Busfahrermangel: Kann man nicht einfach mehr zahlen? | Wohnungsnot: 50 Jahre nach der F24-Rettung – eine Bestandsaufnahme | Unbezahlte Werbung: Tom & Polly

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

weil die Stadtwerke Münster kein Personal finden, haben sie mehrere Buslinien eingestellt. Und da, wo die Busse noch fahren, kommen sie jetzt nicht mehr alle 20 Minuten, sondern nur zweimal pro Stunde. Die Frage ist: Hätte man das verhindern können?

Der Verkehrsclub Deutschland, kurz VCD, denkt: ja, schon. In einer Stellungnahme schreibt der Verband, der Personalschwund sei „in weiten Teilen vorhersehbar“ gewesen.

Dass viele Menschen, die Busse steuern, bald in den Ruhestand gehen, dürfe den Verantwortlichen schon lange bewusst sein, heißt es in dem Schreiben. Aber das sei nicht alles. Busfahrerinnen und Busfahrer hätten die Stadtwerke „dem Vernehmen nach wegen attraktiverer Arbeitsbedingungen“ in Richtung privater Busunternehmen verlassen.

Linken-Fraktionschef Ulrich Thoden sieht die Verantwortung ebenfalls in der Unternehmensspitze der Stadtwerke. Er sagt laut einer Pressemitteilung seiner Partei: „Die Taktverdünnungen sind ein Offenbarungseid und das Ergebnis einer hausgemachten, völlig verfehlten Personalpolitik bei den Stadtwerken.“ Weder habe das Unternehmen in den 2010er-Jahren mehr Buspersonal eingestellt, noch habe es zwischen 2016 und 2020 neues Personal ausgebildet.

Wenn das so weitergehe, werde sich im Winter auch der Halbstundentakt nicht mehr halten lassen, sagt Thoden. Aber wie könnte man das Problem lösen?

Laut Ulrich Thoden vor allem mit mehr Geld. Zurzeit entlohnten die Stadtwerke neue Busfahrerinnen und Busfahrer im Tarifvertrag nach Entgeltgruppe 5. Das entspricht etwa 2.550 Euro brutto im Monat. Thoden schlägt vor, die Bezahlung um zwei Gruppen hochzustufen. Dann wären es etwa 450 Euro mehr.

Die Stadtwerke haben am Montag in einer Pressemitteilung erklärt, wie sie das Problem angehen wollen. Ergebnis: Um Personal zu finden, wollen sie sich neu aufstellen, so schreiben sie. Nur was bedeutet das?

Seit diesem Jahr trete das Unternehmen zusammen mit der Tochter Stadtnetze als „Team Münster“ auf. So wolle man zeigen, wie attraktiv man als Arbeitgeber sei. Das „Team Münster“ biete sichere Tarifverträge, flexible Arbeitszeitmodelle für unterschiedliche Lebensphasen und viele Weiterentwicklungsmöglichkeiten, sagt Personalchefin Brit Steuss laut der Mitteilung. Und sie sagt: „Heute geht es vielen Bewerbenden aber um mehr.“ Aber um was?

„Sie wollen mit ihrer Arbeit etwas bewegen, zum Beispiel zur Energie- oder Mobilitätswende der Region Münster beitragen“, schreibt Brit Steuss.

Wenn das tatsächlich ein wichtiges Motiv wäre, dürfte es in Münster eigentlich keinen Mangel an jungen Menschen geben, die beruflich Bus fahren möchten. Für die Mobilitätswende ist kaum etwas wichtiger als der öffentliche Personennahverkehr.

Tatsächlich ist das Problem komplizierter, und es gibt viele kleine Bausteine, die eine Rolle spielen. Bis vor zwölf Jahren machten etwa viele junge Männer während ihrer Zeit bei der Bundeswehr einen Busführerschein. Inzwischen gibt es keinen Wehrdienst mehr. Den Busführerschein müssen sie selbst bezahlen. Das ist teuer.

Auch die Coronazeit hatte Auswirkungen. Als die Busse nicht fuhren, haben sich viele Busfahrerinnen und Busfahrer einen anderen Job gesucht. Hinzu kommt: Die Arbeitszeiten sind nicht sehr familienfreundlich. Man arbeitet in Schichten und Wochenenddiensten – für vergleichsweise wenig Geld.

Wenn eine kleine Wohnung in der Stadt 1.000 Euro kostet, sind 2.550 Euro brutto wenig Geld. Wenn man aber dringend Personal für die Busse braucht, muss man möglicherweise mehr bieten. Ist so etwas im Gespräch? Ist es überhaupt möglich?

Die Stadtwerke bezahlten das Buspersonal so, wie es vorgesehen sei, nach Entgeltgruppe 5, schreibt Stadtwerke-Sprecher Florian Adler. Die Berufsgruppe anders einzugruppieren, sei Sache der Tarifparteien.

Es wäre also nicht möglich?

„Nein. Die Kommunen haben da keinen Spielraum“, sagt Dirk Seibel von der Gewerkschaft Verdi. Das sei auch nicht so einfach, denn es gehe hier ja nicht nur um die Bezahlung des Buspersonals, sondern auch um Feuerwehrleute, um Menschen, die in Kitas arbeiten, oder in der Stadtverwaltung. Er sei kein Freund davon, diese Gruppen gegeneinander auszuspielen, sagt Seibel. Aber natürlich, man könne darüber sprechen, das Buspersonal hochzustufen. Nur das müsse in den Tarifverhandlungen passieren. In den aktuellen Verhandlungen ging es darum nicht.

Am Ende stand für die Menschen, die Busse fahren, trotzdem eine erfreuliche Nachricht. Sie bekommen ab März etwa 14 Prozent mehr Geld. Das sind keine 450 Euro, aber immerhin mindestens 350. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Der grüne NRW-Justizminister Benjamin Limbach steht in der Kritik, da er sich bei der Besetzung des Chefpostens am Oberverwaltungsgericht Münster für eine nachträglich eingereichte Bewerbung entschieden hat, berichtet die „Tagesschau“. Die Stelle ist seit über zwei Jahren unbesetzt, die Besetzung wird politisch kontrovers diskutiert. Das Verwaltungsgericht Münster hat das Auswahlverfahren kürzlich gestoppt, da Limbach eine Beurteilung für eine Bewerberin („hervorragend geeignet”) aus dem NRW-Innenministerium abgegeben hatte, die er laut Verwaltungsgericht gar nicht hätte abgeben dürfen. Kurz gesagt: Es ist ein ziemliches Durcheinander. (rhe)

+++ Ungewöhnliche Post von Mama: Eine 26-jährige Münsteranerin musste ein Paket, das ihre Mutter ihr aus den USA zugeschickt hatte, neulich beim Hauptzollamt abholen, berichtet der WDR. Darin befand sich der Wirbelknochen eines vom Aussterben bedrohten Bären und außerdem noch die Kralle eines afrikanischen Laufvogels. Was mit dem Bärenknochen passiert, ist noch unklar, das müsse jetzt das Bundesamt für Naturschutz entscheiden. Möglichkeiten: Er geht an ein Museum, er wird vernichtet oder er bleibt beim Zoll zu Schulungszwecken. Die Kralle durfte die Frau mit nach Hause nehmen. Finden Sie das schräg? Andere haben schon mal ihre Kinder per Post verschickt. (sst)

+++ Die Wochenzeitung „Die Zeit“ hat eine Datenanalyse veröffentlicht, die auf Karten zeigt, wie die Menschen in Deutschland gewählt haben. Das Bild aus Münster haben Sie vielleicht noch in Erinnerung: In der Innenstadt ist fast alles grün, drumherum dominiert die CDU. So sieht es auch in vielen anderen Städten aus. Eine Erklärung dafür ist: In den Zentren leben viele Menschen mit hohem Bildungsgrad und migrantischen Wurzeln. Diese Gruppe wählt tendenziell eher grün und links. In den schwarzen Ringen rund um die Innenstädte ist der Bildungsgrad geringer, aber hier leben auch die Menschen mit höherem Einkommen. Diese Gruppen sind tendenziell konservativer eingestellt. Ein Fazit der Analyse: Die politische Landschaft teilt sich immer stärker in urbane und ländliche Regionen. Das nützt den Grünen oder der AfD. Die traditionellen Volksparteien CDU, CSU oder SPD dagegen verlieren. (rhe)

Warum die Besetzung der Frauenstraße 24 weiter wichtig ist

Am 3. Oktober 1973 haben so viele Menschen das Haus in der Frauenstraße 24 besetzt, dass es nicht wie geplant am Tag danach abgerissen werden konnte. 50 Jahre später ist von Abriss keine Rede mehr. Der Jahrestag wird an einigen Ecken der Stadt gefeiert. Aber was hat sich seitdem verändert? Fest steht: Die Besetzer:innen haben sich für bezahlbaren Wohnraum eingesetzt, der heute nach wie vor Mangelware ist. Svenja Stühmeier hat sich zum Semesterstart umgehört. Ihre Frage: Wie ist die Situation eigentlich heute?

Wer am Donnerstagabend kurz nach 19 Uhr ins Stadtmuseum gekommen ist, musste sich auf die Treppe hocken. Die Stuhlreihen vorm Podium waren schließlich voll besetzt, als Bürgermeisterin Maria Winkel ihre Rede gehalten hat. Sie war Teil der Vernissage von „F24 – besetzt – Geschichte der Frauenstraße 24“, der Ausstellung, die nun bis zum 4. Februar zu sehen ist.

Da hätte man jetzt natürlich eineinhalb Stunden lang über die wilden alten Zeiten reden können und darüber, was für ein toller Erfolg aus der Besetzung hervorgegangen ist. Mindestens genauso sehr bewegt die Menschen, die die kleine Bühne an dem Abend betreten, jedoch die Wohnungssituation von heute. Maria Winkel sagt etwa, der Wohnungsmarkt habe sich seit den Siebzigerjahren verändert. „Er ist noch viel schlimmer geworden“, lautet ihre Einschätzung. Zustimmung aus dem Publikum.

Für die Menschen, die in der Frauenstraße 24 leben, hat sich tatsächlich eine ganze Menge verändert. 1973 war der Eigentümer drauf und dran, das heute unter Denkmalschutz stehende Haus abzureißen und teure Wohnungen an seiner Stelle zu bauen. Was alles in der Zwischenzeit passiert ist, können Sie ganz genau im Buch „Frauenstraße 24 – Geschichte einer erfolgreichen Besetzung“ nachlesen.

Heute ist es jedenfalls so, wie es sich die Besetzer:innen vor 50 Jahren gewünscht haben: Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) vermietet die Wohnungen unter, die seit August 2022 der städtischen Wohnungsbaugesellschaft „Wohn + Stadtbau“ gehören. Karin Völker schreibt in ihrem Beitrag, dass die Zimmer weitere 35 Jahre lang für 21 Studierende günstig erhalten werden sollen, mit einer Mietsteigerung von einem Prozent pro Jahr.

Und sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihres Studiums? Na ja, vielleicht in der F24. In ihrem konkreten Fall hat sich das Engagement nicht nur für ein bezahlbares Zimmer wirklich gelohnt. Sie bringt das Thema seit 50 Jahren immer wieder ins Gespräch. Sie zeigt aber auch: Man muss ganz schön viele Leute um sich scharen, einen guten Plan und einen richtig langen Atem haben, damit das vielleicht was wird.

Einsatz für bezahlbaren Wohnraum hat sich verändert

Dazu ein Gespräch mit Bernd Drücke. Er begleitet die Diskussionen um Wohnraumknappheit schon lange. Man könnte sagen, er ist eine Art Chronist der Besetzungen in Münster. Drücke selbst lebt in einem Wohnkomplex am Breul und an der Tibusstraße, den seine Bewohner:innen früher teilbesetzt hatten. Notgedrungen, wie Drücke sagt, denn auch hier sollten bewohnbare Häuser abgerissen werden. Am Ende kaufte die städtische Wohnungsgesellschaft sie. 2004 durfte sie sich dafür sogar mit einem Preis schmücken.

Die letzte Besetzung in Münster fand 2016 am Schifffahrter Damm, danach wurde es still. Bernd Drückes Einschätzung ist: „Die Leute sind frustriert.“ Die meisten Besetzungen wurden schließlich geräumt. Drücke hält es für falsch, Besetzer:innen zu kriminalisieren. Denn, na ja, sie setzten sich ja gegen die Zerstörung von Wohnraum und zuletzt verstärkt für ein soziales Zentrum in Münster ein. „Darauf sollte man nicht mit Repressionen reagieren.“

Kämpft also niemand mehr für Räume für alle? Nein, das nicht. Nur eben anders. Mit der B-Side wird es bald ein großes soziokulturelles Zentrum geben. Und Bernd Drücke spricht über andere erfolgreiche Wohnprojekte, die in Münster Fuß gefasst haben. Da wäre etwa das Nieberding oder die Wohnprojekte Grafschaft 31, 33 und Wig/wam, die Teil des Mietshäusersyndikats sind. Das wurde uns in mehreren Gesprächen als eine vielversprechende Möglichkeit genannt, in Zukunft Mieten und Wohnraum langfristig zu sichern. In diesem Fall dadurch, dass Wohnprojekte die Möglichkeit haben, Häuser zu kollektivem Eigentum zu machen.

Aber auch hier gilt: Wer so ein Projekt umsetzen will, muss viel Energie hineinstecken. Dabei helfen Netzwerke wie das Mietshäusersyndikat. Und es helfe auch, Kontakt zu den Parteien zu suchen. Solidarität zwischen bestehenden Hausprojekten gebe es laut Bernd Drücke nach wie vor. Was jedoch in einigen Gesprächen durchklingt: Öffentlich auftretende lokale Netzwerke für bezahlbaren Wohnraum sind zurzeit eher eingeschlafen.

Stellt sich nun noch die Frage: Inwiefern sind Menschen individuell dafür verantwortlich, in einer bezahlbaren Wohnung zu leben? Die Rahmenbedingungen machen das jedenfalls zu einer großen Herausforderung:

  • Bis Ende 2024 sollen etwa 4.300 Wohneinheiten dazukommen, die Stadt weiß bisher von 850 fertigen. Es kann gut sein, dass noch mehr fertiggestellt sind. Aber Fakt ist auch: Der Wohnungsausbau steht im Stau (RUMS -Brief).
  • Momentan haben laut Kommunikationsamt gut 4.000 Haushalte einen Wohnberechtigungsschein, 2022 haben gut 750 mit einem solchen Schein eine Wohnung gefunden (Jahresstatistik 2022).
  • 2022 waren von gut 170.000 Wohnungen 8.500 Sozialwohnungen (Jahresstatistik 2022).
  • Münsters Leerstandsquote liegt bei 0,3 Prozent.
  • Das Pestel-Institut geht davon aus, dass in den kommenden Jahren 47.000 Wohnungen in Westfalen und Lippe fehlen werden (Westfälische Nachrichten).

Die Erstsemester bekommen das Ganze momentan wieder besonders zu spüren. Gerade findet die Orientierungswoche statt, kommenden Montag beginnen die Vorlesungen des Wintersemesters. Dieses Mal ist die Zimmersuche wohl noch mühseliger, denn wegen eines Fehlers wurden etwa 1.500 Menschen mehr für zulassungsbeschränkte Studiengänge zugelassen als geplant (RUMS-Brief). Die Gesamtzahl der Studierenden steht noch nicht fest. Aber zumindest im Studierendenwerk seien mehr Bewerbungen und Anrufe eingegangen als sonst, teilt Sprecherin Katrin Peter mit.

An einigen Stellen haben wir also nachgefragt, wie denn die Wohnungssuche konkret für Studierende aussieht. Um immer darauf hingewiesen zu werden: Das Problem „Wohnungsnot von Studierenden“ kann man nicht isoliert betrachten.

Die Rechtsanwältin Noma Hajar vom Mieter:innenschutzverein sieht viele Hebel auf Landes- und Bundesebene. Zum Beispiel einen Mietenstopp und eine Landesbaugesellschaft für Nordrhein-Westfalen, wie sie die LEG einmal war. Denn sie sagt: Die städtische Wohnungsgesellschaft wird den Neubau aller notwendigen Wohnungen nicht bewältigen können, und da brauche es insbesondere Sozialwohnungen. Milieuschutzsatzungen, wie es sie bereits etwa im Hansaviertel gibt, hält sie für ein sinnvolles kommunales Instrument, allerdings sei auch das erst richtig wirkungsvoll, wenn es auf Landesebene wieder eine sogenannte Umwandlungsverordnung gebe (RUMS-Brief).

Auf unsere Anfrage, wie sie die Wohnsituation für junge Menschen in der Ausbildung verbessern würden, führen die Ratsfraktionen ebenfalls grundsätzliche Forderungen an. FDP und CDU kritisieren etwa, dass man sich nun für weniger bebaubare Flächen ausspricht (RUMS-Brief).

Die FDP schlägt außerdem vor, häufiger mehrgeschossig zu bauen. CDU-Sprecher Ulrich Möllenhoff schreibt, dass die hohen Baustandards in Münster Investoren davon abhielten, günstigen Wohnraum zu schaffen. Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Ulrich Thoden, fordert unter anderem mehr Mittel für die „Wohn + Stadtbau“, damit grundsätzlich mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen kann.

Die Stadt Münster schreibt uns, dass neben Studierenden eben auch andere Menschen – etwa Erzieher:innen, Pflegekräfte, Wohnungslose – dringend Wohnraum suchen. Sie werbe aber in Gesprächen mit Wohnungsunternehmen für studentischen Wohnraum und ermittle den Bedarf danach in Gebieten, die neu bebaut werden.

Halten wir dennoch ein paar studierendenspezifische Daten aus dem Studentenwohnreport 2023 fest:

  • In Münster kostet ein durchschnittliches WG-Zimmer gut 350 Euro, eine Studi-Wohnung knapp 460.
  • Wer BAföG bezieht, bekommt maximal 360 Euro im Monat für Wohnraum.
  • Auf 100 Studierende kamen im Wintersemester 2022/23 drei freie Wohnungsangebote. Nur in Bochum war’s noch knapper.
  • Ziel des Landes Nordrhein-Westfalen ist es, zehn Prozent der Studierenden in öffentlich geförderten Wohnungen unterzubringen. In Münster sind es mit 5.400 Wohnheimplätzen des Studierendenwerks knapp neun. Auf der Warteliste stehen gerade knapp 3.000 Menschen, teilt Katrin Peter mit.

Was würde helfen? Noma Hajar spricht sich zum Beispiel gegen Mikroapartments außerhalb des Mietspiegels und für mehr soziale Vermieter:innen aus. Till Pauly vom AStA könnte sich auch weitere Immobilien vorstellen, in denen der AStA die Zimmer weitervermietet, wie in der Frauenstraße 24 und einer Wohnung an der Frauenstraße 8 momentan der Fall.

Pauly ist AStA-Referent und beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema Wohnen. „Es braucht Geld von staatlicher Seite“, ist aber seine grundsätzliche Zusammenfassung, wenn er von studentischem Wohnraum spricht. Im März ist dafür das Programm „Junges Wohnen“ an den Start gegangen, das bundesweit 500 Millionen Euro für günstigen Wohnraum für Menschen in der Ausbildung zur Verfügung stellt.

Zum Beispiel für die Studierendenwerke. Das in Münster suche „händeringend“ nach Möglichkeiten, Wohnraum anzubieten, schreibt Katrin Peter. Weil Neubauten und Grundstücke richtig teuer sind, setze man zurzeit auf Nachverdichtung auf eigenen Grundstücken. Zum Beispiel am Gescherweg, dort entstünden gerade zwischen 180 und 200 weitere Wohneinheiten für Studierende.

Was dem Studierendenwerk laut Katrin Peter helfen würde: finanzielle Unterstützung oder ein Vorkaufsrecht für günstige Grundstücke. Denn selbst wenn dem Studierendenwerk Grundstücke angeboten werden, kann es sein, dass es die einfach nicht bezahlen kann. So zum Beispiel passiert vor ein paar Jahren, als die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) laut Westfälischen Nachrichten ihre Häuser in Gremmendorf selbst brauchte und stattdessen Alternativen in Gievenbeck in Aussicht stellte. Der Quadratmeterpreis dort sei allerdings zu hoch gewesen für die Zwecke des Studierendenwerks.

Wo gibt es vielleicht doch Bewegung?

Die Ratsgruppe Volt baut auf temporäres Wohnen, etwa in Form von Tiny Houses. CDU und SPD sprechen sich explizit auch für Wohnheime für Auszubildende aus. Gerade hat die Kreishandwerkerschaft ihres eröffnet. Und der AStA halte momentan verstärkt die Augen nach frei werdenden Grundstücken auf, berichtet Till Pauly. Gerade habe man zum Beispiel das Polizeipräsidium am Friesenring und die bald leer werdende Justizvollzugsanstalt (JVA) im Blick – vor ein paar Jahren hat sowas mit dem ehemaligen Finanzamt allerdings nicht funktioniert.

Studierendenwohnungen im alten Gefängnis, das ist auch eine Idee von Michael Krapp. Als wohnungspolitischer Sprecher der Internationalen Fraktion schickt er auf unsere Anfrage eine ganze Reihe konkreter Vorschläge, wie und wo Münster in seinen Augen die Situation für Studierende verbessern könnte. Seine Quintessenz: Ja, die Sache mit den bezahlbaren Wohnungen sei oft ein „kleinteiliges Geschäft“, das zu „besseren Lösungen im Einzelfall“ führe. Die könnten aber eben Teil einer grundsätzlichen Lösung sein.

Für die Studierenden, die ganz akut Unterstützung brauchen, hier noch ein Hinweis von Noma Hajar, der Rechtsanwältin von weiter oben im Text: „Junge Leute sollten auf ihre erste Wohnung vorbereitet werden. Und sie sollen wissen, dass sie sich Rat holen können.“ Eben in einem Verein, der sich für Mieter:innen einsetzt. Oder beim AStA, der ebenfalls eine Rechtsberatung anbietet. Denn was immer wieder auf die zukommt, die endlich ein Zimmer gefunden haben: Vermieter:innen, die Mängel nicht beheben und laut über Eigenbedarfskündigungen nachdenken, wenn Mieter:innen versuchen, für ihre Rechte einzustehen. (sst)

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Korrekturen

+++ Im RUMS-Brief am 29. September schrieben wir, dass die Bewerbungsfrist für einen Freiwilligendienst im Bistum Münster bis zum 15. Oktober läuft. Das gilt allerdings nur für den Freiwilligendienst im Ausland über das „Weltwärts“-Programm. Für lokale Freiwilligendienste in und um Münster gibt es keinen festen Bewerbungsschluss. Wir haben das korrigiert. (rhe)

+++ Kam Ihnen der Podcast am Wochenende irgendwie bekannt vor? Wir haben versehentlich eine alte Aufnahme hochgeladen. Das ist jetzt korrigiert, Sie können nun den Brief von Freitag anhören – zum Beispiel hier auf der Seite. (sst)

+++ Und wenn Sie den anhören, ersetzen Sie den Halbsatz „die Personalkosten zum Beispiel fehlen aber noch“ bitte mit dieser Information: Für den städtischen Bausteln des Musikcampus fallen keine zusätzlichen Personalkosten an, da ja jetzt schon Personal der Musikschule im Haushalt der Stadt berücksichtigt wird. Für den Kulturbau, also den Teil, den die Stadt gemeinsam mit der Uni plant, geht man von einer knappen Million Euro fürs Personal aus, die sich dann im städtischen Haushalt niederschlägt. Im Brief haben wir es korrigiert. (sst)

Klima-Update

+++ Rund 7.500 Menschen haben bis zum 30. September beim Ideenwettbewerb der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster für die besten Müllvermeidungs-Ideen gevotet. Jetzt gibt’s Zwischenergebnisse. Auf dem ersten Platz: Stadtmöbel aus Plastikmüll. Dicht gefolgt von einem Repair-Café. Also ein Ort, an dem Menschen gemeinsam Dinge reparieren und dabei Hilfe bekommen. Außerdem hoch im Kurs: Windeln aus recycelten Wollresten. Nun bewertet eine Jury die eingereichten Vorschläge und beschließt schlussendlich acht Projekte, die für Münster umgesetzt werden. (ino)

+++ Der September war in NRW der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen, das teilt der Deutsche Wetterdienst mit. In Zahlen heißt das: 18 Grad Durchschnittstemperatur und 230 Sonnenstunden. Die Mittelwerte der Referenzperiode von 1961 bis 1990 sind knapp 14 Grad Temperatur und 135 Sonnenstunden. Geregnet hat’s deutschlandweit hingegen ziemlich wenig, das ist ganz gut auf dieser Karte zu sehen. Nordrhein-Westfalen ist noch das Bundesland mit dem stärksten Niederschlag. (sst)

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Die Stadt Münster hat angekündigt, als Mittel gegen den Fachkräftemangel ein Modell aus Bonn zu übernehmen, was aber laut Zeitung so nicht ganz stimmt. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die FDP Münster sieht das Verhältnis zwischen Kitas, Eltern und der Stadt belastet und fordert Lösungen für das Betreuungsproblem. (FDP Münster)

+++ Aus der Wartburg-Hauptschule wird nun doch kein Wohnquartier mit Discounter, Bäckerei und Kita, aber vorübergehend wohl wieder eine Schule. (Westfälische Nachrichten)

+++ Im September sind in Münster weniger Menschen arbeitslos geworden, aber auch weniger Stellen frei geworden. (Arbeitsagentur)

+++ Cordula Gladrow, ehemalige Direktorin der Stadtbibliothek Wuppertal, ist die neue Leiterin der Stadtbücherei Münster. (Stadt Münster)

+++ Mit der „Kleine Tat“-App aus Münster kann man Gegenstände teilen und in Gruppenchats darüber sprechen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Münsteraner IT-Unternehmen Syte gewinnt den Deutschen KI-Preis für ein Tool, das Städten oder Firmen, die bauen wollen, auf einen Blick zeigt, was man mit bestimmten Grundstücken machen kann. (Westfälische Nachrichten)

+++ Klaus Gerwert, Bochumer Professor aus Münster, gewinnt mit seinem Alzheimer-Frühtest den Innovationspreis NRW. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung Münster plant eine Demonstration gegen den „1000-Kreuze-Marsch“ von christlichen Fundamentalisten. (MünsterTube)

+++ Das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ aus Münster beendet seine Proteste gegen Verschwörungstheoretiker, da nur noch ein Demonstrant erschienen ist. (MünsterTube)

Unbezahlte Werbung

Das Tom & Polly an der Hammer Straße ist ein sympathischer Mix aus Bar und Hostel, Café und moderner Viertelkneipe. Auf der sonnigen Terrasse können es sich Gäste werktags ab 15 Uhr, am Wochenende ab 12 Uhr gutgehen lassen. Nachmittags nascht man ein Stück Kuchen zum Kaffee aus der Siebträgermaschine oder einen hausgemachten Frozen Joghurt mit leckeren Toppings. Abends wird herzhaft aufgetischt, von Salaten über Pasta bis hin zu Pfannengerichten. Dazu gibt es verschiedene Biere vom Fass, Cocktails und Longdrinks, natürlich auch alkoholfrei. Wenn es dann mal wieder spät geworden ist und der Heimweg schrecklich lang erscheint: Oben im gemütlichen Hostel ist bestimmt noch ein Doppel- oder Dreibettzimmer frei.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Heute hat Deike Terhorst für Sie in den Veranstaltungskalender geschaut. Das hier sind ihre Empfehlungen:

+++ Beim heutigen Sinfoniekonzert „I have a dream“ im Theater Münster stehen Werke der US-amerikanischen Komponisten Florence Price, George Gershwin und William Grant Still im Fokus. Ihre Musik spiegelt den Wunsch nach Veränderung, Freiheit und Trost in Zeiten der Unterdrückung wider. Los geht es um 19:30 Uhr, Tickets sind online auf der Website des Theaters erhältlich.

+++ Am Freitag um 18:30 Uhr fällt im LWL-Museum für Kunst und Kultur der Startschuss für die zwölfte Ausgabe des Münsterland Festivals. Einen Monat lang gibt’s 50 Veranstaltungen im ganzen Münsterland voller Musik, Kunst und Dialoge. Gastland ist dieses Mal Finnland. Das Programm und Tickets gibt es online auf der Website des Festivals.

+++ Vor zwei Jahren durchquerte Lars Nienhuys Mexiko mit dem Fahrrad – offroad, durch die Wüste, über Berge und Strände. Dabei entstanden viele Fotografien, Videoaufnahmen und Tagebucheinträge. Am Freitagabend um 19 Uhr erzählt der Münsteraner im Specops am Aegidiimarkt von seiner Reise und möchte mit seinem Publikum ins Gespräch kommen. Der Eintritt ist frei.

+++ Die Choreografin Aïda Colmenero Dïaz und der Bioarchitekt Angel Fulla widmen sich in ihrer Tanzproduktion „Kolochi Baw“ dem nachhaltigen Bauen. Inspiration dafür war die Djenné-Moschee in Mali, die nur von Lehm gehalten wird. Mit fünf Performer:innen aus Ruanda, Mali, Senegal und der Elfenbeinküste führen sie das Stück nun auf. Und zwar am Freitag und Samstag um 20 Uhr im Theater im Pumpenhaus. Tickets sind online für 18 Euro, ermäßigt 10 Euro, verfügbar.

+++ Am Sonntag findet im Westfälischen Pferdemuseum im Allwetterzoo der Pferde-Erlebnistag statt. Zwischen 10 und 16 Uhr können Besucher:innen sich spielerisch mit dem Thema Pferd beschäftigen und ein paar Vierbeiner treffen. Programmpunkte sind Filmvorführungen, Bastelangebote und ein Quiz. Später präsentiert die Shire Connection Schönborn aus Katzwinkel die größte Pferderasse der Welt. Die Teilnahme am Pferde-Erlebnistag ist im Zooeintritt enthalten.

Am Freitag schreibt Ihnen Svenja Stühmeier. Haben Sie noch eine gute Woche!

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Jan Große Nobis (jgn), Imke Noetzel (ino), Svenja Stühmeier (sst), Deike Terhorst (dte)
Lektorat: Antonia Strotmann

PS

Der WDR hat einen viereinhalb Minuten langen Radiobeitrag über Masematte gemacht, in dem auch RUMS-Kolumnistin Marion Lohoff-Börger zu Wort kommt. Unter anderem erklärt sie, was mit dem Wort „Bräseplinte“ gemeint ist. Kleiner Tipp: „Plinte“ bedeutet Hose, und „Bräse“ ist die Toilette. (rhe)

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