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B-Side: Absage wegen Übergriff? | Wolbecker Straße: Viel Ärger – um was eigentlich? | Unbezahlte Werbung: Drübbelken
Guten Tag,
als das Quartierszentrum B-Side gestern wenige Stunden vor Beginn den Auftakt der Veranstaltungsreihe „Kritische O-Wochen“ in seinen Räumen absagte, entfachte die Nachricht eine Diskussion auf Instagram. Das B-Side-Team begründete die Absage mit „ernsthaften Sicherheitsbedenken“. Man habe Angst, keinen sicheren Raum mehr bieten zu können. Außerdem bestehe „die begründete Sorge vor körperlicher Gewalt“, so lautet die Erklärung.
Angefangen hatte alles mit Antisemitismus-Vorwürfen, weil israelkritische Veranstaltungen Teil der „Kritischen O-Wochen“ sein sollten. Die Westfälischen Nachrichten hatten darüber am Sonntag berichtet. Nach unseren Informationen ist der Grund für die Absage ein gewaltsamer Übergriff auf mehrere Personen, der am vergangenen Wochenende stattgefunden haben soll.
Eine Person soll bei einem Angriff in der Stadt durch einen Schlag auf den Hinterkopf so stark verletzt worden sein, dass sie im Krankenhaus behandelt werden musste. Deshalb soll das B-Side-Team die Veranstaltung abgesagt haben.
Ben Neßeler aus dem Vorstand des Vereins B-Side sagt dazu lediglich: „Wenn wir die Sicherheit von Menschen in unseren Räumen – unabhängig von ihren politischen Ansichten und Gruppenzugehörigkeiten – nicht garantieren können, stellen wir keine Räume zur Verfügung, egal, wer diese anfragt und von wem Gewaltbereitschaft und Eskalationsgefahr ausgehen könnte.“ Was genau mit „ernsthaften Sicherheitsbedenken” gemeint ist, sagt er nicht.
Der Vorfall war, wie wir erfahren haben, gestern Abend Thema bei einer internen Besprechung der B-Side, an der etwa 20 Menschen teilnahmen. Dort ging es auch um die Frage, ob die Täter aus dem Umfeld der „Kritischen O-Wochen“ stammen. Von der Polizei heißt es, man wisse nichts von so einer Tat. Nach unseren Informationen liegt das daran, dass die Opfer sie nicht meldeten.
Während des Treffens gestern Abend demonstrierten draußen zwischen 50 (laut B-Side) und 70 (laut Polizei) Menschen gegen die Entscheidung der B-Side. Die „Kritischen O-Wochen“ vermuten, dass man dem öffentlichen Druck nachgab. Das weist die B-Side zurück. Die „Kritische O-Wochen“ werten die Absage in einem Beitrag auf Instagram als „staatliche Repression“. Einige Gruppen, darunter „Fridays for Future“ und „TreibhausDefekt“, distanzierten sich auf Instagram von der Gegendemo und beteiligten sich nicht daran.
Um den Konflikt zu verstehen, muss man wissen: Die „Kritischen O-Wochen“ sind ein Zusammenschluss aus 16 Gruppen aus dem linken Spektrum. Zu ihnen gehören unter anderem die Klimabewegung „Fridays for Future“, die antikapitalistische Jugendorganisation „Aufbruch Münster“ und die israelkritische Vereinigung „Palästina Antikolonial“.
Letztere beiden scheinen den Ton anzugeben. „Palästina Antikolonial“ wird seit mehreren Jahren eine antisemitische Haltung vorgeworfen, auch wenn sich die Mitglieder selbst davon distanzieren. „Aufbruch Münster“ bietet seinen Mitgliedern unter anderem Kampftraining an. Beide Gruppierungen sollen eng zusammenarbeiten.
Und was hat die B-Side damit zu tun? Sie stellt für drei Veranstaltungen der Reihe, die Studierende mit linken Themen vertraut machen soll, die Räume zur Verfügung. Die abgesagte Auftaktveranstaltung sollte bei der B-Side stattfinden, wie auch zwei Kennenlerntreffen der Gruppen „Fridays for Future“ und „TreibhausDefekt“. Mit beiden Gruppen arbeitet die B-Side seit Jahren zusammen. „TreibhausDefekt“ hat seine heutige Veranstaltung vorerst auf unbestimmte Zeit verschoben. (ani, rhe)
+++ Zum Start der Infektwellen im Herbst werden in den Apotheken die Medikamente knapp. Zurzeit seien 242 Mittel nicht verfügbar, die sonst immer vorrätig seien, unter anderem Cholesterinsenker, Beta-Blocker und Antibiotika, sagt Sylke Pagelsdorf, Apothekerin der Margareten-Apotheke in der „WDR-Lokalzeit“. Als Grund nennt Apothekerkammer-Vorstand Hannes Müller in dem Beitrag unter anderem, dass die Produktion vieler Medikamente ins Ausland verlagert worden sei sowie die erst mal gut klingende Tatsache, dass neue und innovative Medikamente in Deutschland günstiger seien. Für Pharmafirmen ist das eher ungünstig. Sie lieferten diese Mittel lieber ins Ausland, sagt Müller. (rhe)
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+++ Die Stadt Münster bekommt noch in diesem Jahr einen Nachschlag von 11 Millionen Euro vom Land für den Ausbau und den Betrieb von Kita-Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren, schreibt die CDU-Landtagsabgeordnete Simone Wendland in einer Pressemitteilung. Das Geld ergänze die ohnehin schon gezahlten und eingeplanten Mittel für die Jahre 2021 bis 2026. Im nächsten Jahr kämen noch einmal 2,3 Millionen Euro. „Das Land hat den sogenannten Belastungsausgleich für diese Aufgabe der Jugendhilfe überprüft und daraufhin eine Milliarde Euro zusätzlich bereitgestellt“, schreibt Wendland. In anderen Worten: Das Land hat geschaut, wie man die Kosten fair verteilen kann und festgestellt: So fair war das bislang noch nicht. (rhe)
Beitrag von Erik Hlacer am 15.10.2024
Die schreckliche Sperrung von Wolbeck?
Als die Stadt im September eine Straßensperrung ankündigte, wurde es emotional. Menschen empörten sich in Kommentarspalten. Erik Hlacer von der Reportageschule Reutlingen wollte sich das Chaos ansehen. Aber er fand etwas anderes.
Beitrag lesen+++ Ein Team aus 80 Leuten der Abfallwirtschaftsbetriebe ist zurzeit in zwei Schichten damit beschäftigt, die ungefähr tausend Tonnen Laub von den Straßen zu räumen, die pro Saison anfallen. (Stadt Münster)
+++ In den Fußgängerzonen im Münsterland sind weiterhin weniger Menschen unterwegs als vor der Coronazeit. (IHK-Pressemitteilung, Studie)
+++ Zwei Schulen aus Münster, die Gesamtschule Münster Mitte und das Hans-Böckler-Berufskolleg, haben das Finale eines Schulwettbewerbs für digitale Umweltschutzprojekte der NRW-BANK erreicht. (Pressemitteilung)
+++ Am Pleistermühlenweg ist eine Behelfsbrücke versetzt worden, um Platz für eine neue Brücke zu machen, die im nächsten Jahr fertig sein soll. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Stadt Münster will verhindern, dass Autos durch die Rieselfelder fahren und überprüft nun, ob sie die Durchfahrt an der Coerheide verbieten kann. (Westfälische Nachrichten)
+++ In den Herbstferien gibt es auf Münsters Straßen viele Baustellen. (Antenne Münster)
+++ Weil private Anbieter sich zurückgezogen haben, geht der Glasfaser-Ausbau in Münster nur schleppend voran. (Westfälische Nachrichten)
+++ Münsters Linke kritisiert die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen der Stadt als unzureichend und fordert ein „radikales Umdenken“. (Linke Münster)
+++ Wenige Wochen nach einem Großbrand auf dem Alexianer-Campus sind bei einem weiteren Feuer auf dem Gelände am Sonntagabend drei Transporter ausgebrannt. (WDR Münster)
+++ Die Stadt Münster hat eine Online-Plattform gestartet, auf der pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen um ambulante Pflegeleistungen anfragen und registrierte Pflegedienste reagieren können. (Stadt Münster)
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Die Traditionsgaststätte Drübbelken im Kuhviertel stand lange leer. Heute wird sie neu eröffnet. Darum konnten wir in der Buddenstraße 14-16 noch nicht vorbeischauen, aber die neuen Inhaber haben uns verraten, dass sie sich der Tradition des Hauses verbunden fühlen. Das heißt, sie setzen ganz auf das, was man auch schon früher dort vorgefunden hat: uriges Ambiente, traditionelle westfälische und deutsche Küche sowie Bier von Pinkus. Wenn Sie durch Ihren Besuch ein Gefühl davon bekommen wollen, wie es in Westfalen vielleicht früher einmal war, ist das Drübbelken sicher eine lohnende Adresse.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Katja Angenent für Sie in den Kalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Mögen Sie Big-Band-Klänge der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts? Wenn Sie George Gershwin und Duke Ellington schätzen, dann besuchen Sie doch am Mittwoch um 19:30 Uhr das Konzert des „Pasadena Roof Orchestra“ in der Friedenskapelle. Das Jazzorchester aus England hat sich auf Swing-Jazz spezialisiert. Restkarten bekommen Sie hier.
+++ Am Mittwoch können Sie auch mit Anastasia Tikhomirova, Kulturwissenschaftlerin und Volontärin bei „Zeit Online“ mit Schwerpunkt Antisemitismus, und Monty Ott, politischer Schriftsteller und antisemitismuskritischer Bildungsarbeiter, darüber diskutieren, was Antisemitismus mit der linken Szene zu tun hat. Die Veranstaltung findet um 18:30 im Hörsaal S1 im Schloss und wird von der Projektstelle „Kontra Antisemitismus“ im Asta veranstaltet.
+++ Am Donnerstag beginnt eine öffentliche Ringvorlesung zu „Geschichte und Kultur der Region Palästina“. Thema des ersten Vortrags ist „Palästina verstehen“. Los geht es um 18:15 Uhr im Hörsaal S2, der befindet sich im Schloss. Weitere Infos sowie die Themen und Termine der gesamten Reihe finden Sie an dieser Stelle.
+++ „Einige Herren sagten etwas dazu“ ist der Titel eines Buches der Literaturwissenschaftlerin Nicole Seifert, das sie über die Frauen der Gruppe 47 geschrieben hat. Den gleichen Titel trägt auch eine Lesung, die sie am Donnerstag um 19 Uhr in Haus Rüschhaus präsentiert. Es geht um die vergessenen Frauen der legendären Gruppe und um strukturelle Gewalt im Westdeutschland der Nachkriegszeit. Karten für 5 Euro gibt es hier.
+++ Am Freitag um 18 Uhr läuft die Dokumentation „Auf den Spuren des Geldes“ im Cinema. Sie zeigt, wie die Nichtregierungsorganisation Urgewald seit 30 Jahren gegen die Profitinteressen großer Konzerne und für mehr Umwelt- und Klimaschutz kämpft. Im Anschluss gibt es die Möglichkeit für ein Gespräch mit Karin und Peter Wejdling, die den Film gedreht haben.
Veranstaltung vor Ort 25. Oktober 2024, 19:30 Uhr
Kirche ohne Kirche?
Aus der Reihe: „Wir müssen reden“ (#13)
Als der Priester Thomas Laufmöller aus der Gemeinde St. Stephanus versetzt werden sollte, gingen die Menschen für ihn auf die Straße. Der liberale Laufmöller war immer wieder mit der konservativen Kirche aneinandergeraten. Im vergangenen Jahr eskalierte der Konflikt. Laufmöller bat den Bischof, ihn von seinen Aufgaben als Priester zu entpflichten.
Seine Geschichte hat Thomas Laufmöller gemeinsam mit dem Journalisten und Kirchenexperten Ralf Isermann aufgeschrieben. Das Buch heißt „Aufruhr! Warum wir eine neue Urkirche brauchen“. Am 25. Oktober stellen sie ihr gemeinsames Buch vor und sprechen darüber mit RUMS-Redakteur Ralf Heimann. Es handelt von einer Kirche, die immer konservativer wird, und von der Möglichkeit, Glauben und Gemeinschaft auch jenseits der Kirche zu erleben.
Die Veranstaltung beginnt um 19:30 Uhr (Einlass ab 19 Uhr). Eintritt: 8 Euro. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind! Bitte melden Sie sich hier per E-Mail an.
Am Freitag schreibe ich Ihnen wieder. Ich wünsche Ihnen bis dahin eine gute Woche!
Herzliche Grüße
Anna Niere
Mitarbeit: Ralf Heimann (rhe), Jan Große Nobis (jgn), Katja Angenent (kaj) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Wussten Sie, dass wir Münsteraner anscheinend besonders gestresst sind? Das zeigt zumindest der Stressindex einer Online-Arztpraxis, die das Stresslevel deutscher Großstädte untersucht hat. Demnach machen sich Münsteraner:innen am meisten Sorgen um Stress. Dass diese Einstellung nicht gesund ist, ist vermutlich den meisten klar, wie Sie dagegen vorgehen können, aber vermutlich nicht. Kein Problem, da hilft die Autorin und Illustratorin Lucia Zamolo aus Münster. In ihrem Buch „Und dann noch… Wie Stress weniger stresst – fast ohne toxic Tipps!“ verdeutlicht sie durch (wie ich finde, sehr süße und gleichzeitig lustige) Illustrationen, warum wir überhaupt gestresst sind und wie man den Stress (hoffentlich schnell) wieder los wird. Mit dem Buch hat sie am Freitag den Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis gewonnen. Bei der Preisverleihung in Saarbrücken konnte sie sich durch ihren humorvollen Umgang mit dem Thema gegen acht weitere Nominierte durchsetzen. Wer jetzt neugierig geworden ist und vielleicht auch noch auf der Suche nach dem optimalen Tipp zur Stressbewältigung ist, der findet das Buch hier.
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