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Ein neuer Spin für die Hafenstraße? | Preußen-Stadion: Münster bekommt eine Festung | Unbezahlte Werbung: Eis und Sandwiches am Verspoel
Guten Tag,
als ich vor 25 Jahren in eine WG im dritten Stock an der Hafenstraße 58 zog, sagte man mir, die Miete sei so günstig, weil das Haus wohl bald abgerissen werde. Die Stadt wolle die Straße verbreitern, weil der Tunnel viel zu eng sei. Irgendwann später erzählte die Mutter eines Freundes: Als sie Jahrzehnte vorher im Studium in das Haus gezogen sei, habe man ihr das auch schon erzählt.
Vor ein paar Wochen dann lagen in unserem anonymen Briefkasten mehrere pdf-Dateien mit Plänen (hier und hier), auf denen die Hafenstraße etwas anders verläuft als bisher. In Höhe der Friedrich-Ebert-Straße knickt sie ab, führt von dort über das Grundstück, auf dem die Hausnummer 58 steht, über die Bahnlinie, über das Gelände, auf dem sich die Freiluftkneipe befindet, weiter in Richtung Süden – und das in mehreren Varianten. Eine trifft auf der anderen Seite der Bahnlinien in der Kurve hinter dem Parkplatz auf den Albersloher Weg, eine andere endet kurz davor.
Heute lesen Sie im Brief:
- Vier Tage auf anderthalb Quadratmetern: Gasballon-WM testet Limits
- SPD und Grüne wählen alte-neue Fraktionsvorstände
- Digitalisierung: Münster verbessert sich im Mittelmaß
- Musik-Campus: Herr Lewe, die Internationale Fraktion möchte mit Ihnen reden
- Das neue Preußen-Stadion: Festung, Fundament, Sehnsuchtsort
- Ein-Satz-Zentrale: Evakuierung an der Uniklinik und Neues zum Hafenmarkt
- Unbezahlte Werbung: 2 in 1 – herzhaft und süß an einem Ort
- Drinnen und Draußen: Parking Day, Demenz-Aktionswoche und Film-Workshop für Kinder
Die Pläne stammen aus einer Ausschreibung der Stadt. Ausgeschrieben sind allerdings nicht die Arbeiten selbst, es geht um ein „Arbeitsmodell im Maßstab 1:250“, das die Stadt gerne hätte. In einem zweiseitigen Dokument („Leistungsverzeichnis“), auf dem beschrieben ist, was genau gemacht werden soll, steht: „Die Stadt Münster plant eine neue Verkehrsführung der Hafenstraße unter den Bahnlinien.“ Aha. Aber wie konkret ist denn das? Wir haben die Stadt gefragt.
Das Kommunikationsamt schreibt in seiner Antwort, die Brücke sei über hundert Jahre alt und habe „sowohl gestalterische als auch insbesondere verkehrsfunktionale Mängel“. Es gebe Staus, man wolle die Situation dort „perspektivisch“ verbessern. Das sei bereits in verschiedenen Konzepten zur Stadtplanung Thema gewesen – im „Masterplan Stadthäfen“, im „Mobilitätskonzept Stadthäfen“, im „Entwicklungskonzept Münster-Innenstadt“ und wie sie nicht alle heißen.
Die ganze Sache sei sehr komplex, schreibt die Stadt in etwas komplizierteren Worten, daher brauche man ein Modell, um die verschiedenen Varianten zu bewerten. Man habe sich auf diese Varianten auch noch nicht festgelegt, sie dienten nur dazu, den Arbeitsumfang abzuschätzen.
Die Ergebnisse würden dann den politischen Gremien vorgelegt. Zur Frage, wann das passieren wird, schreibt die Stadt: „Aufgrund des sehr frühen Stadiums können keine Aussagen zum Zeitpunkt von Entscheidungen getroffen werden.“ In anderen Worten: Zum Studieren kann man in das Haus an der Hafenstraße 58 wahrscheinlich auch heute noch gut einziehen. (rhe)
Korrekturhinweis: In einer früheren Version schrieben wir vom Kulturprojekt „Sozialpalast“, das sich an der Hafenstraße zwischen den Bahnbrücken befinde. Das Projekt wies uns darauf hin, dass es seit dem vergangenen Jahr dort nicht mehr beteiligt ist.
+++ Falls Sie sich am Samstagabend gefragt haben, was da so am Nachthimmel geblinkt hat: Das waren Gasballons. 21 Teams aus 13 Ländern treten bei der Gasballon-Weltmeisterschaft an, die am Wochenende auf dem Schlossplatz losgegangen ist. Eine Teilnehmerin ist Steffi Liller aus Österreich, die mit dem „Spiegel“ über ihr ungewöhnliches Hobby und die Vorbereitungen auf die WM gesprochen hat: Sie und ihr Teamkollege sind drei, vier Tage in dem anderthalb Quadratmeter großen Ballonkorb unterwegs – in 6.000 Metern Höhe, bei tiefen Minusgraden, ohne Toilette, Dusche und Bett. „Wenn man so eine Fahrt gemeinsam macht, hat man danach kaum mehr Geheimnisse voreinander“, sagte Steffi Liller dem Nachrichtenmagazin. Wer am weitesten fährt, gewinnt den WM-Titel. Damit die Gasballons möglichst weit kommen, nehmen die Teilnehmer:innen wenig und wenn überhaupt ultraleichtes Gepäck mit. Die persönliche Bestleistung von Steffi Liller liegt bei rund 1.500 Kilometern, der Weltrekord bei 3.000. Das ist ungefähr die Strecke von Münster nach Agadir in Marokko. Hier können Sie übrigens die Routen der einzelnen Teams nachverfolgen. (sfo)
+++ Die SPD und die Grünen haben ihre Fraktionsvorstände gewählt. Bei der SPD bleibt alles so, wie es ist: Lia Kirsch ist die Vorsitzende, Thomas Kollmann und Doris Feldmann sind ihre Stellvertreter:innen. Auch bei den Grünen bleibt alles beim Alten: Sylvia Rietenberg und Christoph Kattentidt sind als Sprecher:innen der Ratsfraktion wiedergewählt worden. Albert Wenzel ist als stellvertretender Vorsitzender bestätigt worden, Annika Bürger, Andrea Blome und Carsten Peters gehören als Beisitzende dem Fraktionsvorstand an. Das hätte aber auch anders ausgehen können: Wie die Westfälischen Nachrichten berichten, hatte Andrea Blome im ersten Wahlgang nicht genügend Stimmen für den Fraktionsvorstand erhalten. Der Dämpfer hängt laut Zeitung mit ihrer Kandidatur fürs Oberbürgermeisteramt im kommenden Jahr zusammen. Blome hatte zuvor öffentlich die Neutralität der Findungskommission angezweifelt (RUMS-Brief). Das sei nicht bei allen Grünenmitgliedern gut angekommen, heißt es in den WN. (sfo)
+++ Münster hat in Sachen Digitalisierung wieder etwas aufgeholt. Das hat zumindest eine Auswertung des Digitalverbands Bitkom ergeben. Im sogenannten Smart City Index stellt Bitkom die smartesten deutschen Großstädte ab 100.000 Einwohner:innen vor. Münster schaffte es unter die Top 20 (Platz 16). Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr war es Platz 30, 2022 Platz 18. Energie und Umwelt, sowie IT und Kommunikation – in den Bereichen hat sich Münster gut geschlagen. Ein Grund: Es gibt in Münster besonders viele E-Autos, deutschlandweit Vorreiter. Nachholbedarf gibt es wohl noch in der Verwaltung, da schneidet die Stadt im Index eher schlecht ab. (ani)
Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
Auch wenn es unangenehm ist, muss man sich wohl oder übel manchen Debatten stellen. So ist das eben. Oberbürgermeister Markus Lewe hat deshalb jetzt eine Einladung zur nächsten Fraktionssitzung der Internationalen Fraktion bekommen. In dem Gespräch soll es laut Pressemitteilung um die „Zukunft seines Herzensprojekts“ gehen: den Musik-Campus. Der steht bekanntlich auf extrem wackeligen Beinen. Um zu retten, was noch zu retten ist, hatte der Oberbürgermeister vergangenen Mittwoch den Musik-Campus kurzfristig von der Tagesordnung des Rats genommen. Offenbar soll die ausgefallene Diskussion in der Fraktionssitzung nachgeholt werden. Aber warum muss man die Einladung über die Presse kundtun? Kann man nicht einfach im Büro des Oberbürgermeisters anrufen? „Da unser sehr verehrter Oberbürgermeister Lewe zwar die Zeitung liest, aber für uns schriftlich und telefonisch bedauerlicherweise nicht zu erreichen ist, möchten wir ihn hiermit offiziell zu unserer Fraktionssitzung einladen“, schreibt die Internationale Fraktion. Ob die Westfälischen Nachrichten die Einladung abdrucken, wissen wir nicht. Wir haben zumindest alles in unserer Macht Stehende versucht, den Oberbürgermeister zu informieren. (sfo)
Die Festung
Das neue Preußen-Stadion soll einzigartig werden. Vor allem soll es nicht nur ein Stadion sein, sondern Fundament und Sehnsuchtsort.
Am Montagmorgen um kurz nach elf steht Stephanie Behler auf dem Parkplatz hinter dem Preußen-Stadion und weiß gar nicht, wohin mit ihrer Freude. Eigentlich hatte sie am Morgen etwas ganz anderes vorgehabt. Sie wollte die Fenster putzen und nebenbei am Bildschirm die Pressekonferenz sehen, in der ihr Fußballverein, die Stadt und das noch unbekannte Bauunternehmen um 10 Uhr das neue Stadion vorstellen würden. Aber dann hielt sie es nicht aus, ließ alles stehen und liegen und machte sich auf zur Hammer Straße.
Jetzt steht sie am Eingang und wirkt ein wenig konsterniert, wie man im Fußball sagt, aber nicht im Sinne von fassungslos, sie ist eher ein bisschen sprachlos vor Freude.
Drinnen auf dem Rasen machen sie noch Fotos. Mit dem Oberbürgermeister, dem Stadtdirektor, dem Preußen-Geschäftsführer, dem Aufsichtsratschef, dem Chef der städtischen Bädermanagement GmbH, die für die Stadt alles koordinieren soll, und mit Walter Hellmich, dem Unternehmer, der das neue Stadion bauen wird. Hellmich kennt sich nicht nur in der Baubranche aus, auch im Fußball. Er war Präsident des MSV Duisburg. In dieser Zeit stieg der Verein zweimal in die Bundesliga auf. Hellmich baute dem Verein auch gleich noch ein neues Stadion, beziehungsweise: Er machte aus dem Wedau-Stadion die MSV Arena. Es ist eines von vielen Stadien, die mit seinem Namen verbunden sind.
Hellmich hat auch die Gelsenkirchener „Veltins-Arena“ gebaut, die Stadien in Ingolstadt, Aachen, Warschau oder das auf St. Pauli. Das alles erwähnte Hellmich in der Pressekonferenz gleich zu Beginn. Und wer sich da noch fragte, wieso in Münster eine Gesellschaft mit dem Namen „Bädermanagement GmbH“ für den Bau des neuen Fußballstadions zuständig ist – und ob das nicht ein schlechtes Omen oder zumindest eine gute Vorlage für Wortspiele beim Scheitern wäre, der wusste spätestens jetzt: Sie haben jemanden gefunden, der das wirklich kann.
„Preußen Münster ist ein Gefühl“
„Wir haben viele Stadien gebaut und haben dann auch gemerkt, wie der Funke überspringt – auf die Mannschaft, auf die Bürger, auf die Fans und auf die ganze Region“, sagte Hellmich. Er erzählte von seinen Verbindungen nach Münster. Seine Tochter habe hier studiert, der Schwiegersohn ebenfalls. Auf der Bühne nennt sich das „Captatio Benevolentiae“, wörtlich: das Einfangen des Wohlwollens. Man wirbt um die Gunst des Publikums, indem man über das spricht, was einen verbindet.
Im Fußball ist das wichtig, denn hier geht es eben nicht nur um die Rendite und den, der das günstigste Angebot macht. Es geht eben auch darum, dass der Funke überspringt, dass nicht irgendein namenloser Bau-Multi daherkommt und im vorgegebenen Zeitrahmen einen Auftrag erfüllt.
Es soll, auch wenn es hier um viel Geld geht, immer klar sein, dass Fußball eine Herzensangelegenheit ist. Oder wie Markus Lewe es in der Pressekonferenz zuvor gesagt hatte: „Preußen Münster ist ein Gefühl.“
Vielleicht muss man sagen: Preußen Münster ist ein neues Gefühl – oder es soll ein neues Gefühl werden, denn genau daran fehlte es in der Vergangenheit. Anders als in einer Stadt wie Freiburg, wo Stadt und Verein eins sind, waren die Preußen in Münster eher wie ein Tropfen Öl, der in Wasser schwimmt. Irgendwie eins, aber irgendwie auch nicht.
Das spürte man zum Beispiel, wenn man vor den Spielen über die Hammer Straße lief. Hin und wieder sah man ein Trikot, vielleicht noch die schwarze Armee der Ultras, die in Richtung Stadion marschierten, Menschen auf dem Weg zu irgendeinem Ereignis am Rande der Stadt.
Das hat sich in den vergangenen Monaten verändert. Wenn die Preußen spielen, liegt ein Spieltagsgefühl in der Luft. Das hat natürlich mit dem größeren Interesse zu tun, das es gibt, seit der Verein in der Zweiten Liga spielt. Aber es liegt auch daran, dass der Verein in die Stadt gewachsen ist, auch wenn das Stadion immer noch an derselben Stelle steht.
Der kurze Aha-Moment
Preußen-Geschäftsführer Ole Kittner hat das vor zwei Wochen bei einem Vortrag am Prinzipalmarkt erklärt. Menschen kommen zum Studieren nach Münster, danach ziehen sie irgendwoanders hin. Und irgendwas nehmen sie mit. Ein Gefühl für die Stadt, an das man sich später gerne erinnert, vielleicht auch ein Gefühl für den Fußballverein, bei dem man samstagnachmittags auf der Tribüne stand, nach einem Fußmarsch über die Hammer Straße.
Guido Pfaffhausen, der Architekt, der das neue Preußenstadion entworfen hat, erzählte in der Pressekonferenz, wie er nach Münster kam und versuchte, ein Gefühl für die Stadt, den Verein und das Stadion zu bekommen. Er lief zu Fuß über die Hammer Straße, den langen Weg, auf dem irgendwann die Flutlichtmasten sichtbar werden, dann die Tribüne, dann das ganze Stadion. Mit dem Auto geht das alles ganz schnell. Man sieht die Tribünen nur wenige Sekunden lang.
„Meine Vision war immer: Du musst auf der Hammer Straße langsamer fahren, damit du da hingucken musst, wenn du da vorbeifährst“, sagte Pfaffhausen, dieser „ganz kurze Aha-Moment“, der soll in Zukunft etwas anders sein.
Das Stadion ist auch das Gesicht eines Vereins. Es ist eines der ersten Bilder, die man vor Augen hat. In Münster gehört dazu bislang eine leere Tribüne im Zustand einer Bauruine. Das Bild passte manchmal zur sportlichen Verfassung der Mannschaft. Mittlerweile passt es nicht mehr.
Das neue Stadion hat oben auf dem Dach kleine Zinnen, es wirkt wie eine Burg, und das ist kein Zufall. Guido Pfaffhausen sagte, das Stadion solle wirken wie eine „Festung, die nicht eingenommen werden kann“. Eine Festung, die auch einen Kindergarten beherbergt („So was hatten wir auch noch nicht“). Eine Festung, in der ein Prozent aller Plätze für Menschen im Rollstuhl gedacht sind. Und eine Festung, die mehr Strom produziert, als sie verbraucht. So eine Festung gibt es in Deutschland noch nicht. Es ist keine Festung von der Stange, sondern eine, die auch nach zwei Sparrunden noch sehr dem ersten Entwurf ähnelt, die etwas Eigenes hat, einen Charakter.
Es ist eine Festung, auf die Stephanie Behler sehr lange gewartet hat, fast genau 50 Jahre lang. Sie hat schon seit 1974 eine Dauerkarte. „Als Rolf Grünther und Rolf Blau noch gespielt haben“, sagt sie. In dieser Zeit hatten viele andere Städte ihre Stadien zur Fußball-Weltmeisterschaft gerade aufgehübscht. Münster nicht.
Der Graben ist nicht mehr so groß
Stephanie Behler kämpfte später auch selbst für einen Neubau. Sie wurde Mitglied in einer Bürgerinitiative, die sich für den sogenannten Preußen-Park einsetzte, der eine von vielen Ideen war, aus denen nichts wurde.
Einmal sollte das neue Stadion an der Nieberdingstraße stehen, einmal in Senden. Der Preußen-Park war an der Hammer Straße vorgesehen, an der Stelle des alten Stadions. Und er sollte nicht nur eine Spielstätte sein, dazu sollte auch ein Einkaufszentrum gehören. Die Kaufleute aus der Innenstadt liefen gegen die Pläne Sturm. Seitdem gab es nicht nur einen Graben zwischen der Stadt und dem Verein, sondern auch einen ganz speziellen zwischen den Innenstadt-Kaufleuten und dem Verein.
Der Graben ist längst nicht mehr so groß wie damals. Das hat auch mit neuen Gesichtern zu tun, unter anderem mit Preußen-Geschäftsführer Ole Kittner. Als ein Kaufmann vom Prinzipalmarkt den Preußen in einer E-Mail schrieb, er habe einen Schlüsselanhänger bestellt, der sei aber nicht angekommen, fuhr Kittner selbst in die Stadt und brachte einen Schlüsselanhänger vorbei. So lernte man sich kennen. Inzwischen kleidet das Modehaus die Mannschaft ein.
Der Verein will Teil der Stadt sein. Er arbeitet schon jetzt mit anderen Vereinen zusammen, zum Beispiel beim Frauenfußball, mit den Volleyballerinnen vom USC, den Basketballern der Uni Baskets, mit den Firmen aus der Region, mit den Hochschulen, denn auch Sport und Bildung haben viele Berührungspunkte.
Das neue Stadion ist dabei ein wichtiges Bindeglied. Im Grunde ist es nicht nur eine neue Spielstätte, es steht für ein neues Geschäftsmodell, das auch dann funktionieren soll, wenn es sportlich mal nicht so läuft.
„Wir schaffen mit dem neuen Stadion eine wirtschaftliche Basis für die Zukunft“, sagte Aufsichtsratschef Frank Westermann am Dienstag. Es könnte sein, dass in dieser Zukunft nach dem Höhenflug bald wieder ein Abstieg kommt, vielleicht schon im Frühjahr. Und es kann durchaus vernünftig sein, wenn der Verein nicht alles unternimmt, was möglich wäre, um diesen Abstieg zu verhindern.
Es gehe nicht darum, um jeden Preis in der Zweiten Liga zu bleiben, sagte Ole Kittner vor zwei Wochen. Man wolle jetzt gerade die wirtschaftliche Grundlage für die kommenden Jahre schaffen, in der dieser Aufstieg auch dann sehr wichtig wäre, wenn es gleich wieder zurück in die Liga drei ginge. Der Aufstieg hat gezeigt, dass ein Aufstieg in die Zweite Liga kein ferner Traum ist, sondern durchaus möglich.
Vor dem Stadion geht es am Dienstagmorgen um die Zeit, die noch zu überstehen ist, bis die Preußen im neuen Stadion spielen, ob nun in der Zweiten oder Dritten Liga – nur, wenn man Stephanie Behler fragt, hoffentlich nicht in der Vierten. „Natürlich, wir haben jetzt zwei, drei Jahre eine Baustelle. Wir werden um Karten zittern. Aber es geht ja voran“, sagt sie.
Fünf Monate für die Baugenehmigung
Im Moment finden 12.000 Menschen im alten Stadion Platz. Wenn alles fertig ist, kann der Verein pro Spiel über 19.000 Tickets verkaufen. Die schwarz-grüne Osttribüne wird sich wie eine Wand hinter der Mannschaft aufbauen.
Es wird auch viel lauter werden, vielleicht sogar lauter als in anderen Städten. „Wie laut unsere Fans sind, das kommt im aktuellen Stadion gar nicht so rüber“, sagte Markus Sass, der für die Finanzen zuständige Geschäftsführer, am Dienstag. Wie laut die Fans sind, das merke man oft erst bei Auswärtsspielen. Auch dieses Gefühl in Münster wird neu sein – wenn das Stadion dann fertig ist.
Das soll ungefähr in vier Jahren sein. Bis dahin geht es Schritt für Schritt. Zuallererst braucht der Verein eine Baugenehmigung. Das kann in Münster sehr lange dauern. Aber die Stadt weiß: Auf kein anderes Bauprojekt schauen so viele Augen wie auf dieses.
Der Verein hat fünf Monate eingeplant. Zur Not werde man mit einer Teilgenehmigung anfangen, hieß es am Dienstag. Im Frühjahr soll es mit der Westtribüne losgehen. Sie soll Ende 2025 stehen, Ende 2026 dann die Osttribüne, Ende 2027 die Nordtribüne, im Sommer 2027 soll die Kita einziehen. Dann kommen noch Arbeiten an der schon stehenden Südtribüne und den Außenanlagen. Im Februar 2028 soll alles fertig sein.
Eine letzte Frage an Stephanie Behler. Glaubt sie, dass es nach den ganzen Fehlschlägen der letzten Jahrzehnte jetzt endlich alles klappen wird? Stephanie Behler sagt: „Ich habe es immer geglaubt.“ (rhe)
+++ Die Uniklinik könnte Anfang November teilweise evakuiert werden, weil an der Ecke Domagkstraße/Waldeyerstraße etwas im Boden gefunden wurde, das aussieht wie eine Weltkriegsbombe. (Stadt Münster)
(Korrekturhinweis: Hier stand in einer früheren Version, dass die Uniklinik geräumt werden soll. Das hängt aber natürlich davon ab, ob man im Boden wirklich einen Blindgänger findet.)
+++ Ab Ende des Monats können Sie wieder beim Rudelsingen im Jovel mitmachen. (Antenne Münster)
+++ Gestern Nachmittag ist eine 72-jährige Rollstuhlfahrerin von einem Zug in Kinderhaus erfasst worden und getötet worden. (Polizei Münster)
+++ 6.000 Menschen haben sich zum „Sparkassen Münsterland Giro“ am 3. Oktober angemeldet. (Stadt Münster)
+++ Nächstes Jahr beschäftigt sich die Justiz noch mal mit dem Bebauungsplan für den Hafenmarkt in einer mündlichen Verhandlung. (Westfälische Nachrichten)
+++ Gestern Abend ist eine vierköpfige Delegation aus Münsters israelischer Partnerstadt Rishon LeZion angekommen. (Stadt Münster)
+++ Am Sonntag ist die Behelfsbrücke für die Bauarbeiten an der Spinne (dem Knotenpunkt von der A43, B51 und Weseler Straße) nicht angebracht worden, weil Fachleute Bedenken wegen der Stabilität der Brücke hatten, was aber keine Auswirkungen auf den Umbau haben soll. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Stadt beginnt am Montag damit, die Schillerstraße von einer normalen Fahrradstraße zu einer sogenannten „Fahrradstraße Plus” umzubauen, sie also vor allem rot anzumalen. (Stadt Münster)
+++ Der Glasfaserausbau in Roxel sollte ursprünglich erst Anfang 2025 beginnen, startet nun aber bereits am kommenden Montag, da alle Genehmigungen schon vorliegen und die Stadtwerke sowie die Telekom bereit sind. (Antenne Münster)
+++ Das Oberverwaltungsgericht Münster bleibt dabei, dass die Revision der AfD gegen das Urteil zur Teilüberwachung der Partei durch den Verfassungsschutz unzulässig ist. (Nachrichtenagentur dpa, hier: Süddeutsche Zeitung)
Die spätsommerlichen Temperaturen dieser Woche schreien danach, das beste am Sommer noch einmal so richtig auszukosten: Eis essen. Für alle, die sich mal an etwas anderem als der klassisch-italienischen Kugel Eis ausprobieren wollen, können wir „Schleck’s“ empfehlen. Bei „Schleck’s“ bekommen Sie Eistorten, Eisbecher mit jeglichen Toppings drauf. Es gilt das Prinzip – viel hilft viel und je bunter, desto besser. Praktisch: Direkt nebenan ist „Schmackofatz“. Da gibt es alles für die Hauptspeise: Bowls, Sandwiches und Salate. Das gesamte Angebot finden Sie hier. Beide Läden finden Sie in ein und demselben Raum am Verspoel.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Annalena Zernott in den Kalender geschaut. Das hier sind ihre Empfehlungen:
+++ Noch bis Ende dieser Woche finden Sie auf dem Hafenplatz die Wanderausstellung „Das Denkmal ist…“. Es geht darin um die friedliche Revolution in Ostdeutschland im Herbst 1989, an deren Ende die Wiedervereinigung stand. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 12 bis 20 Uhr, der Eintritt ist frei.
+++ Im Jahr 2022 waren in Münster 4.200 Menschen an Demenz erkrankt; Grund genug, ihnen und ihren Familien eine Aktionswoche zu widmen. Am Mittwoch geht es erstmal um die Unterstützung und Entlastung von erkrankten Menschen und ihren Angehörigen. Am Samstag bietet der Arbeitskreis Demenz Beratung in den Arkaden an. Das gesamte Programm finden Sie hier.
+++ Donnerstagabend können Sie ab 19 Uhr etwas über eine nicht ganz so bekannte Seite von Rosa Luxemburg erfahren: dass sie nämlich eine große Naturliebhaberin war und das in ihren Briefen aus dem Gefängnis zum Ausdruck brachte. Die Lesung findet im VHS-Forum statt, der Eintritt ist frei. Einzelheiten zur Veranstaltung und zur Anmeldung erfahren Sie hier.
+++ Am Freitag ist die Wolbecker Straße ab 13 Uhr für den „Parking Day“ gesperrt. Der Aktionstag soll darauf aufmerksam machen, dass parkende Autos zu viel Platz in der Stadt besetzen. Zwischen dem Ring und dem Kanal stellen sich stattdessen rund 70 ehrenamtliche Organisationen aus Münster an Infoständen vor. Mehr zum Programm steht auf Instagram.
+++ Zum Schluss gibt es schon eine Ankündigung fürs Wochenende: Am Sonntag können Kinder ab 9 Jahren lernen, wie sie selbst einen „Stop Motion“-Film drehen. Der Workshop findet im „Nebenan“ statt. Interessierte können sich bis Freitag anmelden. „Stop Motion“ ist eine besondere Art von Trickfilm, bei der der gefilmte Gegenstand immer nur ein kleines Stück bewegt wird. Die Kulisse dafür wird ebenfalls vor Ort von den Kindern gebastelt. Nach dem Workshop können die Kinder noch gemeinsam den Film „Der kleine Prinz“ in der Kurbelkiste schauen. Die Teilnahme an Workshop und Film kostet 10 Euro, anmelden können Sie sich (vielleicht doch besser: Ihre Kinder) per E-Mail.
Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Anna Niere (ani), Annalena Zernott (aze) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Am Wochenende sind Wahlen in Brandenburg. Und nach diesem Satz geht es oft unmittelbar mit der AfD weiter. Bei uns nicht. Wir schauen auf die FDP, die in Brandenburg nach aktuellen Umfragen mit ungefähr 1,2 Prozent der Stimmen rechnen kann, also mit nicht sehr viel Zustimmung. Wie das in Münster ist, wissen wir gar nicht. Das ist aber auch erst mal nicht so wichtig. Dauert ja noch ein bisschen, bis wieder gewählt wird. Was wir aber gefunden haben, ist ein Wandergebiet oder eigentlich nur ein kleiner Hügel, den jemand bei „Google Maps“ eingezeichnet hat. Er heißt: „Auf dem FDP-Umfragehoch“. Wir wissen leider nicht mal, wie hoch er ist. Was wir aber sehen können: zwei positive Bewertungen bei Google. Zusammen 5,0 Punkte, laut Bewertung allerdings lediglich für den Humor. (rhe)
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