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52 Grad im Kreuzviertel | Interview über Kartoffeln und andere Kolonialpflanzen | Unbezahlte Werbung: Kekse wie aus den USA

Guten Tag,
„36 Grad und es wird noch heißer“ – na, haben Sie jetzt einen Ohrwurm? Was die Band „Zweiraumwohnung“ 2007 noch humorvoll besang, ist mittlerweile Realität. Zumindest wären 36 Grad gestern noch halbwegs erfrischend gewesen, denn in der prallen Sonne hat das Thermometer eine Lufttemperatur von 40,7 Grad gemessen. Lange aushalten lässt es sich dort nicht.
Noch heißer sind die Temperaturen auf dem Asphalt. Als der Verein „Grün statt Grau“ gestern in Münster unterwegs war, um die Hitze zu messen, zeigte das Thermometer auf der Kettelerstraße im Kreuzviertel sogar 52 Grad an. Wow!
Ein paar Meter weiter, auf der Promenade, ist es deutlich angenehmer, um genau zu sein: 26 Grad hat „Grün statt Grau“ unter den schattigen Bäumen gemessen. Der Verein setzt sich nicht nur für mehr Stadtgrün ein, sondern auch für Flächenentsiegelung in Münster.
Heute im RUMS-Brief:
- OB-Triell: Termin vormerken und auf Zoom verfolgen
- Update I: Die Partei der Humanisten im RUMS-Check
- Update II: US-Bischof antwortet auf Kritik aus Münster
- Update III: Neue Zahlenspiele in der Abfallwirtschaft
- Fundbüro: Kunst oder Banane?
- Bürgergeld: Arbeit lohnt sich in Münster
- Prozess am Landgericht: Sexueller Missbrauch über Tiktok
- RUMS-Interview: „Die Kartoffel ist eigentlich eine koloniale Pflanze“
- Klima-Update: Wasserstoff und Blühwiesen
- Ein-Satz-Zentrale: Neuer Interessent fürs Hafengrundstück gesucht
- Unbezahlte Werbung: Cookie Couture
- Drinnen und Draußen: Stadtfest und Führung durch Klein Muffi
Helfen soll dabei der bundesweite Wettbewerb „Abpflastern“, den „Grün statt Grau“ in Münster koordiniert. Zusammen mit rund 20 anderen Städten und Gemeinden ringt Münster seit März darum, wer am schnellsten aus grauen Flächen grüne Oasen macht – und damit auch die Wärmeinseln in den Städten reduziert.
Der Zwischenstand: An zwei Stellen im Kreuzviertel wurden bisher nur 68 Pflastersteine entfernt. Läuft in Münster also eher schleppend. Zum Vergleich: In Greven wurden schon mehr als 10.000 Steine abgepflastert, in Emsdetten 8.200 und in Metelen 3.000. Momentan führen die drei Städte im Kreis Steinfurt die Rangliste beim Abpflastern an. Was macht der Kreis anders als die Stadt Münster?
Einfache Antwort: „Man muss es den Menschen möglichst einfach machen“, sagt Carsten Rech vom Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Kreis Steinfurt. In Metelen hat der Kreis zum Beispiel eine Abpflasteraktion gestartet, bei der ein ziemlich großer Schottergarten in eine Blumenwiese umgewandelt wurde (hier die Beweisfotos).
In Emsdetten unterstützt die Stadt das Abpflastern mit ihrer Klimaförderung aus dem kommunalen Haushalt. Pro entsiegeltem Quadratmeter bekommen die Menschen 50 Euro von der Stadt gesponsert. Einen Container für die Pflastersteine und das passende Werkzeug gibt’s gratis dazu. Und am Ende kümmert sich die Stadt auch noch um die Entsorgung. Ein Rundum-Sorglos-Programm.
Der Ansturm war in Emsdetten aber so groß, dass das Budget aus dem Fördertopf mittlerweile aufgebraucht ist, sagt Carsten Rech. Trotzdem blieb noch etwas für die Entsiegelung von Schulhöfen und Gehwegen übrig.
An der Stelle scheint es in Münster noch etwas zu haken. Die Unterstützung für Abpflaster-Willige kommt hier nicht von offizieller Seite, sondern vom privaten Verein „Grün statt Grau“. „Wir helfen zum Beispiel mit Werkzeugen und zeigen, welche Böden und Pflanzen besonders gut für die Biodiversität sind“, sagt Sarah Mittwollen, die sich bei „Grün statt Grau“ engagiert.
Eine besonders große Hürde in Münster ist allerdings die Bürokratie. Denn wer entsiegeln will, muss einen Antrag beim Tiefbauamt stellen. Das dürfen nur die Hausbesitzer:innen, heißt also: Wer zur Miete wohnt, muss sich in Geduld üben. Denn bis der Antrag ausgefüllt, abgeschickt und von der Stadt bearbeitet ist, verstreicht laut Sarah Mittwollen ganz schön viel Zeit.
Ein Blick in die Wahlprogramme der Parteien lässt aber zumindest hoffen, dass in Zukunft mehr Fläche in Münster und vor allem schneller entsiegelt werden könnte. Rund die Hälfte aller Parteien, die in Münster zur Kommunalwahl antreten, haben Entsiegelung als konkretes Ziel formuliert. Andere lassen mit der Forderung nach „mehr Begrünung“ immerhin Sympathien durchscheinen. Denn mehr Begrünung heißt gleichzeitig weniger Asphalt, mehr Schatten und damit auch niedrigere Temperaturen. (ani)
Hybrid-Veranstaltung 08. September 2025, 19:00 Uhr
Der große RUMS-OB-Kandidaten-Check | Was wollen die, die regieren wollen?
„Wir müssen reden“ (#14)
Wer wird neuer Oberbürgermeister für Münster? Darüber entscheiden Sie bei der Kommunalwahl am 14. September. Die besten Chancen haben Georg Lunemann (CDU), Stephan Brinktrine (SPD) und Tilman Fuchs (Grüne). Aber was haben sie vor? Was wollen sie erreichen? Was ist ihnen wichtig? Das werden wir die drei Kandidaten fragen.
Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht, aber wir führen eine Warteliste und es rücken immer wieder Interessent:innen nach. Wenn Sie gern live vor Ort dabei sein möchten, melden Sie sich bitte hier an – vielleicht ergattern Sie ja noch einen Platz.
Falls Sie nicht vor Ort dabei sein können: Wir übertragen die Veranstaltung live per Zoom. Den Zoom-Link finden Sie auf unserer Veranstaltungsseite.
… mit dem RUMS-Parteiencheck
Nachdem wir Ihnen am Montag den RUMS-Parteiencheck zur Ratswahl geschickt haben, hat sich noch die Partei der Humanisten gemeldet. Die Partei tritt erstmals in Münster an und hat uns gestern noch ihre Standpunkte zur Kommunalwahl übermittelt. Die Positionen haben wir ergänzt. Außerdem haben wir einen Fehler korrigiert, auf den wir bei „Bluesky“ aufmerksam gemacht wurden: Wir schrieben, die Grünen wollten die kommunale Wärmeplanung bis 2036 fertig haben. Tja, falsch abgeschrieben. Der Plan soll schon nächstes Jahr stehen (was aber weniger ambitioniert ist, als es klingt. So will es nämlich auch der Gesetzgeber). Ist verbessert. (sfo)
… nach dem Josef-Pieper-Preis
Als der trumpnahe Bischof Robert Barron vor etwa drei Wochen den Josef-Pieper-Preis in Münster entgegennahm, standen etwa 50 Demonstrant:innen vor der Überwasserkirche, um gegen die Preisverleihung zu protestieren. Auch die katholische Fakultät der Uni reagierte irritiert auf die Wahl des Preisträgers (RUMS-Brief). Am Dienstag hat Robert Barron auf die Kritik reagiert. Auf seinem Blog wirft der US-Bischof den Protestierenden mangelnde intellektuelle Kompetenzen vor. Seinen Studierenden würde er künftig abraten, deutsche Theolog:innen zu lesen, sollten auch andere katholische Geistliche in Deutschland so ticken wie seine Kritiker:innen aus Münster. Die Nähe zu Präsident Donald Trump und den Vorwurf der mangelnden Inklusivität weist er zurück. Hier finden Sie das englischsprachige Original des Barron-Textes und hier eine Agenturmeldung über den Blogeintrag. (sfo)
… mit den Abfallwirtschaftsgebühren
Am vergangenen Freitag haben wir Ihnen einen RUMS-Brief über den Streit um die Müllabfuhr geschrieben. Der „Bund der Steuerzahler“ hatte ausgerechnet, dass nirgendwo in Nordrhein-Westfalen die Abfallwirtschaft so teuer sei wie in Münster. Pro Jahr zahle man hier mehr als 685 Euro. Die Abfallwirtschaftsbetriebe antworteten, die Zahlen des Steuerzahlerbundes bildeten nicht die Realität ab, weil der Bund von zu großen Mülltonnen in seiner Berechnung ausgehe. Die Jahresgebühr liege in Wahrheit bei weniger als 280 Euro. Die Westfälischen Nachrichten haben jetzt vom „Bund der Steuerzahler“ noch mal sicherheitshalber alles nachrechnen lassen, diesmal mit den Tonnengrößen, die in Münster üblich sind. Ergebnis: Auch dann ist Münster immer noch die Stadt mit den höchsten Müllgebühren im Jahr. (sfo)
Fundbüro

Ist das schon das erste Skulpturprojekt? Falls Sie jetzt denken: Wie bitte? So eine olle Banane mit Klebeband, das soll Kunst sein? Aber natürlich. Erst im November ging eine mit Panzertape an die Wand geklebte Banane für fast sechs Millionen Euro in einem New Yorker Aktionshaus über die Ladentheke. Ganz hohe Kunst eben. Ob das Pendant aus Münster genauso viel wert ist, wissen wir zwar nicht. Aber ein kleiner Hingucker ist die Banane auf dem Stromkasten auf jeden Fall. Haben auch Sie etwas Faszinierendes in der Stadt gesehen oder etwas, was Fragen aufwirft? Schicken Sie uns gerne ein Foto im Querformat.
+++ Das Bürgergeld hat, gelinde gesagt, nicht den besten Ruf. Um die Grundsicherung ranken sich viele Mythen, die sich oft gar nicht nachweisen lassen. Einer davon: Das Bürgergeld ist in Wahrheit eine soziale Hängematte, weil die Arbeitslosen so viel Geld bekommen, dass sich für sie ein Job nicht mehr lohnt. Eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Studie versucht nun, diesen Aberglauben zu widerlegen. Allein in Münster liegt der Lohnabstand zwischen Bürgergeld und Mindestlohn bei 618 Euro für eine Familie mit zwei Kindern (zugerechnet werden aber noch andere Leistungen wie Kindergeld, Kinderzuschlag oder Wohngeld). Alleinstehende Männer bekommen in Münster 502 Euro mehr, wenn sie in Vollzeit für den Mindestlohn arbeiten gehen. Am meisten profitieren alleinerziehende Mütter: Sie kommen in Münster auf ein Plus in Höhe von 696 Euro (die komplette Auswertung für alle Kreise und kreisfreie Städte sowie die Berechnungsmethode finden Sie hier). Holger Schäfer vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zweifelt die Zahlen im Tagesschau-Interview nicht an. Sagt aber: Damit sich Arbeit wirklich lohnt, müsse der Lohnabstand größer sein. Das IW selbst hat vor zwei Wochen eine Studie herausgebracht, die den Erfolg des Bürgergelds bezweifelt. Ein Kritikpunkt: Viele Menschen, die in Teilzeit arbeiten, müssen zusätzlich Bürgergeld beantragen, um ihren mickrigen Lohn aufzustocken. (sfo)
+++ Vor dem Landgericht Münster wird ein 32-jähriger Mann angeklagt, der junge Mädchen über Tiktok sexuell missbraucht haben soll. Der WDR berichtet heute über den Prozessauftakt. Der Münsteraner soll ein elf Jahre altes Mädchen aus Österreich im Chat dazu aufgefordert haben, sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Eine erwachsene Frau soll er per Videoanruf angewiesen haben, einem zehn- bis zwölfjährigen Mädchen sexuelle Gewalt anzutun. Auf Tiktok war der Mann unter dem Namen „Sadistic Daddy“ angemeldet. Bei einer Hausdurchsuchung konnte die Polizei 3.500 Daten feststellen, die sexuellen Kindesmissbrauch abbilden. Auch dafür muss sich der 32-Jährige aus Münster vor Gericht verantworten. (sfo)

Interview mit Ricarda Holthaus
„Die Kartoffel ist eigentlich eine koloniale Pflanze“
Wie sind Sie auf das Thema gestoßen?
Ricarda Holthaus: Durch ein Seminar in der Uni bin ich auf Kolonialbotanik gestoßen, da dort meine beiden Schwerpunkte Biologie und Geschichte zusammenkommen. Das Seminar behandelte Kolonialgeschichten in Münster – dazu haben wir auch einen Sammelband veröffentlicht. Dabei habe ich festgestellt, dass eine Stadt wie Münster, die nicht unbedingt für ihren Kolonialismus bekannt ist, dennoch viele Spuren aufweist.
Sie haben sich dann auf den Botanischen Garten in Münster fokussiert. Wie viele der Pflanzen im Botanischen Garten stammen aus Kolonien?
Ricarda Holthaus: Ich habe keine genaue Zahl, aber ich würde sagen: viele. Allein die Gewächshäuser zeigen, dass viele Pflanzen aus kolonialisierten Gebieten stammen – wie zum Beispiel die Kakteen aus Mexiko. Oder zum Beispiel das Victoria-Haus hier, das ist auch interessant, da es nach der Victoria-Seerose benannt ist, die nach der britischen Queen Victoria benannt wurde – ursprünglich aber aus Südamerika kommt.
Warum wurden die Pflanzen aus den Kolonien mit nach Europa genommen?
Ricarda Holthaus: Das war von Kolonie zu Kolonie unterschiedlich. Generell kann man sagen, dass mit den ersten Kolonialisten, die 1492 mit Columbus ankamen, bereits Pflanzen gesammelt wurden, um sich zu ernähren oder wirtschaftliche Vorteile zu erlangen. Oft wurden Pflanzen auch versehentlich mitgenommen, zum Beispiel an der Kleidung oder an Tieren. Die europäischen Kolonialisten haben die indigene Bevölkerung nicht als gleichwertig angesehen und sich einfach genommen, was sie wollten, ohne Rücksicht auf die indigenen Namen oder das bereits vorhandene Wissen über die Pflanzen.
Gab es vor Ort Folgen durch den Verlust der Pflanzen?
Ricarda Holthaus: Ja, auf jeden Fall. Man muss das im größeren Zusammenhang sehen: Krankheiten und invasive Arten wurden eingeschleppt, und das Gleichgewicht in der Natur wurde gestört. Dies führte zu einem massiven Rückgang der indigenen Bevölkerung und zu kriegerischen Auseinandersetzungen.
Was hatten die indigenen Völker von der Kolonialisierung?
Ricarda Holthaus: Ziemlich wenig. Man hat keine Rücksicht darauf genommen, welche Pflanzen vielleicht die indigene Bevölkerung braucht und wofür sie die braucht. Das hat eigentlich das gesamte Gleichgewicht durcheinander gebracht. Das wiederum hat dazu geführt, dass große Bevölkerungsteile ausgestorben sind. In kriegerischen Auseinandersetzungen waren die Europäer einfach überlegen. Das ist der große koloniale Kontext von ganz vielen Maßnahmen, die im Endeffekt dafür gesorgt haben, dass indigene Völker sehr dezimiert, ausgebeutet, wenn nicht sogar ganz vernichtet wurden. Es gab vielleicht vereinzelt Handelsmöglichkeiten, aber das war nicht auf Augenhöhe.
Haben Sie jetzt einen anderen Blick auf die Pflanzen im Botanischen Garten?
Ricarda Holthaus: Ja, ich kann nicht mehr einfach durchgehen, ohne auf die Schilder zu schauen. Ich habe ein größeres Bewusstsein dafür, wie Kolonialismus unser Leben beeinflusst hat. Pflanzen wie Kartoffeln, die heute als typisch deutsch gelten, sind eigentlich koloniale Pflanzen. Hier steht zum Beispiel auch ein Ginkgo-Baum im Botanischen Garten – da sind wir gerade dran vorbei gegangen. Ginkgo verbinden durch Goethe auch viele mit deutscher Identität. In Weimar gibt es auch ein Ginkgo-Museum – eigentlich kommt die Pflanze aber aus China.
Was war der größte Nutzen, den sich die Wissenschaft von den Pflanzen erhofft hat?
Ricarda Holthaus: Der Erkenntnisgewinn und das Bedürfnis, die Natur zu systematisieren. Die Botanischen Gärten wurden oft an den medizinischen Fakultäten angesiedelt, um einen Nutzen für die Medizin aus den Pflanzen zu ziehen. Gleichzeitig gab es auch wirtschaftliche Motive, Pflanzen für die Ernährung und als Genussmittel für die Oberschicht nutzbar zu machen. Die Wissenschaftler (damals waren es nur Männer) hatten immer eher dieses Naturverstehen als Antrieb. Die Menschen, die die Wissenschaftler finanziert haben, hatten eher politische und wirtschaftliche Motive.
Wie steht es um die Aufarbeitung der Kolonialbotanik?
Ricarda Holthaus: In der Forschung gibt es bereits Ansätze, aber im deutschsprachigen Raum stehen wir noch ganz am Anfang. Es gibt zwar einige Publikationen, aber es ist noch viel zu tun, um die komplexen Netzwerke und die Herkunft der Pflanzen zu verstehen.
Was braucht es für eine bessere Aufarbeitung?
Ricarda Holthaus: Es ist wichtig, dass wir die Perspektiven der betroffenen Communities einbeziehen und auf Augenhöhe arbeiten. Wir müssen die Abhängigkeitsverhältnisse, die durch den Kolonialismus entstanden sind, kritisch reflektieren. Es ist wichtig, die Nachwirkungen des Kolonialismus bis heute zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen, um Ungerechtigkeiten abzubauen und Sensibilität zu schaffen.
Gibt es eine „geklaute“ Pflanze, die viele Leute zuhause haben?
Ricarda Holthaus: Ja, da gibt es auch unter den Zimmerpflanzen sehr viele mit nicht-europäischen Ursprung – zum Beispiel den Hibiskus. Der kommt, wie der Ginkgo, aus China, ist in Europa aber sehr beliebt.
Ricarda Holthaus, 25, hat an der Uni Münster ihren Bachelor in Geschichte und Biologie gemacht. Heute studiert sie im Master und arbeitet am LWL-Institut für westfälische Geschichte. Im Sammelband „Koloniale Spuren in Münster und im Münsterland“ geht es neben dem Botanischen Garten auch um weitere Orte in Münster, die noch immer von kolonialen Einwirkungen geprägt sind.
+++ Vor fünf Jahren kündigte der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mit viel Tamtam eine Nationale Wasserstoffstrategie an. Ziel sollte es sein, klimafreundlichen Wasserstoff im großen Stil zu produzieren, damit Deutschland seine Klimaschutzziele schafft. Spricht man mit Unternehmen, die Wasserstoff herstellen wollen, bekommt man allerdings viel Frust zu hören. Im April hatten wir zum Beispiel über die gescheiterten Pläne der „Westfalen AG“ für einen Elektrolyseur in Bayern geschrieben (RUMS-Brief). Der Konzern teilte uns damals mit, dass derzeit mehr oder minder alle Wasserstoffprojekte am Markt ruhen. Die Tagesschau hat sich die Misere jetzt noch mal angeschaut. Ergebnis: Die Förderkulisse ist zu kompliziert und finanziell zu knapp bemessen, damit Deutschland eine Vorreiterrolle beim Wasserstoff einnehmen könnte. Eine neue Studie des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt außerdem: Die Verfügbarkeit von Wasser wäre nicht das Problem. Vielmehr hapert’s am Ausbau der Netze, der für Firmen wie „Westfalen“ notwendig wäre. Die ehemalige Atomkraft-Stadt Lingen im Emsland beweist übrigens, wie grüner Wasserstoff als Energie der Zukunft eingesetzt werden könnte. (sfo)
+++ Eigentlich würde heute auf dem Biomarkt ein Stand der Biogärtnerei „Rababa“ auf dem Domplatz stehen. Wegen des Stadtfests fällt der Markt aber aus. Ohnehin hat es der Biohof gerade schwer, denn in den vergangenen Jahren sind die Kosten in der Landwirtschaft so stark gestiegen, dass die Erzeugerpreise die Kosten nicht mehr decken können (mehr dazu in dieser Präsentation). Um die Gärtnerei zu retten, setzt „Rababa“ jetzt auf Blühwiesen, für die Interessierte eine Patenschaft abschließen können. Für die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ist das kein Einzelfall. Viele landwirtschaftliche Betriebe konnten in den vergangenen zehn Jahren nicht genug Gewinn erzielen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren oder in den Betrieb zu investieren, schreibt ein Sprecher. Das Ergebnis ist das vielzitierte Höfesterben in NRW und im Rest des Landes. Fördermittel für notleidende Kleinbetriebe wie etwa die Biogärtnerei „Rababa“ gebe es laut Landwirtschaftskammer nicht. Allerhöchstens könnten Darlehen kurzfristig aushelfen, heißt es. (sfo)

Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Münster darf zwei weitere Jahre den Titel „Fairtrade-Stadt“ tragen und will sich deshalb für mehr fairen Handel einsetzen. (Stadt Münster)
+++ Die Stadtverwaltung hat die ersten Briefwahlunterlagen für die Kommunalwahl am 14. September losgeschickt. (Stadt Münster)
+++ Uni-Rektor Johannes Wessels will sich für eine dritte Amtszeit bewerben. (Westfälische Nachrichten)
+++ Das Münsterland wird 2026 Partnerregion von NRW auf der Grünen Woche in Berlin. (Bezirksregierung Münster)
+++ Auf der Promenade am Hörstertor bauen die Stadtnetze für Leitungsarbeiten gerade eine Umleitung für Radfahrer:innen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Am Hauptbahnhof soll ein neuer Bahnsteig an Gleis 20 entstehen, um künftig Züge aus Sendenhorst aufnehmen zu können. (Antrags- und Beteiligungsportal für Verkehr und Offshore-Vorhaben und Grüne Münster)
+++ Die Stadtwerke suchen neue Interessenten für das ehemalige LVM-Grundstück am Stadthafen. (Stadtwerke Münster)
+++ Ab Montag wird die Hägerstraße in Nienberge wegen Sanierungsarbeiten für mehrere Monate voll gesperrt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Ebenfalls am Montag starten am Hansaring die Arbeiten, um die Parkflächen neu zu ordnen und das Parken auf der Fahrbahn abzuschaffen. (Stadt Münster)
+++ Die Polizei warnt in Münster vor Telefon- und Trickbetrüger:innen. (Polizei Münster und Polizei Münster)
Wenn Sie in der Innenstadt unterwegs sind und Lust auf etwas richtig Süßes haben, das nicht schon wieder ein Eis sein soll, besuchen Sie doch mal Cookie Couture an der Rothenburg. Vor allem Ihre Kinder werden sich über den Besuch sicherlich freuen. Die kleineren und größeren sehr fotogenen Kekse sind außen knusprig und innen weich. Sie werden teilweise direkt aus dem Ofen warm vor Ihren Augen belegt. Einige Cookie-Sorten sind vegan, und der Grad der Süße variiert je nach Geschmacksrichtung. Alle, die es nicht ganz so süß mögen, bestellen Cookies wie den „Citrus Love“.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Katja Angenent hat sich umgeschaut und kann Ihnen diese Veranstaltungen empfehlen:
+++ Morgen fällt der Wochenmarkt aufgrund des Stadtfestes aus. Eine Alternative wird im Mühlenhof angeboten: Dort können Sie von 7 bis 14 Uhr ebenfalls an Marktständen einkaufen. Dazu gibt es Mitmachaktionen für Kinder und Konzerte mit Liedern im Münsterländer Platt. An diesem Tag wird im Freilichtmuseum kein Eintritt erhoben, Sie können aber spenden.
+++ Apropos Stadtfest: Für die Konzerte auf dem Domplatz gibt es noch Karten. Heute Abend legt zum Beispiel der DJ Cyril auf (dessen bekanntester Song auch Helene-Fischer-Fans zum Tanzen bringen dürfte), morgen spielt die Band Meute als Headliner und am Sonntag eine Queen-Cover-Band. Der Eintritt kostet heute und morgen 32,60 Euro, übermorgen nur 17,20 Euro.
+++ Wann haben Sie eigentlich zuletzt eine Stadtführung mitgemacht? Einen besonderen Rundgang gibt’s in Klein Muffi, Münsters einzigem und ehemaligem Arbeiterviertel. Am Sonntag beginnt die Führung ab 14 Uhr an der Herz-Jesu-Kirche an der Wolbecker Straße und kostet 12 Euro. Typisch für Klein Muffi werden die Infos nicht nur auf Hochdeutsch, sondern auch auf Masematte vermittelt.
+++ Alternativ können Sie am Sonntag um 14 Uhr am Rieselfeldhof vorbeischauen. Dort präsentiert die Künstlerin Sandra Silbernagel ihre Steinskulptur „Two Be Open“ und lädt ins offene Atelier. Die Teilnahme an der Eröffnung ist kostenlos, aber wenn Sie wissen, dass Sie kommen werden, freut sich die Künstlerin über eine kurze Nachricht.
+++ Die erste Printausgabe des Magazins „Kaffee und Kippen“ wird morgen um 18 Uhr im Café Wilma feierlich präsentiert. Es gibt Musik, Drinks, Lesungen und eine Ausstellung, zu der auch RUMS-Fotografin Merle Trautwein Bilder beisteuert. Mehr Infos auf Instagram.
Am Dienstag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!
Herzliche Grüße
Anna Niere
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Katja Angenent (kat), Jan Große Nobis (jgn) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Susanne Bauer
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PS
In seiner Kolumne am Sonntag schrieb Michael Jung über die finanzielle Lage am Flughafen Münster/Osnabrück. Dabei lobte er den FMO-Chef Rainer Schwarz, der ab Januar in Rente geht. In Berlin ist Schwarz allerdings nicht ganz so gut im Gedächtnis geblieben wie in Münster. Im „Checkpoint“-Newsletter reagiert der Tagesspiegel etwas verdutzt auf Jungs-Lobeshymne auf das gute Management von Schwarz: „Dann wissen wir ja endlich, wohin wir die Rechnung über 3037 Tage Eröffnungsverschiebung à 1 Mio. schicken können.“ Naja, so war das dann auch nicht gemeint. (ani)
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