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Heimaturlaub | Radwege-Check | Keine Neuinfektion

Guten Tag,
erst hangelten wir uns bis zum Ende der Osterferien durch, jetzt werden wir Pfingsten überspringen. Die Bundesregierung verlängerte am Mittwoch die weltweite Reisewarnung bis mindestens zum 14. Juni. Der nächste große Schritt scheint damit unausweichlich: Leb wohl, schöner Sommerurlaub in der Ferne! Viele Urlaubswillige haben bereits storniert, andere hoffen auf weitere Lockerungen, wenige buchen sogar noch. Die Tourismusbranche ächzt unter den Einkommensverlusten. Viele Reisebüros, Restaurants und Hotels werden ums pure Überleben kämpfen müssen.
Das gilt auch für die Betriebe in Deutschland. In der Tourismusregion Münsterland zum Beispiel fehlen seit dem Beginn der Corona-Beschränkungen 300 Millionen Euro Bruttoumsatz aus dem Tourismus, sagt der Münsterland e.V., den Kommunen entgehen dadurch Steuereinnahmen von etwa 7 bis 8 Millionen Euro. Der Verein geht davon aus, dass sich die deutsche Tourismuswirtschaft erst bis zum Sommer 2022 erholen wird. Ein weiteres Beispiel: Gerade hat der Reiseanbieter Urlaubsguru angekündigt, seine Stores in Münster und Unna zum 31. Juli zu schließen. „Ausschließlich coronabedingt“, sagt Pressesprecherin Annika Hunkemöller. Über konkrete Zahlen möchte sie nicht sprechen.
Hoffnung auf Heimaturlaub
Aber es besteht Hoffnung: Momentan sind zwar Übernachtungen zu touristischen Zwecken in ganz Deutschland verboten. Doch es wird bald zu Lockerungen kommen. Thomas Bareiß, Tourismusbeauftragter der Bundesregierung, ist optimistisch: Im Sommer könnte es möglich sein, Ferienhäuser und Ferienwohnungen in Deutschland zu öffnen. Dennoch müssten auch dort Abstandsregeln gelten und durchgesetzt werden. Egal ob im Schwarzwald oder am Ostseestrand. Wo es nach allem Dafürhalten ziemlich voll werden könnte. Annika Hunkemöller rät Reisewilligen daher schon heute, sich alternative Urlaubsregionen in Deutschland zu suchen, die nicht an der Ost- und Nordsee liegen und noch nicht so stark touristisch erschlossen sind.
Das klingt wiederum nach einer Steilvorlage für das Münsterland. „Es ist eine Chance, aber kein Selbstläufer“, äußert sich Klaus Ehling, Vorstand von Münsterland e.V. zurückhaltend optimistisch zu diesem Szenario. Zurzeit erarbeite man Angebote, die in Corona-Zeiten funktionieren. „‚Urlaub zu Hause im Münsterland‘ – für die Menschen, die hier leben und Urlaubsgefühle erleben wollen, ist das eines der Themen, auf die wir uns fokussieren.“ Eine Idee sind buchbare Picknicks, die von der lokalen Gastronomie bestückt werden.
Maitour durch die Krise
Bis dahin vergeht noch Zeit, doch auch heute, am 1. Mai, dem traditionellen Tag des Ausflugs, wollen wir natürlich raus. Spaziergänge statt Spanien, Radfahren statt Rom, Münster statt Miami – vielleicht ist das ja sogar ganz schön. Schließlich wohnen wir mitten im Grünen mit jeder Menge Wäldern, Wiesen, Feldwegen und Burgen um uns herum. Was wir im Moment dürfen, hat das Land hier zusammengefasst. Die Antwort in kurz: Außer Radfahren und Spazierengehen nicht viel. Aber das können wir ja immerhin. Und wenn unsere Pättkes, also die Rad- und Fahrradwege, uns wegen all der Auswärtigen zu voll werden, weichen wir einfach in Richtung Ruhrgebiet aus. Wir empfehlen den Emscherweg, den Ruhrtalradweg und die Erzbahntrasse.
Für unsere Ausflüge müssen wir uns gut vorbereiten. Da Restaurants derzeit geschlossen haben, sollten wir für eine längere Radtour oder Wanderung Verpflegung mitnehmen. Doch aufgepasst: Picknicks in Parks und auf öffentlichen Flächen sind verboten. Auch hier beseitigt man das Problem, indem man das Wesentliche beachtet: Zwei Personen (oder ein Haushalt) sind erlaubt, sie müssen den Abstand einhalten, dürfen essen, aber eben kein großes Event veranstalten.
Runder Tisch statt leerer Stühle: Die münstersche Gastronomie
In Münster gibt es etwa 850 gastronomische Angebote, in denen etwa 5600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiten. Etwa ein Dutzend Vertreterinnen und Vertreter dieser von der Corona-Krise arg betroffenen Gastronomen, des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes und der Industrie- und Handelskammer Nordwestfalen trafen sich gestern zum Krisengespräch mit Bürgermeister Markus Lewe sowie mit Expertinnen und Expertinnen der Stadtverwaltung. Das Ergebnis: Es wird eine Arbeitsgruppe („Task Force”), weitere Gespräche und eine ständige Kontaktperson der Stadt geben. Die Stimmung war wegen der nicht genehmigten Aktion “Leere Stühle” zuvor angespannt (RUMS-Brief vom Mittwoch) gewesen. Hier der ausführliche Bericht der Westfälischen Nachrichten.
Die Gesamtzahl labordiagnostisch bestätigter Corona-Fälle im Stadtgebiet liegt bei 630 (Stand 30. April) – und damit sogar um einen Fall niedriger als am Vortag. Die Datenbank wurde korrigiert und mit dem Robert-Koch-Institut abgestimmt. 583 Patientinnen und Patienten sind wieder genesen. Es gibt keine Neuinfektion. Somit gelten aktuell 34 Münsteranerinnen und Münsteraner als infiziert. 13 Personen, die mit dem Coronavirus infiziert waren, sind verstorben.
Die Krankenhäuser behandeln zurzeit 22 Corona-Kranke, davon zwölf auf Intensivstationen. Aktuell müssen zwölf Patientinnen und Patienten beatmet werden. Auf den Intensivstationen der Stadt waren am Donnerstag noch 50 Betten frei.
+++ Denkwürdiger Tag der Arbeit. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) feiert dieses Jahr zum ersten Mal seit seiner Gründung im Jahr 1949 einen 1. Mai nicht öffentlich draußen oder auf den Straßen, sondern im Netz. Still wird es aber nicht zugehen, denn zwischen 11 und 14 Uhr treten Künstlerinnen und Künstler in einem Livestream auf, und politische Botschaften und Grußworte prominenter Gäste werden auch in die münsterschen Wohnzimmer gesendet. Das Motto passt zur Corona-Krise: „Solidarisch ist man nicht allein.“ Vor allem gehe es um die soziale Ungleichheit, die durch die Corona-Situation noch verschärft werde, so der DGB. Die Hauptlast trügen die Menschen in solchen Berufen, die nicht angemessen bezahlt würden und deren harte Arbeit wenig an Wertschätzung erfährt. Digital, aber auch draußen, will unterdessen das Bündnis „Heraus zum 1. Mai“ Proteste ins Netz, aber auch auf die Straße bringen – unter Berücksichtigung der Regelungen zum Infektionsschutz. Das kündigt der lose Zusammenschluss aus acht politischen Gruppen und Parteien aus Münster in seinem Aufruf an.
+++Das große Nähen, Teil 2. Erst ging es den Freiwilligen darum, den Maskenmangel im Altenzentrum Klarastift zu bekämpfen. Dieses Ziel wurde erreicht. Jetzt gehen die etwa 200 ehrenamtlichen Näherinnen und Näher einen Schritt weiter im Kampf gegen die widrigen Corona-Umstände: Sie stellen nun auch Schutzkittel für das Pflegepersonal her. Fortsetzung folgt bestimmt. Happy End hoffentlich auch.
+++Fast ist der Gedanke tröstlich: Manche Dinge ändern sich auch durch Corona nicht. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners zum Beispiel sind wieder da! Aber wahrscheinlich nicht mehr lange. Sie werden nämlich derzeit im Auftrag der Stadt mit dem Biozid Forey ES bekämpft, damit sie gar nicht erst ihr drittes Larvenstadium und damit die Brennhaare entwickeln, die den Menschen in den vergangenen Jahren so zu schaffen machten. Ein Helikopter war sogar über dem Allwetterzoo unterwegs, um den für die Raupen tödlichen Wirkstoff zu verteilen. Die Tiere, Tierpflegerinnen und Tierpfleger waren während des Lufteinsatzes übrigens nicht in den Außenanlagen unterwegs. Ab Mitte Mai beginnt dann die mechanische Bekämpfung der Raupen per Absaugverfahren. Bei Bedarf kann man über die Hotline (02 51) 4 92-78 78 oder per E-Mail das Umweltamt erreichen.
+++Finanzielle Entlastung für Eltern. Auch im Mai müssen keine Elternbeiträge für Kindertagesbetreuung sowie Ganztags- und Betreuungsangebote in Schulen gezahlt werden, meldet die Stadt Münster.
+++ Kein Konzert und niemand singt. Klingt seltsam, ist aber eine Geldsammel-Aktion des Münsterland e.V. zur Unterstützung der hiesigen Kunst- und Kulturszene. Der gesamte Erlös des Kein-Konzerts der Superlative geht an die Stiftung Kunst und Kultur Münsterland. Sie gibt zeitnah Fördermittel an Künstlerinnen und Künstler weiter, deren Engagements wegen der Corona-Krise ausgefallen sind. Als Dank für den Ticketkauf für nichts, bekommen die Spenderinnen und Spender beim nächsten Münsterland Festival vergünstigte Eintrittskarten. Der Verkauf läuft nur noch bis zum 3. Mai.
+++ Weil heute ein Feiertag ist, findet auch keine Abfallabfuhr statt. Nachgeholt wird die Leerung der Tonnen in den Freitagsbezirken am Samstag, den 2. Mai. Die Sperrgut- und Grüngutabfuhr fällt am 1. Mai ersatzlos aus. Wer größere Mengen Gartenabfälle entsorgen möchte, kann dazu ohne Termin am Samstag, den 2. Mai zwischen 9.30 Uhr und 17 Uhr zur Kompostierungsanlage (Entsorgungszentrum Coerde, Zum Heidehof 81) fahren. Wegen der Hygienevorschriften bitte Masken tragen und die Abstandsregeln einhalten. Weitere Informationen auch über Sondererlaubnisse zur Abgabe von Recyclingmüll unter diesem Link.
+++ Als wir in einem unserer Briefe Münsters Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer zu Wort kommen ließen, kritisierten sie die Verkehrspolitik der Stadt massiv. Es gab aber auch einige Vorschläge, wie Münster sich den Titel „Fahrradstadt“ wieder verdienen könnte. Auch ging es dabei um den zum Teil schlechten Zustand einiger Radwege. Jetzt sollen nicht nur diese, sondern insgesamt 600 Kilometer Radwegenetz genauer unter die Lupe genommen werden. Das Amt für Mobilität und Tiefbau setzt ein Quad und einen Pkw ein, um den Zustand von Fahrrad-Straßen und Radwegen zu filmen. Erstmals werden dabei auch Nebenflächen befahren und auf Spurrinnen, Risse, Wurzelschäden oder Schlaglöcher untersucht. Die Auswertung soll dabei helfen, Sanierungsmaßnahmen zu planen, meldet die Stadt. Wir würden natürlich schon jetzt gerne ein paar Bilder sehen. Wenn Sie Fotobeispiele von besonders huckeligen Wegen, kraterartigen Schlaglöchern oder unkenntlichen Fahrbahnbegrenzungen haben, schicken Sie uns diese gerne unter dieser Mailadresse zu. Wir sind neugierig!
+++ Auch wenn das Smartphone bei folgendem Tipp eine Rolle spielt, so ist es doch eigentlich nur ein Wegbereiter, um den Kampf gegen den familiären Lagerkoller analog auszutragen. Zwei Eimsbütteler Väter haben eine App entwickelt, die man sich nun kostenlos in Apples App Store oder bei Google Play herunterladen kann. Die Nutzerinnen und Nutzer sind ausdrücklich aufgefordert aktiv zu sein, nicht nur auf Bildschirme zu starren und die App sogar mitzugestalten. Geeignet ist „Lagerkoller“ für Kinder bis 13 Jahre und alle Menschen, die immer schon wissen wollten, wie ein Popcorn-Baum funktioniert.
+++ Wer es weniger aktiv mag, aber dennoch eine Beschäftigung für die endlosen Corona-Wochen braucht, könnte sich einem Trend hingeben, der gerade für hohe Verkaufszahlen in der Puzzle-Branche sorgt. Ja, Sie haben richtig gelesen. Es geht um das Zusammensetzen von kleinen Teilchen, das Puzzeln. Laut der Wochenzeitung Die Zeit sind die Verkaufszahlen des Onlineshops Puzzle-Net um 50 Prozent gestiegen, seitdem wir alle zuhause bleiben müssen. Auch Ravensburger verzeichnet einen Verkaufsanstieg von satten 20 Prozent. Ein Tipp, den ich hier unbedingt weitergeben möchte: Erwachsene sollten Puzzel mit 500 bis 1000 Teilen wählen, das unter- und überfordert nicht! Hier noch ein Link zu einer Auswahl an Münster-Motiv-Puzzeln.
+++ Bleiben wir analog und greifen ein Thema auf, das viele Menschen zu Beginn des Lockdowns auf ihrer To-Do-Liste ganz nach oben gesetzt hatten: Aufräumen! Für diejenigen (und ich vermute, das sind nicht wenige), die das bisher nicht geschafft haben, empfehle ich die Netflix-Serie „Aufräumen mit Marie Kondo“. Der Inhalt ist schnell zusammengefasst: Die Kult-Sortiererin Marie Kondo räumt bei verschiedenen Familien oder Paaren auf. Klingt nicht spannend, ist es auch nicht. Aber aus irgendeinem Grund macht man es anschließend selbst. Aufräumen, Dingen einen Platz geben und die alte Schachtel des gerade vollendeten Puzzles vielleicht zum Aufbewahren der nach Kondo-Art zusammengelegten Socken benutzen.
+++ Sie möchten mal kurz raus aus Deutschland, ganz ohne eine Grenze zu überschreiten? Dann wandern Sie doch auf diesem schönen Weg. Vielleicht nicht gerade um 15 Uhr, sondern morgens, wenn noch nicht so viele Ausflügler unterwegs sind. Wenn Sie nur fest genug daran glauben, lässt der skandinavisch anmutende Charme der Landschaft rund um den Niedringhaussee Sie glauben, Westerkappeln liege mitten in Schweden.
Gerade kursiert ein Spruch im Internet. Er lautet: Liebe Väter, ich will ja keine Panik verbreiten, aber die Kita kümmert sich dieses Jahr eher nicht um das Muttertagsgeschenk. Alle, die jetzt kurz nervös auf den Kalender geschaut haben, kann ich beruhigen: Es dauert noch ein bisschen. Dennoch empfehlen Blumenhändler wie Blumen Lange, schon jetzt vorzubestellen. Dann wird der bunte Strauß Dankbarkeit pünktlich am 10. Mai geliefert.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Am Sonntag bekommen Sie wieder Post von Klaus Brinkbäumer aus New York.
Ich wünsche Ihnen ein möglichst schönes Maiwochenende.
Ihre Katrin Jäger
Mitarbeit: Sebastian Stocharra
PS
Ich hatte nur eine kleine Nachfrage zu einer Pressemitteilung des ambulanten Hospizdienstes. Als die Frage mit der Pressesprecherin geklärt war, redeten wir über das Sterben in Zeiten von Corona. Wie schwer es jetzt ist zu trauern. Wie belastend es ist, dass man wegen der Corona-Regeln nicht einmal auf einer Beerdigung von Menschen umarmt und getröstet werden kann. Wie unlösbar der Konflikt zwischen der Angst vor Ansteckung und dem Wunsch nach menschlicher Zuwendung zum Ende des Lebens ist. Und wie wichtig es ist, dann eine dieser beiden Nummern zu wählen, um genau darüber zu reden und Hilfe zu bekommen: Der ambulante Hospizdienst ist unter (0251)1 36 79 50 zu erreichen, die Trauerbegleitung unter (0251) 1 36 79 10.
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