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Kitakrise: Eltern schreiben Brandbrief | Inklusion: Stadtverwaltung holt auf, aber hängt zurück | Unbezahlte Werbung: Bohmte Gallery
Guten Tag,
in der Coronazeit haben viele Menschen die neue Erfahrung gemacht, dass Regale im Supermarkt leer blieben – über Tage, manchmal über Wochen. Man wollte Nudeln kaufen, aber es gab keine. Hefe war nicht zu bekommen und Toilettenpapier rationiert auf eine Packung pro Person.
Dann öffneten irgendwann Geschäfte und Restaurants nicht mehr, weil kein Personal zu bekommen war. Auch das war neu. Das Problem weitete sich aus. Gaststätten führten zusätzliche Ruhetage ein, Buslinien fuhren nicht mehr, Eltern fanden keinen Kitaplatz, obwohl das Gesetz ihnen einen Anspruch zusichert.
Und jetzt kommt noch etwas Neues. Kitas, die eigentlich genügend Personal haben, könnten schließen, weil ihnen Geld fehlt (RUMS-Brief). Eine Elterninitiative, die im Stadtteil Uppenberg die Kita „Kinderhäuschen“ betreibt, hat der grünen Familienministerin Josefine Paul in dieser Woche einen Brief geschickt, dessen Kernaussage ist: „Wenn jetzt nichts geschieht, schließt unsere Kita noch vor Jahresende.“
Die Eltern bieten an der Salzmannstraße 45 Betreuungsplätze an. So könnten 90 Menschen in Vollzeit arbeiten gehen, schreiben sie. Das alles regeln sie in ihrer Freizeit, neben dem Beruf und der Familie.
Gleichzeitig zahlen sie Elternbeiträge und laut dem Brief monatlich einen dreistelligen Beitrag an Vereinsgebühren. Das Problem sind die Personalkosten. Die sind mit den Tariferhöhungen gestiegen.
Die Pauschale, die das Land zahlt, decke die Kosten nicht. Das 100-Millionen-Euro-Hilfsprogramm, das die Landesregierung angekündigt hat, bringe pro Kita gerade 12.500 Euro. Das Geld reiche bei weitem nicht aus.
Es sei „bizarr“, dass diese Einrichtung in eine Notlage geraten sei. „All das geschieht in einer komplett funktionierenden Kita ohne Personallücken“, schreiben die Eltern.
Und sie formulieren Fragen. „Können wir noch mit Unterstützung des Landes rechnen“, fragen sie. Wir haben das Ministerium gefragt, ob es weitere Hilfspakete plant. Die Antwort nimmt eine ganze Seite ein. Den Inhalt muss man wahrscheinlich als Nein deuten (hier die vollständige Antwort).
Das Ministerium verweist auf das, was es schon macht und gemacht hat – auf die Überbrückungshilfe in Höhe von 100 Millionen Euro, auf die um zehn Prozent erhöhten Pauschalen, auf die insgesamt um über eine halbe Milliarde aufgestockten Mittel für frühkindliche Bildung.
Aber das Ministerium schreibt auch, zu einer ehrlichen Analyse gehöre, dass man diese Entwicklung nicht erst seit gestern sehe – dass die frühkindliche Bildung in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten „nicht mit der notwendigen politischen Priorität verfolgt“ worden sei. Man werde „die unbestreitbar bestehenden Problemlagen nicht kurzfristig und als Land alleine (…) lösen können“, heißt es.
Den Eltern von der Kita Kinderhäuschen wird diese Antwort nicht weiterhelfen. In ihrem Brief fragen sie: „Was raten Sie uns? Bitte werden Sie konkret, wir versuchen alles.”
Eine Antwort hätten sie gern bis zum 1. April. Schriftlich oder persönlich. Die Ministerin haben sie zu einem Besuch eingeladen. Weit hätte Josefine Paul es nicht. Die Kita liegt in ihrem Wahlbezirk. (rhe)
Heute lesen Sie im Brief:
- Wieder mehr Sozialwohnungen in Münster
- Verkehrsstatistik: Mehr Unfälle, weniger Verletzte
- Verkehrsversuch: Verbände widersprechen der Stadt
- Studierendenwerk erhöht die Miete
- Umfrage für queere Menschen
- Inklusion: Wie weit ist die Stadtverwaltung?
- Klima-Update: Beim Verkehr geht noch mehr
- Ein-Satz-Zentrale: Der Lack ist ab – vor dem Lackmuseum
- Unbezahlte Werbung: Bohmte Gallery
- Drinnen und Draußen: Tipps für sichere Passwörter
+++ Der Bestand an Sozialwohnungen in Münster erholt sich etwas. Im vergangenen Jahr sind 605 neue geförderte Wohnungen dazu gekommen, schreibt die Stadt auf Anfrage. Das sind doppelt so viele, wie die Stadt pro Jahr schaffen will. Im Jahr davor waren nur 206 Sozialwohnungen fertig geworden, hundert weniger als geplant. Die Gesamtzahl der geförderten Wohnungen wächst damit seit 2022 auf 9.018. Und falls Sie jetzt nachrechnen und feststellen, das passt doch nicht. Im gleichen Zeitraum lief die Förderung bei 59 Wohnungen aus. So schwungvoll wie im vergangenen Jahr wird es wohl nicht weitergehen. Die Finanzierung von Neubauten ist teurer geworden. Im vergangenen Jahr hat die Stadt 247 Wohnungen genehmigt, das meldete sie bereits Ende Januar. Zum Vergleich: Im Jahr 2002 gab es in Münster über 12.000 Sozialwohnungen (Handlungskonzept Wohnen, Seite 38); das war der Höchststand. Vor zehn Jahren waren es knapp über 8.000. (rhe)
+++ In Münster sind im vergangenen Jahr weniger Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt worden, obwohl mehr Unfälle passiert sind, schreibt die Polizei in ihrer Verkehrsunfallstatistik. Sieben Menschen starben. Vor allem die Zahl der Unfälle mit Fahrrädern und Pedelecs ist deutlich zurückgegangen, die mit E-Scootern blieb ungefähr gleich. Auf den Autobahnen sind leicht mehr Unfälle mit Lkw passiert. Falls Sie sich für die genauen Zahlen interessieren, die finden Sie in der Pressemitteilung der Polizei oder in der Unfallstatistik selbst. (rhe)
+++ Zwei Verkehrsverbände widersprechen der Empfehlung der Stadt Münster, den Verkehrsversuch in der Innenstadt zu verschieben – also die Straße, die über den Bült führt, vorübergehend für den Autoverkehr zu sperren. Der Verkehrsclub Deutschland schreibt in einer Pressemeldung, man könne die Berechnungen der Stadt getrost anzweifeln. Die mehrmonatige Sperrung der Bergstraße habe auch reibungslos funktioniert, ohne den Verkehr an anderer Stelle zu belasten. Dafür gebe es den Fachausdruck „Traffic evaporation“ (Verdunstung des Verkehrs). Wenn man dem Autoverkehr den Raum nehme, finde er gar nicht erst statt. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) schreibt in einer Pressemitteilung, gerade die Baustelle an der Weseler Straße – laut Stadt der Grund, den Verkehrsversuch zu verschieben – biete die einzigartige Gelegenheit, Verlagerungseffekte zu untersuchen, die den öffentlichen Verkehr sowie den Fuß- und Radverkehr begünstigen könnten. Anders gesagt: Es käme auf einen Versuch an. (rhe)
+++ Für über die Hälfte seiner Zimmer und Wohnungen verlangt das Studierendenwerk ab Mai mehr Miete. Es gehe um 3.000 der 5.400 Mietverträge, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. Für manche bedeutet das, dass sie knapp 7 Prozent mehr zahlen müssen. Bei anderen steigt die Warmmiete um ein knappes Fünftel an. Letzteres bedeutet konkret: Vorher hat das Zimmer 245 Euro warm gekostet, bald werden es über 290 sein. Die Preiserhöhungen liegen laut Studierendenwerk vor allem an den gestiegenen Betriebskosten. Zusammen mit der Grundmiete ergeben sie die Warmmiete. Während die Grundmiete um drei Prozent erhöht wird, steigen die Betriebskosten im Schnitt um gut 20 Prozent an. (sst)
+++ Vielleicht haben Sie schon mal gehört, dass die Stadt einen „Aktionsplan LSBTIQ*“ erstellen möchte (RUMS-Brief). Ziel ist, dass queere Menschen möglichst selbstbestimmt und diskriminierungsfrei in Münster leben können. Ab heute sind zwei Fragebögen online, die sich an sie und an Angehörige von trans* (Geschlechtsidentität stimmt nicht mit dem biologischen Geschlecht überein) und inter* (Merkmale, die nicht eindeutig männlich oder weiblich sind) Kindern richten. Das Gleichstellungsamt will ihre Erfahrungen bei der Arbeit am Aktionsplan einbeziehen. Bis zum 28. April können Sie hier an den Umfragen teilnehmen. (sst)
Kurz nachdem wir am vergangenen Dienstag den RUMS-Brief verschickt hatten, rief Gesa Hatesohl von „MS Quadrat“ an. Sie meldete sich mit Infos zum Leerstand an der Königsstraße 44. Das Gebäude, das dort steht, wird doch nicht wie geplant im April abgerissen, sondern erst im Sommer. So lange kann „MS Quadrat“ die drei oberen Etagen zwischennutzen. Und was passiert da? Gesa Hatesohl sagte am Telefon, dass vor allem Kreative und Künstler:innen die Räume nutzen, zum Beispiel für Ateliers, Videoinstallationen oder Performances. Was dort alles gerade passiert, soll gegen Ende der Zwischennutzung in einer Ausstellung präsentiert werden. Es gibt aber schon jetzt ein kleines Programm mit Lesungen von Andi Substanz in der Königsstraße 44. Wenn Sie sich noch weiter darüber informieren möchten, schauen Sie auf der Website und dem Instagram-Account von „MS Quadrat“ vorbei. (sfo)
Verschenken Sie RUMS zu Ostern!
Morgen ist Frühlingsanfang und das Osterfest naht. Wie wäre es in diesem Jahr mal mit einer ganz besonderen Überraschung? Verstecken Sie doch mal ein RUMS-Geschenk-Abo!
Wir haben drei verschiedene Varianten für Sie: 3 Monate (36 Euro), 6 Monate (72 Euro) oder 12 Monate (144 Euro). Unsere Geschenk-Abos können Sie entweder direkt hier auf unserer Website kaufen oder im Gewand eines hübschen Papier-Gutscheins in unserem Redaktionsbüro am Prinzipalmarkt 21/22/23 erwerben.
Übrigens: Sie bekommen für den Kauf eines RUMS-Geschenk-Abos als Dankeschön auch etwas von uns: unseren RUMS-Kalender. Darin haben wir Ihnen unsere schönsten RUMS-Cartoons von Stephan Rürup zusammengestellt. Schreiben Sie uns gern eine kurze E-Mail, wenn Sie Ihr Exemplar im Redaktionsbüro abholen möchten.
Inklusion in der Verwaltung: Besser als früher, schlechter als andere
Das Ratsbündnis will, dass die Stadtverwaltung mehr Menschen mit Behinderungen einstellt. Ein neuer Bericht zeigt: Das passiert zwar längst, doch es reicht bei Weitem nicht aus. Raphael Balke hat sich den Bericht für RUMS angesehen.
Die städtische Verwaltung soll mittelfristig acht Prozent Menschen mit einer schweren Behinderung beschäftigen. Als das Grüne, SPD und Volt im Jahr 2022 in einem Ratsantrag forderten, kommentierte der grüne Ratsherr Harald Wölter das in einer Pressemitteilung.
Wölter ist gleichzeitig Vorsitzender der Kommission zur Förderung und Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Er sagte, der Arbeitsmarkt müsse auch Menschen mit Behinderungen offenstehen. Und er sagte: „In Münster kann davon seit Jahren kaum die Rede sein – das ist peinlich für unsere Stadt.“
Die Stadt soll also mehr Menschen mit einer schweren Behinderung beschäftigen – oder Menschen, die solchen gleichgestellt sind. Ein aktueller, vor wenigen Tagen veröffentlichter Bericht zeigt allerdings, dass das schon länger passiert.
Bevor wir uns das ansehen, zunächst eine Begriffsklärung: Von einer schweren Behinderung spricht man bei einem Behinderungsgrad von mindestens 50. Liegt der Grad zwischen 30 und 50, können Menschen sich gleichstellen lassen. Das bedeutet: Sie erhalten dann teilweise ähnliche Rechte, sie werden zum Beispiel besser vor einer Kündigung geschützt.
Und was sagt das Gesetz? Unternehmen müssen einen bestimmten Anteil der Arbeitsplätze mit Menschen besetzen, die eine schwere Behinderung haben (genaue Zahlen hier).
Es wirken zwei Effekte
Bei der Stadt Münster sind das mindestens fünf Prozent der Belegschaft. Diese Quote hält die Stadt ein. Im Jahr 2019 hatten etwa 5,5 Prozent der Beschäftigten eine schwere Behinderung. Auch in den folgenden Jahren blieb die Quote über der gesetzlichen Vorgabe, sie stieg sogar. Im vergangenen Jahr lag sie bei 6,3 Prozent.
Ein knapper Prozentpunkt mehr. Auf den ersten Blick sieht das nach einer marginalen Veränderung aus. Doch hier wirken zwei Effekte. Nicht nur der Anteil der Beschäftigten mit schwerer Behinderung ist gewachsen, auch die absolute Zahl der Menschen, die für die Stadt Münster arbeiten.
Das bedeutet, die Zahl der Menschen mit einer Behinderung, die für die Stadt Münster arbeiten, ist deutlich stärker gewachsen, als die leicht gestiegene Quote vermuten lässt.
Allein im vergangenen Jahr hat die Stadt etwa 50 Prozent mehr Menschen mit Behinderungen eingestellt als vor fünf Jahren. Das Ergebnis ist: Heute arbeitet ein Fünftel mehr Menschen mit einer schweren Behinderung für die Stadt als im Jahr 2019.
Eine andere Zahl verdeutlicht diese Entwicklung. Das ist die Einstellungsquote. Sie zeigt, wie viel Prozent der Menschen, die sich bewerben, eingestellt werden. In den vergangenen Jahren lag die Quote bei Menschen ohne Behinderung höher als bei Menschen mit einer schweren Behinderung.
Einfach gesagt: Wenn sich jemand mit einer Behinderung bewarb, war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass diese Person eingestellt wurde. Erst im vergangenen Jahr näherten die Quoten sich an und erreichten ein ähnliches Niveau.
Bei Ausbildungsplätzen ist das Bild umgekehrt. Dort lag die Einstellungsquote von Bewerber:innen mit einer schweren Behinderung in den vergangenen Jahren höher als ohne. Hier war die Wahrscheinlichkeit, bei einer Bewerbung den Job zu bekommen, bei einem Menschen mit Behinderung etwa dreimal so groß. Im vergangenen Jahr gab es auch hier kein Ungleichgewicht mehr.
Andere Städte sind weiter
Bei der Vergabe von Aufträgen achtet die Stadt heute mehr darauf, dass auch Menschen mit einer Behinderung beschäftigt werden. Obwohl seit 2022 die finanzielle Unterstützung für Werkstätten, die Menschen mit Behinderungen beschäftigen, um etwa ein Drittel – rund 100.000 Euro – gesunken ist, hat die Stadt ihre Investitionen in Inklusionsbetriebe deutlich aufgestockt.
Seit 2019 ist das Budget für Aufträge an diese Betriebe stark angestiegen, von etwa 400.000 Euro auf über eine Million Euro.
Mehr Mitarbeitende, höhere Quoten: Also alles super in Sachen Inklusion bei der Stadt Münster? Der Blick auf die Verwaltungen der anderen kreisfreien Städte im Bereich Westfalen-Lippe zeigt, dass die etwas weiter sind.
Dort arbeiten anteilig mehr Menschen mit schwerer Behinderung – teilweise fast doppelt so viele wie in Münster. Laut dem aktuellen LWL-Jahresbericht liegt die Stadt Münster mit ihrer Beschäftigungsquote im Vergleich mit anderen Städten in der Region auf dem letzten Platz. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr lag die Quote in Münster bei etwa 6,3 Prozent. Dortmund und Bielefeld erreichten bei der letzten Erhebung 2021 etwa 7 Prozent, Gelsenkirchen sogar einen Anteil von 9,5 Prozent, Spitzenreiter Bochum fast 11 Prozent. Also: Die eingeschlagene Richtung in Münster stimmt. Aber das Ziel ist noch weit.
Und warum stellt die Stadt nicht noch mehr Menschen mit einer schweren Behinderung ein? Das Kommunikationsamt schreibt uns auf Anfrage, bei der Stellenbesetzung handle die Stadt nach dem Prinzip der Bestenauslese. Dieses Prinzip ist im Grundgesetz verankert und legt fest, dass bei der Auswahl von Bewerber:innen für öffentliche Ämter Fähigkeiten, Qualifikation und Leistung entscheiden.
Außerdem versuche die Stadt, möglichst viele Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen anzubieten. Auch da richte man sich nach den gesetzlichen Vorgaben, heißt es. Die Schwerbehindertenvertretung der Stadt werde hier intensiv beteiligt. Um das geforderte Acht-Prozent-Ziel zu erreichen – das ist der Durchschnitt aller kreisfreien Städte in der Region – wolle man in Zukunft noch einiges mehr machen. Was genau?
Die Stadt hat bereits ihre Schwerbehindertenvertretung verstärkt. Seit 2022 gibt es dort eine Vollzeitstelle mehr. Im Personalamt hat die Stadt ebenfalls eine weitere Mitarbeiterin eingestellt. Sie soll sich vor allem um Inklusion kümmern. Das ist das, was schon passiert ist.
„Noch viel vor uns“
Außerdem möchte die Stadt einen Inklusionsbetrieb gründen, in dem Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten. Der Anteil an Menschen mit schwerer Behinderung beträgt in Inklusionsbetrieben in der Regel zwischen 30 und 50 Prozent des Personals.
Damit möchte die Stadt „einen dauerhaften Beitrag zur Beschäftigung von Menschen mit einer Schwerbehinderung schaffen“, so heißt es in dem städtischen Bericht. Aktuell tausche man sich dazu mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe aus. Die Ämter und Einrichtungen der Stadtverwaltung sollten sich mit Ideen beteiligen.
Dazu gibt es sogenannte Pool-Stellen. Sie sollen mögliche Leistungsschwankungen von Mitarbeitenden mit schweren Behinderungen ausgleichen oder zusätzliche Arbeitsbelastungen ihrer Kollegen abfedern. Sie sollen sicherstellen, dass Unterstützung da ist, wenn sie gebraucht wird. Seit 2022 gibt es bei der Stadt drei solcher Stellen. Zurzeit sind laut Stadt zwei Personen dort beschäftigt.
Harald Wölter von den Grünen, der die Beschäftigungssituation 2022 noch „peinlich für unsere Stadt“ genannt hat, sieht das nun anders. „Wir gehen einen Schritt in die richtige Richtung, aber haben noch viel vor uns”, sagt er.
Aber auch wenn die Stadtverwaltung das Acht-Prozent-Ziel erreicht hat, bleibt viel zu tun. Laut Wölter auch bei privaten Unternehmen. Die müssen zahlen, wenn sie nicht genug Menschen mit schwerer Behinderung beschäftigen. Viele Firmen ziehen das offenbar trotzdem vor. In Nordrhein-Westfalen erfüllten 2021 laut LWL nur etwa 43 Prozent der privaten Unternehmen die gesetzliche Beschäftigungsquote. In Münster waren es noch weniger: Hier kam nur eines von drei Unternehmen seiner Verpflichtung nach. (rba)
Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Die Treibhausgasemissionen sind 2023 deutschlandweit um gut 10 Prozent gesunken. Erst einmal eine gute Nachricht, schreiben Münsters Grüne in einer Pressemitteilung. Um dann hinterher zu schieben: In Sachen Verkehr und Gebäude geht aber noch was. Während der Energiesektor laut Umweltbundesamt 175 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente mehr eingespart hat als geplant, ist der Verkehrssektor für 180 Millionen Tonnen zu viel verantwortlich. Das „Science Media Center” hat im Rahmen seines Angebots für Journalist:innen Wissenschaftler:innen um ihre Einordnung gebeten. Quintessenz: Die Reduktion im Energiesektor halten sie für nachhaltig. Der Rückgang liege insgesamt aber nicht an großartigen Klimaschutzmaßnahmen, sondern auch an vorübergehenden Faktoren, zum Beispiel hohe Energiepreise für die Industrie. Insbesondere im Verkehrssektor müsste ihrer Meinung nach mehr passieren. Wenn es nach dem Vorschlag für die Klimaschutzgesetz-Novelle geht, kann ein einzelner Sektor seine Ziele bald reißen, denn gesetzlich verbindlich wären sie dann nicht mehr. Die Gesamtemissionen müssen lediglich stimmen. Dazu noch ein Kommentar vom Leiter des „New Climate Institute“ in Köln, Niklas Höhne: „Zu viel Klimaschutz gibt es nicht. […] Deutschland hat das ihm als fair zustehende CO2-Budget eigentlich schon ausgeschöpft.“ (sst)
+++ Freitag ist Weltwassertag. Im Haus der Nachhaltigkeit findet von 10 bis 14 Uhr ein Infovormittag statt. Es gibt eine Wasser-Verköstigung, ein Quiz und die Ausstellung „Kostbares Regenwasser“. Die zeigt auf, wie Städte gut mit Regenwasser umgehen können. (sst)
+++ Rund um Ostern verschiebt sich die Müllabfuhr, während Sperrgut- und Grünschnittabfuhr ausfallen. (Stadt Münster)
+++ Die Frage, welches von vier möglichen Unternehmen das Preußenstadion modernisieren wird, hängt weiter an der Frage, ob Umsatzsatzsteuer gezahlt werden muss, soll aber vor den Sommerferien geklärt werden. (Westfälische Nachrichten)
+++ In der Bezirksvertretung West gab es Streit darüber, ob am Autobahnkreuz Münster-Süd ein großes Windrad gebaut wird, das man vom Aasee aus sehen kann beziehungsweise muss. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Bauarbeiten für das „Centre of Mathematics Münster“ am Orléans-Ring haben begonnen. (Antenne Münster)
+++ Die Treppe aus Lack vor dem geschlossenen Lackmuseum in der Innenstadt gibt es nicht mehr. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die CDU-Fraktion sieht die kürzlich beschlossene Mitgliedschaft der Stadt im Wasserstoff-Netzwerk „GetH2“ als Schritt zur Klimaneutralität und fordert einen schnellen Anschluss an eine der zukünftigen Wasserstoff-Pipelines im Münsterland, um Gewerbegebiete mit umweltfreundlicher Energie zu versorgen. (CDU-Fraktion)
+++ Über 50 Organisationen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich in Münster positionieren sich mit einer gemeinsamen Erklärung für Toleranz, Offenheit und Vielfalt und gegen rechtsgerichtete Ideologien. (Pressemitteilung, Positionspapier)
Korrekturhinweis: Wir hatten hier das wesentliche Wort „gegen” vergessen und haben es nachträglich ergänzt.
+++ Über 14.000 Zuschauer haben sich bereits Eintrittskarten für das Westfalenpokal-Halbfinale gegen Arminia Bielefeld am Wochenende gekauft. (Arminia Bielefeld)
+++ Markus Lewe hat als Präsident des Deutschen Städtetags kritisiert, dass zu viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren, lässt seine Stadtverwaltung als Oberbürgermeister von Münster aber eine deutlich zurückhaltendere Stellungnahme abgeben. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Darstellung des „Havanna-Syndroms“ im Münster-„Tatort“, nach dem Mikrowellenstrahlen Gehirne zum Schmelzen bringen, wird von wissenschaftlichen Studien so nicht bestätigt (das kann nur Schokolade). (Süddeutsche Zeitung)
+++ Der Zahl der angezeigten Körperverletzungen an Schulen in Münster ist von 69 im vergangenen Jahr auf 89 gestiegen. (Westfälische Nachrichten)
Korrekturhinweis: Wir hatten aus Versehen die Reihenfolge der Zahlen zu Körperverletzungen an Schulen vertauscht und haben es korrigiert.
+++ Zum Sommersemester starten 141 Austauschstudierende und 35 regulär eingeschriebene Studierende aus dem Ausland an der Uni Münster. (Uni Münster)
+++ Das Bistum Münster zahlt über eine Million Euro an Menschen, die sexuelle Gewalt durch Priester erlebt haben. (Deutsche Presseagentur, hier Süddeutsche Zeitung)
+++ Sonntagabend haben über 40 Prozent der Fernsehzuschauer:innen ein wenig Münster-Sightseeing beim „Tatort“-Gucken gemacht. (Deutsche Presseagentur, hier bei Zeit Online)
+++ Der Jurastudent Isaak Rose hat aufgeschrieben, wie er den AfD-Prozess vor dem Oberverwaltungsgericht erlebte und durch ein Gespräch in der Pause Teil zum Gegenstand der überregionalen Berichterstattung wurde. (Alles Münster)
+++ Und weil nach dem „Tatort“ vor dem „Tatort“ ist, wurde heute die nächste Folge aus Münster im Kreuzviertel gedreht. (WDR)
+++ In den beiden Osterferienwochen gibt’s im Maxi-Turm in der Innenstadt ein Programm für Kinder. (Stadt Münster)
An den Wänden hängen bemalte Skateboards, Bilder von besprühten Zügen, von Graffiti. Kurz: In der Bohmte Gallery hängt Urban Art. Bilder, die man so beispielsweise auch an Hauswänden in Großstädten oder als Tattoo auf der Haut finden könnte. Inhaber Patrick Thomeczek – alias Bohmte – betreibt die Galerie gegenüber des Hauptbahnhofs seit Februar. Sie ist nicht nur Ort der Kreativität, sondern, wie der Inhaber zu den Westfälischen Nachrichten sagt, „ein zweites Wohnzimmer“. Kunstinteressierte sollen vorbeikommen, quatschen und Kunst kaufen können. Aktuell stellt der Künstler Björn von Schulze seine Werke aus.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Raphael Balke Veranstaltungen herausgesucht. Das sind seine Empfehlungen:
+++ Der Autor und Regisseur Tuğsal Moğul thematisiert in seinen Theaterstücken Rassismus und arbeitet rechtsextreme Taten auf. Am Freitag lädt das Theater zu einem Gespräch mit dem Münsteraner über antirassistische Arbeit auf der Bühne ein. Moğul beschäftigte sich in seinem Werk „Auch Deutsche unter den Opfern“ mit den NSU-Morden. Sein aktuelles Stück „And now Hanau“ über die rassistische Tat, bei der in Hanau neun Menschen getötet wurden, läuft vor dem Gespräch ab 19 Uhr im Landgericht.
+++ „Hallo123“ oder doch besser „Passwort1“? Am Mittwoch erklärt Technikreferent Erik Roguschke in der Stadtbücherei, welche Kriterien für ein sicheres Passwort wichtig sind. Unter anderem zeigt er, wie Verbrecher herkömmliche Passwörter knacken und wie Sie Ihre Passwörter verwalten können.
+++ Die Wolbecker Fotofreunde, kurz „Wolfos“, präsentieren bis Mai in der Kulturkneipe F24 ihre Ausstellung „Farbwelten“. Die Farben der Fotos sind häufig intensiv, die Motive abstrakt. Die „Wolfos“ experimentieren beispielsweise mit Überblendungen und Bildbearbeitung. Weitere Infos gibt’s hier.
Am Freitag schreibt Ihnen Svenja Stühmeier. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Raphael Balke (rab), Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn), Svenja Stühmeier (sst) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Wie Sie wissen, verfolgen wir gern, was die Menschen, die für uns schreiben oder geschrieben haben, sonst so machen. Sigrid März, die für RUMS eine Reportage über Kinderarmut in Coerde geschrieben hat, ist nicht nur freie Journalistin, sondern auch promovierte Biologin. Zusammen mit der Ärztin Stefanie Burghaus hat sie ein Buch über Endometriose geschrieben, eine schmerzhafte chronische Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst. Das Buch erscheint am Freitag hier können Sie es bestellen. Und unsere frühere Kolumnistin Marina Weisband war zu Gast im „Zeit“-Podcast „Das Politikteil“. Dort hat sie über den Ukraine-Krieg und Propaganda im Netz gesprochen. (rhe)
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