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Zum Stau der Dinge: Münsters Baustellenmisere | Selbstversuch: Was steht in der Patientenakte? | Unbezahlte Werbung: „Pride Wine“

Guten Tag,
als Klaus Meyer, der Moderator der Facebook-Gruppe „Wenn du in Münster lebst, dann …“, vor zehn Tagen seinen Ärger über die Baustellen in Münster in einem Posting formulierte, traf er offenbar einen Nerv.
„Die Bezeichnung ‚katastrophal‘ ist eigentlich noch eine Untertreibung“, schrieb er. Es sei, angesichts der chaotischen Baustellenplanung, eine Strafe, in diesen Tagen mit dem Auto durch Münster zu fahren. Mit der Sperrung der Warendorfer Straße sei nun der Höhepunkt erreicht.
Die Verkehrsplanung mute so „stümperhaft“ an, dass man an ein überlegtes Konzept nicht glauben möge. Die Kommentarspalte wurde immer länger. Einer schrieb: „Ich habe oft das Gefühl, dass man versucht, einem das Autofahren so unangenehm wie möglich zu machen.“
Ein anderer kommentierte: „Wenn das Problem über das Problem klagt. Die Warendorfer wird ausgebaut, um dem Autoverkehr entgegenzukommen.“ Und noch jemand: „Dazu noch die gesperrte Kanalbrücke an der Schleuse auf dem Schifffahrter Damm für drei Wochen. Alles super Timing!“
Heute im RUMS-Brief:
- OB-Check: Jetzt anmelden!
- Wie es weitergehen soll: mit dem Hammer-Straßen-Fest
- Wirtschaft: „Westfleisch“ will Großschlachter aus den Niederlanden kaufen
- Preußen-Stadion: Westtribüne wird schneller fertig als geplant
- Erzkonservative Gemeinschaft gründet Stiftung
- Öffentliche Toiletten: Stadt stellt neues Konzept im September vor
- Missbrauchsskandal: Bistum Münster zahlt am meisten
- Ihre Stadt, Ihre Viertel, Ihr Bezirk: Sagen Sie uns, wie Sie wohnen
- Elektronische Patientenakte: Vom Versuch, die eigene Akte zu knacken
- Grüße aus dem Urlaub: Protest auf Estnisch
- Ein-Satz-Zentrale: „Salam Kitchen“ schließt
- Unbezahlte Werbung: „Pride Wine“: Wein für Toleranz und Vielfalt
- Drinnen und Draußen: Sport im Park, Insektensuche und Musik im Atelier
Viele Menschen ärgern sich über die Staus und die Umleitungen. Aber nimmt die Stadt das überhaupt wahr? Wir haben die Stadtverwaltung gefragt. Von dort kam eine ausführliche Antwort.
Die Stadt zeigt Verständnis für den Ärger. Man wisse, dass Baustellen stören – vor allem, wenn sie scheinbar überall gleichzeitig auftauchen. Doch die Stadt widerspricht dem Eindruck, dass es sich um ein unkoordiniertes Chaos handle.
Die verschiedenen Akteure – Stadt, Stadtwerke, Autobahn GmbH, Deutsche Bahn und andere – träfen sich regelmäßig zur sogenannten „Baustellenkonferenz“. Dort würden Maßnahmen abgestimmt, etwa die Sommerferienbaustelle an der Warendorfer Straße. Die sei durch diese Abstimmung sogar kürzer geworden als ursprünglich geplant.
Dass es dennoch an vielen Stellen gleichzeitig hake, habe laut Stadt mit der Menge an Bauprojekten zu tun: Straßen würden erneuert, Brücken saniert, Leitungen verlegt, Glasfaser ausgebaut. All das brauche Platz – und führe zwangsläufig zu Einschränkungen.
Viele Baustellen, so heißt es, dienten eben nicht dazu, das Autofahren zu erschweren, sondern es langfristig zu erleichtern. Auch wenn es sich manchmal eher nach dem Gegenteil anfühle.
Baupausen versuche die Stadt zu vermeiden. Wenn auf den Baustellen dennoch längere Zeit niemand zu sehen sei, könnte das verschiedene Gründe haben: Wetter, fehlende Spezialteile, Wartezeiten auf Prüfungen oder schlicht Personalmangel. Denn: Auch ein Baggerfahrer kann krank werden – und ist nicht so leicht zu ersetzen.
Die Stadt verspricht, die Kommunikation zu verbessern. Neue Baustellenschilder, Anwohnerbriefe, Info-Veranstaltungen – all das soll helfen, besser zu verstehen, was da gerade passiert. Und warum.
Bereits jetzt zeigt die Stadt auf einer Baustellenkarte, wo was gebaut wird – und wie lange das dauern wird. Neu ist eine Online-Karte des Netzbetreibers Stadtnetze Münster, der dort, abgesehen von Glasfaserarbeiten, über seine Baustellen informiert. Allein diese Karte sieht gegenwärtig aus wie ein halbfertiges Malen-nach-Zahlen-Bild.
Eine „interaktive Karte“, auf der Menschen Baustellen melden können, gibt es bislang nicht. Aber melden kann man sich trotzdem, per E-Mail, Telefon (0251 / 492 66 66) oder über den Mängelmelder. Und wenn das nicht hilft, hilft vielleicht einer der ältesten Ratschläge zum Umgang mit den Absurditäten des Alltags. Er lautet: Nicht ärgern, wundern … (rhe)
Hybrid-Veranstaltung 08. September 2025, 19:00 Uhr
Der große RUMS-OB-Kandidaten-Check | Was wollen die, die regieren wollen?
„Wir müssen reden“ (#14)
Wer wird neuer Oberbürgermeister von Münster? Darüber entscheiden Sie bei der Kommunalwahl am 14. September. Die besten Chancen haben Georg Lunemann (CDU), Stephan Brinktrine (SPD) und Tilman Fuchs (Grüne). Aber was haben sie vor? Was wollen sie erreichen? Was ist ihnen wichtig?
Das werden wir die drei Kandidaten fragen. Wollen Sie hören, was sie zu sagen haben? Dann kommen Sie am Montag, 8. September um 19 Uhr in die Kneisterei (Steinfurter Straße 104).
Wir freuen uns auf ein interessantes Gespräch mit den Kandidaten! Der Eintritt ist frei, Anmeldungen hier per E-Mail. Die Veranstaltung wird live per Zoom übertragen. Den Zoom-Link teilen wir Ihnen demnächst mit.
… mit dem Hammer-Straßen-Fest
Eigentlich sollte nächstes Wochenende das Hammer-Straßen-Fest stattfinden, doch im Juni sagten die Veranstalter:innen die Feier ab (RUMS-Brief). Der Grund: Innerhalb eines Jahres sind die Kosten für die Sicherheitsauflagen der Stadt von 9.500 Euro auf 52.000 Euro gestiegen. „Eine solche Summe kann niemand erwirtschaften“, sagte Andreas Wissing von der Aktions- und Werbegemeinschaft Hammer Straße am Samstag im Interview mit den Westfälischen Nachrichten. Daniel Marquardt, Wissings Nachfolger im Amt als Vorsitzender der Werbegemeinschaft, sagte den WN heute, die Kaufleute wollen noch dieses Jahr entscheiden, ob das Hammer-Straßen-Fest nächstes Jahr ausgerichtet werden kann. Gerade suche man Sponsor:innen. Es könnte aber sein, dass die Neuauflage etwas kleiner ausfallen werde, sagte Marquardt der Zeitung. (sfo)
+++ Der Münsteraner Fleischkonzern „Westfleisch“ möchte die Standorte des niederländischen Großschlachters „Vion“ übernehmen. Das hat die Deutsche Presse-Agentur diese Woche gemeldet. „Vion“ zieht sich aus dem deutschen Markt zurück und wollte seine Betriebe in Bayern und Baden-Württemberg eigentlich an die „Premium Food Group“ verkaufen, die Ihnen wahrscheinlich besser bekannt ist unter ihrem alten Namen „Tönnies“. Nach mehrmonatiger Prüfung untersagte das Bundeskartellamt allerdings den Kauf im vergangenen Juni. Zurzeit prüft das Oberlandesgericht eine Beschwerde von „Tönnies“ gegen das Verbot. Beobachter:innen zufolge wäre eine Übernahme durch „Westfleisch“ ein kleineres Problem, weil der Fleischverarbeiter bislang im Süden Deutschlands kaum vertreten ist. Das Handelsblatt spricht von einer „Kampfansage an Tönnies“. Vergangenes Jahr war die „Premium Food Group“ mit weitem Abstand Marktführerin bei Schweineschlachtungen in Deutschland. „Vion“ gilt hingegen als fleißigster Rinderschlachter. Weitere Details über die Kaufpläne möchte „Westfleisch“ morgen bekanntgeben. (sfo)
+++ Mann, Mann, Mann! Die Handwerker:innen im Preußenstadion haben in den vergangenen Wochen kräftig in die Hände gespuckt, denn die neue Westtribüne wird schneller fertig als geplant. Wo gibt’s sowas noch? Wenn Sie nicht verpassen wollen, wie die letzten Steine verlegt und Sitze angeschraubt werden, dann behalten Sie unbedingt die Baucam für die Westkurve im Blick (RUMS-Brief). (sfo)
+++ Die erzkonservative katholische Gemeinschaft Emmanuel hat unter dem Dach der Liudger-Stiftung im Bistum Münster eine eigene Stiftung gegründet, berichtet das Bistum Münster. Ziel sei es, die Arbeit der Gemeinschaft langfristig zu sichern – unter anderem durch die Förderung spiritueller Angebote, Glaubenswochenenden und sozialer Projekte wie dem „Treff im Turm“ in der Überwasserkirche. Die Gemeinschaft betont, sie wolle Menschen für den christlichen Glauben begeistern und eine Heimat bieten. Kritiker:innen sehen in ihr jedoch eine konservative, hierarchisch geprägte Bewegung, die innerkirchlich zunehmend Einfluss gewinnt – etwa bei Personalentscheidungen wie der umstrittenen Versetzung des Pfarrers Thomas Laufmöller (RUMS-Beitrag). Die Nähe der Gemeinschaft zu fragwürdigen Organisationen wie Courage International und rechtspopulistischen Akteuren in Frankreich werfen ebenfalls Fragen auf. (rhe)
+++ Kurz vor dem Start des neuen Ausbildungsjahres meldet die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen deutlich rückläufige Zahlen: In Münster wurden bis Ende Juli 1.257 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen – ein Minus von 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In der gesamten Region Münsterland und Emscher-Lippe liegt der Rückgang bei rund acht Prozent. Hauptgründe sind laut IHK der Bewerbermangel durch sinkende Schulabgängerzahlen und fehlende Qualifikationen, aber auch wirtschaftliche Unsicherheit. (rhe)
+++ In Münster herrscht Toilettenknappheit. Seit die Wall GmbH ihre WC-Häuschen abbauen musste, gibt es in Münster nur noch fünf öffentliche Toiletten (wo genau, steht hier). 2024 hat die Stadt deshalb „Nette Toiletten“ eingeführt, wodurch inzwischen 36 Cafés, Bäckereien, Restaurants und andere Geschäfte ihre Toiletten der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Bislang gibt es „Nette Toiletten“ vor allem in der Innenstadt und in Hiltrup, deshalb hatte die CDU im April angeregt, das Konzept nach Handorf und St. Mauritz zu holen. Jetzt hat die Stadt geantwortet. Sie schreibt, sie finde diese Idee ganz gut, wolle aber nichts überstürzen, sondern die Erfahrungen mit den „Netten Toiletten“ erst in ein gesamtstädtisches Klo-Konzept einfließen lassen. Wann das Konzept herauskommt, steht auch schon fest: Im September will die Stadt ihren Plan für mehr Klos in Münster im Hauptausschuss vorstellen, danach stimmt der Rat darüber ab. Halten Sie so lange noch durch und notfalls ein! (sfo)
+++ Das Bistum Münster hat bislang so viel Geld an Betroffene sexualisierter Gewalt gezahlt wie kein anderes Bistum in Deutschland. Laut dem aktuellen Tätigkeitsbericht der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen wurden bis Ende 2024 rund acht Millionen Euro an Menschen ausgezahlt, die sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche erlebt haben, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. In 345 Fällen wurde bislang entschieden. Damit liegt Münster noch vor dem Erzbistum Köln. Insgesamt hat die katholische Kirche im Jahr 2024 rund 19 Millionen Euro an sogenannten Anerkennungsleistungen gezahlt, ungeschönt: Schmerzensgeld. Münster steht im Zentrum dieser finanziellen Aufarbeitung. (rhe)
Erzählen Sie uns Ihre Wohn-Geschichte
Wie war das bei Ihnen, als Sie eine Wohnung gesucht haben? Hat das Monate gedauert? Und wie ging es weiter? Hatten Sie Ärger mit dem Vermieter oder der Vermieterin?
Wenn es richtig schlecht läuft, kann es so enden, wie das NDR-Magazin „STRG+F“ es in dieser Woche in einem Instagram-Beitrag beschreibt. Ein Vermieter hängt in seinem Wohnheim Überwachungskameras auf, filmt Studentinnen und droht ihnen mit Rauswurf, berichtet das Magazin.
Was haben Sie erlebt? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte. Wir wollen wissen, was auf dem Wohnungsmarkt in Münster wirklich passiert. Dafür brauchen wir Ihre Erfahrungen. Machen Sie jetzt mit bei unserer Umfrage.
Hatten Sie Ärger bei der Wohnungssuche? Mit dem Menschen, der sie vermietet? Oder haben Sie auf dem Wohnungsmarkt etwas erlebt, das öffentlich werden sollte? Dann schreiben Sie uns. Oder mailen Sie uns direkt Ihre Antwort. Und ein Hinweis: Beim letzten Mal gab es bei unserer Umfrage ein technisches Problem. Das haben wir inzwischen behoben. Und ganz wichtig: Wir garantieren Ihnen Anonymität.
Vom Versuch, die eigene Patientenakte zu knacken
Drei Passwörter und Pins, zwei Smartphone-Apps, haufenweise Nerven: Jakob Milzner hat versucht, an seine Gesundheitsdaten zu kommen – ein Lehrstück über Sicherheitslogik und digitale Zumutungen.
Hochmut kommt vor den Fall, heißt es so schön, und an einem Vormittag Ende Mai ist mein Fall zwar nicht tief, der Aufprall aber dennoch hart, weil unerwartet. Eigentlich habe ich nur kurz meine elektronische Patientenakte checken wollen, die ePA. Kein Problem, denke ich, schließlich bin ich mit digitalen Medien aufgewachsen. Da weiß ich noch nicht, dass es Wochen dauern wird, bis ich meine ePA geknackt habe. Doch von vorne.
Das erste Mal beschäftigt hat mich die Patientenakte vor Monaten, als ich einen Hausarzt interviewt habe, der die ePA in seiner Praxis testete (RUMS-Brief). Danach war ich angezündet: effiziente Behandlung statt Fax, Innovation statt German Angst. Und alle Daten, versicherte mir der Arzt, würden der Kontrolle des Patienten unterliegen. Das hörte sich nicht danach an, als gäbe es Probleme, sondern, ganz im Gegenteil: endlich einmal Lösungen.
Nun muss ich zunächst festhalten, dass ich mit meiner Krankenkasse, der Techniker (TK), immer gute Erfahrungen gemacht habe. Das gilt auch für das Online-Portal. Um sich dort zu registrieren, braucht es nur die Versicherungsnummer und einen Freischaltcode, den man auf der Webseite bestellen kann. Mit diesen Daten legt man ein Passwort fest und loggt sich dann ein, im Browser oder per TK-App.
In dieser App befinde ich mich, als die Probleme beginnen. Denn als ich versuche, den „Safe“ zu öffnen, wie die ePA bei der TK heißt, warten hinter dem Button nicht etwa meine Gesundheitsdaten, sondern die Aufforderung, zur Authentifizierung eine zweite App zu verwenden.
Die falsche Pin
Da werde ich das erste Mal stutzig. Im App-Store hat nämlich die TK-Ident-App, die ich runterladen soll, eine Bewertung von kläglichen 1,4 bei fünf möglichen Punkten. Mit bösen Vorahnungen lade ich sie trotzdem runter und starte. Sogleich öffnet sich ein Feld, um eine Pin einzugeben. Nur: Ich habe keine Pin.
Im Internet werde ich fündig. Die TK bietet an, per Post-Ident-Verfahren eine Pin für die Versichertenkarte zu verschicken. Pin ist gleich Pin, denke ich, und bestelle.
Allein: Es ist die falsche Pin. Das verstehe ich aber erst, als der Brief nach einer Woche angekommen ist, ich die enthaltene Pin dreimal eingegeben und jedes Mal eine Fehlermeldung erhalten habe.
„Nein!“, ruft die Frau in der TK-Hotline und klingt beinahe entsetzt, als ich ihr mein Problem geschildert habe. Dann erklärt sie, dass es zwei Pins gebe: eine für die Karte, eine für die Ident-App. Erstere sei mir zugeschickt worden, Letztere müsse ich mir ausdenken. Dabei dürfe ich genau eine Zahl nicht verwenden: meine Gesundheitskarten-Pin. Da ich aber gerade die nun dreimal eingegeben habe, sei ich für 24 Stunden gesperrt. Immerhin bin ich wohl nicht der Einzige mit Schwierigkeiten: Manchmal riefen ältere Menschen wegen der ePA an. „Die verzweifeln daran“, sagt die Frau.
Auch später finde ich keinen Hinweis, dass es zwei Pins gibt, von denen man eine selbst wählen muss. Aber gut, nun weiß ich Bescheid. Und 24 Stunden reichen, um ein paar Anfragen zu versenden. Langsam bekomme ich nämlich das Gefühl, dass man es mit der Datensicherheit der ePA ein wenig übertrieben haben könnte.
Die ePA-Anmeldung sehe „ein hohes Sicherheitsniveau vor, da es sich bei Gesundheitsdaten um sehr sensible Daten handelt“, teilt mir die Gematik mit, jene von den Spitzen des Gesundheitswesens gegründete Agentur, die für die Konzeption der ePA zuständig ist. Etwas konkreter wird der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen: „Nicht zuletzt das Verbot von Videoident durch die BfDI hat die Anmeldung bei den ePA-Apps sicher deutlich erschwert“, heißt es von dort.
Plötzlich bin ich drin
BfDI steht für „Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit“, die oberste Datenschutzbehörde in Deutschland. Auf deren Webseite ist zu lesen, angesichts täuschend echt wirkender Videomanipulationen, sogenannter Deepfakes, sei die Identifizierung per Video für Anwendungen wie die ePA nicht sicher genug. Merkwürdig nur, dass dieses Verfahren für Online-Banking, bei dem es aus meiner Sicht um ähnlich sensible Daten geht, offenbar ausreicht.
Nach 24 Stunden öffne ich die Ident-App erneut, denke mir eine Pin aus, und tippe sie in das Feld. Auf einmal bewegt sich etwas. Nun soll ich meinen Personalausweis oder meine Versichertenkarte ans Handy halten, damit die Karte per NFC-Verfahren ausgelesen werden kann, und dann die zugehörige Pin eingeben. Das Bestellen der Gesundheitskarten-Pin soll sich ja gelohnt haben, also entscheide ich mich für die Versichertenkarte, gebe die Pin aus dem Brief ein. Und plötzlich bin ich drin.
Irgendwie fühlt sich das nun zwar schon nach einem Sieg an, sieht aber völlig unspektakulär aus. Einträge zeigen Zahnarztbesuche, die Jahre her sind.
Allerdings dürften mittelfristig nicht alle Akten so langweilig bleiben wie meine. Menschen, die etwa an psychischen Erkrankungen leiden, sollten erwarten können, dass ihre Daten sicher sind. Nur genau dazu dürften dieselben Leute auch ein Interesse haben einzuschränken, wer ihre Daten sehen kann. Und dafür – sofern sie keinen Widerspruch gegen die ePA eingelegt haben – müssen sie auf eben diese zugreifen. Denn solange sie in der ePA nichts einschränken, können Mitarbeitende in Praxen, Apotheken, Kliniken, die in den vergangenen drei Monaten die Versichertenkarte eingelesen haben, diverse Daten einsehen.
Einen „niemals ganz auflösbaren Zielkonflikt von Sicherheit und Bequemlichkeit“ nennt das Jochen Sunken von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Natürlich ist es kritisch, wenn technische Hürden größere Bevölkerungsgruppen ausschließen“. Die Frage sei nur, inwiefern es möglich sei, einfachere Zugänge zu finden, ohne Risiken einzugehen.
Hat sich der Ärger gelohnt?
Zur Ehrenrettung der TK muss ich noch etwas ergänzen: Meine Schwierigkeiten würden bei anderen Kassen wohl nicht geringer ausfallen. Schließlich müssen alle mehr als 90 gesetzlichen Krankenkassen dieselben Standards erfüllen. Und der GKV-Spitzenverband schreibt auf Anfrage, die Anmeldung könne sogar „noch komplexer sein“, wenn man anstelle der Versichertenkarte den Ausweis zur Authentifizierung benutze. In dem Fall setzten viele Krankenkassen eine Dritt-Anbieter-App ein.
Das gelte für die TK aber nicht, heißt es aus deren Pressestelle. Außerdem bemühe man sich um eine leichtere Registrierung per Videoident. Dafür bedürfe es allerdings einer Anpassung der Rechtslage.
Erstmal dürfte es also kompliziert bleiben. Hat sich der Ärger wenigstens gelohnt? In der ePA bin ich schließlich nicht besonders lange geblieben. Um irgendetwas auszuprobieren, habe ich kurzerhand der Praxis, in der ich zuletzt war, den Zugriff entzogen. Viel zu holen war nicht. Schade, denke ich ganz kurz, merke dann aber schnell, dass eine volle Patientenakte wohl kein Grund zur Freude wäre. Bleib ruhig lang so schön leer wie heute, denke ich also stattdessen, und schließe meine Akte. (jmi)
Transparenzhinweis: Dieser Text ist zuerst im Tagesspiegel erschienen.

Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
Grüße aus dem Urlaub

Mit diesem beeindruckenden Foto grüßt RUMS-Leser Thomas Lins aus der Rundreise durchs Baltikum. Vor der russischen Botschaft im estnischen Tallinn protestieren die Menschen mit Plakaten, Bildern und Nationalflaggen. Die Politik und der Ukraine-Krieg seien hier besonders präsent, schreibt Lins. Auch vor der deutschen Botschaft wehe die Ukrainefahne. Haben auch Sie etwas Besonderes im Urlaub entdeckt? Schicken Sie uns gerne ein Foto, am besten im Querformat.
+++ Der Yorkring ist bis voraussichtlich nächste Woche in Richtung Steinfurter Straße gesperrt, weil bei der Reparatur einer Gasleitung eine kaputte Regenwasserleitung gefunden wurde – und nun repariert wird. (Stadt Münster)
+++ Weil es noch freie Plätze in Kitas und in der Kindertagespflege gibt, können Eltern ihre Kinder nun auch während des Kita-Jahres anmelden. (Stadt Münster)
+++ Am Samstag schließt das Restaurant „Salam Kitchen“ an der Wolbecker Straße 64. (Instagram)
+++ Die Kneipe „Spooky’s“ hat vor ihrem Umzug nach Gievenbeck ihren Abschied an der Hammer Straße gefeiert. (Instagram)
+++ In Münster stehen sieben Männer vor Gericht, die laut Anklage rund 600 Kilo Cannabis in vier Häusern im Münsterland angebaut haben sollen. (WDR)
+++ Vergangenes Jahr sind 7.500 Menschen in Münster einem Sportverein beigetreten, Tendenz steigend. (Stadtsportbund Münster)
+++ Preußen Münster zahlt für den U21-Nationalspieler Antonio Tikvic laut Medienberichten 700.000 Euro – so viel wie noch nie für einen Spieler zuvor. (Antenne Münster, Kicker)
+++ Demo-Rückblende I: Rund 300 Menschen haben am Freitagnachmittag gegen Jens Spahn und für eine Abgrenzung der CDU zur AfD demonstriert. (Westfälische Nachrichten)
+++ Demo-Rückblende II: Etwa 50 Menschen haben am frühen Samstagmorgen vor der Überwasserkirche gegen die Verleihung des Josef-Pieper-Preises an den US-amerikanischen Bischof und Trump-Fan Robert Barron protestiert. (Kirche und Leben)
+++ Der „Van Laack“-Store am Drubbel wird demnächst umgebaut und danach in Eigenregie weitergeführt, weil das Modehaus Schnitzler die Zusammenarbeit mit „Van Laack“ beendet. (Modehaus Schnitzler)
Hier finden Sie alle unsere Cartoons. Sollte Ihnen ein Cartoon besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
In ziemlich genau vier Wochen zieht wieder der CSD durch Münster. Wenn Sie sich kulinarisch auf die große Parade für Toleranz und Vielfalt einstimmen wollen, dann können wir Ihnen den „Pride Wine“ empfehlen. Seit 2021 bietet die Marke aus Münster Weine aus Rheinhessen an und spendet 50 Cent pro verkaufte Flasche an eine Regenbogenstiftung. Neben dem Weinverkauf organisiert das Team hinter dem „Pride Wine“ auch queere Partys in der Stadt. Wenn Sie den „Pride Wine“ mal probieren möchten, können Sie eine Flasche im Rewe am Hansaring kaufen oder online bestellen. Oder Sie gehen ins Fyal, Kabinett, Café „19 sieben“ und in die Viertelkneipe „Bei Ute brennt noch Licht“. Die servieren die Weine ebenfalls. Sollten Sie noch zögern, kommen hier vier überzeugende Argumente: feinherber Riesling, trockene Scheurebe, trockener Rosé und weißer Secco.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Svenja Stühmeier hat heute geschaut, was in den nächsten Tagen in Münster los ist. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Bis zum 31. August werden Sie auf einigen Grünflächen in Münster regelmäßig Sportgruppen begegnen. Sie wollen mitmachen? Dann schauen Sie doch mal ins Programm von „Sport im Park“ (über die App einsehbar). Ob Yoga, Bootcamp oder Kinderangebote – im kostenlosen Angebot werden Sie sicherlich fündig.
+++ Die Eventlocation Puls lädt nun zum „Puls Garden“ jeden Donnerstagabend in ihren Außenbereich ein. Ab 18 Uhr gibt’s dort DJ-Sets, Burger und Getränke. Außerdem ein wenig Kunst und Kultur. Der Eintritt ist frei.
+++ Ferienprogramm in den Rieselfeldern: Morgen ab 15 Uhr können Sie (und Ihre Kinder) sich auf Insektensuche begeben. Donnerstag beginnt um 21 Uhr die Dämmerungswanderung, bei der Sie den Wechsel zwischen tag- und nachtaktiven Tieren miterleben (Anmeldung jeweils bis morgen um 12 Uhr). Am Freitag geht’s um Wassertiere und tierschonendes Keschern (Anmeldung bis Donnerstag um 12 Uhr). Angeleitet werden die Programmpunkte von der Biologin Giselheid Reding. Für Kinder kostet die Teilnahme 6, für Erwachsene 8 Euro.
+++ Morgen Abend tritt das Duo Weststrat auf. Sie verorten ihre Musik irgendwo zwischen Soul, Reggae und Swing. Vielleicht ist noch ein bisschen Pop, Funk und Jazz dabei. Naja, wie dem auch sei – hören Sie doch mal rein, entweder online oder direkt vor Ort im Atelier. Los geht es um 21 Uhr.
Am Freitag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn), Jakob Milzner (jmi), Svenja Stühmeier (sst) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Zu unserem großen RUMS-OB-Kandidatencheck am 8. September haben sich schon jetzt über 120 Menschen angemeldet. Das ist super. Wir freuen uns sehr über das große Interesse. Damit alle dabei sein können, werden wir die Veranstaltung zusätzlich live via Zoom übertragen. Den Link veröffentlichen wir rechtzeitig. Und noch ein Hinweis: Die Kneisterei ist leider nicht barrierefrei. Das ist nicht ideal, wissen wir – ließ sich diesmal leider nicht anders lösen. Beim nächsten Mal achten wir darauf, dass alle ohne Hürden dabei sein können. Versprochen. (rhe)
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