Streit um die demokratische Mitte | Interview: Was gegen Extremismus an Schulen hilft  | Unbezahlte Werbung: Die Floristen

Portrait Redakteurin Anna Niere
Mit Anna Niere

Guten Tag,

das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ hat die Münsteraner Erklärung zur Bundestagswahl veröffentlicht, doch unter den Unterzeichnern fehlt die SPD. Dafür hagelt es seit einigen Tagen Kritik. Eine Erklärung der Partei ließ zunächst auf sich warten. Gestern hat der Vorsitzende der SPD Münster aber mit den Westfälischen Nachrichten über die Erklärung gesprochen und erklärt, warum sich seine Partei gegen eine Unterschrift entschieden hat.

Kurze Rolle rückwärts. Worum geht es? In der Münsteraner Erklärung plädieren die Unterzeichnenden für einen respektvollen und demokratischen Wahlkampf. Gleichzeitig lehnen sie jegliche Zusammenarbeit mit der AfD ab. Als Begründung nennen sie die spaltende und extrem rechte Politik der Partei.

Auf seiner Website nennt das „Keinen Meter“-Bündnis neun Erstunterzeichner, darunter Volt, die Linke und die Grünen. Die SPD steht nicht dabei, wohl aber ihre Jugendorganisation, die Jusos. Aber warum nicht? In den Westfälischen Nachrichten begründete Fabian Schulz aus dem SPD-Vorstand die Entscheidung damit, die Erklärung sei zu kurzfristig vorgelegt worden. Zudem habe man inhaltliche Bedenken gehabt.

In einer Pressemitteilung der Linken klingt das anders: Die Münsteraner Erklärung sei bereits im vergangenen Jahr mehrfach in Sitzungen des Bündnisses besprochen worden – in Anwesenheit von Vertreter:innen der SPD. Sie dürften also informiert gewesen sein. Bei der inhaltlichen Erarbeitung der Erklärung hätte die SPD dann jedoch gefehlt.

Entgegen den Aussagen von Fabian Schulz habe die SPD kurz vor Weihnachten sogar schriftlich bestätigt, keine Änderungswünsche zu haben und der Erklärung beizutreten, heißt es bei den Linken. Die plötzliche Kehrtwende sei daher für die Bündnismitglieder nicht nachvollziehbar.

Zustimmung bekommt die SPD derweil von der FDP. Die Liberalen kritisieren in einer Pressemitteilung, die Münsteraner Erklärung verhindere notwendige politische Debatten. Wer die AfD ignoriere, mache sie am Ende nur stärker. Das schwäche laut der FDP die demokratische Mitte.

Gutes Stichwort. SPD-Chef Fabian Schulz spricht sich in den WN für einen breiteren politischen Konsens aus, auch mit CDU und FDP. Beide Parteien sind allerdings vom „Keinen Meter den Nazis“-Bündnis angefragt worden, die Münsteraner Erklärung zu unterschreiben, haben sich aber dagegen entschieden. Das scheint allerdings für weniger Empörung zu sorgen. Wobei: Die Unterschriften wären ja ein breiter politischer Konsens gewesen.

Wenn die SPD unterschrieben hätte, dürfte sie auch nicht mehr auf einem Podium mit der AfD sitzen, so legt zumindest Fabian Schulz die Münsteraner Erklärung aus. Ein generelles Podiumsverbot für die AfD, etwa bei Schulveranstaltungen, hält der SPD-Chef aber nicht für zielführend.

Aber offensichtlich haben sich viele Menschen in Münster ein klareres Statement, durch die Unterzeichnung der Münsteraner Erklärung, von der SPD gewünscht. Ob die SPD ihrer Einladung, die Erklärung doch noch zu unterzeichnen, nachkommen wird, bleibt abzuwarten. (ani)

Kurz und Klein

+++ Gerade hängt eine dicke Feinstaubwolke über Deutschland. Auch die Messstationen an der Weseler Straße und im Geistviertel stehen auf Dunkelrot – heißt: Die Luft ist gerade richtig schlecht in Münster. Die Ursache ist das Wetter der vergangenen Wochen. Das war geprägt von einer blockierenden Hochdrucklage mit viel zu wenig Regen und Wind. Deshalb wehen die Schadstoffe gerade nicht weg, sondern bleiben dort, wo sie entstehen. Das Umweltbundesamt empfiehlt wegen der miesen Luftqualität Menschen mit Vorerkrankungen, lieber zu Hause zu bleiben und zum Beispiel aufs Joggen zu verzichten. Zur Verbesserung helfen vor allem zwei Dinge: eine Verkehrswende (weg vom Verbrenner-Auto und hin zu emissionsarmen Transportmitteln) und mehr Grün in der Stadt. Diese Ziele verfolgt die Politik bislang allerdings mit eher geringen Ambitionen. Vergangenes Jahr wurde die Bundesregierung erst dazu verklagt, ihr nationales Luftreinhalteprogramm nachzuschärfen. Auch in Münster gilt seit über 10 Jahren ein kommunaler Plan, der die Luftqualität verbessern soll (etwa mit moderneren und mehr Elektro-Bussen, einer verschärften Umweltzone und einem ausgebauten Fernwärmenetz). Die Stadt Mainz ist 2023 übrigens einen radikalen Schritt gegangen und hat in der kompletten Innenstadt Tempo 30 für Autofahrende eingeführt, um den Stickstoffgehalt in der Luft zu senken. (sfo)

+++ Die ersten Kita-Plätze für das kommende Kindergartenjahr sind vergeben. Rund 750 Kinder gehen allerdings leer aus. Wie die Stadt mitteilt, konnten 3.071 Plätze zugesagt werden, beworben hatten sich 3.819. Das seien zwar insgesamt weniger Bewerbungen als im Vorjahr, aber eben immer noch mehr als Platz vorhanden war. Eltern haben jetzt bis zum 21. Februar Zeit, den Kita-Platz zu- oder abzusagen. Am 10. März startet dann das Nachrückverfahren. Das große Problem: der Fachkräftemangel (RUMS-Brief). Den nennt die Stadt als Grund, nicht allen Bewerber:innen einen Kita-Platz anbieten zu können. (ani)

+++ Auch die Vergabe der Gesamtschulplätze für das Schuljahr 2025/26 fällt ähnlich frustrierend aus: 288 Schüler:innen wurden aus Kapazitätsgründen abgelehnt. Die Stadt plane den Ausbau des Angebots, einschließlich einer vierten Gesamtschule im Südosten Münsters, deren Genehmigung derzeit vorbereitet werde. (ani)

+++ Noch weniger als 10 Tage bis zur Bundestagswahl. Eine spannende Frage ist, wer das Direktmandat in Münster holt. Doch im Moment zeichnen die Umfragen kein einheitliches Bild. In der „Insa Wahlkreiskarte“ führt zurzeit CDU-Kandidat Stefan Nacke, allerdings ist das statistische Fundament dieser Umfrage eher fragwürdig. 2021, bei der letzten Wahl, war die Prognose von Wahlforscher und Daten-Nerd Matthias Moehl aus Hamburg genauer. Auch er sagt Nacke zurzeit den Sieg im Wahlkreis Münster voraus, wenn auch mit geringem Vorsprung vor der Grünen-Fraktionschefin im Rat Sylvia Rietenberg. Ihr sagt die Umfrage von „Zweitstimme.org“, die von Wissenschaftler:innen verschiedener Unis erstellt wird, derzeit das beste Ergebnis voraus. Sollte Rietenberg gewinnen, würde das Direktmandat zum zweiten Mal in Folge an die Grünen gehen. Chancenlos scheint dagegen SPD-Bundesministerin Svenja Schulze zu sein, einhergehend mit dem Abwärtstrend der Umfragewerte für ihre Partei. Wenn Sie noch eine Entscheidungshilfe für die Erststimme brauchen, schauen Sie gerne in unserem Kandidat:innen-Check vorbei. (sfo)

+++ Apropos Umfragen: In den Westfälischen Nachrichten sind diese Woche die Ergebnisse des aktuellen Münster-Barometers zur Bundestagswahl erschienen, das zusammen mit der Uni Münster entwickelt wird. Einigermaßen widersprüchlich sagen die meisten Befragten (42.5 Prozent), Robert Habeck von den Grünen sei der geeignetste Kandidat fürs Kanzleramt, gleichzeitig schreibt die Umfrage der CDU die meiste Kompetenz zu. Nach einzelnen Politikfeldern gefragt, punkten die Parteien meist bei ihren Kernthemen: Die SPD gilt als die Partei für soziale Gerechtigkeit und angemessene Löhne, die Grünen für Klima- und Umweltschutz, die CDU für gute Wirtschaftspolitik. Die FDP kommt insgesamt auf ein desolates Umfrage-Ergebnis. Den Liberalen traut nur eine Minderheit zu, die Wirtschaft und die Altersvorsorge zu verbessern, in allen anderen Punkten wird den Liberalen keine Kompetenz zugetraut. Ein weiterer Verlierer im Münster-Barometer ist Olaf Scholz. Der Amtsinhaber findet in der Kanzlerfrage nur minimalen Zuspruch mit 13,4 Prozent. (sfo)

Zahlen, bitte.
Infografik zu Mieten und Kaufpreise bei Immobilien

Am Immobilienmarkt hat sich in Münster in den vergangenen drei Jahren eine gegenläufige Entwicklung bemerkbar gemacht: Während die Mieten um 10 Prozent gestiegen sind, sind die Kaufpreise um 5,4 Prozent gesunken. Eine Ausnahme ist Münster damit nicht. Schaut man sich den Wohnindex des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft einmal genauer an, erkennt man: So lief es zwischen 2022 und 2024 in fast allen deutschen Städten.

(Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft)

Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!

Tino Orlishausen arbeitet an der schulpsychologischen Beratungsstelle in Münster

Interview mit Tino Orlishausen

Extremistische Inhalte im Klassenzimmer: Was hilft?

Tino Orlishausen ist Systemberater für Extremismusprävention und Demokratieförderung an der schulpsychologischen Beratungsstelle in Münster. Er unterstützt Lehrkräfte und Mitarbeitende an Schulen, wenn es um Themen wie Extremismus oder Radikalisierung geht. Orlishausen hat selbst viele Jahre als Lehrer gearbeitet. Als „SystExer“ kennt er die knapp 100 Schulen in Münster.

Herr Orlishausen, warum braucht es Ihre Stelle?

Tino Orlishausen: Mit den Systemberaterstellen für Extremismusprävention und Demokratieförderung hat Nordrhein-Westfalen 2019 ein Modell geschaffen, das in der Form deutschlandweit einzigartig ist. Wir „SystExer“ sind Bindeglieder zwischen Schulen, Polizei, Beratungsstellen und anderen Akteur:innen. Dadurch können wir schneller und effektiver reagieren, weil wir die Abläufe innerhalb der Schulen gut kennen, aber trotzdem unabhängig sind. Das Besondere ist auch, dass unsere Beratung vertraulich ist. Ich bin niemandem berichtspflichtig, nicht einmal der Schulleitung. Das schafft Vertrauen, gerade weil es oft um sehr sensible Themen geht.

Warum ist es so wichtig, nicht nur die Lehrenden in den Themen zu schulen, sondern auch Hausmeister:innen oder Sekretär:innen?

Tino Orlishausen: In meinen Workshops geht es oft um Interventionen, beispielsweise bei Diskriminierung. Dabei spielen alle, die in der Schule arbeiten, eine wichtige Rolle. Hausmeister:innen sehen zum Beispiel, was auf dem Schulhof oder in den Toiletten passiert. Wenn sie Probleme wahrnehmen, ist es wichtig, dass sie mit dem pädagogischen Personal zusammenarbeiten. Ziel ist es, ein gemeinsames Verständnis und abgestimmte Maßnahmen zu entwickeln, damit nicht jede:r nur für sich arbeitet.

Sie sagten, dass sich die Anforderungen an Lehrende in den vergangenen Jahren stark verändert haben. Wie gut sind Lehrkräfte auf extremistische Themen vorbereitet?

Tino Orlishausen: Vor 10 Jahren hätte ich gesagt: kaum oder gar nicht. Das Bewusstsein war noch nicht in dem Sinne da, wie wir es jetzt haben. Die Probleme waren weniger stark sichtbar und wurden deshalb nicht ausreichend wahrgenommen. Inzwischen hat sich aber viel getan. Es gibt ein regelmäßiges Workshopangebot für angehende Lehrkräfte. Dennoch bleibt es eine Herausforderung, Themen wie Extremismus oder Radikalisierung im Unterricht zu behandeln, vor allem, weil sie oft sehr emotional aufgeladen sind. Hinzu kommt auch, dass Extremisten in den Sozialen Medien mittlerweile gezielt Jugendliche ansprechen. Da müsste die Mediendidaktik noch mehr drauf eingehen. Die Ausbildung macht Fortschritte, aber es wird sicher noch 10 bis 15 Jahre dauern, bis diese Themen flächendeckend integriert sind.

Zu welchen Themen stellen Lehrkräfte in Münster die meisten Fragen?

Tino Orlishausen: Das Spektrum ist breit. Linksextremismus wird an den Schulen in Münster kaum als Problem wahrgenommen. Islamismus, Salafismus und Rechtsextremismus kommen am häufigsten vor. Das hat sicherlich auch sehr stark mit dem Israel-Palästina-Konflikt und dem Ukraine-Krieg zu tun. Manche haben auch familiäre Verbindungen, andere sind selbst geflüchtet oder haben persönliche Erfahrungen mit Gewalt und Flucht erlebt. Oft geht es um konkrete Fragen: Wie gestaltet man einen diskriminierungsfreien Unterricht? Wie geht man mit Vollverschleierung oder Gebetsräumen in der Schule um? Es geht darum, die richtige Balance zwischen individuellen Freiheiten und dem Vermeiden von Konflikten zu wahren.

Lehrkräfte fragen oft: Wie schaffe ich einen sicheren Raum, in dem alle ihre Meinung äußern können, ohne andere zu verletzen? Deswegen ist ein Schwerpunkt die Förderung eines diskriminierungsfreien Schulklimas, etwa durch Programme wie „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, die schon weit verbreitet sind.

Was tun Sie, wenn die Lehrkräfte selbst Teil des Problems sind?

Tino Orlishausen: In solchen Fällen berate ich das betroffene Personal, wie es mit seiner Wahrnehmung umgehen kann. Gibt es konkrete Verdachtsmomente gegen Kolleg:innen, erkläre ich die internen Meldewege und unterstütze dabei, diese korrekt zu nutzen. Es ist wichtig, dass solche Fälle rechtssicher und professionell behandelt werden, ohne persönliche Konflikte zu schüren.

Und wenn Lehrkräfte merken, dass Probleme aus dem Elternhaus kommen?

Tino Orlishausen: Lehrkräfte sind primär für das verantwortlich, was in der Schule passiert. Wenn sie aber den Eindruck haben, dass ein Kind zu Hause gefährdet ist, können sie über die Schulsozialarbeit oder das Jugendamt Unterstützung holen. Wichtig ist, die pädagogische Beziehung zum Kind zu erhalten, denn Radikalisierungsprozesse zielen oft darauf ab, junge Menschen aus ihrem sozialen Umfeld herauszulösen. Unsere Aufgabe ist es, diese Bindungen zu stärken.

Was raten Sie Lehrkräften, die mit extremistischen Äußerungen in ihrer Klasse konfrontiert werden?

Tino Orlishausen: Es gibt keine pauschale Antwort. Jede Situation ist anders. Oft beginnt es mit einer Beobachtungsphase: Was ist genau passiert? Handelt es sich um strafrechtlich relevante Inhalte? Dann entwickeln wir gemeinsam mit der Schule Maßnahmen, die im konkreten Fall sinnvoll sind. Ziel ist es immer, die pädagogische Beziehung aufrechtzuerhalten und gleichzeitig klare Grenzen zu setzen. In besonders schwierigen Fällen ziehen wir auch Sicherheitsbehörden hinzu.

Sie haben ja auch eine Art Notfall-Sprechstunde, wo sich Lehrkräfte mit konkreten Fragen melden können und direkte Hilfe bekommen. Die ist immer mittwochs und freitags vormittags für je eine Stunde. Welche Fragen werden dort am meisten gestellt?

Tino Orlishausen: Das ist alles, was von dem pädagogischen Fachpersonal in dem Moment als persönliche oder systemische Krise empfunden wird. Als Beispiel: wenn ein Kind aufgrund seiner Hautfarbe auf dem Schulhof gejagt wird oder wenn es im Klassenraum zur Konfrontation kommt und die Lehrkraft das Gefühl hat, die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Eine andere Situation wäre, wenn der Lehrkraft vorgeworfen wird, selbst Rassist:in zu sein. Dann fragen sie sich natürlich: Wie gehe ich jetzt mit der Situation um? Da braucht es schnelle Unterstützung.

Wie geht es dann weiter, wenn eine Lehrkraft merkt, dass sich eine Person aus der Klasse radikalisiert?

Tino Orlishausen: Da gibt es ein paar Schutzfaktoren, die helfen. Wichtig sind unter anderem ein integriertes Umfeld und gute schulische Anbindung – ein soziales, sicheres Netz zu schaffen. Darüber hinaus unterstützen Netzwerkpartner:innen auch in Beratungsfragen.

Gibt es Unterschiede zwischen Münster und anderen Städten in Nordrhein-Westfalen?

Tino Orlishausen: Natürlich gibt es regionale Unterschiede, aber Probleme wie Radikalisierung oder Extremismus gibt es überall. Was die Schulen brauchen, unterscheidet sich jedoch – und das ist auch gut so. Meine Aufgabe ist es, Lösungen zu finden, die zum jeweiligen System passen.

Seit 2019 sind die sogenannten „SystEx“-Fachkräfte („Systemberatung Extremismus-Prävention“) in der Münsteraner Schulpsychologie angesiedelt. Die Bezirksregierung Münster plant, die Stellen ab Sommer zu verdoppeln. Grund sei die steigende Nachfrage nach Unterstützung durch die „SystEx“-Kräfte aufgrund der aktuellen politischen Konflikte.

Klima-Update

+++ Die Stadtwerke nehmen das Pannen-Pech-und-Pleiten-Windrad Loevelingloh endgültig aus dem Betrieb und bauen die Windkraftanlage ab. „Die Messergebnisse lassen keinen Zweifel daran, dass eine Reparatur der Anlage oder ein eingeschränkter Betrieb aufgrund der Mängel nicht möglich ist“, sagt der Stadtwerke-Abteilungsleiter für erneuerbare Energien Maximilian Wolf in der Abschiedspressemitteilung. Zuvor hatte der Hersteller, das US-Unternehmen General Electrics, immer wieder versucht, die Anlage zu reparieren. Da das aber nie so richtig funktioniert hat, wollen die Stadtwerke GE auf Schadenersatz verklagen. „Zur Not auch bis in die letzte Instanz“, so Sebastian Jurczyk laut Pressemeldung. Die CDU begrüßt die Entscheidung, das Windrad abzubauen. Damit übernähmen die Stadtwerke Verantwortung. Die Grünen sehen das ein bisschen anders und würden gerne ein neues, modernes (und vor allem funktionstüchtiges) Windrad auf dem Standort platzieren. Übrigens: Vergangenes Jahr verkündeten die Stadtwerke noch, das Gießener Unternehmen „iTerra Energy“ werde das Pannenrad Loevelingloh kaufen. Die Verträge hätten schon auf dem Tisch gelegen, es hätten nur noch die Unterschriften gefehlt, schreibt uns eine Stadtwerke-Sprecherin. Dann habe die Geschäftsführung von „iTerra Energy“ gewechselt und den Verkauf im letzten Moment gestoppt. „Aufgrund der nun erneut festgestellten, anhaltenden Mängel steht ein Verkauf der Anlage aber ohnehin nicht mehr im Raum“, schreibt die Sprecherin. Tja. (sfo)

+++ Um langfristig die Hälfte des Strombedarfs in Münster mit Solarenergie zu decken, möchte die Stadt auf den stadteigenen Gebäuden mehr Photovoltaikanlagen anbringen. Auf allen neuen Bauten ist die Montage verpflichtend, die alten sollen nachgerüstet werden (sofern die Dächer geeignet sind, versteht sich). Ein neuer Bericht aus dem Amt für Immobilienmanagement zieht jetzt Bilanz. Demnach erzeugen die 42 städtischen PV-Anlagen derzeit 1.300 Kilowattpeak Solarstrom, also ein Zehntel der angestrebten 13.000 Kilowattpeak (diese Einheit bezeichnet die Maximalleistung einer PV-Anlage pro Jahr). Eine neue Anlage zahlt sich laut Bericht nach 10 Jahren aus. Aber es gibt auch Probleme, genauer gesagt drei: Viele Dächer müssten für die PV-Anlagen erst saniert werden, die bereitgestellte Summe von einer Million Euro müsste verdoppelt werden und anders als in anderen Städten gibt es in Münster keine festen Teams für einen schnellen Ausbau. Würde die Stadt mehr Stellen schaffen, könnte der PV-Ausbau sogar kostenneutral vonstattengehen, heißt es im Bericht. (sfo)

Korrekturhinweis: In einer früheren Version hatten wir die Einheit „Kilowattpeak“ falsch erklärt.

+++ Das Bistum Münster hat ein Klimaschutzkonzept für den nordrhein-westfälischen Teil ausgearbeitet und diesen Monat verabschiedet. Für die Arbeit an dem rund 180-Seiten-Konvolut hat das Bistum extra eine Klimaschutzmanagerin eingestellt (RUMS-Brief). Ergebnis: In den kommenden Jahren sollen unter anderem großflächig Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Kirchengebäuden montiert werden, Bestandsgebäude sollen energetisch saniert werden und statt auf Dienstreise zu gehen, sollen die Bistumsmitarbeiter:innen häufiger zoomen. Die Klimaschutzgruppe „Christians for Future“ (ja, die gibt es auch!) ist allerdings unzufrieden mit dem Konzept. Der Klimaschutzplan sei insgesamt zu weich: Es fehlten verbindliche Zusagen in puncto Geld und Personal, blende wesentliche Punkte aus und sei im Vergleich zu den Klimaschutzstrategien anderer Bistümer und der Evangelischen Kirche wenig ambitioniert. Die komplette Stellungnahme verlinken wir Ihnen hier. (sfo)

Anonymer Briefkasten

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Korrekturen

+++ Am Dienstag sind wir mit den Museen in der Altstadt durcheinander gekommen. Wir schrieben im Drinnen und Draußen, das Ahlener Mammut stünde im Archäologischen Museum. Richtig ist, das Mammut wird nebenan ausgestellt, im Geomuseum. So oder so: Falls Sie mal gucken wollen, haben Sie heute Abend besonders viel Zeit, denn beide Museen machen mit beim „Langen Freitag“ (hier und hier nachzulesen). Das Thema im LWL-Museum für Kunst und Kultur und im Archäologischen Museum lautet diesmal, passend zum Valentinstag und zur bevorstehenden Bundestagswahl, „Verliebt in die Demokratie“. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Dieser Abschnitt der Piusallee wird ab Ende 2026 zur Fahrradstraße Plus umgebaut. (Stadt Münster)

+++ Die Grünen begrüßen die vorübergehende Übernahme der Eurobahn durch den Nahverkehr Westfalen-Lippe, um Ausfälle und Beeinträchtigungen im regionalen Bahnverkehr zu vermeiden. (Grüne Münster)

+++ In Mauritz starten parallel der Neubau und die Sanierung der Margaretenschule, die ab 2026/27 dreizügig sein soll. (Stadt Münster)

+++ Nachdem der ursprüngliche Träger abgesprungen ist, zieht eine Kita des DRK ab August in das Gebäude der neuen Kita am Gievenbecker Sonja-Kutner-Weg, allerdings mit einer Gruppe weniger. (Stadt Münster)

+++ Im Sommer möchten die Stadtwerke und Stadtnetze erste Ergebnisse für den kommunalen Wärmeplan in Münster vorstellen. (Stadt Münster)

+++ Die Stadtwerke sind zufrieden mit dem Rütteltest (aka 3D-Seismik), der zur Vorbereitung der Tiefengeothermie in Münster durchgeführt wurde. (Stadtwerke Münster)

+++ Die FDP und die Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU sind gegen eine Verpackungssteuer in Münster. (FDP Münster und MIT Münster)

+++ Die Sparkassen in Westfalen-Lippe sind vergangenes Jahr okay gewachsen und haben ein bisschen weniger Gewinn gemacht. (Antenne Münster)

+++ Der Digital-Hub Münsterland (eine Mischung aus Anlaufstelle für Start-ups und Ort zum gemeinsamen Arbeiten) bleibt bis mindestens 2028 am Hafen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Schlossgarten-Café musste schließen, weil das Gebäude einsturzgefährdet ist. (Westfälische Nachrichten)

+++ Der Historiker Thomas Großbölting, der lange Zeit an der Uni Münster geforscht hat und die Missbrauchsstudie über das Bistum Münster mitverfasst hat, ist bei dem ICE-Unglück in der Nähe von Hamburg ums Leben gekommen. (Uni Hamburg, Uni Münster, Bistum Münster)

+++ Mehrere Clubs aus Münster rufen dazu auf, eine demokratische Partei bei der Bundestagswahl zu wählen. (Sputnikhalle bei Instagram)

+++ Die Aktion „Münster strahlt gegen Rechts“ startet noch einmal kurz vor der Bundestagswahl. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Agentur GUCC sucht nach einem neuen Standort für ihr Plakat, das kurz vor der Bundestagswahl ein Zeichen für Demokratie und Respekt setzen wollte, aber wieder verschwinden musste. (GUCC bei LinkedIn)

Unbezahlte Werbung

Ohne einen frischen Strauß Blumen wäre der Valentinstag nur halb so schön. Aber auch vor und nach dem 14. Februar gibt es immer einen Anlass, den „Floristen“ an der Salzstraße einen Besuch abzustatten. Das Geschäft bietet neben Schnittblumen und anderen Pflanzen auch weitere schöne Deko-Artikel und Geschenkideen. Bei Instagram sehen Sie einiges von dem, was Sie montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr im Laden kaufen können. (aze)

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Neben Tipps für den Valentinstag hat Annalena Zernott heute auch noch ein paar andere schöne Empfehlungen für Sie herausgesucht:

+++ Im Schloßtheater und im Cineplex laufen heute vor allem, na klar, Liebesfilme. Den Anfang um 17 Uhr macht eine Verfilmung des Shakespeare-Klassikers „Romeo und Julia“, weiter geht’s zum Beispiel mit den Schnulzen „Mitten ins Herz“ und „Notting Hill“. Am späteren Abend wird es im Cineplex dann weniger romantisch: Dann läuft das Actionthriller-Paar „Planet Terror“ und „Death Proof“. Zum Abschluss des Tages gibt es im Schloßtheater noch eine Kult-Sneak mit einem geheimen Liebesfilm-Klassiker. Das gesamte Programm und Kinokarten bekommen Sie hier. Blumen, kleine Überraschungen und Aktionen gibt’s heute obendrauf.

+++ Für alle, die jemanden für künftige Valentinstage suchen, gibt es heute einige Single-Partys: Die Meme-Instagram-Seite „Münster Dings“ veranstaltet zum Beispiel eine im „Puls“-Club (Infos und Karten gibt es hier). Im „Cuba“ beginnt die Party um 20 Uhr mit einem Cocktail-Dosenwerfen und ab 23 Uhr beginnt auch die Valentinstags-Party im „Heaven„.

+++ Heute ist aber auch Tag der Proteste in Münster: Heute Nachmittag war der globale Klimastreik an der Lambertikirche (RUMS-Brief) und ab 18 Uhr demonstriert eine Tanzdemo auf dem Stubengassenplatz gegen Gewalt an Frauen.

+++ Morgen geht es um 5 vor 12 demo-mäßig weiter: Dann beteiligt sich der CSD-Verein Münster an der bundesweiten Kampagne „Wähl Liebe“, die kurz vor der Bundestagswahl auf dem Schlossplatz ein Zeichen für die queere Gemeinschaft setzen möchte.

+++ Jedes Jahr finden die Regionalwettbewerbe des bundesweiten Musikwettbewerbs „Jugend musiziert“ im Januar und Februar statt. Am Sonntag können Sie ab 11 Uhr die Preisträger:innen des Regionalwettbewerbs im Rathaus-Festsaal im Konzert hören. Freier Eintritt.

+++ Der Sauerländische Gebirgsverein lädt am Sonntag zu einer sieben Kilometer langen Halbtagswanderung von Bahnhof Mecklenbeck bis zum Mövenpick-Hotel ein. Treffpunkt um 12:20 Uhr ist der Bussteig D1. Es geht über Hof Hesselmann und Haus Kump am Aasee entlang. Zwischendurch besteht die Möglichkeit, einzukehren. Anmelden müssen Sie sich telefonisch bei Ruth Langer (0251-93130691 oder 0173-2545100), die Teilnahmegebühr von 5 Euro können Sie direkt in bar mitbringen. Mehr zum Wanderausflug hier.

+++ Wenn Kinder zwischen einem und sechs Jahren ihrer Wut freien Lauf lassen, fragen sich manche Eltern: Ist das „normal“? Oder steckt da vielleicht mehr hinter den Aggressionen? Am Montagabend hält die Entwicklungspsychologin Eva-Maria Schiller einen Vortrag zu dem Thema im Franz-Hitze-Haus. Der Beginn ist um 18:30 Uhr. Mehr dazu hier, anmelden können Sie sich hier. Die Veranstaltung kostet regulär 15 Euro.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!

Herzliche Grüße
Anna Niere

Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn), Annalena Zernott (aze) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth

PS

Haben Sie schon einmal versucht, mit dem Rauchen aufzuhören, es aber einfach nicht geschafft? Elsa, Franka und Lotta haben da noch einen Tipp parat: „Iss doch lieber eine Yogurette“. Die drei Sechstklässlerinnen der Mathilde Anneke Gesamtschule haben einen Anti-Rauchen-Rap geschrieben. 30 Sekunden mit guten Gründen fürs Nichtrauchen. Scheint zu klappen: In den Instagram-Kommentaren schreibt eine Person, mit dem Rauchen aufgehört zu haben. Na, ziehen Sie mit? (ani)

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