Vorsichtige Lockerungen | Museumsreif | Spätduscher

Porträt von Katrin Jäger
Mit Katrin Jäger

Guten Tag,

sind Sie auch so hin- und hergerissen? Zwischen Freude und Sorge, zwischen Zuversicht und Angst? Die Geschäfte haben wieder geöffnet, nun können wir wieder Frisörtermine machen, einen Zoobesuch planen und uns überlegen, welche Ausstellung wir besuchen möchten. Bei aller Freude darüber beschleicht viele aber ein mulmiges Gefühl. Vor allem Eltern sind verunsichert, wenn sie an Donnerstag denken. Dann werden fast 2500 Viertklässlerinnen und
-klässler wieder in ihre 48 münsterschen Grundschulen gehen
– und dabei Abstand von ihren lang vermissten Schulkameradinnen und -kameraden halten müssen. Geht das?

„Ich nenne das Rückkehr zur verantwortungsvollen Normalität“, sagt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet im Interview mit der Tageszeitung Merkur über die Lockerungen, die in dieser Woche starten. Er sagt auch: „Wir müssen daher umsichtig, tastend vorgehen, immer wieder abwägen.“

Gute Zahlen

Doch werden die Menschen wirklich so umsichtig sein? Werden sie das Risiko abwägen, wenn der Himmel blau und die Sehnsucht nach dem Zusammensein mit Freundinnen und Freunden so groß ist? Oder wird die Ungeduld sie dazu bringen, unvorsichtig zu sein? Wir akzeptieren die Abstands- und Hygieneregeln zwar, mögen sie aber noch lange nicht. Dass sie allerdings effektiv sind, zeigen die aktuellen Zahlen. Seit mehr als einer Woche gibt es nur eine gemeldete Neuinfektion in Münster. Wolfgang Heuer, Leiter des städtischen Corona-Krisenstabs, sagt: „Viel besser kann der Trend nicht verlaufen, die drastischen Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus zeigen maximale Wirkung.“ In einem sind sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jedoch einig: Sorglosigkeit wäre nun fatal. Die Auswirkungen auf erste Lockerungen sind immer erst zeitversetzt zu erkennen. Der Virologe Christian Drosten warnt laut Frankfurter Rundschau vor einer zweiten Welle von Infektionen in Deutschland: „Wir müssen mit sowas jetzt leider rechnen.“

Endlich wieder raus

Hier also nun die Dinge, die Sie jetzt wieder tun können. Bei allen geöffneten Institutionen gilt: Masken müssen mitgeführt und gegebenenfalls getragen, Abstandsregeln eingehalten werden. Die Gastronomie ist, wenn überhaupt, nur für Speisenabholung geöffnet, Spielplätze sind erst ab Donnerstag wieder zugänglich, Besucherzahlen sind begrenzt. Planen Sie also lange Wartezeiten ein und bestellen Sie Ihre Tickets möglichst online. Beim Frisörbesuch ist übrigens noch mehr zu beachten, das hat der münstersche Frisör Hair Rock gut zusammengefasst.

Museumsreif

Diese münsterschen Museen und Galerien öffnen jetzt wieder ihre Pforten.

  • Galerie Ostendorff. Öffnet heute. Dienstag bis Freitag, 9.30 bis 13 Uhr, 14 bis 18.30 Uhr.
  • Kunsthalle. Öffnet morgen (Mittwoch). Ausstellung „Tobias Euler, Thies Mynther, Veit Sprenger: Moon Machine, Landing“. Dienstag bis Sonntag, 12 bis 18 Uhr.
  • Kunstmuseum Pablo Picasso. Öffnet heute. Ausstellung „Beauty is a Line“. Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr.
  • LWL-Museum für Kunst und Kultur. Öffnet heute. Ausstellungen: „Karel Dierickx“ und “The Public Matters” und ab dem 10. Mai die Sonderausstellung „Norbert Tadeusz“. Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, am zweiten Freitag im Monat 10 bis 24 Uhr (bei freiem Eintritt ab 18 Uhr).
  • Mühlenhof. Öffnet heute. Was ist neu: Tische und Bänke, Spielplatz (bald nutzbar), Nachwuchs bei der Schafherde und zwei neue Esel. Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr.
  • Stadtmuseum. Öffnet heute wieder. Zu sehen sind die Sammlungen und Ausstellungen „Münster auf alten Postkarten“ und „Münster 1945 – 75 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg“. Das Museum lässt sich über den Seiteneingang an der Salzstraße betreten. Dienstag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr, Am Wochenende 11 bis 18 Uhr.
  • Villa ten Hompel. Öffnet am Freitag, 8. Mai, wieder. Die Erforschung und Erinnerung an nationalsozialistische Verbrechen und an die Verfolgten, die Vermittlung und Dokumentation sind das Thema des Geschichtsortes am Kaiser-Wilhelm-Ring. Mittwoch und Donnerstag 18 bis 21 Uhr, Freitag, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr.

Vorerst noch geschlossen bleiben:

Tierisch

Nicht nur der Allwetterzoo empfängt wieder Besucherinnen und Besucher. Im Münsterland gibt es noch mehr Orte, an denen man Tiere anschauen kann. Ein Tipp für Familien mit kleinen Kindern: Das kleine, mitten im Wald gelegene Wildfreigehege in Saerbeck mit seinen moderaten Preisen (2,50 Euro pro Kind, 4,50 Euro für Erwachsene).

  • Allwetterzoo Münster. Öffnet heute. Täglich 9 bis 19 Uhr. Die Tierhäuser bleiben geschlossen, das tierische Programm fällt auch weiterhin aus. Es können maximal 2700 Besucherinnen und Besucher gleichzeitig in den Zoo gelassen werden. Hinweis: Möglichst online die Tickets kaufen. Alle Infos auch zu geänderten Preisen, Sonder- und Jahreskarten sind hier zusammengefasst.
  • Naturzoo Rheine. Seit gestern geöffnet. Maximal 1.400 Besucherinnen und Besucher. Tierhäuser bleiben geschlossen, ebenso der Affenwald und Lemuren-Wald. Es finden keine Vorführungen der Seehunde statt. 9 bis 18 Uhr, am Wochenende bis 19 Uhr.
  • Wildfreigehege Saerbeck. Öffnet morgen (Mittwoch). Dienstag bis Samstag, 9 bis 18 Uhr. Sonntag 9 bis 19 Uhr.
  • Zoo Osnabrück. Öffnet morgen (Mittwoch). Hinweis: Tickets online kaufen. Hier die Besucherregeln. Einlass 8 bis 17.30 Uhr.

Offene Burggärten, gesperrte Wanderparkplätze

Wir dürfen raus. Wir dürfen wandern. Aber manchmal auch nicht. So sind die Parkplätze rund um den Ausflugsklassiker„Dörenther Klippen“ in Ibbenbüren momentan gesperrt, weil einfach zu viele Menschen gleichzeitig die berühmte Felsformation „Das hockende Weib“ besuchen wollten. Die Touristeninformation vor Ort rät deshalb grundsätzlich, die Hotspots des Teutoburger Waldes – wie beispielsweise auch den Lengericher „Canyon“ – zu meiden und wohnortnah zu wandern.

Und was ist mit den Schlössern und Burgen des Münsterlandes? Diese und vor allem die Außenanlagen dürfen weiterhin besucht werden, sagt der Münsterland e.V.. Aber Achtung: Im Schlosspark Nordkirchen ist es derzeit sehr voll. Suchen Sie sich also besser ein anderes Ziel.

Kneipen, Restaurants und Hotels – wann wird dort gelockert?

Die Gastronominnen und Gastronomen in Münster dürfen den Betrieb noch nicht wieder aufnehmen. Wie viele Menschen das betrifft, von Chefs bis zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, zeigt ein Video, das das Münster-4-Life-Team produziert hat. In Niedersachsen werden Gastronomiebetriebe übrigens schon ab dem 11. Mai mit Einschränkungen wieder öffnen, berichtet die Welt. In NRW steht noch kein Datum fest, doch heute wollen sich die Wirtschaftsminister der Länder dazu beraten.

Ein nasses Zufallsergebnis

Eigentlich hatte unser Reporter Sebastian Stachorra die Stadtwerke Münster nur gefragt, ob die Münsteranerinnen und Münsteraner aufgrund von Video-Konferenzen, Homeoffice und dem Streamen von Serien mehr Strom verbrauchen. Da es nicht so leicht ist, den Energiefluss so genau zuzuordnen (Privathaushalte und Wirtschaftsbetriebe), kam er dort nicht weiter. Was er aber durch seine Nachfrage quasi durch Zufall nebenbei erfuhr: Beim Wasserverbrauch hat sich ein „Ferienmuster” eingestellt. Die Verbrauchsspitzen liegen etwa 60 bis 90 Minuten später als „normal“. Ich vermute mal, dass wir es im Moment morgens einfach etwas ruhiger angehen lassen. Ob wir länger schlafen oder einfach nur später duschen, kann nur jeder für sich selbst beantworten. Beweisen können es zumindest mir die Kolleginnen und Kollegen in der Videokonferenz ja nicht …

Korrekturen und Ergänzungen

Im letzten RUMS-Brief schrieb ich über die städtischen Maßnahmen zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners. Ein Leser machte uns auf Instagram darauf aufmerksam, dass der Einsatz des Biozids Forey ES nicht nur die Larven des Eichenprozessionsspinners, sondern auch andere Schmetterlingsraupenarten und Insekten töten kann. Der BUND kritisiert deshalb die präventive Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners mit Bioziden. Das Umweltbundesamt empfiehlt den Einsatz nur, wenn es keine Alternativen dazu gibt.

Corona-Update

Die Gesamtzahl labordiagnostisch bestätigter Corona-Fälle im Stadtgebiet liegt bei 632 (Stand 4. Mai). 599 vormals infizierte Patientinnen und Patienten sind wieder genesen. Somit gelten aktuell 20 Münsteranerinnen und Münsteraner als infiziert. 13 Personen, die mit dem Coronavirus infiziert waren, sind verstorben.

Die Krankenhäuser behandeln zurzeit 19 Corona-Kranke, davon 13 auf Intensivstationen. Aktuell müssen zehn Patientinnen und Patienten beatmet werden. Auf den Intensivstationen der Stadt sind 44 Betten frei.

Große Erleichterung am Hiltruper Kardinal-von-Galen-Gymnasium. Hier waren aufgrund eines einzelnen Verdachtsfalls mehrere Tests durchgeführt worden: Alle Ergebnisse waren negativ.

In aller Kürze

+++ Das große Nähen, Teil 3, 4, 5 … Die münsterschen Nähmaschinen stehen nicht still. So haben sich in Roxel zwei geflüchtete Frauen aus Syrien daran gemacht, Mund-Nase-Masken für Flüchtlingsunterkünfte zu nähen. Inzwischen haben sie auch Masken an das Haus für Wohnungslose gespendet und Grundschülerinnen und Grundschüler der Roxeler Marienschule damit versorgt. Der Freundeskreis Deutschland-Hubei spendete unterdessen 2000 OP-Masken für Münster. Bedarf an Masken gibt es trotzdem noch: So sucht der Verein Näherinnen und Näher. Gegen eine Spende können Menschen diese Masken dann erwerben. Damit möchte der Verein die Spendenverluste kompensieren, die durch wegfallende Veranstaltungen aufgetreten sind. Auch Materialspenden (Bänder, Kordeln, Jerseystoffe) sind willkommen. Helferinnen und Helfer sowie an Masken Interessierte können sich in dieses Formular eintragen.

+++Münsterland leben nämlich derzeit 3.126 Menschen mit schweren Behinderungen, die arbeitslos sind. Arbeitgeber müssten stärker in die Pflicht genommen werden, fordert der DGB heute anlässlich des Europäischen Protesttages für Inklusion.

+++Nichts zu lachen: Als „schlechten Witz“ bezeichnet Liam Demmke, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) Münster, eine Ankündigung von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Demnach können Studierende jetzt zinslose Darlehen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen, 100 Millionen Euro für Soforthilfen sollen an die Studierendenwerke gehen. Die 650 Euro, die es nun von der KfW geben soll, reichten aber bei weitem nicht, so der AStA. (Die monatlichen Fix-Kosten belaufen sich auf durchschnittlich 353 Euro für Miete, 168 Euro für Essen und 94 Euro für Fortbewegung, ermittelte das Deutsche Studentenwerk). Viele Studierende würden laut AStA eher ihr Studium abbrechen, als sich in der jetzigen Situation zu verschulden. Außerdem verschob der AStA aufgrund der Covid-19-Krise die Wahlen zum Studierendenparlament.

+++Im Juni startet der Glasfaserausbau, um unterversorgte Gebiete in Münster anzubinden. Die Eigentümer im südlichen Stadtgebiet werden in dieser Woche dazu von den Stadtwerken angeschrieben. Mehr Informationen finden Sie hier.

Drinnenbleiben

+++ Ein Architekturspaziergang im Sitzen. Die Initiative Münster Modell e.V. hat ihr kontinuierlich wachsendes Modell der Stadt Münster online gestellt. Auf einer Website können Sie die Bebauung der Stadt Kachel für Kachel genau unter die Lupe nehmen. Alte Gebäude, Neubauten, Straßen – im Maßstab 1:500 eröffnet sich eine ganz neue Perspektive auf den Städtebau.

+++ Wenn die Risikogruppe Spaß hat – und macht: Die Damen Frankie (Lili Tomlin) und Grace (Jane Fonda) zeigen in der gleichnamigen Netflix-Serie eindrucksvoll das knallbunte Leben der Generation Ü-70. Die Geschichte um zwei Frauen im Rentenalter, die damit klarkommen müssen, dass ihre Ehemänner sich ineinander verliebt haben, startete vor fünf Jahren. Anfang 2020 veröffentlichte Netflix bereits die sechste Staffel, die finale siebte ist geplant. Die fröhlichen 78 Folgen können also eine ziemlich lange Corona-Zeit überbrücken. Hier der Trailer zur ersten Staffel.

Rausgehen

+++ Gutes Gärtnern 1. Sie haben keinen Garten, möchten aber gerne mal in der Erde wühlen? Ihr eigener Rasen ist längst gemäht und das Unkraut ausgezupft? Dann könnten Sie zur Helferin oder zum Helfer in der Wohnstätte Coerde werden. In dem Haus für Menschen mit psychischen Erkrankungen werden auch in Coronazeiten Freiwillige gesucht, die Gärten gestalten und pflegen möchten. Alles unter Einhaltung der Abstandsregeln und weitestgehend selbstständig. Interessierte können unter der Telefonnummer (0251) 1 61 93 39 bei Birgit Aßhoff anrufen oder sich per E-Mail hier melden.

+++ Gutes Gärtnern 2. Runter vom Sofa und raus auf die Insel! Bringen Sie Kinderhaus mit Ihrem freiwilligen Engagement zum Blühen und helfen Sie mit, die Grünanlagen zwischen den Verkehrsinseln am Burloh und Kristiansandstraße in Ordnung zu halten. Kontakt über Bernhard Braeker unter der Telefonnummer (0251) 21 16 55 oder per Mail an Andreas Möbius.

Unbezahlte Werbung

Haben Sie Kinder im Teenageralter? Oder wissen Sie das nicht mehr so genau, weil sich die coronamüden Kids derzeit kaum noch aus ihren Zimmern und Betten bewegen? Dann ist vielleicht folgender Tipp etwas für Sie. Lassen Sie sich Essen liefern, das selbst 14-Jährige wieder lächeln lässt. Peter Pane bringt Ihnen Burger mit so klangvollen Namen wie Kräuterbursche, Wilder Bert oder Nacho Macho ins Haus und ihren Nachwuchs an den Esstisch. Unter diesem Hungrig-MS-Link kann man bestellen.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!


Weil wir gerade verschiedene Erscheinungsweisen und -tage ausprobieren, kam dieser Brief wieder am späten Nachmittag zu Ihnen. Am Freitag schreibt Ihnen dann Ralf Heimann, auch zum Abend hin.

Herzliche Grüße

Ihre Katrin Jäger

PS

Wenn Sie mögen, was wir hier machen, sagen Sie es gerne weiter. Sie können diesen Brief ganz einfach per Mail verschicken oder Freundinnen und Freunden von uns erzählen. Schreiben Sie uns aber auch, wenn Ihnen etwas nicht gefällt oder fehlt. Falls ein Brief einmal nicht bei Ihnen ankommt, sagen Sie uns Bescheid, wir finden dann eine Lösung. Hier erreichen Sie uns.

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