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Münster wächst und altert | Wie es weitergeht mit Biolee | Unbezahlte Werbung: Finne am Hafen

Guten Tag,
seit vergangener Woche bekommt man in Münster wieder das Gefühl, die Stadt besteht zum Großteil aus Studierenden. In der Ersti-Woche bestimmten Gruppen junger Menschen mit erhöhtem Alkoholkonsum und fragwürdigen Spielen das Stadtbild. Neben den Produktionswagen für Tatort und Wilsberg-Dreh war rund um den Dom und die Überwasserkirche zwischen den Flunkyball spielenden Erstsemestern nur wenig Platz für das übliche touristische Volk.
Aus den Beobachtungen der vergangenen Tage könnte man schlussfolgern, dass mehr junge als ältere Menschen in Münster leben. Die Zahlen sagen allerdings etwas anderes: Der Altersdurchschnitt liegt bei 42 Jahren, Tendenz steigend. 2050 wird der oder die Durchschnitts-Münsteraner:in 44 Jahre alt sein. Das prognostizieren die gestern veröffentlichten Zahlen der Landesstatistikstelle „IT NRW“.
Die Vorhersage ist deutlich pessimistischer als die Bevölkerungsstatistik der Stadt aus dem vergangenen Jahr. Damals prognostizierte die Stadt, Münster werde schon im Jahr 2033 ungefähr 333.000 Einwohner:innen haben. Die Landesstatistik rechnet mit 315.000, aktuell sind wir etwas mehr als 308.000.
Heute im RUMS-Brief:
- Neuer Lebensmittel-Lieferdienst kommt nach Münster
- Falafelladen bangt um Zukunft
- Giftige Pilze auf Handorfer Spielplätzen
- IHK will Gewerbesteuer an den Kragen
- Rettet das neue Urteil den Biohof Biolee?
- Klima-Update: Gebietsfremde Tierarten in der Region
- Ein-Satz-Zentrale: Die meisten Viertklässler:innen wechseln aufs Gymnasium
- Unbezahlte Werbung: Finne Brauerei am Hafen
- Drinnen und Draußen: Klimaschutz und Astronomie für alle
Generell hat „IT NRW“ die erwartete Bevölkerungsentwicklung deutlich nach unten korrigiert. Zuletzt ergab der Zensus, dass Münster 2022 nur 304.000 Einwohner:innen hatte und nicht, wie bis dato gedacht, 319.000 (RUMS-Brief).
Keine andere Gruppe sollte laut Stadt-Prognose so stark anwachsen wie die Generation 65 plus (RUMS-Kolumne von Michael Jung über die ruhige und gediegene Boomer-Boomtown Münster). Die Landesdatenbank sieht Münsters Bevölkerung schneller altern als andere Kreise und Städte in Nordrhein-Westfalen. Aber keine Sorge: In Paderborn oder Borken scheint der Alters-Turbo zu zünden. Dort sollen die Bürger:innen 2050 durchschnittlich schon mehr als drei Jahre älter sein als noch 2023.
Da scheinen wir den 4.000 Erstis, die in diesem Wintersemester neu dazugekommen sind, wohl etwas zu verdanken: Sie werden 2050 vermutlich genau in den Altersdurchschnitt von Münster passen. (ani/sfo)
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+++ Nachdem sich die Expresslieferdienste „Gorillas“ und „Getir“ schon vom deutschen Markt verabschiedet haben, versucht ab morgen das Start-up „Flink“ sein Glück in Münster: „Flink“ ist eine App, mit der man den Wocheneinkauf bestellen und per Fahrradkurier liefern lassen kann – achten Sie mal auf die pinken Fahrer:innen, die morgen auf der Straße unterwegs sein werden. Laut Pressemitteilung erreicht „Flink“ bereits 15 Millionen Haushalte in einhundert deutschen Städten. In Münster sollen nun 180.000 potenzielle Kund:innen dazukommen, verteilt auf sieben Stadtteile, in denen der Bringdienst möglich sein wird. Ob sich „Flink“ dauerhaft etablieren kann oder der Abstecher nach Münster wie bei den Ex-Konkurrenten ein kurzes Intermezzo sein wird, ist fraglich. Der Wirtschaftswissenschaftler Frédéric Thiesse von der Uni Würzburg glaubt etwa, dass „Flink“ in spätestens fünf Jahren verschwinden wird, da das Start-up trotz eines Marktanteils von stattlichen 80 Prozent immer noch rote Zahlen schreibt. In Münster ist „Deutschlands schnellster Supermarkt-Lieferdienst“ jedenfalls etwas spät dran: Hier kann man schließlich schon bei „Picnic“, „Rewe“, der „Flaschenpost“ oder – etwas sympathischer – bei diversen Bauernhöfen Lebensmittel bestellen. (sfo)
+++ Der vielleicht kleinste Imbiss der Stadt kämpft gerade um sein Überleben: Erst im Sommer hatte Muhammad Jned den Falafelladen „Adler Asmar“ an der Wolbecker Straße 10 eröffnet, den Katja Angenent seinerzeit getestet und für gut befunden hatte (unbezahlte Werbung). Vor ein paar Wochen hat Jned eine Online-Petition gestartet, um sein Geschäft zu retten, weil es offenbar Ärger mit dem Bauordnungsamt gibt. Konkret: Die Ladenfläche ist nicht für einen gastronomischen Betrieb zugelassen, wie die Westfälischen Nachrichten berichten. Das habe das Amt Jned auch per Post mitgeteilt, allerdings habe er schlicht vergessen, den Brief zu öffnen. Jned habe sich nun rechtliche Unterstützung geholt und Klage vor dem Verwaltungsgericht eingereicht. Außerdem will er einen Bauantrag stellen, um die Flächennutzung von der Stadt genehmigen zu lassen. (sfo)
+++ Die Stadt hat in Handorf drei Spielplätze gesperrt, nachdem ein anderthalb Jahre alter Junge vergangene Woche fast einen giftigen Knollenblätterpilz verschluckt hätte. Die Mutter konnte noch rechtzeitig reagieren, als ihr Sohn den Pilz in den Mund steckte. Nach dem Vorfall verbrachten Mutter und Kind drei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus. Wie der WDR berichtete, blieb der Junge aber zum Glück unverletzt. Knollenblätterpilze sind extrem giftig und breiteten sich auf den Spielplätzen in Handorf aus. Die Stadt sucht die Spielplätze jetzt nach den Giftpilzen ab und beseitigt die Gefahrenquellen. Auch soll der Sand ausgetauscht werden. Da durch das feuchte Herbstwetter Pilze besonders schnell wachsen, bittet die Stadt um Aufmerksamkeit und Vorsicht. (sfo)
+++ Wann geht’s in Münster an die Gewerbesteuer? Wenn es nach der IHK Nordwestfalen geht, am besten gar nicht. Der Wirtschaftsverband drängt in einer Pressemitteilung auf Zurückhaltung bei der Gewerbesteuer. Zuletzt haben sieben Kommunen in der Emscher-Lippe-Region und dem Münsterland den Hebesatz erhöht. Münster hat die Gewerbesteuer in den vergangenen 14 Jahren nicht einmal angerührt (RUMS-Brief). „Bevor die Kommunen die Unternehmen zusätzlich belasten, müssen alle anderen Möglichkeiten zur Stabilisierung der Haushalte ausgeschöpft sein“, sagt IHK-Vizepräsident Bernd Eßer. Viele Firmen hätten mit der Konjunkturflaute zu kämpfen, die Zahl der Insolvenzen habe einen Höchststand erreicht. Wie es in Münster weitergeht, wissen wir Ende des Jahres: Sobald das neue (oder neue-alte) Ratsbündnis steht, geht es direkt weiter mit den Haushaltsberatungen. Die Kämmerin Christine Zeller hat bereits einen harten Sparkurs angekündigt, weil die Stadtfinanzen ganz schön mau aussehen (RUMS-Brief). (sfo)

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Beitrag von Svenja Stühmeier am 14.10.2025
Neuland beackern

Eigentlich sollte der Biohof Biolee neben dem Gemüseanbau auch zum Bildungsort werden. Doch lange mussten die Landwirte um ihr Land bangen. Das hätten sie durch einen Rechtsstreit fast verloren. Ein neues Urteil gibt jetzt jedoch Hoffnung. Svenja Stühmeier hat sich das für uns genauer angeschaut.
Beitrag lesen+++ 155.000 Beobachtungen in einem Jahr – das ist die Bilanz der Aktion „Aliens unter uns“, die das LWL-Museum für Naturkunde in Münster gestartet hat. Gesucht wurden keine Marsmenschen, sondern Tiere, die eigentlich nicht hierher gehören. Über eine App haben Naturfans in ganz Deutschland diese gebietsfremden Arten gemeldet: vom Amerikanischen Nandu bis zur Rhododendron-Zikade. Die Daten zeigen, wie sich fremde Arten hier ausbreiten und was das für heimische Tiere und Pflanzen bedeutet. „So können wir Veränderungen in Echtzeit beobachten und besser verstehen, welche Folgen das für den Naturschutz hat“, wird Viktor Hartung, Wissenschaftler am LWL-Museum, in der Pressemitteilung zitiert. Den Rekord mit 117 fotografierten Tieren hat übrigens die Osnabrückerin Irina Würtele aufgestellt. Auch im kommenden Jahr soll es weitere sogenannte Citizen Science-Projekte geben, so der LWL. (ani)
+++ Ab Sonntag wird der Schlossplatz gesperrt, weil der Herbstsend aufgebaut wird. (Stadt Münster)
+++ Mehr als die Hälfte der Viertklässler:innen wechseln in Münster aufs Gymnasium, während sich kaum noch Eltern entscheiden, ihr Kind auf eine Hauptschule zu schicken. (IT NRW)
+++ Ein neues Pilotprojekt soll Gewerbeflächen an der Siemensstraße klimafreundlicher machen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Straße Am Mittelhafen wird ab nächsten Dienstag für zwei Monate gesperrt, weil dort neue Leitungen verlegt werden. (Stadt Münster)
+++ Der Bau des Bürohochhauses am Dreieckshafen wird teurer als gedacht. (Westfälische Nachrichten)
+++ Ihre Mülltonnen könnten in den nächsten Tagen voll bleiben, weil gerade jede Menge Mitarbeiter:innen der Abfallwirtschaftsbetriebe krank sind (Stadt Münster, und gute Besserung!)
+++ Die Schlosser:innen haben in Münster (und anderen Städten im Umkreis) gestern und heute gestreikt. (WDR)
+++ Fast 2.600 Katholik:innen aus dem Bistum Münster sind am Sonntag nach Rom gefahren zum Pilgern. (Bistum Münster)
+++ Am Montag startet eine sechswöchige Veranstaltungsreihe des Beirats für kommunale Entwicklungszusammenarbeit zum Thema Menschenrechte mit Filmen, Vorträgen und Aktionen. (Stadt Münster)
+++ An der Uni startet am Montag eine öffentliche Vorlesungsreihe über soziale Ungleichheit mit wöchentlichen Beiträgen aus verschiedenen Fachrichtungen. (Uni Münster)
Ab morgen gibt’s Craft-Bier auch am Mittelhafen: Direkt neben der Hafenkäserei öffnet der zweite Standort der Finne-Brauerei. Von mittwochs bis sonntags können Sie verschiedene Bio-Biere aus Münster testen und das sogar mit Blick auf den Hafen, jeweils ab 12 Uhr bis spätabends. Unter der Woche ist zwischen 14:30 und 17 Uhr Mittagspause. Sonst bietet die neue Hafenbrauerei Führungen, Räume für Party und einen Kiosk an, der Bier zum Mitnehmen anbietet.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Katja Angenent hat sich heute umgehört und kann Ihnen ein paar schöne Veranstaltungen empfehlen:
+++ Sind Sie der spontane Typ und haben heute noch nichts vor? Dann kommen Sie doch um 20 Uhr zur Halle Münsterland. Die Klima-Aktivistin Luisa Neubauer stellt dort ihr neues Buch „Was wäre, wenn wir mutig sind?“ vor und spricht darüber, woran wirksamer Klimaschutz zurzeit scheitert und wie es besser gehen könnte. Eine Karte kostet knapp 30 Euro.
+++ Wenn Sie’s heute doch nicht schaffen, kommen Sie morgen ins SpecOps. Dann liest Sara Fromm aus Ihrem Buch „Zuversicht jetzt“. Darin geht es auch um Klimaschutz und die große Frage, wie wir den Krisen der Welt mutig begegnen können. Los geht es um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.
+++ In der Stadtbücherei Münster wird aktuell die Wanderausstellung „Frauen im geteilten Deutschland“ über Frauenbilder, Frauenrollen und frauenpolitische Erfolge in Ost und West gezeigt. Am Donnerstag finden gleich zwei ausstellungsbegleitende Programmpunkte statt: Um 18:30 Uhr gibt es eine Führung durch die Ausstellung und im Anschluss, um 19:30 Uhr, wird aus der Anthologie „Wie wir wurden, wer wir sind“ über Ost- und West-Frauen zwischen politischen Systemen, Emanzipation und persönlichen Erfahrungen gelesen. Freier Eintritt!
+++ Astronomie ist wahnsinnig interessant, aber auch super kompliziert, oder? Wenn Sie nicht zufällig Physik studiert haben, kommen Sie doch mal zum Astroseminar der Uni. Am Freitag und Samstag stellen Fachleute ihre Forschungsfelder vor und bringen Ihnen das kleine Einmaleins der Astronomie bei. Für Kinder und Schüler:innen gibt es ein tolles Mitmachprogramm. Freier Eintritt, Kaffee und Kleinigkeiten gibt’s auch.
Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!
Herzliche Grüße
Anna Niere
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Svenja Stühmeier (sst), Katja Angenent (kat), Jan Große Nobis (jgn) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Wenn Sie ein Bier oder sonstiges Getränk, das durch einen Kronkorken gesichert wird, trinken, dann halten Sie ganz nebenbei auch einen recht wertvollen Rohstoff in der Hand: Weißblech. Zugegeben, die Menge ist sehr gering. Trotzdem ist es wichtig, den Stoff fachgerecht zu entsorgen, damit er recycelt werden kann. Damit ist nicht der Restmüll gemeint, sondern der Wertstoffhof. Ich muss gestehen, dass ich bisher nicht darauf geachtet habe und den Kronkorken meist einfach weggeschmissen habe. Damit Sie und ich uns bessern, gibt’s gleich einen praktischen Tipp: Sammeln Sie Ihre Kronkorken und geben Sie sie beim Metallrecyclinghof von Remondis in Münsters Süden ab. Das geht montags bis freitags von 7 bis 16 Uhr. Die Initiatorin von „Kronkorken.Münster“ spendet den Ertrag an soziale Projekte. Weitere Infos finden Sie auf dem Instagram-Kanal. Für ein Kilogramm Kronkorken gibt’s meist rund 10 bis 15 Cent. Je mehr, desto besser! (ani)
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