Der Masterplan Mobilität ist da. Und jetzt? | Lehrer-Rochade: Das Problem mit dem Zwang | Unbezahlte Werbung: Gustav Grün

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

Mitte April tagt die Verkehrsministerkonferenz in Münster, und vielleicht als Anregung für den Oberbürgermeister: Etwas Schönes für die Eröffnungsrede steht in dem Kurzbericht zum lange erwarteten und am Montag endlich veröffentlichten „Masterplan Mobilität Münster 2035+“, der viele Antworten auf offene Fragen zur Zukunft des Verkehrs in Münster geben soll. 

Auf Seite 6 geht es darum, wie viele Wege in Münster zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden. Die Antwort ist: fast genau drei Viertel (74 Prozent). Und das sei eine Ausgangslage, so steht es dort, „die für viele andere deutsche Städte in ähnlichen Konzepten als perspektivischer Zielzustand definiert würde“. 

Klingt ein bisschen, als wären wir mit der Verkehrswende schon fast durch. Das ist allerdings nicht so. Der „Masterplan 2035+“ soll vor allem eine grobe Linie vorzeichnen, über deren genauen Verlauf in den kommenden Jahren entschieden wird. Welche Linie sich am Ende ergibt, wird vor allem davon abhängen, wie die politische Mehrheit aussieht. 

Gleich im ersten Absatz des Kurzberichts steht der Satz: „Kein Verkehrsmittel soll aus ideologischen Gründen bevorteilt oder eingeschränkt werden.“ Allein über diese Aussage könnte man sich Diskussionen in der Länge von Ratssitzungen vorstellen. 

Die einen sind der Ansicht, das Auto werde in der aktuellen Konstellation so sehr bevorteilt, dass man das schleunigst ändern muss. Die anderen halten den Status quo für maßgeblich und sehen die ideologische Bevorteilung schon da, wo sich am gegenwärtigen Zustand etwas ändert.

Grundsätzlich ist die Tendenz im Masterplan aber schon: Fußverkehr, Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel sollen wichtiger werden. 

Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist dabei ein wesentliches Element. Zentral ist auch, dass der Verkehr in Form von hierarchischen Netzen mit Haupt- und Nebenachsen gedacht wird, die im besten Fall so miteinander verbunden sind, dass man übergangslos von einem ins andere Netz wechseln kann. Der Masterplan schlägt 46 Maßnahmen vor, die Schritt für Schritt umgesetzt werden. 

Am Dienstagnachmittag veröffentlichte die Stadt dann noch das ebenfalls seit Langem erwartete Konzept für die Parkplätze in Münster, das sogenannte integrierte Parkraumkonzept. Ein zentraler Vorschlag daraus ist eine Bewohnerparkzone im Kreuzviertel. Der Unterlagenstapel dazu ist hier zu finden, die Pressemitteilung hier

Der komplette Abschlussbericht zum Masterplan steht hier, die etwas kürzere Version können Sie sich hier ansehen, die noch kürzere Verwaltungsvorlage, über die der Rat im April entscheidet, hier. Und wenn Sie nur zwei Minuten Zeit haben, finden Sie hier auch noch eine Pressemitteilung mit einer sehr groben Zusammenfassung. 

Das schon mal vorab. Am nächsten Freitag, dem 5. April, beschäftigen wir uns ausführlicher mit den ganzen Papieren. (rhe) 

Kurz und Klein

+++ Der Prozess um die Verfassungsschutzüberwachung der AfD geht weiter: Das Oberverwaltungsgericht Münster setzt 13 weitere Sitzungstermine an. Sollte die Verhandlung alle Termine ausschöpfen, würde das Gericht am 3. Juli darüber entscheiden, ob die AfD zum extremistischen Verdachtsfall hochgestuft werden darf (RUMS-Brief). Aber: „Die Ladung zu der Vielzahl an Terminen erfolgt zunächst vorsorglich“, schreibt das Gericht auf seiner Website. Also erst mal eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass sich der Prozess in die Länge zieht. Wann es weitergeht, steht auch schon fest: am 11. April. (sfo)

+++ Das Statistische Landesamt von Nordrhein-Westfalen hat Zahlen zu Legehennen veröffentlicht. Etwa jedes zwölfte Ei wird noch von Hennen in Käfighaltung gelegt. 85 Prozent im Regierungsbezirk Münster. Wie kommt’s? Ein Sprecher der Landwirtschaftskammer erklärt auf Nachfrage: Zum einen sei das historisch gewachsen, zum anderen gebe es insbesondere bei der Lebensmittelverarbeitung eine hohe Nachfrage nach möglichst günstigen Eiern. Also etwa für die Herstellung von Eis und Tiefkühlpizza. Viele Firmen seien in der Region ansässig. 2025 ist es damit allerdings vorbei, denn dann dürfen Legehennen nicht mehr in den übergangsweise noch erlaubten Kleinkäfigen leben. Die Haltung in Batterie-Käfigen ist seit 2010 verboten. (sst)

+++ Ostern steht vor der Tür. Da stellt man sich natürlich die Frage: Kommt heimischer Spargel an den Feiertagen auf den Tisch? So ganz klappt das wahrscheinlich nicht, haben einige Bäuer:innen den Westfälischen Nachrichten gesagt. Grund: zu viel Regen, zu wenig Sonne. Bauer Bernd Böckenhoff aus Raesfeld-Erle hilft ein bisschen nach, mit einer Art Fußbodenheizung für einen Teil seines Spargelfelds, berichtet der WDR. Bei ihm gibt’s jetzt schon Spargel – für 18 Euro pro Kilo. Falls Sie nicht so weit fahren wollen: Auf gut Glück bietet sich sicherlich ein Marktbesuch morgen an. (sst)

+++ Eier und Feiertagsessen, gutes Stichwort: Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt in ihrer neuesten Empfehlung nur noch ein Ei pro Woche. Heißt das also, über Ostern müssen wir uns das Eiersuchen und -essen verkneifen? Nicht ganz. Die Uniklinik hat vorsichtshalber bei ihrer hauseigenen Ökotrophologin Linda Haschmann nachgefragt, ob gelegentliche Ausnahmen okay sind. Ihre Antwort: Ja, das sind sie. Das komplette Interview können Sie hier nachlesen. Mein liebster Funfact: Im Eigelb ist mehr Eiweiß enthalten als im Eiweiß. (sfo)

+++ Die FDP Münster findet das Stadtwerke-Projekt „Loop“ eigentlich gut, möchte dem Ausbau aber nicht zustimmen. Worum geht’s noch gleich? Die sogenannten „Loop“-Fahrzeuge sind kleine Bestelltaxen, die in Münster unterwegs sind, um Lücken im Busnetz zu stopfen. Das Ganze ist allerdings recht teuer und wird von verhältnismäßig wenigen Leuten genutzt, wie Ralf Heimann Anfang des Monats in diesem RUMS-Brief aufgedröselt hat. In dieser Abwägung ist die FDP zu dem Schluss gekommen, den geplanten „Loop“-Ausbau nicht zu unterstützen. Und dann? Die FDP fordert, das Fördergeld stattdessen in funktionierende Alternativen zum Privatauto zu investieren, beispielsweise in den Busverkehr. (sfo)

Sie möchten dieses Thema mit anderen Leser:innen diskutieren oder uns Hinweise geben

Nutzen Sie einfach unsere Kommentarfunktion unterhalb dieses Textes. Wenn Sie diesen Brief gerade als E-Mail lesen, klicken Sie auf den folgenden Link, um den Text auf unserer Website aufzurufen:

diesen Brief kommentieren

Abordnung ins Ruhrgebiet: Wie gut ist Zwang?

Die Schulbehörde will Grundschullehrkräfte vorübergehend ins Ruhrgebiet schicken. Das Ziel ist Bildungsgerechtigkeit. Aber ist das wirklich gerecht?

In den vergangenen Wochen war in vielen Lehrerzimmern in Münster schlechte Stimmung, weil klar war: Irgendwen aus der Runde wird es treffen. Irgendwer muss vorübergehend ins Ruhrgebiet pendeln, weil dort an den Grundschulen Lehrkräfte fehlen. Oder irgendwen hatte es schon getroffen, die Schulleitung hatte einen oder mehrere Namen genannt. Die Fragen waren: Warum ich? Warum unsere Klassenlehrerin? Warum unsere Schule? 

Es ging nicht nur um die Grundschulen. Ungefähr 20 Lehrkräfte von Gymnasien in Münster sollen an Grundschulen wechseln, um die entstehenden Lücken zu schließen, wenn die Leute von dort ins Ruhrgebiet gehen, so berichteten es die Westfälischen Nachrichten. Und eines der großen Probleme ist, dass vieles unklar bleibt.

Fragt man die Bezirksregierung, um wie viele Schulen, Lehrkräfte und Städte es geht, heißt es, das könne man noch nicht sagen, „da der Prozess noch im Fluss ist“. 

Auch zur Frage, wie viele Lehrkräfte in Gelsenkirchen fehlen, macht die Behörde keine Angaben. Weil die Personalausstattung nur zum 1. Dezember erhoben werde, würde sich ein verzerrtes Bild ergeben, schreibt ein Sprecher. Außerdem gehe es um bestimmte „Fächerkombinationen“ und „Stundenumfänge“, nicht nur um die „zahlenmäßige Ausstattung an Lehrkräften“, heißt es. 

Doch um die zahlenmäßige Ausstattung geht es in Wirklichkeit schon, denn die grundlegende Frage hinter dem gesamten Problem ist: Gleicht das Land Nordrhein-Westfalen hier mit gängigen Instrumenten ein vorübergehendes Ungleichgewicht aus? Oder zweckentfremdet es ein Instrument, um ein politisches Versäumnis zu korrigieren?

Das Münsteraner Modell

Nicht nur Schulen aus Münster müssen Lehrkräfte abgeben, sondern Schulen aus der gesamten Region. Das Ungleichgewicht besteht seit Jahren. Dass im Jahr 2024 Lehrkräfte im Ruhrgebiet fehlen würden, kommt nicht überraschend. 

Es ist nicht so, als wenn nichts getan worden wäre, um das drohende Problem zu lösen. Es gibt das sogenannte Münsteraner Modell. Bevor junge Lehrkräfte da unterrichten dürfen, wo sie möchten, müssen sie zwei Jahre da arbeiten, wo sonst kaum jemand hin möchte.  

Die Landesregierung hat vor etwas mehr als einem Jahr ein ganzes Handlungskonzept vorgestellt, um Personal für die Schulen zu gewinnen. Man will den Seiteneinstieg ermöglichen, mehr Studienplätze anbieten oder die Anerkennung von Qualifikationen erleichtern. 

Die Frage ist, ob diese Maßnahmen ausreichen, um die Schieflage dauerhaft zu beseitigen, oder ob es in der gegenwärtigen Arbeitswelt und in Zeiten von Personalknappheit nicht etwas mehr braucht: ein nicht ganz so statistisches Verständnis, in dem es noch andere Maßstäbe gibt als Quantität.

Im Moment sieht es danach nicht aus. Die Stellen müssen besetzt werden, und wer nicht nach Gelsenkirchen möchte, der wird eben abgeordnet.

Das Ziel ist Bildungsgerechtigkeit. Aber die Vorstellung von einer solchen Gerechtigkeit ist ziemlich eindimensional. Alle sollen die gleichen Chancen haben. Aber ist das wirklich der Fall, wenn die einen Lehrkräfte bekommen, die gezwungen wurden und morgens schon widerwillig in den Zug steigen? Sorgt man so dafür, dass motivierte Menschen vor den Klassen stehen?

Zwang erhöht den Krankenstand

Müsste man das alles nicht etwas anders denken? Wenn es schwer ist, Personal für bestimmte Regionen zu finden, wäre es nicht besser, man würde die Stellen dort attraktiver machen, damit Lehrkräfte sich freiwillig für diese Jobs melden? 

Unmöglich ist das offenbar nicht. Das Bildungsministerium in Sachsen-Anhalt hat erst vor wenigen Wochen angekündigt, mit Zulagen mehr Anreize zu geben, an bestimmten Schulen zu arbeiten. 

In Münster hat man den Lehrkräften, mit denen wir gesprochen haben, nichts angeboten. Und natürlich, man kann sagen, für diesen Beruf braucht es eine innere Motivation, da sollte es nicht um Geld gehen. 

Andererseits braucht es für eine innere Motivation die Freiheit, selbst Entscheidungen zu treffen. Mit Zwangsmaßnahmen erhöht man im Zweifel vor allem den Krankenstand.

Das ist ein Dilemma. Einerseits muss das Land die Schulen mit Lehrkräften ausstatten, andererseits möchte es den Beruf so attraktiv machen, dass genügend junge Menschen sich für ein Lehramtsstudium entscheiden. 

An einer anderen Stelle wird das Problem noch etwas deutlicher. Für viele Menschen ist der Beruf auch deshalb so interessant, weil er die Möglichkeit bietet, die Arbeitszeit so anzupassen, dass sie den eigenen Bedürfnissen entspricht.

Man kann die Arbeitszeit reduzieren, wenn man das möchte. Da heißt es nicht: Wir sind hier in der Abteilung nur zu zweit, das geht im Moment aber wirklich nicht. Das wiederum sind die Vorteile einer Behörde. Beziehungsweise: Sie waren es. 

Ende vergangenen Jahres hieß es aus Düsseldorf, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, werde man Teilzeitanträge in Zukunft vermehrt ablehnen. (rhe)

Sie möchten dieses Thema mit anderen Leser:innen diskutieren oder uns Hinweise geben

Nutzen Sie einfach unsere Kommentarfunktion unterhalb dieses Textes. Wenn Sie diesen Brief gerade als E-Mail lesen, klicken Sie auf den folgenden Link, um den Text auf unserer Website aufzurufen:

diesen Brief kommentieren

Interview mit Merle Radtke

Ist das Kunst oder kann das ausgetauscht werden?

Ist Ihnen eigentlich mal das kleine weiße Blechschild am Michaelisplatz aufgefallen? Im Vierjahresrhythmus werden dort Schilder ausgetauscht, jedes Mal ist ein neuer Termin darauf zu sehen. Morgen um 16:30 Uhr kommen Mitarbeiter:innen der Kunsthalle Münster mit einer Leiter vorbei, um ein neues Schild zu montieren. Sebastian Fobbe hat mit der Kunsthallenleiterin Merle Radtke über Mark Formaneks Kunstwerk gesprochen.

Frau Radtke, ich fange mal mit einer ketzerischen Frage an: Was bitte schön ist eigentlich Kunst an diesen Blechschildern?

Die Frage ist gar nicht so unbegründet. Diese Diskussion gibt es schon seit den 1960er-Jahren. Damals hat man sich von den gängigen Medien der Kunst gelöst: der Malerei und der Skulptur. Die Handschrift der Künstler:innen war nicht mehr ausschlaggebend, sondern die Idee hinter den Werken. Diese Strömung nennt sich Konzeptkunst.

Und wie ist das bei „Datum” von Mark Formanek?

Dass die Schilder gewechselt werden, ist eigentlich nur ein kleiner Eingriff in den Stadtraum. Trotzdem sind die Wechsel in Münster fest verankert. Jedes Mal kommen viele Menschen zum Michaelisplatz, um sich den Austausch anzuschauen. Die Schilder geben einen Anlass, sich zu treffen und ins Gespräch zu kommen. Das Datum ist immer ein Marker, um sich zu fragen: Was ist in den vergangenen vier Jahren passiert? Wie könnte es weitergehen? Es geht also nicht nur um zwei Daten, sondern auch um das, was dazwischen passiert. Die Geschichten, die sich um die Schilder ranken, gehören dadurch auch zum Kunstwerk.

Wie ist das für Sie? Der letzte Schildwechsel war am 2. April 2020 um 16 Uhr, mitten im ersten Corona-Lockdown.

Für mich ist der Rückblick gerade sehr spannend. Ich habe 2018 die Leitung der Kunsthalle übernommen. Damals dachte ich: „So ein Schild auszutauschen dürfte eigentlich keine große Sache sein.“ Der Wechsel morgen ist für mich sozusagen der erste unter Realbedingungen. Vor vier Jahren war an die Montage mit Publikum nicht zu denken. Im Lockdown durfte man sich nur zu zehnt draußen treffen. Das ist ein guter Anlass, darüber nachzudenken, wie sich unser Leben seit Covid verändert hat. Wir hatten beim letzten Mal Nachrichten bekommen von Leuten, die gefragt haben, ob sie dort einen Kaffeewagen aufstellen oder ihren Geburtstag feiern dürften.

Ach, das ist ja witzig. Morgen hat mein Vater Geburtstag. Der kommt extra nach Münster, um sich den Schildwechsel anzuschauen.

Zum Glück ist das wieder möglich. Vor vier Jahren hatten sich einige Leute echauffiert, weil wir den Wechsel absagen mussten. Die Schilder vermitteln den Menschen offenbar auch ein Gefühl von Stabilität. Die ist mit Covid brüchig geworden. Ich hatte damals mit Mark Formanek Rücksprache gehalten. Er sagte: Na gut, wenn das so ist, dann fällt der Austausch eben aus. Wenn das Haus brennen würde, an dem das „Datum” hängt, könnten wir ja auch nichts tun. Das ist einfach höhere Gewalt.

Was haben Sie stattdessen gemacht?

Wir haben das Schild zwei, drei Wochen später ausgetauscht. Ohne große Ankündigung, aber nach Rücksprache mit Mark Formanek. Auf diese Weise haben nur ein paar Leute zufällig beim Spazieren den Wechsel mitbekommen. Ich finde, das Beispiel zeigt gut, wie das Kunstwerk den Regeln des öffentlichen Lebens unterworfen ist. Die Schilder stehen unter dem Einfluss von dem, was drumherum alles geschieht. Und so eine Pandemie ist eben etwas Größeres, das alles verändert.

2008 haben Mitarbeiter:innen der Stadt, die das Schild austauschen sollten, den Termin verpennt.

Das kann ich mir gut vorstellen. Das System wackelt ja zum Beispiel schon, wenn am Tag des Austausches die Person krank wird, die auf die Leiter steigen muss. Bis zu Ihrer Anfrage hatte ich auch, ehrlich gesagt, einen anderen Termin im April im Kopf. Da dachte ich: „Huch, der Tag kommt doch schneller, als ich dachte.“ Das Schild ist eben ein eher subtiles Objekt in der Stadt.

Insgesamt besteht das Kunstwerk aus zwölf Schildern. Das letzte wird am 14. März 2040 um 17:30 Uhr abgehängt. Und dann? Kommt doch noch ein neues Schild? Oder passiert irgendwas Außergewöhnliches?

Das werden wir sehen. Die Schilder beschäftigen sich mit dem Phänomen Zeit. Da würde es einerseits passen, das Kunstwerk auf Unendlichkeit anzulegen. Andererseits könnten sie auch die durchschnittliche Lebensdauer eines Menschen wiedergeben.

Mit welchem Gefühl blicken Sie auf den morgigen Tag?

Ich bin sehr neugierig. Wie gesagt, das ist der erste richtige Austausch, den ich als Leiterin der Kunsthalle betreue. Bisher habe ich nur gehört, dass die Schildwechsel ein Spektakel mit Volksfestcharakter in Münster sind. Da bin ich mal gespannt, ob wir mit der Leiter durch die Menschenmenge kommen. Theoretisch könnte auch alles ganz sang- und klanglos ablaufen. Ich gehe aber davon aus, dass ich mehr Menschen antreffen werde als nur Sie und Ihren Vater.

Ist morgen etwas Besonderes geplant? Es ist der erste Wechsel nach der Pandemie.

Nein. Wir wollen das als Kunsthalle nicht künstlich anheizen, sondern das Werk den Menschen überlassen. Auf diese Weise kann ein eher nüchtern-kühles Kunstwerk wie die Datum-Schilder eine persönliche Note bekommen. Wie im Falle Ihres Vaters, der sich denkt: „Oh, da habe ich ja Geburtstag.“

1992 ist das erste Datum-Schild von Mark Formanek am Hawerkamp installiert worden, als die Kunsthalle Münster dort noch ihren Sitz hatte (unter dem Namen Städtische Ausstellungshalle am Hawerkamp) Mit dem ersten Wechsel im Jahr 1996 zog das Schild an den Michaelisplatz in der Innenstadt um. Auf der Website der Kunsthalle finden Sie noch mehr Infos zum Kunstwerk.

Klima-Update

+++ Die Stadt Münster hat ihren Klimastadt-Vertrag (RUMS-Brief; RUMS-Kolumne) inzwischen bei der Europäischen Union eingereicht, nun ist er auch öffentlich einsehbar. Falls Sie sich einen Überblick über den Ist-Zustand und Lösungsansätze verschaffen wollen, schauen Sie mal rein. Der Vertrag ist gut verständlich geschrieben. An vielen Stellen hebt die Stadt hervor: Sie kann nicht aus eigener Kraft erreichen, dass Münster bis 2030 klimaneutral wird. Hierzu brauche es auch Veränderungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene sowie den Rückhalt der Stadtbevölkerung. Auf gut 100 Seiten haben einige Akteur:innen schon zusammengefasst, was sie vorhaben. Im Aktionsplan steht ausführlicher, was bis 2030 umgesetzt werden soll. (sst)

+++ Die Stadt Münster ist gerade dabei, einen Lärmaktionsplan zu erstellen (RUMS-Brief). Der Verkehrsverband VCD hat nun in einer Pressemitteilung auf den Lärmmelder aufmerksam gemacht, den er zusammen mit der Deutschen Umwelthilfe entwickelt hat. Das Online-Tool soll helfen, einen Antrag bei der Stadt auf Lärmschutz zu stellen. Eine Forderung des VCD Münsterland ist: Kommunen sollen mehr Spielraum bekommen, damit sie an mehr Stellen Tempo 30 einführen können. (sst)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Die Sonnenstraße wird für mehrere Wochen gesperrt, damit die Stadt dort das ehemalige Hauptzollamt in eine Kita und Tagespflegestelle mit 170 Plätzen umbauen kann. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Haus Schütte mit dem Glockenspiel am Alten Steinweg ist abgerissen worden, um Platz für den Neubau des Dommuseums zu machen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe möchte seine Einrichtungen mit Photovoltaikstrom versorgen und hat dazu eine erste Anlage auf das Dach des Kunstmuseums am Domplatz gesetzt. (Landschaftsverband Westfalen-Lippe)

+++ Der Rat soll im Juni entscheiden, ob die Melanchthonschule in Coerde mit Videokameras ausgestattet  wird, weil es dort häufig zu Vandalismus und Einbrüchen gekommen ist. (Stadt Münster)

+++ Der 27-jährige Mann aus Münster, der zuletzt am Wochenende in einer Bar an der Jüdefelderstraße gesehen wurde, ist tot. (Polizei Münster)

+++ Die Polizei hat aufgrund von Versäumnissen eines früheren Mitarbeiters der Waffenbehörde, der mit der Bearbeitung überfordert war, Altlasten aufgearbeitet und in zwölf Fällen die waffenrechtliche Erlaubnis widerrufen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Bistum Münster hat in den Jahren 2021 bis 2023 mehr als sechs Millionen Euro an Missbrauchsopfer gezahlt, wobei die Gelder aus dem separaten Haushalt des Bischöflichen Stuhls stammen, der hauptsächlich aus Immobilienerträgen gespeist wird. (Westfälische Nachrichten)

+++ Eine 17-Jährige aus Coerde wird vermisst, nachdem sie vor drei Wochen auf dem Weg zur Schule verschwunden ist. (Polizei Münster)

+++ Die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung in Münster erweitert ihre Dienstzeiten, um noch mehr Menschen in Not medizinisch versorgen zu können. (Malteser Münster)

+++ Am Freitag erscheint unter der Leitung von Psychiater Georg Romer von der Uniklinik Münster der Entwurf für eine Leitlinie zur Behandlung von trans* Kindern und Jugendlichen. (Zeit Online)

+++ Der Coconut Beach soll in Dockland umbenannt werden. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Stadt Münster hat über eine Landesförderung ein Musikprojekt für Menschen in ihrer Partnerstadt Rishon LeZion ermöglicht, die von dem Angriff der Hamas betroffen sind. (Stadt Münster)

Unbezahlte Werbung

Bei Gustav Grün – in Münster gleich an zwei Standorten, an der Wolbecker und an der Wilhelmstraße – gibt es herzhafte Veggie-Rollen. Basis sind die namensgebenden grünen Salate, dazu gibt es wahlweise verschiedene Sorten Hummus, Gemüse und eine Spezialzutat. Die kann, muss aber nicht, Falafel sein. Es gibt auch Veggie-Döner, Schawarma oder Beef Teriyaki. Mir schmecken Kombinationen mit Mango-Chutney, Roter Beete und Veggie-Döner besonders gut. Und falls es etwas mehr sein darf, hat Gustav Grün auch Boxen, Bowls und richtig gute Pommes im Angebot. (kan)

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Katja Angenent hat heute für Sie nachgehört, was in den kommenden Tagen los ist. Das sind ihre Empfehlungen:

+++ Falls Sie heute Abend noch nichts vorhaben und Ihnen der Sinn sowohl nach Kultur als auch nach Entspannung steht, dann ist vielleicht die Poetry-Late-Night-Show in der „Black Box” im Cuba das Richtige. In gemütlicher Atmosphäre plaudern Slam-Poet Andreas Weber und Songwriter Phil Wood mit ihren Gästen, die dann auch zeigen dürfen, was sie künstlerisch so drauf haben. Das Ganze wird so zu einem Abend „voller Kurzgeschichten, Glossen, Liedern und Selbstironie“, wie es in der Ankündigung heißt. Los geht es um 20 Uhr, der Eintritt kostet 10 Euro.

+++ Wer älter ist, kann ab und an Schwierigkeiten haben, Gleichaltrige zum Feiern zu finden. Bei der Faltenrock-Party, die am Mittwoch stattfindet, ist das kein Problem, denn Eintritt gibt es erst ab 60 Jahren. Wer unter 60 ist, muss von jemandem über 60 begleitet werden. Los geht die Veranstaltung um 17 Uhr im Gleis 22, der Eintritt kostet 8 Euro. Das Motto lautet passenderweise: Five o’clock Rock.

+++ An ganz junges Publikum richtet sich hingegen der kostenfreie Fabel-Tag in der Stadtbücherei, der ebenfalls am Mittwoch stattfindet. Dann erobern Drachen und Fabelwesen die Kinder- und Jugendbücherei im Untergeschoss. Auf dem Programm stehen unter anderem Rallye-Aufgaben, eine Yu-Gi-Oh-Tauschbörse, Spiro an der Play Station 5 und ein Zeichenworkshop. Gerne dürfen die jungen Fantasy-Fans auch verkleidet kommen.

+++ Im Freilichtmuseum Mühlenhof dreht sich an Karfreitag alles um Osterbräuche. Zum traditionellen Struwenessen ist eine vorherige Anmeldung erforderlich. Wer etwas über altes Brauchtum rund um Karfreitag und Ostern lernen möchte, kann sich spontan den Rundgängen von Helma Freese anschließen, während die Kinder in einer Kutsche über den Hof fahren dürfen.

+++ Das Theater Münster hat vergangene Woche seinen neuen Spielplan vorgestellt. Mit der schönen Neuigkeit, dass in der kommenden Spielzeit jede Menge Premieren und Uraufführungen auf die Bühne kommen. „Antenne Münster“ hat freundlicherweise eine Liste dazu erstellt. Auf dem Plan stehen unter anderem ein Stück über die Schwarze Lyrikerin May Ayim aus Münster, eine Theateradaption des Sibylle-Berg-Romans „Remote Code Execution“ und der Titel „Liebes Arschloch“ von Virginie Despentes, den Ralf Heimann vergangenes Jahr am Welttag des Buches empfohlen hat (RUMS-Brief).

Der nächste RUMS-Brief erscheint in dieser Woche wegen der Ostertage ausnahmsweise am Donnerstag. Dann schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche. 

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Katja Angenent (kan), Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn), Svenja Stühmeier (sst) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Susanne Bauer

PS

Der Journalist Nils Minkmar, früher Kulturchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, heute im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“, schreibt den wunderbaren Newsletter „Der siebte Tag“, der immer sonntags erscheint. Dort kommentiert er sehr klug, was in der Welt passiert, und was er selbst so erlebt. Seit Kurzem hat Minkmar einen neuen Podcast, es geht um Geschichte, der Titel lautet: „Was bisher geschah“. In der dritten Folge geht es um das Täuferreich von Münster. Und nicht nur deshalb empfehle ich Ihnen, da mal reinzuhören. (rhe)

Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Wir haben Ihnen diesen Artikel kostenlos freigeschaltet. Doch das ist nur eine Ausnahme. Denn RUMS ist normalerweise kostenpflichtig (warum, lesen Sie hier).

Mit einem Abo bekommen Sie:

  • 2x pro Woche unsere Briefe per E-Mail, dazu sonntags eine Kolumne von wechselnden Autor:innen
  • vollen Zugriff auf alle Beiträge, Reportagen und Briefe auf der Website
  • Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen: Die ersten 6 Monate zahlen Sie nur einen Euro.

Wir freuen uns sehr, wenn wir Sie ab heute in der RUMS-Community begrüßen dürfen!

Bitte melden Sie sich an, um zu kommentieren.
Anmelden oder registrieren