Digitalranking: Münster holt wieder auf | Neue Rechtsberatung für Frauen und queere Menschen | Unbezahlte Werbung: Easylivin‘

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

Münster hat einen großen Sprung gemacht. Wie man aus China weiß, muss das nicht zwingend etwas Gutes bedeuten. Aber in diesem Fall sieht es auf den ersten Blick danach aus. Die Stadt hat sich im Digitalranking „Smart City Index“ des Digitalverbands Bitkom auf Rang 16 eingeloggt und damit seit dem letzten Update vor einem Jahr um 14 Ränge verbessert.

Schaut man in die Auswertungen der vergangenen Jahre, sieht man allerdings: Ein bisschen täuscht der gute Eindruck, denn im Grunde hat die Stadt einfach wieder etwas Boden gutgemacht, nachdem es ab 2021 von Rang 13 hinab bis auf Platz Nummer 30 gegangen war.

Wobei auch das nicht so schlecht ist. Das Ranking bewertet 82 deutsche Großstädte in den Kategorien Verwaltung (Digitalisierung von Behördengängen und Online-Services), IT und Kommunikation (Glasfaser- und 5G-Ausbau, digitale Vernetzung), Energie und Umwelt (Nutzung erneuerbarer Energien, emissionsarme Mobilität), Mobilität (smarte Verkehrssysteme, E-Mobilität, autonomes Fahren) und Gesellschaft (digitale Bildung, Bürgerbeteiligung, digitale Teilhabe).

Ganz vorne ist alles beim Alten geblieben. Auf den ersten Plätzen stehen eingefroren – die Platzierungen sind unverändert – München, Hamburg und auf dem dritten Rang Köln. Auf Platz zwölf kommt Münster in diesem Jahr Osnabrück entgegen, das um fünf Ränge, man muss es so sagen, abgestürzt ist.

Osnabrück hat in vier von fünf Disziplinen Punkte verloren. Münster ist in vier von fünf besser geworden, vor allem auf dem Gebiet der digitalen Verwaltung. Hier hat die Stadt 28 Plätze gutgemacht. Vermutlich auch, weil man auf den Ämtern inzwischen digital bezahlen kann. Dafür bekommt Münster die volle Punktzahl, wie auch für sein Serviceportal, die städtische Website.

Eine schwache Bewertung gibt der Verband den sogenannten OZG-Leistungen. Das sind Leistungen, die nach dem Onlinezugangsgesetz, kurz OZG, eigentlich schon online verfügbar sein müssten. Zum Beispiel Ummeldungen, Anträge oder Genehmigungen. Hier könnte es in Münster noch besser laufen.

Am schlechtesten von allen 44 Unterkategorien schneidet Münsters Glasfasernetz ab. Dafür bekommt die Stadt – vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte – die volle Punktzahl in der Kategorie Parken.

Dabei geht es allerdings nicht darum, wie leicht man in der Stadt einen Parkplatz findet. Der Verband bewertet, wie die Stadt digitale Technologien einsetzt, um die Belegung zu erfassen und freie Plätze anzuzeigen, digitales Bezahlen zu ermöglichen, Verbindungen zwischen Verkehrsmitteln per App herzustellen und Parkplätze mit Ladesäulen auszustatten.

In den Gesamtergebnissen aller Städte erkennt man die Trends. Die Zahl der E-Scooter und Leihfahrräder steigt stark an, auch Carsharing-Angebote erleben einen Auftrieb. Es gibt immer mehr Mobilstationen, die den Umstieg zwischen Verkehrsmitteln ermöglichen. Und viele Städte installieren intelligente Ampeln sowie digitale Verkehrsschilder. Hier liegt Münster ganz im Trend. An der Königsstraße zum Beispiel regeln seit heute LED-Tafeln den Verkehr. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Über 80.000 Menschen haben am Rosenmontag in Münster überwiegend friedlich Karneval gefeiert, schreibt die Polizei in einer Bilanz. Das mit den Veranstaltern abgestimmte Sicherheitskonzept habe sich bewährt. Am Ende standen lediglich vier Strafanzeigen wegen Körperverletzung, eine wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, für zwei Personen endete der Tag im Gewahrsam. Bei Kontrollen seien ein Schlagstock und eine „Anscheinswaffe“ sichergestellt worden, also eine Attrappe, die einer Waffe sehr ähnlich sieht. Möglicherweise wurde auch eine Anscheinsuniform sichergestellt. Aber das wissen wir nicht. Was wir wissen: Der Rettungsdienst leistete 126 Mal medizinische Hilfe, schreibt die Feuerwehr. 13 Personen kamen ins Krankenhaus. (rhe)

+++ Was zur Karnevalsbilanz auch dazu gehört: Nach dem Rosenmontagszug und den Partys in der City haben die Abfallwirtschaftsbetriebe rekordverdächtige 16 Tonnen Müll eingesammelt. Vier Tonnen mehr als vergangenes Jahr, schreibt die Stadt in einer Pressemeldung. Juhu. (sfo)

+++ Wir hatten es in der Bundestagswahl-Nachlese schon gemeldet: Beinahe hätte Stefan Nacke Geschichte geschrieben – er wäre fast der erste CDU-Kandidat aus Münster geworden, der es nicht in den Bundestag geschafft hätte. Am Ende reichte sein Listenplatz doch knapp für den Sprung ins Parlament. Profitiert hat Nacke damit von der Wahlrechtsreform, die die Ampel-Koalition durchgesetzt hatte. Denn wie die Westfälischen Nachrichten gestern schrieben, wäre Nacke nach den alten Regeln leer ausgegangen. Zum Hintergrund: Die Ampel-Koalition hatte die Sitze im Bundestag pauschal auf 630 begrenzt und damit die Zahl der Überhang- und Ausgleichsmandate beschränkt. Die Folge: Nicht alle Direktkandidat:innen, die in ihren Wahlkreisen die meisten Erststimmen bekommen, ziehen in den Bundestag ein. Die CDU/CSU, die traditionell viele Wahlkreise gewinnt, ärgert das. Sie möchte die Wahlrechtsreform rückgängig machen, weil einige Unionskandidat:innen trotz des Siegs im Wahlkreis kein Mandat bekommen haben. Vier Wahlkreise (Darmstadt, Stuttgart II, Tübingen und Lörrach-Müllheim) sind sogar komplett verwaist und stellen keinen Bundestagsabgeordneten mehr. (sfo)

+++ Die neue Mieterschutzverordnung des Landes, die seit drei Tagen in Kraft ist, beschert Münster eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Gute ist: Doppelt so viele Mieter:innen in Nordrhein-Westfalen (Korrekturhinweis: Hier stand vorher Münster.) profitieren von der neuen Verordnung. Das schreibt zumindest der Grünen-Landtagsabgeordnete und -Ratsherr Robin Korte in einer Pressemitteilung. Konkret: Bei neuen Mietverträgen darf die Miethöhe „nur“ noch 10 Prozent über der ortsüblichen Miete liegen. Bestandsmieten dürfen innerhalb von drei Jahren nur um maximal 15 Prozent angehoben werden. Außerdem wird die Kündigungssperre bei Wohnungsumwandlungen verlängert. Heißt: Wenn Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden, dürfen die Mieter:innen erst nach acht statt bisher fünf Jahren wegen Eigenbedarfs gekündigt werden. Was ist jetzt die schlechte Nachricht? Die lautet: Wahrscheinlich könnten noch mehr Menschen profitieren, denn laut „Mieterbund NRW“ basiert die jetzige Verordnung auf veralteten Daten. Sie bilde nicht mehr die Realität auf dem Wohnungsmarkt in vielen Städten ab. Aber immerhin sagte der nordrhein-westfälische Vorsitzende des „Mieterbunds“ Hans-Jochem Witzke der Nachrichtenagentur dpa, dass die neue Verordnung tatsächlich viele Vorteile mit sich brächte. So könne man beispielsweise getrost einen Vertrag mit einer überteuerten Miete unterzeichnen und später den Eigentümer darauf hinweisen, dass die Miete gegen die Mieterschutzverordnung verstößt. (sfo)

+++ Die geplante Erhöhung der Parkhausgebühren um 23 Prozent kommt nicht überall gut an. Die CDU-Fraktion kritisiert den Vorstoß und sieht in ihm den Versuch, die aus Sicht von Fraktionschef Stefan Weber „völlig vermurkste Verkehrspolitik“ der aktuellen Ratsmehrheit zu finanzieren. Konkret geht es um das 29-Euro-Ticket, das Münster ergänzend zum bundesweiten Deutschlandticket eingeführt hat. Für das Ticket gebe es keinen Bedarf, sagt Weber. Die Stadtwerke schreiben uns auf Anfrage, zum Jahresbeginn nutzten fast genau 7.000 Menschen das Angebot, 300 mehr als im vergangenen Mai. Zum Vergleich: Insgesamt haben die Stadtwerke weit über 50.000 Nahverkehrsabos verkauft. Die Finanzierungsidee des Ratsbündnisses ist: Wer mit dem Auto in die Stadt fährt, soll fürs Parken mehr zahlen, damit Busfahren günstiger werden kann. Verkehrs- und Mobilitätsforscher sehen solche Modelle grundsätzlich als wirksam an, um das Mobilitätsverhalten langfristig zu verändern. Die CDU befürchtet allerdings, dass höhere Parkgebühren die Innenstadt unattraktiver macht und Menschen zum Einkaufen in andere Städte fahren. (rhe)

+++ Mehrere Gruppen aus Münster, darunter der Klimaentscheid und „Keinen Meter“-Bündnis kritisieren in einer Stellungnahme den Versuch der CDU, zivilgesellschaftlichen Organisationen die Gemeinnützigkeit zu entziehen. Hintergrund ist eine „kleine Anfrage“ der CDU/CSU zur „politischen Neutralität staatlich geförderter Organisationen“ (Drucksache 20/15035), die NGOs wie den Bund für Umwelt und Naturschutz, das Medienhaus Correctiv und die Amadeu-Antonio-Stiftung als parteipolitisch motiviert darstellt. Während konservative und wirtschaftsnahe Organisationen unangetastet blieben, sollten kritische Stimmen finanziell ausgetrocknet und diskreditiert werden, schreiben die Gruppen. Die Unterzeichner fordern die CDU sowie den Oberbürgermeister von Münster auf, sich für den Erhalt der Gemeinnützigkeit der betroffenen Organisationen einzusetzen, um die Zivilgesellschaft und demokratische Debattenkultur zu schützen. Mittlerweile haben auch 1.700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen offenen Brief unterzeichnet, der sich gegen die Anfrage richtet. (rhe)

+++ Eine Umfrage der Handwerkskammer Münster unter 644 Betrieben zeigt, dass ein Drittel der Handwerksunternehmen 2025 keine Investitionen plant, meldet die Kammer. Ein Viertel der Betriebe würde investieren, fühle sich aber aufgrund hoher Kosten und bürokratischer Hürden nicht in der Lage. Steuerlast, Dokumentationspflichten, unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen sowie gestiegene Energie- und Rohstoffpreise bremsten die Entwicklung vieler Unternehmen, schreibt die Kammer. Viele Betriebe konzentrierten sich daher auf den Erhalt ihrer Kapazitäten. Kammerpräsident Jürgen Kroos fordert gezielte Entlastungen und stabile Rahmenbedingungen, um Investitionen zu erleichtern und die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks zu sichern. (rhe)

+++ So langsam merkt man in Münster, dass die Babyboomer in Rente gehen. Das sagt Joachim Fahnemann, Leiter der Agentur für Arbeit Münster-Ahlen, in einer neuen Pressemitteilung. Vor allem der öffentliche Dienst suche mehr Personal, weil die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Insgesamt sind 2.100 freie Jobs bei der Arbeitsagentur gemeldet, im Frühjahr dürften saisontypisch weitere Ausschreibungen dazukommen, sagt Fahnemann. Das sind ja eigentlich schöne Neuigkeiten für alle, die eine neue Stelle suchen. Die Arbeitslosenquote lag im Februar bei 5,4 Prozent, etwas mehr als im Vorjahresmonat. (sfo)

+++ Das Bistum Münster hat heute bekanntgegeben, dass die Interventionsbeauftragten Eva-Maria Kapteina und Stephan Baumers ihre Stellen aufgeben. Generalvikar Klaus Winterkamp dankt den beiden scheidenden Interventionsbeauftragten in einer Pressemitteilung für ihre Arbeit. Die Stellen wurden 2019 geschaffen, um „eine möglichst einheitliche Verfahrens- und Vorgehensweise beim Thema des sexuellen Missbrauchs zu gewährleisten“. Bis zum Jahreswechsel 2023/24 übte der Jurist Peter Frings diese Funktion aus. Danach übernahmen Eva-Maria Kapteina und Stephan Baumers die Stelle beim Bistum. Kapteina wird laut Meldung des Bistums in ihren alten Beruf als Rechtsanwältin zurückkehren, der Sozialarbeiter Baumers tritt eine Stelle bei der Stadt Hamm an. Eine Nachfolgerin steht mit Svenja Bauland bereits fest, die andere Stelle schreibt das Bistum gerade aus. (sfo)

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Recht feministisch

In über 20 Städten gibt es eine studentische Rechtsberatung für Frauen und queere Menschen – zu sexualisierter Gewalt, Diskriminierung und Unterhalt. Bald auch in Münster. RUMS-Redakteurin Anna Niere hat die Initiatorinnen getroffen.

Mittwochabend in einer Kölner WG-Küche, zwischen Nudeln mit Pesto und einer offenen Weinflasche. Die Jura-Studentinnen Lilith Rein, Karla Steeb und Lilian van Rey sitzen am Tisch, und die Gespräche wandern zu den Themen, die den dreien am Herzen liegen.

Eine erzählt, dass Freund:innen sie immer wieder nach rechtlichem Rat fragten – zu sexualisierter Gewalt, Antidiskriminierung, Namensänderung. „Aber ehrlich gesagt: Ich habe keine Ahnung, was ich denen raten soll“, gesteht sie. Stille. Auch die anderen beiden haben darauf keine Antwort parat. Dann die Frage, die alles ins Rollen bringen wird: „Warum gibt es hier eigentlich keine feministische Law Clinic?“

Eine „Law Clinic“ ist eine kostenlose Beratung, die Jura-Studierende ehrenamtlich anbieten. Das Konzept kommt aus den USA und ist dort an mehreren Hochschulen verankert. Ziel ist es, sozial benachteiligten Menschen bei Rechtsfragen zu helfen.

Seit dem Schlüsselmoment in der WG-Küche, von dem die drei Jura-Studentinnen im Interview berichten und der Gründung ihrer Rechtsberatung, hat sich einiges getan. Mittlerweile sind bundesweit 24 Ortsgruppen entstanden, vor Kurzem auch eine in Münster.

Feministische Themen fehlen im Studium

Für die Studierenden ist eine Law Clinic meist der erste Praxiseinsatz: Sie lernen den Umgang mit Mandant:innen und werden dabei von Professor:innen und Volljurist:innen unterstützt. Die Beratungen gibt es für nahezu alle Rechtsgebiete, oft geht es aber wie in der „Law Clinic Münster“ um asyl- und aufenthaltsrechtliche Fragen von Geflüchteten.

Trotz des breiten Themenspektrums haben die „Law Clinics“ auch blinde Flecken: Als Lilith Rein, Karla Steeb und Lilian van Rey die Idee zu einer feministischen Rechtsberatung hatten, ergab eine schnelle Google-Suche: In ganz Deutschland gibt es ein Angebot, das sich mit Sexualstrafrecht und anderen feministischen Themen im Rechtssystem auseinandersetzt, noch nicht. Lediglich in den USA finden die drei Studentinnen vergleichbare Beratungsansätze, zum Beispiel an der Columbia University.

Das Problem reicht noch tiefer: Im Jurastudium kämen feministische Themen viel zu kurz, sagen Rein, Steeb und van Rey. Sexualstrafrecht oder das Selbstbestimmungsgesetz würden im klassischen Studium kaum gelehrt.

Vor einigen Jahren titelte das Rechtsmagazin LTO sogar: „Juristen haben von Sex keine Ahnung“. „Wenn man sich nicht aktiv für das Thema interessiert und ganz gezielt eine Vorlesung oder ein Seminar dazu wählt, gibt es keinen Raum dafür“, sagt Lilian van Rey.

Vergangenen Sommer gründeten Rein, Steeb und van Rey Deutschlands erste „Feminist Law Clinic“ in Köln. Im Januar startete die kostenlose Rechtsberatung für „FLINTA“-Personen (Frauen, Lesben, inter, nicht-binär, trans, agender) und queere Menschen. „Das Thema ist so zentral, dass es eigentlich längst eine Anlaufstelle geben müsste“, sagt Lilian van Rey.

Die Initiatorin in Münster ist die 22-jährige Florentine Dreßler. Die Münsteraner Ortsgruppe steckt zurzeit noch im Aufbau. „Anfangs hatten wir nur eine kleine Gruppe“, sagt sie. „Inzwischen sind wir rund 90 Leute.“ Neben Jura-Studierenden, die ehrenamtlich beraten wollen, sucht die feministische „Law Clinic“ in Münster noch Anwält:innen oder Volljurist:innen, die bereit sind, die Arbeit abzusichern. Auch fehlen im Moment noch Räume für Treffen und Beratungsgespräche.

Meist digitale Beratungen

Die Themen-Schwerpunkte der „Feminist Law Clinic“ in Münster liegen auf Sexualstraf- und Selbstbestimmungsrecht, Antidiskriminierung und Unterhaltsfragen.

Konkret zum Beispiel: Was kann ich tun, wenn ich sexualisierte Gewalt erlebt habe? Was sind meine Rechte, wenn ich am Arbeitsplatz diskriminiert werde? Was kann ich tun, wenn ich finanziell von meinem Ex-Partner oder meiner Ex-Partnerin abhängig bin?

Wer mitmachen möchte, muss eine spezielle Ausbildung durchlaufen. In Münster haben bereits 19 Studierende die erste Runde absolviert, viele weitere wollen im Sommersemester teilnehmen. Das Programm besteht aus Vorträgen zum Sexualstraf-, Antidiskriminierungs- und Selbstbestimmungsrecht sowie zur sensiblen Gesprächsführung. Am Ende folgt ein Abschlusstest. Bevor die Studierenden loslegen können, steht noch ein Mandats-Workshop an, in dem die angehenden Jurist:innen lernen, wie die Beratung konkret abläuft.

Da die Studierenden noch keine Anwält:innen sind, dürfen sie keine verbindliche Rechtsberatung geben, sondern ausschließlich begleiten und informieren. Alle Fälle werden daher von Volljurist:innen geprüft. Wer beraten will, muss sich regelmäßig fortbilden und mindestens einmal pro Jahr eine Schulung besuchen.

Flinta und queere Menschen sollen in der „Feminist Law Clinic“ einen möglichst niedrigschwelligen Zugang zur Rechtsberatung bekommen. Zurzeit laufen die meisten Beratungen digital, Kontakt wird über E-Mail oder Social Media hergestellt. Das soll es für Betroffene einfacher machen, sich zu melden – gerade bei sensiblen Themen.

Vor allem bei Opfern sexualisierter Gewalt sei das besonders wichtig, sagt Jura-Studentin Florentine Dreßler. Langfristig sollen auch in Münster, wie in Köln, persönliche Gespräche möglich sein. Dreßler hofft, bald ein geeignetes Büro zu finden.

Offen ist aber auch ein weiterer Punkt: Wie kann sich die feministische Rechtsberatung auf Dauer halten? Bisher basiert alles auf ehrenamtlicher Arbeit. Eine institutionelle Verankerung ist noch die Idealvorstellung. Solange heißt es für die Jura-Student:innen erst einmal: selber machen. (ani)

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Stefan Nacke wurde in einer Kampfkandidatur zum Vorsitzenden der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Fraktion gewählt und ist nun Teil des Fraktionsvorstands. (Münstersche Volkszeitung)

+++ Die taz hat den ehemaligen Linken-Ratsherrn Ulrich Thoden aus Münster porträtiert, der vor Kurzem in den Bundestag gewählt wurde. (taz)

+++ Das Restaurant „Meraki“ am Hansaring schließt Ende Februar nach fünf Jahren Betrieb. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Bistum Münster führt ab März 2025 neue Regeln gegen Machtmissbrauch ein, darunter unabhängige Kontrollgremien und eine Disziplinarordnung für klerikale Vergehen. (WDR)

+++ Am Sonntag haben die Volleyballerinnen des USC Münster zwar das Pokalfinale gegen Dresden 0:3 verloren, aber unterm Strich spielten sie die beste Saison seit 19 Jahren – herzlichen Glückwunsch! (USC Münster)

+++ Die Uniklinik hat ihren Account auf „X“ deaktiviert, weil auf dem Kurznachrichtendienst extreme Positionen Überhand gewonnen haben. (Uniklinik Münster auf „X“)

+++ Der Mikroskop-Hersteller „Evident“ schließt Ende Juni seinen Produktionsstandort im Technologiepark Münster. (Westfälische Nachrichten)

Unbezahlte Werbung

Wenn Sie demnächst in der Innenstadt unterwegs sind, dann bleiben Sie am Hötteweg stehen, der kleinen Gasse zwischen der Ludgeri- und der Königsstraße – am besten an Hausnummer 11. Dort befindet sich ein kleines Café, das sich wunderbar für eine Pause eignet. Das „Easylivin‘” setzt auf eine helle, offene Einrichtung und bietet eine Auswahl an Heiß- und Kaltgetränken sowie Croissants, Kuchen und weitere süße und herzhafte Snacks für eine gemütliche Pause. Wer Kaffee mag, findet hier viele Varianten, aber es gibt auch Smoothies oder Alkoholisches. Offen ist täglich von 9 bis 18 Uhr, sonntags erst ab 10 Uhr.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute hat Katja Angenent ein paar schöne Empfehlungen für Sie herausgesucht:

+++ Der Journalist Martin Hogger, der vor drei Jahren mit der Reportageschule Reutlingen bei RUMS war, hat vor Kurzem eine ältere Frau in der „Zeit“ porträtiert, die Spaß am Zocken hat. Möchten Sie das auch mal ausprobieren? Übermorgen lädt die Stadtteilbücherei Gievenbeck-Auenviertel ältere Menschen dazu ein, die Welt der Spielekonsolen zu entdecken. Ab 11 Uhr läuft die Nintendo Switch mit Gesellschafts-, Sport- und Logikspielen, natürlich mit kompetenter Anleitung. Wenn Sie am Mittwoch keine Zeit haben oder auf den Geschmack gekommen sind, kommen Sie am 19. März nochmal vorbei. Dann startet die zweite Runde. Vielleicht wird aus Ihnen ja auch noch ein Silver Gamer.

+++ Am Freitag folgt das Kontrastprogramm in der „Thalia“-Filiale in den Arkaden. Um 20:30 Uhr liest Bestsellerautorin Ursula Poznanski aus ihrem neuen Thriller „Teufelstanz“. Im Buch geht es um eine junge Wiener Ermittlerin, die eine scheinbar willkürliche Mordserie an 80-Jährigen aufklären muss. Alles Weitere und Karten gibt es hier. Preis: 15 Euro.

+++ Am Samstag ist Weltfrauentag. Rund um das Datum findet eine ganze Reihe von Veranstaltungen statt. Am Donnerstag beginnt zum Beispiel ab 14 Uhr eine „Women‘s Empowerment Convention“, die die Fachhochschule und die Uni gemeinsam organisiert haben. Bei dem Event geht es im Schloss um verschiedene Facetten der Arbeitswelt aus weiblicher Perspektive. Mehr darüber hier. Und hier gibt’s noch ein paar Restkarten.

+++ Ein weiteres interessantes Event zum Weltfrauentag findet am Freitag statt. Unter dem Motto „Weil es sich lohnt – Entgelttransparenz jetzt!“ geht es in der Volkshochschule um die Frage: Warum verdienen Frauen weniger als Männer und warum sind die Gehaltsunterschiede so intransparent? Anlass ist die Umsetzung der Europäischen Entgelttransparenzrichtlinie in deutsches Recht. Was diese Richtlinie konkret bedeutet, erläutert Veronica Bundschuh, Fachanwältin für Arbeitsrecht, in einem kostenlosen Vortrag am Freitag um 17 Uhr im Forum der VHS.

Am Freitag schreibe ich Ihnen wieder. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Katja Angenent (kan), Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth

PS

Der frühere Blumenladen Nelle am Burloh 18 in Kinderhaus wird ab Donnerstag zu einem Kunstprojekt. Die Künstlergruppe „Sozialpalast“, die bis vor drei Jahren am Garten („Hadiqa“) zwischen den Brücken an der Hafenstraße beteiligt war, will die Geschichte des Blumenladens aufgreifen, etwas Neues daraus machen. Und das soll die Themen Stadtrand, Leerstand, Diversität und eben Blumen behandeln. Die ersten Fotos sind wirklich sehr schön. Am Donnerstag gibt es zur Eröffnung ab 18 Uhr eine kleine Feier. Danach ist der Laden täglich zwischen 12 und 20 Uhr geöffnet, und vielleicht auch noch interessant: Um 13 Uhr gibt es jeweils ein Mittagessen. (rhe)

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