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Musik-Campus: Einmal geschoben, immer geschoben? | Ein Jahr nach dem Angriff auf Israel: Interview mit Sharon Fehr | Unbezahlte Werbung: Mittagstisch im Jib
Guten Tag,
der Musik-Campus steht am Mittwoch im Rat schon wieder nicht auf der Tagesordnung. Das hatte der Oberbürgermeister vor drei Wochen eigentlich angekündigt. Jetzt schreibt er in einem Brief an die Fraktionsspitzen: „Die offenbar deutlich unterschiedlichen Vorstellungen zur Relevanz und Ausrichtung des Projekts konnten bis zum heutigen Tage nicht vereint werden.“ Daher habe er den Punkt nicht auf die Tagesordnung gesetzt.
Das klingt, als hätte Lewe bis zuletzt alles probiert, um die Positionen doch noch zu vereinen. Bei „Antenne Münster“ sagte er am Tag nach der Ratssitzung im September, er wolle das Thema „mit allen Akteuren an einem Tisch besprechen“, damit im Oktober die Entscheidung fallen könne.
Fragt man in den Fraktionen, wie es nach jener Ratssitzung weiterging, hört man: So ein Gespräch hat nie stattgefunden. Es habe auch keine Einladung gegeben, es sei nicht mal der Versuch unternommen worden, einen Termin zu finden.
Nur Anrufe mit der Absicht, in letzter Minute alles doch noch zu klären, also das Ratsbündnis von dem Plan abzubringen, dem Land Nordrhein-Westfalen ein Ultimatum zu stellen und den Musik-Campus damit faktisch zu beerdigen.
Heute lesen Sie im Brief:
- Neues Tierschutzgesetz: Der Allwetterzoo will keine Positivliste
- Neues von der Handwerkskammer: Bildungszentrum für 130 Millionen geplant
- Fahrradklimatest 2024: Schon über 750 Fragebögen über Münster ausgefüllt
- CDU: Kandidatensuche für OB-Wahl vorerst gescheitert
- Gastronomie: Vielleicht bekommt Münster noch ein Konzept
- Interview mit Sharon Fehr von der Jüdischen Gemeinde: „Das Gefühl der Unsicherheit bleibt“
- Klima-Update: Photovoltaik in Münster
- Ein-Satz-Zentrale: Stadt und Polizei nehmen Hauptbahnhof ins Visier
- Unbezahlte Werbung: Mittagstisch im Jib
- Drinnen und Draußen: Ausstellung von Wurst-Zeichnungen
„Das Projekt ist aus meiner Sicht zu wichtig, um es nicht mit einem hier gebotenen, überparteilichen Blick und in vollständiger Transparenz über die jeweilige Priorisierung innerhalb Ihrer Fraktionen zu diskutieren“, schreibt Lewe in seinem Brief etwas verklausuliert. Darin kann man den versteckten Vorwurf sehen, dass parteipolitische Interessen dem Projekt im Wege stehen und man doch bitte offen sagen möge, worum es eigentlich geht.
In etwa das ist die Kritik von Münsters CDU. Sie wirft vor allem den Grünen vor, den Musik-Campus gar nicht zu wollen und im Grunde nur einen Vorwand zu suchen, um das Projekt scheitern zu lassen, ohne selbst dafür verantwortlich zu sein.
Die CDU sagt: Private Spenden kommen nur, wenn die Stadt auch dahintersteht. Die Grünen, das übrige Bündnis aus SPD und Volt sowie die FDP verweisen auf die vielen offenen Fragen, vor allem die zur Finanzierung und zum Zeitplan.
Wenn die Universität nicht fest zusagen mag oder kann, bedeutet das: Es kann alles noch Jahre dauern. Und was ist dann mit der zugesagten Förderung aus Berlin, die eigentlich zu einem bestimmten Zeitpunkt abgerufen sein muss? Und kommt die Förderung auch, wenn man die Konzerthalle nicht baut? Aber Moment, wenn der Zeitdruck so groß ist, warum lässt der Oberbürgermeister sich dann so viel Zeit mit den Gesprächen?
Markus Lewe selbst sagt im Prinzip nur: Wir schaffen das!
Schaut man hier etwas genauer hin, wird deutlich, dass der Oberbürgermeister das eigentliche Problem in seinem Brief umdreht. Dieses Problem ist nämlich seine eigene Intransparenz. Er skizziert das große Ziel; den Weg dahin muss man sich hinzufantasieren.
Ein bisschen so ist es auch bei einem anderen großen Vorhaben, dem vom Rat fixierten Ziel, Münster bis 2030 klimaneutral zu machen.
Das klang fantastisch ambitioniert, da wollte man ganz vorne in der ersten Reihe stehen. Aber auch da gibt es nach knapp der Hälfte des Weges immer noch keinen Plan, der zeigt, wie man von hier jetzt zum Ziel kommt.
Stattdessen heißt es inzwischen, im Grunde sei das ja kein verbindliches Ziel gewesen, sondern nur eine Absicht. Ohne Bund und Land sei so ein Ziel ja ohnehin nicht zu erreichen. Also ungefähr so wie beim Musik-Campus. Nur dass Markus Lewe beim Klimaziel mittlerweile eingeräumt hat, dass das bis 2030 nichts wird. (rhe)
+++ Der Bundestag berät gerade über eine Novelle des Tierschutzgesetzes. Mehrere Organisationen fordern, der Bundestag solle eine Positivliste beschließen. Diese Liste würde vorschreiben, welche Tierarten gehalten und gehandelt werden dürfen. Der Allwetterzoo Münster lehnt eine Positivliste ab. In einer Pressemitteilung, die der Zoo vorgestern herausgegeben hat, sagt der Artenforscher Philipp Wagner, eine Positivliste würde „99,9 Prozent aller Reptilien“ in der Privathaltung verbieten. Auch Fische, Vögel und Kleinsäuger wären betroffen. Die Haltung exotischer Wildtiere in privaten Haushalten sei jedoch wichtig für den Artenschutz, sagt Wagner. Der Allwetterzoo kooperiere mit über 100 Halter:innen. Dadurch habe man Arten wie die Zhous Scharnierschildkröte vor der Ausrottung bewahrt. Die sei in der Natur noch nie gesehen worden, sagt Philipp Wagner. Verbände wie der „Tierschutzbund“ oder „Vier Pfoten“ sehen das anders. Sie kritisieren, dass Wildtiere in Deutschland gehalten und gehandelt werden dürfen, unabhängig von den Haltebedingungen oder der Sachkenntnis. Auch würde man die Gesundheitsrisiken, die von dem Kontakt mit Exoten ausgehen, unterschätzen. (sfo)
+++ Diese Woche haben die Westfälischen Nachrichten ausführlich über die Handwerkskammer berichtet. Herausgekommen sind zwei wichtige Neuigkeiten. Die eine ist: Der Präsident Hans Hund steht bei der Vollversammlung im November nicht mehr zur Wahl. Die andere ist: Hunds Nachfolger darf für die Kammer ein neues Bildungszentrum für 2.000 Ausbildungsplätze an der Ossenkampstiege bauen. In zwei Jahren soll es losgehen, kosten soll der Neubau 130 Millionen Euro. Ein anderes Grundstück oder der Umbau des derzeitigen Gebäudes der Handwerkskammer seien laut WN nicht in Frage gekommen. (sfo)
+++ Schon mehr als 750 Menschen aus Münster haben den Fragebogen zum Fahrradklimatest 2024 ausgefüllt. Der ADFC erkundigt sich alle zwei Jahre in einer nicht-repräsentativen Online-Umfrage, wie die Menschen die Fahrradinfrastruktur in ihrer Stadt bewerten. Beim letzten Mal hat Münster mit einer okayen 3,0 den ersten Platz unter den Städten mit mehr als 200.000 Einwohner:innen geholt und damit der Stadt Karlsruhe die Führung abgeluchst. Wenn Sie mitmachen wollen, einmal bitte hier entlang. (sfo)
+++ Münsters CDU-Chef Stefan Nacke ist es nicht gelungen, im September einen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl zu präsentieren, wie die Partei es angekündigt hatte, berichten die Westfälischen Nachrichten. Das wurde nötig, weil Amtsinhaber Markus Lewe im nächsten Jahr nicht mehr antritt. Der Druck auf Stefan Nacke wachse. Er leitet die Kommission, die einen Kandidaten finden soll. Laut Zeitung wird es auf einen männlichen Kandidaten hinauslaufen. Und woher kommt er? Eine anonyme Quelle wird mit der Formulierung zitiert: „aus dem allerhöchsten Regal“. Das soll wahrscheinlich bedeuten: Es wird auf jeden Fall kein Kandidat von der Stange. (rhe)
… mit der Gastronomie in Münster
Im September haben wir mit der Geographie-Professorin Petra Lütke von der Uni Münster über Gastronomie gesprochen (RUMS-Brief). Lütke erforscht, wie Cafés, Restaurants und Gaststätten Quartiere und ganze Städte entwickeln. Dazu hatten wir der Stadt Münster auch zwei Fragen gestellt. Jetzt haben wir die Antwort bekommen. Einmal wollten wir wissen, ob sich die Stadt ein Gastronomiekonzept für die Innenstadt wie in Essen oder Coesfeld vorstellen kann. Das kann sie, sagt uns Bernadette Spinnen, Leiterin des Stadtmarketings, am Telefon. Die Idee sei in der Verwaltung aufgetaucht, zu mehr als ein paar groben Überlegungen sei es aber noch nicht gekommen. Dann wollten wir uns noch erkundigen, was aus einem Antrag der Grünen geworden ist. Die Partei hatte 2020 die Verwaltung darauf aufmerksam gemacht, dass es in Gievenbeck keine vernünftige Kneipe gebe. Das hätten zuvor einige Leute aus Gievenbeck immer wieder kritisiert. Bernadette Spinnen antwortet, der Antrag habe dazu geführt, dass ein Bistro am Gievenbecker Marktplatz eröffnet hat. Das sei eine wichtige Ansiedlung für den Stadtteil gewesen. Denn wenn gastronomische Angebote wegziehen, verschwänden auch immer Vierteltreffpunkte, sagte Spinnen. (sfo)
… mit dem Flughafen
Das neue Darlehn für den Flughafen Münster/Osnabrück, über das wir am Dienstag berichtet haben, wird in Münster im Dezember im Rat auf der Tagesordnung stehen. Das hat die Stadt Münster nun mitgeteilt. Am Dienstag war das noch nicht klar.
Interview mit Sharon Fehr
„Wenn ich durch die Innenstadt gehe, schaue ich mich öfter um“
Herr Fehr, mit welchem Gefühl gehen Sie in diesen Zeiten durch die Straßen in Münster?
Fehr: Ich trage eine Kippa und bin bisher ohne große Bedenken in Münster auf die Straße gegangen. Aber wie viele unserer Gemeindemitglieder spüre ich, dass der Antisemitismus zugenommen hat, insbesondere nach dem islamistischen Terroranschlag der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung. In Münster fühle ich mich relativ sicher, aber ich bin trotzdem vorsichtiger geworden.
Können Sie die Unsicherheit beschreiben?
Fehr: Wenn ich durch die Innenstadt gehe, schaue ich mich öfter um, um zu erkennen, ob etwas Ungewöhnliches passiert, und im Notfall schnell reagieren zu können. Aber in anderen Städten, wie Dortmund oder Berlin, ist das anders. Da verstecke ich meine jüdische Identität. Ich setze dann eine Schirmmütze über meine Kippa und stecke die Zizit, die weißen Fäden meines Gebetsmantels, in die Hosentasche.
Vor Ihrer Gemeinde steht seit dem 7. Oktober verstärkt Polizeischutz. Rund um die Uhr wird Ihre Gemeinde bewacht. Wie sieht die aktuelle Sicherheitslage des Gemeindezentrums aus? Gab es in letzter Zeit Übergriffe?
Fehr: Zum Glück erleben wir in der Klosterstraße, wo unser jüdisches Gemeindezentrum liegt, keine direkten Angriffe – weder Beschimpfungen noch Schmierereien. Das könnte auch an der ständigen Polizeipräsenz liegen. Anders sieht es jedoch bei pro-palästinensischen Demonstrationen aus. Gruppen wie „Freunde Palästinas e.V.“ greifen nicht nur Israel, sondern auch uns als Juden verbal an. Ein besonders schockierendes Ereignis fand vor drei Jahren statt, als 13 junge Männer vor unserer Synagoge eine israelische Flagge verbrannten. Dank aufmerksamer Nachbarn konnte die Polizei Schlimmeres verhindern.
Mit welchem Gefühl denken Sie an den 7. Oktober?
Fehr: Der Jahrestag des Terroranschlags islamistischer Hamas-Terroristen ist ein Tag tiefen Schmerzes und tiefer Trauer. Dieser Tag hat in Israel und in unseren jüdischen Gemeinden in der ganzen Welt tiefe Wunden hinterlassen. Meine Gedanken wandern unweigerlich zu den schrecklichen Pogromen der Vergangenheit und zur Shoah. Freunde in Israel erzählen mir am Telefon von ihrer Angst, dass sich solche Verbrechen wiederholen könnten.
Wissen Sie, wie Sie diesen Tag verbringen werden?
Fehr: Am Jahrestag werde ich mit Freunden in Israel telefonieren und am Abend an der Mahnwache vor dem Alten Rathaus in Münster teilnehmen, die von der Arbeitsgemeinschaft Münster der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und dem Jugendbündnis gegen Antisemitismus organisiert wird. Im Namen unserer jüdischen Gemeinde werde ich Worte der Solidarität mit Israel und den Angehörigen der noch immer entführten Geiseln sprechen und eindringlich dazu aufrufen, nicht länger wegzuschauen – weder bei der existenziellen Bedrohung Israels noch bei der zunehmenden Gefährdung jüdischen Lebens hierzulande.
Ihre Gemeinde hat knapp 500 Mitglieder. Auch wenn Sie nicht für alle Mitglieder sprechen können, dennoch die Frage: Wie geht es Ihnen?
Fehr: Die Zunahme antisemitischer Vorfälle in den letzten Monaten auf den Straßen in Deutschland macht uns natürlich Sorgen. Besonders die Angriffe auf jüdische Einrichtungen wie Synagogen und Schulen verunsichern viele. Oft höre ich von Gemeindemitgliedern die Frage, ob es überhaupt noch sicher ist, ihre Kinder zum Religionsunterricht oder ins Jugendzentrum zu schicken. Auch am Shabbat überlegen manche, ob sie überhaupt zum Gottesdienst kommen sollen – trotz der verstärkten Sicherheitsvorkehrungen vor unserer Synagoge.
Fast jeden Tag erreichen uns Meldungen von antisemitischen Vorfällen oder Übergriffe auf jüdische Mitbürger:innen. Wie reagieren Sie darauf?
Fehr: Der zunehmende Antisemitismus macht mir große Sorgen – sowohl für die Sicherheit unserer Jüdischen Gemeinde als auch für die Entwicklung unserer demokratischen Gesellschaft. Es ist schmerzhaft zu sehen, dass Vorurteile und Hass gegen Juden, die wir längst überwunden glaubten, wieder aufleben.
Was löst das in Ihnen aus?
Fehr: Ich empfinde eine Mischung aus Enttäuschung und Traurigkeit. Antisemitische Übergriffe auf jüdische Personen, Synagogen oder andere Einrichtungen zielen nicht nur auf uns Juden. Sie greifen etwas viel Tieferes an: die Integrität, die Würde und die im Grundgesetz verankerte Freiheit, seine Religion frei auszuüben.
Kann man sich irgendwie dagegen wappnen? Ist das überhaupt möglich?
Fehr: Ganz ehrlich, man kann sich nie komplett wappnen. Wir tun, was wir können, um uns zu schützen – durch Sicherheitsmaßnahmen und durch den engen Austausch mit der Stadt und den Behörden. Aber das Gefühl der Unsicherheit bleibt. Der Schlüssel ist, den Dialog zu fördern und die Zivilgesellschaft zu stärken. Nur gemeinsam können wir Antisemitismus entgegentreten.
Sie sind seit vielen Jahren in der Jüdischen Gemeinde Münster …
Fehr: Anfang der Achtziger Jahre wanderte ich eigentlich nach Israel aus, in der festen Absicht, dort meine Zukunft zu verbringen. Doch 1992 musste ich aus persönlichen Gründen nach Deutschland zurückkehren, um einige Angelegenheiten zu regeln. Das dauerte dann länger als gedacht, und so habe ich schließlich eine Stelle als Diplom-Sozialarbeiter in der ambulanten Strafrechtspflege bei der Bewährungs- und Jugendgerichtshilfe am Landgericht Münster angenommen. Gleichzeitig begann ich, mich hier in der Jüdischen Gemeinde zu engagieren.
Mittlerweile sind Sie Vorsitzender.
Fehr: 1994 bot man mir die Position des ehrenamtlichen ersten Vorsitzenden an. Ich nahm an, allerdings mit der klaren Ansage, dass ich das Amt nur für eine Amtszeit ausüben würde – schließlich wollte ich ja nach Israel zurückkehren. Tja, daraus wurden dann 28 Jahre, und wie Sie sehen, bin ich immer noch in Münster.
Wenn Sie auf Ihre Zeit zurückblicken. Wie hat sich die Gemeinde in den letzten Jahren verändert?
Fehr: Unsere Gemeinde hat sich enorm weiterentwickelt. Früher waren wir in erster Linie eine religiöse Gemeinschaft. Heute sind wir weit mehr – ein umfassender Dienstleister.
Das heißt?
Fehr: Wir haben unsere Angebote stark erweitert, vor allem im Hinblick auf die Integration neuer Mitglieder. Das beginnt bei Sprachkursen, geht über Beratungen bis hin zu Krisenintervention. Wir helfen den Menschen auch ganz praktisch, sei es bei der Suche nach Kindergartenplätzen, Schulen, Wohnungen oder Arbeit.
Es geht also weit über religiöse Fragen hinaus …
Fehr: Es geht darum, die Menschen in allen Lebensbereichen zu unterstützen. Viele der neuen Gemeindemitglieder kommen aus anderen Ländern und benötigen gerade in der Anfangszeit viel Unterstützung, um sich hier zurechtzufinden. Unsere Aufgabe ist es, ihnen den Start in Deutschland so leicht wie möglich zu machen.
Haben sich die Wünsche der Gemeindemitglieder im Laufe der Jahre verändert?
Fehr: Ja, absolut. Früher lag der Fokus eher auf den traditionellen religiösen Themen. Heute spielt der soziale Aspekt eine viel größere Rolle. Gerade durch den Zuzug von Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion und anderen Ländern haben sich die Anforderungen an uns als Gemeinde deutlich verändert. Integration und praktische Lebenshilfe sind mittlerweile ebenso wichtig wie der Erhalt der religiösen Traditionen.
Sie haben es geschafft, die sozialen Bedürfnisse Ihrer Mitglieder umfassend abzudecken …
Fehr: Naja, wir haben im Laufe der Jahre eine richtig gut funktionierende Sozialabteilung aufgebaut. Die kümmert sich um alles – von älteren Menschen bis hin zu Familien und bedürftigen jüdischen Migranten. Wir organisieren Haushaltshilfen, machen Krankenbesuche, helfen bei Behördengängen und übersetzen auch mal Anträge, wenn’s nötig ist. Und jahrelang haben wir Sprachkurse angeboten, um unseren neuen Mitgliedern nicht nur Deutsch beizubringen, sondern ihnen auch zu zeigen, wie wichtig es ist, unsere religiösen, sozialen und kulturellen Angebote anzunehmen.
Erzählen Sie uns ein wenig aus Ihrem Alltag – was sind Ihre Aufgaben?
Fehr: Mein Tag beginnt meistens mit Verwaltungsaufgaben. Das heißt, ich plane Termine, halte Kontakt zu Behörden und telefoniere oft mit der Vorsitzenden unserer Gemeinde. Es gibt immer viel zu organisieren. Ich kümmere mich auch um die Verwaltung von Spenden, erstelle Abrechnungen und Spendenbescheinigungen. Ein Großteil der Korrespondenz der Jüdischen Gemeinde läuft ebenfalls über meinen Schreibtisch. Aber was mir besonders wichtig ist, sind die Beziehungen zu öffentlichen Institutionen. Ich pflege den Kontakt zum Stadtrat, zu den demokratischen Parteien, zur Gesellschaft für Christlich-Jüdischen Dialog und zur Deutsch-Israelischen Gesellschaft Münster.
Wie wichtig sind diese Beziehungen für Ihre Arbeit?
Fehr: Sehr wichtig! Diese Netzwerke helfen uns nicht nur, die Anliegen der Gemeinde nach außen zu tragen, sondern sie stärken auch den Dialog zwischen verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft. Das ist gerade in der heutigen Zeit von großer Bedeutung.
Wie würden Sie den interreligiösen Dialog hier in Münster beschreiben?
Fehr: Ich empfinde den Dialog als sehr positiv und respektvoll. Besonders die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) ist über die Jahre gewachsen. Wir begegnen uns wirklich auf Augenhöhe, was eine tolle Basis für gemeinsame Projekte schafft.
Können Sie Beispiele für diese Zusammenarbeit nennen?
Fehr: Ja, jedes Jahr organisieren wir gemeinsam die Eröffnungsveranstaltung der „Woche der Brüderlichkeit“ im Rathaus Münster. Diese Veranstaltung ist ein wichtiger Moment des Austauschs und der Verständigung zwischen Christen und Juden. Zudem gibt es jedes Jahr Veranstaltungen, die sich gegen Antisemitismus und für ein friedliches Miteinander einsetzen.
Gibt es auch gemeinsame Gedenkveranstaltungen?
Fehr: Ja, zusammen mit der CJZ richten wir am 9. November eine Gedenkveranstaltung aus, um an die Reichspogromnacht zu erinnern. Auch am 27. Januar, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, organisieren wir zusammen Veranstaltungen. Diese Zusammenarbeit stärkt nicht nur den interreligiösen Dialog, sondern auch das Bewusstsein für die Vergangenheit und die Notwendigkeit, sich gegen Antisemitismus zu stellen. Ein Dialog mit muslimischen Gemeinden findet, insbesondere nach dem 7. Oktober, kaum statt.
Fühlen Sie sich in diesen Zeiten in Münster besonders integriert?
Fehr: Absolut. Unsere Gemeinde hat heute einen festen Platz in der Mitte der Münsteraner Stadtgesellschaft. Das ist ein gutes Gefühl, besonders in Zeiten, in denen es leider immer wieder zu antisemitischen Vorfällen kommt. Trotz des jüngsten Übergriffs vor unserer Synagoge ist Rechtsextremismus in Münster glücklicherweise nicht Teil des Alltags.
Wie erleben Sie die Stadtgesellschaft hier in Münster?
Fehr: Ich erlebe Münster als eine verlässliche und demokratische Zivilgesellschaft, in der Toleranz und Menschenwürde groß geschrieben werden. Die Stadt steht zusammen, und das gibt einem viel Kraft, gerade in schwierigen Momenten.
Und was bedeutet Ihnen Ihre Gemeinde persönlich?
Fehr: Für mich ist die Gemeinde meine jüdische Heimat. Ich habe hier einen großen Teil meines Lebens verbracht, und es ist der Ort, an den ich immer gehen kann – sei es zum Beten, um Gleichgesinnte zu treffen oder einfach, um über wichtige Themen zu diskutieren. Und bei unseren Veranstaltungen freue ich mich, ganz entspannt in der dritten Reihe zu stehen.
Was bedeutet es für Sie persönlich, eine jüdische Gemeinde zu leiten?
Fehr: Für mich geht es vor allem darum, zuhören zu können – hinhören, was die Gemeinde braucht, und sich selbst nicht als Maßstab zu nehmen. Empathie und Feingefühl sind unglaublich wichtig, genauso wie das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu stärken, unabhängig davon, wie religiös die einzelnen Mitglieder sind.
Wie wichtig ist es für Sie, jüdische Traditionen und Bräuche an die jüngere Generation weiterzugeben?
Fehr: Das ist für mich zentral. Besonders die moralischen Höhen, die das Judentum anstrebt, sind etwas, das ich unbedingt weitergeben möchte. Es geht nicht nur um die Traditionen selbst, sondern auch um die Bräuche, die in unserer Gemeinde über Jahre gewachsen sind. Diese Werte und Rituale sind die Basis unserer Identität und unseres Gemeinschaftsgefühls.
Welche Bräuche möchten Sie dabei besonders hervorheben?
Fehr: Vor allem die Weitergabe jüdischer Werte und das Angebot von Freiräumen für das Studium unserer hebräischen Schriften und der Sprache – das ist entscheidend. Hebräisch, die Sprache unserer Propheten, verbindet uns über Generationen hinweg. Diese Verbindung sichert das Fortbestehen unserer Gemeinde. Genauso wichtig ist aber auch das gemeinsame Feiern unserer Feste, wie Shabbat, Neujahr, Jom Kippur oder Sukkot. All diese Dinge halten uns als Gemeinschaft zusammen und geben uns Orientierung.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Missverständnisse über das Judentum, die noch in der Gesellschaft bestehen?
Fehr: Leider gibt es immer noch viele alte Vorurteile und Missverständnisse, die sich hartnäckig halten. Da ist zum Beispiel die absurde Idee, dass Juden die Weltwirtschaft und das Kapital kontrollieren würden, oder dass Juden nur an Geld und ihren eigenen Vorteilen interessiert seien. Auch der Talmud wird oft missverstanden – manche glauben fälschlicherweise, er sei gegen das Christentum gerichtet, weil er früher auf dem Index stand.
Diese Vorstellungen wirken ziemlich veraltet.
Fehr: Es gibt zudem die schreckliche Ritualmord-Legende, nach der Juden das Blut christlicher Kinder verwenden, um Pessach zu feiern. Solche Verschwörungserzählungen sind natürlich völlig absurd, aber sie tauchen immer wieder auf – besonders in Krisenzeiten, wie wir es während der Corona-Pandemie gesehen haben.
Wie begegnen Sie diesen Mythen?
Fehr: Aufklärung ist das A und O. Es bleibt unerlässlich, solche Verschwörungstheorien aufzuklären und Vorurteile abzubauen. Unsere Rabbiner sagen oft: „Die größte Schwierigkeit auf dem Weg zum Verständnis ist das Missverständnis.“ Darum müssen wir diese falschen Bilder immer wieder entkräften und das Verständnis fördern.
Wie sieht der Alltag in Ihrer jüdischen Gemeinde aus? Welche Aktivitäten und Angebote gibt es?
Fehr: Bei uns ist eigentlich immer etwas los – außer montags, da ist es ruhiger. An den anderen Tagen bieten wir Führungen für Schulen, Vereine, Bildungseinrichtungen und Parteien an. Diese finden täglich statt, außer an Shabbat und an Feiertagen. Einmal die Woche ist unser Jugendzentrum aktiv, und der jüdische Religionsunterricht läuft auch regelmäßig.
Das klingt nach einem vielfältigen Programm.
Fehr: Wir haben einen Seniorenclub und einen Frauenchor, die sich regelmäßig treffen. Und unsere Küche veranstaltet in regelmäßigen Abständen koschere Kochkurse, bei denen Gäste und Mitglieder gemeinsam lernen und kochen können. Das ist immer eine schöne Gelegenheit, Traditionen zu erleben und neue Rezepte auszuprobieren.
Gibt es auch sportliche Aktivitäten?
Fehr: Ja, wir haben eine Tischtennis-AG, die „TT-JGMS“, in der Mitglieder unserer Gemeinde aktiv sind. Außerdem bereitet unser hauptamtlicher Vorbeter (auch Kantor oder Chasan genannt) vor den Hohen Feiertagen die Gemeinde musikalisch vor, indem er Gebetsgesänge rezitiert. Das ist immer ein besonderes Highlight für unsere Mitglieder.
Was sind die Hauptanliegen, die Ihnen Mitglieder der Gemeinde an Sie herantragen?
Fehr: Ganz oben steht die Gewährleistung der physischen und emotionalen Sicherheit der Gemeindemitglieder, vor allem in Zeiten, in denen antisemitische Bedrohungen leider wieder zunehmen. Viele sorgen sich um ihre Sicherheit im Alltag. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist die Sicherstellung einer Immobilie, in der unsere jüdischen Senioren und Seniorinnen sicher, würdevoll und in Gemeinschaft leben können. Es geht darum, einen Ort zu schaffen, an dem sie sich sowohl jüdisch als auch menschlich aufgehoben fühlen – das ist ein großer Wunsch innerhalb der Gemeinde.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Gemeinde und des jüdischen Lebens in Deutschland?
Fehr: Als Jude wünsche ich mir vor allem, dass wir unsere Religion frei und ohne Angst ausüben können – so wie es unsere christlichen Nachbarn tun. Es sollte selbstverständlich sein, dass wir uns keine Sorgen um Diskriminierung oder Antisemitismus machen müssen. Das jüdische Leben in Deutschland ist vielfältig und lebendig, und es liegt mir sehr am Herzen, dass dies nicht nur erhalten, sondern gestärkt wird – sowohl hier in der Jüdischen Gemeinde Münster als auch in ganz Deutschland.
Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Fehr: Ein zentraler Punkt ist die Bildungsarbeit. Es ist unglaublich wichtig, schon bei Kindern ein Bewusstsein für das jüdische Leben und unsere Kultur zu schaffen. Nur so können wir verhindern, dass Vorurteile überhaupt entstehen. Wir müssen das jüdische Leben in Deutschland mehr ins öffentliche Bewusstsein rücken, und das nicht nur in historischen Kontexten.
Glauben Sie, dass die jüdische Gemeinschaft in absehbarer Zeit ohne diesen ständigen Polizeischutz auskommen kann oder sehen Sie dies als eine langfristige Notwendigkeit?
Fehr: Ohne ausreichende Sicherheit und Schutz für unsere Gemeindemitglieder wird das leider nicht so schnell möglich sein. Ich wünsche mir aber, dass wir in Zukunft weniger Polizeischutz brauchen.
Sharon Fehr, 1949 in Deutschland geboren, besitzt die deutsche und israelische Staatsangehörigkeit. Nach einem Studium der Sozialarbeit und Heilpädagogik lebte er von 1986 bis 1994 in einem Kibbuz in Israel und studierte anschließend jüdische Religion. 1994 wurde er zum 1. Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde gewählt und nach 28 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit zum Geschäftsführer ernannt.
Münster erreicht mit einer durchschnittlichen Leistung von 7,6 Kilowatt pro Photovoltaikanlage den ersten Platz unter den 20 größten Städten Deutschlands, gefolgt von Bielefeld (7 Kilowatt) und Düsseldorf (6,5 Kilowatt). Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung des Solarunternehmens Enpal. Der Vergleich der durchschnittlichen Leistung zwischen verschiedenen Regionen gibt einen Hinweis darauf, wo besonders leistungsstarke Solaranlagen installiert werden und wo der Ausbau der Solarenergie stärker vorangeschritten ist. Im bundesweiten Vergleich zeigt sich, dass Bayern seit dem 1. Januar 2023 die höchste durchschnittliche Leistung von privaten Photovoltaikanlagen mit 9,2 Kilowatt installiert hat, während in Ostdeutschland tendenziell geringere Leistungen gemessen wurden. (rhe)
Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
Im RUMS-Brief am Dienstag schrieben wir, dass der Flughafen Münster/Osnabrück wieder Geld braucht und 14 Millionen Euro in vier Jahren von den Kommunen haben möchte, denen er gehört. Es fehlte die Information, dass es sich um ein Darlehn handelt. Wir haben sie ergänzt.
+++ Mathias Kersting ist als Vorsitzender der Wirtschaftsinitiative WIN im Amt bestätigt und Uta Deutschländer als Stellvertreterin gewählt worden. (WIN Pressemitteilung)
+++ Stadt und Polizei wollen enger zusammenarbeiten, um die Probleme rund um den Hauptbahnhof in den Griff zu bekommen. (Stadt Münster)
+++ Die Linke kritisiert die vorgeschlagene Streichung des „Deutschlandtickets Schule“, und dass Münster weiterhin keine Sozialvariante des Tickets anbiete und damit viele Menschen vom Nahverkehr ausschließe. (Linke)
+++ In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch sind in Gremmendorf sechs Autos aufgebrochen worden. (Polizei Münster)
+++ Die Stadt Münster senkt von Montag bis Freitag den Wasserstand des Aasees um 20 Zentimeter, um das Wehr an der Badestraße inspizieren zu können. (Stadt Münster)
+++ Der Schulausschuss hat am Dienstag den geplanten Ausbaustopp für Plätze in der offenen Ganztagsbetreuung an Münsters Grundschulen aufgehoben. (Grüne Pressemitteilung, Änderungsantrag)
+++ Der Belgier Jasper Philipsen hat am Donnerstag den „Münsterland Giro“ gewonnen, der Radprofi Simon Geschke sein Karriere-Ende bekannt gegeben. (Sportschau)
+++ Der Mann, der einen Familienvater auf dem Send erstochen hat, könnte in sein Geburtsland Kasachstan abgeschoben werden. (Westfälische Nachrichten)
Mit dem „Jugendinformations- und -bildungszentrum“, kurz „Jib“, bietet das zuständige Amt der Stadt an der Hafenstraße eine Anlaufstelle für unterschiedliche Lebensbereiche von Kindern, Jugendlichen und Familien. Und weil gutes Essen eindeutig dazu gehört, gibt es immer mittwochs und donnerstags zwischen 12 und 14 Uhr einen wirklich leckeren veganen Mittagstisch in den Räumen des Gleis 22. Beim nächsten Mittagstisch am Mittwoch gibt es zum Beispiel Rote-Bete-Pasta mit Spinat, Donnerstag den Herbst-Klassiker schlechthin, die Kürbissuppe. Zu jedem Gericht gibt es einen Beilagensalat. Wenn Sie unter 27 Jahre alt sind, bezahlen Sie 4 Euro pro Gericht, Personen über 27 Jahre bezahlen 7 Euro. Dass nur Barzahlung möglich ist, gilt für alle. Auf der Instagram-Seite finden Sie den aktuellen Speiseplan. Was das „Jib“ sonst noch zu bieten hat, können Sie hier nachlesen.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Annalena Zernott in den Veranstaltungskalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Was meinen Sie: Kommt die Wurst in der Kunst zu kurz? Christoph M. Orth ist nicht nur Schauspieler (vielleicht kennen Sie ihn als Anwalt in „Edel und Starck“ oder als Gastdarsteller bei „Wilsberg“ und im „Tatort“), sondern auch ein Zeichner von Würsten. Ab Samstag stellt er zwei Wochen lang seine Bilder in der Galerie Nettels aus. Anschauen können Sie sich die Werke montags bis freitags von 10 bis 18:30 Uhr sowie samstags von 10 bis 16 Uhr. Bei der Eröffnung am Samstag ist der Künstler selbst von 17 bis 19 Uhr anwesend.
+++ Das Thema Frieden ist nicht zuletzt wegen des Hamas-Angriffs auf Israel und dem russischen Krieg gegen die Ukraine hochaktuell: Der Oktober ist in Münster auch der Monat des Gedenkens an den Westfälischen Frieden. Am Sonntagabend diskutieren um 19 Uhr Friedensaktivist:innen und Expert:innen zum Thema Atomwaffen und Abrüstung in der Aula der ESG. Hier können Sie Genaueres zum Programm nachlesen. Der Eintritt ist frei.
+++ Wir bleiben beim Thema: Am Montagabend findet ein kostenloses Konzert in der Friedenskapelle statt. Mitwirkende sind unter anderem die Kirchenmusikerin Jutta Bitsch und Pianist Benjamin Pfordt, verschiedene Chöre, Bläser:innen und weitere Münsteraner Musiker:innen. Eingelassen wird ab 19:30 Uhr, um 20 Uhr geht’s los. Falls Sie dabei sein wollen, müssen Sie sich beeilen. Nur noch heute können Sie sich per E-Mail bei der Stadt für das Konzert anmelden. Ausführliche Hinweise finden Sie hier.
+++ Zum letzten Mal vor den Herbstferien lädt die Uniklinik zum „Theater im Flur“ am Dienstagnachmittag ein. Um 15:30 Uhr wird das Märchen „Dodo und die Erbse“ gezeigt, das für Kinder ab vier Jahren geeignet ist. Ort der Veranstaltung ist Ebene 05 im Westturm des Krankenhauses. Der Eintritt ist frei.
+++ Am Samstag ziehen christliche Fundamentalist:innen durch die Stadt, um gegen das Recht auf Abtreibung zu demonstrieren. Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung organisiert einen Gegenprotest. Der beginnt um 13:30 Uhr am Hauptbahnhof, von dort aus geht es durch die Innenstadt. Um 15 Uhr findet am Prinzipalmarkt eine Kundgebung statt.
+++ Am Sonntag findet der „Kleiderwirbel“ statt. Dann wird aus der Mensa am Ring wieder ein Flohmarkt auf zwei Etagen. Von 12 bis 17 Uhr können Sie Second-Hand-Klamotten, Accessoires, Schmuck und anderen Trödel kaufen. Der Eintritt kostet 4 Euro.
+++ Und ganz kurzfristig: Beim „Pianeo Festival für Neoklassik“ spielen heute Abend Dobrawa Czocher und Marius Nitzbon in der Überwasserkirche. Nie gehört? Dobrawa Czocher schafft cineastische Klangwelten mit Cello und Loops (hier zu sehen), Marius Nitzbon kreiert atmosphärische Klanglandschaften mit Klavier und elektronischen Elementen (hier). Tickets gibt es für 22 Euro hier.
Am Dienstag schreibe ich Ihnen schon wieder. Haben Sie ein schönes Wochenende und erholen Sie sich gut.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Annalena Zernott (aze) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Vor 17 Jahren gab es in Münster ein mediales Erdbeben, jedenfalls wurde es damals so wahrgenommen. Lambert Lensing-Wolff, der Dortmunder Verleger der „Münsterschen Zeitung“, setzte eine ganze Lokalredaktion auf die Straße. Im Rückblick wohl vor allem, weil sie sehr teuer war. Ich selbst weiß das, weil ich in der alten Redaktion in dieser Zeit meine Ausbildung machte und in der neuen vor dem Erdbeben einen Vertrag unterschrieb, den ich so heute nicht mehr unterschreiben würde. Im Vorstellungsgespräch saß damals der Geschäftsführer Lutz Schumacher, den sie nach dem Erdbeben in Münster folgerichtig „Zumacher“ nannten. Kurz darauf verschwand er dann auch schon wieder aus der Stadt, schrieb eine lustige Buchreihe über Bahnreisen, ging in den Norden und später nach Ravensburg zum Schwäbischen Verlag, wo er heute, je nach Sichtweise, arbeitet oder sein Unwesen treibt. „Zeit Online“ berichtet in dieser Woche über ihn und sein Wirken, weil er seinen Blätterwald immer weiter nach rechts öffnet. Schumacher selbst beruft sich auf „die alte Verlagsweisheit, dass du möglichst viele Menschen erreichen musst“. Unsere frühere Kolumnistin Marina Weisband erklärt in ihrer aktuellen Kolumne im Deutschlandfunk, wohin so etwas führt. (rhe)
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