengefasst. Am Wochenende waren in Deutschland insgesamt über eineinhalb Millionen Menschen auf der Straße. Politologin Erica Chenoweth sagt: Wenn 3,5 Prozent der Bevölkerung mitmachen, sei ein so großer Teil involviert, dass Erfolg „fast unausweichlich“ sei, schreibt das „SZ Magazin”. Das entspricht gut 11.000 Menschen in Münster und knapp drei Millionen in Deutschland. Am Dienstag meldete die Illustrierte „Focus” auch gleich: „AfD mit größtem Minus seit fast zwei Jahren”. Im Text dann aber die überraschende Auflösung dazu, was das bedeutet, nämlich: minus 1,5 Prozentpunkte. (sst)

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+++ Preußen Münster und die Fanhilfe kritisieren den Polizei-Einsatz beim Spiel am vergangenen Sonntag. Was war los? Preußen empfing Arminia Bielefeld zum Lokalderby. Das rief die Polizei auf den Plan, die sich bei den Kontrollen am Einlass positionierte. Sie hatte laut einer Pressemitteilung im Vorfeld erfahren, dass es in den Tagen zuvor zu einer „Drittortauseinandersetzung“ gekommen war – das ist Juristendeutsch und bedeutet, dass sich ein paar rivalisierende Fans irgendwo für eine Klopperei getroffen hatten. Dazu kam laut Polizei, dass sich einige Fans beim Marsch über die Hammer Straße aus der Menge gelöst hatten, um versteckte Rucksäcke einzusammeln. Der Verein schätzte die Gefahrenlage anders ein. Die Vereinsmitteilung zitiert Preußens Veranstaltungsleiter Thomas Hennemann, der sagt, die Fans hätten sich friedlich verhalten. Die kurzfristige Entscheidung der Polizei, zum Stadion zu kommen, sei nicht nachvollziehbar. Die Präsenz am Eingang habe dazu geführt, dass einige Fans zunächst den Zutritt ins Stadion verweigerten. Das habe kurz vor Anpfiff zu Gedränge geführt, das der Ordnungsdienst nur auflösen konnte, indem er den Mitarbeitereingang öffnete und vorübergehend auf gründliche Kontrollen verzichtete. Rückblickend spricht auch die Polizei davon, dass die Partie gegen Bielefeld friedlich verlaufen sei. Verein und Polizei wollen den Einsatz jetzt gemeinsam aufarbeiten. (sfo)

+++ Ach ja, Fußball wurde auch noch gespielt. Das Match war wohl größtenteils ziemlich langweilig, wie Carsten Schulte in seinem Fanmagazin moniert. Immerhin: Preußen siegte am Ende 2:1 gegen Arminia. (sfo)

+++ Ab dem 5. Februar fahren die Buslinien 6 und 15 wieder im 20-Minuten-Takt, haben die Stadtwerke mitgeteilt. Die beiden sind wie viele andere Linien von der Fahrplanausdünnung seit Ende September betroffen. Außerdem fahren die Linien 1 bis 20 dann wieder eine Stunde länger im Tagesnetz, Nachtbusse kommen also erst ab 21 Uhr. Dass einige Busse nun wieder häufiger fahren können, liegt laut Stadtwerke-Sprecher Florian Adler zum einen daran, dass einige Busfahrer:innen jetzt mit ihrer Ausbildung fertig sind und eingesetzt werden können. Zum anderen hätten sich Menschen mit Busführerschein bei den Stadtwerken gemeldet, seitdem die den Fachkräftemangel offen kommunizieren (RUMS-Brief). „Diese konnten wir zusätzlich einplanen.“ Die Fahrer:innen arbeiten übrigens nicht für ein Subunternehmen, sondern sind bei den Stadtwerken angestellt. (sst)

Von Zitaten, viel Geld und einer anständigen Art zu streiten

In der Finanzausschuss-Sitzung Anfang Dezember sagte der SPD-Politiker Noah Börnhorst einen Satz, den er später doch lieber nicht gesagt hätte. Es ging um die Entscheidung des Ratsbündnisses aus Grünen, SPD und Volt, die zusammen entschieden hatten, einen Antrag des Westfälischen Reitervereins abzulehnen und das „Turnier der Sieger” vor dem Schloss nicht mit 50.000 Euro zu unterstützen. 

Der Satz lautete: „Die Klientel, die Sie bedienen wollen, leidet sicher keinen Hunger.“ 

So stand es in den Westfälischen Nachrichten. Als Hendrik Snoek, der Präsident des Westfälischen Reitervereins, das las, dachte er möglicherweise: „Ich glaub, mein Pferd pfeift.“ 

Jedenfalls setzte er sich einige Tage darauf an einen Brief, den er an Grünen-Co-Fraktionschef Christoph Kattentidt und den sportpolitischen Sprecher der Partei, Klaus Rosenau, adressierte. Darin schrieb Snoek unter anderem: „Ich bin betroffen von der Respektlosigkeit und Schnodderigkeit solch einer Äußerung, die das Engagement von vielen ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern mit Füßen treten.“ Das Zitat aus dem Finanzausschuss lautete nun: „Die werden wohl nicht verhungern.“ 

Die CDU-Fraktion flankierte das am Sonntag mit einer Pressemitteilung, in der Fraktionschef Stefan Weber das von Snoek nicht ganz korrekt übermittelte Zitat wiedergibt. Dazu schreibt er, es sei ein Gebot des Anstands, sich für die „schnoddrige Respektlosigkeit in aller Form in der nächsten Ratssitzung“ zu entschuldigen. Weber schreibt: „Da helfen auch keine Wahlplakate mit leeren ‚Respekt für dich‘-Parolen.“

Stille-Post-Spiel

Börnhorst hatte allerdings schon vor dem Wochenende den Westfälischen Nachrichten gesagt: „Das war kein Satz, der besonders glücklich ist.“ Er könne auch verstehen, dass Hendrik Snoek über die Aussage nicht glücklich sei. Hier löste sich das Stille-Post-Spiel dann in Teilen auf. 

Börnhorst sagte, er habe sich mit dem Satz gegen einen Vorwurf aus der CDU gewehrt. Das bestätigen andere, die in der Sitzung dabei waren. Es hatte geheißen: Das Bündnis lasse den Reiterverein am langen Arm verhungern. Börnhorst antwortete eben nicht schnoddrig: „Die werden wohl nicht verhungern.“ Er griff die Formulierung auf und stellte fest: „Die Klientel, die Sie bedienen wollen, leidet sicher keinen Hunger.“

So richtet sich der Satz nicht frontal gegen den Reiterverein, sondern vor allem gegen die in etwas zu viel Pathos getunkte CDU-Formulierung.

Man kann es natürlich befürworten, politische Debatten anders zu führen, eher sachlich und etwas weniger emotional. Aber dann müsste man das von allen fordern. Man müsste sagen: Anständig wäre es, selbst sachlich zu bleiben und Zitate so in ihren Kontext einzubetten, dass kein falscher Eindruck entsteht. 

Und man könnte fragen: Dienen Pressemitteilungen mit Überschriften wie „Schnodderige Linkskoalition verhöhnt Bürger“ tatsächlich einer anständigen politischen Debatte? Oder geht es hier nicht doch eher darum, einen Sachverhalt vielleicht nicht ganz so anständig, aber dafür sehr effektvoll zuzuspitzen, damit die Empörungsgranate auch garantiert wirkungsvoll einschlägt? 

Relation der Möglichkeiten

Christoph Kattentidt und Klaus Rosenau haben Hendrik Snoek in der vergangenen Woche auf seinen Brief geantwortet. 

Darin verzichten sie auf emotionale Formulierungen. Sie schreiben: „Seien Sie versichert, dass wir Ihr Engagement, genau wie das von vielen anderen ehrenamtlichen Akteuren*innen in Münster sehr schätzen und froh sind, dass Sie die Stadtgesellschaft mit dem Turnier der Sieger immer wieder aufs Neue eindrucksvoll bereichern.“ 

Auch Kattentidt und Rosenau distanzieren sich von dem Zitat. Sie schreiben, es sei nicht von den Grünen gekommen, es entspreche auch nicht ihrer Auffassung. Und sie weisen „freundlich, aber bestimmt (…) den von Ihnen erhobenen Vorwurf der Arroganz zurück.“ 

Dann erklären sie die „Relation der Möglichkeiten“ im Haushalt. Vom gesamten Umfang, knapp 1,58 Milliarden Euro, hätten sie nur 1,62 Millionen verändert, „also etwas mehr als ein Tausendstel“.

Sie geben auch Beispiele dafür, wohin das Geld fließt. An von Gewalt betroffene Frauen, Babylotsen, die präventiv in Familien arbeiten, an den Kinderschutzbund, das Jugendzentrum Paul-Gerhardt-Haus, den Drogenhilfeverein Indro, das Hospiz-Netzwerk, die Nothilfe für Obdachlose, Mobilität für arme Menschen, an Musikschulen, Büchereien in den Stadtteilen, das Wolfgang-Borchert-Theater, Prävention gegen sexualisierte Gewalt im Sport, und man helfe, den Betrieb des Mühlenhofs aufrecht zu erhalten. 

Im Finanzausschuss Anfang Dezember hatte Stefan Weber laut Zeitung gesagt, die Rathauskoalition bediene „linkes Gedöns“ mit vollen Händen. Natürlich, das sind politische Fragen. Darüber muss man sprechen. Kattentidt und Rosenau haben Hendrik Snoek in ihrem Brief ein Gespräch angeboten. Wahrscheinlich müsste man aber auch über etwas anderes noch einmal sprechen. Da geht es nicht um Geld. Das wäre einfach: Debattenkultur. (rhe)

Klima-Update

+++ Ende 2023 hat das Bundesverfassungsgericht ein folgenreiches Urteil gefällt: Die Karlsruher Richter:innen entschieden, dass die Bundesregierung die übrig gebliebenen 60 Milliarden Euro für die Bekämpfung der Coronapandemie nicht für den Klimaschutz ausgeben darf. Geklagt hatte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Das Bundeswirtschaftsministerium legte deshalb sämtliche Förderprogramme aus dem Klima- und Transformationsfonds auf Eis. Gestern meldete das Ministerium, dass nun doch wieder Fördergelder fließen werden. Wichtige Projekte dabei: die Wärmewende voranbringen, Energieeffizienz fördern und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen auflösen. (sfo)

+++ Ende 2021 hat der Rat die Stadt Münster beauftragt, auch dort Solarmodule zu ermöglichen, wo die sogenannte Erhaltungssatzung gilt. Diese Satzung soll, vereinfacht gesagt, dafür sorgen, dass Münster ein hübsches Stadtbild behält. Besonders geschützt sind zum Beispiel die Altstadt und die Ortskerne von Angelmodde und Wolbeck. Trotzdem musste in diesen Bereichen kein Solarmodul-Antrag abgelehnt werden, schreibt die Stadt. Unterm Strich sind seit Dezember 2021 mehr als 2.000 Solaranlagen realisiert oder in Aussicht gestellt worden. (sfo)

+++ Es gibt viele beknackte Wettbewerbe, dieser hier ist einer der besonders beknackten: Der Energiedienstleister „Ista“ sucht „Deutschlands coolste City“. Im Rennen sind nur 20 Großstädte in Deutschland. Derjenigen mit dem geringsten Wärmeverbrauch winkt ein Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro. Münster macht natürlich auch mit, kann sich aber den Titel für dieses Jahr abschminken. Die Stadt belegt zurzeit den 18. Platz. Richtig vorbildlich geheizt wird dagegen in Bonn, Stuttgart und Dresden. Chapeau. Wenn der Ehrgeiz Sie trotzdem gepackt hat, finden Sie hier, hier und hier ein paar Heiztipps. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Die Deutsche Bahn hat wegen des Bahnstreiks einen Notfahrplan fürs Münsterland aufgestellt. (Antenne Münster)

+++ CDU-Ratsherr Walter von Göwels hofft, dass es beim Glasfaserausbau in Mauritz-Ost nicht zu Doppelbaustellen kommt. (CDU Fraktion)

+++ Im Herbst soll ein asiatisches Restaurant in die Großraumdisko im Cineplex ziehen, die seit acht Jahren leersteht. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Ukraine hat gestern den Tag der Einheit gefeiert, unter anderem in Münsters Partnerstadt Winnyzja. (Stadt Winnyzja bei Instagram)

+++ Markus Johow hat sein Team für die Wahl um den Vorsitz der CDU Münster vorgestellt und kritisiert, dass im Kreisverband viele Entscheidungen „schon vorher in Hinterzimmern geklärt“ werden. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Bistum Münster hat bisher Anerkennungsleistungen in Höhe von 6,2 Millionen Euro an 247 Betroffene sexualisierter Gewalt im Bistum gezahlt. (Kirche und Leben)

+++ Die Uni Münster hat die geplante Vorführung des wegen Antisemitismus in der Kritik stehenden Films „Roadmap to Apartheid“ kurzfristig abgesagt. (Westfälische Nachrichten

+++ Die Stadt Münster richtet am Donnerstag und Freitag eine Hotline ein für den Fall, dass es Ärger wegen schlechter Zeugnisnoten gibt – wir drücken die Daumen, dass keine Tränen kullern! (Stadt Münster)

+++ Oberbürgermeister Markus Lewe wurde zum Ehrenmajor der Prinzengarde Köln ernannt – herzlichen Glückwunsch, Alaaf und Helau! (Westfälische Nachrichten)

+++ Bei der „Stunde der Wintervögel“ wurde in Münster der Haussperling am häufigsten gezählt. (Nabu)

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Unbezahlte Werbung

Erinnern Sie sich noch an diesen Kurzfilm aus dem April 2020? Zu sehen ist ein junger Mann, der auf dem Fahrrad durch ein gespenstisch leeres Münster fährt. Das Video ist ein bisschen bearbeitet, bildet aber sehr gut ab, wie der erste Coronalockdown das Leben in der Stadt mit einem Schlag verändert hatte. Diesen Ausnahmezustand wollten auch eine Gruppe von Fotograf:innen festhalten, als sie damit begannen, die Pandemie in Deutschland mit der Kamera zu dokumentieren. Herausgekommen ist das Fotobuch „Call It Corona“, erschienen im münsterschen „Edition Bildperlen“-Verlag. Die Kulturjournalistin Katrin Bettina Müller lobt in ihrer Rezension in der taz: „Viele Bilder, und das ist dann sogar unterhaltsam, fangen das Gefühl der Absurdität ein, das der Rhythmuswechsel im Alltag mit sich brachte.“ Die 256 Seiten kosten 49,95 Euro.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Sebastian Fobbe hat im Terminkalender nach ein paar schönen Veranstaltungen geschaut. Das kann er Ihnen empfehlen:

+++ Wie informieren Sie sich eigentlich? Da Sie gerade den RUMS-Brief lesen, gehe ich davon aus, dass Sie Qualitätsjournalismus zu schätzen wissen. Aber mal ehrlich: Auch Instagram, Youtube und Tiktok sind heutzutage beliebte Nachrichtenquellen, gerade bei jungen Leuten. Die Medienforscherin Leonie Wunderlich und die Journalistin Vanessa Bitter von der Presseagentur dpa beschäftigen sich mit diesem Nachrichtentrend. Morgen Abend sprechen sie bei der Fachhochschule Münster am Leonardocampus 6 darüber. Der Vortrag beginnt um 18:30 Uhr, der Eintritt ist frei.

+++ Meine Familie wohnt in vier unterschiedlichen Bundesländern. Gerade in der Coronazeit, in der jedes Land ihr eigenes Schutzverordnungssüppchen kochen konnte, stiftete der deutsche Föderalismus vor allem eines: Verwirrung. Andererseits ist der Föderalismus auch eine Voraussetzung für Demokratie in Deutschland. Das Streitgespräch über seinen Sinn und Zweck ist wahrscheinlich schon so alt wie das Grundgesetz und wird am Donnerstag im LWL-Museum für Kunst und Kultur fortgeführt. Mit dabei ist der Bundestagsabgeordnete Stefan Nacke von der CDU Münster. Los geht’s um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

+++ Puh, so viele ernste Themen. Wenn Sie lieber Lust auf was Lustiges haben, gehen Sie am Donnerstag um 20:30 Uhr zum Pubquiz in die Pension Schmidt. Die Teilnahme kostet 3 Euro pro Person. Kleiner Tipp: Reservieren Sie rechtzeitig einen Tisch. Das Quiz ist immer gut besucht.

+++ Am Freitag und Samstag führt das freie Musicalensemble Münster zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz ein Gedenkkonzert auf. Veranstaltungsort ist die Kapelle im Hiltruper Herz-Jesu-Krankenhaus. Die Konzerte beginnen jeweils um 19 Uhr und sind kostenlos. Sie müssen sich aber hier anmelden.

+++ Das Berliner Ensemble brachte vergangene Woche die Investigativrecherche über die Deportationspläne von Neonazis, AfD- und CDU-Politiker:innen auf die Theaterbühne. Am Sonntag inszeniert auch der Kleine Bühnenboden die Enthüllungen des Recherchezentrums „Correctiv“. Die Vorstellung um 18 Uhr ist schon ausverkauft. Ein paar Theaterkarten für 20:15 Uhr sind aber noch erhältlich.

Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche! 

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Jan Große Nobis (jgn), Sebastian Fobbe (sfo), Svenja Stühmeier (sst)
Lektorat: Maria Schubarth

PS

Wir haben mit der AfD angefangen. Das kommt im RUMS-Brief ja eher selten vor. Heute hören wir ausnahmsweise auch mal mit der AfD auf. In der ARD-Mediathek finden Sie zurzeit die Doku „Wir waren in der AfD“. 90 Minuten lang erzählen sechs Menschen, warum sie sich der Partei anschlossen, und warum sie am Ende wieder austraten. Mich selbst hat vor allem überrascht, dass diese Menschen nicht nur selbstkritisch und sehr reflektiert wirken, sondern überwiegend sogar sympathisch. Einer von ihnen ist Alexander Leschik aus Münster, der auf dem Annette-Gymnasium war und vor drei Jahren aus der AfD austrat. Er sagt heute, er sei viel zu lange ein „bürgerliches Gesicht einer zunehmend enthemmten Partei“ gewesen. Schauen Sie es sich an. Es sind lohnende 90 Minuten. (rhe)

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