Münsters Haushalt: Was geht? | Ratssitzung: Was braucht die Stadt? | Unbezahlte Werbung: Bei Ute brennt noch Licht

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

wenn vom Haushalt die Rede ist, dann geht es vordergründig um Zahlen, aber eigentlich um etwas anderes – um die Frage, was eine Stadt möglich machen kann und was nicht. In diesem Jahr steht im Vorbericht zum Haushaltsplan für das kommende Jahr der Satz: „Die haushaltswirtschaftliche Lage der Stadt Münster ist so prekär wie seit vielen Jahren nicht mehr.“ Heißt das: Jetzt ist erst einmal nichts mehr möglich? Nein.

Die Stadt Münster plant, im nächsten Jahr 1,6 Milliarden Euro auszugeben, und nur um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie die Zahlen sich entwickelt haben: Vor zehn Jahren rechnete die Stadt im Haushaltsentwurf mit Ausgaben von etwa einer Milliarde Euro. Titel der Pressemitteilung damals: „Münsters Haushalt weiter unter Druck.“

Das hat sich also nicht verändert, andere Dinge schon. Münster ist in zehn Jahren um etwa 40.000 Menschen gewachsen, um die Größe der Stadt Coesfeld. Diesen Vergleich zog Oberbürgermeister Markus Lewe in seiner Haushaltsrede am Mittwoch.

Dazu ist vieles teurer geworden. Die Gehälter des Personals zum Beispiel machen ein Viertel der Aufwendungen aus. Nach den Tarifverhandlungen steigen sie nun noch einmal um über 20 Millionen Euro.

Über die Hälfte der städtischen Ausgaben sind Transferzahlungen, zu einem großen Teil also Sozialleistungen. Hier rechnet die Stadt mit enormen Steigerungen. Allein das Budget der Ämter, die Sozialleistungen auszahlen, wächst um über 80 Millionen. Zum Vergleich: Das Budget aller Ämter zusammen wird um knapp 130 Millionen Euro größer.

Wenig verlässliche Einkommen

In die städtischen Kassen kommt das Geld vor allem über Steuern und Abgaben (etwa 50 Prozent), allein 350 Millionen Euro bringt die Gewerbesteuer. Das ist so viel wie noch nie, aber wenn es der Wirtschaft nicht mehr gut geht, kann sich das auch jederzeit ändern. Das hat Münster nicht in der Hand, und das ist eine der großen Schwierigkeiten mit dem Haushalt.

Wie wenig verlässlich dieses städtische Einkommen ist, zeigt auch der Posten der sogenannten Schlüsselzuweisungen. Das sind Ausgleichszahlungen der Kommunen untereinander, die sicherstellen sollen, dass die Städte und Gemeinden den Menschen ein ähnliches Maß an öffentlichen Leistungen bieten können.

Zuletzt bekam Münster auf diesem Weg etwas mehr als eine Million Euro. Jetzt haben sich ein paar Daten und Gewichtungen verändert, und im nächsten Jahr kann Münster mit über 95 Millionen Euro rechnen. Dazu gibt es eine Klage, die sich ebenfalls auf die Höhe der Zahlungen auswirken könnte. Mit diesen schwankenden Größen müssen die Städte planen.

In den vergangenen Jahren war es oft so, dass Münster erst mit einem gewaltigen Millionenminus rechnete, sich dann aber im Verlauf des Jahres herausstellte: So schlimm wird es doch nicht. Und so war es dann meistens auch.

Das wird diesmal wohl nicht passieren. Im vergangenen Jahr rechnete die Stadt mit einer Lücke von 55 Millionen Euro zwischen ihren Einnahmen und Ausgaben. Dabei wird es laut Stadt ungefähr bleiben. Im nächsten Jahr wächst die Lücke sogar auf 60 Millionen Euro. Und wenn so etwas mal vorkommt, ist das verkraftbar. Passiert es immer wieder, hat es irgendwann Folgen.

Ändert sich nichts, ist der Topf bald leer

In den vergangenen Jahren hat Münster vor allem von der Gewerbesteuer gut gelebt. Man hatte viel Geld zurückgelegt. Dieses Polster, die sogenannte Ausgleichsrücklage, schmilzt nun langsam weg. Um die Lücke in diesem Jahr zu schließen, reicht es noch aus.

In den nächsten Jahren wird es wohl eng werden, noch enger, als man erst dachte. Nach den neuen Planungen fehlen übernächstes Jahr nicht mehr nur 24 Millionen Euro, sondern knapp 43. Das bedeutet: Ändert sich nichts, ist dieser Topf in drei Jahren leer. Dann bleibt noch eine weitere große Spardose, die allgemeine Rücklage.

Muss eine Kommune davon zwei Mal hintereinander mehr als fünf Prozent in Anspruch nehmen, muss sie ein sogenanntes Haushaltssicherungskonzept aufstellen. Dann darf sie über ihre Finanzen nicht mehr alleine entscheiden. Im Jahr darauf könnte das auch in Münster passieren. Und damit wäre die Stadt nicht alleine.

In Nordrhein-Westfalen betrifft das laut Münsters Kämmerin Christine Zeller jede dritte Kommune. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Städte diese Misere nicht ausschließlich selbst verschuldet haben, sondern dahinter auch strukturelle Probleme stehen.

Das Problem wird deutlich, wenn man auf das schaut, was die Städte so planen. Münster hat im vergangenen Dezember vier Prioritäten festgelegt: Die Stadt will bis 2030 klimaneutral werden, sie will den Wohnungsmangel beseitigen, die Mobilitätswende voranbringen und dafür sorgen, dass niemand ausgegrenzt wird. Ohne Geld geht das alles nicht.

Und ohne Personal geht es auch nicht. Es wird kaum möglich sein, die Menschen davon zu überzeugen, auf Bus und Bahn umzusteigen, wenn die Busse immer seltener kommen.

So ist das zurzeit in vielen Branchen. Wenn Unternehmen nicht arbeiten oder nicht liefern können, weil Personal fehlt, sinken die Umsätze, die Gewinne fallen, damit auch die Steuern, die sie abführen. Die Wirtschaft kühlt ab, und das verselbstständigt sich schnell. Dass die Konjunkturprognosen immer schlechter ausfallen, das erleben wir gerade.

In Kombination mit Inflation ist das teuflisch. Erst steigen die Preise, dann die Zinsen, weil das die Entwicklung stoppen soll. Kredite werden teurer. Bauprojekte lohnen nicht mehr. Auch in Münster ist das schon passiert, zum Beispiel am Dahlweg.

Baufirmen schickten kein Angebot

Die Stadt kann hier immer nur einen Teil machen. Sie kann die Schwierigkeiten nicht alleine lösen. Sie kann hier und da an einigen Rädchen drehen, aber im Großen und Ganzen ist sie doch abhängig von Entwicklungen außen.

Ein Blick auf das Investitionsprogramm zeigt das. Allein in den kommenden vier Jahren will die Stadt Münster für knapp 870 Millionen Euro bauen. Das würde bedeuten: pro Jahr für über 200 Millionen.

In den vergangenen Jahren ist es gerade gelungen, im Schnitt 100 Millionen Euro zu verbauen. Der Grund war nicht, dass das Geld fehlte. Ein Problem war (neben anderen), dass kein Bauunternehmen ein Angebot schickte, wenn die Stadt etwas ausschrieb. Es fehlten Kapazitäten.

Die Situation hat sich etwas entspannt. Trotzdem schiebt die Stadt weiter einen Berg an Investitionen vor sich her. Der Berg ist in diesem Jahr knapp 400 Millionen Euro hoch.

An der Kitakrise wird alles noch etwas deutlicher. Die Stadt kann Fachkräfte aus dem Ausland holen oder Kitakräften Wohnungen anbieten. Aber das strukturelle Problem bleibt: Jobs in den Kitas sind zu schlecht bezahlt und zu unattraktiv. Münster kann das abfedern, aber viel mehr geht nicht.

Am deutlichsten wird es, wenn man einen Blick auf die Klimapolitik wirft. Alleine kann Münster hier kaum etwas erreichen. Die Stadt kann bis 2030 klimaneutral werden (was nicht absehbar ist), und trotzdem ändert das nichts, wenn andere nicht mitmachen. Aber wie sollen sie mitmachen, wenn die Taschen leer sind?

Es braucht mehr Geld, überall, aber wo soll es herkommen? Über Steuern, aber das ist eher unwahrscheinlich. Vom Bund und vom Land? Aber da sucht man im Moment eher nach Wegen, die Ausgaben zu verringern.

Markus Lewe hat am Mittwoch gesagt: „Das Entscheidende in diesen Zeiten ist, dass wir den Menschen deutlich vor Augen führen, was geht und was nicht mehr geht.“ Was nicht mehr in allen Fällen geht, ist zum Beispiel: schnelle Lösungen finden.

Viele Millionen werden fehlen

Menschen werden sich damit abfinden müssen, dass Dinge nicht so sind, wie sie sein sollten, dass sie sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern werden.

Im Herbst wird die Stadtverwaltung ein neues Papier zum Musik-Campus vorstellen. Und genau darum wird es dann gehen. Die städtische Musikschule und das Sinfonieorchester brauchen dringend neue Räume. Aber es ist schon jetzt absehbar, dass alles sehr viel teurer wird, dass viele Millionen fehlen werden.

Wie glaubhaft ist es, einerseits darauf zu verweisen, dass vieles nicht mehr gehen wird, aber bei großen Prestigeprojekten geht es dann schon?

Markus Lewe sagte am Mittwoch in der Pressekonferenz auf die Frage, wie man den Menschen so etwas erklärt: „Die Frage ist: Wollen wir das weiterhin? Und wenn wir das weiterhin wollen, müssen wir ohnehin investieren.“

Möglicherweise braucht es also auch den Mut, den Menschen zu erklären, was man weiterhin doch noch möchte. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Kaum ist die erste Ratssitzung nach der Sommerpause vorbei, kündigt die Linksfraktion schon einmal an, welchen Antrag sie im November durch den Rat bringen will: Sie möchte verhindern, dass Menschen, die ohne gültiges Ticket Bus oder Bahn fahren, in den Knast kommen. In Deutschland ist das Fahren ohne Fahrschein nämlich eine Straftat. Und deswegen sitzen „zu Hochzeiten“ zehn Menschen in der JVA Münster ein, wie uns eine Gefängnissprecherin einmal erzählt hat (RUMS-Brief). Die Linke findet das ungerecht, weil vor allem sozial Benachteiligte diese Haftstrafen verbüßen müssen. Sie können sich in vielen Fällen die fällige Geldstrafe und ein erhöhtes Beförderungsentgelt in Höhe von 60 Euro nicht leisten. In Düsseldorf hat der Stadtrat schon im Juni beschlossen, dass die Rheinbahn AG künftig auf Strafanzeigen verzichten soll, wenn sie Menschen beim Fahren ohne Fahrschein erwischt. Besonders bizarr ist in Münster die Tatsache, dass Gefangene nach der Inhaftierung ein Anmeldeformular für den Freiheitsfonds in der JVA bekommen. Dieser Verein kauft Straftäter frei, wenn sie wegen Fahrens ohne Fahrschein hinter Gitter kommen. Vor drei Monaten hat der Fonds zwei Männer aus der JVA Münster freigekauft (RUMS-Brief). Auf Landes- und Bundesebene wird diskutiert, den Paragrafen gleich ganz aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Dafür sind der NRW-Justizminister, die Bundesregierung und die Bundestagsfraktion der Linken. (sfo)

+++ Falls Sie in den vergangenen Tagen das Gefühl hatten, dass Ihnen nur wenige Kaninchen über den Weg gehoppelt sind: Damit liegen Sie wahrscheinlich richtig. Im Gespräch mit dem Westfälischen Anzeiger sagt Bezirksgärtnermeister Stefan Lange, dass die Tierchen rund um den Ludgerikreisel gerade mit Myxomatose und dem RHD-Virus zu kämpfen haben. Die Krankheiten sind meistens tödlich. Wir hoffen, dass das Veterinäramt recht behält und sich die Population bald wieder erholt. (sst)

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Vom 22. September bis 1. Oktober findet im Schloßtheater das 20. Filmfestival Münster statt. Es bietet ein handverlesenes Programm aus kurzen und langen Filmen, vielfältigen Begegnungen und Gesprächsrunden mit Filmschaffenden. Sie sind herzlich eingeladen.

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Wohnen, Arbeitsplatz, Natur: Was braucht ein lebenswertes Münster?

Robin Korte (Grüne) hat die 45 Minuten lange Debatte zum neuen Regionalplan (RUMS-Brief) so zusammengefasst: „Ich muss sagen, ich habe nichts Neues gehört.“ Und ja, wenn Sie noch einmal Argumente für und gegen Flächenversiegelung nachlesen wollen, können Sie das im RUMS-Brief zum integrierten Flächenkonzept, im RUMS-Brief zur klimagerechten Bauleitplanung und im RUMS-Brief zur Sentruper Höhe machen.

Gerade wird der Regionalplan von der Bezirksregierung entworfen, der dann bis 2045 gültig ist. Diese Pläne geben den Rahmen vor, in dem Städte und Gemeinden ihre Bauplanung machen können. Die Stadt Münster kann hier nichts direkt entscheiden, aber sie kann eine Stellungnahme dazu abgeben. Und darüber haben die Fraktionen im Rat diskutiert.

Genauer über sogenannte Potenzialflächen. Das heißt: Auf diesen Flächen muss man nicht unbedingt bauen, aber man könnte. Sie sind eine Neuerung, die mit diesem Regionalplan kommt. Die Flächen dürfen bis zu dreimal so groß sein wie die maximale Fläche, die eine Kommune am Ende tatsächlich bebauen darf. Für Münster hat die Bezirksregierung ausgerechnet, dass knapp 250 Hektar für Gewerbe- und gut 390 für Wohngebiete bis 2045 gebraucht werden.

Aber: Nur weil eine Fläche im Regionalplan als bebaubare Fläche ausgewiesen ist, bedeutet das nicht, dass nicht noch was dazwischenkommen kann. Manchmal stellt man bei genauerer Prüfung zum Beispiel fest, dass es doch Umweltschutzgründe gibt, die dagegensprechen. Oder es gibt Wahlen und auf einmal stimmt die Mehrheit doch gegen ein Baugebiet, so etwa passiert in Hiltrup an der Vogelstange (RUMS-Brief). Potenzialflächen sollen hier mehr Flexibilität schaffen und die Prozedur vereinfachen.

Die Ratsmitglieder sind sich einig darüber, dass es eine gute Idee ist, diese neue Möglichkeit zu nutzen. Sie wollen nicht nur genauso viele Hektar ausweisen wie bebaut werden dürfen, sondern mehr. Sie sind sich einig, dass Münster mehr Wohnungen braucht. Der Rat hat zum Beispiel auch beschlossen, dass bis 2030 12.000 neue Wohnungen gebaut werden sollen. Und sie wollen zukunftsorientierte Entscheidungen treffen und mögliche Konsequenzen voraussehen. Beide Seiten sagen: Münster soll lebenswert bleiben. In der Praxis kommen sie dabei aber zu unterschiedlichen Schlüssen.

Die CDU will auf jeden Fall verhindern, dass am Ende doch nicht genug Flächen zur Verfügung stehen, und deswegen lieber mehr ausweisen. Denn es ziehen immer mehr Menschen nach Münster. Die brauchen neben einer Wohnung auch einen Job und einige Arbeitgeber:innen brauchen wiederum Flächen, auf denen sie ihrem Geschäft nachgehen können.

Für andere ist wichtig, zum Beispiel Landwirtschaft, Tieren, Naherholung in der Natur und kühlen Orten in der Stadt möglichst viel Platz einzuräumen. Die Internationale Fraktion will einige als Wohngegend angedachte Gebiete aus dem Regionalplan streichen. Grüne, SPD und Volt ebenfalls, in ihrem im Rat beschlossenen Antrag schlagen sie jedoch ein paar weniger Gebiete vor und betonen, dass sie damit die Waage halten wollen zwischen Siedlungs- und Freiflächenentwicklung. Konkret bedeutet das: Als Potenzialflächen werden nun etwa ein Drittel mehr als notwendig ausgewiesen. Die Verwaltung hatte ursprünglich 80 Prozent mehr vorgeschlagen.

Unter welchen Parametern das geschehen soll, steht in einem weiteren Antrag an den Rat. Tenor: Flächenentwicklung soll nachhaltig und effizient sein. Konkret zum Beispiel, indem die Verwaltung mit einer höheren Bebauungsdichte plant. Für die, die sich viel Platz nur für sich wünschen, ist das natürlich keine gute Nachricht (RUMS-Brief). Und auch nicht für die, die in dicht bewohnten Gebieten „soziale Probleme“ sehen.

Nur: Warum eigentlich die ganze Diskussion? Auch eine als Potenzialfläche ausgewiesene Fläche kann doch letzten Endes für andere Zwecke als Bebauung genutzt werden. Das bringt auch Bernd Mayweg (FDP) an. Statt „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ könnte man doch auch „besser haben als brauchen“ zum Motto küren, oder? Leandra Praetzel (Grüne) sagt: Was jetzt als Potenzialfläche ausgewiesen wird, steht bis 2045 nicht mehr zur Verfügung. Denn in so einem Fall ist es sehr unwahrscheinlich, dass stattdessen Naturschutz- oder Naherholungsbereiche entstehen, das hat auch die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage angemerkt. Potenzielles Bauland ist schließlich teuer. (sst)

Und sonst so im Rat

+++ Der Geschäftsführer der Stadtwerke Frank Gäfgen hat sich zur Bussituation in Münster geäußert. Ab Samstag, 30. September, wird es ein verkürztes Angebot geben. Bedeutet zum Beispiel: Einige Linien werden in geringerem Takt fahren. Grund dafür ist der Busfahrermangel (RUMS-Brief). Schüler:innen kommen weiter zur Schule, und der 20-Minuten-Takt der Linien 4, 5 und 11 bleibt bestehen. Am Montag soll es weitere Informationen geben.

+++ Weil die Ratskoalition und die Internationale Fraktion/Die Partei/ÖDP sehr unzufrieden waren mit dem Verwaltungsbericht zur interkulturellen Öffnung (RUMS-Brief), hat die Ratsmehrheit jetzt für einen sehr ausführlichen abweichenden Beschluss gestimmt. Darin wird der Verwaltung im Prinzip aufgezeigt, wo sie sich stärker ins Zeug legen kann, damit mehr Menschen mit Migrationsgeschichte dort arbeiten. Konkret soll sie zum Beispiel prüfen, ob eine Person mit Expertise in Rassismus- und Migrationsfragen bei Stellenbesetzungen eingebunden werden soll.

+++ Der Rat fordert, dass arbeitssuchende Menschen unter 25 weiter vom Jobcenter betreut werden (RUMS-Brief).

+++ Der Rat fordert außerdem, dass Land und Bund Kitas besser finanzieren. Zur Situation in Münster teilt Oberbürgermeister Markus Lewe in seiner Haushaltsrede mit, dass in diesem Schuljahr am Anne-Frank-Berufskolleg erstmals zwei Klassen die praxisintegrierte Ausbildung in der Kinderpflege machen. Außerdem sollen Ende des Jahres zehn Fachkräfte aus Spanien in den städtischen Kitas anfangen. Die Debatte über die 35-Stunden-Betreuung (RUMS-Brief) wurde vertagt. Vor ein paar Tagen hat das Land Nordrhein-Westfalen verkündet, dass es 100 Millionen Euro für freie Kita-Träger geben will.

+++ Der Rat hat einstimmig beschlossen, die als Satzung festgelegte Gebührenordnung fürs Bewohnerparken aufzuheben und die Verwaltung beauftragt, eine Ordnung zu erstellen, die dem rechtlichen Rahmen entspricht (RUMS-Brief). Die Gelegenheit hat man genutzt, um die Diskussion von vor ein paar Monaten noch einmal zu führen (RUMS-Brief).

+++ Das Stadtteilhaus in Coerde wird als Gemeinbedarfseinrichtung 20 Jahre lang städtischen Einrichtungen und sozialen Trägern und Gruppen zur Verfügung stehen.

+++ In der von der CDU beantragten Aktuellen Stunde ging es um die Sicherheit rund um den Bahnhof. Stadtrat Wolfgang Heuer teilt mit, dass es mehr Personal im Kommunalen Ordnungsdienst geben soll. Außerdem suche man gerade nach Möglichkeiten, Spielplätze sicherer zu machen.

+++ Der Rat hat beschlossen, dass in Wolbeck eine neue Grundschule gebaut wird und die Norbertschule in Coerde ab dem kommenden Schuljahr zwei Container erhält, um Platz für Schüler:innen zu schaffen. Der Neubau der Melanchthonschule dort soll außerdem erweitert werden. In Albachten-Ost wird eine neue Grundschule gebaut.

+++ Münsters Baumschutzsatzung (RUMS-Brief) wurde jetzt beschlossen, mit einer Ergänzung: Die Verwaltung soll zusehen, dass sie Ersatzbäume möglichst im Radius von einem Kilometer pflanzt.

+++ Ab dem 1. Februar 2024 ersetzt das Deutschlandticket das Gocard-Abo für Schüler:innen in Münster. Für diejenigen, die keinen Anspruch auf ein Bus- und Bahnticket haben, kostet es 29 Euro im Monat. Alle anderen zahlen zusätzlich sechs oder zwölf Euro. (sst)

Korrekturen

Im RUMS-Brief am Dienstag war an einer Stelle von einer knapp hundert Quadratmeter großen Potenzialfläche die Rede. Das wäre etwas wenig. Tatsächlich sind es knapp hundert Hektar. Wir haben den Fehler korrigiert.

Klima-Update

+++ Noch einmal zum Regionalplan: Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE) hat vor einigen Wochen in einer Pressemitteilung behauptet, dass etwa 70 Prozent der von der Bezirksregierung aufgezeigten Flächen für Windkraftanlagen gar nicht genutzt werden könnten. Das liege zum Beispiel daran, dass die Flächen zwar für Standardwindräder von vor 20 Jahren geeignet wären, die heute aber wegen ihrer Größe nicht dort stehen könnten. Darüber hatte der WDR berichtet. Die Bezirksregierung fand die Darstellung verkürzt und hat nun ihre vollständigen Ausführungen im dafür neu gestarteten Linkedin-Newsletter veröffentlicht. Zusammengekürzt steht da: Die Behauptung des LEE sei „sachlich schlicht falsch“. So ganz genau steht da nicht, warum. Aber so viel: Die Bezirksregierung bewege sich im rechtlichen Rahmen, der nun einmal keine konzeptionellen Vorgaben mache, zumindest nicht solche, die die LEE-Kritik träfen. Den Konflikt stellt die Lokalzeit gut verständlich dar. Die Windenergiebereiche in den Regionalplänen sollen übrigens jetzt alle fünf Jahre überprüft werden. Wenn dann auffällt, dass bereits bebaute Flächen sich nicht mehr für modernere Windkraftanlagen anbieten, sollen die gestrichen und stattdessen neue Standorte gefunden werden. (sst)

Anonymer Briefkasten

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Nächste Woche soll der Leezenflow wieder an den Start gehen, außerdem drei neue, zweimal an der Promenade Ecke Zwinger sowie einen am Bohlweg. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Stadtwerke möchten, dass die bisherigen Regelungen bei den Energiepreisbremsen beibehalten werden, denn eine Entlastung durch eine reduzierte Mehrwertsteuer würde sämtliche Verbraucher:innen erreichen, die Preisbremsen hingegen nur Kund:innen mit Tarifen oberhalb der Preisgrenze. (Stadtwerke Münster)

+++ Im Laufe der Woche wurde bei den Stadtwerken eine Großwärmepumpe angeliefert, die den Wärmebedarf von 800 Haushalten decken soll. (Stadtwerke Münster)

+++ Die Stadt lädt am 28. September zum Austausch über den Neubau einer Feuer- und Rettungswache an der Hohen Geest ein, die Unterlagen sind online einsehbar. (Stadt Münster)

+++ Die Stadt hat mit den Green-Bond-Einnahmen von über 75 Millionen Euro den Neu- und Umbau der Mathilde-Anneke-Gesamtschule und den Ausbau der Hauptkläranlage finanziert. (Stadt Münster)

+++ In ihrer Sitzung am Montagabend hat die Ratsfraktion der Grünen ihren Vorstand bestätigt. (Grüne Münster)

+++ Wegen der Messerattacke auf dem Frühjahrssend hat der Angeklagte Yevgeni A. gestanden, er habe aber nur vage Erinnerungen, da zu betrunken. (Westfälische Nachrichten)

+++ Wissenschaftler:innen der Uni Münster untersuchen in einem Pilotprojekt die Vier-Tage-Arbeitswoche. (Antenne Münster)

+++ Zukünftig sollen Biologische Stationen, Natur- und Geoparks und der LWL in einem Netzwerk enger kooperieren. (Landschaftsverband Westfalen-Lippe)

+++ Das Bundesforschungsministerium fördert die Erweiterung der Forschungsplattform für Zoonosen in eine „One Health Platform“ mit knapp 1,6 Millionen Euro. (Uni Münster)

+++ Die Uni Münster kooperiert mit Borussia Dortmund und Preußen Münster für einen neuen Weiterbildungsstudiengang Sportmanagement. (Westfälische Nachrichten)

+++ Der SC Preußen Münster will seine beiden Shops am Stadion und in den Arcaden an einem neuen Standort in Münsters Innenstadt bündeln. (100 Prozent mein SCP)

+++ Kommenden Mittwoch bleiben Münsters Apotheken ab 13 Uhr für ein paar Stunden geschlossen, weil Apotheker:innen zusammen mit ihren Teams die Videobotschaft verfolgen wollen, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf übermittelt. (Apotheker:innenverband Westfalen-Lippe)

Unbezahlte Werbung

In den ehemaligen Räumlichkeiten der „2te Loge“ an der Ecke Emdener Straße/Schillerstraße weht seit einigen Monaten ein frischer Wind. Anastasija Dieckmann und Oliver Osthorst, die Gesichter hinter dem „Barzillus“, haben die alte Eckkneipe auf Vordermann gebracht und sie unter dem neuen Namen „Bei Ute brennt noch Licht“ wiedereröffnet. Doch wer ist eigentlich Ute? Tatsächlich war der Schriftzug des Vorgängerlokals so schnörkelig designt, dass Gäste ihn reihenweise als „Ute“ interpretierten. Neben unterschiedlichen Bieren gibt es Longdrinks, Wein, Sekt und Shots. Die lange Theke, ein altes Klavier, Lamettavorhänge und vor allem die Knutschecke versprühen ihren ganz eigenen Charme. Ute öffnet von Mittwoch bis Sonntag ab 18 Uhr ihre Türen, alle zwei Wochen gibt’s eine Open Stage.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

+++ Als Beitrag zum Jubiläum des Westfälischen Friedens findet Samstagabend in der Friedenskapelle am Willy-Brandt-Weg ein Konzert statt. Seit 2012 stehen die Mitglieder von Sistanagila in einem iranisch-israelischen Dialog: Die fünf in Berlin lebenden Musiker spielen folkloristische und religiöse Melodien und verbinden sie mit modernen und klassischen Kompositionen. Beginn ist um 20 Uhr, Tickets gibt es für 24 Euro auf der Website der Friedenskapelle.

+++ Die Seebrücke Münster veranstaltet Sonntag am Aasee den Spendenlauf „Run for Rescue“. Es soll Geld für verschiedene Seenotrettungsorganisationen gesammelt werden, damit diese weiter flüchtende Menschen vor dem Ertrinken retten können. Los geht es um 10 Uhr. Auch Spaziergänger:innen, Fahrradfahrer:innen oder Skater:innen können teilnehmen.

+++ Karten gibt es schon länger nicht mehr, aber wenn Sie das DFB-Pokal-Spiel der Preußen am Dienstag gegen Bayern München sehen möchten, dann schalten Sie am besten ab 20:15 Uhr das ZDF ein.

+++ Ob auch die Latenight-Show Baddabäm am 14. Oktober im Specops im Livestream zu sehen sein wird, wissen wir nicht. Aber dafür gibt’s noch Karten, seit heute, und zwar hier.

+++ Am Montag um 18 Uhr lädt die Fachhochschule Münster zur „Social Impact Night“ in die Hafenkäserei ein. Hier kann sich die junge Social-Start-up-Szene vernetzen und austauschen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist online möglich.

+++ Am Montag wird im Bürgerhaus Kinderhaus die Musical-Revue „Ophelia putzt, … eigentlich“ aufgeführt. Das ist eine Mischung aus verschiedenen Musicalsongs. Los geht es um 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Weitere Infos hier.

+++ Immer noch ist unklar, wie es mit dem Paul-Gerhardt-Haus weitergehen soll (RUMS-Brief). Offiziell soll das Gebäude Anfang 2024 abgerissen werden. Am Dienstag findet vor dem historischen Rathaus eine Kundgebung für den Erhalt des Jugendzentrums statt. Beginn ist um 16:30 Uhr. Gleichzeitig debattiert der Kinder- und Jugendausschuss über das Paul-Gerhardt-Haus.

+++ Die Katholische Friedensbewegung Pax Christi lädt am Dienstag um 18 Uhr zum Film „Oppenheimer“ ins Schloßtheater ein. Anschließend können Sie mit Heidi Kassai von der Internationalen Kampagne für das Verbot von Atomwaffen diskutieren. Eintrittskarten gibt es für 10 Euro auf der Website des Cineplex und an der Abendkasse.

Am Dienstag schreibe ich Ihnen noch einmal. Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende.

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Jan Große Nobis (jgn), Svenja Stühmeier (sst), Deike Terhorst (dte)
Lektorat: Maria Schubarth

PS

Seit 2022 erhalten Eltern einen Zuschuss, wenn sie Stoffwindeln nutzen (RUMS-Brief). Der Verein Zero Waste Münster hat jetzt Bilanz gezogen. Mit dem Ergebnis: „Stoffwindel-Eltern meinen’s ernst“. 86 von ihnen sogar so ernst, dass sie an der Umfrage zum Thema teilgenommen haben. Im Schnitt würden sie sechs Wickelwindeln und eine Wegwerfwindel pro Tag nutzen. Der Verein rechnet, dass so pro Baby über 5.000 Windeln und 1.000 Kilo Müll eingespart werden. 2022 gab’s gut 160 Antragsteller:innen. Gerade kümmern sich übrigens zwei Ehrenamtliche aus dem Verein um die Verwaltung. Die finden: Das könnte in Zukunft die Stadtverwaltung übernehmen. Die hatte sich wohl ursprünglich dagegen ausgesprochen, weil sie meinte, dass mehrere Vollzeitstellen für die Bearbeitung anfallen würden. (sst)

PPS

In dieser Woche schrieb uns ein Leser, der das Geomuseum besucht hatte. Wir hatten den Besuch ja im RUMS-Brief empfohlen und freuen uns immer über die Rückmeldung, wie es denn war. In diesem Fall schrieb der Leser allerdings gar nicht über das Museum, sondern über die Toiletten. Die seien „rosa für die Damen und blau für die Herren“. Das ist wahrscheinlich noch relativ weit verbreitet. Aber es hat sich ja im Münsterland doch schon herumgesprochen, dass hin und wieder auch mal Väter mit ihren Kindern ins Museum gehen – nur hier im Museum offenbar nicht. „Ratet mal, in welchem Toilettenraum der Wickeltisch zu finden ist?“, schrieb der Leser und verriet nicht die Antwort, gab aber einen kleinen Tipp. „Ganz zeitgemäß“, schrieb er, und hängte noch an: „in prähistorischer Zeit“. (rhe)

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