Preußen Münster: Von guten und schlechten Nachrichten | Verkehrspolitik: Zähfließender Aktenverkehr | Unbezahlte Werbung: Naviki

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

nach dem Sieg gegen Saarbrücken und der guten Nachricht, dass Münster jetzt Zweiter ist, weil Regensburg das unwahrscheinliche Kunststück gelungen war, gegen den Tabellenletzten Freiburg zu verlieren, begann die Woche für die Preußen mit schlechten Nachrichten. 

Sportgeschäftsführer Peter Niemeyer verlässt den Verein, wie länger schon vermutet. Er wechselt in die Bundesliga zu Werder Bremen. Und dann kam heute noch eine Rechnung vom DFB-Sportgericht, weil sich im Januar gegen Bielefeld mal wieder irgendwelche Hirnis mit Bengalo-Rappeln unter die Fans gemischt haben. 11.200 Euro zahlt der Verein dafür. Herzlichen Glückwunsch.

Aber jetzt geht es schon gleich mit guten Nachrichten weiter. Eine ist: Es gibt einen Nachfolger für Peter Niemeyer. Das ist Ole Kittner, der im Verein bislang schon für Kommunikation und Strategie verantwortlich war. Eine andere ist: Am Sonntag können die Preußen schon aufsteigen. Dazu müssen sie beim Tabellenzwölften Verl gewinnen. Köln darf gleichzeitig nicht gegen Regensburg verlieren, aber ein Unentschieden würde reichen. Dann wäre es geschafft. 

Wer kein Ticket hat, das Spiel aber trotzdem zusammen mit anderen schauen möchte, kann ab 15 Uhr Richtung Jovel gehen. Da ist das Spiel auf einer Leinwand zu sehen. Karten gibt’s hier

Und falls das mit dem Aufstieg am Sonntag nicht klappt, ist die nächste Chance zum direkten Aufstieg am Wochenende drauf. Das ist dann allerdings auch die letzte. Da kommt der Tabellensiebte Unterhaching nach Münster. Im Hinspiel hat Unterhaching mit 3:2 gewonnen. Und da könnte man natürlich sagen: Dann wäre Münster doch jetzt mal wieder dran. (rhe)

Korrekturhinweis:

In einer früheren Version des Textes schrieben wir, dass Münster schon am Sonntag aufsteigt, wenn Köln nicht gegen Regensburg nicht verliert. Sie sehen, da stimmt was nicht. Richtig muss es heißen: Regensburg darf am Sonntag nicht gewinnen. Außerdem schrieben wir, die letzte Chance wäre sonst am Sonntag drauf. Hier ist richtig: Das wäre die letzte Chance zum direkten Aufstieg. Andernfalls bliebe mit großer Wahrscheinlichkeit die Relegation als allerletzte Chance.

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Kurz und Klein

+++ Einige Eltern von Kindern an der Pötterhoekschule machen sich Sorgen, dass die Schule im kommenden Schuljahr zu wenig Lehrkräfte hat. Grund dafür sind Abordnungen ins Ruhrgebiet, weil dort Personal fehlt (RUMS-Brief). Die Pötterhoekschule sei nach den Osterferien aufgefordert worden, innerhalb weniger Stunden eine Lehrkraft zu benennen, die infrage käme. Das schreibt Andreas Müer, Vorsitzender des Fördervereins der Schule. Hierfür habe man im Vorfeld bereits einen Kriterienkatalog entwickelt. Drei Lehrkräfte seien jedoch punktgleich gewesen. Eine Entscheidung hätten weder die Lehrer:innen selbst noch die Schulleitung noch das Los getroffen, sodass am Ende alle drei Namen an die Bezirksregierung weitergeleitet worden seien. Sprich: Anstatt einer Lehrkraft seien nun drei im Topf derjenigen gelandet, die potenziell abgeordnet werden könnten. Laut Andreas Müer geht es dabei um drei der insgesamt acht Lehrkräfte mit Klassenleitung. Die Schulleitung wollte sich auf Anfrage nicht äußern, die Bezirksregierung sagt nichts zu konkreten Fällen. Grundsätzlich wolle man die Entscheidungen über die Abordnungen bis Juni getroffen haben, schreibt eine Sprecherin. Dabei handle es sich immer um eine Abwägung im Einzelfall. Mehrere Schulen hätten mehr als eine Lehrkraft benannt, was nicht bedeute, dass mehrere abgeordnet würden. (sst)

+++ Die Staatsanwaltschaft Münster ermittelt gegen den ehemaligen Vorsitzenden des Heinrich-Piepmeyer-Hauses, in dem sich eine inklusive Kita befindet. Das hat am Freitag zuerst Antenne Münster berichtet. Der Mann soll 700.000 Euro veruntreut haben. Laut WDR habe er den Eltern im Vereinsvorstand vorgeschlagen, die Summe auf einem weiteren Konto anzulegen, für höhere Zinserträge. Das sei jedoch nicht passiert. Das Tagesgeschäft sei angespannt, zitiert der WDR aus dem Protokoll einer Mitgliedsversammlung des Vereins. Von dem Geld wollte er eigentlich den Spielplatz sanieren. (sst)

+++ Anfang des Jahres haben zuerst die CDU und dann Grüne und SPD einen Antrag an die Bezirksvertretung Nord gestellt, in dem es jeweils um die Pflegeinfrastruktur geht. Im CDU-Antrag zeigen Ausschnitte aus dem Pflegebedarfsplan, dass es in Münsters Norden weniger Pflegemöglichkeiten gibt als in den anderen Bezirken. Außerdem werde die Bevölkerung insgesamt älter. In ihren Antworten an CDU und Grüne/SPD schreibt die Stadtverwaltung: In den Baugebieten Moldrickx und Langebusch/Westhoffstraße in Kinderhaus wird jeweils eine Tagespflege entstehen. Die Stadt habe nur begrenzt Möglichkeiten, die Infrastruktur großzügig auszubauen, das liege bei Investoren und Trägern. Und ganz grundsätzlich: Wo es kein Personal gibt, kann es auch keine Pflegeeinrichtungen geben. Wegen fehlender Daten sei es gar nicht so einfach, den Bedarf genau von Bezirken und Stadtteilen zu ermitteln, schreibt die Stadt. Das hätte außerdem Konsequenzen für eine Ausschreibung. (sst)

+++ Endlich gibt es ein Ranking, aus dem Münster als waschechte Mittelmaßstadt hervorgeht – um nicht zu sagen: sogar unter dem Durchschnitt liegt. Worum geht’s? Um die Influencer:innendichte. Laut der Agentur Netzschreier leben in Münster insgesamt 3.400 Influencer:innen, knapp 11 auf 1.000 Einwohner:innen. Nee, wir haben uns das auch noch nie gefragt. Also lieber zurück zu Altbekanntem: Das neue Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung wurde veröffentlicht. Antenne Münster hebt hervor, wo die Fachhochschule und die Uni Münster besonders gut abgeschnitten haben. (sst)

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Zähfließender Aktenverkehr

Die Autos sollen raus aus der Innenstadt. Das war das große Wahlversprechen. Dann stellte sich heraus: Ganz so leicht wird das doch nicht. Jetzt haben Grüne, SPD und Volt einen Plan vorgelegt. Wird es jetzt was?

Es ist ein bisschen trubelig am Freitagmittag im Café Extrablatt an der Königsstraße. Grüne, SPD und Volt haben zu einem Pressegespräch eingeladen. Thema: Verkehrspolitik. Ganz hinten an einem Tisch an der Wand soll es jetzt losgehen. „Herzlich willkommen“, sagt Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Oliver Koch und gibt das Wort an Andrea Blome, die grüne Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Rat. Sie soll erklären, warum alle hier heute überhaupt sitzen. Ja, und warum? 

Die Koalition verfolge schon seit ihrer Wahl das Ziel, den Verkehr in der Altstadt zu beruhigen. „Und jetzt wollen wir schauen, welche konkreten Maßnahmen wir ergreifen müssen, um weiterzukommen“, sagt sie sehr laut, um im Hintergrund-Stimmengewirr überhaupt Gehör zu finden. Im selben Moment kommt die Bedienung, um eine Bestellung aufzunehmen. „Was wollen Sie denn trinken?“ – „Ein Wasser, ein Cappuccino.“ – „Klein, groß?“ Im Hintergrund singt Donna Summer: „She works hard for the money.“ Worum ging es noch mal?

Ein bisschen so war es auch mit der Verkehrspolitik nach der Kommunalwahl. Man wollte gerade anfangen mit dem, was man im Wahlkampf versprochen hatte – zum Beispiel, Münsters Innenstadt autofrei zu machen oder „weitgehend autofrei“, wie es später hieß, oder eben „autoarm“, wie Andrea Blome jetzt sagt. Aber dann kam die Stadtverwaltung mit einer ganz anderen Idee, einer futuristischen Fahrradbrücke am Aegidiitor, dem sogenannten Flyover. Also sprach man erst mal darüber. Und die autofreie Innenstadt? Die musste warten. 

Dreieinhalb Jahre später ist die Stimmung gedämpft. Auf dem Domplatz parken keine Autos mehr. Das ist gelungen, immerhin. Und immer öfter sieht man auf Parkplätzen in der Innenstadt Fahrradbügel. Auch das ist eine sichtbare Veränderung. Aber geplant war viel mehr. 

Was bedeutet „kurzfristig“?

Auf der Königsstraße zum Beispiel sollte es keinen Stau mehr geben, denn das Parkhaus in den Arkaden wollte man anders nutzen. So steht es im Koalitionsvertrag. Das scheiterte vor allem daran, dass dieses Parkhaus gar nicht der Stadt gehört. Den Plan umzusetzen, hätte sehr viel Geld gekostet. Also überlegte man sich etwas anderes. Zwei Anträge zur Königsstraße liegen jetzt irgendwo im Rathaus. 

Ähnlich war es auch mit anderen Plänen. Die Aegidiistraße soll schon seit Jahren zur Fahrradstraße werden. Im Koalitionsvertrag steht, man wolle das „kurzfristig angehen“. Zuletzt erinnerte das Ratsbündnis im November in einem Antrag daran, dass noch immer nichts passiert ist.  

Eigentlich ging es in dem Antrag um die weiterhin fehlende Lösung für das Aegidiitor. Um aus der Nummer mit dem „Flyover“ für alle gesichtswahrend herauszukommen, hatte die Stadt acht Vorschläge gemacht, von denen im Grunde nur einer in Frage kam. Das war der Clou. Der Vorschlag brauchte die Fahrradbrücke nicht. So konnte man gegen den Flyover stimmen, indem man sich für die beste Lösung entschied. 

Das Problem war nur: Der Vorschlag löste das Verkehrsproblem vor allem für das Auto sehr günstig; das entsprach nicht den Vorstellungen im Ratsbündnis. Das Papier ging also zurück an die Stadtverwaltung, die unter anderem eine Busspur unterbringen sollte

Gerhard Rüller, der stellvertretende Leiter des Mobilitätsamts, sagte im November im Verkehrsausschuss, es sei gar nicht so leicht, eine Lösung zu finden. Kann also sein, dass dieses Problem sein Amt noch etwas länger beschäftigen wird. Und so etwas könnte auch jetzt wieder passieren. 

Ideen für sieben Orte

An dem Tisch im Café Extrablatt ganz hinten sitzen am Freitagmittag der grüne Kai Meyer vor dem Esche, Marvin Seidemann von der SPD, beide aus der Bezirksvertretung, dazu Volt-Ratsherr und Bezirksvertreter Martin Grewer, SPD-Ratsherr Matthias Glomb und eben Andrea Blome. 

Vor ihnen liegt auf zwei Zetteln der Antrag mit der Überschrift „Autoarme Innenstadt – Zeitnahe Umsetzung voranbringen“. Und man erinnert sich an die Aegidiistraße, auf der sich „kurzfristig“ etwas ändern sollte. 

Die Aegidiistraße steht jetzt auch wieder auf der Liste – als einer von sieben Orten, um die es hier heute gehen soll.. 

An der Königsstraße soll eine Zufahrtssperre den Stau verhindern. Am Alten Steinweg soll man nur noch in Ausnahmefällen halten können. Auch vom Drubbel bis zum Spiekerhof sollen Autos am Straßenrand verschwinden, wie auch an der Frauenstraße, dem Verspoel und an der Hörsterstraße. 

Ob das so möglich ist, und wie das passieren könnte, das muss die Stadtverwaltung sich überlegen, wenn die Bezirksvertretung Mitte im Mai und der Rat Mitte Juni zugestimmt haben. 

Dann ist vieles möglich. Es kann sein, dass es ganz schnell geht und die Stadtverwaltung nach wenigen Monaten skizziert, wie man den Plan umsetzen könnte. Es kann aber auch sein, dass man länger nichts hören wird. Sollte das so kommen, kann das verschiedene Gründe haben.  

Einer ist: So etwas geht einfach nicht so schnell. Es braucht etwas Zeit, um sich zu überlegen, welche Folgen die in der Altstadt wegfallenden Parkplätze an anderer Stelle hätten. 

Ein weiterer möglicher Grund ist: Es fehlen Fachleute, die Zeit haben, sich mit der Sache zu beschäftigen. Personal fehlt in der Stadtverwaltung überall. Auch im Mobilitätsamt passierte es mehrfach, dass man eine Stelle ausschrieb, aber niemanden fand. 

Ein dritter Grund wäre: Es soll alles nicht ganz so schnell gehen. 

Kommt der Verkehrsversuch jemals?

Behörden sind in der Tendenz eher konservativ. Möglicherweise hat man dort andere Vorstellungen zur Verkehrspolitik als die linke Ratsmehrheit. Und wenn man bedenkt, dass im nächsten Herbst wieder Kommunalwahl ist, wäre ein nicht unwahrscheinliches Kalkül, die kritischen Sachen liegen zu lassen und erst mal abzuwarten, wie es nach der Wahl aussieht.

Hätte die CDU dann wieder das Sagen, würden einige Vorschläge der aktuellen Rathauskoalition wahrscheinlich nie umgesetzt. Die Arbeit an diesen Dingen könnte man sich dann gleich sparen.

So könnte es mit dem Verkehrsversuch am Bült kommen. Die linke Ratsmehrheit wollte die Straße vorübergehend sperren, um zu testen, ob man das Martini-Viertel von dieser lärmenden Straße befreien kann, ohne dass der Verkehr sich anderswo staut. Doch die Stadtverwaltung riet ab, weil in dieser Zeit auch an der Weseler Straße gebaut wird. Im schlimmsten Fall könnte der Verkehr dann zusammenbrechen. 

Praktisch wäre das ein überschaubares Problem. Einen Verkehrsversuch könnte man von einem auf den anderen Tag beenden. Nur die politischen Folgen dieses Scheiterns wären vor der Kommunalwahl schwer kalkulierbar. 

So einigte man sich darauf, dass der Verkehrsversuch erst stattfindet, wenn an der Weseler Straße alles fertig ist. Doch das könnte dauern. Dauert es bis nächsten Herbst, kann es sein, dass dieser Versuch nie stattfindet.

Das Fußgängerzonen-Argument

In der aktuellen Sache, der autoarmen Innenstadt, könnte es sein, dass die Stadtverwaltung einen Vorschlag macht, das Ratsbündnis aber Nein sagt. Auch das ist schon vorgekommen. Unter anderem am Aegidiitor. Zuletzt beim Bestelltaxi „Loop“. Hier hatte die Stadtverwaltung geraten, den Modellversuch fortzuführen. Das Ratsbündnis beendete ihn. 

Und wenn Fachleute etwas empfehlen, aber die Politik sagt: „Das machen wir anders“, dann hebt das nicht gerade die Laune der Fachleute. Zeigen kann sich das in der Zusammenarbeit. Anders gesagt: Wenn einem die Besserwisser aus der Politik auf die Nerven gehen, geht’s in Zukunft eben nicht ganz so schnell. Das sind mögliche Folgen. Was tatsächlich in der Behörde passiert, lässt sich von außen schwer sagen. 

Hinzukommt: Die Verwaltung ist nicht der einzige Faktor, der das Ergebnis beeinflusst. Bis zu den Entscheidungen in den Gremien bleibt noch Zeit, Argumente vorzubringen und in Gesprächen Einfluss zu nehmen. 

Die Wirtschaftsinitiative WIN etwa hat heute Mittag sehr heftig auf die Ankündigung reagiert. „Das ist Verkehrspolitik mit der Brechstange“, sagt Marcus Geßler aus dem Vorstand der Initiative laut einer Pressemitteilung. Er kritisiert unter anderem, dass Parkplätze wegfallen sollen, man aber mit dem Bus nur schlecht in die Innenstadt komme. 

Geßler schlägt außerdem vor, die Gebühren in den Parkhäusern nicht anzuheben, wie der kürzlich erschienene Masterplan Mobilität es vorschlägt, sondern sie zu senken, damit die Parkhäuser überhaupt erst mal voll werden. 

In der Politik hat man einerseits Verständnis für die Anliegen der Wirtschaft, man hört aber auch immer wieder Argumente wie das mit den Fußgängerzonen. Als in den 1970er-Jahren über sie diskutiert wurde, hatte die Wirtschaft ähnliche Sorgen. Man fürchtete Umsatzeinbußen und schlechte Geschäfte. Doch dann kam alles ganz anders. 

Vorschau auf die Statements

Verfolgt man die verkehrspolitische Debatte über mehrere Jahrzehnte, dann taucht ein Argument immer wieder auf. Es lautet: Wir wollen ja die Veränderungen, aber erst mal brauchen wir Alternativen. 

Das ist richtig. Nur wenn man das Argument auch von denen immer wieder hört, die Jahrzehnte lang Zeit gehabt hätten, diese Alternativen bereitzustellen, fragt man sich irgendwann schon: Will man wirklich Alternativen? 

Dabei stimmt es ja: Viele Menschen kommen mit dem Auto, weil ihnen Busse und Bahnen zu unpünktlich, zu überfüllt und zu wenig flexibel sind. 

Das Problem ist: Eine gleichwertige Alternative zum mobilen privaten Wohnzimmer, das vor der Haustür parkt, werden diese Verkehrsmittel niemals sein. Das ist eine Vorschau auf die Statements und Pressemitteilungen, die bis zur Ratssitzung Mitte Juni kommen werden. 

Bei der Pressekonferenz im Café Extrablatt am Freitagmittag ging es am Ende noch einmal um die Frage, wie lange es denn dauern wird, bis an den sieben Orten keine Autos mehr stehen. Das fragte ich, und ich erwähnte die Vorschläge zum Aegidiitor, die seit zwei Jahren in der Verwaltung liegen. 

Volt-Ratsherr Martin Grewer sagte, zum Aegidiitor habe das Bündnis Ende des Jahres ja einen Antrag gestellt. Er rechne im ersten Halbjahr mit einer Antwort. Dann werde die Stadt einen Zeitplan vorlegen. Und dann? Ja, dann schauen wir weiter. (rhe)

Korrekturhinweis:

In einer früheren Version hatten wir Marvin Seidemann den Grünen zugeordnet. Tatsächlich sitzt er für die SPD in der Bezirksvertretung Mitte.

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Klima-Update

Wissenschaftler:innen und Journalist:innen haben für eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung 10.000 Werbespots untersucht. Und zwar darauf, ob sie für klimaschädliche Waren oder Handlungen werben. Ihr Ergebnis: Ein knappes Drittel der Spots im Fernsehen und auf Youtube animiert die Konsument:innen etwa dazu, mit dem Flugzeug zu reisen, ein Auto zu kaufen oder Schokolade zu essen. Moment. Schokolade? Ernsthaft jetzt? Die Autor:innen schreiben selbst, dass das Ausmaß der Klimaschädlichkeit bei Lebensmitteln und Drogerieprodukten nicht so groß ist wie etwa bei einer Kreuzfahrt, mit der eine Person fast ihr gesamtes „faires“ CO2-Budget für ein Jahr verpulvere. Dennoch gebe es deutlich klimafreundlichere Nahrungs- und Genussmittel. Ein wichtiger Punkt ist noch: Die Werbung mache die Klimaschädlichkeit unsichtbar oder betreibe sogar Greenwashing. Das verstößt laut Autor:innen gegen den Medienstaatsvertrag, der laut Paragraf 8 Verhaltensweisen, die „in hohem Maße den Schutz der Umwelt gefährden“, untersagt. (sst)

In eigener Sache

Unsere Umfragen auf Social Media

Wir machen auf Social Media gerade verschiedene Umfragen zu Themen, die Münster betreffen. Falls Sie das sehen, machen Sie gerne mit. Die Ergebnisse werten wir aus und schreiben darüber in unseren Briefen. Wir wollen dabei nicht nur über die Perspektiven unserer Leser:innen etwas erfahren, sondern auch etwas über die von Nicht-Leser:innen, denen wir danach anbieten, RUMS auszuprobieren. Wenn Sie an unseren Umfragen teilnehmen möchten, tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse am Ende der Umfragen ruhig ein. Für Sie ändert sich dadurch mit Blick auf Ihr RUMS-Abo nichts.

Ein-Satz-Zentrale

+++ Ab morgen können Sie Ihre Stimme für die Europawahl im Stadthaus 1 abgeben, und falls Sie noch Entscheidungshilfe brauchen, der Wahl-O-Mat ist inzwischen online. (Stadt Münster, Wahl-O-Mat)

+++ Die Müllabfuhr verschiebt sich wegen Christi Himmelfahrt auf den 10. und 11. Mai. . (Stadt Münster)

+++ Anwohner:innen der Kronprinzenstraße ärgern sich, weil die Autos vor ihrer Haustür viel schneller fahren, seit der Straßenbelag neu ist. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Stadtnetze beginnen im Juni, die Geräte zu prüfen, die ans Erdgasnetz angeschlossen sind, da sie wegen der Umstellung auf Gas mit einem höheren Energiegehalt eventuell angepasst werden müssen. (Stadtnetze Münster)

+++ Gut ein Drittel der Elterngeldbezieher:innen in Münster waren 2023 Väter; das ist der größte Anteil im NRW-weiten Kommunenvergleich. (Landesbetrieb IT.NRW)

+++ Die Zahl der Ausländer:innen in Münster ist im vergangenen Jahr auf 41.240 gestiegen. (Landesbetrieb IT.NRW)

+++ Das Bistum Münster hat die Entscheidung über die Finanzierungsquelle für Zahlungen an Missbrauchsopfer vertagt, will aber keine Kirchensteuermittel verwenden. (Kirche und Leben)

+++ Die Stadt Münster sucht Gastfamilien für fünf Jugendliche aus Münsters ukrainischer Partnerstadt Winnyzja, die ab Juni drei Monate lang Praktika im Rahmen ihrer Ausbildung machen. (Stadt Münster)

+++ Falls Sie sich fragen, was der Unterschied zwischen Schlange und Schleiche ist und warum es nicht „der“, sondern „die“ Kreuzotter heißt, hier ein Text über die Tiere, die auf Münsters Boden entlangschlängeln. (Westfälische Nachrichten)

+++ Heute wurden die Schlussplädoyers im AfD-Prozess gehalten, das Urteil wird am Montag verkündet. (X/Annika Leister)

Unbezahlte Werbung

Was ein guter Radweg ist, definieren Radfahrende wohl ganz individuell. Geht es darum, gemütlich durch die Natur zu radeln, auf dem Rennrad sportlich unterwegs zu sein oder im Alltag möglichst schnell von A nach B zu kommen? Die Fahrrad-App Naviki geht auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ein und führt je nach Gusto ans Ziel. Naviki hat interessante Fahrvorschläge im Angebot und kennt auch Neben- und Schleichwege – und zwar weltweit. Routen und Rundkurse lassen sich sowohl in der App als auch komfortabel vor dem Bildschirm planen. Anschließend zeigt Naviki die Route auf dem Handy an, navigiert via Sprachausgabe und lässt sich mit einer Smartwatch verbinden. Naviki ist ursprünglich aus einem Forschungsprojekt der FH Münster entstanden und wird heute von einem Münsteraner Unternehmen weiterentwickelt. Das Basispaket ist kostenlos erhältlich, Zusatzoptionen kosten jeweils wenige Euro.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute haben Katja Angenent und Svenja Stühmeier geschaut, was in Münster so los ist:

+++ Das LWL-Museum für Kunst und Kultur zeigt heute um 19:30 Uhr den japanischen Animationsfilm „Chihiros Reise ins Zauberland“. Der Film erzählt von der zehnjährigen Chihiro, die sich im Reich der Götter und Dämonen bewähren muss. Eine Einführung in den Film gibt es vorab von Elke Kania, Kunst- und Filmwissenschaftlerin aus Köln. Karten kosten fünf Euro und sind an der Abendkasse oder hier erhältlich.

+++ Wann haben Sie Ihre Sportlichkeit eigentlich das letzte Mal bei den Übungen fürs Sportabzeichen unter Beweis gestellt? Zum offiziellen Auftakt der diesjährigen Trainingssaison treffen sich Interessierte am Mittwoch um 17 Uhr im Sportpark Sentruper Höhe. Gemeinsam nehmen sie die ersten sportlichen Herausforderungen in Angriff. Wer an dem Termin nicht kann, hat noch bis zum Ende des Jahres Zeit, auf das Abzeichen hinzutrainieren.

+++ Das Hamburg Stage Ensemble setzt sich aus jungen Instrumentalist:innen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zusammen, die Musik spielen und vermitteln wollen. Am Mittwoch um 19 Uhr tritt das Ensemble in der Friedenskapelle auf, und zwar mit einer modernen Version von Vivaldis Klassiker „Vier Jahreszeiten“. Komponiert hat sie Astor Piazzolla, ein bekannter argentinischer Komponist. Karten für das Konzert gibt es hier.

+++ Ebenfalls am Mittwoch wird um 19 Uhr im no cube die Ausstellung „Bildreime“ von Helmut Dick und Matthias Schamp eröffnet. Die Künstler legen den Fokus auf Überschneidungen ihrer fotografischen Arbeiten. Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Juni immer mittwochs von 15 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Der Eintritt ist frei.

+++ Falls Sie (wie wir) Spätzünder sind und den Kinofilm „Morgen ist auch noch ein Tag“ (Original: „C’è ancora domani“) von Paola Cortellesi noch nicht gesehen haben, wäre mein Tipp: Holen Sie es nach. Worum es geht? Paola Cortellesi spielt in ihrem Regiedebüt die Hausfrau Delia, die in Rom der 1940er-Jahre lebt, unterdrückt von ihrem gewalttätigen Ehemann. Und dann wagt sie einen rebellischen Akt. Der Film läuft im Schloßtheater, Karten gibt es hier. Eine Kritik finden Sie hier. Triggerwarnung: Der Film zeigt häusliche Gewalt.  

Am Freitag schreibt Ihnen Svenja Stühmeier. Ich wünschen Ihne einen gute Woche. 

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Katja Angenent (kan), Jan Große Nobis (jgn), Svenja Stühmeier (sst) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth

PS

Eine nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitete und sehr erfolgreiche Geschichte ist: In Münster war das mit den Nazis nicht ganz so schlimm, denn hier gab es ja die Katholiken. In einer Sonderfolge des Podcasts „Deutschland 33/45“ spricht Jonas Stephan mit dem Historiker und stellvertretenden Leiter des Stadtarchivs, Philipp Erdmann, darüber, wie rechtsextreme junge Männer schon im Jahr 1923 in Münster die Druckerei des sozialdemokratischen Vorwärts-Verlags in die Luft sprengten. Erdmann sagt, auch im katholischen Milieu sei militaristisches und teilweise rechtsextremes Gedankengut weit verbreitet gewesen. Und er sagt, der Widerstand des Katholizismus sei erst spürbar geworden, als es um die eigenen Privilegien gegangen sei. Sehr hörenswert und auch nur 35 Minuten lang. (rhe)

PPS

Und noch in eigener Sache: Für den Podcast „Sendekritik habe ich mit der Journalistik-Professorin Katharina Heimeier über RUMS und Lokaljournalismus gesprochen. 

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