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Querdenker aus der Stadt verbannt | Grün wie die Niederlande | Unbezahlte Werbung: Mensa am Aasee

Guten Tag,
Sie haben bestimmt die Bilder und Videos aus Hamburg gesehen: Die Straßen rund um das Rathaus und den Hauptbahnhof waren bis auf den letzten Meter mit Menschen gefüllt. 17.500 Menschen haben gestern in der Hansestadt gegen den Besuch der AfD-Chefin Alice Weidel im Rathaus demonstriert. Das sind fast so viele Demonstrierende wie im vergangenen Jahr beim Neujahrsempfang der AfD in Münster.
In diesem Jahr sagte die AfD ihren Neujahrsempfang im Münsteraner Rathaus ab, Grund zur Demonstration gibt es dieses Wochenende aber trotzdem. Das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ ruft zur Demo auf.
Der Grund: Eine Gruppe aus Querdenkern und Rechtsextremen wollen einen „politischen Autokorso“ starten, wie sie es selbst nennen. Mitglieder der AfD und der rechtsextremistischen Partei Freie Sachsen sollen auch dabei sein.
Heute lesen Sie im Brief:
- Ärger um Stadtbücherei-Hinweise
- OB-Kandidat entdeckt den Karneval
- Wirtschaftsförderer verlässt Münster
- Chemikalien im Trinkwasser
- 23 Lehrkräfte haben gekündigt
- Abpflastern: Wie ein Verein Münster entsiegeln will
- Klima-Update: Klimagespräche
- Ein-Satz-Zentrale: Bahn streicht Berlin-Verbindung
- Unbezahlte Werbung: Mensa am Aasee
- Drinnen und Draußen: Kleiderwirbel
Eigentlich sollte die Versammlung der Querdenker in der Corrensstraße starten. Dem machte die Polizei am Mittwoch allerdings einen Strich durch die Rechnung. Sie änderte die Route mit der Begründung, Rettungswege und den Innenstadtverkehr zu entlasten, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Die neue Strecke für den Autokorso soll in Nienberge starten. Wie eine Sprecherin der Polizei gegenüber RUMS bestätigt, führt die Korso-Strecke der Querdenker über Gievenbeck, Altenroxel und endet in Richtung Aasee wieder stadtauswärts.
Nicht nur bei der Strecke, sondern auch beim Initiator der Versammlung greift die Polizei ein – den lehnt sie nämlich ab. Er darf keine Rede halten, obwohl er die Veranstaltung schon im November angemeldet hatte. Bei früheren Veranstaltungen sei er strafrechtlich aufgefallen.
Als Redner auf der morgigen Versammlung werde vertreten. Teilnehmen darf er weiterhin, nur nicht vor das Mikrofon treten. Die Rede ist von Michael Schele. Der 56-Jährige aus Hagen ist einer der führenden Köpfe der Querdenker-Szene in NRW.
In seiner Heimatstadt beschallte er im vergangenen Jahr regelmäßig die Bewohner:innen mit seinen Thesen, voll von Verschwörungstheorien und Antisemitismus. Schele ist schon oft aufgefallen. 2022 wurde er in Dorsten bereits zu fünf Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, weil er Politiker öffentlich beleidigte. Es folgten weitere Strafanzeigen.
Dem Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ reicht die Biografie des Organisatoren für eine Gegendemonstration. In einer früheren Mitteilung des Bündnis war die Rede von einem zweiten Organisator, dem Mitglied der Freien Sachsen in Dresden, Marcus Fuchs – den bestätigte die Polizei auf Nachfrage nicht. Der Behörde läge ausschließlich Schele als Organisator vor.
Die Gegendemo von „Keinen Meter den Nazis“ soll um 11:30 Uhr im Sessendrupweg in Nienberge starten. Auch für die kommende Woche – 25. Januar – haben beide Seiten bereits Protest angekündigt. (ani)
+++ Die Stadtbücherei hat mit einem Hinweis in zwei Büchern ganz schön was losgetreten. Sie hat ein Putin-Buch und ein Jahrbuch des für Verschwörungstheorien, Desinformation und Ufo-Geschichten bekannten Kopp-Verlags mit dem Hinweis versehen, dass die Werke „unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar“ seien. CDU-Fraktionschef Stefan Weber hält das für „Bevormundung“. Er fordert die Stadt auf, eine „entsprechende Weisung zu erteilen“ und die Hinweise zu verbieten. SPD-Fraktionschefin Lia Kirsch wiederum wirft der CDU heute vor, ihre Position „spiele der AfD in die Hände. Die verwunderte Stadtbücherei-Leiterin Cordula Gladow hatte schon in der vergangenen Woche im WDR darauf hingewiesen, dass man hier nicht zensiere, sondern einordne. Das Buch sei ja frei ausleihbar. Als kommunale Einrichtung sei man zwar parteineutral, aber nicht werteneutral. Man stehe für die demokratische Grundordnung. „Und dann behalten wir uns vor, Dinge einzuordnen und zu kuratieren“, sagte sie. Inzwischen berichten auch die „Frankfurter Rundschau“ und das Nachrichtenportal „T-Online“. Dort hat man unter anderem mit dem Leiter der Stadtbücherei Düsseldorf gesprochen. Der hält die Hinweise wie die CDU ebenfalls nicht für ganz glücklich. Die Vorsitzende des NRW-Bibliothekenverbandes dagegen spricht von einem „Sturm im Wasserglas“. (rhe)
+++ Münsters Karneval hat ein neues Gesicht. LWL-Direktor und CDU-Oberbürgermeister-Kandidat Georg Lunemann, vorher im Karneval kaum nennenswert in Erscheinung getreten, ist plötzlich ganz groß mit dabei. Am Montag verlieh die Karnevalsgesellschaft „Die Fidelen Bierkutscher“ ihm und Helmut Etzkorn, früher Redakteur der „Westfälischen Nachrichten“, ihre „Goldene Peitsche“. Die Zeitung berichtete noch am selben Abend online und am Dienstag mit einem großen Bild auf Seite drei. Am Mittwoch folgte ein langer Bericht über den Abend, wieder mit einem großen Bild, auf dem Etzkorn und Lunemann zu sehen waren. Am Donnerstag folgte noch ein Text über dieselbe Veranstaltung, diesmal eine Glosse über die Glatzen von Lewe und Lunemann, wieder mit großem Foto. Das war uns nur aufgefallen – für den Fall, dass Sie sich gefragt haben, wann in Münster der Kommunalwahlkampf beginnt. (rhe)
+++ Münsters oberster Wirtschaftsförderer Enno Fuchs wird im März 2026 nach fünf Jahren weiterziehen. Aus familiären Gründen müsse er künftig andere Prioritäten setzen, sagt Fuchs laut einer Pressemitteilung der Stadt. CDU-Fraktionschef Stefan Weber verbindet sein Dankeschön an Fuchs mit einem Seitenhieb in Richtung Ratsbündnis. Dass es in Münster zu wenige Gewerbefläche gebe, sei ein Versäumnis der von der Grünen angeführten Rathausmehrheit, so Weber. Die Grünen antworten ihrerseits mit einer Pressemitteilung. Man habe einen CDU-Antrag für ein Gewerbegebiet nahe Wolbeck „gut begründet“ abgelehnt, aber nicht einen einzigen Vorschlag der Stadtverwaltung, sagt Anne Herbermann, wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion laut einer Pressemitteilung. Das sei auch nicht nötig gewesen, „weil die Planungsverwaltung auf diesem Gebiet weitgehend untätig ist“, sagt Herbermann. Die Stadtverwaltung hatte seit der letzten Kommunalwahl ein neues Gewerbegebiet am Schifffahrter Damm vorgeschlagen. (rhe)
+++ Haben Sie schon einmal von PFAS gehört? Das sind Chemikalien, die wasser- und schmutzabweisend wirken. Sie stecken zum Beispiel in Outdoor-Jacken, Teflon-Pfannen oder Kosmetika. Doch die praktischen Stoffe haben eine dunkle Seite: Sie bleiben ewig in der Umwelt, verschmutzen das Grundwasser und gelangen so auch in unser Essen und Trinken. Manche PFAS gelten als krebserregend, andere können das Immunsystem schädigen. Eine internationale Recherche mehrerer Medien, an der unter anderem auch der WDR beteiligt war, zeigt: In NRW gibt es mindestens 155 belastete Fundstellen – 24 davon liegen allein in Düsseldorf. In Münster wurden die Chemikalien an 5 Stellen in Gewässern nachgewiesen: in Dortmund-Ems-Kanal, Werse, Ems, Getterbach und Emmerbach. Die Messwerte geben allerdings keinen Grund zur Sorge. Keine einzige Messstelle in Münster überschreitet den ab 2026 für Trinkwasser geltenden EU-Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. (ani)
+++ Deutschlandweit fehlen Zehntausende Lehrkräfte: Je nach Berechnung werden in den nächsten zehn Jahren 68.000 bis 81.000 Lehrer:innen gebraucht. In Nordrhein-Westfalen ist derzeit über ein Viertel der Stellen an den Schulen unbesetzt, wie „Zeit online“ in einer Datenrecherche ausgewertet hat. Mitten im Lehrermangel meldeten der WDR und die Nachrichtenagentur dpa dann auch noch, dass immer mehr Lehrkräfte den Schuldienst quittieren: Vergangenes Jahr haben demnach über 680 Lehrer:innen in NRW ihren Job aufgegeben. Allein in Münster haben 23 Lehrer:innen gekündigt, teilt uns die Bezirksregierung auf Anfrage mit. Acht davon waren verbeamtet, die übrigen 15 tarifbeschäftigt. Unterschiede bei den Schulformen lassen sich bei den Kündigungen nicht erkennen. Nur: Es sind eher jüngere Beamt:innen, die den Lehrberuf an den Nagel hängen. Die tarifbeschäftigten Lehrer:innen, die 2024 gekündigt haben, waren in der überwiegenden Mehrheit über 61 Jahre alt. (sfo)

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Grün wie die Niederlande
Pflastersteine weichen Begrünung. Was in den Niederlanden längst Alltag ist, könnte auch bald nach Münster kommen.
Mit einer Schaufel hievt eine Frau einen Pflasterstein vom Boden. Braune Erde kommt zum Vorschein. Der Pflasterstein kommt schnell weg, denn die Stelle, an der der Stein lag, soll bepflanzt werden. Was genau ist egal, Hauptsache: Aus grau wird grün. Die Frau kippt Blumenerde auf die Stelle. Wenige Zentimeter tief wird eine kleine Pflanze in den Boden gegraben. Sie wird die anliegende Hauswand schmücken.
Eine Situation aus den Niederlanden, die so oder ähnlich in zahlreichen Videos zu sehen ist und in unserem Nachbarland völlig normal scheint. Auch in Münster könnte es schon bald zum Alltag im Frühling und Sommer werden – so hätte es zumindest der Verein „Grün statt Grau“ mit Sitz im Hansaviertel gerne. „Grün statt Grau“ setzt sich für mehr Flächenentsiegelung und Begrünung in Münster ein.
Das sei wichtig, damit sich keine Wärmeinseln in der Stadt bilden. Dort, wo Wasser nicht im Boden versickern kann, werde es deutlich schneller warm. Alle, die im Sommer schon einmal barfuß auf Asphalt gelaufen sind, wissen, wie sich das anfühlt. Wenn das Wasser nicht im Boden versickern kann, gelangt es auch nicht ins Grundwasser. Der Grundwasserspiegel sinkt und das Hochwasserrisiko steigt – was in Kombination mit den sich immer mehr häufenden Extremwetterereignissen besonders problematisch werden kann.
Wenn man über die Promenade radelt oder am Aasee spazieren geht, könnte man schnell zu dem Schluss kommen, dass Münster eine ziemlich grüne Stadt ist. Tatsächlich ist aber knapp die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsflächen in der Stadt versiegelt. Damit reiht Münster sich in den Bundesdurchschnitt ein.
„Wir glauben, es gibt ganz viel zu tun. Da ist noch viel Potenzial“, sagt Christine Langkamp. Sie ist eine der drei Vorsitzenden von „Grün statt Grau“. Münster habe bisher kein flächendeckendes Konzept für Entsiegelung, obwohl der Klimawandel und die Zunahme von Extremwetterereignissen dringend Maßnahmen erforderlich machen. Die Stadt achte zwar bei Neubauflächen auf ausreichende Entsiegelung, das reiche aus Sicht des Vereins allerdings nicht.
Besonders herausfordernd sei der hohe Anteil an versiegelten Privatflächen: „Fast zwei Drittel der versiegelten Fläche gehören privaten Eigentümmer:innen“, sagt Langkamp. Dagegen könne die Stadt auch nichts tun.
Umso wichtiger sei es, Menschen mit niederschwelligen Angeboten für Flächenentsiegelung zu begeistern – bestenfalls kreativ. Damit hat „Grün statt Grau“ zum Beispiel beim Parking Day angefangen. Kleine Abschnitte auf der Wolbecker Straße wurden temporär in grüne Oasen umgewandelt.
In einer Idealvorstellung helfe die Entsiegelung von Flächen auch, Nachbarschaften zu stärken. „Wenn öffentliche Flächen gemeinsam umgestaltet werden, entstehen Begegnungsorte, die für das ganze Viertel von Vorteil sind“, erklärt Langkamp. Aktionen wie diese sollen Münster langfristig lebenswerter machen.
Eine erste konkrete Flächenentsiegelung, die als Pilotprojekt dienen soll, ist für das Frühjahr geplant. „Wir möchten zeigen, wie es funktioniert, und dass es gar nicht so kompliziert ist, wie viele denken“, so die Vorsitzende. Ab März soll es losgehen. Münster ist dabei eine der Städte, die am bundesweiten Wettbewerb teilnehmen.
Wer wird am schnellsten grün?
In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung (HfGG) in Koblenz bringt „Grün statt Grau“ den Wettbewerb „Abpflastern“ nach Münster. Warum es den Wettbewerb braucht? „Weil es Spaß macht, motiviert und auch Menschen erreicht, die sonst weniger mit Klimathemen zu tun haben“, erklärt ein Student aus dem Vorbereitungsteam der Hochschule. Schon jetzt hätten mehr als 40 Städte Interesse an dem Wettbewerb angemeldet.
Inspiration bot der niederländische Wettbewerb „Tegelwippen“, der 2020 während der Corona-Pandemie gestartet wurde. Als Alternativprojekt zu ausfallenden Sportveranstaltungen wie Fußballspielen initiierte eine kleine Werbeagentur gemeinsam mit einem Ministerium die Idee eines sportlichen Wettbewerbs: Städte sollten gegeneinander antreten, um möglichst viele Pflastersteine zu entfernen und Flächen zu entsiegeln.
Anfangs traten nur Rotterdam und Amsterdam an, doch die Aktion gewann schnell an Popularität und entwickelte sich zu einer landesweiten Bewegung. Bis heute wurden durch „Tegelwippen“ über 14 Millionen Fliesen entfernt, und der Wettbewerb wird inzwischen von zahlreichen Kommunen getragen.
Daniela Gottschlich, Politikwissenschaftlerin an der HfGG, erklärte in ihrer Ringvorlesung zum „Abpflastern“, warum Entsiegelung eine Frage der Demokratie ist. „Asphalt und Beton sind Entscheidungen aus der Vergangenheit, die unsere heutigen Möglichkeiten beschränken. Entsiegelung schafft die Chance, diese Entscheidungen neu zu verhandeln“, so Gottschlich.
Lars Hochmann, Professor für Transformation an der HfGG, sieht in Entsiegelung ein „trojanisches Pferd“: „Der Wettbewerb schafft Raum für Diskussionen darüber, wie wir unsere Flächen zukünftig nutzen wollen. Indem wir den Fokus zunächst auf die sportliche Herausforderung legen, überwinden wir politische Blockaden und schaffen neue Gestaltungsräume.“
Wie das Entsiegeln in Münster aussehen soll
Der geplante Wettbewerb wird sich über sieben Monate erstrecken – von März bis Oktober. Teilnehmende, egal ob Privatpersonen oder Institutionen – können entsiegelte Flächen einreichen. Als Beweis muss ein Foto geschickt werden, so Langkamp von „Grün statt Grau“. Auch eine Zusammenarbeit mit den Abfallwirtschaftsbetrieben sei geplant, um den teuren Abtransport von Pflastersteinen zu erleichtern – eine entscheidende Hürde für viele, die entsiegeln möchten.
„Wir denken darüber nach, ob wir einen „Pflaster-Laster“ einsetzen können, der die Steine einsammelt, so wie es in den Niederlanden gemacht wird“, sagt die Sprecherin des Vereins. Eine solche Lösung würde vielen Interessierten den Einstieg erleichtern.
Doch wo sollte überhaupt entsiegelt werden? Besonders überhitzte Stadtteile oder Bereiche in der Nähe von Grundwasserleitern sind für Entsiegelungen geeignet. „Wir müssen aber auch darauf achten, dass wir nicht in Senken entsiegeln, wo das Wasser nicht versickern kann“, erklärt die Geologin Patricia Göbel, bei einer Informationsveranstaltung des Vereins.
Wenig hilfreich sei Entsiegeln allerdings an folgenden Stellen: Dort, wo der Boden vorbelastet oder künstlich aufgefüllt ist. Orte, die unter Denkmalschutz stehen, ein großes Gefälle aufweisen oder im Wasserschutzgebiet liegen. Außerdem sollte immer eine Bufferzone zu umliegenden Gebäuden einberechnet werden, so Göbel.
Auf jener Veranstaltung im November, wo der Verein über Flächenentsiegelung informierte, wurde dem Publikum die Frage gestellt, welche Flächen in Münster sie gerne entsiegelt sehen wollen. Die Antworten: Die betonierte Fläche vor der Halle Münsterland oder am Aasee, gleich bei den Segelbooten. Aber auch der Ludgerikreisel wurde genannt.
Der rechtliche und politische Rahmen
Warum ist es bisher noch so grau? Die rechtlichen Grundlagen sind zumindest auch ein kleines bisschen mit in der Schuld. Laut Juliane Albrecht vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung müsse das Baugesetzbuch präzisiert werden, um Entsiegelungsprojekte besser umzusetzen. Das Problem: Aktuell müssen Gemeinden die Kosten solcher Projekte tragen, was die Umsetzung oft verhindert. „Es gibt viele rechtliche Stellschrauben, die nachjustiert werden müssten, damit Entsiegelung in der Praxis einfacher wird“, erklärte Albrecht in ihrer Vorlesung an der HfGG.
Bis dahin kann wenigstens ein bisschen geträumt werden. Wie sieht Münster im Idealfall in einigen Jahrzehnten aus? „Überall summt und brummt es“, schießt es aus Christine Langkamp heraus. „Und alles ist gut zu Fuß zu erreichen – trotz Hitze“, ergänzt Luisa Matz, ihre Vorstandskollegin. Die beiden schwärmen von der Vision einer komplett grünen Innenstadt. Eine blühende, gesunde Stadt mit schattigen Straßen, kühler Luft und lebhaften öffentlichen Plätzen. Die wenigen Parkplätze, die es noch gibt, seien entsiegelt. Aber sowieso würden alle am liebsten zu Fuß oder mit Fahrrad unterwegs sein – das steigere auch die Laune. Und mache die Straßen für Kinder wieder sicherer.
Die Vision der entsiegelten Stadt ist mehr als ein ökologisches Projekt. Es ist ein gesellschaftliches Experiment, das Klimaanpassung, soziale Teilhabe und städtische Lebensqualität miteinander verbindet.
P.S.: Wer schon einmal für’s „Abpflastern” üben möchte, kann sich bei den erfahrenen Niederländer:innen hier ein paar Tipps abschauen.
+++ Das Land Nordrhein-Westfalen hat drei lokale Projekte in Münster mit sogenannten Umweltschecks in Höhe von 2.000 Euro gefördert:
- Teilnehmende der Freiwilligendienste wollen durch Streuobstwiesen Lern- und Lebensraum für Biodiversität schaffen.
- Knoblauchkröten-Schutz: Der NABU Münsterland will die bedrohte Art mit Unterwassermikrofonen erfassen.
- Eine private Initiative will das Geld in Kaltplasma-Pens zur Wundheilung von verletzten Igeln investieren.
Seit dem ersten Aufruf zur Bewerbung für einen Umweltscheck (RUMS-Brief) hat das Umweltministerium 144 Anträge bewilligt. Die nächste Förderrunde startet Anfang Februar. Vereine, Organisationen und Privatpersonen können sich bewerben. Infos dazu finden Sie hier. (ani)
+++ Der neue europäische Emissionshandel wird Öl, Gas und Benzin ab dem nächsten Jahr verteuern. Der Handel soll die Emissionen senken und den Klimaschutz voranbringen. Bei den Münsteraner Klimagesprächen am Donnerstag (23. Januar) geht es um die sozialen Folgen. Der Stadtökologe Tillmann Buttschardt wird den Abend moderieren, der Klimaaktivist und RUMS-Kolumnist Mathis Bönte sowie der Energieberater Thomas Weber werden über die Auswirkungen aufs Heizen, den Verkehr und den Konsum sowie über Lösungsvorschläge wie das „Klimageld“ referieren und später diskutieren. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im VHS-Forum am Aegidiimarkt. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos hier. (rhe)

Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Im RUMS-Brief am Dienstag hatten wir in der Auswertung unserer Umfrage geschrieben, am zweithäufigsten habe sich die Altersgruppe der 46- bis 55-Jährigen beteiligt. Tatsächlich nahm die Altersgruppe der 36- bis 45-Jährigen am zweithäufigsten an unserer Umfrage teil. Wir haben das korrigiert – und wir haben nachträglich drei Grafiken eingefügt. (rhe)
+++ Im Klima-Update am Dienstag haben wir über den Solarausbau in Münster berichtet. Dabei fehlte der Hinweis, dass die genannten Zahlen nur einen Teil des gesamten Solarausbaus in Münster abdecken. Die Zahlen aus der städtischen Vorlage beziehen sich lediglich auf Gebiete mit einer städtebaulichen Erhaltungssatzung. Dort müssen Solaranlagen genehmigt werden. Im übrigen Stadtgebiet nicht. Wie viele Photovoltaik-Anlagen in Münster insgesamt am Netz sind, kann der Netzbetreiber Stadtnetze sagen. Von dort heißt es, eine aktuelle Auswertung liege zwar nicht vor. Aber im Oktober vergangenen Jahres habe man in Münster Sonnenkraftwerk Nummer 10.000 gezählt, wie das Unternehmen vor zweieinhalb Monaten in einer Pressemitteilung meldete. (rhe)
+++ Die Bahn hat bis zum 7. Februar die Direktverbindung zwischen Münster und Berlin gestrichen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Philipp Schäfer wird Geschäftsführer des Software-Unternehmens Eucon Digital und damit Nachfolger von Wolff Graulich, der das Unternehmen im aller, aller, aller „besten Einvernehmen“ verlässt. (Eucon Pressemitteilung)
+++ Die Arkaden in der Innenstadt haben im vergangenen Jahr so viel Umsatz gemacht wie noch nie. (Westfälische Nachrichten)
+++ Am nächsten Freitag (24. Januar) wird sich klären, ob unter dem Schlossplatz zwei Blindgänger liegen. (Stadt Münster)
+++ Münsters Fundbüro hat jetzt eine Online-Fotodatenbank, die dabei helfen soll, noch mehr Gegenstände zurück an die Menschen zu vermitteln, die sie verloren haben. (Westfälische Nachrichten)
+++ Ab übernächsten Montag (27. Januar) saniert die Stadt sechs Wochen lang den Geh- und Radweg zwischen Hüfferstraße und Robert-Koch-Straße. (Stadt Münster)
+++ Angesichts der weiter sinkenden Wirtschaftsleistung fordert die Industrie- und Handelskammer einen schnellen energie- und wirtschaftspolitischen Kurswechsel. (Industrie- und Handelskammer)
+++ Nachdem die LVM das Baugrundstück am Stadthafen zurückgegeben hat, hat die SPD die Stadtverwaltung aufgefordert, mal in die Puschen zu kommen, um am Hafen schnell Wohnungen bauen zu können. (SPD Münster)
+++ Ein Video, das zeigen soll, wie ein Asylbewerber einen Pflegeheimbewohner in Münster misshandelt und das im Netz kursiert, stammt in Wirklichkeit aus dem US-amerikanischen Detroit. (Correctiv)
+++ Das Bistum Münster, die Caritas und der Bund der Katholischen Jugend haben eine Kampagne gestartet, um den Schutz demokratischer Werte zu stärken. (Bistum Münster)
Wer sich mittags nach einem einfachen, warmen Gericht sehnt, dafür aber nicht selbst kochen kann oder möchte, der könnte es einmal mit einer der zahlreichen Mensen des Studierendenwerks versuchen. Besonders schön ist die Mensa am Aasee. Studierende, Uni-Mitarbeiter:innen, aber auch Menschen, die gar nichts mit der Uni zu tun haben, können sich hier montags bis freitags zwischen 11:45 Uhr und 14 Uhr zu günstigen Preisen ihr Mittagessen zusammenstellen. Dabei können Sie aus verschiedenen Menüs wählen, die in der Regel zwei bis drei Beilagen und Nachtisch (Geheimtipp: Milchreis!) beinhalten. Oder Sie stellen sich am Salatbuffet einen Teller zusammen, dessen Gewicht an der Kasse über den zu zahlenden Preis entscheidet. Bei schönem Wetter bietet die Dachterrasse des „Hier und Jetzt“ nebenan die Möglichkeit, im Freien zu essen und dabei aufs Wasser zu schauen. Oder Sie nehmen sich das Essen mit und essen direkt am Aasee. Was auf der Karte steht, können Sie hier online nachschauen. (aze)
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Annalena Zernott in den Kalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Was hat die Ermordung von Menschen mit Behinderungen während des Nationalsozialismus mit uns zu tun? – Dieser Frage sind Studierende der Katholischen Hochschule vor, während und nach einer gemeinsamen Exkursion zur Gedenkstätte Grafeneck nachgegangen. Im Jahr 1940 fielen hier mehr als 10.000 Menschen den „Euthanasie“-Verbrechen der Nazis zum Opfer, wurden also systematisch ermordet, weil sie mit einer Behinderung oder einer psychischen Erkrankung lebten. Heute Abend um 19 Uhr eröffnet in der B-Side eine Foto- und Bilder-Ausstellung, die sich mit der Frage am Anfang befasst. Infos dazu hier. Die Ausstellung läuft bis zum 30. Januar.
+++ Am Wochenende wird in der Mensa am Ring gewirbelt, und zwar mit Kleidern. Beim Modeflohmarkt „Kleiderwirbel“ gibt’s am Sonntag von 12 bis 17 Uhr gebrauchte Klamotten für wenig Geld. Eintritt: 4 Euro. Weitere Infos hier.
+++ Und noch eine Ausstellung: am Sonntag in der Heilig-Kreuz-Kirche im Kreuzviertel. Benedikt Steinpass hat sich die Türen an Häusern im Kreuzviertel genauer angeschaut und mit seinem Bleistift zeichnerisch festgehalten (Einzelheiten hier). Zur Eröffnung am Sonntagabend um 18 Uhr findet eine Vesper in der Heilig-Kreuz-Kirche statt. Musik: Jutta Bitsch an der Orgel, Maik Schmiedeler singt. Ab Sonntag öffnet die Ausstellung bis zum 2. März täglich von 9 bis 18 Uhr (wenn gerade keine Gottesdienste stattfinden).
+++ Seit dieser Woche gibt es die neue Veranstaltungsübersicht für die erste Hälfte des Jahres der Villa ten Hompel. Am Mittwoch ist zum Beispiel Volker Kutscher zu Gast, Autor der Krimireihe mit Gereon Rath. Er wird aus seinem neuesten Buch lesen. Kutschers Romane sind die Vorlage für die Serie „Babylon Berlin”. Das übrige Programm der Villa finden Sie hier.
Am Dienstag schreibt Ihnen wieder Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüße
Anna Niere
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Annalena Zernott (aze) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Susanne Bauer
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PS
Haben Sie schon von dem Schnee-Penis aus Menden gehört? Ein paar Spaßvögel haben am vergangenen Wochenende die 3-Meter-hohe „Skulptur“ in einen Kreisverkehr gebaut. Die Fernsehmoderatoren des WDR-Magazins „Aktuelle Stunde“ zögerten zwar zuerst, ob sie über die Kuriosität berichten sollen – taten es aber (ab Minute 40). Dabei blieben sie auch recht souverän. Der Meteorologe, der anschließend das Wetter vorstellen sollte, wurde anscheinend nicht vorgewarnt über die charmante Überleitung. Er kicherte und kommentierte: „Der ist aber groß.“ Auf die Erinnerung der Moderatorin, dass er über das Wetter reden sollte, bezog sich der Meteorologe erstmal wieder auf den Schnee-Penis: „Der kann auch noch ein paar Tage stehen.“ Wäre da nicht der Bürgermeister von Menden. Er ließ das Kunstwerk abbauen. Mit diesem niveauvollen Humor verabschiede ich mich ins Wochenende. (ani)
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